Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Patrick Salmens Gedichte sind keine Geheimwissenschaft, keine abstrakt-ästhetischen Sprachexperimente hinter ewig verschlossenen Labortüren, sondern poetische Screenshots eines Lebens, dem allemal genug Zauber und Zaudern innewohnt, um seiner Verse würdig zu sein. Salmen hat sich in seiner Sprache eingerichtet. Hier entfalten sich leise auch die profansten Alltäglichkeiten in eingängiger Schönheit. Diese Gedichte hocken, unwiderstehlich sanft und traurig, an Haltestellen im Niemandsland und warten weißweintrinkend und rauchend auf den Bus. (Ken Yamamoto)
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 36
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Patrick Salmen
Erste Auflage 2017
Alle Rechte vorbehalten
Copyright 2017 by
Lektora GmbH
Karlstraße 56
33098 Paderborn
Tel.: 05251 6886809
Fax: 05251 6886815
www.lektora.de
Covermotiv: www.pexels.com
Covermontage: Olivier Kleine, olivierkleine.de
Lektorat: Lektora GmbH
Layout Inhalt: Lektora GmbH, Denise Bretz
eISBN: 978-3-95461-115-7
Bei den Gedichten auf den Seiten 72–90 handelt es sich um neue Fassungen von Gedichten, die bereits erschienen sind in »Distanzen« (2011) und »Das bisschen Schönheit werden wir nicht mehr los« (2013).
Prolog
Gegen/Licht
Winterlied
Sie schweigen bei Tisch
Kopf < Welt
Zwischenraum
In dir eine Stadt
Niemals fort
Das goldene Haus
Kopfhörer
Ich möchte dir sagen
Mein Herz ist eine Formel
Der Zirkus ist in der Stadt
Reste von Zweifeln
Kein Ort
Wir
Dieser Kopf steht dir prächtig
Der gute Noah
Unschärfe
Gedanken an Beständigkeit
Der glücklichste Mensch
Der Besucher
Niemand mehr
Warten
Der sanfte König
Wenn Herr Karakas singt
Wir fehlen doch nicht
Was übrig blieb
Betrachtung eines Traktors
Zwei weitere Winter
Taumel
Und wir rauchen am Fenster
Zur schönen Aussicht
Vielmehr ein Leben
Aufstand der Introvertierten
Inventur
Verschiebung
Pirahã
Das Gegenteil von Addition
Beton
Kreuz Acht
Der Mann ohne Glauben
Filter
Jemals jemand
Abspann
Der Fortbestand einer Liebe zu Ehren der Waschmaschine
Mutmaßliche Aussichten von Einsamkeit
Hyazinthen und Zinnsoldaten
Salz und Rauch
8 mm
Feldweg
Staub
Septemberabend
Obscura
Obscura II
3’15
Crown Cap Lullaby
Am Kottbuser Tor
Mattschwarz
Wir werden niemals auseinandergehen
Irgendwo dazwischen
Netzhautflimmern
Über den Autor
Für Henri
»Diese Tage sind aus Schmirgelpapier, der Herbst hat es mir erzählt, als er an einem Sonntagnachmittag durch die geöffneten Fenster auf die Dielen fiel.
Diese Tage sind ein Riesenrad aus Stacheldraht, ein mutiges Wehren und ein leises Lachen, ein Regen und ein Schaudern, ein guter Moment, um still zu sein.«
(Der Winter in deinem Gesicht, Kathrin Weßling)
Als die Lage der Welt ihn mehr und mehr betrübte, er sie gar für vollkommen schief und entrückt hielt, da fasste Herr Winter einen Entschluss. Er schloss die Türe, machte die Fenster und Vorhänge zu und schaltete das kleine Nachtlicht an. Von diesem Tag an blieb er in seiner Wohnung. Er ließ Fernsehen und Radio aus, und auch die Zeitung verfolgte er nicht mehr. Und immer wenn ihn die Einsamkeit plagte, schrieb er auf ein Blatt Papier: »Die Welt ist schön. Ich bin ein glücklicher Mann.«
Als seine Söhne nach Wochen die Aufzeichnungen fanden, vermuteten sie, so glücklich sei wohl noch niemand zugrunde gegangen. Eine seltsame Geschichte.
Meine Sprache ist Gegenlicht
Der Furnierholzgeruch neuer Möbel
Meine Sprache ist eine wunderschöne Traurigkeit
Ein leerer Raum ohne Bilder, ein sattes Blau
Meine Sprache ist das kurze Einatmen
Zwischen den Sätzen
Meine Sprache ist ein Ort
Eine Haltestelle im Niemandsland
Wo der Bus nur einmal täglich anhält
Wo keine Zigarettenstummel auf dem Bürgersteig liegen
Wo nichts ist außer Feld und unendlicher Weite
Meine Sprache strahlt gegen Licht
Ein Gedicht
Anstatt Hyazinthen
Drum pflanz es ein in Erde
Ein Tontopf genügt, etwas Wasser
Ein kleiner Platz auf dem Tisch, kaum Licht
Alles schweigt
Da ist ein Winter in mir
Schneebedeckt meine Sprache
Dämmrig die Stadt, Schritte gedämpft
Den Lärm der Zeit vereitelnd, wundersam leise
Ein Gedicht
Anstatt eines Kopfes
Da sind noch Lieder zu singen
Jenseits des Alles-ist-grau-die-Stadt-
Der-Himmel-und-mein-kleines-Fensterbrett
Irgendwann sind die Worte fortgeblieben
Betretene Stille, den Blick
Auf das Glas gewandt
Da sitzen sie
Im Vor- oder Nebeneinander
Seitlich, schräg, abgewandt
Erzählen sie Bände
Womöglich
Sprechen sie viel
Doch schweigen bei Tisch
[Der Kellner nickt stumm
Und findet dies nicht weiter sonderbar]
Denn Schweigen, so sagt er
Sei auch eine Kunst
Die leise Form einer Gewissheit
Um ein Wir
Manchmal
Zieht das Gesagte
Als flüchtige Landschaft
Ganz unberührt an mir vorbei
Manchmal
Schlafe ich in eurer Sprache
Dann sind eure Augen verschlossene Fenster
Eure nimmermüden Münder Betten
Auf denen ich ruhen will
Manchmal
Stehe ich inmitten von Menschen
Doch fühle mich
An keinem Ort der Welt
Mehr allein
Hier fehlt vielleicht
Nur ein Wort
ein Blick
ein stummes Zugeständnis
Im stetigen Hoffen
Auf den Fortgang des Vagen
Das Erahnen-Müssen von Ungesagtem
Wir klammern uns an diesen Ort
Und alles was bleibt
Entspricht einer Form von
Selbstgefälligkeit
Wir haben uns eingerichtet in diesem Zwischenraum
Die Dielen geschliffen, die Wände gestrichen
Da sind zwei Deckenlampen, Gardinen
Hyazinthen auf dem Fensterbrett