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Leilani Engel

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Beschreibung

„Ein kleiner Junge geht am Strand entlang. Überall liegen gestrandete Seesterne, die am Strand vertrocknen. Tausende. Der kleine Junge hebt einen auf und wirft ihn zurück ins Meer. Dann hebt er einen weiteren Seestern auf und schleudert ihn weit ins Meer. Und noch einen. Und noch einen...

Ein Mann beobachtet den Jungen eine Weile, dann geht er zu ihm und sagt: „Warum tust du das? Es ist doch völig sinnlos, es sind viel zu viele, du kannst sie unmöglich alle wieder ins Meer werfen und sie werden vertrocknen...“

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Leilani Engel

Zwischen Liebe und Angst

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Zwischen Liebe und Angst

„Es ist, wie es ist!“, flüstert die Stimme in meinem Innern. „Die Welt ist, wie sie ist und Du kannst sie nicht ändern!“, hallt es in meinem Kopf wider. „Aber ich würde so gerne.“, antworte ich. „Die Welt ist grausam. Menschen sind kalt und zerstören einander, statt sich zu helfen. Ich will nicht hinnehmen, das das so ist!“

„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt so ist, wie sie ist... Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt...“, zitiert die Stimme eine Liedpassage von den Ärzten.

 

„Aber kann ich wirklich etwas bewirken? Etwas zum Guten verändern? Ich bin doch bloß ein Mensch unter millionen. Wer hört schon auf eine junge Frau ohne Abitur oder Studium? Ich bin doch bloß durch die Hölle gegangen und habe aus meinen eigenen Erfahrungen lernen müssen. Ich hätte diesen Weg nicht einmal freiwillig gewählt und gerne darauf verzichtet. Ich wäre gerne „normal“. Würde einfach leben, wie andere Menschen. Schlafen, aufstehen, arbeiten, vielleicht eine kleine Familie haben.

Stattdessen befinde ich mich ständig am Abgrund. Dem Tod sehr Nahe. Und spüre täglich. Wie sinnlos, wie bedeutungslos alles werden kann wenn man bedenkt, dass so schnell alles vorbei sein könnte. Worauf kommt es an im Leben? Zu funktionieren? Job, Freunde, Hobbies, Familie haben, Geld verdienen, im Luxus leben? Wozu? Was habe ich am Ende davon? Wenn ich sterbe, bin ich alleine. Ich sterbe alleine. Ich kann nichts und niemanden behalten und mitnehmen.

 

Mir kommt eine kleine Geschichte in den Sinn. Eine Metapher dafür, was ich tun kann...

„Ein kleiner Junge geht am Strand entlang. Überall liegen gestrandete Seesterne, die am Strand vertrocknen. Tausdende. Der kleine Junge hebt einen auf und wirft ihn zurück ins Meer. Dann hebt er einen weiteren Seestern auf und schleudert ihn weit ins Meer. Und noch einen. Und noch einen...

Ein Mann beobachtet den Jungen eine Weile, dann geht er zu ihm und sagt: „Warum tust du das? Es ist doch völig sinnlos, es sind viel zu viele, du kannst sie unmöglich alle wieder ins Meer werfen und sie werden vertrocknen...“

Der kleine Junge denkt einen Moment nach. Dann hebt er einen weiteren Seestern auf und sagt zu dem Mann: „Aber für diesen Seestern macht es einen Unterschied!“ Und mit einem Lachen befördert er ihn zurück ins Meer. Freudig hüpft er davon um noch einige weitere Seesterne zu retten.“

 

Ich kann vielleicht nicht die ganze Welt verändern, aber vielleicht schaffe ich es die Welt einiger Menschen zu ändern. Will ich der Mann sein, der in Anbetracht der unendlich vielen gestrandeten Seesternen resigniert und aufgibt? Der die Sinnlosigkeit im Anbetracht der Masse erkennt.

Oder will ich der kleine Junge sein, der einem Seestern nach dem anderen das Leben rettet, indem er sie zurück ins Meer befördert. Der nicht die Masse sieht, sondern den einzelnen Seestern und für viele einen Unterschied macht. Der voller Liebe und Hoffnung und Geduld und Ausdauer ist. Fröhlich durch die Gegend springt und Seesterne rettet.

Oder doch der Mann, der von der Angst getrieben wird? Der Angst hat zu versagen. Angst, nichts ändern zu können. Der aus Angst nichts bewirken zu können, nicht alle Seesterne retten zu können, aufgibt und resigniert...

 

Letzten Endes gibt es nur die beiden Varianten. Kämpfen oder aufgeben. Im Kleinen helfen oder im Großen resignieren. Ich kann mich für den Weg der Liebe oder den Weg der Angst entscheiden.

 

Die Wahrheit ist, ich bin mal der kleine Junge und dann der Mann. Ich kämpfe und falle hin. Stehe auf, kämpfe weiter um wieder hinzufallen und erneut aufzustehen.

Mal ergibt das Leben einen Sinn. Ich habe das Gefühl etwas bewirken zu können. Etwas verändern zu können. Wenn es auch nicht die Welt ist, sondern nur das Leben ein paar weniger Menschen, denen ich versuche zu helfen.

Und am nächsten Tag falle ich in tiefe Depressionen. Alles wird dunkel, bedeutungslos und hat keinen Sinn mehr. Ich bleibe im Bett und ziehe die Decke über den Kopf. Ich will nicht leben. Nicht denken oder fühlen müssen. Den Schmerz, das Leid weder sehen, noch erleben müssen. Ich will aufgeben und bleibe liegen. Fliehe in die Leere der Depression. Fliehe in den Schlaf, damit ich nicht wach sein und denken oder fühlen muss. Es wird alles eine unerträgliche Qual. Eine Last, die ich nicht mehr tragen kann, weil ich keine Kraft mehr habe.