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Regionalität als Wettbewerbsvorteil - Mit lokalen Angeboten in eine nachhaltige digitale ZukunftZahlreiche Geschäftsmodelle werden in den kommenden Jahren nicht mehr ertragreich sein. Globale Angebote disruptieren regionale Offerten. Gleichzeitig werden Kundenbedürfnisse anspruchsvoller und komplexer. Regionale Ökosysteme bedienen beides. Sie sind die nächste evolutionäre Stufe der Wirtschaft und prägen mit kollaborativen Geschäftsmodellen die Zukunft. Mit zukunftsweisenden Ökosystemen werden Regionen die Chance haben, sich im Wettbewerb um Bürger, Kunden, Unternehmen und lokale Wertschöpfung zu positionieren und mit neuen Leistungen und Angeboten zu emanzipieren. Regionale Unternehmen spielen für diesen Prozess vor Ort eine zentrale Rolle. Zugleich hängt ihre eigene Zukunftsfähigkeit davon ab, wie sie sich innerhalb des neu entstehenden digitalisierten regionalen Ökosystems positionieren. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie regionale digitale Ökosysteme andenken, validieren und eine informierte Entscheidung für ein solches Projekt fällen können.
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Seitenzahl: 73
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Carl Naughton, Corinna Pommerening
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Buchausgabe: 978-3-96739-136-7
eISBN 978-3-96740-284-1
Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg
Umschlagkonzept: Buddelschiff, Stuttgart – www.Buddelschiff.de
Lektorat: Silke Martin, Kriftel
Autorenfoto Carl Naughton: Kristina Mehlem
Autorenfoto Corinna Pommerening: Dennis Daletzki
Satz: Zerosoft, Timisoara (Rumänien)
© 2023 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
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In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.
Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen
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Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.
Vorwort
1. Treiber und Verstärker regionaler digitaler Ökosysteme
Gesellschaftliche und geopolitische Verstärker
Megatrend Neo-Ökologie
Megatrend Mobilität
Megatrend Konnektivität
Megatrend Silver Society
Megatrend Individualismus
2. Beyond Banking: Wie Banken und Sparkassen zur digitalen Heimat werden
Das Ende des klassischen Allfinanzdienstleisters
Heimat als Wertschöpfungsmodell
Rollen und Aufgaben im regionalen Ökosystem
Leadership als Enabler im regionalen Ökosystem
Die fünf Stufen zur Entwicklung eines RDÖ
3. Die 3 Kernentwicklungsfelder für den Auf- und Ausbau von RDÖs
Andere Unternehmen, gleiche Herausforderungen
Sichtbarkeit & Außenkommunikation
Pioniergeist
Transformation
4. Regionale digitale Ökosysteme in der Praxis
Neue Wege für die Initiierung und Entwicklung von RDÖs
Scoping von Regionalressourcen und Regionalspezifika
Stolperfallen und Erfolgsfaktoren
Best und Next Practices
Fast Reader
Die Autoren
Weiterführende Literatur
Der Begriff „Business Ecosystem“ wurde erstmals 1993 von James F. Moore in einem Artikel für die Harvard Business Review eingeführt. Inzwischen funktioniert Erfolg in der Geschäftswelt nur noch innerhalb eines starken wirtschaftlichen Ökosystems. Das schafft ein Umfeld, in dem jedes Mitglied die Möglichkeit hat, nicht nur erfolgreich zu sein, sondern auch gemeinsam zu wachsen. Regional verwurzelte Player sind dann in einer überlegenen Position, wenn sie ihre Ressourcen mit Unternehmen kombinieren, die ähnliche Ziele und Werte verfolgen, aber mit anderen Geschäftsmodellen arbeiten. Über solche Partnerschaften können Ressourcen gemeinsam genutzt werden und kommen damit allen Beteiligten zugute.
In diesem Buch skizzieren wir den Trend zur Entwicklung regionaler digitaler Kollaborationen. Es verdichtet den aktuellen Kenntnisstand über digitale regionale Ökosysteme (RDÖs) und bietet jede Menge an Praxisbeispielen, die den Nutzen für alle an einem solchen System Beteiligten sichtbar und nachvollziehbar machen.
Mit unserem Unternehmen „Ecosystems 4 business“ unterstützen wir den Aufbau solcher Systeme. Unsere Kernaufgabe: Unternehmen und Organisationen zu verbinden, mit ihnen RDÖs zu entwickeln und bei Bedarf zu skalieren. Dabei kommunizieren wir stets klar, dass ein solcher Verbund viel mehr braucht als die Summe seiner Teile. Er muss echten Mehrwert liefern, den die Teilnehmer eines solchen RDÖs gemeinsam definieren, schärfen und permanent in seiner Relevanz anpassen. Die Arbeit mit unseren Nachwuchskräfte-Formaten zeigt dabei ganz deutlich: RDÖs sind Chefsache, aber nicht nur. Der Wandel wird von Jungen und Erfahrenen gleichermaßen getrieben. Wir berichten aus der Praxis, um ein Verständnis dafür zu schaffen, wie ein regionales digitales Ökosystem aufgebaut ist, auf Basis welcher Megatrends es eine langfristige Zukunftsperspektive anbietet, wie Ökosysteme gestaltet werden können, welche Rolle Banken dabei einnehmen und schließlich, welche Innovations- und Transformationsebenen dabei zu berücksichtigen sind.
Viel Heimat wünschen Ihnen
Carl Naughton & Corinna Pommerening
Regionale Ökosysteme entstehen auf Basis von Bedürfnissen der Bürger. Diese Bedürfnisse resultieren auch daraus, wie sich Dinge entwickeln. Trends beeinflussen hier wesentlich. In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit relevanten Megatrends, die als Treiber regionaler Ökosysteme zu erkennen sind, und mit aktuellen gesellschaftlichen und geopolitischen Verstärkern.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, auf welch fragilen Gerüsten die Wertschöpfungsprozesse der Globalisierung stehen. Diese Fragilität wird durch die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs verstärkt sichtbar. Daraus ergibt sich die Logik, dass wirtschaftliche Resilienz zukünftig vor Ort in den Regionen gestärkt werden muss, um Abhängigkeiten durch eigene Stabilität im regionalen Wirtschaftskosmos zumindest ausgleichen zu können.
In der jüngeren Vergangenheit sind drei Entwicklungen in den Vordergrund gerückt, die deutlich machen, warum Regionen gerade jetzt eine progressive Rolle einnehmen sollten:
Klimatische Veränderungen
(Post-)Corona-Pandemie
Russland-Ukraine-Krieg
Der Begriff Nachhaltigkeit bestimmt unsere Zeit. Die aktuellen Sachstandsberichte des Weltklimarates (IPCC) zeigen unerbittlich, dass die selbst verursachte Klimakrise längst in der Gegenwart angekommen ist. Menschen und Ökosysteme spüren ihre Auswirkungen deutlich. Jüngste Ereignisse wie die Ahrtal-Flut oder Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Stürme in ganz Deutschland sprechen eine deutliche Sprache. Nachhaltigkeit muss also als Prinzip verstanden werden, als ein Gleichgewicht, in dem sich Konsum und kompensatorisches, regeneratives Wachstum mehr oder weniger die Waage halten. Wenn wir speziell von der Situation der Menschheit auf unserer endlichen Erde sprechen, ist das Prinzip der Nachhaltigkeit dann gegeben, wenn die Lebensbedingungen der Menschen hier langfristig aufrechterhalten werden können. Wir brauchen ein stabiles, aber keineswegs starres Gleichgewicht, in dem das (offene) System Erde in einem für Natur und Menschen lebensfähigen Zustand bleibt. Dieses Gleichgewicht ist aktuell aus der Balance und wir müssen nachhaltig gegensteuern. Denn ohne mehr Nachhaltigkeit wird die Welt für uns Menschen früher oder später zusammenbrechen.
Unsere Gesellschaft verinnerlicht dieses Prinzip mit einer hohen Dynamik. Ressourceneffizientes und nachhaltiges Wirtschaften lautet die Antwort auf die neu entstehenden Konsummuster, die Regionalität als Nachhaltigkeitsprinzip miteinbeziehen. Diese neue Art des Wirtschaftens bietet die Möglichkeit, gerade auf regionaler Ebene das Prinzip der Nachhaltigkeit verstärkt zu leben. Denn regionale Wertschöpfungsketten, wie die im Bereich von Lebensmitteln, Mobilität und vor allem Energie, können einen hohen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten und mit neuen Geschäftsfeldern die Resilienz stärken. Die Befriedigung von (Grund-)Bedürfnissen der Region aus der Region heraus schont die Ressourcen – zukünftig ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Als zweiter Verstärker ist die (Post-)Corona-Pandemie zu nennen. Sie hat die Labilität komplexer globaler Wertschöpfungsketten verdeutlicht. Die Just-in-time-Produktion und das Offshoring, das heißt der Rückgriff auf eine kleine Zahl von Zulieferern aus Niedrigkostenländern, haben zwar zu einer erheblichen Senkung der Einkaufs-, Produktions- und Arbeitskosten geführt. Durch nationale Lockdowns und Grenzschließungen kam es aber zu Ausfällen in Produktion und Lieferung, sodass eine Mehrzahl der Unternehmen von rasanten Umsatzeinbrüchen betroffen war. Das machte die Fragilität globaler Wertschöpfungsketten transparent und verdeutlicht: Wir benötigen die Entwicklung resilienter Wertschöpfungsketten.
Der Russland-Ukraine-Krieg zeigt das noch drastischer. Bei Energieträgern, Metallen, Feldfrüchten und Holz gibt es starke Lieferengpässe und Preissprünge. Ein weiterer Beweis dafür, dass unser Wirtschaftssystem aus einem Gerüst fragiler Abhängigkeiten besteht. Diese aus dem Ausland importierte Unfreiheit kann zum Beispiel bei der Energieversorgung direkt regional reduziert werden. Dafür brauchen wir emanzipierte Regionen, die mutig ihre Potenziale nutzen und die Regionalisierung als Gegengewicht zur Globalisierung als Chance begreifen. Denn:
Das Regionale gewinnt mit einer hohen Dynamik an Bedeutung.
Die Reflexion über die Herkunft unserer Produkte und Dienstleistungen erhöht unsere Wertschätzung gegenüber der lokalen Produktion und etabliert neue Konsummuster.
Die Produktion in regionalen Kreisläufen, die von diesen globalen Lieferketten weitgehend unabhängig sind, wird immer wichtiger.
Kurze, regionale Liefer-, Leistungs- und Wertschöpfungsketten stehen für Nachhaltigkeit und Resilienz und sind die Antwort auf gegenwärtige Bedrohungen.
Der Deglobalisierungseffekt führt dazu, dass klassische Handelsstrukturen hinterfragt und im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Resilienz neu gedacht werden müssen.
Klimatische Veränderungen, die Corona-Pandemie und der Russland-Ukraine-Krieg verstärken die Relevanz regionaler digitaler Ökosysteme und zeigen: Die Wirtschaft braucht mehr Resilienz. Deshalb sollten Regionen diese Krisen als Chance nutzen, globale Wertschöpfungsketten zu regionalisieren.
Die Ökologie, also die Wechselbeziehung zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt, erlebt im Megatrend Neo-Ökologie ihre Renaissance. Der Begriff spiegelt eine neue Reihe umweltbewusster Werte wider, die in jeden Bereich unseres täglichen Lebens hineinreichen. Ob es um Kaufentscheidungen, Moralvorstellungen oder die Unternehmensstrategie geht: Das Paradigma der Nachhaltigkeit verändert das Verhalten und die Sichtweise der globalen Gesellschaft, von Kultur und Politik und lenkt das Handeln von Unternehmen und ganzen Wirtschaftssystemen grundlegend um. Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit entwickeln sich zunehmend zum hippen Lifestyle und Konsumtrends zur gesellschaftlichen Bewegung. Nachfrager entwickeln neue Logiken und Wertesysteme; „Umweltbewusstsein“ wird zur Grundlage neuer Handlungsmuster. Dieser Megatrend definiert die Zukunft neuer Werte der Gesellschaft, der Alltagskultur und der Wirtschaft. Es geht nicht mehr um Schuldzuweisungen und Bedauern, sondern um einen nachhaltigen und pragmatischen Lösungsansatz. Mensch und Technologie stellen nicht mehr das Problem dar, sondern werden als Schlüssel zu einer umweltfreundlichen Zukunft gesehen.