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Entdecken Sie das Potenzial von KI im Seminarraum! Gert Schillings neuestes Werk "KI-Methoden für den Seminareinsatz" ist ein innovatives Methodenbuch, das zeigt, wie Sie ChatGPT oder ähnliche Technologien als Co-Trainer einsetzen können. Ob in Vorstellungsrunden, Rollenspielen, in kollegialer Beratung oder beim Brainstorming – dieses Buch bietet praxisnahe Anleitungen und technische Tipps, um Teilnehmende aktiv in lebendige Übungen einzubinden. Sie erhalten 33 lebendige Übungen mit detaillierten Promptformulierungen und einem didaktischen Rahmenwerk. Ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die moderne Technologien in ihre Seminare integrieren möchten.
Beispiel: Rollenspiel-Dialog mit KI:
Mit dieser Methode werden Ihre Teilnehmenden Kommunikation besser meistern und als Trainerin oder Trainer setzen Sie neue Impulse für Praxis. Die Methode eignet sich für alle Seminarthemen, bei denen das Training von Dialogen eine Rolle spielt – sei es im klassischen Kommunikationstraining, bei Konfliktgesprächen oder in der Führungskräfteschulung. Sie eignet sich als Einstieg in eine "echte" Rollenspielübung mit den Teilnehmenden.
Beispiel: Ich sehe was ...
Die objekt- und bildbasierte Methode fördert Wahrnehmung und Formulierung. Sie eignet sich besonders für Fachthemen, bei denen Objekte oder Bilder eine Rolle spielen und Inhalte vermittelt werden sollen. Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit dem Lernstoff, während gleichzeitig ihre Beobachtungsgabe, Wahrnehmung und präzise Formulierung trainiert wird.
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Seitenzahl: 308
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Gert Schilling
33 KI-Methoden für den Seminareinsatz
ChatGPT im Training interaktiv einsetzen
© 2024 managerSeminare Verlags GmbH
Endenicher Str. 41, D-53115 Bonn
Tel.: 0228-977910
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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten.
ISBN: 978-3-98856-392-7
Herausgeber der Edition Training aktuell: Ralf Muskatewitz, Jürgen Graf, Nicole Bußmann
Lektorat: Sadia Oumohand
Cover: iStock.com/JuSun
Illustrationen: Gert Schilling (z. T. KI-generiert und angepasst), Johannes Sauer (S. 8, S. 211), iStock.com/OlegSam (S. 75), gemeinfrei (S. 70—74)
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
Ihre Download-Ressourcen
Begleitend zum Buch stehen Ihnen Arbeitshilfen für die persönliche Verwendung zum Download im Internet zur Verfügung. Sie können die Vorlagen jederzeit in hoher Qualität abrufen und einsetzen.
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Einleitung
Was sind KI-Methoden?
Warum KI-Methoden?
Methoden-Prompts
Besonderheiten von KI-Methoden-Prompts
Funktionieren die Prompts immer?
Wie kommen die Teilnehmenden an den Methoden-Prompt?
ChatGPT ist ein Synonym
Tipps zum Anleiten einer KI-Methode
Technik und Teilnehmende
Plan B – Wenn die Technik nicht funktioniert
Der Hype-Zyklus
KI-Methoden
Aufbau des Buches
Übersichtsmatrix: KI-Methoden nach Seminarthemen
Übersichtsmatrix: KI-Methoden nach Seminarphasen
01Rollenspiel-Dialog mit KI
02Was hast du noch?
03Aufloc-KI-rung
04Ich sehe was
05Wer stellt mich vor?
06Metapherngenerator
07KI-Transfer-Coach
08KI-kollegiale Beratung
09Wer einmal lügt …
10Werteklarheit
11Darauf bin ich gut vorbereitet!
12Tipps konkretisieren
13Mach mir einen Plan
14Interview mit X
15Zufall – oder?
16Vorstellung mit Zufallsfragen
17Argumente aus dem Automaten
18Wortbingo
19KI-Tabu
20Ideengenerator
21Ich erklär‘s dir
22Stell mir Fragen
23Aktivierung delegieren
24Vervollständigen
25Stichwort-Assistent
26Gib mir Feedback!
27Themengeberin
28Reaktionen-Buffet
29Argumentationstrainerin
30Wer soll mich beraten?
31Zwischenbilanz mit Reflexion
32Einladung zum Perspektivwechsel
33Gedichte-Fazit
Bonus-Methoden
34Text Text Text
35Bild Bild Bild
36KI KI KI
36,3Ideen Ideen Ideen
Infoboxen
Umgang mit sensiblen Daten
Was bedeutet GPT?
Was verbirgt sich hinter AGI, der Super-KI?
Warum gibt die KI auf die gleiche Frage unterschiedliche Antworten?
Was ist anthropomorph?
Sollte ich zu meiner KI höflich sein?
Was ist der Artificial Intelligence Act?
Achtung: die KI lügt!
Hat die KI ein Bewusstsein?
Noch einige KI-Fachausdrücke
Interaktive Mitwirkung von KI im Seminar
Als ich ChatGPT zum ersten Mal benutzte, dachte ich sofort: „Wie kann ich die KI so in meine Seminare einbinden, dass sie interaktiv mitwirkt?“ Aus dieser Idee sind die KI-Methoden entstanden. ChatGPT live in einem Seminar einzusetzen, ist für mich etwas grundlegend anderes als die KI im Büroalltag zu nutzen.
Jede Seminarphase erfordert eigene Methoden
Wie kann ChatGPT in eine Methode eingebunden werden, um im Training wirksam zu sein? In einem Seminar-Ablauf gibt es typische Phasen wie den Einstieg, die Vorstellungsrunde, Stoffvermittlung, Wiederholung, Transfer oder die Abschlussrunde. Für jede dieser Phasen hast Du wahrscheinlich schon viele verschiedene Varianten von Seminar-Methoden in Deinem Methodenkoffer.
Die KI spielt in einem Schritt der Methode eine Rolle ...
Eine typische Seminar-Methode besteht meist aus mehreren Schritten. Im Ablauf der Methodenbeschreibung wären dies Elemente wie Gruppenbildung, Arbeitsauftrag, Diskussion, Feedback, Übung, Simulation oder Präsentation im Plenum. Wie ein Puzzle besteht eine Methode nicht nur aus einem Teil, sondern aus mehreren verschiedenen. Von einer KI-Methode spreche ich dann, wenn ChatGPT bei mindestens einem dieser Schritte bzw. Puzzleteile eine Rolle spielt.
... übernimmt aber nie ganz.
ChatGPT übernimmt bei einer KI-Methode eine wichtige Funktion, ist aber nie der alleinige Star.
In diesem Buch findest Du eine Sammlung von unterschiedlichen KI-Methoden, die Du in Deiner Seminarpraxis einsetzen kannst. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen, Experimentieren und Ausprobieren.
Mit einer Seminar-Methode wird normalerweise ein bestimmtes Lernziel verfolgt. Die Teilnehmenden sollen Wissen erwerben, wiederholen oder Inhalte bearbeiten. In der Einstiegsrunde geht es ums Kennenlernen, während die Aktivierung nach der Mittagspause die Gruppe beleben soll.
Sechs Vorteile für den Einsatz von KI-Methoden im Seminar
Es gibt viele Wege, ein Lernziel zu verfolgen. Daher ist es nicht überraschend, dass Ziele, die mit einer KI-Methode erzielt werden, auch mit anderen Techniken erreichbar sind. Warum also mit ChatGPT im Seminar arbeiten? Ich sehe beim Einsatz der KI-Methoden sechs Vorteile:
1. Zusätzliche Person
Wie eine zusätzliche Stimme, die neue Impulse liefert, kannst Du die KI in eine Methode einbinden. Sie kommt jederzeit in Dein Seminar als externe Beraterin, Ideengeberin oder außergewöhnlicher Gast.
2. Individualisierbar
Fast alle KI-Methoden-Prompts werden mit individuellen Details ergänzt, sodass Antworten entstehen, die genau auf die Situation der Teilnehmenden zugeschnitten sind. Statt fertiger Seminarunterlagen entstehen die Impulse individuell für jede Seminargruppe.
3. Unmittelbar
Das Faszinierende an ChatGPT ist, dass innerhalb von Sekunden umfangreiche Antworten generiert werden. In diesem Umfang und so schnell könnten keine individuellen Antworten auf spontan gestellte Fragen gegeben werden.
4. Unberechenbar
Die Antworten von ChatGPT sind bis zu einem gewissen Grad unvorhersehbar. Auf dieselbe Frage können andere Antworten erfolgen. Aber gerade diese unterschiedlichen Antwort-Versionen machen meiner Meinung nach den Reiz der KI-Methoden aus. Überraschung kann ein guter Lernzustand sein.
5. Modernität
Mit KI bringst Du eine aktuelle Technik und Frische in Dein Seminar.
6. Abwechslung
Letztendlich bieten Dir KI-Methoden eine zusätzliche Möglichkeit, Abwechslung in den Seminarablauf zu bringen. So kannst Du auch Teilnehmenden, die bereits viele Seminare erlebt haben, etwas Neues bieten.
Wie viele KI-Methoden pro Seminartag sind didaktisch sinnvoll?
Gute Frage. Die Antwort lautet: Die richtige Menge macht den Unterschied. Wenn ich eine Zahl nennen sollte, würde ich sagen, ein bis zwei KI-Methoden pro Seminartag. Das bedeutet, sie reduziert und wohldosiert einzusetzen. Letztendlich hängt es von Dir als Seminarleitung, dem Thema und der Gruppe ab.
Spannung beim Wechsel der Sozialformen
Einsatz von KI-Methoden im Plenum, in Kleingruppen oder in Einzelarbeit
Es kann lernförderlich sein, zwischen verschiedenen Sozialformen wie Plenum, Kleingruppe, Paargesprächen und der Einzelarbeit in unterschiedlichen Lernphasen zu wechseln. Wenn Du ChatGPT zum ersten Mal in Dein Seminar integrierst, beginnst Du am besten mit einer Arbeit im Plenum. Die Teilnehmenden können die Interaktion mit der KI auf einem großen Bildschirm oder über eine Beamerprojektion mitverfolgen, während Du alles selbst am Computer steuerst. Einige KI-Methoden nutzen genau dieses Setting. So kannst Du den Ablauf gut steuern, hast die Kontrolle über die Technik und benötigst nur einen Zugang zu ChatGPT.
Wenn Du ein Fan von Kleingruppenarbeit bist und eine KI-Methode nutzen möchtest, bei der die Teilnehmenden selbstständig mit ChatGPT arbeiten, wird es herausfordernder. Du musst die technischen Rahmenbedingungen organisieren und überlegen, wie Du den Teilnehmenden den Zugriff auf den Methoden-Prompt ermöglichst. Diese Herangehensweise ist anspruchsvoller, fördert aber in der Regel das intensivere Lernen der Teilnehmenden.
Warum die KI nicht auch bei der Einzelarbeit einbeziehen? Es ist oft einfacher als gedacht, vor allem wenn alle Teilnehmenden die ChatGPT-App auf ihrem Smartphone haben.
Was sind Prompts?
Ein Prompt ist die Anweisung oder Frage, die Du in das Chat-Feld der KI eingibst, um eine Antwort zu erhalten. Zum Beispiel: „Was ist ein Computer?“, „Mach mir einen Vorschlag für eine Besichtigungstour durch München.“ Oder: „Schreib mir eine lustige Geschichte mit blauen Giraffen.“
Eigene Methoden-Prompts entwickeln
Prompts erstellen und anpassen
Hier sind sieben Tipps, die im Buch vorgestellten Methoden-Prompts anzupassen oder neue zu entwickeln.
1. Klar und verständlich
Wir Menschen verstehen klare und verständliche Anweisungen besser. So auch ChatGPT. Der Prompt „Nenne bitte 4 Methoden, die das selbstgesteuerte Lernen bei Erwachsenen effektiv fördern“ ist klarer und verständlicher als: „Schreibe Dinge über Lernen und Leute, die sich selbst helfen.“
2. Präzise und spezifisch
Die Frage „Welche Vorteile hat das Blended Learning für die berufliche Weiterbildung von Erwachsenen?“ ist präziser und spezifischer, als zu fragen: „Wie helfen digitale Medien beim Lernen?“
Man denkt vielleicht, je ausführlicher ein Prompt, desto besser. Ich finde jedoch, dass es besser ist, unnötige Details zu vermeiden.
3. Kontext
Gib der KI genug Kontext, damit sie Deine Anfrage besser verstehen kann. Füge relevante Informationen, das Ziel und die Hintergründe hinzu.
Beispiel eines Ausgangs-Prompts ohne Kontextinformation:
Verfasse einen informativen Text (ca. 500 Wörter) über die Bereicherung des Unterrichts in der Erwachsenenbildung durch digitale Medien.
Zusätzliche Kontextinformationen verbessern das Ergebnis
Wenn Du diesen Ausgangs-Prompt mit zusätzlichen Kontextinformationen ergänzt, verbessert sich die Antwortqualität:
Insbesondere im Bereich der beruflichen Weiterbildung. Das Ziel ist es, die Vorteile interaktiver Lernplattformen, die Wirksamkeit von E-Learning-Tools und die Bedeutung der Integration von Online-Workshops herauszuarbeiten. Der Text soll als Leitfaden für Lehrkräfte und Bildungseinrichtungen dienen, um ihre Lehrmethoden zu verbessern und innovative Technologien in ihren Unterricht zu integrieren. Die Leserinnen und Leser sollen zum Handeln motiviert werden.
4. Rollenklärung
Besonders bei Prompts, die sich auf Kommunikationsbeispiele, Verhaltensübungen oder Tipps aus einer bestimmten Perspektive beziehen, ist es hilfreich, der KI genau zu sagen, welche Rolle sie einnehmen soll. Ein Prompt, um der KI ihre Rolle klarzumachen beginnt oft mit dem Satz „Du bist ...“.
Beispiel für eine Anweisung:
Du bist ein IT-Supportmitarbeiter. Was sind aus deiner Sicht die größten Kommunikationsfehler, die Anrufer bei dir machen?
5. Antwortform
In welcher Form möchtest Du die Antwort? Damit ist zum Beispiel die Länge der Antwort gemeint: maximal 4 Sätze, genau 400 Wörter oder Text für eine 5-minütige Rede. Erwarte hier von der KI keine absolute Präzision. Bei der 5-minütigen Rede würde ich auf jeden Fall zu einer Generalprobe mit Zeitmessung raten. Mit Form ist auch gemeint: als Liste, durchnummeriert, gegliedert, wichtige Punkte hervorgehoben oder in einer Tabelle.
Der Prompt
Nenne fünf ungewöhnliche Motivationstipps. Bitte als dreispaltige Tabelle ausgeben, mit den Spaltenüberschriften: Nr., Stichwort, Motivationsspruch in einem Satz.
erzeugt zum Beispiel folgendes Antwortformat:
Abb.: Ausgabe von ChatGPT in Tabellenform.
6. Gliedern
Eine Prompt-Anweisung könnte so formuliert sein:
Beschreibe in einem informativen und prägnanten Text von etwa 300 Wörtern, wie man effektiv für Prüfungen lernt. Erwähne das Thema Lernplan und auch das Thema Zielsetzung. Schreibe über verschiedene Lerntechniken. Erkläre die Wichtigkeit von ausreichend Schlaf und Pausen.
Oder klar gegliedert in dieser Form:
Gliedern für mehr Übersichtlichkeit
Bitte schreibe einen Text.
Thema: Effektives Lernen für Prüfungen
- Inhalt:
1. Bedeutung Lernplan mit Zielen
2. Lerntechniken
3. Wichtig: ausreichend Schlaf und Pausen
- Länge: ca. 300 Worte
- Stil: informativ und prägnant
Beide Anweisungen werden in ChatGPT eine Antwort generieren. Es kann jedoch sowohl für Dich als auch für die KI übersichtlicher sein, den Prompt-Text mit Aufzählungszeichen und Absätzen zu gliedern.
7. Erklären lassen
KI-Paraphrasieren
Dieser Tipp kann bei der Prompt-Entwicklung hilfreich sein. Schreibe zuerst einen Prompt so, dass Du der Meinung bist, er sei klar und eindeutig formuliert. Am Ende ergänzt Du die Anweisung mit dem Satz: „Wie hast Du die Aufgabe verstanden?“
In der Regel antwortet die KI mit einem zuversichtlichen „Ich habe die Aufgabe verstanden“ und wiederholt den Auftrag mit eigenen Worten. Es ist eine Art KI-Paraphrasieren.
Aber was bringt das? Ich habe bemerkt, dass die KI manchmal andere Begriffe nutzt als die, die ich in meiner Anweisung erwähnt habe. Diese Worte können nützlich sein, um den Prompt zu verbessern. Dieses ChatGPT-Paraphrasieren liefert nicht immer neue Erkenntnisse, manchmal aber schon.
Den Teilnehmenden beizubringen, wie man mit ChatGPT arbeitet oder wie man gute Prompts formuliert, ist nicht das Lernziel eines Führungs-, Kommunikations- oder Erste-Hilfe-Kurses.
Die Lernenden fokussieren sich auf das Seminarthema. Sie sollen zwar ChatGPT einsetzen, sich aber nicht mit der grundlegenden Entwicklung von Prompts beschäftigen. Deine Aufgabe ist, den Einsatz der KI im Seminar für die Teilnehmenden so einfach wie möglich zu gestalten.
Erprobt und fertig
Das bedeutet, möglichst erprobte und fertige Prompts im Seminar bereitzustellen. Möchtest Du beispielsweise, dass Deine Teilnehmenden eine von der KI entworfene These zum Seminarthema diskutieren, gib ihnen den entsprechenden Prompt, der diese Aussage generiert. So können sich die Lernenden auf die Diskussion konzentrieren, ohne selbst den Prompt dazu formulieren zu müssen.
Das Entwickeln solcher Methoden-Prompts, das sogenannte Prompt-Engineering, ist Deine Verantwortung und nicht die der Teilnehmenden im Seminar. Viele Beispiel für Methoden-Prompts findest Du hier im Buch.
Gut formulierte Prompts designen
Ein gut formulierter KI-Methoden-Prompt folgt einem besonderen Design:
Der Prompt funktioniert beim ersten Mal.
Der Prompt ist zuverlässig.
Der Prompt hat Lücken zur Individualisierung.
Was ist damit gemeint?
Der Prompt funktioniert beim ersten Mal
Wenn Du alleine am Computer sitzt, kannst Du entspannt verschiedene Dinge am Prompt ausprobieren, bis Du mit den Ergebnissen zufrieden bist. In einem Seminar ist das anders. Dort solltest Du einen Prompt verwenden, der beim ersten Mal sofort funktioniert. Funktionieren bedeutet, der Prompt generiert im ersten Anlauf eine Antwort mit der die Teilnehmenden direkt weiterarbeiten können.
Der Prompt ist zuverlässig
Der Prompt arbeitet zuverlässig und erreicht, was er soll. Das ist manchmal schwieriger als es klingt. Mehr zu diesem Thema findest Du im nächsten Abschnitt „Funktionieren die Prompts immer?“ (Seite 21).
Der Prompt hat Lücken zur Individualisierung
Maßgeschneiderte Antworten
Der Einsatz von KI in Seminaren ist besonders interessant, weil er unerwartete und maßgeschneiderte Antworten ermöglicht. Stell Dir vor, Du leitest ein Kommunikationsseminar, in dem die Teilnehmenden in Kleingruppen das Debattieren mit vorgegebenen Thesen üben sollen. Es ist viel spannender, wenn die Themenvorschläge für die Debatte direkt im Seminar durch die KI generiert werden, anstatt sie schon vorbereitet mitzubringen. Angenommen, es gibt vier Kleingruppen, könnte der Methoden-Prompt für die KI wie folgt lauten:
Formuliere bitte vier Thesen, über die in einer Gruppe diskutiert werden kann.
Dann entsteht zum Beispiel diese Liste:
Die Auswirkungen von Social Media auf zwischenmenschliche Beziehungen
Die Bedeutung von Umweltschutzmaßnahmen in der modernen Gesellschaft
Die Herausforderungen der digitalen Bildung im 21. Jahrhundert
Die Rolle von künstlicher Intelligenz in der Zukunft der Arbeit
Wenn Du das im Seminar machst, bringst Du bereits den Faktor Zufall ins Spiel, denn ChatGPT generiert immer eine neue Liste von Vorschlägen. Noch interessanter wird es, wenn noch eine Prise Selbstbestimmtheit hinzukommt und die Teilnehmenden das Oberthema, über das sie diskutieren möchten, selbst festlegen können. Dann sieht der Methoden-Prompt mit Lücke so aus:
Formuliere bitte eine spezielle These zum Oberthema ... , über die in einer Gruppe diskutiert werden kann.
Jede Kleingruppe erzeugt damit ihre individuelle Diskussionsthese. Angenommen, die Gruppe wählt das Oberthema „Freizeit“, dann könnte die vorgeschlagene These wie folgt aussehen:
Die steigende Nutzung digitaler Unterhaltungsmedien beeinflusst das Freizeitverhalten junger Menschen negativ.
Typische Elemente von Prompts
Das klassische Prompt-Design einer KI-Methode besteht aus zwei typischen Elementen. Der Prompt-Text besteht einerseits aus einem vorgegebenen Teil, andererseits aus Lücken, die im Seminar durch individuelle Eingaben ergänzt werden. Diese Lücken werden ausgefüllt, bevor der Prompt abgeschickt wird. Dies kann gemeinsam im Plenum, in der Kleingruppe oder individuell von jedem Teilnehmenden erfolgen. Die Lücken in den Methoden-Prompts im Buch sind durch drei Auslassungspunkte gekennzeichnet. In der EDV werden individuell auszufüllende Stellen manchmal durch eckige Klammern in der Form [variabler Text] gekennzeichnet. Ich habe bewusst auf die Syntax der eckigen Klammern verzichtet, weil ich denke, dass die Lückentext-Auslassungspunkte geläufiger und einfacher zu erklären sind.
Das Design eines Methoden-Prompts entspricht in der Regel folgendem Schema:
Gibst Du einen Methoden-Prompt in eine Kleingruppe, damit diese eigenständig mit ChatGPT arbeitet, ist es hilfreich, wenn klar ersichtlich ist, mit welchen individuellen Informationen die Lücken zu füllen sind.
Schritt für Schritt zum gelungenen Prompt
Angenommen, Du hast eine KI-Methode entwickelt, bei der ein Artikel für eine Schülerzeitung redigiert werden soll, um Korrekturzeichen zu üben. In Kleingruppen wird dafür ein von der KI generierter Text genutzt. Die teilnehmenden Schüler sollen individuell Thema, Stil und Umfang des Dokuments bestimmen dürfen.
Ein konkreter Prompt, um den Text zu generieren, könnte so aussehen:
Schreibe einen ca. 500 Zeichen langen hippen Text zum Thema Spickzettel für eine Schülerzeitung.
Wenn Du Lücken im Prompt lässt, damit die Teilnehmenden Thema und Stil bestimmen, könnte er so aussehen:
Schreibe einen ... Text zum ... für eine Schülerzeitschrift.
Das wäre aber kein idealer Prompt für eine KI-Methode, weil nicht sofort klar ist, welche Informationen in die Lücken gehören. Du könntest das zwar im Arbeitsauftrag für die Kleingruppe erläutern, aber noch besser ist es, den Prompt so zu gestalten, dass er sich möglichst von selbst erklärt.
Gelungener wäre folgendes Prompt-Design:
Schreibe eine Text für eine Schülerzeitschrift.
Thema: ...
Ca. Umfang: ... Zeichen
Stil: ...
Wenn die Teilnehmenden wissen, dass sie die drei Punkte durch ihre Angaben ergänzen sollen, wird sofort klar, wie der Prompt vervollständigt wird.
Beim Entwickeln eines Methoden-Prompts solltest Du darauf achten, den Aufbau so strukturiert und klar wie möglich zu gestalten, damit das Ergänzen der Lücken für die Teilnehmenden logisch nachvollziehbar ist.
Testen Testen Testen
Bevor Du einen neuen Methoden-Prompt in Deinen Seminaren einsetzt, solltest Du ihn gründlich testen. Versetze Dich in die Situation Deiner Teilnehmenden und teste das „Lückenfüllen“ mit verschiedenen Angaben. Entstehen dabei Antworten, mit denen die Teilnehmenden weiterarbeiten könnten? Wie oft funktioniert das? Wie oft nicht?
Profi-Tipp: Mit verschiedenen Accounts testen
Teste die Prompts auch mit einem fremden Account, da die KI in Deinem eigenen Chatverlauf möglicherweise schon gelernt hat, worauf Du hinauswillst. Ich teste neue Prompts immer noch einmal mit dem Zugang meiner Frau und lasse mich auch von einigen Kolleginnen und Kollegen unterstützen. Diese wissen schon Bescheid, was zu tun ist, wenn sie eine E-Mail mit einer neuen Prompt-Idee von mir erhalten.
KI-Infobox
Wenn Du ChatGPT oder ein anderes KI-Tool nutzt, ist es wichtig, vorsichtig mit sensiblen Informationen, vertraulichen Angaben und personenbezogenen Daten umzugehen. Das gilt auch für die im Buch beschriebenen KI-Methoden und Prompts. Eine einfache Lösung kann manchmal darin bestehen, Pseudonyme oder Platzhalter zu verwenden oder die Daten fallbezogen zu verändern.
Bei einigen Modellen kannst Du in den Einstellungen deaktivieren, dass Deine Eingaben als Trainingsdaten verwendet werden. Das entbindet Dich jedoch nicht von der Verantwortung, weiterhin sorgfältig mit personenbezogenen Daten umzugehen.
Zu jeder KI-Methode findest Du einen Methoden-Prompt, den Du in Deinen Seminaren einsetzen kannst. Da stellt sich die Frage: Klappt der Prompt immer? Kurze Antwort: Nein!
Sind die Prompts denn nicht getestet? Doch! Sogar mehrfach, mit unterschiedlichen KIs. Warum funktionieren sie trotzdem manchmal nicht?
Zunächst stellt sich die Frage: „Was bedeutet ‚nicht funktionieren‘?“ Angenommen, ChatGPT soll im Seminar ein dreistrophiges Gedicht generieren. Zu Hause hast Du den Prompt „Schreibe ein Gedicht, drei Strophen lang“ dreißigmal getestet. Das hat jedes Mal geklappt: Das Gedicht war immer anders, aber stets drei Strophen lang.
Den gleichen Prompt im Seminar eingegeben und plötzlich schreibt die KI ein Gedicht mit vier Strophen. Hat der Prompt dann nicht funktioniert? Oder siehst Du es positiv und wählst einfach die drei besten Strophen aus?
ChatGPT arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten
Warum ist das so? Vereinfacht gesagt, wurde ChatGPT mit vielen Texten trainiert. Die KI berechnet anhand von Wahrscheinlichkeiten, welches Wort auf welches folgt. Liefe dieser Prozess immer gleich ab, würde auf die gleiche Frage immer die gleiche Antwort folgen. Aber das ist nicht der Fall. Das liegt daran, dass neben der Wahrscheinlichkeitsberechnung eine Art Zufallsgenerator die Wahrscheinlichkeiten neu kombiniert. Fazit: Die Antworten von ChatGPT sind bis zu einem gewissen Grad unberechenbar. Der Algorithmus ist natürlich komplexer als hier beschrieben. Mehr Infos dazu findest Du in der Infobox „Was bedeutet GPT?“ (nächste Seite).
Wenn Du selbst einen Methoden-Prompt entwirfst, halte ihn möglichst einfach. Je komplexer der Prompt, desto unberechenbarer ist das Ergebnis.
ChatGPT – das Zufallsabenteuer im Seminar
Für mich ist die KI wie eine unerwartete Besucherin, die in den Seminarablauf einbezogen werden kann. Wie bei einem Überraschungsgast, bei dem ich auch nicht im Voraus weiß, was er oder sie sagen wird. Mit der Unberechenbarkeit der KI-Antworten holst Du Dir im positiven Sinne das Unvorhergesehen ins Seminar. Du kannst immer mit einer gewissen Bandbreite an ChatGPT-Reaktionen rechnen.
Wenn Du in jedem Fall eine ganz bestimmte, exakte Antwort von der KI benötigst, damit die Methode funktioniert, empfehle ich Dir, besser nicht mit einer textgenerierenden KI wie ChatGPT zu arbeiten.
KI-Infobox
Das GPT in ChatGPT steht für Generative Pre-trained Transformer. Aber was verbirgt sich dahinter?
Generative: Angenommen, Du bittest ChatGPT, eine originelle Seminarübung zum Thema Teamentwicklung zu erstellen. Dann ruft die KI nicht einfach eine vorgefertigte Antwort aus einer Datenbank ab, sondern generiert einen Text. Zum Beispiel könnte sie eine ungewöhnliche Teambuilding-Übung vorschlagen, bei der die Teilnehmenden in einem fiktiven Szenario als Zeitreisende arbeiten müssen, um eine historische Krise zu lösen.
Pre-trained: Bevor ChatGPT in der Lage ist, solche spezifischen Inhalte zu erstellen, wird das Modell mit riesigen Mengen an Textdaten vorab trainiert. Das bedeutet, dass es durch das Lesen von Millionen von Büchern, Artikeln und Studien gelernt hat, wie die menschliche Sprache funktioniert und welches Wissen in verschiedenen Bereichen existiert. Für den Vorschlag der Teambuilding-Idee hat die KI zuvor unzählige Management-Bücher, wissenschaftliche Arbeiten und Erfahrungsberichte von Teamtrainings gelesen.
Transformer: Das Herzstück von GPT ist die sogenannte Transformer-Architektur. Diese ermöglicht es der KI, den Kontext und die Bedeutung von langen Texten zu verstehen und zu verarbeiten. Das bedeutet, dass ChatGPT nicht nur die letzten Wörter berücksichtigt, die eingegeben wurden, sondern den gesamten bisherigen Verlauf des Gesprächs. Wenn Du also später fragst: „Wie kann ich diese Schulungseinheit interaktiver gestalten?“, weiß die KI, dass Du Dich noch immer auf die vorherige Schulungseinheit über Teamentwicklung beziehst.
Nun, da ChatGPTs Funktionsweise etwas klarer ist, fordere ich es gleich mit der Frage nach einer Teamentwicklungsidee heraus:
Bitte schlage eine originelle Seminarübung zum Thema Teamentwicklung vor. Stelle den Ablauf und die Ziele in strukturierter Form dar.
Wie findest Du die Antwort der KI?
Vorschlag für eine Übung zur Teamentwicklung
Ziel: Die Teilnehmenden lernen die Grundlagen der Teamentwicklung nach Tuckman und verbessern ihre Zusammenarbeit durch eine interaktive Übung.
Übung: Zeitreise und die Rettung der Unabhängigkeitserklärung
Ablauf:
1. Einführung in die verschiedenen Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman: Forming, Storming, Norming und Performing.
2. Szenario: Die Teilnehmenden sind Zeitreisende, die ins Jahr 1776 zurückkehren müssen, um die Unabhängigkeitserklärung der USA zu retten.
3. Gruppenbildung: Die Teilnehmenden werden in Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe übernimmt spezifische Rollen wie Diplomat, Spion oder Logistiker.
4. Aufgabe: Die Gruppen müssen zusammenarbeiten, um historische Hürden zu überwinden und das Dokument sicherzustellen.
Reflexion: Nach der Übung treffen sich alle Teilnehmenden, um ihre Erfahrungen zu reflektieren und zu diskutieren, wie die erlernten Fähigkeiten im beruflichen Alltag angewendet werden können.
Online und in Präsenz nutzbar
Alle KI-Methoden funktionieren sowohl in Online- als auch in Präsenz-Seminaren.
In der Vorbereitung Deines Seminars solltest Du alle Methoden-Prompts, die Du verwenden möchtest, in einer Datei speichern, zum Beispiel in einem Word-Dokument. Bei Bedarf kannst Du den Text aus der Word-Datei in das ChatGPT-Eingabefeld kopieren.
Aber wie gehst Du vor, wenn die Teilnehmenden selbst mit einem vorgegebenen Methoden-Prompt arbeiten sollen? Wie kommen die Teilnehmenden an den Prompt-Text?
Hier sind einige Optionen, die Du nutzen kannst:
Du stellst den Teilnehmenden den Methoden-Prompt einfach über den Meeting-Chat zur Verfügung. Kopiere den Prompt in den Chat und bitte die Teilnehmenden, sich dort den Text zu holen, in das Eingabefeld von ChatGPT zu kopieren, eventuelle Lücken individuell zu füllen und abzuschicken.
Abb.: Über den Meeting-Chat können Methoden-Prompts mit den Teilnehmenden geteilt werden.
Abtippen
Die Teilnehmenden können den Prompt-Text abtippen und in ihr ChatGPT-Feld eingeben. Das funktioniert immer, ist allerdings eine umständliche Methode.
Digitale Pinnwand
Falls Du in Deinem Seminar eine digitale Pinnwand verwendest, auf die die Teilnehmenden während des Seminars zugreifen können, ist es eine gute Möglichkeit, die Methoden-Prompts dort zu posten.
Über einen Link oder QR-Code kannst Du die Teilnehmenden auf die Seite lenken, wo sie den Prompt-Text kopieren können. Es gibt diverse Webseiten, auf denen Du den QR-Code kostenfrei erstellen kannst. Am besten nach „QR-Code-Generator in Deutschland gehostet“ googlen.
Abb.: Ein Link per QR-Code führt zu einer digitalen Pinnwand mit dem Prompt.
Einsprechen
Die Teilnehmenden lesen den Prompt-Text vor, und die Spracherkennung transkribiert ihn. Ein möglicher Ablauf könnte sein: Du bringst den Methoden-Prompt mit den Lücken ausgedruckt auf Papier für die Teilnehmenden mit ins Seminar. Die Teilnehmenden füllen die Lücken handschriftlich aus und lesen den Text ChatGPT über die Spracherkennung vor.
Bild-Texterkennung
Du bringst den Prompt-Text in ausgedruckter Form mit ins Seminar. Über eine Bilderkennung wird der Prompt in digitalen Text umgewandelt. Diese Funktion ist oft schon in der Kamera-App integriert.
„ChatGPT“ steht stellvertretend für KI-Sprachmodelle
Im Buch spreche ich in den Praxisbeispielen häufig von ChatGPT als textgenerierende KI. Die Methoden funktionieren in der Regel auch mit anderen KI-Sprachmodellen, wie auch immer sie heißen mögen. Lust auf ein kleines Ratespiel? Welche Namen von KI-Sprachmodellen gibt oder gab es wirklich und welche habe ich mir ausgedacht: Lumina, Helix, Gemini, Bart, Vega, Claude, Pilot, Lama, Mistral, Eclipse, Alpaka oder Cypher?
In den Praxisbeispielen steht ChatGPT als Synonym für textgenerierende KIs. Wer interessiert ist, was das GPT in ChatGPT bedeutet, liest die entsprechende Infobox (Seite 22).
Alle Methoden im Buch funktionieren in der Regel mit der Basisversion des jeweiligen Sprachmodells.
Oft ist es didaktisch und dramaturgisch besser, den KI-Einsatz im Rahmen der Methode möglichst spät zu erwähnen.
Ein Beispiel: Bei der Methode „KI-Transfer-Coach“ erstellt ChatGPT für jeden Teilnehmenden einen individuellen Erinnerungstext. Die KI-Anweisung dafür enthält Lücken, die ausgefüllt werden müssen. Die ersten Zeilen des relativ umfangreichen Prompts sehen so aus:
Ich möchte, dass du mein KI-Motivationscoach bist.
Ich bin ...
Meine Leidenschaft: ...
Aktuell möchte ich gerne folgende Dinge umsetzen oder ausprobieren.
1. ...
2. ...
3. ...
Selbst vorarbeiten und erst dann die KI befragen
Gibst Du den Prompt-Text gleich zu Anfang der Transferübung bekannt, besteht die Gefahr, dass sich die Teilnehmenden mehr mit dem Prompt beschäftigen und eventuell damit herumexperimentieren, anstatt zu überlegen, was sie gerne umsetzen wollen. Deshalb ist es besser, den Teilnehmenden Zeit und Ruhe zu geben, um über ihre Vorsätze nachzudenken und diese ganz traditionell auf einem Blatt Papier zu notieren.
Erst wenn die Zweierteams für den Austausch gebildet sind, stellst Du den Methoden-Prompt zur Verfügung. Die Überlegung, was in die Lücken gehört, ist bereits abgeschlossen. Die Teilnehmenden können sich voll und ganz auf das Ausfüllen konzentrieren. Der Fokus liegt immer auf dem aktuellen Arbeitsschritt.
Den gesamten Ablauf der KI-Methode „KI-Transfer-Coach“ kannst Du im Praxisbeispiel der Methodenbeschreibung nachlesen (Seite 90).
Haben die Teilnehmenden noch nie mit einer KI-Methode gearbeitet, kann es sinnvoll sein, mit einer lockeren Übungssequenz zu beginnen, bevor Du das eigentliche Thema bearbeitest.
Beispiel für einen ChatGPT-Trainingslauf
Hier ein Beispiel, wie so eine ChatGPT-Trainingsrunde gestaltet sein könnte: Lass die Teilnehmenden einen Gegenstand aufschreiben, mit dem sie positive Gedanken assoziieren, wie zum Beispiel „Fahrrad“, „Gartengrill“ oder „Buch“. Dann stellst Du den Prompt zur Verfügung. Zum Beispiel, indem die Teilnehmenden diesen von der digitalen Seminar-Pinnwand kopieren und in ChatGPT einfügen.
Generiere einen fröhlichen Morgengruß an eine Gruppe, in dem das Wort ... metaphorisch vorkommt. Länge: ein Satz.
Die Teilnehmenden bekommen die Anweisung, die drei Punkte im Prompt-Text mit dem vorher notierten Wort zu ergänzen und den Prompt abzuschicken. Alle lesen vor, was ChatGPT ausgegeben hat und der Tag beginnt mit einer bunten Grußrunde.
Den technischen Ablauf üben und mögliche Probleme klären
Mit dieser Aktion haben die Teilnehmenden spielerisch den Ablauf kennengelernt: Methoden-Prompt kopieren, in ChatGPT einfügen, Lücken füllen und Prompt abschicken. Falls bei diesem Ablauf Fragen oder technische Probleme auftauchen, kannst Du alles in Ruhe klären. Denn die Übung wird ohne Zeitdruck an einer harmlosen Aufgabenstellung durchgeführt.
Arbeiten die Teilnehmenden im späteren Seminarverlauf mit einer KI-Methode und einem komplexeren Prompt, ist das grundlegende Verfahren bereits trainiert. Dadurch können sie sich besser auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren und müssen nicht erst den technischen Ablauf erkunden.
Du kannst auf die Trainingsrunde verzichten, wenn Du als Seminarleitung Deinen Laptop allein bedienst und die Teilnehmenden Deine Aktionen nur über den Beamer mitverfolgen.
Die grundsätzlichen technischen Voraussetzungen, um mit einer KI-Methode im Seminar zu arbeiten, sind überschaubar:
Technische Voraussetzungen
Internetzugang
Zugang zu einer textgenerierenden KI wie ChatGPT
Hardware: PC, Laptop, Tablet oder Smartphone
Falls die Teilnehmenden mitverfolgen sollen, wie Du an Deinem Laptop mit ChatGPT interagierst, benötigst Du noch einen größeren Bildschirm oder einen Beamer. Nutzen die Teilnehmenden ChatGPT selbst, werden zusätzlich Smartphones oder Tablets benötigt.
Drei Varianten von KI-Methoden
Welche ChatGPT-Kompetenz brauchen die Teilnehmenden? Im Prinzip gibt es bei den KI-Methoden drei Varianten:
Als Seminarleitung arbeitest Du mit ChatGPT an Deinem Rechner. Die Teilnehmenden verfolgen die Eingaben und KI-Antworten über den Beamer oder Bildschirm. Sie brauchen keine KI-Kompetenz. Die gesamte technische Verantwortung liegt bei Dir.
Du bildest Kleingruppen und jede Gruppe arbeitet individuell mit ChatGPT. Jedes Team benötigt eine Person, die Zugang zu ChatGPT hat und damit umgehen kann.
Jeweils ein Gruppenmitglied ist für die Technik zuständig
Um die Technikverantwortlichen für die Kleingruppe zu finden, gehe ich wie folgt vor. Ich frage in die Runde: „Wer von euch hat seinen Laptop oder sein Smartphone mit Zugang zu ChatGPT dabei und traut sich zu, einen Methoden-Prompt von unserer digitalen Pinnwand zu kopieren und damit eine Antwort in ChatGPT zu generieren?“ Die ersten, die sich melden, werden auf die ansonsten per Zufall gebildeten Kleingruppen verteilt.
In der Regel entwickeln die Freiwilligen einen gewissen Ehrgeiz, eventuell auftretende technische Hürden eigenständig zu lösen. Natürlich stehe ich trotzdem bei technischen Fragen zur Verfügung.
Was aber, wenn sich auf die Freiwilligenfrage niemand meldet? Dann formuliere ich um: „Wer hat Lust, sich auf ein Abenteuer einzulassen?“ und ich kündige an, dass ich bei Fragen Unterstützung biete. Bisher haben sich immer genügend proaktive, abenteuerlustige Teilnehmende gefunden.
Bei einigen KI-Methoden haben im Idealfall alle Teilnehmenden Zugang zu ChatGPT, zum Beispiel bei den Methoden „Wer stellt mich vor?“ (Seite 76) oder „Mach mir einen Plan“ (Seite 127).
Auch wenn Du eine sehr technikaffine Gruppe hast, kann es sein, dass jemand sein Tablet vergessen hat oder das Smartphone noch geladen werden muss. In solchen Fällen ist Kreativität gefragt.
Bei den meisten Methoden ist die Interaktion mit ChatGPT im Rahmen der Gesamtmethode ein überschaubarer Abschnitt und ChatGPT antwortet in der Regel sehr schnell. Deshalb ist es fast immer eine Option, dass sich Teilnehmende gegenseitig unterstützen. Es reicht, wenn mindestens 50 % der Teilnehmenden Zugriff auf ChatGPT haben. Mit ein bisschen Vertrauen in die Selbstorganisation der Gruppe und mit gegenseitigem Austausch klappt es.
Vorabinformation: Bitte ggf. eigene Geräte mitbringen
Wenn gewünscht ist, dass die Lernenden in der Kleingruppe oder in Einzelarbeit während des Seminars mit einer KI-Methode an ihren eigenen Geräten arbeiten, solltest Du sie vorab informieren und sie bitten, ihre Geräte wie Smartphone, Laptop oder Tablet mit Zugang zu ChatGPT mitzubringen.
Zum Beispiel in einer Vorab-E-Mail mit folgendem Text:
Abb.: Vorab-E-Mail mit Hinweis darauf, ein Gerät mit ChatGPT-Zugang mitzubringen. Mit folgendem Prompt kannst Du leicht einen auf das Seminarthema abgestimmten Abschlussgruß formulieren:
Bitte formuliere einen freundlichen und positiven Abschlussgruß in einem Satz für eine E-Mail, die zu einem Seminar einlädt.
Das Thema des Seminars lautet: ...
Beziehe dich in der Grußformel metaphorisch auf das Thema des Seminars.
Mein Name: ...
Für ein Seminar zum Thema „KI didaktisch eingesetzt“ könnte der Gruß so aussehen:
Mit freundlichen Grüßen und der Vorfreude auf einen inspirierenden Tag voller didaktischer Entdeckungen mit KI, Gert
Immer wenn Du mit Technik arbeitest, besteht die Gefahr, dass etwas schiefgeht. Als Trainerin oder Trainer hast Du wahrscheinlich schon die eine oder andere Hürde gemeistert: die versprochenen Pinnwände waren nicht da, die Beamerlampe hat während der Präsentation ihren Geist aufgegeben, eine Säule stand mitten im Raum und die Tische waren am Boden festgeschraubt. Im Online-Seminar war die Seite mit dem Abfragetool nicht mehr erreichbar oder das Mikrofon, das vorher im Test problemlos funktionierte, stellte im Meeting plötzlich seinen Dienst ein.
In der Regel machst Du das Gelingen Deines Seminars nicht von einem einzigen Tool abhängig. Wenn es keine Pinnwand gibt, lässt Du Dir etwas anderes einfallen. Wenn das geplante Abfragetool online nicht funktioniert, stimmen die Teilnehmenden einfach mit einer Rückmeldung im Meeting-Chat ab.
Mehrere KI-Tools oder KI-freie Methoden in petto haben
So ist es auch bei den KI-Methoden. Das geplante KI-Tool kann ausfallen und der berühmte Plan B muss her. Die im Buch vorgestellten Prompts funktionieren in der Regel mit allen textgenerierenden KIs. Das Einfachste ist, auf ein anderes GPT-Modell auszuweichen. Gut, wenn Du parallel einen Zugang hast.
Wenn gar nichts mehr geht, weil der Laptop abgestürzt ist oder das Internet ausfällt, dann heißt es, in den eigenen Methodenkoffer zu schauen und spontan eine KI-freie Methode hervorzuzaubern.
Der Begriff des Hype-Zyklus wurde von der Beraterin Jackie Fenn geprägt. Die Kurve beschreibt den typischen Verlauf der Erwartungen an eine neue Technologie, von der anfänglichen Begeisterung über die Ernüchterung bis hin zur stabilen Nutzung.
Der typische Hype-Zyklus wird in fünf Phasen gegliedert:
Die fünf Phasen des Hype-Zyklus
1. Technologischer Auslöser
2. Gipfel der überzogenen Erwartungen
3. Tal der Enttäuschungen
4. Pfad der Erleuchtung
5. Plateau der Produktivität
Schauen wir uns die Phasen der Hype-Kurve an zwei Fällen an – bei ChatGPT und dem fiktiven Beispiel einer Kuh. Angenommen, eine Kuh wäre eine neue Technologie, dann würde kurz nach dem technologischen Auslöser – „Kuh ist da“ – der Gipfel der überzogenen Erwartungen erreicht. Die Erwartungen wäre, dass die Kuh alle Getränke produzieren kann, die es gibt – von Cappuccino über frisch gepressten Bananensaft bis zu Piña Colada. Von meiner Frau habe ich den Spruch gelernt: „Von einer Kuh kann man nicht mehr erwarten als Milch.“ Mit dieser ernüchternden Erkenntnis geht es dann ab ins Tal der Enttäuschung. Es ist ja nur Milch.
Abb.: Die Hype-Kurve mit ihren fünf Phasen.
Der Hype: ChatGPT, die Alleskönnerin?
Der Hype um textgenerierende KI wie ChatGPT begann so richtig, als OpenAI Ende 2022 die verbesserte Version GPT-3.5 kostenfrei zur Verfügung stellte. Plötzlich schien KI und insbesondere ChatGPT die Lösung für viele Probleme zu sein. „ChatGPT wird es schon können.“ Von der allwissenden Beratung bis zur fehlerfreien Kommunikation – KI wurde als Antwort auf fast alles betrachtet. Es war fast so, als wäre vergessen worden, dass es sich nur um einen sogenannten Deep-Learning-Algorithmus handelt, der manchmal sinnvolle Antworten, aber genauso wahrscheinlich absurde Gedichte produziert.
KI-Infobox
AGI steht für „Allgemeine Künstliche Intelligenz“ oder auf Englisch „Artificial General Intelligence“. Gemeint ist damit die „Super-Intelligenz“. Manche behaupten, sie sei das ultimative Ziel der KI-Forschung.
Im Gegensatz zu Anwendungen, die auf spezifische Aufgaben, z.B. Texte generieren, beschränkt sind, zielt Super-KI darauf ab, ein breites Spektrum menschenähnlicher kognitiver Fähigkeiten zu entwickeln. Die Idee ist, dass eine Super-KI die komplexesten Probleme lösen, selbstständig lernen und sich an unterschiedlichste Situationen anpassen kann – ähnlich wie der menschliche Verstand.
Und wer hätte es gedacht – wenn es Super-Intelligenz gibt, dann gibt es auch „schwache Künstliche Intelligenz“, kurz „Weak AI“, die „nur“ auf die Lösung ganz bestimmter Aufgaben ausgelegt ist. Das klingt alles noch recht unkonkret und schwammig – und ist es auch. Wirf doch einfach auf der nächsten Party mal die Begriffe AGI, Superintelligenz und Weltherrschaft in die Runde und beobachte, wie sich die Diskussion entwickelt.
Von der Enttäuschung zur Produktivität
Irgendwann wurde man von der Realität wieder eingeholt und erkannte, dass die generierten Antworten nicht immer so genialisch waren wie erwartet. Manchmal entsteht der Eindruck, dass unabhängig von der Frage immer der gleiche oberflächlich formulierte Textbrei herauskommt. Man muss ja noch mitdenken. Es werden doch nicht alle Probleme gelöst. Was für ein Frust. Und schon stürzt es einen ins Tal der Enttäuschung.
Wie bei der Kuh – es ist ja nur Milch. Der Pfad der Erleuchtung beginnt, wenn man erkennt, was mit der Milch gemacht werden kann: Butter, Käse, Sahneeis und leckerer Schaum für den Kaffee.
Auf ChatGPT übertragen bedeutet das: Sobald wir die KI nicht mehr als allwissende Superheldin betrachten, wird sichtbar, wie ChatGPT als kreative Partnerin, Übersetzerin, Inspirationsquelle, Sprachassistentin oder Sparringspartnerin bei der Konzeptentwicklung hilfreich sein kann.
Ist dann das Plateau der Produktivität erreicht, werden Wege entwickelt, wie die KI ganz individuell zur Unterstützung genutzt werden kann.
Abb.: Auch wenn man von einer Kuh nicht mehr als Milch erwarten kann – mithilfe von KI bedient sie uns sogar höchstpersönlich an der Milchbar.
Bei den im Buch vorgestellten KI-Methoden sieht es ähnlich aus. Sie liefern – um bei der Kuh-Metapher zu bleiben – frische Milch. Hat man die Vorstellung, dass der Einsatz von KI das Seminar automatisch perfekt macht, befindet man sich am Gipfel der überzogenen Erwartungen.
Die Kunst besteht darin, auf dem Pfad der Erleuchtung die Milch zu veredeln. Wie passt die KI-Methode dramaturgisch und didaktisch in den Seminarverlauf? Welche Aufgaben erhalten die Teilnehmenden? Wie werden die verschiedenen Elemente kombiniert?
Mit der Sammlung von KI-Methoden in diesem Buch möchte ich Dich inspirieren. Auf zum Plateau der Produktivität!
In diesem Buch findest Du eine bunte Mischung von 33 KI-Methoden plus 10 % Bonus, also insgesamt 36,3 Ideen. Dabei fallen die 3,3 zusätzlichen Anregungen etwas aus dem Rahmen. Mehr dazu im Kapitel Bonus-Methoden (ab Seite 273).
KI-Methoden bequem nach Seminarthema- und -phase auswählen
Über die Einsatz-Matrix kannst Du erkennen, welche KI-Methode sich für welches Seminarthema (Seite 44) und welche Seminarphase (Seite 46) eignet. Oft ist es einfach, die Methode zu modifizieren, und schon passt sie für ein anderes Thema oder fügt sich in eine andere Phase ein.
Methodentitel mit Slogan
Übersicht mit organisatorischen Hinweisen: