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50 Mini-Horror-Storys, alle 140 Wörter lang. Jede ist wie eine dunkle Kammer, die man als Leser betritt, obwohl man genau weiß, dass irgendwo etwas lauert, was nur darauf wartet, zuzubeißen. Dämonen, Untote, die Hölle und Vampire: Sie alle wohnen in Räumen dieses eBook und einige der Räume werden auch vom vom schrecklichsten aller Wesen bewohnt, das im Vergleich zu den anderen sehr real ist: von Menschen, die bestialisch morden und ohne Skrupel schlachten. Aber es sind nicht nur die Bewohner und ihre gefühlte Präsenz in der Dunkelheit, die ein bisschen ängstigen. In manchen der Räume herrscht schmerzende Einsamkeit, wird ein endgültiger Abschied zur Qual, beißt sich unerfüllte Sehnsucht ins Herz. 50 Mini-Horror-Storys: 50 Facetten des Schreckens.
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Seitenzahl: 42
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Ansgar Sadeghi
50 Shorties of Horror
50 Mini-Horrorgeschichten (jeweils 140 Wörter)
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Fifty Shorties of Horror
Wenn Liebe erstickt
Opferung
Der Weihnachtsmann ist da!
Pockendämon
Du bist falsch!
Aufgelöst
Verführung
Kasperle tötet
Der alte Wecker
Ich sterbe in Teilen
Graue Dame, grauer Tod
Entsorgung
Schwarz wie Hass
Der letzte Tag
Der Andere
Die Qualen der Wiedergeburt
Alles für den einen Gott
Gruft und Staub
Nur einer ist echt
Fast ein Untoter
Nicht einmal hassen kann ich!
Durstig
Der tote Clown
Erfüllte Erwartung
Traumreisender
Der Papagei, Flechten und Tränen
Klaustrophobie
Das Mädchen und drei Dämonen
Die Kälte nach dem Tod
Virtual Reality
Alle träumen von Chtulhu
Die letzte Fahrt
Elitenförderung
Baden im Meer
Mutterliebe
Wie Vampire überleben
Der zuckersüße Dämon
Die Hölle in ihm
Der Briefkasten
Nützlich sein
Entzündung
Normalität
Dein ist mein Herz
Erfolgreiche Jagd
Darknet
3:57 Uhr
Umgekehrter Exorzismus
Aokigahara Forest
Liebe den Tod
50 Shorties of Horror
Danksagung
Ein Nachwort
Über den Autor
Die 50 Mini-Storys
Impressum neobooks
Fifty Shorties of Horror
Ansgar Sadeghi
Originale Erstausgabe
published by: Ansgar Sadeghi
Covergestaltung: Heinz Kirchschlager
Überarbeitung: David Jahn
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Copyright: © 2016 Ansgar Sadeghi
Wieder quengelt er. Zum dritten Mal. Seine Windel ist voll. Im Badezimmer zieht sie ihn aus und wäscht ihn.
„Was machst du?“, sagt er. „Das tut weh!“
Seine Stimme kommt von irgendwo. Sie möchte ihn schlagen.
Sie liebt ihn immer noch, aber immer öfter umhüllt Hass diese Liebe. Eine erstickende Wolke aus Ruß. Er spürt das. In solchen Momenten will er sterben, damit die Liebe überlebt. Er schämt sich, obwohl es keine Schuld zu verteilen gibt. Sie kann nicht mehr. Trägt ihn zum Bett. Er ist leicht wie ein Kind und steif wie Holz.
Später. Das Kissen liegt noch auf seinem Gesicht. Sie sitzt neben dem Bett und ritzt blutige Linien in ihre Haut. Der letzte Schnitt geht tief. Nichts tut mehr weh. Rot ist die Liebe, denkt sie. Und die Liebe tropft rot auf den Boden.
Zappelnde Leiber um mich herum. Ich spüre den fetten Bass im Bauch, den Rhythmus unter den Sohlen. Ich tanze. Schmecke salzige Lippen. Spiegelbälle schleudern rotes und weißes Licht in den Saal und Sterne explodieren in meinem Schädel.
„Ist es gut?“, flüstert eine Stimme.
„Es ist gut“, antworte ich, während Blutstropfen in der stickigen Luft schweben.
Um mich herum bildet sich ein Kreis aus großen Augen und Mündern. Momente lang sehe ich nur geöffnete Lippen. Und Zähne.
„Das sind geile Pillen“, schreie ich in die grinsende Menge.
Ekstatisch reißt sich eine Frau ein Stück Fleisch aus dem Arm und stopft es in den Mund. Kaut. Schluckt. Nicht jeder will warten.
Ein Kopf nickt mir zu.
„Ja“, flüstert er, „geile Pillen“.
Eine süßsaure Schicht aus Schweiß bedeckt meine Haut. Der Kreis schließt sich um mich. Und ich verstehe: Es ist Essenszeit.
Der Weihnachtsmann kam nicht durch den Kamin. Er stieg durchs zerbrochene Fenster, als die alte Frau alleine vor einer Engelsfigur saß und von vergangener Zeit träumte, in der das weihnachtliche Haus weniger totenstill war und sie weniger traurig.
„Wir brauchen einander“, flüsterte der Weihnachtsmann und ritzte ihr mit dem scharfen Messer eine rote Linie in die Kehle. Sie kniff die Augen fest zusammen, spürte die Klinge beim Schlucken. „Schenk mir dein Leid. Eine Stunde lang“, flüsterte er, „dann schenke ich dir Trost“. Er knebelte und schlug sie, schnitt weiter in ihre faltige Haut, bis ihr Blut auf den Teppich tropfte.
Sie weinte, schrie gegen den Knebel an und sehnte sich nach dem Geschenk, das er ihr fürs Ende versprochen hatte. Nicht alleine, weil ihr Tod das Ende der Tortur sein würde, sondern das Ende allen Leids.
Der Pockendämon stand im vollen Mondlicht am Straßenrand und erwartete den Kuss der Frau. Die Pocken in seinem Gesicht eiterten und aus rissigen Lippen, die seinen stinkenden Mund mit den schwarzen Zahnstumpen umrahmen, rann das Blut.
Die fliehende Frau hinkte trotz ihres Ekels in seine Richtung. Ihre Nachbarn hatten Pocken in ihrem Gesicht entdeckt und die Angst hatte sie in beißendes Vieh verwandelt. Ihr Körper schmerzte. Aber schlimmer als der Schmerz war das Gefühl, ausgestoßen zu sein und die Menschen um sie herum zu fürchten.
„Küss mich“, flüsterte der Pockendämon. Sie kam zögerlich auf ihn zu, unterdrückte mühsam den Brechreiz. Saurer Magensaft stieg ihr in den Mund und ätzte.
Dann umschloss er sie fest mit seinen Armen und seine Lippen berührten ihre. Der Kuss schmeckte faulig, nach verdorbenem Fleisch. Und doch gab ihr die Umarmung Trost. Wenigstens ein bisschen.
Nachts auf einem Parkweg. Drei junge Männer kommen mir entgegen. „Du bist Dreck“, flüstern ihre Augen hinter zerlaufenden Masken aus Desinteresse, die den Hass nur schlecht verbergen. Dummer Stolz verbietet mir die Flucht.