1,49 €
Achtung: Es handelt sich um eine Neuauflage/Erstauflage 2015
Männer treffen in unterschiedlichsten Situationen aufeinander, sei es an der Kasse eines Supermarktes oder beim Einbau einer Küche. Es knistert, so viel ist gewiss. Sieben kurze teils erotische sowie romantische Gay-Geschichten, die mitunter explizite Szenen enthalten und daher nur für volljährige Leser geeignet sind.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Früher konnte ich Rummelplätzen eine Menge abgewinnen. Wir waren eine Gruppe halbstarker Teenager, die sich wichtig fühlten, heimlich Bier tranken und versuchten den Mädels zu imponieren. Letzteres habe ich sein gelassen, als mir mit sechzehn klar geworden ist, dass mich Jungs wesentlich mehr interessieren. Nach meinem offiziellen Outing war die Gruppe derer, die sich mit mir abgegeben haben, deutlich kleiner, dafür konnte ich auf sie zählen, ebenso wie auf meine Eltern, die immer zu mir gehalten haben.
»Los, du Träumer!« Marion schnappt nach dem Ärmel meiner Jacke und zerrt mich mit.
Wirklich Lust habe ich nicht. Das Wetter ist für Juni richtig mies, aber immerhin hat es aufgehört zu regnen und wir mussten nicht Schlange stehen, um den Eintrittspreis für das Deutsch-Französische Volksfest zu bezahlen. Wir sind mit Lukas, Arne und ihren Freundinnen am Riesenrad verabredet. Dank Marion komme ich mir wenigstens nicht als unnötiges Anhängsel vor, auch wenn sie nur eine gute Freundin von mir ist. Arne und Lukas sind noch Freunde von früher. Unser Kontakt ist nie abgerissen, obwohl wir bereits seit Jahren aus der Schule heraus sind. In zwei Monaten werde ich dreißig, ein Gedanke, der dafür sorgt, dass sich meine Laune dem Wetter anpasst. Die Zahl macht mir in Kombination mit dem Umstand zu schaffen, dass ich mit einer Freundin hier auftauche, statt mit einem festen Partner. Den habe ich nämlich nicht. Inzwischen hat sich ein wenig Resignation bei mir eingeschlichen. Wenn ich mir überlege, wie viele heterosexuelle Männer nach einem weiblichen Gegenstück suchen und nicht fündig werden, wie soll ich da bei einer wesentlich kleineren Zielgruppenquote meinen Traummann finden? Gar nicht. Ich weiß, dass ich zum Teil selbst daran schuld bin, denn meine Kompromissfreude hält sich sehr in Grenzen. Ich habe keine Lust mit einem »mag dich« zusammen zu sein, nur damit ich nicht alleine bin. Ich will einen Kerl, den ich liebe. Das sollte er mich natürlich genauso. Bisher hat es mich nur einmal richtig erwischt. Jonas war perfekt. Er sah gut aus, wir hatten Sex, der die Erde aus der Umlaufbahn hätte werfen können und ... er war verheiratet. Ich hätte es früher merken müssen, aber die Brille, die ich aufhatte, bestand aus rosa Milchglas, die mir keine Chance für den Durchblick gelassen hat. Dafür bin ich umso heftiger auf die Schnauze gefallen, als ich ihn und seine Frau bei einem Geschäftsessen durch meinen Chef vorgestellt bekommen habe. Ich neige nicht zum Drama, doch in dem Moment hätte ich es gern veranstaltet. Allerdings hat mich der letzte Rest Verstand davon abgehalten vor meinem Arbeitgeber ein Fass aufzumachen. Inzwischen ist jede Menge Wasser den Fluss hinab gelaufen. Die Beziehung zu Jonas liegt drei Jahre zurück und seither tingel ich nur ab und an mal zum Druckabbau in die einschlägigen Clubs.
»Wir sind die Ersten«, reißt mich meine Begleitung aus den Gedanken.
Ich schaue mich um und kann die Vier ebenfalls nirgendwo sehen. Ich lehne mich mit vor der Brust verschränkten Armen an eine Metallbrüstung, die vorm Fahrgeschäft aufgebaut ist, und lasse meinen Blick durch die Gegend schweifen.
»Da drüben ist ein Stand mit Crêpes. Ich hole mir einen. Möchtest du auch?«
Ich schüttle grinsend den Kopf und gucke Marion nach. Die Schlange an der Bude ist beachtlich, aber die Frau nimmt für Süßes eine Menge Strapazen auf sich. Ich hätte gerade eher Lust auf eine schöne Bar, in der man einen Cocktail schlürfen kann, statt diesen mit Pfützen übersäten Festplatz. Ehe ich mich wie bestellt und nicht abgeholt fühle, drehe ich mich um und schaue auf das Riesenrad. An der Kasse stehen ein paar Leute an. Die untersetzte Frau in dem Häuschen macht einen sympathischen Eindruck. Auf der rechten Seite scheint jemand eine der Fahrgondeln zu überprüfen. Ich hole tief Luft, als ich den knackigen Hintern erblicke. Einen Augenblick später richtet sich der Kerl auf und ich muss mich zusammenreißen, um nicht in die Schnappatmung eines Fisches an Land zu verfallen. Der Typ besitzt alle Attribute, um mein Herz aus dem Takt zu bringen. Breite Schultern, dunkle Locken die den gleichen Farbton zu haben scheinen wie die Augen, ein kantiges Kinn und einen Dreitagebart. Er hat ein wenig was von einem verwegenen Piraten. Das macht mich an.
Zwei Mädchen laufen an ihm vorbei und ich kann sehen, dass ich nicht der Einzige bin, der den Mann gerade anhimmelt. Sie tuscheln und kichern. Er schaut sie kurz an und schenkt ihnen ein smartes Lächeln. Meine Eingeweide rebellieren für einen Augenblick und ich bin neidisch, weil es nicht an mich gerichtet ist. Dann bleibt mein Herz einen Moment stehen, denn die dunklen Augen landen tatsächlich bei mir. Anschließend holpert es weiter, da er mich ebenso anlächelt. Meine Mundwinkel heben sich automatisch. Aus seinem Lächeln wird ein Schmunzeln und er geht zur nächsten Gondel. Erneut bekomme ich die Jeans von hinten zu sehen. Sie sitzt verdammt gut. Meiner Fantasie wachsen Flügel und ich frage mich, wie er darunter aussieht - Sekunden später habe ich das Bild vor Augen, wie er sich schwer atmend über mir abstützt und mich fickt. Der Gedanke lässt mich eindeutig nicht kalt, wie ich sofort merke. Damit meine aufkommende Erektion abklingt, schaue ich schlagartig woanders hin. Beim Anblick eines Kerls derartige Vorstellungen zu bekommen und hart zu werden ist mir schon ewig nicht mehr passiert. Es fühlt sich gut an, gleichzeitig ziept es ein wenig in der Brust, weil es unnütz ist zu schwärmen. Schade, dass er mir nicht in einem Club über den Weg läuft, in dem es einen Darkroom gibt.
So unauffällig wie möglich schaue ich erneut zum Objekt meiner Begierde. Er wechselt gerade die Gondel und ich bin überrascht, als unsere Blicke ein weiteres Mal aufeinandertreffen. Wenn es nach mir ginge, könnte er einfach stehen bleiben und sich noch einen Moment von mir angaffen lassen. Seine Augen blitzen kurz auf und während er schmunzelt, zieht sich eine Augenbraue nach oben. Verdammt, schmachte ich ihn so offensichtlich an? Ich senke sofort die Lider und gucke auf den geriffelten Metallboden. Ich stöhne innerlich. Fehlt nur noch, dass ich rot anlaufe. In meinem Alter muss ich nun wirklich nicht mehr den Backfisch mimen. Stattdessen sollte ich ihn offensiv angrinsen und auf seine Reaktion warten. Aber ehrlich gesagt habe ich keinen Bock auf eine Abfuhr, dann himmel ich ihn lieber heimlich an. Mache ich mich zum Trottel, wenn ich noch mal rüberschaue? Einen Blick erlaube ich mir noch, damit meine Fantasie meiner Hand vorm Einschlafen die passenden Bilder liefern kann.
Ich gucke hoch und mein Herz bleibt stehen, denn der Kerl kommt geradewegs in meine Richtung. Ich schlucke und unterdrücke den Instinkt mich aus dem Staub zu machen. Ich bin schließlich keine sechzehn mehr. Selbst wenn meine Blicke womöglich belästigend wären, mehr als einen Rüffel wird er mir doch wohl nicht verpassen, oder?
Der Ausdruck seiner Augen ist undurchschaubar, als er bei mir ankommt. Ich muss gestehen, dass mir das gut riechende Aftershave einen wohligen Schauer verschafft und das mulmige Gefühl ein wenig beiseiteschiebt.
»Bist du immer so schüchtern?«