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Das Leben auf dem Lande ist ja wieder "in". Schon in den 80ern hat der Autor den Versuch gewagt, einen Bauernhof zu bewohnen, jedoch ohne das lebende Inventar (Kühe, Schweine, Katzen, Hunde etc.) und ohne groß eine Agrarwirtschaft zu betreiben. Dieser Selbstversuch dauerte etwa 10 Jahre und war eine tolle Erfahrung, über die in dem Buch mit vielen Details berichtet wird.
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Seitenzahl: 66
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Aus dem Inhalt:
1. Einleitung
2. Wohnungssuche
3. Gedicht: Lustiges Landleben
4. Anzeige im „Südkurier“
5. Grundstücksbeschreibung
6. Rechte und Lasten
7. Aus der Vorgeschichte der Minkenmühle
8. Niedergang einer Landwirtschaft
9. Gebäudebeschreibung
10. Stalldecke
11. Vertrag, Notartermin, Inbesitznahme (1978)
12. An- und Abreise zur Minkenmühle
13. Erste Aktivitäten: - Postfach
14. - Räumarbeiten
15. - Funde im Müll
16. Minkenmühler Tierleben
17. Das Marterl der Minkenmühle
18. Einkaufsmöglichkeiten
19. Kostenbeispiele
20. Nachbar Gobs
21. Der Viehhändler
22. Unerwünschte Mitbenutzer
23. Garten-Vandalen
24. Einbrecher
25. Trinkwasserversorgung
26. Müllabfuhr
27. Renovierung des Bauernhofes
28. Außenbereich
29. Werkzeugbeschaffung
30. Das Badezimmer
31. Ein schwarzer Tag
32. Besucher
33. Berufliche Nutzung des Grundstücks
34. Plan zum Umbau des Bauerhofes
35. Der Marsch durch die Genehmigungsinstanzen
36. Das Versagen des Architekten
37. Ende des Bauernhof-Abenteuers (1990)
Abenteuer Bauerhof
Einleitung
Ich hatte gegen Ende 1967 eine neue Stelle in Aach (Hegau) bei der Firma EMA angenommen, Dienstantritt im Januar 1968. Unter der Woche logierte ich in Aach in Untermiete, von dort hatte ich nicht weit zur Firma zu gehen.
Am Wochenende fuhr ich damals immer mit meinem Volvo-Auto nach Hause nach München: Freitag abends ab Aach, Sonntag abends ab München. Das dauerte etwa 3 Stunden je Tour, das war ja noch erträglich, sofern nicht extreme Verhältnisse im Winter herrschten.
Manchmal blieb ich in Aach, dann kamen Frau und Tochter mit dem VW-Käfer mich besuchen, dann machten wir Ausflüge in die schöne Umgebung des Hegau, zum Narrenmuseum nach Langenstein oder z.B. nach Beuron im Donautal zur Osternachtsmesse oder oft auch in die nahe Schweiz. Zum Übernachten quetschten wir uns drei dann in mein Untermietzimmer am Hofweg in Aach.
Einige Male kamen sie auch mit der Bahn, da holte ich sie vom Bahnhof in Friedrichshafen ab. Essen war dann immer im örtlichen Nobellokal, dem Hotel "Goldener Ochsen" in Stockach. Zur "Fasnet" gab es dort sogar Froschschenkel und Schnecken..
Es hätte zwar noch die Möglichkeit gegeben, bis Nenzingen mit der Bahn zu fahren, aber zur damaligen Zeit war die Bahn Radolfzell-Stockach schon ausgedünnt bzw. dann eingestellt worden.
Ich selber musste einmal recht lang am Schranken in Nenzingen warte. Da kam dann eine Lok mit zwei Güterwagen und blieb vor dem Schrankenbereich stehen. Ein Rangierer stieg von der Lok ab, öffnete das Schrankenwärterhäuschen mit einem Schlüssel und ließ dann die Schranken herunter. Dann konnte der Zug über die Straße fahren, hernach musste er dann nochmals stehen bleiben, der Rangierer öffnete die Schranken und wir konnten weiterfahren.
Erst in neuerer Zeit wurde diese Strecke wieder von einer Schweizer Bahngesellschaft ("Thurbo") unter dem Namen "Seehäsle" erfolgreich aktiviert.
Wohnungssuche
In Aach selber gefiel es mir nicht besonders, es wurden auch keine attraktiven Plätze zum Wohnen angeboten.
Da es die erste Zeit in der Firma recht gut lief, und ich nach einem Jahr sogar eine arbeitsvertragliche Gewinnbeteiligung ausbezahlt bekam, dachte ich über den Kauf eines Wohnsitzes in der Umgebung von Aach nach.
So favorisierte ich eine Zeitlang eine Eigentumswohnung in Engen ("Engen, Tengen, Blumenfeld, sind die schönsten Städt der Welt!") doch fand ich die Lage dort in einer engen, winkeligen und mit alten Gebäuden vollgestopften Ortschaft überhaupt nicht attraktiv.
Die Alternativen waren somit:
Eigentumswohnung (warum?)
Reihenhaus (bitte nicht!)
Einfamilienhaus (ja eventuell)
Besuche u.a. bei diversen Maklern folgten. Einer von denen hieß Stippler aus Sipplingen, der zeigte mir ein Haus in Stockach, davor stand ein Volvo, so wie ich einen hatte. Das Haus war aber viel zu teuer.
Ein anderer Makler erfuhr, dass ich aus München kam: er lachte und sagte, ich solle hier in Baden lieber nichts kaufen. In München und Oberbayern gäbe es so viele schöne und gut erhaltene Wohnungen und Häuser, hier in Baden würden viele Leute aber neben "Schaffe Häusle Baue" auch recht ausgiebig trinken und hätten dann für eine gute und gediegene Ausstattung ihrer Wohnstätten kein Geld mehr.
Meine neue Sekretärin, Frau Stengele, hatte ein Fertighaus (Schwörer-Haus) gewählt und bezogen, das war recht interessant, (vor allem wegen der kurzen Bauzeit). Wir fuhren gleich nach Neuhausen hin, das Haus war längst schon fertig, wenn auch die Lage inmitten einer Siedlung im Flachland westlich von Aach mir nicht besonders gefiel.
Irgendwann einmal kam auch der Gedanke hoch, wir sind ja am Land, warum nicht einen Bauernhof erwerben?
Abschreckend wirkt da erst einmal: da musst du dich um die Kühe, Ochsen, die Pferde, die Hühner und Enten, Hunde und Katzen kümmern, Maschinen betreiben, Weizen aussähen, Gras mähen, Heu einfahren, Misthaufen pflegen, Gülle ausfahren usw.
Anderseits fragt man sich: kann man nicht auf das hier speziell genannte Zubehör verzichten?
Man muss ja kein Vieh anschaffen und die Ställe und Heuböden kann man ja auch für was anderes verwenden, vielleicht ist die Lage so schön, dass man auch in einem landwirtschaftlichen Anwesen gut wohnen kann, meist ist ja sehr viel Platz vorhanden. Und das bisschen Modernisieren müsste ja zu schaffen sein…
Mein Studienkollege Helmut hatte da schon Praxis; der hatte sich in Schwindegg, östlich von München gelegen, einen aufgegebenen Bauernhof gekauft und wohnte dort mit der Familie, nachdem er das Anwesen für das Wohnen etwas hergerichtet hatte. Später dann, nach seiner Pensionierung zog er dann weiter nach Markt Allhau im österreichischen Burgenland, um dort ganz groß "Bauernhof" zu betreiben (sogar mit Bienen!).
Ich besuchte ihn daher mit Familie in Schwindegg und sah mir alles an. Da war sehr viel Grund dabei und Erika, Helmuts Frau, hatte sich einen Wunsch erfüllt und ein Pferd angeschafft.
Helmut hatte für meine Bauernhofsuche auch gleich einen praktischen Hinweis betreffend einer Entscheidung: "Du brauchst Wasser und Strom am Grundstück, ohne dem ist es nichts. Am besten auch noch Kanal oder eine Grube für das Abwasser. Und mit dem Auto hinfahren können ist auch ganz wichtig."
Wenn man an einen Bauerhof denkt, fallen einem gleich berühmte Bücher ein, wie z.B. von
Seymour "Das Leben auf dem Land" oder
"Umbau alter Bauerhäuser" oder
"Abenteuer Landleben" im Fernsehen oder
"50 Anleitungen Landleben".
Diese Schilderungen sind hochinteressant und sehr detailreich und erfreuen die Phantasie des Lesers.
Was kann man da nicht alles "auf dem Lande" machen, Selbstversorgung, Öko-Gemüse und Obst, Hühner gackern und legen Eier, Schweine im Stall, Pferde für den Ausritt, gute Luft….
Dazu zur Einstimmung noch ein Gedicht:
Lustiges Landleben
Kühe brüllen, Schweine grunzen
Wurschtmaschin macht fette Blunzen
Riesenhaufen Stinkemist
und ein Pferd, das Hafer frisst.
Schafe blöken, Tauben schwatzen,
jede Menge Enten, Katzen!
Ziegen meckern, Hühner gackern,
Bauer geht die Felder ackern.
Hasen, Frösche, Schlangen, Schnecken
tun den Stadtbewohner schrecken.
Jogl steht am Heugerüst
wo er dann schön runter grüßt
Annamierl melkt die Kuh
Girgl stellt sich gleich dazu.
Doch der Hund, das blöde Biest
welcher ausgerissen ist
rennt dem Madl zwischen d_Haxen
und reisst um die oide Kraxn.
Pitsche patsche krachbum tschinn..
Jogl liegt im Sautrank drin
und der Häfen kippt in_Dreck
und den Jogl schwappt es weg.
Lieber Leser, merkt Dir das
Landwirtschaft, das ist kein Spaß!
Eines Tages fuhr ich mit einem Makler durch Homberg/Münchhöf und da sagte der zu mir, dort unten im Tal steht ein Bauernhof, da wohnt noch einer, der ist behindert, aber der wolle keinen Makler sehen und das Anwesen auch nicht hergeben.
Ich vergaß diesen Hinweis und guckte mir auch weitere Häuser in Stockach und Umgebung an, aber die Preisvorstellungen der Verkäufer waren recht hoch.
Doch dann sah ich im "Südkurier" vom Wochenende eine Anzeige:
"Landwirtschaftliches Anwesen
30 Ar, schöne, ruhige Lage, 15 Autominuten zum See, Ökonomie und Nebengebäude neu, Bachdurchlauf (Nutzung: Fischzucht oder Wassergeflügel), Anwesen vielseitig verwendbar - Altersruhesitz, Pferde, Pony, Kleintierhaltung, krankheitshalber zu verkaufen, auch an Nichtlandwirte, evtl. auf Rentenbasis. Zuschriften unter ST 4907 Südkurier Stockach."
Ich sandte dann eine Postkarte an die Zeitung und gab die Rufnummer meiner Firma an. Als dann bald darauf ein Herr Jäger anrief, beurlaubte ich mich kurz von der Firma und fuhr an die angegebene Adresse Homberg, Minkenmühle 1.
Das war schon spannend, der erste Anblick, der erste Eindruck.