Abi 2000 - 10 Jahre später - Günter Laube - E-Book

Abi 2000 - 10 Jahre später E-Book

Günter Laube

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Beschreibung

Zehn Jahre nach dem Abitur hatte ich nicht nur eine theoretische Grundlage für ein Verständnis der Vorgänge und Ereignisse in der Welt erworben, sondern auch Lebenserfahrung gewonnen. Dabei hatte ich so manches erlebt, was ich mir zu Schulzeiten nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Doch die zehnjährige Abi-Feier sollte in meinem Leben noch einmal für eine große Veränderung sorgen, zwei Frauen kreuzten meinen Weg: Kira, die einstige Traumfrau unseres Jahrgangs, und Karoline, die ich kurz vor der Feier kennenlernte. Und schon während der Feier musste ich an sie denken und überlegte, ob ich sie wiedersehen würde...

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Günter Laube

Abi 2000 - 10 Jahre später

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Einladung

Erinnerungen

Shopping

Die Party

Die Traumfrau

Nur Sex ist auch keine Lösung

Was wird wohl in zehn Jahren sein?

Weitere Werke

Impressum neobooks

Die Einladung

Die Einladung kam per E-Mail. Constantin, Kim, Dennis und Veronika waren damals die Organisatoren der Abi-Party. Und auch jetzt, zehn Jahre danach, waren sie wieder in ihrem Element. Sie hatten alle unseres Jahrgangs angeschrieben und Ort und Zeit der zehnjährigen Abi-Feier mitgeteilt. Es sollte ein Freitag sein, Abends um zwanzig Uhr war Begrüßung, unter anderem durch unseren ehemaligen Schulleiter, der inzwischen pensioniert war.

Unsere ehemaligen Lehrer waren ebenfalls eingeladen, die Angehörigen, Eltern und Geschwister, sowie Freunde hingegen diesmal nicht.

Es dauerte nicht lange, und weitere E-Mails folgten. Von Norman, der wissen wollte, ob ich auch komme, was eine rein rhetorische Frage war, da wir noch zu Beginn des Jahres darüber gesprochen und festgestellt hatten, dass es das erste Ehemaligen-Treffen des gesamten Jahrgangs nach dem Abitur werden könnte. Er äußerte sich in der Mail entsprechend und war gespannt, ob alle kommen würden. Benjamin meldete sich ebenfalls bald. Er ging einfach davon aus, dass wir kamen, seine Botschaft war kurz und knapp: »Wir sehen uns!« und an Norman, Patrick und mich adressiert.

Patrick war der vierte in unserer Clique, von anderen manchmal auch als Philosophen-Gang bezeichnet. Das lag daran, dass wir zu Schulzeiten oft, viel und ausdauernd über so manche Probleme nachgedacht und gesprochen hatten. Neben Einsteins Relativitätstheorie, dem genauen Aufbau von Atomen, die eben nicht die kleinsten und unteilbarsten Teilchen der Welt sind, und dem Aufbau des Universums, zählten auch die Fußball-Bundesliga und die Champions League dazu. Sogar Norman, der als der Intellektuellste von uns galt, beteiligte sich an Gesprächen über das runde Leder, sah in der Regel aber nur Fußball, wenn es Europa- oder Weltmeisterschaften gab.

Auch als wir schließlich in einem Alter waren, in dem das weibliche Geschlecht auf einmal den besten Freundeskreis zur Auflösung bringen kann, philosophierten wir stetig weiter. Zwar hatten wir, und vor allem Benny, immer mal wieder eine Freundin, was die Zahl der gemeinsamen Treffen etwas minimierte, doch im Kern der Sache blieben wir zusammen.

Gemeinsame Interessen verbinden eben.

Bis auf ein Rätsel hatten wir bis zum Abi auch alles gelöst, was wir uns vorgenommen hatten. Nur das Menschheitsrätsel, die Frage, wie der Mensch entstanden ist, harrte noch immer seiner Aufklärung.

Wie ich uns kannte, würde das Thema an dem Abend unbedingt aufgegriffen werden. Besonders Norman verfolgte derartige Fragestellungen intensiv, ja fast exzessiv. Nicht umsonst war er wohl Jahrgangsbester gewesen, er hätte mit seinem Abi alles studieren können, Medizin, Jura oder Wirtschaft, doch ihn zog es ins Technische. Bei Mathe und Physik als Leistungskurse kein Wunder, in Informatik war er teilweise gelangweilt und dem Rest des Jahrgangs gefühlt Lichtjahre voraus. Er hatte nach dem Zivildienst in den USA und Deutschland studiert und arbeitete heute in einer großen Firma als EDV-Spezialist. Was er genau machte, hatte er uns mal erklärt, doch wir drei hatten es nicht verstanden.

Benny war ruhelos. Nach dem Abi zog es ihn in die große, weite Welt, er arbeitete in Afrika, Asien und Südamerika. Studiert hatte er auch, Geschichte und Archäologie, dazu Arabistik und Orientalistik. Genau genommen studierte er noch immer, denn er arbeitete und studierte quasi parallel, Auslands- und Praxissemester gewannen eine völlig neue Bedeutung in seinem Sprachgebrauch, und er war der Einzige von uns, der in keinem festen Arbeitsverhältnis stand. Da er immer einige Monate hier, einige dort war, führte er recht häufig auch eine neue Beziehung, obwohl er der Älteste von uns war. Er hatte letztes Jahr im Oktober seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert. In Ägypten. Über die Weihnachtstage war er in Deutschland, da hatten wir nachgefeiert. Anschließend zog es ihn wieder in die große, weite Welt, diesmal nach Südafrika. Dort hatte er bereits zu Schulzeiten anderthalb Jahre verbracht.

Norman würde im August seinen Dreißigsten feiern, im Winter waren dann Patrick und ich dran.

Patrick war bodenständiger, er war Lehrer geworden. In Anlehnung an seine Leistungskurse Deutsch und Geschichte hatte er Deutsch, Philosophie und Geschichte auf Lehramt studiert und seit knapp zwei Jahren einen festen Job an einem Gymnasium in unserer Stadt. Er wohnte auch nicht allzu weit von mir entfernt, insofern hatte ich zu ihm den direktesten Draht, und ich teilte mit ihm eine Leidenschaft: Goethes Faust. Norman hingegen war ebenso wie Benny vorrangig per E-Mail zu erreichen; er wohnte sowohl in den USA, Kalifornien, als auch in Deutschland.

Mit seinem sechsstelligen Jahreseinkommen konnten wir in finanzieller Hinsicht nicht mithalten, zudem konnte er an beiden Standorten auf Firmenwagen zurückgreifen und bekam die Flugkosten erstattet. Benny, der auch schon mal von der Hand in den Mund lebte, hatte einst gelästert und Norman ob seines ähnlich hohen Verdienstes als Chefarzt für Computer bezeichnet.

Benny hatte geschrieben, dass er am Mittwoch vor der Feier in Südamerika abfliegen und erst spät am Donnerstag in Deutschland landen würde. Aber für ihn war so etwas normal. Norman würde ebenfalls erst Freitag anreisen, von seinem Zweitwohnsitz. Der Hauptsitz der Firma war in den USA, und dort hatte auch er seinen Erstwohnsitz.

Das alles war bis vor kurzem noch Zukunftsmusik gewesen, die Wochen nach der E-Mail waren jedoch irgendwie im Nu vergangen, und jetzt würde es nur noch eine Woche und einen Tag bis zum Treffen dauern. Ich überlegte, was ich vorbereiten musste. Morgen war ein ganz normaler Freitag, ohne Feier, aber mit anschließendem Wochenende. Das konnte ich schon mal zum Erholen nutzen, das nächste würde mit Sicherheit recht kurzweilig werden. Außerdem würde ich am Samstag einiges einkaufen müssen. Seit längerem war ich auf der Suche nach einem neuen Anzug, doch da es nicht eilte, hatte ich es immer wieder aufgeschoben; mittlerweile brauchte ich auch ein paar neue Schuhe, die alten waren etwas in die Jahre gekommen. Mein Plan stand somit fest, und ich ging früh schlafen.

Erinnerungen

Ich stand am Bahnsteig, um in die City zu fahren. Mein Büro war so in zwanzig Minuten zu erreichen. Mit dem Auto in der Rush-Hour würde ich dagegen eine Stunde brauchen.

Neben mir stand eine Frau, die sich nach ihrer Tochter umdrehte. »Margarete, komm schon, der Zug fährt sonst ohne uns!«

»Ich komme!«

Manchmal reichen Kleinigkeiten, um einen an Dinge zu erinnern, die lange zurück liegen. Oder fast vergessen sind. Die Kleine weckte bei mir Erinnerungen an Goethes Faust.

Das wohl populärste Werk des deutschen Dichters hatten wir im zwölften Jahrgang gelesen, neunzehnhundertneunundneunzig, seinem zweihundertfünfzigsten Geburtsjahr. Ich hatte mich damals sehr für dieses mehr als umfangreiche Werk begeistert und konnte auch Jahre später noch ganze Passagen auswendig. Da ich sowohl ein gutes Zahlen- wie auch Namengedächtnis hatte, hatte ich mir auch so manchen Namen gemerkt, und Margarete, Faust’s Gretchen, ließ Assoziationen in mir aufkommen: Die Gretchenfrage!

Eine gerade in unserer Zeit mal wieder mehr als aktuelle Frage: »Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?«

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich die letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte, merkte dies jedoch umgehend, denn die Umstehenden sahen mich einigermaßen verwirrt an. Noch bevor ich die Situation aufklären konnte, hielt die S-Bahn vor meiner Nase.

Ich stieg ein.

Und auf dem Weg in die Stadt rezitierte ich den weiteren Text, den Dialog zwischen Margarete und Faust, diesmal in Gedanken:

»Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?

Du bist ein herzlich guter Mann,

Allein, ich glaub’, du hältst nicht viel davon.«

Die Religion! Tja, wer hätte sich nicht schon einmal damit beschäftigt? Zu Beginn des Gymnasiums war es eines der Schulfächer, doch später tauchte es im Stundenplan nicht mehr auf. Erst in der Oberstufe konnte man es wieder wählen, alternativ wurde jedoch Philosophie angeboten. Die meisten, so auch wir vier, nahmen Philosophie, Religion galt als uncool, als spießig. Erst im Laufe der letzten Jahre hatte ich festgestellt, wie wenig wir eigentlich über dieses Thema wussten.

Da wir in relativer Nachbarschaft wohnten, hatte ich mich mit Patrick in den letzten Jahren immer mal wieder darüber ausgetauscht. Wir hatten festgestellt, dass es wirklich viele Religionen und Glaubensrichtungen gab, und ebenfalls sehr viele Anhänger. Doch wir hatten uns nie zu erklären vermocht, wieso.

Wir hatten sogar einige wahrlich nicht dünne Religionsdokumente gelesen und miteinander verglichen.

Und was bedeutete eigentlich Religion? Nun, dies hatten Patrick und ich bereits vor einigen Jahren herausgefunden. Religare bedeutet verbinden, also ist mit Religion gemeint, die Verbindung zur göttlichen oder geistigen Welt herzustellen, die Wiederverbindung mit der geistigen Welt zu suchen. Wir hatten recherchiert, dass die meisten Religionen einen Verkünder oder Begründer hatten, und dass es sich im Grunde um dieselben Dinge handelt, wie uns heutzutage die Wissenschaft versucht näherzubringen, nämlich um Welterklärungs- und Lebensbewältigungssysteme.

Des Weiteren war uns aufgefallen, dass die biblischen Figuren auch im Koran erwähnt werden, ebenso hatten wir Parallelen zwischen Buddhismus und Christentum gefunden, doch was letzten Endes zählte, war die Tatsache, dass wir uns mit keiner Schöpfungsgeschichte so richtig anfreunden konnten. Denn alle liefen in letzter Konsequenz darauf hinaus, dass Gott den Menschen gemacht hatte, und ganz lapidar hatte der mitunter recht emotional veranlagte Patrick gefragt: »Wo war er während des Zwanzigsten Jahrhunderts? Während der Weltkriege? Während des Holocausts? Und wo ist er jetzt? Warum lässt er derartige Dinge geschehen, wie wir sie jeden Tag in den Medien verfolgen können? Was bringt Religion der Gesellschaft? Und was dem Einzelnen? Macht sie glücklicher, reicher, gesünder? Oder ist sie nur ein Instrument zur Ablenkung, so wie für andere Leute Fußball?«

Da sprach der Geschichtslehrer, und er fragte zurecht, was er seinen Schülern erzählen sollte, wenn sie ihn mit derartigen Fragen konfrontierten.

Doch auf der anderen Seite kam uns Goethe in den Sinn. Wenn ein so großer Geist sich so intensiv mit Religion befasst und diese Thematik in seinen Werken verarbeitet, musste unbedingt irgendetwas daran sein! Vielleicht waren wir damals einfach noch zu jung, um es genau zu verstehen.