Abingdon Hall - Der letzte Sommer - Phillip Rock - E-Book
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Abingdon Hall - Der letzte Sommer E-Book

Phillip Rock

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Beschreibung

Schillernd, aufregend und schicksalhaft: Der bewegende Auftakt des großen, dreiteiligen Familienepos vor der Kulisse des Ersten Weltkriegs

Europa im Oktober 1914. Der Krieg naht, doch in diesem letzten Sommer hat er Abingdon Hall noch nicht erreicht. Hier, auf dem luxuriösen Landsitz der Familie Greville, nehmen die Partys und Romanzen ihren Lauf. Alexandra Greville, die Tochter des Hauses, macht sich für ihre Saison als Debütantin bereit, während ihr Bruder Charles einer hoffnungslosen Liebe nachtrauert. In den unteren Etagen, bei der Dienerschaft, bemüht sich das neue Hausmädchen Ivy, sich den Routinen der eingeschworenen Bediensteten anzupassen – und möglichst wenig aufzufallen. Doch lange kann der Krieg auch auf Abingdon Hall nicht mehr verleugnet werden …

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Phillip Rock

ABINGDON HALL

DER LETZTE SOMMER

Roman

Aus dem Amerikanischen von Uta Hege

Die Originalausgabe erschien 1978unter dem Titel »The Passing Bells« bei Seaview Books.

1. Auflage

Taschenbuchausgabe Oktober 2014 bei Blanvalet Verlag,

einem Unternehmen der

Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © 1978 by Phillip Rock

Copyright © 2014 für die deutsche Ausgabe

by Blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München

Umschlaggestaltung: © Johannes Frick, Neusäß/Augsburg

Umschlagmotive: Richard Jenkins und Schutterstock/Shelli Jensen

Redaktion: Friederike Arnold

LH ∙ Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-12560-8www.blanvalet.de

Bettye Cooper Rock In Liebe aus Kingston-upon-Thames.

Lasst die Totenglocken läuten,um die Lebenden zu rufen und die Toten zu beklagen.

Buch 1Sommer 1914

Stoßt in die Hörner, stoßt! Sie haben uns,

in unserer Not,

lang vermisste Heiligkeit, Liebe

und Schmerz gebracht.

Wie ein König kam die Ehr’ zurück auf Erden

und entrichtete an ihre Untertanen einen königlichen Lohn;

und Edelmut wandelt erneut auf unsren Pfaden;

und bezahlt uns unser Erbe aus.

Die Toten I von Rupert Brooke (1887–1915)

1

Die frühe Dämmerung überzog den wolkenlosen Himmel mit einem zarten grünen Hauch. Bereits vor dem ersten Licht hatten Hähne überall in der Grafschaft laut krähend verkündet, dass ein neuer Junimorgen angebrochen war. Nach dem steilen Aufstieg auf den Burgate Hill legten die Holzfäller die erste Pause ein, zündeten sich ihre Pfeifen an und blickten in Richtung Osten, wo die Sonne sich über der Ebene erhob. Wieder einmal war es ein trockener und klarer Tag, und die Männer konnten weit über die offene Landschaft bis nach Sussex und den South Downs sehen. Das Tal von Abingdon, das unter ihnen lag, war immer noch in dunkle Schatten eingehüllt, aber als die Männer sorgfältig die Asche auf dem nackten Fels ausklopften, hatte sich das Sonnenlicht über den Kirchturm ihres Dorfs bis zum Herrenhaus Abingdon Hall drei Meilen westlich ausgedehnt. Allerdings versteckte es sich hinter dem dichten Laub des Eichen- und Buchenwaldes und war noch nicht zu sehen. Auf der anderen Talseite nahmen die Männer eine dünne Rauchwolke über der sanft wogenden Heide wahr – der Zug um 5.10 Uhr aus Tipley’s Green, der die reiche Ernte Surreys zu den Märkten Londons brachte.

Anthony Greville, neunter Earl of Stanmore, hörte ebenfalls das ferne Pfeifen der Lokomotive, als sie sich der Straße in Leith Common näherte. Schläfrig lag er im Bett und folgte gedanklich dem Weg des Güterzugs, der sich durch die Grafschaft schlängelte, bevor er bei Godalming auf die Hauptstrecke einbog. Es war derselbe Zug – obgleich natürlich deutlich größer und moderner – wie der, dem er als Junge hinterhergesehen hatte, auch wenn er damals, statt die Heide zu durchqueren, von Tipley’s Green über Bigham und somit über eine Strecke von fünf Meilen über die väterlichen Ländereien gefahren war. Wann genau war das gewesen? 1870? 72? Ungefähr. Auf jeden Fall Anfang der Siebziger, denn zum Ende des Jahrzehnts hatten sie das Land verkauft und in einzelne Gehöfte unterteilt. Außerdem hatte man eine neue Eisenbahnlinie um Abingdon herumgebaut, den Bauern zufolge viel leistungsstärker, aber ihm fehlte der alte Zug aus schimmerndem Messing und mit der dicken geblähten Rauchfahne.

Er sah auf die Uhr auf seinem Nachtschrank, einen Schiffschronometer in einem Kästchen aus Rosenholz. 5.23 Uhr. Langsam erwachte das Herrenhaus zum Leben, und er streckte seinen langen muskulösen Körper unter der Decke und lauschte auf die gedämpften Geräusche – das Murmeln der Rohre, als die Küchenmädchen Wasser für die Köchinnen holten, das entfernte Klirren von Schaufeln, als die Kohleeimer gefüllt wurden, das fröhliche Pfeifen eines Stalljungen, der sich draußen an der Pumpe wusch. Bald würde er leise schnelle Schritte auf der Treppe hören, wenn den Frühaufstehern heißes Wasser zum Rasieren und frisch gekochter Tee gebracht wurde. Mit den Stalljungen und den Pferdeburschen hatten sie vierzig Dienstboten, und es war nicht zu überhören, wenn für sie der Tag begann. Doch die Geräusche waren für Lord Stanmore ebenso beruhigend wie seine Erinnerungen an die gute alte Zeit.

Er stand in Strümpfen vor dem Spiegel und rasierte sich, während sein Kammerdiener mit den Handtüchern und einer Flasche Rum hinter ihm stand. Er hieß Fisher und hatte vor gut zehn Jahren seinen Dienst angetreten.

»Und, was haben Eure Lordschaft heute vor?«

Er betrachtete sein Spiegelbild.

»Was sagen Sie, Fisher? Sieht mein Schnurrbart vielleicht langsam ein bisschen zu militärisch aus?«

»Er ist etwas gesprossen, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«

»Und, macht er mich zu alt?«

»So weit würde ich nicht gehen, Mylord. Aber er sieht auf jeden Fall soldatisch aus.«

»Dann werden wir ihn nachher stutzen, Fisher. Die Enden ein wenig zurückschneiden.«

»Sehr wohl, Sir. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«

Der Earl strich sich ein letztes Mal über das Kinn, bevor er das Rasiermesser in die Wasserschüssel fallen ließ.

»Nach dem Ausritt brauche ich meinen Morgenanzug … und zum Dinner werden heute Gäste kommen. Legen Sie mir deshalb bitte auch die Abendgarderobe heraus.«

»Sehr wohl, Mylord.«

Der morgendliche Ausritt war ein feststehendes Ritual, und der Earl hielt auch bei größter sommerlicher Hitze und bei winterlichen Minusgraden daran fest. Er trug stets eine alte Reithose und eine Tweedjacke, unter die er, falls es kühl war, noch einen Pullover zog. Dreißig Paar Reitstiefel standen in seinem Schrank, doch gewohnheitsmäßig wählte er immer dasselbe Paar aus weichem braunem Leder, das mit seinen vielen feinen Linien an die wettergegerbten Züge eines alten Mannes erinnerte. Die irischen Jagdstiefel waren so weich wie Handschuhe und schmiegten sich wie eine zweite Haut an seine langen Beine. Während er mithilfe seines Kammerdieners in die Stiefel stieg, vernahm er ein diskretes Klopfen an der Tür, und einen Moment später führte Coatsworth eins der Mädchen herein, das ein großes silbernes Tablett mit einer Kanne Tee, einem Krug mit heißem Wasser, Zucker, Milch, einem Korb mit süßen Brötchen, einem Töpfchen Marmelade und einem Teller Butter in den Händen hielt. Der ältliche Butler, unter dessen dunkler Hose die Pantoffeln kaum zu sehen waren, schlurfte langsam auf ihn zu.

»Guten Morgen, Eure Lordschaft.«

»Morgen, Coatsworth. Was macht Ihre Gicht?«

»Ein wenig besser, Sir. Auf Mr. Banks Empfehlung habe ich meinen Füßen gestern Abend noch ein heißes Essigbad gegönnt.«

»So, so, ein heißes Essigbad.«

»Mr. Banks hat mir erklärt, dass das wahre Wunder wirke.«

»Bei den Jagdpferden auf jeden Fall.«

Mr. Coatsworth schob ein Tischchen vor den Stuhl, auf dem Lord Stanmore saß, und bedeutete dem Mädchen, das Tablett dort abzustellen. Sie war noch jung, dunkelhaarig, schlank, mit hohen Wangenknochen und einer schmalen leichten Stupsnase. Wirklich hübsch, dachte der Earl und lächelte sie freundlich an.

»Danke, Mary.«

»Ivy, Sir«, gab sie kaum hörbar zurück.

»Natürlich, Ivy.« Eine von den Neuen. Dann musste das plumpe rothaarige Mädchen mit den Hasenzähnen Mary sein.

»Soll ich Ihnen Tee einschenken, Sir?«, erkundigte sich Coatsworth.

»Bitte.«

»Du kannst gehen, Mädchen«, murmelte der Butler, denn die Kleine stand noch in der Tür und sah sich neugierig im Zimmer um. Aber schließlich dauerte es eine Weile, bis sie richtig ausgebildet war. Und sie schien intelligenter als die meisten anderen zu sein, sie machte auf jeden Fall einen ordentlichen Knicks, bevor sie hinausging. Coatsworth schenkte Tee ein, fügte einen Löffel Zucker und einen Tropfen Milch hinzu und rührte gründlich um. Dann schnitt er ein noch heißes Brötchen auf, bestrich es dick mit Butter und nickte zufrieden.

»Sie werden feststellen, dass die süßen Brötchen heute Morgen einfach köstlich sind, Sir. Die Köchin hat das Rezept etwas verändert und nimmt jetzt mehr Roggenmehl als sonst.«

»Was Sie nicht sagen.«

»Ross sagt, sie schmecken wie die süßen Brötchen, die seine Mutter früher immer in Aberdeen für ihn gebacken hat.«

»Er scheint ziemlich in der Welt herumzukommen. Mir hat er erzählt, er käme aus Perth.«

Leise lachend verteilte der Butler Marmelade auf dem dampfenden Gebäck.

»Ich würde sagen, dass das East End oder Glasgow der Wahrheit näher kommt.«

»Könnte sein. Aber mit Automobilen kennt er sich aus.«

»Wie Eure Lordschaft meinen«, stellte Coatsworth ein wenig verkniffen fest und wandte sich zum Gehen.

Sein Butler hatte eine leichte Abneigung gegen den jungen Mann. Doch auch wenn der junge Jaimie Ross vielleicht ein wenig ungestüm und von ungewisser Herkunft war, war er ein erstklassiger Fahrer und Mechaniker. Und sie brauchten dringend einen, seit die Zahl der Automobile von einem auf vier gestiegen war. Der vorherige Chauffeur, ein Mann in Coatsworth’ Alter, hatte als ehemaliger Kutscher nur gewusst, wie man einen Gang einlegte und in einer halbwegs geraden Linie fuhr. Doch er war ein enger Freund des Butlers, und die beiden Männer hatten ihre freien Stunden oft zusammen im Crown and Anchor in Abingdon verbracht und mit heiligem Eifer Dart gespielt. Der junge Ross hingegen bevorzugte die Gesellschaft junger Frauen, weshalb er, wenn er einen halben Tag freihatte, auf seinem Motorrad bis nach Guildford oder Crawley fuhr und versuchte, junge Dienstbotinnen und Verkäuferinnen zu beeindrucken.

Lord Stanmore hielt sich nicht lange bei seinem ersten Frühstück auf. Er biss mehrmals von seinem Brötchen ab und trank in aller Eile seinen Tee, denn es zog ihn hinaus. Wie jeden Morgen riefen ihn die Dickichte und Hecken, die Felder und der Wald. Das gesamte Tal war eine einzige Herausforderung für den Reiter und löste bei ihm ein Gefühl der Freude und vor allem des Triumphes aus. Konnte man den Tag auf herrlichere Art beginnen als mit einem stürmischen Galopp durch diese so reich gesegnete Landschaft? Ihm tat nur leid, dass er an diesem strahlend hellen, wunderbaren Vormittag allein ausreiten musste. Aber William kam erst in ein, zwei Tagen vom College in Eton heim, und Charles hatte die Lust an einem morgendlichen Ausritt verloren. Lord Stanmore runzelte die Stirn. Er wurde einfach nicht mehr schlau aus seinem ältesten Sohn. Seit Charles aus Cambridge zurückgekommen war, saß er meistens lustlos und apathisch herum. Seine Zeugnisse vom College waren ausgezeichnet, aber als der Earl mit seinem Sohn über die Zukunft hatte sprechen wollen, hatte der ihn nur reglos angesehen. Dabei stand der Werdegang des Jungen bereits fest, weil er der Älteste und der Erbe seines Titels war. Deshalb sollte er sich tatkräftig darum bemühen, die komplexen Strukturen der Besitztümer ihrer Familie – Abingdon Hall mit seinen unzähligen Pächtern, ausgedehnten Ländereien in Wiltshire, Kent, Northumberland und dem West Riding und einer ganzen Reihe Londoner Geschäftsgebäude – zu verstehen. Eine mehr als ausreichende Beschäftigung. Natürlich würde er sich ihm nicht in den Weg stellen, wenn er erst sein Studium beenden wollte. Allerdings reagierte Charles bei diesem Thema immer mit dieser ärgerlichen, unerträglich arroganten Teilnahmslosigkeit. Er leerte seine Tasse, als hätte Coatsworth ihm nicht Tee, sondern Whiskey eingeschenkt.

»Dann will ich jetzt mal gehen«, erklärte er und stand entschlossen auf. Eilig kam sein Kammerdiener mit der Jacke, einer Tweedmütze und einer Reitgerte mit blank poliertem Bambusgriff, und ordnungsgemäß gekleidet, öffnete der Earl die Tür, die seine Suite mit der seiner Ehefrau verband. Es erfüllte ihn mit einer inneren Befriedigung, dass diese Tür während der fünfundzwanzig Jahre ihrer Ehe nie versperrt gewesen war. Die düsteren Prophezeiungen gewisser Freunde, dass die Ehe zwischen ihnen niemals halten würde, weil »Amerikanerinnen einfach anders seien«, hatten sich nicht erfüllt. Er hatte schon damals nicht verstanden, was sie damit hatten sagen wollen.

Der Kontrast zwischen den beiden Suiten war aus seiner Sicht symbolisch für die Unterschiede zwischen Mann und Frau.

Seine Räume waren mit dunklen Eichenholzpaneelen ausgekleidet, spartanisch möbliert und ohne jeden Schmuck. Ein großes unaufgeräumtes Regal enthielt Bücher über die Jagd und das Leben auf dem Land, ein oder zwei Romane von Thomas Hardy, Shakespeares gesammelte Werke in fünf Bänden und eine Bibel, die ihm der Vikar des Orts geschenkt hatte, als er zum ersten Mal nach Winchester ins Internat gefahren war. Zwischen den schmalen Bücherstapeln standen Jagdpokale und andere Reittrophäen; das Schwert, das sein Großvater in Waterloo getragen, aber nie benutzt hatte, ruhte in seiner Scheide an der Wand über dem steinernen Kamin, und ein großes Teleskop, das Geschenk eines Onkels, der als Admiral zur See gefahren war, hatte er auf einem Stativ vor einem der Flügelfenster aufgebaut. Arbeits-, Schlaf- und Ankleidezimmer hatten die Jahrzehnte zwischen seiner späten Jugend und dem reifen Mannesalter ohne größere Veränderungen überstanden.

Im Gegensatz zu dieser maskulinen Nüchternheit verströmte das Refugium von Hanna Rilke Greville, der Countess von Stanmore, den üppigen Charme der Belle Epoque. Dicke weiche Teppiche, Prägetapeten in zartem Zitronengelb und zartem Grün, goldgerahmte Gemälde, Spiegel und Rokokomöbel erstrahlten im weichen femininen Licht, das durch die Seidenstoffe vor den Fenstern fiel. Es waren die Gemächer einer warmen, sinnlichen Frau. Und in all den Jahren ihrer Liebe war sie nie zu ihm gekommen, sondern immer er zu ihr.

Sie schlief noch, und ihr langes blondes Haar, das in zwei sorgfältig geflochtenen Zöpfen auf dem Kissen lag, wirkte wie fein gesponnenes Gold. Der Earl of Stanmore störte ihren Schlummer nicht. Er stand wie jeden Morgen kurz am Ende ihres großen Schlafzimmers und sah sie an. Dann zog er sich wieder in sein eigenes Zimmer zurück, drückte die Tür leise ins Schloss, schlug sich mit der Gerte gegen seinen Stiefel und marschierte in den Flur hinaus.

»Guten Morgen, Eure Lordschaft«, grüßten die vier Mädchen ihn ehrfürchtig flüsternd auf dem Treppenabsatz. Ihre frisch gestärkten Uniformen raschelten leise, wodurch ihre Stimmen kaum zu hören waren.

»Guten Morgen … guten Morgen …«, grüßte er zurück, während er achtlos an ihnen vorbei die breite Haupttreppe hinunterlief.

Er marschierte durch den Wintergarten mit den wuchernden Palmen und Farnen in Hängekörben und ging über die schattige Westterrasse, auf der zwei Gärtnergehilfen die Steinplatten mit Reisigbesen säuberten. Die beiden hielten kurz in ihrer Arbeit inne, griffen sich respektvoll an die Mützen, und mit einem knappen Kopfnicken erwiderte er ihren Gruß. Eine geschwungene Treppe aus verwittertem Granit führte hinunter in den italienischen Garten, in dem vier Männer die Formschnitthecken stutzten. Durch ein reich verziertes Eisentor, das sie vor langer Zeit auf dem Anwesen des Herzogs von Fiori in Urbino erstanden hatten, gelangte man in den Rosengarten, wo sich grünes Wasser über die gemeißelten Figuren von Neptun und Europa in einen Brunnen aus Carrara-Marmor ergoss. Hinter der Backsteinmauer, die den Rosengarten schützte, begann der ausgedehnte Küchengarten mit den ordentlichen Gemüsereihen in den langen niedrigen Gewächshäusern. Ein baumbestandener Kiespfad schlängelte sich an den Unterkünften für die Gärtner, den Komposthaufen und Lagerschuppen vorbei bis zu den Stallungen, die hinter einer hohen Steinmauer verborgen lagen. Die Musketen- und Pistolenkugeln in den Spalten zwischen den Steinblöcken zeugten davon, dass Prinz Rupert hier im Jahre 1642 mit einer Kompanie Rundköpfe aneinandergeraten war. Als Kind hatte der Earl versucht, die Kugeln mit einem Taschenmesser aus dem Stein herauszubekommen, dabei aber nur ein paar rostige Eisensplitter und ein paar gewundene Bleireste aus dem harten Mauerwerk gekratzt. Durch ein solides, dunkelgrün gestrichenes Holztor gelangte der Earl zur Koppel und den Ställen.

Dies war seine Welt, und sie erfüllte ihn mit großem Stolz. Die neuen Holzgebäude mit den dunklen Schieferdächern wiesen seine Farben – ein warmes Gelbbraun mit matt orangefarbenen Akzenten – auf. Es waren die besten Ställe und die fünfundzwanzig besten Jagd- und Springpferde in ganz England. Sein Lieblingstier, ein sieben Jahre alter, rötlich brauner Wallach, wurde von einem Knecht über den Hof geführt, und ein untersetzter krummbeiniger Mann in Tweed und braunen Ledergamaschen unterzog es einer kritischen, fachmännischen Musterung.

»Guten Morgen, Banks«, grüßte Lord Stanmore gut gelaunt. »Wie ich sehe, haben Sie ihn gesattelt.«

George Banks, Ausbilder und Tierarzt, scherzhaft als der Herr der Earl’schen Pferde tituliert, nahm seine knorrige Pfeife aus dem Mund und klopfte sich die Asche in die Hand.

»Er ist wieder kerngesund und scharrt vor lauter Ungeduld schon mit den Hufen. Wenn Sie mich fragen, ist unser alter Jupiter wieder so gut wie neu.«

Der Stallbursche führte das Tier zum Earl, der eingehend das linke Vorderbein begutachtete.

»Er schont das Bein nicht mehr.«

»Nein, Sir«, stimmte Banks ihm zu. »Die heißen Umschläge haben ihre Wirkung nicht verfehlt.«

»Wollen wir nur hoffen, dass er nach dieser Geschichte nicht vor irgendwelchen Hindernissen scheut.«

»Nun, Sir, das werden wir erst wissen, wenn der alte Junge über einen Zaun gesprungen ist, aber er hat auch vorher manchmal etwas abgekriegt.«

»Da haben Sie recht, aber noch nie so schlimm wie dieses Mal.« Lord Stanmore tätschelte dem Pferd den Hals und glitt mit der Hand über dessen sorgfältig gestriegelten Widerrist. »Braver Jupiter. Braver alter Junge.«

»Meiner Meinung nach steht er noch voll im Saft.«

»Auf jeden Fall.«

»Er hat Tinker hinausgehen sehen, und da die beiden Stallgenossen sind, ist er wahrscheinlich wild darauf, ihn einzuholen.«

»Tinker? Wer in aller Welt …?«

»Nun, der Captain, Sir«, erklärte Banks und füllte seine Pfeife aus einem gelben Öltuchbeutel nach. »Captain Wood-Lacy. Kam gestern Abend aus London, Sir. Tauchte ziemlich spät hier auf und wollte den Haushalt nicht mehr stören, deshalb hat er bei mir campiert. Aber er ist schon mit den Hühnern aufgestanden und hat sich sofort ein Pferd geschnappt.«

Eilig schwang der Earl sich auf sein Pferd.

»Verdammt. Ich wünschte, das hätte ich gewusst. Wohin ist er geritten?«

»Richtung Burgate und Swan Copse«, antwortete der Stallbursche. »Wobei er es ruhig hat angehen lassen.«

»Danke, Smithy. Vielleicht hole ich ihn ja noch ein.«

Er stieß dem großen Wallach die Fersen in die Seiten, und sofort trabte das Tier den Pfad aus festgetretenem Sand hinab, und er musste es daran hindern, nicht loszugaloppieren, als sie die Stallungen und Heuschober passierten. Der Pfad führte in einer großen Rechtskurve zur Straße in Richtung Abingdon und wurde links von einem anderthalb Meter hohen Zaun begrenzt.

»Los, Jupiter.« Der Earl of Stanmore zog am linken Zügel, und das Pferd verließ den Pfad und nahm das Hindernis, wobei es mindestens zwei Handbreit Abstand zwischen Holz und Hufen ließ. Er hörte Banks und Smithy jubeln, blickte aber nicht noch mal zurück.

Captain Fenton Wood-Lacy, Hauptmann bei den Coldstream Guards, ritt mürrisch durch einen von Schatten gesprenkelten Buchenwald. Er war ein großer, breitschultriger Mann von fünfundzwanzig Jahren mit dunklen, tief liegenden Augen, einer geraden langen Nase und einem schmalen Mund. Wie bei einem Falken lagen auf seinem Gesicht ein Ausdruck einstudierter Arroganz und eine Spur von Grausamkeit, und wenn er wütend wurde, rief bereits sein Blick eisiges Entsetzen in seinen unfähigen Untergebenen hervor. Aber dieses Gesicht setzte er auf dem Exerzierplatz auf, und er hatte es sich extra dafür zugelegt. Gegenüber Freunden, Frauen, kleinen Kindern und den schwachen, sanftmütigen Menschen dieser Erde machten seine Züge eine beinahe wundersame Wandlung durch. Dann wurden die harten Linien seines Mundes weich, und sein kalter Blick wich einem warmen, humorvollen und mitfühlenden Ausdruck. Augenblicklich jedoch waren seine Augen trübe, während seine Stirn in sorgenvollen Falten lag. Ein vorbeikommender Fremder hätte diesen Mann, der in feiner Reitkleidung und mit einem gut sitzenden, eleganten runden Filzhut auf einem prachtvollen kastanienbraunen Wallach saß, für einen reichen Gutsherrn gehalten. Obwohl er in Wahrheit einen Brief der Cox Bank in der Tasche hatte, in dem er respektvoll, doch mit Nachdruck darauf hingewiesen wurde, dass sein Konto wieder einmal überzogen war. Und am Tag zuvor in seinem Club hatte ihm der Sekretär zwar höflich, aber mit demselben Nachdruck zu verstehen gegeben, dass er noch so viele ausstehende Rechnungen habe, dass mit einem weiteren Kredit nicht mehr zu rechnen sei.

»Ich würde diese Angelegenheit nur äußerst ungern gegenüber Ihrem Colonel zur Sprache bringen, aber Sie sind inzwischen so mit Ihren Zahlungen im Rückstand, dass …«

»Oh, geht doch alle zum Teufel«, brummte er ohne allzu große Leidenschaft.

Ein Ringfasan brach aus der Deckung und flatterte aufs offene Feld. Fenton hob die Hand, in der er seine Gerte hielt, verfolgte den trudelnden Flug des Vogels mit deren Spitze und deutete mit einem lauten Zungenschnalzen einen Schuss an.

»Schade«, murmelte er. Der Fasan landete wieder auf dem Boden, und er ließ die Gerte sinken und schlug sich lustlos damit gegen das Bein. Die Schönheit dieses Vormittags, an dem die dicht belaubten Buchen das Licht der Sonne filterten, das wie ein goldener Schleier auf den von Hecken gesäumten Feldern lag, erschien ihm wie der reine Hohn. Es musste was passieren, doch er hatte keine Ahnung, was. Hundert Pfund würden genügen, um seine momentanen Außenstände zu begleichen, und wahrscheinlich würde ihm Lord Anthony das Geld wie auch schon früher problemlos leihen – doch mit dieser Summe wäre sein Problem nicht dauerhaft gelöst. Sein Anteil an den Einkünften aus dem Anwesen seines verstorbenen Vaters bliebe auch in Zukunft bei sechshundert Pfund im Jahr. Aber neben seinem Sold als Captain reichte der Betrag für die Lebensführung, die man von den Mitgliedern der Gardedivision erwartete, einfach nicht aus. Alle Gardeoffiziere mussten Mitglieder des Guards’ Clubs und am besten auch des Marlborough Clubs sein. Und auch wenn ein unverheirateter Offizier eines gesellschaftlich nicht ganz so renommierten Regiments durchaus in der Kaserne leben konnte, wurde bei den Mitgliedern der Garde stillschweigend vorausgesetzt, dass sie – natürlich auf eigene Kosten – eine angemessene Wohnung in einem exklusiven Viertel wie Belgravia oder Knightsbridge unterhielten. Je höher der Rang, den ein Soldat bekleidete, umso besser musste die Adresse sein, weshalb die Beförderung zum Captain seinen Ruin nur noch beschleunigt hatte. Und zu all den anderen Ausgaben kamen die für seine Kleidung noch dazu. Denn außer zu bestimmten Anlässen trugen die Mitglieder der Garde stets Zivil – und zwar elegante, kostspielige Garderobe. Die Rechnung seines Schneiders hatte ihn erbleichen lassen, und nur eine Glückssträhne beim Kartenspiel hatte die Begleichung dieser Schuld möglich gemacht. Aber leider hatte diese Glückssträhne ihm nicht genug Geld für seine Bank und den Marlborough Club beschert.

»Verdammt noch mal«, knurrte er die Bäume an, tippte das Pferd mit seiner Gerte an, das geschmeidig weiter durch den Wald lief, bis sie zu einer dicht mit Kornblumen und Butterblumen übersäten Wiese kamen. Dort zog Fenton an den Zügeln, blieb unbeweglich im Sattel sitzen und sah reglos geradeaus. Weit hinter den sanft wogenden Wiesen, teilweise von den Weiden des Swan Copse verdeckt, ragte das pompöse Burgate House in den blauen Sommerhimmel auf. Hinter der gotischen Fassade des Gebäudes gab es eine dauerhafte Lösung für seine Probleme, doch um einen Preis, der ihm bisher zu hoch erschienen war. Und es widerstrebte ihm noch immer, aber wahrscheinlich blieb ihm keine andere Wahl. Archie Foxe und seine Tochter Lydia lebten in dem Haus. Der gewiefte Archie Foxe mit den derben Manieren des Londoner East Ends, dem die Herkunft dank der zahllosen verschluckten Hs und Ts nach wie vor deutlich anzuhören war. Archie Foxe von Foxe’s Feine Konserven und den allgegenwärtigen White Manor Teesalons. Archie hatte ihm bereits seit langem angeboten, in das Unternehmen einzusteigen, und wenn Archie etwas sagte, meinte er es durchaus ernst. Für den Anfang würde er ihm tausend Pfund pro Jahr bezahlen. Was bestimmt nicht zu verachten wäre. Er zog ein silbernes Zigarettenetui aus seiner Tasche und steckte sich eine mit Korkmundstück versehene Woodbine an. Natürlich musste er den Posten bei der Garde dann aufgeben, aber schließlich waren die Zukunftsaussichten bei der Armee auch alles andere als gut. Die Beförderung zum Captain war nur Glück gewesen, denn wie immer alle hundert Jahre hatte man vor kurzem das gesamte Bataillon umstrukturiert. Und jetzt würde es wahrscheinlich zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis man ihn in den Majorsstand hob.

Er blies eine dünne Rauchwolke gegen den Wind und blickte aus zusammengekniffenen Augen, wie ein Späher, der den Feind erkundete, auf das entfernte Haus. Es war ein grässliches Gebäude, das zu Zeiten von Queen Anne von irgendeinem Herzog nach dem Tod seines Sohnes errichtet worden war. Er hatte daraus ein Denkmal für den toten Jungen machen wollen, deshalb sah es nicht wie ein Wohnhaus, sondern eher wie eine Kathedrale aus. Niemand hatte je dort glücklich werden können außer Archie Foxe. Doch Archie liebte diesen Bau und hatte ihm einmal erklärt: »Es ist wie in Westminster Abbey.«

»Ach verdammt.« Der Captain seufzte. Dort hinter den Wiesen lag sein ganz persönlicher Rubikon. Tausend Pfund im Jahr. Und Lydia? Die Antwort auf diese Frage war genauso schwer zu fassen wie die Irrlichter, die über die Heide tanzten. Die Entscheidung träfe Lydia Foxe allein. Sie war einundzwanzig Jahre jung, wunderschön und hatte einen Vater, der an Nachsicht nicht zu überbieten war. Er setzte ihr niemals Grenzen, und sie konnte einen ganzen Monat in Paris verbringen oder für ein Wochenende rauf nach London fahren, ohne dass sie fürchten musste, dass er je ein Machtwort sprach. Ursprünglich war es ihr Vorschlag gewesen, der Armee den Rücken zu kehren, um in »Daddys Laden« anzufangen. Eine eher niedliche Umschreibung für eines der größten Unternehmen Englands. Sie hatte ihn gemacht, als sie ihm geholfen hatte, die passenden Möbel für die Wohnung in der Lower Belgrave Street zu kaufen, wobei ihr Geschmack deutlich zu kostspielig für sein Budget gewesen war. »Du bist ein Mann, der zwischen schönen Dingen leben sollte«, hatte sie gesagt. »Bei der Armee vergeudest du nur dein Talent.« Nun, das hätte er ihr selbst sagen können, aber sah ihr Vater seine Rolle in der Firma nicht als eine Art Militärdienst an? Das wackere Exmitglied der Garde, das als Archies Adjutant ein ganzes Bataillon geschmeidiger rotwangiger Serviererinnen des White Manor Teesalons in kornblumenblauen Kleidern, frisch gestärkten weißen Schürzen und neckischen weißen Häubchen kommandierte? Natürlich tat er das. »Fenton«, hatte er gesagt. »Fenton, Junge. Lydia hat mir erzählt, dass du der Armee vielleicht den Rücken kehren willst. Sapperlott, jemand wie du hat mir in meinem Laden gerade noch gefehlt. Wie wäre es mit erst mal tausend Pfund pro Jahr?«

Das wäre wunderbar. Aber trotzdem … trotzdem …

»Oh verdammt«, stieß er noch einmal hervor, während er seine Zigarette in einen mit Unkraut überwucherten Graben warf. So einfach war das nicht. Er war jetzt seit sechs Jahren bei der Armee. Hauptmann der Kompanie D des ersten Bataillons. Und das Regiment war einem heilig, ganz egal, ob man sich von der Tradition verleiten ließ oder nicht. Es war wie eine Ehe … in guten wie in schlechten Zeiten … bis dass der Tod die Partner schied.

Auch wenn er nicht wirklich einen Sinn in seiner Arbeit sah. Denn es stand so gut wie fest, dass kein Krieg ausbrach. Aber wenn die Regimentskapelle einen Marsch erklingen ließ und die lange scharlachrot-blaue Kolonne von der Wellington-Kaserne in den Birdcage Walk einbog, während der Wind die königliche Fahne peitschte und die Dudelsäcke pfiffen, empfand Fenton plötzlich einen solchen Stolz, den er kaum in Worte fassen konnte. Auch wenn er wusste, dass das kindisch war. Ein Echo seiner Kindheit, als er wie gebannt vor seinem Onkel Julian gesessen hatte, der wieder einmal aus dem Sudan oder von der Nordwestgrenze Indiens, wo er mit brutalen Derwischen oder Pathanen gekämpft hatte, heimgekommen war. Onkel Julian vom 24. Infanterieregiment der Warwickshires, Träger des Viktoriakreuzes, der endlos Geschichten aus dem Krieg von Heldenmut und Tapferkeit erzählte.

Dudelsäcke, Trommeln und wehende Fahnen. Mitglieder der Garde, die Seite an Seite über eisbedeckte Berge nach Corunna marschierten, während Sir John Moore dem Trupp mit Tränen in den Augen hinterhersah und beim Anblick dieser ordentlichen, ungebrochenen Reihen wusste: Napoleon würde untergehen. Kinderträume. Onkel Julians Erzählungen … Fortescues Historie der britischen Armee … untrennbar verbunden mit dem generellen Ansehen, das mit diesem Spiel verbunden war. Denn es war ein Spiel. Sie spielten Soldaten mitten in London, fernab von jedem Feind. St. James’s, Buckingham Palace, der Tower … ein Offizier der Coldstream Guards, eine schmale rote Linie, die der König zog … ein Offizier der Garde bewegte sich in seinem eigenen erlauchten Kreis. All das aufzugeben, um als normaler Angestellter eines Lieferanten von billigen Tees, Fleischpasteten und Konserven zu arbeiten, der strategisch günstig an belebten Ecken in sämtlichen großen Städten – Brighton, Plymouth, Margate, Manchester, Leeds, Birmingham, Liverpool und Groß-London – Teesalons betrieb, hieße, zukünftig einer von vielen zu sein. Was machte es schon aus, wenn diese Einstellung snobistisch war?

Er beugte sich seitwärts aus dem Sattel und köpfte mit seiner Gerte einen Schwalbenwurz. Vernichtete die große schlanke Pflanze mit einem gezielten bösartigen Hieb. Mit grimmiger Befriedigung richtete er sich wieder im Sattel auf, hörte aus der Ferne ein hallo, blickte flüchtig über seine linke Schulter und sah, dass Lord Stanmore über die Felder auf ihn zugaloppierte, wobei Jupiter die Hecken und Brombeerbüsche mit der Grazie einer Schwalbe nahm.

Der Earl of Stanmore war in seinem Element. Er und sein Pferd fegten wie der Wind über die Felder und harmonierten wie die Räder einer teuren Uhr. Genauso hatte er den Earl erlebt, als er als neunjähriger Junge mit seinem jüngeren Bruder Roger zum ersten Mal auf dem Anwesen zu Gast gewesen war. Ein wahrhaft beeindruckendes Bild. Obwohl er selbst inzwischen sicher ein genauso guter Reiter war. Und so sollte es auch sein, denn Lord Stanmore hatte ihm beigebracht, wie man korrekt auf einem Pferderücken saß und ohne jede Scheu die höchsten Hecken nahm. Im Sommer 1898 war sein Vater mit der Restaurierung des Landsitzes beauftragt worden. Damals wurde Abingdon Hall zu einem zweiten Zuhause für ihre Familie. Dort wuchs er zu einem jungen Gentleman heran. Der Earl war ihm bereits in jenem längst vergangenen Sommer zugetan gewesen, und die Sympathie, die sie füreinander empfanden, hatte sich in den vergangenen Jahren noch verstärkt. Während er beobachtete, wie Lord Stanmore auf ihn zugeritten kam, verflog seine düstere Stimmung.

»Verflixt noch mal, Fenton«, rief der Earl, als er neben ihm hielt und die beiden Pferde freudig wiehernd ihre Hälse aneinanderrieben. »Du hättest ruhig auf mich warten können.«

»Tut mir leid, Sir. Ich dachte nicht, dass Sie so früh schon auf den Beinen wären.«

»Dass ich noch nicht auf den Beinen wäre? Was zum Teufel soll das heißen? Du kennst meine Gewohnheiten so gut wie jeder andere.«

Lächelnd bot ihm Fenton eine Zigarette an, die er nickend aus dem Silberkästchen nahm.

»Ich bitte um Verzeihung.«

»Angenommen.« Er beugte sich vor, damit ihm Fenton Feuer geben konnte. »Tja nun, endlich habe ich dich eingeholt. Hast du gesehen, wie wir die letzte Hecke genommen haben?«

»Ja, Sir. Ein wahrlich meisterhafter Sprung.«

»Man sollte nicht meinen, dass der alte Junge zwei Wochen nicht gelaufen ist, nicht wahr? Nächsten Monat bringe ich ihn nach Colchester zu einem Querfeldeinrennen. Übrigens, hat Hargreaves schon mit dir über die Tetbury-Jagd gesprochen?«

»Beim Lunch im Savoy. Hat mich eingeladen.«

»Natürlich hast du ja gesagt.«

»Das habe ich.«

»Gut. Du wirst es nicht bereuen. Du kannst dir ein Pferd aussuchen – außer natürlich Jupiter.«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir.«

»Unsinn, lieber Junge, Unsinn.« Der Earl tätschelte seinem Pferd den Hals, wie es ein anderer vielleicht bei seinen Lieblingshunden tat. »Lassen wir ihn noch kurz ausruhen, und dann reiten wir um die Wette bis nach Hadwell Green, gehen dort in den Swan, trinken ein Bier und essen einen Happen.« Er paffte an seiner Zigarette, ohne dass er den Rauch in seine Lunge sog. »Mein Gott, ein wunderbarer Morgen. Die Leute im Haus wissen gar nicht, was sie verpassen, wenn sie so lange in den Federn liegen bleiben. Aber wenigstens bist du ja hier. Wie lange kannst du bleiben?«

»Ein verlängertes Wochenende. Ich habe am Mittwoch Palastwache.«

»Ich nehme an, du weißt, dass dein Bruder hier ist.«

»Ich habe es mir gedacht. Roger hat mir geschrieben, dass er und Charles schon Pläne für den Sommer haben – zur Feier ihres Abschlusses.«

»Ich verstehe diese Jungen einfach nicht. Zu meiner Zeit hatten die Jungs, wenn sie aus Cambridge kamen, eine klare Vorstellung davon, was sie vom Leben wollten. Aber weder Roger noch mein Sohn haben auch nur einen blassen Schimmer.«

»Das ist nur eine Phase.«

»Ich kann nicht verstehen, weshalb deine liebe Mutter so viel dafür geopfert hat, dass Roger das College besuchen kann. Wenn ich nur daran denke, wie es gestern Abend beim Billard war. Roger und Charles waren in irgendein Gespräch über Verslehre vertieft, und Roger meinte, seiner Meinung nach wären die Georgianer auf dem richtigen Weg … Also habe ich, nachdem ich die Fünf perfekt über die Bande eingelocht hatte, meinen Senf dazugegeben und erklärt, Childe Harolds Pilgerfahrt sei ein verdammt gutes Gedicht, auch wenn sein Verfasser selber zugegeben hat, dass er ein Mistkerl ist. ›Oh‹, hat Roger daraufhin gesagt. ›Nicht die alten, sondern die neuen Georgianer, Sir, Rupert Brooke und so.‹ Rupert Brooke! Hast du einen solchen Unsinn schon mal gehört? Der Kerl läuft mit schulterlangen Haaren und ohne Schuhe rum. Nun, später, nach ein, zwei Gläsern erlesenen Weins, habe ich von Roger wissen wollen, was er für Zukunftspläne habe, und er hat mir erklärt: ›Ab September gebe ich ein Poesie-Magazin in London heraus.‹ Und ich habe gesagt: ›Als Redakteur. Schön für dich. Und wie viel zahlen sie dir?‹ ›Zahlen? Oh, es gibt keine Bezahlung. Man kann nicht erwarten, dass sich mit der Dichtkunst Geld verdienen lässt.‹ Ich bitte dich …«, führte er im Ton ehrlicher Verzweiflung aus. Laut krächzend erhoben sich vier Dohlen von den obersten Ästen einer einsamen Eiche und flatterten in Richtung der Granittürme von Burgate House. »Aber genug davon. Geben wir den Pferden die Sporen.«

»Können Sie mir noch mal hundert Pfund borgen?«, fragte Fenton, während er reglos geradeaus starrte.

Lord Stanmore zwirbelte die Enden seines Schnurrbarts auf. »Kann ich was?«

»Mir hundert Pfund borgen. Ich weiß, dass ich Ihnen noch …«

»Unsinn! Kein Wort davon, mein lieber Freund. Natürlich werde ich dir das Geld borgen – wenn du es so dringend brauchst.«

Fenton blickte ihn mit einem schwachen Lächeln an.

»Ich nehme an, ich werde immer dringend Geld brauchen. Denn ich bin in einer ziemlich peinlichen Situation.«

»Verstehe. Du bist im denkbar schlimmsten Regiment für einen Mann mit deinen Mitteln. Deshalb würde ich dir gerne einen Vorschlag machen, Fenton, ohne dass ich dir damit zu nahe treten will.«

»Das tun Sie bestimmt nicht.«

»Nun denn …« Er paffte ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie am Griff der Gerte aus. »Im Grunde ist es völlig einfach. Derart einfach, dass ich überrascht bin, dass du nicht schon selbst darauf gekommen bist. Bald beginnt die Ballsaison, und wie du weißt, quillt London richtiggehend über vor Töchtern wohlhabender Väter, die im heiratsfähigen Alter sind.«

»Ich soll mir also eine Frau mit Geld suchen.«

»Was wäre denn so schlimm daran? Bei Gott, du bist ein attraktiver Bursche, und wenn du in deiner scharlachroten Uniform auf den Bällen in Mayfair erscheinst, siehst du wahrscheinlich prachtvoll aus. Sei ehrlich, Junge, ist es ein solches Verbrechen, die Tochter eines Mühlenbesitzers aus Manchester davor zu bewahren, dass irgend so ein blasser Anwalt sie zur Frau bekommt?«

Zum ersten Mal seit Wochen lachte Fenton laut.

»Nein, wahrscheinlich nicht. Zumindest, wenn man es von dieser Warte aus betrachtet.«

»Anders kann man es nicht sehen. Wie Archie Foxe es vielleicht formulieren würde – für einen Kerl wie dich gibt es immer einen Markt.«

»Wie für Büchsenfleisch.«

»Genau. Hör zu, nächste Woche öffnen wir das Park-Lane-Haus, und Hanna wird ein halbes Dutzend Bälle und Soireen ausrichten, um Alexandra in die Gesellschaft einzuführen. Wir könnten dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Den richtigen Ehemann für meine Tochter finden und die passende Ehefrau für dich. Wirst du uneingeschränkt kooperieren?«

»Ich habe keine andere Wahl.«

»Nun, vielleicht macht es dir ja sogar Spaß. Denn wer kann schon sagen, was für hübsche Schmetterlinge sich auf diesen Bällen in dein Netz verirren.« Er wies mit seiner Gerte auf Burgate House, wo die Dohlen krächzend um die Türme kreisten, und fügte hinzu: »Bei Gott, da drüben wohnt ein durchaus hübsches Ding, bei dem ich froh wäre, wenn es vom Markt genommen würde – aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen möchte, die du aber sicher kennst.«

»Ich glaube, ja«, gab Fenton ruhig zurück.

Der neunte Earl of Stanmore runzelte die Stirn und wandte den Blick von dem monströsen Bauwerk ab, das seiner Meinung nach nur aus der Sicht eines Emporkömmlings ohne Geschmack ein Prachtbau war.

»Donnerwetter, Fenton, ich war immer sehr entgegenkommend, und ich habe Charles sogar mit sechzehn erlaubt, für das Mädchen zu schwärmen. Aber, bei Gott, inzwischen ist er dreiundzwanzig. Deshalb ist es höchste Zeit, über diese Schwärmerei hinwegzukommen und sich der Realität zu stellen. Aber vielleicht sieht sie ja auch selbst endlich ein, wie sinnlos dieses Unterfangen ist, und gibt ihm den … wie sagt ihr jungen Leute noch einmal?«

»Den Laufpass?«

»Ja, genau, den Laufpass – weil sie sich dann endlich nach einem Verehrer umsehen kann, der besser zu ihr passt. Je eher, desto besser.« Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und sah Fenton an. »Auf geht’s!«

Nach jemandem wie ihm. Auch Fenton trieb sein Pferd zu hohem Tempo an und schoss über das Feld. Denn die Tochter eines Krämers stellte nicht die richtige Partie für den Sohn des Earls of Stanmore dar, selbst wenn dieser Krämer deutlich wohlhabender als die meisten Titelträger Englands einschließlich Lord Stanmores war. Trotz der Kleider aus Paris und auch wenn sie selbst in einem Benz Automobil herumkutschierte, blieb sie immer noch die Tochter eines Krämers. Die soziale Schicht, aus der sie stammte, legte fest, wen sie einmal heiratete – nämlich einen Mann aus ihrer eigenen Schicht. Vielleicht nicht gerade den Sohn eines kleinen Händlers – dafür war ihr Vater viel zu reich – doch genauso wenig den Träger eines Adelstitels. Also vielleicht einen Architektensohn, der der Garde angehörte? Zumal dieser Architekt für seine Arbeit in den Ritterstand erhoben worden war. Der verstorbene, viel beweinte Sir Harold Wood-Lacy, Restaurateur alter Gebäude, Meister seines Fachs, von Königin Victoria für seine Arbeit an Balmoral und Sandringham House genauso geschätzt wie von Earl of Stanmore wegen der gewissenhaften Restaurierung von Abingdon Hall. Nur dank der Mitgift seiner Frau hatte der ehrenwerte Anthony diese Arbeit in Auftrag geben können. Adolph Sebastian Rilke, Inhaber von Brauereien in Chicago und Milwaukee, USA, hatte gern Hunderttausende von Dollar dafür bezahlt, dass seine geliebte Tochter einen adligen Mann bekam. Was für die bessere Gesellschaft Englands kein Problem darstellte, weil großer Reichtum in Amerika so etwas wie einem Adelstitel gleichkam. Es gab dort Kohle-, Gummi-, Stahl- und eben Bierbarone. Weshalb eine reiche Erbin aus Amerika so angesehen wie die Mitglieder des Hauses Habsburg war. Und falls trotzdem irgendwer die Nase gerümpft hätte, weil ein Earl of Stanmore eine Ehe mit der Tochter eines Brauereibesitzers eingegangen war, hätte man nur erklären müssen, dass die Rilkes aus Chicago, Milwaukee und St. Louis mit den Mecklenburg-Schwerin’schen von Rilkes verbandelt waren und dass Hanna Rilke ihren zukünftigen Mann zum ersten Mal auf einem Londoner Gartenfest gesehen hatte, das von ihrer Cousine vierten Grades, Prinzessin Marie von Teck, ihr zu Ehren ausgerichtet worden war. Ja, man konnte gut verstehen, dass es zwischen den Rilkes und den Foxes große Unterschiede gab, selbst wenn diese Heuchelei zum Lachen war.

»Nun komm schon!«, rief Lord Stanmore über seine Schulter. »Versuch, mich einzuholen, wenn du kannst.«

»Ich werde mir alle Mühe geben, Sir.« Fenton trieb sein Tier erneut zur Eile an, behielt aber höflich bis zum Schluss eine halbe Pferdelänge Abstand bei.

2

Mr. Coatsworth hat mich darüber informiert, dass er mit deinem Betragen heute Morgen ausnehmend zufrieden war, Ivy. Aber du darfst nicht vergessen, dass du niemals trödeln oder die Herrschaften anstarren darfst.«

»Sehr wohl, Ma’am«, wisperte Ivy Thaxton.

»Du darfst jetzt frühstücken gehen, und danach gehst du Mrs. Dalrymple bei der Bettwäsche zur Hand.«

»Sehr wohl, Ma’am … danke, Ma’am.«

Trotz ihrer beeindruckenden Größe und ihrer kerzengeraden Haltung war Mrs. Broome eine freundliche, nicht übertrieben anspruchsvolle Frau. Sie war stolz auf ihre Fähigkeit, das Personal des Hauses so gut auszubilden, dass es nur sehr selten Grund zu Tadel gab. Andere Hausdamen waren wahre Scheusale und Menschenschinderinnen, die das Hauspersonal pausenlos tyrannisierten und bestraften. Auf solche Kreaturen blickte sie herab. Das schlanke schwarzhaarige Mädchen, das ihr gegenüberstand, bedachte sie jedoch mit einem beifälligen Blick und berührte zärtlich ihr Gesicht.

»Du darfst ruhig hin und wieder lächeln, Ivy. Sicherlich hast du dich schon bald an alles hier gewöhnt.«

»Bestimmt, Ma’am.«

»So ist’s recht, mein Kind. Und jetzt geh erst mal frühstücken.«

»Danke, Ma’am.« Ivy knickste ehrerbietig und lief eilig durch den Flur in die Gesindeküche. Sie war siebzehn Jahre alt und erst seit einer Woche hier im Herrenhaus. Auch wenn sie die Umgebung bisher ausnehmend verwirrend fand, war sie ihr durchaus angenehm. Anders als die junge Mary Grogan aus Belfast, die fast ständig weinte, und im Gegensatz zu dem, was die Hausdame anscheinend dachte, fühlte sie sich durchaus wohl auf Abingdon Hall. Nur musste sie sich furchtbar viele Dinge merken, und vor allem gab es so viel zu entdecken. Sie war fasziniert von diesem großen weitläufigen Haus mit den unzähligen Korridoren, Treppen und Zimmern, und manchmal verlief sie sich, wenn sie angewiesen wurde, in den »Blenheim-Raum im Ostflügel« oder in die »blaue Suite im südlichen Korridor« zu gehen. Sie war in einem behaglichen, doch engen Haus in Norwich aufgewachsen, hatte zwei Brüder und zwei Schwestern, und bald kam noch ein sechstes Kind dazu. Das Baby, das die Mutter jetzt unter dem Herzen trug, hatte es erforderlich gemacht, dass sie als Älteste das Haus verließ. Wenn die neuen Küken kamen, mussten die älteren Vögel nun einmal das Nest verlassen, hatte ihr Vater ihr erklärt.

An dem langen Tisch im Speisesaal des Personals saß mindestens ein Dutzend Leute, doch sie waren Ivy alle unbekannt. Kammer- und Hausdiener und Küchenhilfen, nahm sie an. Die Küche lag direkt neben dem Speisesaal, und sie holte sich einen Teller mit Eiern, Speck und einer dicken, goldfarben gebratenen Scheibe Brot bei einer Köchin. Teekannen und Marmeladentöpfe standen auf dem Tisch. Von der Menge und der Qualität des Essens, das sie hier bekam, war sie noch immer überrascht. Bei ihnen zu Hause waren sie zwar immer alle satt geworden – dafür hatte Mum auf wundersame Art gesorgt –, aber außer gekochten Erbsen, Bohnen und Karotten oder dicker Graupensuppe mit winzigen Stückchen Fleisch hatte sie bisher so gut wie nichts gekannt.

Sie fand einen Platz am Ende des Tischs und aß mit einer Zielgerichtetheit, die fast schon als gefräßig zu bezeichnen war. Erst als sie eine Ecke ihres Brots in den letzten Rest Eigelb tunkte, spürte sie den durchdringenden Blick von dem Platz gegenüber. Sie hob den Kopf und blickte den jungen Mann an, der sie mit amüsierten Blicken maß. Er hatte sandfarbenes Haar und Sommersprossen, saß vor einer Tasse Tee, hielt eine Zigarette in der Hand und trug eine Art Livree, eine eng sitzende schwarze Jacke mit grauen Perlmuttknöpfen und ein sorgfältig gestärktes blütenweißes Hemd.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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