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Der mächtige Rancher Clay Donovan beherrscht das Land rund um die Stadt Sheela-Valley. Mit seinen brutalen Revolvermännern setzt er seinen eisernen Willen gegen jeden durch, der ihm im Weg steht. Der Farmer Ray Johnson steht schon längst auf der Todesliste Donovans. Deshalb lässt er ihn eiskalt umbringen. Deborah, die Tochter des Farmers, lassen die Killer zurück, weil sie glauben, sie wäre tot. Der Abenteurer Ken Kennicott findet das bewusstlose Mädchen und bringt es nach Sheela-Valley zum Arzt. Aber noch ist die Gefahr nicht überstanden, denn als Donovan erfährt, dass Deborah noch am Leben ist, gibt es nur noch eins - sie muss zum Schweigen gebracht werden, und dafür ist ihm jedes Mittel recht. So einfach, wie sich das Donovan jedoch vorgestellt hat, ist es nicht mehr. Denn mittlerweile trägt Kennicott den Stern des Gesetzes, nachdem er seinen Vorgänger, einen Handlanger Donovans, eigenhändig abgesetzt hat. Denn Recht und Gesetz sollen wieder in Sheela-Valley herrschen. Als der hasserfüllte Donovan eine Rinderherde durch die Stadt jagen will, entscheidet das Schicksal über Leben oder Tod ...
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Seitenzahl: 159
Abrechnung in Sheela Valley
R. S. Stone
Published by Casssiopeia-XXX-press, 2017.
Title Page
Abrechnung in Sheela Valley
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SHEELA-VALLEY
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About the Publisher
Abrechnung in Sheela Valley
Ein Western von R.S. Stone
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IMPRESSUM
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author/ Titelbild: Klaus Dill, 2017
Redaktion und Korrektorat: Alfred Wallon
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
www.AlfredBekker.de
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DER MÄCHTIGE RANCHER Clay Donovan beherrscht das Land rund um die Stadt Sheela-Valley. Mit seinen brutalen Revolvermännern setzt er seinen eisernen Willen gegen jeden durch, der ihm im Weg steht. Der Farmer Ray Johnson steht schon längst auf der Todesliste Donovans. Deshalb lässt er ihn eiskalt umbringen. Deborah, die Tochter des Farmers, lassen die Killer zurück, weil sie glauben, sie wäre tot. Der Abenteurer Ken Kennicott findet das bewusstlose Mädchen und bringt es nach Sheela-Valley zum Arzt. Aber noch ist die Gefahr nicht überstanden, denn als Donovan erfährt, dass Deborah noch am Leben ist, gibt es nur noch eins – sie muss zum Schweigen gebracht werden, und dafür ist ihm jedes Mittel recht. So einfach, wie sich das Donovan jedoch vorgestellt hat, ist es nicht mehr. Denn mittlerweile trägt Kennicott den Stern des Gesetzes, nachdem er seinen Vorgänger, einen Handlanger Donovans, eigenhändig abgesetzt hat. Denn Recht und Gesetz sollen wieder in Sheela-Valley herrschen. Als der hasserfüllte Donovan eine Rinderherde durch die Stadt jagen will, entscheidet das Schicksal über Leben oder Tod ...
Es war ein nicht mehr ganz so warmer Tag, als Ken Kennicott das kleine, verschlafene Nest Sundown-Town erreichte. Der Herbst kündigte sich langsam an, um den Sommer aus dem Land zu jagen. Auf der Main Street ließ Kennicott seinen Falben die Gangart selbst bestimmen, während seine Augen wachsam nach links und rechts wanderten. Er tat dies aufmerksam aber auch unauffällig zugleich.
Die Town war wie ausgestorben. Kaum ein Mensch befand sich um diese Zeit noch auf der Straße. Das wunderte Kennicott nicht. Er war schon durch viele solcher Nester gekommen, in denen es genauso war. Hinter den Gardinen jedoch, und das wusste er genau, würden sie ihn beobachten. Sie würden den Fremden argwöhnisch registrieren und hoffen, dass er bald und ohne viel Aufhebens wieder verschwinden würde.
Oh, das war ihm nur allzu sehr klar. Kennicott hatte sich daran lange schon gewöhnt. Es machte ihm nichts mehr aus.
Vor einem schäbig zusammengezimmerten Gebäude entdeckte er dann die drei Pferde – zwei weiße und ein braunes. Und noch eines entdeckte Kennicott plötzlich: So, wie diese Tiere standen, würden ihre Besitzer sicherlich noch am gleichen Abend die Stadt wieder verlassen wollen.
Er lenkte seinen Falben in Richtung der drei Pferde und brachte ihn etwas abseits von ihnen zum Stehen. Er glitt aus dem Sattel und legte die Zügel seines Tieres lose über die Haltestange vor dem schäbigen Gebäude. Es trug die Aufschrift „Hotel“.
Bevor Kennicott in dieses Hotel eintrat, drehte er sich noch einmal nach allen Seiten um. Er tat dies wie ein Mann, der unverhofft mit Ärger rechnete. Ken Kennicott hatte in seinem Leben unzählige Kämpfe ausgefochten und rechnete stets mit Ärger. Dieser schien eine ständige Begleiterscheinung seines Lebens geworden zu sein.
Als er die Schwingtüren nach innen schlug und eintrat, wusste er sofort, dass er sich in einer billigen und primitiven Absteige befand. Es war die Art von Hotel, in dem auch zweifelhafte Damen sich ein paar Dollars verdienen konnten.
Es war nicht viel los. Nur zwei Tische waren besetzt. An einem saß ein älterer Mann mit weißem Bart. Vor ihm befanden sich eine halbvolle Flasche Whisky und zwei Gläser auf dem Tisch. Neben ihm saß eine der Schönheiten. Sie trug ein grelles Kleid, welches ausgezeichnet zu ihrer Schminke passte. Die Lady war rothaarig und der Alte offensichtlich schon betrunken. Als sie Kennicott erblickte, ließ die Rothaarige vom Alten ab. Ihre grünen Augen taxierten den hochgewachsenen Fremden mit dem Drei-Tage-Bart unverschämt und eindringlich. Sie tat es so provozierend wie eine Lady, die ein neues Opfer wittert.
Am anderen Tisch saßen zwei Girls, die sich zu Tode langweilten. Ihre Gesichter bekamen mit dem plötzlichen Erscheinen des Fremden einen ganz anderen Ausdruck.
Das Trio, welches Kennicott allerdings im Saal vermutete, blieb aus. Wahrscheinlich würden die drei Burschen, denen die Pferde draußen vor dem Hotel gehörten, sich eine Etage höher in den Zimmern herrlichen Vergnügungen widmen.
Das war auch ganz gut so.
Ohne dem betrunkenen Alten und den drei Girls weitere Aufmerksamkeit zu schenken, marschierte Kennicott gleichgültigen Schrittes in Richtung des Tresens.
Der Kerl hinter der Theke war fett, vom Alkohol aufgedunsen und unrasiert. Er blickte Kennicott aus zwei glasigen Hundeaugen an.
„Whisky!“, forderte Kennicott.
Wortlos drehte sich der Barmann um, angelte ein Glas aus dem Regal und bückte sich ein wenig, um aus der Auswahl vieler verschiedener Flaschen eine ganz bestimmte Sorte zu greifen.
„Nein“, brummte Kennicott barsch.
Der Barmann drehte sich herum. Sein Blick blieb fragend an dem Fremden haften.
Kennicott machte eine abwertende Handbewegung. „Diesen Fusel kannst du alleine saufen. Wenn ich Whisky sage, dann meine ich auch Whisky, mein Freund.“
Der Barmann begriff. Mit einem widerwilligen Grunzen stellte er die Flasche wieder zu den anderen ins Regal. Er bückte sich abermals, diesmal etwas tiefer, und brachte einen anderen Whisky zum Vorschein. Er stellte sie zusammen mit einem Glas vor den Fremden auf die Theke.
„Macht zwei Dollar, Fremder“, kam es unfreundlich von ihm. Kennicott zahlte und schenkte ein. Nachdem er getrunken hatte, wischte sich er sich mit dem Handrücken über den Mund. Er rieb seinen Drei-Tage-Bart und stellte die Frage: „Sag mal, Hombre, wo sind denn die anderen drei Männer?“
Obwohl Kennicotts Frage ziemlich leise war, konnte jeder im Raum seine Stimme hören. Er beobachtete im Spiegel hinter dem Tresen, wie die Leute ihn verstohlen musterten – der betrunkene Alte und die drei Ladies.
Eine seltsame Spannung ging von dem Fremden aus – seltsam und bedrohlich zugleich.
„Welche drei meinen Sie, Fremder?“, fragte der Barmann. In seiner kehligen Whiskystimme schwang Argwohn mit. Er ahnte plötzlich, dass es Verdruss zu geben schien.
Kennicott blickte den Barmann aus seinen stahlblauen Augen eiskalt an. Er griff in die Brusttasche seines dunkelblauen Flanellhemdes und kramte ein ziemlich altes Päckchen „Dime-Durham-Tabak“ hervor. Mit geschickten Fingern rollte er eine Zigarette. Er ließ den Mann hinter der Theke dabei nicht aus den Augen. Dieser fühlte sich sehr unbehaglich. Es war so ruhig im Raum, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen gehört hätte.
Kennicott genoss die Stimmung. Er entfachte ein Streichholz und steckte die Zigarette in Brand. Seine Augen verengten sich leicht. Ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen, sagte er lässig: „Hör mal, Keeper! Da draußen vor deinem Laden befinden sich drei Gäule. Zu diesen Gäulen gehören drei Figuren. Sie sind nicht in diesem Raum. Also: Wo sind sie dann?“
Der Bursche hinter der Theke wusste plötzlich, dass dieser Fremde einzig und alleine in dieses schmutzige Nest gekommen war, weil er drei Männer suchte. Drei Männer, die einige Stunden zuvor in dieses Hotel gekommen waren, um Whisky zu trinken und sich mit den Mädchen zu amüsieren.
Diese Hombres hatten auf den Barmann den Eindruck verwegener Rauhreiter gemacht. So, wie der Fremde jetzt vor ihm.
„Hören Sie, Fremder“, versuchte der Mann hinter der Theke ein wenig auf zu begehren, „Sundown-Town ist eine friedliche Stadt und die Bürger hier wollen keinen Ärger. Also, bitte ...“
„Wo sind sie?“, fragte Kennicott scharf. Sein Blick war nach wie vor eiskalt. Sein scharf geschnittenes Gesicht zeigte unbeugsame Härte, die keinerlei Widerspruch duldete.
Eine lähmende Stimmung herrschte im Raum. Nur die Lampe über Kennicott quietschte, als ein Windstoß von draußen her sie erfasste und sie zum Schwingen brachte.
„Sie sind oben in den Zimmern. Jeder von ihnen hat sich ein Mädchen genommen.“ Der Barmann sagte es kaum. Er presste seine Worte mehr oder weniger aus sich heraus.
„Wie lange schon?“
„Mein Gott, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Sie kamen rein, tranken ihren Whisky und flirteten mit den Mädchen. Sie hatten es auch wohl bitter nötig gehabt. So, wie sie aussahen.“
Kennicott nickte und zog an der Zigarette. Er griff nach der Flasche Whisky und dem Glas. Ohne dem Barkeeper noch weitere Beachtung zu schenken, schlenderte er zu einem der leerstehenden Tische. Nicht jedoch zu einem beliebigen Tisch. Kennicott wählte sich seinen Platz so aus, dass er den gesamten Raum und auch die Treppe hinauf zu den Zimmern genau im Visier hatte. Er wollte alles unter genauester Beobachtung wissen.
Pike Gleason, Jorge Hooker und Jack Trelleary waren also hier im Hotel. Sie vergnügten sich mit den Mädchen. So etwas allerdings dauerte nicht ewig, und Ken Kennicott hatte Zeit. Er konnte warten. Er hatte schließlich bereits über ein verdammtes Jahr gewartet.
Er erinnerte sich noch genau an ihre Gesichter. Damals hatten sie ihm aufgelauert, als er aus Deadwood gekommen war. Kennicott hatte Glück beim Poker gehabt und ein wenig Geld gewonnen. Ein wenig? Kennicott hatte den Tisch mit 2.000 Dollar abgeräumt. Irgendwie hatten Gleason, Hooker und Trelleary Wind von der Sache bekommen. Sie hatten ihm hinter der Stadtgrenze von Deadwood aufgelauert und ihn vom Pferd geschossen.
Als er gefesselt am Boden gelegen hatte, hatte er seine Sorglosigkeit verflucht. Oh, diese drei Höllenhunde waren üble Gesellen. Sie hatten es nicht nur auf die 2.000 Dollar abgesehen. Sie hatten sich noch einen üblen Spaß daraus gemacht, Kennicott bis auf die Unterhosen auszuziehen und ihn – er war ja bewusstlos – an vier Pflöcken zu fesseln. Er hatte mit einer höllisch schmerzenden Schulterwunde dagelegen und war den drei Desperados völlig ausgeliefert gewesen. Sie hatten ihn verhöhnt, ihm die Dollars weggenommen und waren davongeritten. Im Glauben, die Geier würden sich schon weiterhin um ihn kümmern.
Aber da hatten sie einen Fehler gemacht.
Irgendwann hatte ihn der alte Fallensteller „Old“ Sean Morrison gefunden. Der hatte ihn wieder gesund gepflegt. Und dann hatte Kennicott ihre Spur aufgenommen. Nun hatte er sie gefunden.
Sie waren hier – alle drei. Pike Gleason, Jorge Hooker und Jack Trelleary.
Kennicott grinste schief. Er legte seinen 45er Peacemaker auf den Tisch und nahm seinen breitkrempigen Hut ab. Er legte diesen über die Waffe. Die Überraschung würde auf seiner Seite sein. Nicht im Traum würden sie mit ihm rechnen. Für sie war Kennicott schon lange tot – von den Geiern verspeist. Seit Kennicott ihre Fährte aufgenommen hatte, verhielt sich das Trio stets sehr sorglos. Das war unvernünftig. So unvernünftig, wie er sich einst verhalten hatte, als sie ihn vom Pferd schossen. Aber heute würde er lachen.
Der Barmann hörte auf, die Gläser zu putzen. Kennicott beobachtete, wie nervös sich dieser Mann verhielt. Der Keeper schien es zu ahnen: Unheil lag in der Luft.
Hin und wieder wagte er einen verstohlenen Blick in Kennicotts Richtung. Er wischte sich die Hände an der schmutzigen Schürze ab. Kurz darauf machte er dann Anstalten, hinter seinem Tresen hervor zu kommen und in Richtung Treppe marschieren zu wollen. Dabei bewegte er sich irgendwie wie ein verängstigtes Tier.
Die scharfe Stimme des Fremden ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren. „He!“
Der Barkeeper blickte in Kennicotts Richtung. Dieser deutete mit einem unmissverständlichen Kopfnicken an, dass der Platz hinter dem Tresen wieder einzunehmen sei.
Der Barmann gehorchte.
Jeder der im Raum befindlichen Personen hatte die Situation erkannt. Es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Sie war weiß Gott nicht so frei und gelöst, wie es sonst wohl der Fall wäre. Der betrunkene Alte murmelte ab und zu etwas in seinen Bart. Dann war es die Rothaarige, welche ihm einen Drink eingoss oder ihm irgendetwas ins Ohr flüsterte. Der Alte grinste jedes Mal dabei. Es war das Grinsen eines Mannes, der schon zu viele Whiskys getrunken und dadurch sein Umfeld nicht mehr allzu klar im Blickfeld hatte. Die anderen Mädchen begannen leise zu tuscheln. Sie tuschelten wirklich nur und wagten es nicht, wie sie es sonst zu tun pflegten, in normaler Lautstärke zu sprechen. Die Situation, die dieser Fremde durch sein Erscheinen ausgelöst hatte, ließ es nicht zu.
Von oben her ertönte plötzlich lautes Gelächter. Dröhnendes Lachen von Männern vermischte sich mit dem Gekicher von Frauen. Unten in der Bar herrschte Totenstille. Jeder ahnte – auch der betrunkene Alte – was nun kommen würde. Der Barmann wurde zappelig. Er sah plötzlich so aus, als würde er am liebsten hinausrennen. Die beiden Ladies hörten auf zu tuscheln.
Kennicott drehte sich bedächtig eine neue Zigarette. Um seine Mundwinkel zeigte sich ein leichtes Lächeln. Ein zufriedenes Lächeln. Er genoss das Schauspiel offensichtlich. Aber er hielt seine eiskalten Augen auf das Schauspiel, welches sich auf der Treppe abspielte, gerichtet. Da kamen sie also. Pike Gleason, Jorge Hooker und Jack Trelleary. Drei Mädchen warfen ihnen Handküsse und kesse Bemerkungen hinterher, als sie die Treppe herunterkamen. Jack Trelleary war der Erste auf der Treppe. Ihm folgte erst Jorge Hooker und anschließend Pike Gleason.
Kennicott erkannte Gleason als ersten des Trios sofort wieder. Sein brutales Gesicht war unverwechselbar. Er war der Mann mit dem schnellen Colt und einer unwiderruflichen Freude am Töten. Trelleary trank am meisten von ihnen. Jorge Hooker stand in allen Punkten nicht viel nach. Ein schmächtiger Bursche mit einem pockenvernarbten Gesicht und aschgrauen Haaren.
Die drei Mädchen blieben oben. Sie würden erst wieder herunterkommen, wenn man nach ihnen verlangte. Der Barmann blickte umher wie ein gehetztes Wiesel.
Es war Trelleary, dem das merkwürdige Verhalten des Barkeepers als erstes auffiel. Gleason und Hooker tauschten noch immer Handküsse mit den Mädchen oben auf der Treppe aus. Trelleary erfasste instinktiv, dass es, abgesehen von dem Gequassel seiner beiden Partner und den Ladies, merkwürdig leise war – bedrohlich leise! Und da erkannte er auch schon den Mann mit dem Drei-Tage-Bart und der Zigarette im Mund, am Tisch sitzend. Ja, Trelleary erkannte diesen grinsenden Burschen sofort. Die Augen des Banditen weiteten sich. Um Trellearys Mundwinkel begann es nervös zu zucken. Seine Haltung versteifte sich. Trelleary sah aus, als sähe er den Satan persönlich.
„D... du?“, stotterte er und seine Hand glitt herunter in Richtung seines Revolvers. „Das gibt es doch nicht!“
„Freut mich, dass du mich erkannt hast, Trelleary“, antwortete Kennicott beinahe freundlich, „ich hatte schon befürchtet, du würdest dich nicht mehr an mich erinnern.“ Kennicott sprach, ohne dabei seine Zigarette aus dem Mund zu nehmen. Trelleary wandte sich an seine beiden Kameraden und riss sie aus ihren Beschäftigungen.
„He, Jungs!“, rief er.
Sie hielten inne. Ihre Blicke fielen erst auf Trelleary, dann auf den Fremden am Tisch. Kennicott las in ihren Augen, dass auch die anderen beiden ihn sofort erkannten. Alle drei starrten sie ihn mit offenem Mund an.
Pike Gleason war der Erste, der die Sprache wieder fand. Er raunte mit seiner tiefen Stimme: „Wir wollten gerade gehen. Wird aber wohl noch ´n Weilchen dauern, wie ich sehe.“
Kennicott antwortete: „Stimmt, Hombre! Ihr werdet auch gehen. Mit den Beinen voraus in einer langen, schwarzen Kiste, Richtung Boot Hill.“
Gleason brachte sich in Position. Oben knallte eine Zimmertür. Die Mädchen waren verschwunden. Die Spannung wuchs ins Unermessliche. Gleason fauchte: „Ach ja? Was du nicht sagst, Rascal. Du hast damals wohl ne höllische Portion Glück gehabt, wie mir scheint. Heute allerdings schon nicht mehr.“
Der Barkeeper rief mit fast schriller Stimme: „Gentlemen, bitte ...“
Über die Schulter hinweg knurrte ihn Hooker an: „Halt´s Maul, Keeper!“
Kennicott zog an seiner Zigarette, ohne dass er sie dabei aus dem Mund nahm. Er blies den Rauch zur Deckenlampe hoch, der sie wie Nebelschwaden einhüllte. Kennicotts Rechte ruhte auf dem Tisch. Dicht neben seinem Hut.
Gleason sagte scharf: „Steh auf, Rascal! Wir werden es dir jetzt endlich höllisch besorgen.“
Kennicott machte natürlich keine Anstalten, sich zu erheben. Gleason verlor die Beherrschung. Er schrie: „Steh auf, verdammt!“
„Führ dich nicht so auf“, antwortete Kennicott in einem lässigen Tonfall. Immer noch ruhte die Zigarette in seinem Mundwinkel. Er taxierte schnellen Blickes die drei Burschen. Und es war wieder Pike Gleason, der abermals die Beherrschung verlor.
„Wir hätten dich damals schon abknallen sollen, statt auf die Geier zu hoffen. Okay, dieser Fehler läßt sich schnell revidieren.“
Gleasons Rechte fuhr zum Colt. Alles Weitere geschah in Sekundenschnelle. Kennicott fegte mit einer raschen Handbewegung seinen Hut vom Tisch. Im gleichen Augenblick hielt er seinen 45er Peacemaker in der Faust. Seine Waffe bellte auf, noch ehe Gleason seinen Colt aus dem Halfter ziehen konnte. Das Geschoss aus Kennicotts Peacemaker fuhr ihm in die Brust. Gleason wurde durch den Aufprall gegen die Theke geschleudert. Mit einem heiseren Fluch auf den Lippen starb er.
Hooker und Trelleary griffen fast gleichzeitig zu ihren Colts. Doch sie waren nicht schnell genug. Eine Kugel aus dem Peacemaker schlug mitten in Hookers Gesicht. Er starb noch im Stehen. Trelleary gelang es gerade noch, seine Waffe ziehen zu können, als ihn zwei tödliche Geschosse trafen. Fassungslosigkeit stand in seinem pockenvernarbten Gesicht. Seine Rechte öffnete sich und der Revolver glitt ihm aus der kraftlosen Hand. Er fiel polternd zu Boden. Trelleary drehte sich leicht und kippte wie ein gefällter Baum. Er schlug hart auf.
Alle drei waren sie gestorben, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben. Kennicott erhob sich und lud seine Waffe seelenruhig nach. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er ging langsam auf die tot am Boden liegenden Desperados zu. Es war Gleason, zu dem er sich dann ein wenig herabbeugte.
„Ihr hättet nicht auf die Geier hoffen sollen, Jungs. Das war euer Fehler.“
Während Kennicott sprach, steckte er seinen 45er Peacemaker in den Halfter und griff in die Hemdbrusttasche des toten Gleasons. Er zog dessen Geldbeutel hervor. Jeder im Raum starrte ihn dabei an, als wäre er der Leibhaftige. Das, was sich gerade eben abgespielt hatte, würde keiner so schnell vergessen können. Weder der weiß gewordene Barkeeper, noch der betrunkene Alte und schon gar nicht die drei Schönheiten.
Kennicott zählte 500 Dollar in Scheinen.
„Ist nicht viel übrig geblieben von dem, was ihr mir vor einem Jahr abgenommen habt, Jungs“, murmelte Kennicott. Er steckte den Geldbeutel in seine Hosentasche. Zum Barkeeper gewandt, sagte er: „Du solltest das Gelumpe hier schleunigst aus dem Laden schaffen, Keeper. Man fühlt sich sonst hier nicht so richtig wohl.“
Ohne eine Antwort abzuwarten marschierte Kennicott hinaus, stieg auf seinen Falben und ritt seelenruhig aus der Stadt.
Ray Johnson legte den Hammer auf den Boden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er beobachtete, wie Deborah aus dem Haus trat. Sie trug eine Hose und hatte ihre Reitstiefel angezogen. Ray stellte dabei, wie schon so oft fest, wie schön und anmutig sie war. Deborah glich ihrer Mutter, als wäre sie deren Ebenbild.
Für den Farmer Ray Johnson war es ein schmerzlicher Verlust gewesen, als Laura vor zwölf Jahren starb. Trotz der langen Krankheit blieb sie stets das, was sie immer war – eine starke und tapfere Frau. Sie war es bis zu ihrem Tod. Damals war Deborah noch ein Kind. Jetzt war sie eine Frau. Nun blickte sie zu ihrem Vater herüber. Ein Lächeln erhellte ihr hübsches Gesicht.