Zur Hölle mit Marshal Riley McCord - R. S. Stone - E-Book

Zur Hölle mit Marshal Riley McCord E-Book

R. S. Stone

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Autor: R. S. Riley McCord schob sich durch das dichte Buschgestrüpp näher an die Hütte heran. Er drückte mit dem Gewehrlauf ein paar Zweige beiseite, um besser sehen zu können. Drinnen brannte Licht. Lautes Stöhnen drang durch die Stille nach draußen. Vermischte sich mit dem Zirpen der Grillen. Der Marshal rümpfte die Nase. Ihm war klar, was sich da drinnen gerade abspielte. Man war also mächtig beschäftigt. Das machte die Sache für ihn entschieden einfacher. Er spähte kurz zu den beiden Pferden, die hinten in einer Senke angebunden waren. McCord zwängte sich weiter durch das Gestrüpp. Fluchte leise, als ein Zweig zurücksprang und ihm ins Gesicht peitschte. Er packte den verdammten Zweig und brach ihn einfach ab. Nahm dann die Winchester in beide Hände und pirschte sich in geduckter Haltung näher heran. Er ließ das Buschgestrüpp hinter sich. Zwischen ihm und der Hütte befand sich nun freies Gelände. Es war bereits ziemlich dunkel. Aber noch nicht so, dass man ihn von drinnen nicht erkennen würde.

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Die großen Western Classic – 88 –

Zur Hölle mit Marshal Riley McCord

R. S. Stone

Riley McCord schob sich durch das dichte Buschgestrüpp näher an die Hütte heran. Er drückte mit dem Gewehrlauf ein paar Zweige beiseite, um besser sehen zu können. Drinnen brannte Licht. Lautes Stöhnen drang durch die Stille nach draußen. Vermischte sich mit dem Zirpen der Grillen. Der Marshal rümpfte die Nase. Ihm war klar, was sich da drinnen gerade abspielte.

Man war also mächtig beschäftigt.

Das machte die Sache für ihn entschieden einfacher.

Er spähte kurz zu den beiden Pferden, die hinten in einer Senke angebunden waren. McCord zwängte sich weiter durch das Gestrüpp. Fluchte leise, als ein Zweig zurücksprang und ihm ins Gesicht peitschte. Er packte den verdammten Zweig und brach ihn einfach ab. Nahm dann die Winchester in beide Hände und pirschte sich in geduckter Haltung näher heran. Er ließ das Buschgestrüpp hinter sich. Zwischen ihm und der Hütte befand sich nun freies Gelände.

Es war bereits ziemlich dunkel. Aber noch nicht so, dass man ihn von drinnen nicht erkennen würde. Wenn in diesem Augenblick jemand aus dem hell erleuchteten Fenster blicken sollte, oder sich die Tür öffnen würde …

Je näher er kam, desto lauter wurde das Stöhnen.

McCord erreichte ungehindert die Hütte. Er kroch unter dem Fenster lang, das halb geöffnet war. Lautes Stöhnen und Keuchen drang an sein Ohr. Teufel, die waren richtig in ihrem Element und dadurch abgelenkt.

McCord erreichte die Tür. Sie ging nach innen auf und war nicht verriegelt. McCord grinste. Das war gut. Er hatte ohnehin nicht vor, anzuklopfen.

Er trat mit voller Wucht gegen die Tür. Diese sauste krachend auf. Eine Sekunde später stand er im Raum. Ein hochgewachsener Mann. Drohend. Mit düsterem Gesichtsausdruck und einer Winchester im Anschlag.

In der Hütte stank es fürchterlich. Obwohl das Fenster geöffnet war.

McCord rümpfte angewidert die Nase, während er den Lauf des Gewehres auf das Pärchen richtete. Das lag nackt in einem Bett und stierte ihn entgeistert an. Ein hagerer Kerl, dem die Haare wirr im Gesicht hingen, und eine üppige Blondine. Bei ihr war der Mund etwas zu voll geraten. Er passte nicht in ihr zierliches Gesicht. Die Blonde stieß einen schrillen Schrei aus und zog sich das Laken über den entblößten Körper.

»Man sagte mir bereits, dass du eines Tages mal über deine Gier stolpern würdest, Lem Cousins. Und da ist was Wahres dran.« McCord grinste. Er deutete mit dem Gewehrlauf auf einen Stuhl neben dem Bett, auf dem unordentlich ein paar Kleidungsstücke lagen. Auch ein Revolvergurt, aus dem der Kolben eines 44ers lugte.

»Steig in deine Klamotten, Cousins. Wir machen jetzt einen kleinen Spazierritt. Vamonos, Amigo!«

Es dauerte eine Zeit lang, bis sich Cousins von seinem Schrecken erholt hatte. Sein hageres Gesicht änderte sich. Die Überraschung wich. Wut keimte auf. Denn immerhin hatte man ihn unsanft beim Liebesakt gestört.

»Wer bist du, Hombre? Scher dich hier raus. Oder siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?«

McCord scherte sich einen Dreck um Cousins Worte. »Ich bin US-Mar­shal Riley McCord, Freundchen. Und gegen dich liegt ein Haftbefehl vor. Gegen dich und deinen Compadre Billy Hayden. Wegen Mordes an einer Prostituierten und einem Spieler namens Earl Runce in Nacogdoches.«

»Blödsinn! Sie bellen den falschen Baum an, Mister Marshal. Ich habe niemanden ermordet. War auch nie in Nacogdoches.«

Das klang nicht glaubhaft in McCords Ohren. Außerdem wusste er es besser.

»Erzähl das dem Richter.«

Das blonde Girl neben Cousins auf dem Bett wich zurück bis zur hinteren Bettkante. Dabei zog sie das Laken fester um ihren Körper. Sie wirkte regelrecht verstört. McCord sah, wie Cousins auf den Revolvergurt über der Stuhllehne stierte. Viel zu offensichtlich. Und doch beging der Marshal einen Fehler. Er glaubte, dass Cousins es wagen würde nach der Waffe zu greifen.

Doch das tat er nicht.

Oha, Lem Cousins war verschlagener, als McCord es vermutet hatte.

Er griff nicht nach der Waffe. Nein. Er tat etwas ganz anderes. Mit einer unglaublich schnellen Handbewegung fegte er das Kopfkissen hoch. Schleuderte es in McCords Richtung. Im gleichen Augenblick langte er nach einem Revolver, der darunter verborgen lag. Das Kissen verfehlte McCord zwar, aber die Aktion irritierte den Marshal. Wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Doch das reichte aus für Cousins, den Revolver emporzureißen, den Hahn zu spannen und abzudrücken. Es hätte beinahe geklappt. Dennoch ging der Schuss fehl. Cousins feuerte zu hastig. Die Kugel sauste über McCords Kopf hinweg. Fetzte ihm den Hut vom Schädel und schlug sich hinten an der Bretterwand platt.

Zu einem zweiten Schuss kam Cousins nicht mehr. McCord ließ sich instinktiv auf die Knie fallen. Der Abzugsbügel der Winchester raste vor und zurück. Dreimal spuckte die Winchester Feuer. So schnell, dass es wie ein einziger Schuss klang. Als sich der beißende Pulverdampf verzog, lag Lem Cousins ausgestreckt auf dem Bett. Sein Revolver glitt aus der schlaffen Hand und polterte auf den schmutzigen Lehmboden.

McCord erhob sich. Das Gewehr in beiden Händen haltend, trat er näher ans Bett heran. Cousins lebte noch. Sein Atem ging stoßweise und röchelnd. Blut lief aus drei Wunden seines Körpers. Färbte das Bettlaken rot. Die Blondine saß zusammengekauert in einer Ecke. Ihre Zähne gruben sich in die Fingernägel. Sie zitterte wie Espenlaub.

McCord beachtete sie nicht weiter. Er sah mit harter Miene zu Cousins auf dem Bett herab. Dieser stierte aus glasigen Augen zu ihm empor. Hustete und zitterte. McCord schüttelte leicht den Kopf. Dieser Hombre hatte nicht mehr lange zu leben. Dafür hatte McCord zu gut getroffen.

»Donnerwetter, Pilger«, schnaubte McCord dem Sterbenden entgegen, »mächtig guter Trick mit dem Kissen. Hätte ja beinahe geklappt. Aber eben nur beinahe. Okay. Du hast nicht mehr lange. Und deshalb will ich ganz schnell von dir wissen: Wo ist dein Partner? Na, komm schon, erleichter dein Gewissen.«

»Fahr zur Hölle, Blechstern«, krächzte Cousins ihm entgegen. Er hustete erneut. Ein rotes Rinnsal lief an seinem Mundwinkel herunter. Sein Körper krampfte unter Schmerzen. Das machte jedoch auf Riley McCord keinen Eindruck. Lem Cousins war ein Mörder. Tötete aus purer Geldgier. Da fiel es einem Mann wie Marshal Riley McCord wirklich schwer, auch nur den Hauch von Mitleid zu verspüren.

»Dein Partner, Hombre. Wo ist er? Rede schon! Oh, ich finde es sowieso heraus. Aber wenn du’s Maul aufmachst, erspart es mir ein wenig Zeit. Und für dich stirbt sich’s dann entschieden leichter.«

»Bist ein verflucht harter Hund, was, Blechstern? Oha, hab ja schon von dir gehört. Gibst nie auf. Bist wie ein Bluthund. Scheiß drauf, was soll’s. Es war Billy Hayden. Billy hat zuerst den Spieler und dann die … Aber an den … an den kommst du nicht ran, Bluthund. Das ist ein anderes Kaliber. Sein Bruder …, die Hayden-Ranch in Pine Hill…, die Diamond-H-Ranch.«

Ein heftiger Hustenanfall folgte. Dann erschlaffte Cousins Körper. Seine leeren Augen stierten zu Riley McCord empor. Und es lag sogar ein Grinsen im Gesicht des Toten. Das wirkte auf den Marshal richtig schadenfroh.

McCord hatte von der Diamond-H-Ranch gehört. Natürlich auch von Clay Hayden. Der war ein ganz mächtiger Hombre da in Pine Hill, im Osten von Texas. Und Billy Hayden war der jüngere Bruder. Er hätte es sich denken können. Aber das scherte den Marshal nicht. Mächtig oder nicht. Hayden hin oder her. Vor dem Gesetz waren sie alle gleich.

Das war Riley McCords Philosophie. Und danach richtete er sich.

Die Blondine erhob sich aus der Ecke. Das Laken immer noch um ihren nackten Körper gehüllt, stieß sie Cousins Klamotten vom Stuhl und setzte sich. Dabei stierte sie unentwegt zu McCord empor.

Sie tat ihm leid. Sie war ein kleines billiges Flittchen. Jung. Nicht besonders hübsch. Wahrscheinlich dazu verdammt, sich von Kerlen wie Lem Cousins aushalten zu lassen.

McCord nahm seinen Hut vom Boden auf. Er bohrte kurz mit dem Zeigefinger im Einschussloch in der Krempe herum, stülpte ihn auf den Kopf und ersetzte anschließend die drei verschossenen Patronen der Winchester. Das tat er mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes, der den Umgang mit der Waffe gewohnt war. Er blickte dabei auf das blonde Girl nieder.

»Hast du eigentlich gewusst, mit was für einem üblen Dreckschwein du im Bett gewesen bist?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Lem war anständig zu mir.« Ihr voller Mund formte sich zu einem bitteren Lächeln und ergänzte. »Was man von ihm anständig nennen kann. Ich hatte keinen blassen Schimmer davon, dass er ein Mörder war.«

McCord nickte nur. Er ging aus der stinkenden Hütte. Wenig später kam er zurück. Er führte seine beiden Pferde an den Zügeln dicht vor die Veranda. Sein eigenes, einen mausgrauen Wallach und das Packpferd. McCord wickelte die Zügel des Packpferdes an das Sattelhorn des Mausgrauen. Er ging noch mal in die Hütte, lud den Toten auf die Schulter und legte ihn quer über das Packpferd. Das blonde Girl folgte ihm auf die Veranda.

»Nehmen Sie mich mit, Marshal«, bat sie.

McCord runzelte die Stirn.

»Wozu?«

»Mein Mann wird bald zurückkommen. Er ist nicht gut zu mir. Ich will fort. Nehmen Sie mich mit. Sie … Sie sollen es nicht bereuen.«

McCord wusste, was sie meinte und schüttelte angewidert den Kopf. Er mochte sie nicht. Sie war billig und unsauber.

Er glitt in den Sattel seines Mausgrauen, nahm die Zügel auf und sah zu ihr hinüber.

»Vergiss es, Blondschopf. Daraus wird nichts.«

Da rief sie schrill: »Baldy Cole wird mich totschlagen. Ich weiß das, Mar­shal. Er wird …«

McCord gab seinem Mausgrauen einen Schenkeldruck und ritt an.

Das Packpferd mit dem Toten folgte ihm willig. Sie schrie ihm etwas nach. Bestimmt nichts Nettes. Aber das hörte er nicht mehr.

*

Die Luft war erfüllt von trockener Hitze. Hier und da bildeten sich Hitzeschleier. Die Sonne hüllte das Land in ein gleißendes Licht. Der schwarze Zweispänner zog eine mächtige Staubwolke hinter sich her, als er in den Hof rollte.

Die beiden Kentucky-Füchse waren von einer dicken Staub- und Schweißschicht bedeckt. Sie atmeten schwer. Und das, obwohl sie den ganzen Weg bis zur Diamond-H nur im gemütlichen Trab gelaufen waren.

Verdammt, was für ein heißer Tag.

Clay Hayden störte das nicht. Er hatte gute Laune. Sein Gesicht zeigte einen selbstgefälligen Ausdruck. Lässig hing die lange Zigarre zwischen seinen breiten Lippen, als er wie ein Pascha im Sitz seines Wagens lümmelte, die Zügel in behandschuhten Händen haltend. Die Handschuhe trug er ständig. Egal, ob es heiß war oder nicht. Clay Hayden liebte es einfach nicht, sich die Hände schmutzig zu machen. Doch das war nur einer seiner vielen Markenzeichen. Derer gab es noch mächtig viele.

Der Zweispänner rollte in den Hof der imposanten Ranch. Es herrschte reger Betrieb. Drüben aus der Schmiede erklang das monotone Hämmern von Stahl auf Stahl. Buck Skinners hagere Gestalt tanzte auf und nieder im Sattel eines ungezähmten Grauen im offenen Corral. Eingehüllt in einer dichten Staubwolke gab er alles, um das widerspenstige Pferd zu zähmen. Buck Skinner war der beste Zureiter weit und breit. Vielleicht sogar der beste in ganz Ost-Texas. Und der sonst so knauserige Hayden bezahlte ihn höllisch gut für seine Arbeit.

Als Hayden mit seinem Zweispänner am Corral vorbeifuhr, machte dieser Zureiter allerdings einen riesigen Satz und sauste vom Gaul. Hayden, der dies aus den Augenwinkeln sah, lächelte belustigt. Es war ein höllischer Salto, den Skinner soeben vollzog. Sicherlich sehr schmerzvoll. Aber Hayden war klar, der würde binnen von Sekunden wieder auf dem Gaul sitzen und dort weitermachen, wo er gerade aufgehört hatte. Spätestens heute Abend würde dieser verdammte Graue zahm sein wie ein Lamm.

Dicht vor der Veranda des imposanten zweistöckigen Ranchgebäudes durften die beiden Kentucky-Füchse halten. Sie dankten es mit lautem Schnauben. Sogleich eilte ein dürres Männchen herbei, um sie abzuschirren.

»Reib sie gut ab, Gibbons und versorge sie gut. Gib ihnen eine extra Portion Hafer!«

Keine Begrüßung, nur dieser barsch hingeworfene Befehl an das dürre Männchen. Art Gibbons hatte früher als Cowboy gearbeitet. Jetzt bezog er das Gnadenbrot eines Stallhelfers. Er war einfach zu alt und kaputt, um noch in den Sattel zu steigen. Aber als Stallhelfer funktionierte er noch prächtig. Also durfte er auf der Diamond-H bleiben.

Clay Hayden klopfte sich auf der Veranda den Staub von seinem schwarzen Anzug. Tat einen langen Zug aus der Zigarre. Er warf sie dann achtlos auf die staubbedeckten Bretter und trat ins Haus. Hier drinnen war es angenehm kühl. Sogleich war Maggie, die dicke Haushälterin, bei ihm. Sie grüßte höflich und nahm ihm Hut, Jacke und Handschuhe ab. Hayden bedachte sie nur mit einem Kopfnicken und trat in den Wohnraum. Was er da sah, ließ seine gute Laune jäh verschwinden.

Deborah lümmelte auf der Couch. Sie war einmal sehr hübsch gewesen. Aber im Augenblick sah ihr Gesicht aufgedunsen aus. Vor ihr auf dem prunkvollen Tisch befand sich eine halbvolle Flasche Gin und ein Glas. Das war leer. Und Deborah betrunken. Clay Hayden verzog das Gesicht. Der scharfe Geruch des Alkohols stieg ihm empfindlich in die Nase.

»Wieder mal eine kleine Privatfeier?«, fragte er zynisch.

Sie stierte mit glasigen Augen zu ihm empor. »Na, und wenn? Schließlich hast du dich doch bestimmt auch gut amüsiert. Mit ihr natürlich. Nicht wahr, Clay?« Ihre Worte klangen lallend und bösartig.

Clay Hayden runzelte die Stirn und tat unschuldig.

»Mit ihr?«

»Sei doch nicht so verdammt scheinheilig, Clay Hayden. Ich weiß genau, dass du bei ihr warst. Bei dieser McGannon-Hure.« Deborah ruckte vor und packte mit fahrigen Händen Flasche und Glas. Sie schenkte sich einen Drink ein. Angewidert beobachtete er, wie sie das Glas an ihre Lippen setzte. Dabei vergoss sie einen großzügigen Schluck. Deborah schien es nicht zu stören. Clay Hayden allerdings hasste sie in diesem Zustand. Am liebsten hätte er ihr das Glas aus der Hand geschlagen. Wäre nicht das erste Mal gewesen. Doch er beherrschte sich.

»Ich war in der Stadt. Unterlass in Zukunft deine dämlichen Unterstellungen.«

Deborah knallte das leere Glas auf den Tisch, lachte kehlig. Es klang schauderhaft. Ihr betrunkenes Lachen ging ihm durch Mark und Bein.

»In der Stadt? Ha, einen Dreck warst du! Bei der McGannon-Witwe bist du gewesen, Clay. Dieser rothaarigen Hure. Wir beide wissen es doch. Also gib es zu. Hat sie dir versprochen, ein Kind zu schenken? Einen Sohn, den ich dir nicht gebären kann? Na, sag es schon. Spuck es aus! Hat sie es dir versprochen? Und welche Versprechungen hast du ihr gemacht?«

Clay Hayden presste zornerfüllt die Lippen aufeinander. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Wieder der stumpfsinnige Blick ihrer glasigen Augen, der sich an ihn heftete wie eine lästige Fliege.

Am liebsten hätte er Deborah jetzt erschlagen.

»Geh ins Bett und schlafe deinen verdammten Rausch aus. Du bist nüchtern kaum zu ertragen. Besoffen bist du die Pest.«

Die Worte trafen sie wie Hammerschläge.

Er wandte sich brüsk ab. Konnte ihren Anblick nicht länger ertragen. Sie schrie ihm nach: »Die Pest wünsche ich dir an den Hals, du dreckiger Hurensohn! Fahr zur Hölle. Mitsamt deiner McGannon-Schlampe!«

Sie warf ihm das Glas hinterher. Verfehlte. Stattdessen zerschellte es am großzügigen Türbogen, der Wohnzimmer und Korridor voneinander trennte. Ein lautes Schluchzen folgte ihm beim Hinausgehen. Clay Hayden drehte sich nicht einmal mehr um. Er trat aus dem Haus, hinaus auf die Veranda. Ein Mann, dessen Bestimmung es war, ausschließlich nur sich allein zu lieben.

Eines Tages werde ich ihr die gottverdammte Ginflasche in ihren Rachen drücken. Bis sie dann daran erstickt. Dieses versoffene Stück. Früher, oha, da war sie eine Schönheit. Aber jetzt …

Er sprach seine Gedanken nicht laut aus. Angewidert schüttelte er sich.

Wieso jagte er sie nicht einfach davon? Sie war nicht fähig, Kinder zu bekommen. Ja, damit fing eigentlich das ganze Desaster an. Und das höllische Trinken. Es wurde immer schlimmer.

Clay Hayden angelte eine Zigarre aus der Brusttasche seines blütenweißen Hemdes. Biss die Spitze ab und spie sie auf die Bretter. Er klemmte das Ding zwischen die Lippen und zündete es an.

Er dachte an Karen McGannon. Mann, was für eine Vollblutfrau. Sie war rassig und schön. Hatte wallendes rotes Haar, einen vollen kirschroten Mund und eine üppige Figur. Kurzum alles, was einen Mann zum Kochen bringen musste.

Ja, Karen McGannon, die war richtig.

Die würde für ihn sicherlich noch ein paar Überraschungen bereithaben!

Clay Haydens breiter Mund verzog sich zu einem Grinsen.

Eine Frau, für die Liebe wie geschaffen. Aber nicht für die Ehe.

Hayden blies einen Rauchring und beobachtete den Reiter, der auf einer braunen Stute in den Hof geritten kam. Der sah Hayden auf der Veranda stehen und hielt direkt auf ihn zu.

»Hallo, Clay!«

Clay Haydens Grinsen wurde breiter.

»Hallo, Billy! Warst lange weg. Wo ist Lem?«

Billy Haydens Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an.

»Wieso, ist der noch nicht hier?«

Clay Hayden schüttelte den Kopf. »Nein. Hattet ihr etwa Streit?«

Billy winkte ab. »Streit? Lem und ich? Wie kommst du denn darauf, Clay? Er war vorausgeritten. Wollte noch eine alte Freundin besuchen.« Ein schmutziges Grinsen huschte über Billy Haydens jungenhaftes Gesicht. »Schätze, da ist wohl noch ein bisschen mehr draus geworden, wie ich den alten Lem kenne. Nun, der wird schon bald hier auftauchen.«

Clay Hayden nickte nur. »Hat in Nacogdoches alles geklappt?«

»Ja, natürlich, Clay. Alles …, alles klar. Ist alles gut gelaufen.«

Die Antwort kam Clay Hayden etwas zögerlich vor. Er runzelte die Stirn. Billy wirkte plötzlich etwas nervös.

»Wirklich?«

Billy wischte sich über den Mund. »Klar, Clay. Wieso fragst du?«