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Wie konnte ich vergessen, dass ich einen so derart heißen Ehemann habe?
Ich kann mich einfach an nichts erinnern. Unsere gesamte gemeinsame Zeit ist wie ausgelöscht. Wie die Hochzeit war? Keine Ahnung. Wie wir unsere Flitterwochen verbracht haben? F***, ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern. Er möchte mir nicht zu nahekommen, bis ich alles wieder weiß. Und ich hoffe, dass es bald so weit ist, denn dieser Mann lässt mich dahinschmelzen …
Alle Titel der "Marriage by Mistake Reihe" können unabhängig voneinander gelesen werden.
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Seitenzahl: 574
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Wie konnte ich vergessen, dass ich einen so derart heißen Ehemann habe? Ich kann mich einfach an nichts erinnern. Unsere gesamte gemeinsame Zeit ist wie ausgelöscht. Wie die Hochzeit war? Keine Ahnung. Wie wir unsere Flitterwochen verbracht haben? F***, ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern. Er möchte mir nicht zu nahekommen, bis ich alles wieder weiß. Und ich hoffe, dass es bald so weit ist, denn dieser Mann lässt mich dahinschmelzen …
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Über Nicole Snow
Nicole Snow ist eine Wall Street Journal und USA Today Bestseller Autorin. Sie entdeckte ihre Liebe zum Schreiben, als sie sich in ihren Mittagspausen oder in langweiligen Büromeetings Liebesszenen ausdachte und sich in Liebesgeschichten wegträumte.
Im Mittelpunkt von Nicole Snows Büchern stehen sexy Alpha-Helden, viel Spannung und noch mehr Leidenschaft.
Cécile Lecaux ist Diplom-Übersetzerin und Autorin. Sie lebt in der Nähe von Köln.
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Nicole Snow
Accidental Shield – Flint
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt vonCécile G. Lecaux
Inhaltsübersicht
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Epilog
Impressum
Meine Glieder sind bleischwer, und ich fühle mich, als wäre ich von einem Zug überrollt worden.
Was zum Teufel ist passiert? Bei der geringsten Bewegung durchfährt mich dieser stechende Schmerz. Sogar das Atmen tut weh. Ich will mir an die Brust greifen, kann aber den Arm kaum bewegen.
Warum?
Was ist passiert?
Ich kann mich nicht erinnern, mich irgendwie verletzt zu haben.
Genau genommen kann ich mich an gar nichts erinnern.
In meinem Kopf herrscht absolute Leere. Eine seltsame, strahlend weiße Leere. Wie ein brandneues, unbeschriebenes Whiteboard.
Ich schlucke, oder genauer, ich versuche zu schlucken.
Böser Fehler. Sofort spüre ich, wie Magensäure mir die Speiseröhre verätzt. O Gott, als wäre eine Amnesie nicht schlimm genug, wird mir jetzt auch noch schlecht.
Der Brechreiz lässt sich nicht unterdrücken. Mir dreht sich der Magen um. Trotz der Schmerzen bäumt mein Körper sich auf.
Gott, ich hasse es, mich zu übergeben. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Auch wenn mein Gehirn ansonsten vollständig leer ist, dieser Ekel ist geblieben.
Ich würge und spucke einige Sekunden und wische mir dann an der Schulter den Mund ab.
Als ich die Augen öffne, erblicke ich eine große, unscharfe Silhouette über mir. Ich bin nicht allein.
»Kämpf nicht dagegen an. Du hast ordentlich Meerwasser geschluckt«, sagt eine Männerstimme. »Lass es besser raus.«
Meerwasser? Ist das der Grund für die unerträglichen Kopfschmerzen und das Dröhnen in meinen Ohren, das klingt wie ein rauschender Wasserfall? Ich wüsste nicht, womit ich Poseidons Zorn auf mich gezogen haben könnte, andererseits lässt mein Gedächtnis gerade auch ziemlich zu wünschen übrig.
Mein Magen zieht sich wieder zusammen, und ich spucke einen weiteren Schwall Salzwasser aus. Ich hoffe, mein Magen ist jetzt leer, und ich bleibe von weiteren Brechattacken verschont.
Ich befolge den Rat des Unbekannten und versuche nicht mehr, den Brechreiz zu unterdrücken. Ich nehme durch einen Tränenschleier vage wahr, dass er sanft meinen Kopf über einen Eimer hält.
Als das Würgen nachlässt, fühle ich mich schwach und schwindlig, aber besser, auch wenn meine Kehle brennt wie Feuer.
Es fühlt sich an, als würde ich in diffuser Schwärze abwärts schweben.
»So ist es gut. Ich schätze, das Schlimmste hast du überstanden. Ruh sich jetzt erst mal aus.« Wieder diese Stimme.
Tief und fremd, aber irgendwie beruhigend.
Ich glaube, ich lächle, und frage mich, ob er mein Schutzengel ist.
Ich lasse mich auf das weiche Kopfkissen zurücksinken und bin im nächsten Moment eingeschlafen.
* * * *
Ich höre wieder Stimmen, ganz leise und wie aus weiter Ferne, aber gleichzeitig ganz nah.
Wie geht das denn?
Vermutlich hat es damit zu tun, dass ich jeglichen Orientierungssinn verloren habe.
Mein Herz beginnt zu rasen, als ich ein einzelnes Wort heraushöre. Valerie.
Das ist mein Name. Sie rufen nach mir. Ich kann die Augen nicht öffnen. Meine Lider sind bleischwer und verweigern mir den Dienst.
Wieder die Stimme. Valerie.
Das ist mein Name.
Glaube ich.
Ehrlich gesagt bin ich mir nicht ganz sicher. Wenn ich mich an sonst nichts erinnern kann, kann ich mir auch nicht sicher sein, wie ich heiße, oder?
Aber mein Herz schlägt schneller, und das Atmen fällt mir schwer. Und dann verliere ich die Nerven.
Ich zittere am ganzen Leib und gerate in Panik.
Wo bin ich? Was ist passiert? Was ist mit mir?
Ich strenge mich an, und es gelingt mir endlich, die Augen zu öffnen. Geblendet von der Helligkeit, kneife ich sie sofort wieder zu und blinzle.
Im nächsten Moment erstarre ich beim Anblick des Hünen, der auf mich herabblickt. Diesmal kann ich ihn klar erkennen. Mir stockt der Atem, und ich muss mich zwingen, langsam wieder auszuatmen.
Er lächelt. Der Herkules, den ich auf gut einen Meter neunzig schätze, kommt mir trotz seiner imposanten Erscheinung freundlich vor. Das mit dem Schutzengel vorhin war gar nicht so abwegig.
Trotzdem ist er ein Fremder. Zumindest erinnere ich mich nicht, ihn zu kennen, und er könnte durchaus auch ein Wolf im Schafspelz sein.
Ich bewege die Schultern, und noch mehr Luft entweicht meinen Lungen.
»Hallo, Dornröschen«, sagt er mit der tiefen, volltönenden Stimme, die ich schon kenne. Sie klingt viel zu weich und warm für einen Mann seines Kalibers. »Wie fühlst du dich?«
»Es ging mir schon mal besser.« Meinen Humor scheine ich nicht verloren zu haben, stelle ich zu meiner eigenen Verwunderung fest.
Er lacht leise. »Das kann ich mir denken. Ist ja auch kein Wunder in Anbetracht der Umstände.«
Umstände? Ich wüsste gerne, was genau das für Umstände sind und wer er ist.
Wieder dieses warme Lächeln, das die strahlendsten blauen Augen, die ich je gesehen habe, aufleuchten lässt. Wie vom Meer poliertes blaues Glas.
Ich liebe Meerglas. Ich sammle es sogar. Wenn ich mal nichts Besseres zu tun habe, gehe ich am Strand spazieren und suche danach. Erleichtert registriere ich, dass offenbar erste Erinnerungsfetzen zurückkehren.
»Beachte mich gar nicht. Ich bin nur gekommen, um dir eine Decke zu bringen und um das Bett frisch zu beziehen«, sagt er mit dieser Stimme, die mich irgendwie an rauchigen Bourbon erinnert. Er breitet eine wunderbar weiche Decke über meine Beine.
Das Bett beziehen? Das Zimmer und die Decke gehören nicht zu einem Krankenhaus. Warum bin ich hier, und wie bin ich hergekommen?
Gänsehaut überzieht meine Arme.
Warum sitzt dieser fremde Mann auf meinem Bett? Oder ist es sein Bett?
Ich kenne ihn nicht, auch wenn er mich duzt. Und ich erkenne weder das Zimmer noch das Bett, in dem ich liege. Die Rädchen in meinem Kopf drehen sich, greifen aber nicht ineinander. Wo eigentlich Erinnerungen abgespeichert sein sollten, ist nach wie vor nur Leere.
Beängstigende, albtraumhafte, bodenlose Schwärze.
Mein Mund fühlt sich pelzig an. Ich versuche zu schlucken, aber meine Kehle ist so trocken, dass ich husten muss. Beim nächsten, ebenso vergeblichen Versuch, rebelliert mein Magen wieder.
Bitte nicht. Nicht noch mal.
Ich stöhne bei dem Gedanken und bei einer Erinnerung, auf die ich gerne verzichten würde.
Es gelingt mir, den Brechreiz zu unterdrücken, und ich blicke langsam zu ihm auf. »Ich habe dich vorhin voll erwischt, oder?«
Seine blauen Augen blitzen, und er schenkt mir ein Lächeln, das selbst die undurchdringlichste Finsternis aufhellen würde.
»Nein. Glücklicherweise hast du mich verfehlt. Außerdem hatte ich rechtzeitig einen Eimer zur Hand. Es ist kaum etwas danebengegangen.«
»Oh. Kaum etwas klingt trotzdem unappetitlich«, murmle ich.
»Halb so wild.«
Jetzt erinnere ich mich wieder daran, wie er meinen Kopf über den Eimer gehalten hat. Ein säuerlicher Geruch steigt mir in die Nase. Das Laken hat offensichtlich etwas abbekommen. Genau. Er sagte ja, er sei gekommen, um die Bettwäsche zu wechseln.
Wie unangenehm. Aber es ist ja typisch, dass sich vor allem peinliche Momente ins Gedächtnis einbrennen.
Ich konzentriere mich. Sind da noch weitere Erinnerungsfetzen aus der Zeit, bevor ich in einem fremden Bett aufgewacht bin und mich übergeben habe?
Nada. Warum kann ich mich an nichts erinnern? Wie bin ich hergekommen? Wo bin ich, und wer ist mein Schutzengel?
So ein Gesicht vergisst man doch nicht so leicht!
Wie ist es überhaupt möglich, von jetzt auf gleich sein Gedächtnis zu verlieren?
»Das haben wir gleich. Fühlst du dich schon etwas besser, nachdem du ein paar Stündchen geschlummert hast, Prinzessin?«
Etwas an seinem Tonfall veranlasst mich zu einem Schnauben. »Verarschen kann ich mich selber. Ich weiß sehr wohl, dass ich gerade mehr wie Aschenbrödel aussehe als wie eine Märchenprinzessin.«
Er mustert mich aus zusammengekniffenen Augen. »Das sehe ich anders. Und wir können beide unserem Glücksstern danken, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Du könntest tot sein!«
Im nächsten Moment wird mir erst bewusst, dass ich dem Tod offenbar nur knapp von der Schippe gesprungen bin. Als ich das Gesicht verziehe, fühlt es sich an, als bohrten sich spitze Nadeln seitlich in meinen Kopf.
Ich hebe eine Hand und betaste vorsichtig meine Schläfe. Sofort verwandelt sich der brennende Schmerz von unangenehm in unerträglich.
»Vorsicht«, brummt er, ergreift meine Hand und zieht sie von der Wunde weg. »Du hast da eine hässliche Platzwunde.«
»Wie ist denn das passiert? Bin ich von einer Klippe ins Meer gestürzt oder was?« Und das ist nur eine von tausend Fragen, die mir im Kopf herumschwirren. »Wo sind wir? Wer bist du? Und wie bin ich hergekommen?«
»Scheiße.« Auf seiner Stirn erscheint eine v-förmige Falte. »Du kannst dich wirklich nicht erinnern, oder?«
Ich versuche es noch einmal.
Ich konzentriere mich und durchforste mein Gehirn, aber fast kommt es mir vor, als wüsste ich nicht einmal mehr, wie man sich erinnert.
Was zur Hölle geht hier vor? Es ist, als hätte jemand mein Hirn mit dem Hochdruckreiniger und einem Scheuermittel bearbeitet.
Der Mann mit den Meerglas-Augen schaut mich so eindringlich an, dass mir die Röte in die Wangen steigt.
Ich drehe den Kopf auf dem weichen Kissen und versuche mich zu entspannen, während ich weiter nach Erinnerungsfetzen krame, die nichts mit meinem aktuellen Zustand zu tun haben oder damit, dass ich seine Bettwäsche besudelt habe.
»Nein«, seufze ich schließlich und halte die Luft an, als mir erneut ein eiskalter Schauer der Panik den Rücken hinunterläuft. »Ich erinnere mich an gar nichts.«
Mist. Das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen.
Ich weiß immer noch nicht, wer mein geheimnisvoller Pfleger ist. Nur weil er gut aussieht, ist er nicht automatisch ein guter Mensch.
Und Psychopathen steht die Mordlust ja nicht ins Gesicht geschrieben. Und das hier ist ein seltsamer Ort.
Oder nicht?
Dass ich auch hierauf keine Antwort weiß, beunruhigt mich nur noch mehr.
Der Fremde tätschelt meine Hand. »Keine Panik. Du lebst, und ich bin zuversichtlich, dass deine Erinnerung früher oder später zurückkehren wird. Du … du hattest einen Unfall.«
Bei den letzten Worten weicht er meinem Blick aus. Was hat das zu bedeuten?
»Was für einen Unfall?«, frage ich langsam und balle die freie Hand nervös zur Faust.
Ich habe Angst. Immerhin könnte der Mann darin verwickelt sein. Und ich bin ihm mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Er ist mir rein körperlich so haushoch überlegen, ich käme an ihm niemals vorbei. Er ist wie eine menschliche Mauer.
»Einen Bootsunfall«, entgegnet er und sieht mich wieder an. »Das Boot ist gesunken, und du hattest ein Riesenglück, dass es dich nicht mit in die Tiefe gerissen hat.«
Ich schaue ihn prüfend an. Er scheint aufrichtig zu sein. Ich hoffe, meine Menschenkenntnis trügt mich nicht.
Für den Moment gebe ich mich damit zufrieden. Ich sehe an ihm vorbei auf zwei Terrassentüren mit durchsichtigen hellgrünen Gardinen davor. Sie sind geöffnet, und ich kann draußen eine betonierte Terrasse mit einer niedrigen weißen Backsteinmauer drumherum erkennen. Dahinter sehe ich einen Fetzen Sandstrand und das Meer. Jetzt erst registriere ich das leise Rauschen der Brandung.
Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Die Landschaft ist mir vertraut – niemals könnte ich sie vergessen, denn nichts ist atemberaubender als die Landschaft um Oahu. Ich liebe Hawaii! Vielleicht fühle ich mich deshalb bei dem Ausblick wie zu Hause.
Oder bilde ich mir das alles nur ein?
Das alles ist wirklich völlig verrückt. Das, woran ich mich erinnere – oder mich zu erinnern glaube –, und dann wieder dieses große Nichts.
Erneut steigt Panik in mir auf und legt sich wie ein zu enger Panzer um meinen Brustkorb.
Ich räuspere mich. »Wann war das? Wann ist das passiert?«
»Erst gestern. Ziemlich spät abends. Es ist noch keine vierundzwanzig Stunden her.«
Ich erinnere mich vage an Boote. Ich mag Boote, Schiffe, das Meer, die frische Brise, die Wellen.
Ja, das kommt mir vertraut vor. Etwas zieht an meiner Erinnerung wie ein Backstein an einer Jo-Jo-Schnur, aber ich komme nicht drauf. Es ist, wie wenn einem ein Wort auf der Zunge liegt und doch partout nicht einfallen will. Nur dass das bei mir fast mein gesamtes Gedächtnis betrifft.
Es ist zum Verrücktwerden!
Ich löse den Blick vom Wasser und sehe wieder meinen Retter an, der gerade an mir vorbei nach draußen schaut. Mein erster Eindruck hat mich nicht getrogen. Er sieht gut aus. Vermutlich Mitte bis Ende dreißig.
Er ist durchtrainiert und muskulös und trägt ein beiges Button-down-Hemd mit braunen Palmen darauf. Die Farben stehen ihm gut. Sie betonen seine Bräune, seine maskuline Ausstrahlung und seine breiten Schultern. Auf dem Unterarm hat er ein schwarzes Tattoo, ein Adler, der eine Art Dreizack in den Klauen hält.
Kenne ich ihn?
Ich mustere ihn konzentriert. Wenn er das mit dem Dornröschen vorhin ernst gemeint und mich wach geküsst hat … habe ich, glaube ich, keinen Grund zur Klage.
Er ist wirklich sexy, und seine Züge entsprechen dem Prinzenklischee mit einem gemeißelten Kinn, weit auseinanderstehenden, strahlend blauen Augen und schön geschwungenen dunkelbraunen Brauen.
Er hat dunkelbraunes, nicht zu kurzes Haar und eine gerade, markante Nase, die zu seinen Gesichtszügen passt. Um die Augen hat er feine Fältchen.
Sind das Lachfältchen, oder sind sie stressbedingt? Schwer zu sagen. Jetzt gerade lächelt er nicht, und die Fältchen sind trotzdem sichtbar, weil er mich auf eigentümliche Art mustert.
Ist das Freundlichkeit? Empathie? Oder ist er genervt, weil er mich am Hals hat?
Ich kann es beim besten Willen nicht sagen.
Ebenso wenig weiß ich, ob wir uns schon vor dem Unfall gekannt haben.
Ich presse die Lippen zusammen, schließe die Augen und versuche erneut, in mich hineinzuhorchen. Mich zu erinnern.
Keine Chance.
»Etwas stimmt nicht mit mir. Ich kann mich an nichts erinnern«, jammere ich und kämpfe gegen die aufsteigenden Tränen. »Was ist nur los mit mir?«
Er legt die Hand auf meine. Sie fühlt sich rau an und schwielig, aber auch warm und tröstlich. Ich fühle mich seltsam beschützt.
»Lass dir Zeit. Zerbrich dir nicht den Kopf. Entspann dich. Du hast einen kräftigen Schlag abbekommen, wahrscheinlich hast du eine Gehirnerschütterung. Deine Erinnerung ist nicht weg, nur vorübergehend nicht verfügbar.«
Na toll. Mein Retter sieht nicht nur gut aus, er strotzt auch noch vor guten Ratschlägen. Klugscheißer.
Andererseits könnte er recht haben. Ich bin total angespannt, was bestimmt nicht förderlich ist. Ich versuche bewusst, Schultern, Arme und Nacken zu entspannen, und konzentriere mich auf meine Atmung. Ich atme tief und gleichmäßig ein und aus. Ein und aus. Ich zähle im Stillen mit, froh, dass ich wenigstens das nicht verlernt habe.
Eins.
Zwei.
Drei.
»Genau so«, sagt er zustimmend. »Atmen.«
Ich nicke, atme und drücke seine Hand.
Vier.
Fünf.
Es hilft. Ganz langsam fällt die Anspannung von mir ab. Das Gefühl der Beklemmung lässt nach und mit ihm die Panik.
Schließlich öffne ich mit einem weiteren zischenden Atemzug die Augen und starre an die Decke. Ein großer beiger Ventilator wälzt leise die Luft um. Ich schaue mich um.
Das Zimmer ist dezent eingerichtet. Die Wände sind in einem hellen Olivgrün gestrichen mit weißen Zierleisten. Türen, Fenster und Boden sind aus Holz und naturbelassen. Das Doppelbett, in dem ich liege, ist mit weißer Bettwäsche ausgestattet. Ich liege unter einer weißen Wolldecke, und über das Fußende ist ein hellgrünes Plumeau gebreitet.
Über der Kommode, die rechts und links von je einer offen stehenden Tür flankiert wird, hängt ein großer Fernseher an der Wand. Eine Tür führt in ein Badezimmer, die andere auf einen Flur. Auf der gegenüberliegenden Seite sehe ich zwei geschlossene überdimensionale Doppeltüren. Ich vermute, dass sich dahinter ein Einbauschrank verbirgt.
Warum weiß ich, was ein Schrank ist, ein Fernseher, ein Badezimmer … aber nicht, wer ich bin?
Er hat einen Unfall erwähnt. Bin ich tot? Bin ich im Himmel?
Quatsch. Im Himmel gibt es keine Schmerzen. Und man muss sich auch nicht übergeben.
Ich schaue ihn wieder an. »Wer bist du?«
Einen Moment sieht er mich schweigend an. Dann schenkt er mir wieder dieses Lächeln, bei dem mir jedes Mal ganz warm ums Herz wird, zuckt die Achseln und beugt sich über mich.
»Flint. Oder sehe ich vielleicht aus wie Elvis?«
»Flint?«, wiederhole ich leise und schüttle den Kopf. Das sagt mir nichts. Aber an Elvis erinnere ich mich. Immerhin.
Er nickt nachdrücklich.
Flint. Und weiter?
Ich wiederhole den Namen noch einmal ganz leise und warte auf eine Reaktion meiner Synapsen.
Aber es regt sich nichts.
Alles, was mit Flint zu tun hat, ergibt null, zero, nada.
»Woher kennen wir uns, Flint?« Ich schlucke. »Kennen wir uns überhaupt?«
»Klopf, klopf!« Ein Mann kommt durch die offene Flurtür herein. »Und wie geht es unserem Glückspilz heute?«
»Sie ist wach. Das ist schon mal was.« Flint, von dem ich nach wie vor nur den Namen kenne, steht auf.
»Ja, das ist ein Fortschritt«, pflichtet der Mann ihm bei. »Dann schauen wir uns mal den Rest an …«
Flint entfernt sich, und ich greife nach seinen Fingern, bevor seine Hand ganz von meiner gleitet.
Ich weiß zwar nicht, wer er ist, aber wenigstens weiß ich, wie er heißt, was man von dem anderen Mann nicht behaupten kann.
Er ist ebenfalls mittleren Alters, hat aber etwas mehr Falten als Flint. Auch groß und muskulös, aber nicht annähernd so imposant wie Flint.
Und nicht so attraktiv, auch wenn ich nicht genau sagen kann, woran das liegt, da er ebenfalls ziemlich gut aussieht.
Vielleicht liegt es an seinem Gang? Er wirkt entschieden, zielstrebig, aber ein wenig steif. Fast möchte man ihm zurufen: links-zwo-drei-vier, links-zwo-drei-vier …
Was nicht weiter überraschend ist, da es auf Hawaii so viel Militär gibt. Keine Ahnung, woher ich das weiß …
Der Fremde mit dem zackigen Schritt tritt an mein Bett und mustert mich eindringlich aus smaragdgrünen Augen. »Wie geht es dir?«
Immer noch, als wäre ich von einer Dampfwalze überrollt worden. Vielleicht einen Hauch besser.
Inzwischen bin ich aber mehr verwirrt als panisch.
»Geht so«, erwidere ich und stütze das Kinn auf eine Hand.
Flint schmunzelt, woraufhin der Mann ihm einen fragenden Blick zuwirft.
Flint zuckt mit den Schultern. »Mir hat sie gesagt, es geht ihr beschissen.«
Meine Wangen glühen. Na toll. Immerhin erinnere ich mich jetzt wieder, wie es sich anfühlt, sich in Grund und Boden zu schämen.
Der andere Mann grinst mich an und zwinkert mir zu. »Du hast immerhin eine gesündere Gesichtsfarbe als gestern. Das ist ein gutes Zeichen.«
Ach ja? Meine Wangen glühen. Das ist höchstens ein Zeichen hochgradiger Verlegenheit. Und warum zwinkert er mir zu?
Denkt er, ich hätte übertrieben? Ich habe mich wirklich beschissen gefühlt. Ich fühle mich immer noch ziemlich bescheiden, um ehrlich zu sein.
»Hast du schon etwas gegessen?«, fragt er.
»Immer langsam, Cash. Sie ist gerade erst vor ein paar Minuten aufgewacht.«
Der Mann nickt und stellt eine Ledertasche auf die Bettkante. Es ist keine Akten- oder Computertasche, sondern sieht mehr aus wie eine alte Arzttasche.
Das wird ja immer sonderbarer. Ärzte machen doch keine Hausbesuche, oder?
Aber dieser hier offenbar schon. Er öffnet die Tasche und holt ein Stethoskop heraus. »Ich werde jetzt deine Lungen abhören. Wir müssen zusehen, dass du keine Lungenentzündung bekommst«, sagt er streng.
Mir läuft ein Schauer über den Rücken. »Eine Lungenentzündung?«
Flint drückt meine Hand. »Cash ist ein guter Arzt. Und sehr sorgfältig. Du kannst ihm vertrauen.«
Als hätte ich Grund, irgendjemandem hier zu vertrauen. Andererseits bleibt mir wohl nichts anderes übrig.
»Kannst du dich aufsetzen?«, fragt der Doktor.
Ich versuche es.
Flint ist mir behilflich und stützt mit einer Hand meinen Rücken, während er mit der anderen meine Hand hält. Dr. Cash fährt mit dem Stethoskop über meinen Rücken und meine Brust. Das kühle Metall fühlt sich seltsam angenehm auf der Haut an.
Ich trage ein weißes T-Shirt mit einem Waikiki-Beach-Aufdruck ohne etwas drunter. Ich fürchte, nicht einmal ein Höschen, wie mir jetzt erst bewusst wird.
O mein Gott.
»Nichts Auffälliges.« Er legt sich das Stethoskop um den Hals. »Das ist schon mal gut. Und jetzt werde ich mir noch mal die Platzwunde ansehen.«
Unsicher blicke ich zu Flint auf.
Er lächelt und stopft mir das Kissen in den Rücken. »Er mag nicht so aussehen, aber Cash ist wirklich ein guter Doktor. Ich habe selbst gesehen, wie er den einen oder anderen zusammengeflickt hat.«
In einem Punkt hat er auf jeden Fall recht: Dieser Arzt, der Hausbesuche macht, sieht völlig anders aus als die Ärzte, die ich kenne, das weiß ich trotz Amnesie.
Er trägt ein gelbes Maui-T-Shirt, khakifarbene Shorts und weiße Socken. Ich stutze.
Auf Hawaii tragen nur Touristen im Haus Schuhe, aber Socken … echt jetzt? Hier trägt man nur Socken in Wander- oder Laufschuhen oder meinetwegen auch zum Abendanzug.
Ich notiere mir das als weitere Eigentümlichkeit, während ich mich in das Kissen zurücklehne, leicht den Kopf drehe und die Luft anhalte, weil ich damit rechne, dass die Untersuchung schmerzhaft wird.
Tatsächlich ziept es nur ein bisschen, als Dr. Cash die Wunde begutachtet.
»Gut«, sagt er. »Sieht aus, als würde die Schmetterlingsnaht ihren Zweck erfüllen.«
In der Hoffnung, dass er tatsächlich so gut ist, wie Flint behauptet, frage ich den Doktor mit den weißen Socken: »Aber warum kann ich mich dann an nichts erinnern?«
Als ich sehe, wie er ganz langsam den Kopf dreht und Flint ansieht, sträuben sich die Härchen in meinem Nacken.
Flint drückt wieder meine Hand – oder bin ich es, die sich an seine klammert, als ginge es um mein Leben?
Der Doc schiebt die Tasche beiseite und setzt sich auf die Bettkante.
»Woran erinnerst du dich denn?«
Ich zucke die Achseln. »Nicht viel. Da sind nur einzelne, zusammenhanglose Fetzen. Ich weiß beispielsweise, dass es für mich nichts Schlimmeres gibt, als mich zu übergeben. Und ich mag Wasser – wenn ich nicht gerade darin verunglücke und fast ertrinke.«
Ach ja, und ich liebe Meerglas. Aber das behalte ich für mich. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist dieses Lächeln, das mir durch und durch geht.
Das alles ist so schwer zu erklären. Vielleicht ist das ja noch etwas, woran ich mich nur nicht erinnere. Wie man Dinge in Worte fasst.
»Weißt du, wie du heißt?«, fragt er und mustert mich forschend.
Okay. Denk nach. Das ist jetzt deine Chance, dich nicht länger zu blamieren.
Ich schließe die Augen, konzentriere mich und erinnere mich wieder daran, wie ich davon aufgewacht bin, dass Flint meinen Namen gesagt hat. Es klang zwar nur vage vertraut, das stimmt, aber der Klang war mir definitiv geläufig.
»Valerie?«, antworte ich unsicher.
Er nickt, und sein Blick fällt auf unsere immer noch ineinander verschränkten Hände.
»Und dein Nachname? Erinnerst du dich auch an den?«, hakt Cash nach.
Ich strenge mich an, aber da ist nur Leere, also schüttle ich schließlich resigniert den Kopf.
»Welcher Tag ist heute?«
Ha! Wenn ich das wüsste, würde ich mich fit genug fühlen, aufzustehen und zu gehen.
»Keine Ahnung.«
»Welcher Monat?«
Ich werfe einen Blick aus dem Fenster, was aber auch nicht hilfreich ist, da die Jahreszeiten sich auf Hawaii nicht sonderlich voneinander unterscheiden.
»Weißt du, wie alt du bist?«
Ich beiße mir auf die Unterlippe, als diese anfängt zu zittern, und meine Kehle schnürt sich zu.
Gott, ich kann mich an nichts von alledem erinnern. Es ist zum Verrücktwerden. Und es macht mir Angst.
»Cash«, sagt Flint barsch. »Hör auf, sie zu bedrängen. Du machst sie ja ganz konfus.«
»Ich bedränge sie doch nicht«, protestiert Cash. »Das ist Teil der Routineuntersuchung zur Bestimmung des Ausmaßes der Amnesie.«
»Amnesie?« Meine Augen weiten sich.
»Du hast einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen«, erläutert Cash. »Temporäre Amnesie ist nicht so selten, wie die meisten Leute glauben.«
Mir rutscht das Herz in die Hose. Das tröstet mich auch nicht wirklich. Amnesie, wenn auch nur temporär, ist eine beunruhigende Diagnose.
»Und wie lange …?«, frage ich und zupfe nervös an der Decke.
»Mhm … schwer zu sagen. Manchmal hält sie nur Stunden an, manchmal Monate. Jedes Schädeltrauma ist so individuell wie die Person, die es erleidet. Gedächtnisverlust folgt keinem vorhersehbaren Verlauf.«
»Monate? Ernsthaft?! Ach du Scheiße …« Ich zittere jetzt am ganzen Körper, und Panik schließt sich wieder wie eine eiskalte Faust um mein Herz.
»Cash«, knurrt Flint. »Es reicht.«
Sein Tonfall klingt so schneidend, dass ich zu ihm aufblicke. Sein Blick ist rasiermesserscharf.
Cash nickt und tätschelt durch die Decke mein Bein. »In Ordnung. Dann solltest du jetzt erst mal baden und etwas essen. Vielleicht hilft das deinem Gedächtnis auf die Sprünge.«
»Baden und Essen soll gegen Amnesie helfen?«, frage ich mit unverhohlener Skepsis. Das wäre doch wohl zu einfach.
»Das wirkt manchmal Wunder. Ganz alltägliche Dinge bringen das Gehirn wieder auf Trab. Ich habe von Fällen gehört, bei denen Kaffeeduft oder der Lieblingssong bei Amnesiepatienten Erinnerungen wachgerufen hat.«
Wenn er das sagt. Einen Versuch ist es allemal wert.
Ich blicke wieder zu Flint auf. Ich weiß selbst nicht, warum, aber ich möchte seine Meinung dazu hören.
Ein weicher Ausdruck tritt in seine blauen Augen, als er auf mich herabblickt und nickt.
Cash steht auf, nimmt das Stethoskop vom Hals und steckt es zurück in die Arzttasche. Dann schenkt er mir zum Abschied ein Lächeln und nickt Flint zu. »Wir treffen uns in der Küche, wenn du deine Frau ins Bad gebracht und das Bett frisch bezogen hast.«
Ich bin schlagartig wie erstarrt.
Was hat er da gerade gesagt? Seine Frau?
Ich bin so angepisst, ich könnte Cash erwürgen! Nachdem ich einer sichtlich schockierten Valerie ins Bad geholfen und die Laken gewechselt habe, stürme ich wutschnaubend in die Küche.
Ich hätte wissen müssen, dass er es versaut. Das Grinsen auf seinem Gesicht, als ich hereinkomme, trägt nicht gerade dazu bei, meinen Zorn zu mildern.
»Was zur Hölle sollte das?«, fauche ich ihn leise an. »Meine Frau? Was wolltest du mit dieser Lüge bezwecken?«
Cash lehnt entspannt mit einer Tasse Kaffee in der Hand an der Arbeitsfläche und trinkt schlürfend einen Schluck, bevor er antwortet. »Sie leidet an Amnesie. Sie ist total verängstigt. Wenn sie dich für ihren Ehemann hält, wird sie das beruhigen und ihr ein Gefühl von Sicherheit geben. Ich denke, das wird ihrer Genesung förderlich sein.«
Ich bin so frustriert, ich kann kaum geradeaus denken. Mit seiner verqueren Logik macht er alles nur noch schlimmer.
»Ein Gefühl von Sicherheit?!« Ich schüttle fassungslos den Kopf. »Gottverdammt. Ich habe gesagt, dass sie nicht hierbleiben kann, und dabei bleibt es.«
»O doch, sie bleibt.« Cash nimmt eine zweite Tasse aus dem Ständer auf der Arbeitsfläche und hält sie hoch. »Du hast dem gestern Abend zugestimmt. Erinnerst du dich?«
Widerwillig nicke ich. Ich brauche jetzt erst mal einen Kaffee.
»Es war von einer Nacht die Rede«, sage ich. »Dem habe ich zugestimmt, mehr nicht.«
Er mustert mich belustigt.
Ich reiße ihm die Tasse aus der Hand und schenke mir Kona-Kaffee ein.
»Eine. Scheiß. Nacht.« Ich betone jedes einzelne Wort.
»Sie muss bleiben, Flint, erst recht in ihrem Zustand. Sie ist völlig hilflos. Ich hatte schon früher mit Fällen von Amnesie zu tun. Es ist, wie ich gesagt habe: Der Zustand kann ein paar Stunden anhalten oder ein paar Monate. Niemand weiß, warum. Es kommt häufig vor, dass das Gehirn nach einem traumatischen Erlebnis aus Selbstschutz vorübergehend abschaltet.«
Und ich soll das jetzt ausbaden, oder was?, denke ich wütend.
Aber Cash ist noch nicht fertig. Das wäre ja auch zu schön gewesen. Er nippt wieder an seinem Kaffee und hebt dann einen Finger als sicheres Zeichen dafür, dass er jetzt in den Professormodus schaltet.
»Hör zu, Dumpfbacke, auch in berühmten Fällen anhaltender Totalamnesie sind etwa achtzig Prozent der Patienten …«
Ich knirsche mit den Zähnen, während er seine Statistiken herunterleiert. Er hat seine Hausaufgaben gemacht, kein Zweifel. Das will ich ihm zugestehen, zumal das hier weit entfernt ist von seinem Fachgebiet.
Er ist ein guter Arzt. Ein sehr guter sogar.
Ich habe während unserer gemeinsamen Zeit bei der Army mit eigenen Augen gesehen, wie er wahre Wunder bewirkt und Menschen gerettet hat, die es ohne ihn nie geschafft hätten. Und ich habe ihn um Kameraden weinen sehen, die er nicht retten konnte, weil sie zu schwer verletzt waren oder man sie zu spät zu ihm gebracht hatte.
Ja, er ist ein Klugscheißer, und ja, er hat einen schrägen Humor, und ja, er ist eine furchtbare Nervensäge, und das stellt unsere Freundschaft immer wieder auf eine harte Probe.
Aber eins ist Cash ganz sicher nicht: ein Quacksalber.
Ich bin überzeugt davon, dass er noch viel mehr Kameraden hätte retten können, wenn man sie nur ein paar Minuten früher zu ihm gebracht hätte.
Aber der Scheiß mit Valeries Amnesie? Ich schüttle den Kopf.
Cash war in der Army Lazarett-Chirurg und praktiziert heute im zivilen Leben als Allgemeinmediziner. Er ist kein Neurologe.
Als er seinen Vortrag abgeschlossen hat, trinkt er noch einen Schluck und stellt dann fest: »Sie kann nicht nach Hause, Flint. Von ihrem Zustand einmal ganz abgesehen, wäre es zu gefährlich. Wir wissen nicht, was für Konsequenzen ihre Schwierigkeiten noch nach sich ziehen werden.«
»Dann nimm sie doch mit zu dir«, entgegne ich schroff.
»Das geht nicht. Ich lebe in einem Wohnkomplex, und so neugierig wie meine Nachbarn sind …«
»Und ich habe einen Sohn, um den ich mich kümmern muss«, erinnere ich ihn.
»Richtig. Einen aufgeweckten kleinen Kerl, der gerade bei seiner Großmutter ist.«
»Die ihn in zwei Tagen zurückbringt«, kontere ich unwillig. »Es geht einfach nicht.«
Meine Mutter verbringt wie jedes Jahr eine Woche mit Bryce in einer großen Ferienanlage in Aulani, auf der anderen Seite der Insel.
Nachdem Bryce dieses Jahr zwölf geworden ist, hatte ich fast damit gerechnet, dass er sich weigern würde, Urlaub mit seiner Grandma zu machen, aber stattdessen hat er begeistert davon geschwärmt, dass sie bei der Schnitzeljagd in diesem Jahr bestimmt einen neuen Rekord aufstellen würden. Er ist ein guter Junge. Ich möchte nicht, dass er bei seiner Heimkehr eine Fremde vorfindet, die glaubt, sie wäre meine Frau.
Ich werfe Cash einen weiteren finsteren Blick zu, immer noch stinksauer wegen seines kleinen Täuschungsmanövers.
»In zwei Tagen ist ja vielleicht schon alles vorbei.« Cash stellt seine Tasse ab. »Die wollten sie umbringen, Flint. Ich habe es gesehen.« Er öffnet den Kühlschrank und nimmt den Eierkarton heraus. »Und ich habe auch gesehen, wie Cornaros Leute heute Morgen das Ufer nach ihrer Leiche abgesucht haben.«
Meine Nackenmuskeln spannen sich unwillkürlich an, als ich diesen Namen höre.
Der Typ ist gefährlich, einer von der ganz üblen Sorte.
Das Cornaro-Kartell gehört seit Jahrzehnten zu den größten Verbrecherringen im Pazifikraum. Diese Leute schrecken vor nichts zurück bei ihren kriminellen Machenschaften und sind auch groß im Schmuggelgeschäft. Unter der Leitung von Joel Cornaro hat das Syndikat auf allen acht Hauptinseln legale Unternehmen aufgekauft, die heute als Tarnung dienen, um illegale Waren im Südpazifik zu verschieben.
Jedes Arschloch, das irgendwo auf der Welt ein schmutziges Geschäft abwickeln will, kann sie als Strohmänner engagieren.
Cornaro handelt mit allem, von Drogen über Waffen bis hin zu Menschen.
»Ich weiß, dass dir ebenso viel wie mir daran liegt, dem Scheißkerl das Handwerk zu legen«, sagt Cash, während er immer noch Lebensmittel aus dem Kühlschrank holt.
»Das ist lange her, Cash. Wir sind keine SEALs mehr und auch beide nicht mehr in der Securitybranche. Oder leidest du auch an Amnesie? Es ist nicht unser Job, für die Regierung die Drecksarbeit zu machen.«
Trotzdem lässt es mich nicht kalt, was Cornaro treibt. Aber er verfügt über schier unbegrenzte finanzielle Mittel, und sein Einfluss reicht von Hawaii aus bis nach Washington D. C., Manila, Tokio, Djakarta und Singapur, um nur einige zu nennen. Er hat ein riesiges Netzwerk von skrupellosen Komplizen, die hinter ihm herräumen, um ihn zu decken. Um ihn zu stoppen, müsste schon Interpol eingeschaltet werden.
»Technisch gesehen hast du recht. Wir werden nicht mehr dafür bezahlt, den Kopf hinzuhalten.« Cash schließt die Kühlschranktür und wendet sich mir wieder zu. »Aber gleichzeitig hast du auch unrecht. Einmal SEAL, immer SEAL. Du siehst doch, was Cornaro hier treibt, Flint.«
Ich bin nicht in Stimmung für eine Reise in die Vergangenheit und fixiere ihn mit meinem Blick. »Wir haben heute andere Aufgaben. Du hast deine Arztpraxis, und ich …«
»… langweilst dich zu Tode«, fällt er mir ins Wort.
Ich blinzle und balle die Hände zu Fäusten.
Er macht eine Geste, die die geräumige Küche einschließt. »Jetzt, wo du fertig bist mit dem Bau deines hübschen Inseldomizils, hast du den lieben langen Tag nichts Wichtigeres mehr zu tun, als dich um deinen Sohn zu kümmern. Und ich weiß, das macht dich wahnsinnig.«
Wenn Blicke töten könnten, würde Cash jetzt tot umfallen. Obwohl es erst ein paar Monate sind, kann ich nicht abstreiten, dass er recht hat.
Verdammt!
Schlimmer noch, jetzt kann ich mir noch einen Vortrag anhören, diesmal über mich.
»Schau mich nicht so an. Seit du dein Patent an die Regierung verkauft hast, für einen Betrag, der das Bruttosozialprodukt von so manchem Kleinstaat übersteigt, nagt die Langeweile an dir. Versuch gar nicht erst, es abzustreiten. Der Bau dieses Hauses hat dich eine Weile beschäftigt, aber wie geht es jetzt weiter?« Er zeigt in Richtung des Flurs, der zum Hauptschlafzimmer führt. »Da ist die Antwort. Du hast eine Aufgabe.«
»Cash …«
»Ich bin noch nicht fertig. Die Frau in deinem Bett ist Valerie Gerard. Cornaro hat ihren Vater gekannt, der auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist, und ist scharf auf das Familienunternehmen, das jetzt ihr gehört. King Heron besitzt ausgedehnte Fischereigründe. Was, wenn er nur Miss Gerard aus dem Weg räumen muss, um den Deal klarzumachen? Vielleicht hat sie von illegalen Machenschaften Wind bekommen, in die ihr lieber Daddy verstrickt war. Wer weiß.«
»Ja, wer weiß«, wiederhole ich dumpf. »Du weißt es jedenfalls nicht.«
»Was ich aber sehr wohl weiß, ist, dass sie versucht haben, sie zu töten. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Und du weißt ebenso gut wie ich, dass jeder, den Cornaros Leute erst einmal auf dem Kieker haben, in Lebensgefahr schwebt. Wenn wir nichts unternehmen, werden die Kerle sie umbringen.«
Verdammte Scheiße!
Ich reibe mir den Nacken. Die Muskeln sind so angespannt, dass sie brennen.
»Wir wissen doch beide, was die treiben, Flint. Wie kannst du wegsehen, wenn dir ein so großes Puzzleteil in den Schoß fällt? Diesmal können wir sie stoppen. Wir müssen sie stoppen, wenn auch nur die geringste Aussicht besteht, ihnen das Handwerk zu legen.«
Er hat recht, und er weiß es. Ich kann dem nichts entgegensetzen.
Trotzdem massiere ich meine Schläfen mit Daumen und Zeigefinger einer Hand.
Mit einem frustrierten Seufzer frage ich: »Das erklärt aber noch nicht den Rest. Warum um alles in der Welt hast du behauptet, sie wäre meine Frau? Hättest du dir nicht etwas anderes einfallen lassen können?«
»Wie schon gesagt, das wird sie beruhigen, bis sich der Nebel in ihrem Kopf lichtet. Und es könnte dazu beitragen, dass dieser verkohlte Klumpen in deiner Brust, den du Herz nennst, dich dazu bewegt, das Richtige zu tun.« Er verdreht die grünen Augen. »Was hast du denn erwartet? Dass ich ihr die Wahrheit vor den Kopf knalle? Was glaubst du, wie sie sich wohl fühlen würde, wenn sie wüsste, bei welchem taffen Hurensohn von einem Fremden sie untergekommen ist, nachdem man versucht hat, sie umzubringen?«
»Wage es nicht, meine Mutter zu beleidigen.«
Er verzieht die Lippen zu dem ihm eigenen lässigen Grinsen. »Hast recht. Beverly ist eine Heilige. Das muss sie auch sein, um es seit über dreißig Jahren mit einem Typen wie dir auszuhalten.«
Mit einem Brummen wende ich mich ab und nehme eine Pfanne von einem Haken über der Kücheninsel. Kurz erwäge ich, Cash mit dem Teil eins überzubraten.
»Erzähl mir noch mal genau, was gestern passiert ist. In allen Einzelheiten.«
Er reicht mir die Packung Speck, die er aus dem Kühlschrank genommen hat. »Also, ich war gerade auf dieser kleinen, unbewohnten Insel im Südwesten – du weißt, welche ich meine – und habe nach Nestern gesucht.«
Ja, die Insel. Seine neueste Obsession. Er redet von nichts anderem mehr.
So lächerlich es klingen mag: Cash ist ein leidenschaftlicher Vogelbeobachter. Er ist schon Hunderte von Meilen in seinem Kajütboot gefahren, um auf unbewohnten und bewohnten Inseln besonders seltene Vögel aufzuspüren.
Ich glaube, er ist auf jeder einzelnen der fast hundertsiebenunddreißig zu Hawaii gehörenden Inseln gewesen sowie auf allen winzigen Atollen, die bei der offiziellen Zahl gar nicht berücksichtigt werden.
Ich habe ihn auf mehrere Vogelexkursionen begleitet und muss zugeben, dass es zuweilen ganz interessant sein kann. Nicht so sehr das Beobachten von Vögeln, aber das Erforschen der Inseln. Die Landschaft. Die Winde, die einem auf offener See den Kopf frei pusten.
»Weiter.« Ich lege den Speck in die Pfanne.
»Es war schon spät, kurz nach Sonnenuntergang. Ich habe einen Laysan-Albatross beim Fangen eines Tintenfischs beobachtet, als ich durch das Fernglas ein ziemlich großes Boot bemerkt habe. Wegen der gefährlichen Riffs sieht man dort draußen nur sehr selten private Jachten. Normalerweise segeln alle um die südliche Spitze der Insel und nicht um die nördliche. Sie haben ein kleines Beiboot zu Wasser gelassen, und ich dachte, das größere Boot wäre aufgelaufen oder so was. Dann gab es plötzlich ein Gerangel an Deck. Zwei Männer haben eine Frau – Valerie – gepackt und in das Beiboot geworfen. Ihre Katze …« Er unterbricht sich und lässt den Blick um sich schweifen. »Wo ist das kleine Biest überhaupt?«
»In der Waschküche«, entgegne ich und wende den Speck in der Pfanne. »Sie hat ständig versucht, zu ihr aufs Bett zu springen.«
»Was macht ihr Bein?«
»Keine Ahnung. Du bist doch hier der Arzt.«
Doch ein dumpfes Schuldgefühl macht sich in mir breit. Ich habe eine Kiste mit Sand, einen Wassernapf und ein paar Stücke Fisch in den Raum gestellt und das Tier dann über Valeries Pflege völlig vergessen. Obwohl es auf Oahu Tausende verwilderte Katzen gibt, sind nur bestimmte Rassen auf der Insel erlaubt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ein spindeldürres Tier, das aussieht, als hätte ein verrückter Wissenschaftler einen Geparden geschrumpft, nicht dazugehört.
»Es ist seltsam. Katzen wir ihre sind auf Hawaii eigentlich gar nicht erlaubt«, sage ich und reibe mir das Kinn.
»Ja, ich weiß. Es ist eine Savannah, fast zu einhundert Prozent Serval. Ein weiterer Grund, weshalb ich sie nicht bei mir aufnehmen kann. Ich habe eine Katzenhaarallergie«, sagt Cash.
Ich zeige mit dem Wender auf ihn. »Bullshit! Du hast keine Katzenhaarallergie.«
Er zuckt grinsend die Achseln. »Vielleicht doch. Wir werden es gleich wissen, wenn ich sie mir angesehen habe. Ich bin zwar kein Tierarzt, denke aber, ich kann beurteilen, wie es um das Bein steht.«
»Das kannst du gerne tun, sobald du mir zu Ende erzählt hast, was genau passiert ist«, erwidere ich, ohne weiter auf seine Ausrede einzugehen. Der Mistkerl ist ebenso wenig auf Katzen allergisch wie ich.
Er stützt sich mit beiden Händen auf die Kücheninsel. »Okay. Sie ist also in dem Boot gelandet, schien aber unverletzt zu sein, da sie sich sofort auf das Steuer gestürzt hat und losgedüst ist. Viel zu schnell für diese Gewässer voller unsichtbarer Riffs. Sie kann sich glücklich schätzen, dass sie nirgendwo aufgelaufen ist. Dann muss sie etwas gehört haben. Sie hat sich die Katze geschnappt und ist von Bord gesprungen, wenige Sekunden bevor das Boot in einem großen Feuerball explodiert ist.«
»Verdammt!«, fluche ich und stoße einen Pfiff aus. »Ich kapiere das nicht. Was hatten die denn vor? Außer sie zu grillen, meine ich.«
Cash zuckt mit den Schultern. »Ich schätze, es war ein Sprengsatz mit Fernzünder an Bord. Das Beiboot wurde regelrecht zerfetzt. Ich habe mit dem Fernglas die Wasseroberfläche abgesucht, konnte sie aber nirgends entdecken. Nur die Katze habe ich gesehen, die um ihr Leben gepaddelt ist. Die Jacht hatte bereits gewendet und war in die entgegengesetzte Richtung losgefahren, ich gehe also davon aus, dass sie nicht gesehen haben, wie sie über Bord gesprungen ist.«
Ich nehme den Eierkarton entgegen, den Cash mir reicht. Ich weiß, er hat alles, was er mir geschildert hat, ganz genau gesehen. Sein Fernglas ist das Beste auf dem Markt, damit kann er auch bei Nacht sehen wie ein Adler. Er könnte damit eine Zeitung lesen, die an einen Pfahl am anderen Ende eines Footballfelds genagelt ist.
»Ich bin rausgeschwommen, so schnell ich konnte, und habe nach ihr gesucht. Schließlich habe ich sie gefunden. Sie trieb mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Ich wusste erst nicht, ob sie überhaupt noch lebte. Das hat sich erst an Land herausgestellt.«
»Warum hast du sie nicht gleich ins Krankenhaus gebracht? Oder zur Polizei?«
»Weil ich gesehen habe, wer sie über Bord geworfen hat«, entgegnet er düster.
Ich warte.
»Es war ihr eigener Bruder. Ich habe ihn erkannt, als ich heute Morgen einige Recherchen zu ihrer Familie angestellt habe.«
Mein Magen zieht sich zusammen, und ich starre Cash entgeistert an. »Ihr eigener Bruder? Bist du dir ganz sicher?«
»Kein Zweifel. Er ist mir gleich bekannt vorgekommen. Immerhin sieht man Ray Gerards Foto oft genug in der Zeitung. So ziemlich jeder hier in der Gegend würde ihn wiedererkennen. Und ich habe das Tattoo auf dem Handrücken des zweiten Typen gesehen.«
Ich weiß, was für ein Tattoo er meint. Wir haben es oft genug gesehen, als wir vor Jahren längere Zeit von Cornaro gefangen gehalten wurden. Ein großes gehörntes C mit allerlei Schnörkeln drumherum. Kranker Scheiß. Erinnert an ein Familienwappen. Als wäre er Mitglied des Hochadels. Ein klarer Fall von Narzissmus im Endstadium.
»Ich musste sie schnellstmöglich wegschaffen, und da lag es nahe, sie herzubringen. Auf dieser Seite der Insel werden sie nicht nach ihr suchen. Aber auf der anderen Seite überwachen sie die Küste sehr genau, weil sie mit verräterischen Spuren rechnen, die angespült werden. Das weiß ich von dem Typen vom Surfbrettverleih.«
»Leichenteile werden nicht immer angespült.«
»Trotzdem wollen sie sie zuerst finden, falls doch. Nach ein paar Tagen werden sie die Suche wieder einstellen und davon ausgehen, dass die Meeresschildkröten sie gefressen haben.« Er schüttelt den Kopf. »Mir ist immer noch ein Rätsel, wie sie und die Katze fast unbeschadet überleben konnten. Von dem Boot war nur noch Kleinholz übrig.«
Mir kriecht ein kalter Schauer über den Rücken. Cash hat keinen Grund, zu lügen, etwas zu erfinden oder den Hergang irgendwie auszuschmücken.
Wir haben selbst nur knapp überlebt, als wir Cornaro damals in die Hände gefallen sind. Und wir haben Leute gekannt, die weniger Glück hatten und umgekommen sind.
Von Cornaros Leuten beseitigt.
Die Behörden sind seit Jahren hinter dem Syndikat her, aber Cornaro ist aalglatt und verfügt über ein riesiges Netzwerk, ganz abgesehen von seinen beinahe unerschöpflichen Mitteln, die es ihm ermöglichen, weiß Gott wen zu schmieren.
Könnte das hier tatsächlich der Durchbruch sein? Der Stolperstein, der ihn endlich zu Fall bringt?
Ich weiß es nicht, aber Cash hat recht: Ich muss Valerie hierbehalten, ob es mir gefällt oder nicht. Und ich werde jetzt wohl oder übel mitspielen und so tun müssen, als wären wir verheiratet.
Sie hat total verwirrt gewirkt, als ich ihr vorhin ins Bad geholfen habe. Ich habe sie vertröstet und versprochen, ihr alles zu erzählen, wenn sie gebadet und gegessen hat.
Cash scheint meine Gedanken zu lesen und zeigt auf zwei große Einkaufstüten neben der Hintertür. »Was ihre Kleidergröße betrifft, habe ich grob geschätzt, aber davon abgesehen habe ich, glaube ich, an alles gedacht.«
»Sie wird sofort merken, dass die Kleider neu sind. Frauen haben einen Blick dafür.«
Cash zuckt die Achseln. »Entferne die Etiketten, du Genie.«
Ich schüttle den Kopf. »Etiketten hin oder her. Eine Frau kennt ihre Klamotten. Leg am besten alles in die Waschküche. Ich wasche es zumindest erst durch.«
Mit einem Nicken schnappt er sich die Tüten. »Dann sehe ich auch gleich mal nach der Katze, während du Frühstück machst.«
Er verlässt die Küche durch die Tür zum rückwärtigen Flur, der zur Waschküche führt.
Mir ist immer noch ganz flau im Magen. Valerie wird vieles auffallen, das nicht zu Cashs Story von der Ehefrau passt.
Danke auch, Cash.
Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen, damit sie mir die Geschichte abkauft. Zumindest so lange, bis sie ihr Gedächtnis wiederfindet. Ich muss dafür sorgen, dass sie hierbleibt.
Die Insel ist nicht besonders groß, und Valerie entstammt einer wohlhabenden, prominenten Familie. Man würde sie überall erkennen.
Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich habe den Adrenalinkick vermisst. Ja, ich langweile mich, und Cornaro an die Wand zu nageln ist vielleicht genau das, was ich brauche.
»Das duftet ja himmlisch!«
Ich drehe mich um und blicke in Richtung der Tür zum Flur. Als ich sie sehe, fällt mir beinahe der Pfannenwender aus der Hand. Valerie Gerard hat eine perfekte Figur. Sie ist schlank mit moderaten Rundungen an den richtigen Stellen und langen, sonnengebräunten Beinen. Das Haar reicht ihr bis etwa auf halbe Rückenhöhe und weist verschiedene Braunschattierungen auf. Aber das Faszinierendste an ihr sind die Augen, die beinahe bernsteinfarben schimmern.
Auch ihr Gesicht ist bildhübsch. Rund, mit hohen Wangenknochen und Schmollmund. Wenn diese Lippen lächeln, ziehen sie Meilen im Umkreis alle Blicke auf sich.
Sie macht einen zögernden Schritt herein.
Ich lege den Wender aus der Hand. »Wie fühlst du dich?«
»Besser. Das Bad hat mir gutgetan.«
»Super. Dann hatte Cash ja wieder einmal recht.« Ich atme tief ein und versuche auszublenden, wie sexy sie aussieht, jetzt, wo das Haar nicht mehr blutverklebt ist.
»Zumindest teilweise. Ich kann mich immer noch an nichts erinnern.« Achselzuckend fügt sie hinzu: »Zumindest an nichts Wichtiges.«
Sie trägt ein rosa Tanktop und weiße Shorts, die Kleider, die ich gestern Abend noch für sie gewaschen und ihr ins Bad gelegt habe. Keine Spur mehr von Salzwasser, Algen und Blut. Weder an der Kleidung noch an ihr selbst. Als ich sie gestern Abend aus dem Fond von Cashs Wagen gezogen habe, hat die Kopfwunde noch geblutet.
Der Arzt in ihm hat sich sofort an die Arbeit gemacht, die Blutung gestillt und sie dann von Kopf bis Fuß untersucht. Ich habe getan, was ich konnte, aber aufgrund meiner sehr begrenzten medizinischen Kenntnisse habe ich vor allem dafür gesorgt, dass sie es trocken und bequem hatte.
Und das Bett frisch bezogen, nachdem sie sich mitten in der Nacht übergeben musste.
»Komm, setz dich an die Bar.« Es ist eine Kücheninsel, aber ich bezeichne sie lieber als Bar. »Eier und Speck sind gleich fertig.«
Sie setzt sich auf einen der Barhocker mit niedriger Lehne.
»Rührei?« Ich halte die Luft an.
»Gern. Ich liebe Rührei.« Sie wirft mir einen scheuen Blick zu. »Wieder so ein nutzloses Detail. Seltsam, dass das Gehirn einige Informationen ausspuckt und andere nicht.«
Ich bin erleichtert, richtig geraten zu haben, wie sie ihre Eier mag.
Showtime.
»Mir würde nicht im Traum einfallen, dir etwas anderes anzubieten als dein Lieblingsfrühstück«, sage ich und wende mich wieder dem Herd zu. »Als ich dir einmal ein Spiegelei gebraten habe, hast du mir ganz schön die Meinung gegeigt.«
»Im Ernst?«, ruft sie entsetzt aus und seufzt dann tief. »Andererseits … flüssiges Eigelb … igitt.«
»Den Fehler mache ich sicher nicht noch mal. Du bekommst gleich das beste Rührei, das du je gegessen hast.«
Das ist gar nicht mal so übertrieben. Ich bin ziemlich stolz auf meine Kochkünste.
»Ist Dr. Cash schon gegangen?«, fragt sie.
Da ich nicht weiß, ob Cash hinten raus ist oder nicht, stecke ich Brot in den Toaster und überlege, bevor ich antworte. »Eigentlich heißt er Dr. Ivers. Cash ist sein Vorname. Er scherzt gerne damit, indem er beispielsweise seinen Patienten sagt, sie sollen Cash bezahlen.«
»Schuldig im Sinne der Anklage«, sagt Cash aus dem angrenzenden offenen Flur.
Die Katze schießt hinter ihm her in die Küche und rennt geradewegs auf Valerie zu.
Cash und ich wechseln einen Blick. Ich bin mir sicher, er hält ebenso wie ich die Luft an, während die große, getupfte Katze sich an Valeries Bein reibt. Lächelnd beugt sie sich hinab und krault das Tier hinter dem Ohr.
Ich warte gespannt.
Ein Teil von mir hofft, dass die Katze etwas auslöst, ein anderer Teil hofft, dass genau das nicht passiert. Sie ist nicht in der Verfassung, zu gehen, zumal das Killerkommando noch nach ihrer Leiche sucht. Sie soll erst einmal gesund werden, bevor sie sich daran erinnert, wie ihr eigener Bruder versucht hat, sie zu töten.
Dieser Dreckskerl.
Valerie zieht die gezupften Brauen zusammen und blickt von der Katze zu mir und wieder auf das Tier. Ich kann beinahe sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehen.
Cash geht es offenbar genauso, da er plötzlich auf sie zueilt. »Das war Jahre mein Standardspruch. Immer, wenn jemand gefragt hat, auf wen er den Scheck ausstellen soll, habe ich geantwortet: Meine Freunde nennen mich Cash.«
Sie schenkt ihm ein höfliches Lächeln und blickt dann wieder stirnrunzelnd auf die Katze.
Der Toaster spuckt das Brot aus.
Ich zucke zusammen, als wäre ein Schuss gefallen. Ich drehe mich um, nehme das Brot aus dem Toaster und bestreiche es mit Butter. Dann gebe ich eine ordentliche Portion Eier mit Speck auf einen Teller und schiebe ihr das Ganze über die Kücheninsel hinweg zu. Ich nehme Messer und Gabel aus der Schublade und reiche ihr das Besteck.
»Danke«, sagt sie leise, die Stirn immer noch in Falten gelegt.
Ich wende mich Cash zu. »Willst du mitessen?«
»Nein, danke, ich muss los. Aber ich schaue heute Abend noch mal rein. Ruf an, wenn etwas sein sollte.«
Ich nicke.
Valerie sieht ihn an und legt die Gabel aus der Hand. »Moment. Warum hinkt die Katze?«
Er geht in die Hocke und streichelt das getupfte Fell der Katze. »Ich schätze, sie hat sich eine Zerrung geholt. Ich habe sie vorhin untersucht, und es ist nichts gebrochen. Ich denke, in ein paar Tagen ist sie wieder okay.«
Valerie nickt, dann fragt sie: »Und wie ist das passiert?«
»Keine Ahnung.« Cash richtet sich wieder auf und tätschelt ihre Schulter. »Aber jetzt iss erst mal und ruh dich aus. Versuch gar nicht, irgendwelche Erinnerungen zu erzwingen. Das passiert ganz von allein.«
Sie sieht mich an, als bäte sie mich um Erlaubnis. Das ist mir vorhin im Schlafzimmer schon aufgefallen. Ich stelle ein Glas Ananassaft vor sie hin, das ich während ihrer Unterhaltung mit Cash eingeschenkt habe. »Er hat recht. Zerbrich dir nicht den Kopf. Lass dir Zeit.«
Sie nickt und wendet sich dann wieder Cash zu. »Danke für alles.«
»Gern geschehen. Ist ja mein Beruf.« Zum Abschied tippt er sich mit einem Finger seitlich an den Kopf in einer Abwandlung eines militärischen Grußes. »See you later alligator.«
Lachend winke ich ihm zu. Dann nehme ich mir ebenfalls Eier und Speck und setze mich an die Kücheninsel, wobei ich bewusst darauf achte, zwei Barhocker zwischen uns freizulassen.
»Dickes Lob: Du hast nicht zu viel versprochen«, sagt sie nach dem Essen. »Das war großartig. Ich habe erst beim Essen gemerkt, wie hungrig ich bin.«
»Es ist noch reichlich da.«
Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin pappsatt. Ich sollte es besser nicht übertreiben. Nicht, dass mein Magen wieder rebelliert.«
Im ersten Moment denke ich, das sei als Scherz gemeint, aber sie ist wirklich noch sehr blass um die Nase.
Ich kann förmlich zusehen, wie ihre Kräfte immer mehr nachlassen, wie Sand, der in einer Sanduhr verrinnt. Als sie fertig gegessen hat, hängt sie auf dem Barhocker wie ein Schluck Wasser in der Kurve und hält sich den Kopf.
Ich gehe zu ihr. »Komm. Cash hat mich vorgewarnt, dass du die nächsten Tage noch sehr schwach auf den Beinen sein wirst. Leg dich wieder hin und ruh dich aus. Du solltest es langsam angehen lassen.« Ich lege ihr den Arm um die Schultern. »Ärztliche Anordnung.«
Sie lehnt sich an mich. »Ich möchte aber nicht wieder ins Bett.«
»Musst du auch nicht. Hauptsache, du ruhst dich aus.« Da ich bezweifle, dass sie ohne Hilfe gehen kann, hebe ich sie vom Barhocker und trage sie über den offenen Flur hinaus auf die Terrasse, die sich über die gesamte Breite des Hauses erstreckt.
Ich trage sie zu einem gepolsterten Liegestuhl und lasse sie vorsichtig herunter.
Mit einem Seufzer sinkt ihr Kopf zurück, und sie schließt die Augen. »Es ist wunderschön hier.«
»Du hast die Augen geschlossen«, bemerke ich grinsend.
»Ich weiß. Das habe ich gesehen, als du mich rausgetragen hast. Es sieht aus wie in einem Spa.«
Ma hat dasselbe gesagt. Es gibt einen Whirlpool und große Kübel voller Orchideen. Ich habe alles selbst entworfen und gestaltet und mich dabei von Hotelanlagen und Restaurants inspirieren lassen, die ich besucht habe.
»Danke.«
Sie lächelt und verzieht im nächsten Moment das Gesicht. Vorsichtig tastet sie nach ihrer Schläfe. »Welcher Architekt hat das Haus geplant?«
»Ich habe es selbst geplant und gebaut.« Ich tätschle ihre Hand. »Ich hole dir eine Schmerztablette.«
Die Katze springt auf ihren Schoß. Als ich Anstalten mache, sie herunterzuheben, hält sie mich davon ab.
»Nein. Lass sie«, sagt sie und streichelt das weiche Fell.
»Wie du meinst. Bin gleich wieder da.« Ich gehe zurück in die Küche, schnappe mir eine Flasche Wasser und die Schmerztabletten und haste zurück nach draußen.
Nachdem sie zwei Tabletten geschluckt hat, sage ich ihr, dass ich wiederkomme, sobald ich in der Küche klar Schiff gemacht habe.
Mit geschlossenen Augen, die Katze auf dem Schoß, nickt sie.
Ich kehre zurück in die Küche und greife nach dem Handy. Cash geht beim ersten Klingeln ran.
»Hey. Sie muss zu einem Neurochirurgen. Mach ihr einen Termin für ein MRT oder CT oder so was in der Art.«
»Wieso? Was ist passiert?«
»Nach dem Frühstück konnte sie kaum noch den Kopf oben halten.«
»Und was noch?«, fragt er.
»Reicht das nicht?«, erwidere ich frustriert.
»Das ist ganz normal«, sagt Cash, und es klingt, als würde er sich das Lachen verkneifen. »Sie muss sich wie gerädert fühlen. Sie soll sich einfach nur ausruhen. Ich habe eine Gehirnerschütterung ausgeschlossen, ihr Zustand ist also nicht bedrohlich.«
»Woher willst du wissen, dass sie keine inneren Blutungen hat?«, frage ich, immer noch nicht überzeugt.
»Weil nichts darauf hindeutet.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Flint, vertrau mir einfach. Sie ist erschöpft und leidet an Amnesie. Wenn sich ihr Zustand in den nächsten achtundvierzig Stunden nicht bessert, schicke ich sie zu einem Spezialisten.«
»Vierundzwanzig Stunden«, knurre ich. »Ich habe mich einverstanden erklärt, sie hierzubehalten, aber du bist für ihren Kopf verantwortlich.«
»Geht klar. Behalte sie einfach im Auge. Wir sehen uns später.«
Ich lege auf und werfe das Handy auf die Arbeitsfläche, bevor ich wieder nach draußen gehe, um nach Valerie zu sehen.
Sie liegt noch so da wie vorhin, und auch die dösende Katze hat sich nicht von der Stelle gerührt. Trotz Cashs Versicherung, es gehe ihr gut, schaue ich auf ihre Brust, um sicherzugehen, dass sie noch atmet.
Ihr Brustkorb hebt und senkt sich gleichmäßig.
Ich gehe zurück ins Haus und räume die Küche auf. Dann setze mich zu ihr auf die Terrasse und warte.
Das Problem ist nur, dass das Nichtstun mir zu viel Zeit lässt, um nachzudenken. Meine verspannte Nackenmuskulatur brennt wieder bei der Erinnerung an meine und Cashs letzte Begegnung mit Cornaro.
Um mich abzulenken, stehe ich wieder auf und gehe in die Waschküche. Nachdem ich alle Etiketten entfernt habe, werfe ich die neuen Klamotten in die Waschmaschine und bringe die Drogerieartikel ins Bad: Zahnbürste, Deo, Reinigungsmilch und allerlei sonstigen Frauenkram. Es ist Jahre her, seit ich solches Zeug zu Gesicht bekommen habe, und noch länger, seit etwas davon in meinem Bad gestanden hat.
Ich beschäftige mich mit einigen anderen Hausarbeiten und sehe zwischendurch immer wieder nach Valerie. Ich hole die neuen Sachen aus dem Trockner und hänge sie in den Schrank.
Ich stutze.
Was zur Hölle haben wir uns nur dabei gedacht?
Keine Frau hat einen so leeren Kleiderschrank. Die neuen Sachen verlieren sich förmlich darin. Es ist mehr als offensichtlich, dass hier etwas nicht stimmt.
Verdammt.
Als ich ein lautes Miauen höre, drehe ich mich um. Die große Katze mit den schwarzen Tupfen schaut mich an, macht dann kehrt und geht mit zuckendem Schwanz durch die Terrassentüren nach draußen.
Ich folge ihr.
Die Katze führt mich geradewegs zu Valerie.
Sie ist wach und reibt sich die Augen. Sie lächelt scheu zu mir auf. Der Anblick dieser zierlichen, sichtlich erschöpften jungen Frau weckt meinen Beschützerinstinkt, und ich frage mich unwillkürlich, ob sie bei mir wirklich sicher ist.
Aber wo sollte sie sonst hin? Ich werde jedenfalls alles geben, um sie zu beschützen.
»Fühlst du dich etwas besser?«, frage ich, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen.
»Ja«, sagt sie gähnend und fährt sich mit den Händen durch das Haar, wobei sie darauf achtet, der Wunde an ihrer Schläfe nicht zu nahe zu kommen.
»Cash hatte recht, was das Schlafen angeht. Es scheint tatsächlich zu helfen.«
Die langen dunklen Strähnen gleiten durch ihre Finger und fallen ihr auf die Schultern. »Es ist so schön hier. Ich kann nicht fassen, dass ich mich nicht daran erinnere …« Ganz vorsichtig tastet sie nach dem Verband am Kopf. »Es muss ein ziemlich harter Schlag gewesen sein, der die Erinnerung an diesen traumhaften Ort ausgelöscht hat.«
Ich komme mir bei ihren Worten schäbig vor, weil ich ihr etwas vormache.
Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Mich plagt das schlechte Gewissen, das aber gleich darauf von nüchterner Logik verdrängt wird.
»Du siehst durstig aus. Cash hat gesagt, du sollst viel trinken. Ich hole dir etwas.«
In der Küche fällt mir auf, dass sie ihren Ananassaft nicht ausgetrunken hat. Vielleicht war er ihr zu süß? Also gieße ich ihr diesmal ein Glas Eistee ein, gebe noch ein paar Eiswürfel dazu und gehe wieder nach draußen.
»Hier, Mango-Eistee. Ich hoffe, er schmeckt dir.«
Lächelnd nimmt sie das Glas entgegen. »Genau darauf hatte ich gehofft. Ich liebe Eistee. Und wer Mango nicht mag, sollte sich auf seinen Geisteszustand hin untersuchen lassen.«
Wieder gut geraten. Lügen sollte nicht so einfach sein. Ich setze mich auf den Liegestuhl neben ihrem und versuche dieses Detail vorübergehend zu verdrängen.
»Hast du das Haus wirklich selbst gebaut?«, fragt sie.
»Ja.«
»Alles?« Sie hebt das Glas an die Lippen und trinkt einen ordentlichen Schluck. Sie sieht dabei verführerischer aus, als mir lieb ist.
»Fast alles«, entgegne ich etwas gepresst, bemüht, mein bestes Stück im Zaum zu halten. »Bei manchen Installationen wie der Elektrik und den Rohrleitungen habe ich mir helfen lassen, aber sämtliche Holzarbeiten habe ich ganz allein ausgeführt.«
»Von wann ist das Haus?«
»Ich bin erst vor zwei Monaten fertig geworden.«
Schwer zu glauben, dass ich nur wenige Wochen später mit einer Frau hier sitze, die mich so scharf macht, dass es mir schwerfällt, ein normales Gespräch mit ihr zu führen.
Valerie nickt und nippt an ihrem Tee. »Darum sieht alles so neu und beinahe unbewohnt aus. Wo haben wir vorher gewohnt?«
»In Honolulu.« Dort habe ich mehrere Jahre mit Bryce gewohnt, und dort lebt auch ihre Familie.