Adaptabilität - Michael Lapp - E-Book

Adaptabilität E-Book

Michael Lapp

0,0

Beschreibung

In einer VUKA-Welt belastet eine unbemerkt wuchernde Bürokratie die Fähigkeit, sich zeitnah an instabile Sachlagen anzupassen. Zu viele Vorgaben, die Agency am falschen Ort sowie lange Amtswege unterminieren die benötigte Adaptabilität. Das vorliegende Buch ist ein Impuls für Neugierige, sich schon jetzt mit der Kernfähigkeit des 21. Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Wer oder was passt sich an? An wen oder was? Wer oder was wird angepasst? Auf wenigen Seiten führt das Buch durch Aspekte der Adaptabilität von Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen. Mit dem A.D.A.P.T.-Modell haben Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen fünf Hebelpunkte für die neue Haltung zur Hand. Beispiele regen zum Mitdenken an. Am Schluss steht ein Schritt-für-Schritt Vorgehen zur Entwicklung bereit.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 145

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Formalitäten

Hinweis: Sprache und Bilder können ihre Sichtweisen und Gewohnheiten verändern. Zur Vertiefung und Bestätigung lesen Sie weitere Bücher und reden Sie mit ihren Mitmenschen.

Zum besseren Verständnis befinden sich im Text Abbildungen, Boxen und Tabellen sowie zur Navigation am Ende Verzeichnisse, ein Glossar und ein Index der Schlüsselworte.

Lesen Sie die Querverweise wie z.B. S.nnn so: Siehe Seite nnn.

Die Bilder liefern weitere Hinweise: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Die Tabellen beschreiben Aspekte der A.D.A.P.T.-Hebelpunkte pro Maßnahmenbereich.

Ein Blick hinter die Kulissen

Das vorliegende Buch habe ich überwiegend in der ersten Hälfte 2022 geschrieben und gestaltet.

Mein besonderer Dank gilt den folgenden Personen, die sich die Zeit genommen haben, das Buch vorab kritisch durchzuarbeiten.

Klaus Killinger

Valentina Lapp

Jörn Schlimm

Melissa Schlimm

Christian Schulz

Sie haben mit ihren Kommentaren die vorliegende Version entscheidend besser gemacht.

Für die verbleibenden Fehler und ungeschickten Schlüsse bin jedoch ich als Autor ganz allein verantwortlich.

NW, im Juni 2022

Inhaltsverzeichnis

ANDENKEN

GETRIEBEN VON VUKA

EINE KERNFÄHIGKEIT FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT

NACH INNEN UND AUßEN ADAPTIV

INNERHALB DER GRENZE

DIE ORGANISATION ALS GANZES

DIE GRUPPEN ALS BEREICHE, ABTEILUNGEN UND TEAMS

DIE EINZELPERSONEN MIT IHREN INTERESSEN

AUßERHALB DER GRENZE

KUNDEN(SEGMENTE)

LIEFERANTEN/ PARTNER

MÄRKTE

INTERESSENVERTRETUNGEN

STAATLICHE EINRICHTUNGEN

HANDLUNGSBEDARF ERMITTELN

RUNTER VOM HOLZWEG

ÜBERHOLTES ANPASSEN

VON STARREN ZU OFFENEN STRUKTUREN

VON SILOS ZUR

ERWEITERTEN UNTERNEHMUNG

VON FORMELLER MACHT ZUR SELBSTORGANISATION

VON ONE-SIZE-FITS-ALL ZUM MVP

RAUS AUS DER TAYLORISTISCHEN BOX

PRINZIP 1: GEWOHNTES HINTER SICH LASSEN

PRINZIP 2: JIU-JITSU-PRINZIP

PRINZIP 3: HINDERNISSE MEISTERN

PRINZIP 4: ANPASSBARES ANPASSEN

PRINZIP 5: IN BEWEGUNG BLEIBEN

DIE A.D.A.P.T.-HEBELPUNKTE

EINSTIEG IN DIE ANPASSUNGSFÄHIGKEIT

M

Aß NEHMEN

EXKURS: BEWUSSTSEINSKREISLAUF

DIE A.D.A.P.T.-MAßNAHMEN

NACH INNEN ANPASSBAR WERDEN

NACH AUßEN ANPASSBAR WERDEN

WECHSELSEITIG ANPASSBAR WERDEN

EIN WEG ZU MEHR ADAPTABILITÄT

UNNÖTIGE ÜBUNG?

NACH DEM DENKEN

ANHANG

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGEN

BOXEN

TABELLEN

GLOSSAR

INDEX

ANDENKEN

Zwei mal drei macht vier,

widewidewitt und drei macht neune,

ich mach mir die Welt,

widewide wie sie mir gefällt.

Pippi Langstrumpf (Titelsong)

Machen Sie die rasante Veränderung zu

Ihrem engsten Verbündeten.

(Burrus, 1994)

Machen wir uns Gedanken zu Adaptabilität, dann fällt es schwer, den Anfang und das Ende zu finden. Es gibt keinen Bereich, der nicht betroffen ist – die Politik, die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Technologie, das Recht, die Ökologie und vor allem unsere Wahrnehmung, das Denken, die Kommunikation und das Tun. Es gibt auch keine Generation, die ihre Adaptabilität nicht verbessern könnte:

• VUKA ist besonders belastend für die pflichtbewusste Nachkriegsgeneration, die einstudierte Wege bevorzugt.

• Die Dynamik des Geschäfts ist nicht mehr beherrschbar mit dem grenzenlosen Einsatz der Babyboomers.

• In der Zukunft sagt niemand, was zu tun ist, wodurch das Erledigen von Aufgaben im vorgegebenen Rahmen der Generation X nicht mehr möglich sein wird.

• Die Einsatzbereitschaft ist selten gleich verteilt im Team. Die Generation Y mit ihrem unternehmerischen Schwung läuft schnell Gefahr, den Rest abzuhängen.

• Bei sich schnell verändernden Bedingungen werden die Sicherheitsbedürfnisse und das Streben nach Karriere der Generation Z bedroht.

Die Beispiele sollen zeigen, dass alle betroffen sind.

Damit befinden wir uns bereits mitten auf der Reise durch dieses Buch. Es liefert einige Antworten, die durch reges Mitdenken neue Wege eröffnen.

Wer sich aufgrund der sieben Sekunden Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr in der Lage fühlt, eine Seite, ein Kapitel oder ein Buch zu lesen, findet die Botschaften dieses kurzen Druckwerks in den folgenden wenigen Worten.

• Adaptabilität lebt von der Bereitschaft zur Veränderung.

• Sie ist die Fähigkeit zu ändern und/oder verändert zu werden.

• Damit wirken wir nach innen, nach außen und wechselseitig.

• Über diese Brücke geht es weg-vom schwerfälligen Großen hin-zu den agilen Kleinen.

• Wir bleiben hierdurch auch morgen wettbewerbsfähig.

• Sie ist eine Voraussetzung, um VUKA1 wirksam zu begegnen.

• Adaptabilität ist der Weg der Lösungsalternativen: Ändere Dich. Ändere Andere. Ändere Dich und Andere.2

Wir können uns an die Gegebenheiten anpassen, die Umstände in unserem Sinne beeinflussen oder beides wechselseitig bewirken. Am meisten lässt sich erreichen mit beiden Stoßrichtungen – nach innen UND nach außen.

Nicht allein der radikale Umbruch führt zu weitreichender Adaptabilität, sondern auch kleinste Veränderungen (Fogg, 2020)3 über einen längeren Zeitraum.

Anpassung findet bereits statt, bevor wir es bemerken. Wenn wir beispielsweise in einer Masse von Menschen den Weg des geringsten Widerstandes finden und mit dem Strom durch die Fußgängerzone treiben.

Die Einzelpersonen passen sich an oder werden angepasst. Selbst wenn Gruppen oder ganze Organisationen bewegt werden, sind es immer die Menschen, die sich ändern.

In den nachfolgenden Kapiteln betrachten wir:

• Was ist der Grund für das derzeitige Interesse an Adaptabilität?

• Was macht sie zur Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts?

• Was bringt uns in Richtung Adaptabilität?

• Wie können wir Adaptabilität entwickeln?

Dieses Buch rund um die Adaptabilität liefert in aller Kürze Denkanstöße, Lösungsskizzen und Beispiele, die verdeutlichen, was es heißt, sich besser anzupassen. Da es keinen Sinn macht, die Rundheit des Rades zum wiederholten Male zu beschreiben, beschränke ich mich darauf, das Thema anzudenken.

Die Lesenden werden jedoch nicht umhinkommen, die gewonnenen Anregungen weiter zu vertiefen und an ihre Gegebenheiten anzupassen.

Am Ende erarbeiten wir gemeinsam eine fruchtbare Sicht auf die Erfordernisse und Optionen, die uns hilft, auf die VUKA-Welt des 21. Jahrhunderts reagieren zu können. Hierfür werden bisherige Ansätze nicht ad acta gelegt. Auch sie können angepasst werden. Aus diesem Grund finden sich im zentralen Kapitel Einstieg in die Anpassungsfähigkeit, S.75 einzelne Schritte zum Aufbau von Adaptabilität bis hin zur Erhaltung dieser Fähigkeit.

Die neue Haltung wird zuerst denen helfen, die das beschleunigte Geschäft bereits verinnerlicht haben. Der Rest wird es früher oder später bemerken – außer der unwahrscheinliche Fall tritt ein, dass unser Leben sich wieder entschleunigt.4

Die Bedeutung entsteht im Kopf der Lesenden. Der Text wird Ihnen dabei helfen. Machen Sie das Beste daraus!

1Volatilität, Unsicherheit, Komplexität Ambiguität.

2 Abgeleitet aus Love it. Change it. Leave it – Allerdings wird die Flucht ersetzt durch Love and Change it.

3 „Klein ist schnell … Klein kann sofort starten … Klein ist sicher … Klein kann große werden … Klein braucht keine Motivation oder Willenskraft … Klein gestaltet um“ [üersetzt vom Autor]

4 Ganz ohne Verschwörungstheorien hat die Pandemie gezeigt, wie stark vernetzt, d.h. wie abhängig wir voneinander sind. Das Leben, wie wir es kennen wird zusammenbrechen, wenn der unvorstellbare Fall eintritt, dass es Störungen in einem oder mehreren der folgenden Netzen geben wird: Strom; Telekommunikation; Internet; Verkehrssysteme, sonstige lebensnotwendigen Infrastrukturen (Gas, Wasser, Sch…).

GETRIEBEN VONVUKA

Ordnung ist lediglich ein dünner,

gefährdeter Zustand, den wir der

grundsätzlichen Wirkung des Chaos

überstülpen … (Gaddis, 1971/ 1996)

William Gaddis

Wir leben in einer Welt, die nur aus

Unterbrechung ohne Gleichgewicht zu

bestehen scheint, in der die Zukunft

immer weniger eine Extrapolation der

Vergangenheit ist. Der Wandel ist

facettenreich, unerbittlich,

aufwieglerisch und gelegentlich

schockierend. In diesem Mahlstrom

stehen langlebige politische

Herrscherhäuser, ehrwürdige

Institutionen und hundert Jahre alte

Geschäftsmodelle auf dem Spiel.5

Gary Hamel

Beim Öffnen dieser Datei fällt mir die Computer-Maus auf, die ideal in meiner Hand liegt – ergonomisch mit zwei Tasten unter meinen Fingern und einem Rädchen. Bereits die steinzeitlichen Faustkeile waren auf die Größe einer Handfläche abgestimmt.5 Dieses Schweizer Messer der Steinzeit diente zum Schneiden, Schaben, Hacken, Hämmern, Bohren und als Wurfgeschoss, Speer- und Pfeilspitze.

Abbildung 1: Faustkeil ca. 1 Mio. Jahre alt

Bereits die Menschen der Frühzeit passten sich an die vorherrschenden Lebensumstände an. Das Klima und das Umfeld veranlassten sie, sich einzufügen, ihre Umwelt urbar zu machen oder passendere Orte zu finden. Spontane, (un)vorhersehbare Vorfälle zwangen zum Überdenken der Gewohnheiten. Aufgrund beängstigender Wetterwechsel, natürlichen Waldbränden, reißenden Fluten, wuchtigen Vulkanausbrüchen, dem plötzlichen Verschwinden von Wasser, Wild und anderen Nahrungsquellen wurden „schnelle“ Maßnahmen fürs Überleben benötigt.

Adaptabilität ist also nichts Neues. Genau genommen hat die Anpassungsfähigkeit unserer Vorfahren uns aus dem Dunkel der Vorzeit bis ins Heute geführt. Im Gegensatz zu den weniger glücklichen Neandertalern hat der Homo sapiens es bis ins Anthropozän geschafft. Nicht anpassungsfähig zu sein führt auch heute zum Untergang – wie beim Bankrott von Kodak, die es nicht schafften, rechtzeitig auf digital umzusteigen. Erneuerung wird angetrieben vom Druck der Umwelt, dem Überlebenswillen und den Bedürfnissen der Menschen – nach Nahrung, Sicherheit, Gesundheit, einem Dach über dem Kopf und so weiter.

Im Gegensatz zu unseren Vorfahren sind wir heute zusätzlich menschgemachten Überraschungen ausgesetzt. Bis vor Kurzem konnten wir in aller Ruhe etwas Neues erlernen und uns daran gewöhnen. Jetzt ändert sich alles mit zunehmender Geschwindigkeit.

• In den Siebzigern veränderte die Videokassette innerhalb von Jahrzehnten unsere Kinoroutine, um in den Nullerjahren von der DVD und schließlich Ende der Nullerjahre von Video-on-Demand abgelöst zu werden.

• Wer heute unterwegs ist, telefoniert unentwegt mit jemand oder surft durchs Internet. Dabei kam Anfang der Achtziger das erste Mobiltelefon auf den Markt: das Motorola DynaTac 8000X, der „Knochen“, knapp 800 g schwer und über 30 cm hoch zum Preis von drei durchschnittlichen Monatsgehältern. Heute haben 56 % der Weltbevölkerung ein Handy. Es ist angepasst an die Nutzenden und ermöglicht weit mehr als Telefonieren. In Deutschland bekommen wir es für 12 Prozent eines Durchschnittsgehalts.

• Auch an der Computermaus werden die beschleunigten Lebenszyklen sichtbar. Das erste Eingabegerät dieser Art wurde in den Sechzigern entwickelt und bestand aus einer Holzkiste mit einem Schalter und Rädern. In den Achtzigern wurde sie durch eine Rollkugel ersetzt, um in den Neunzigern die bis dahin störenden Staubflocken optoelektronisch zu überwinden. Mit der Einführung von grafischen Benutzeroberflächen, zusätzlichen Tasten und dem Mausrad ist sie heute neben dem Touchscreen eine der meistverbreiteten Mensch-Maschine-Schnittstellen für alle Arten von Anwendungen.

• Auch die schiere Menge an Handy-Apps erfordert Adaptabilität an die unübersehbaren Möglichkeiten, die wir überwiegend nicht nutzen können. Im Google Play Store finden wir geschätzte 2,5 Mio. Apps. Im Apple App Store werden pro Tag knapp eintausend neue Apps hochgeladen. Die Sinnhaftigkeit von einigen Angeboten ist Geschmackssache, wie z.B. die Apps Is it dark? Useless oder Parkscheibe.

Die Beispiele zeigen, dass uns Veränderungen so schnell überrollen, dass wir sie oft nicht einmal bemerken – New Work, neuartige Jobprofile, fortschreitende Digitalisierung, neue Geräte, neue Software, neue Modetrends und so weiter. Wir müssen lernen, uns an die Geschwindigkeit des Wandels anzupassen.

Die VUKA-Welt treibt die Kreativität und den technischen Fortschritt an. Die Bestandteile, Beziehungen, Zustände, Ursachen und Wirkungen werden immer weniger greifbar.

VUKA ist ein Akronym, das die Eigenschaften Volatil, Unsicher, Komplex und Ambigue zusammenfasst.

• Volatilität beschreibt das verkürzte Bestehen von Sachverhalten.

• Die Flut von Inhalten erzeugt Unsicherheit bezüglich des Status quo.

• Die damit einhergehende Komplexität übersteigt die siebenplusminuszwei Chunks6, die wir verarbeiten können.

• Die sich ergebende Ambiguität erzeugt alternative Fakten, denen wir nicht mehr glauben können.

Die folgende Matrix vermittelt einen Überblick der Spielarten von Unschärfe, die sich aus einer schwammigen Gegenwart und Zukunft ergeben.

Abbildung 2: VUKA-Matrix

Die Veränderlichkeit besteht aus vier Abschnitten, auf die wir uns einstellen müssen. Wir können lernen, volatile Aspekte zeitnah zu verarbeiten. Da der Tsunami an Inhalten unkontrolliert über uns hereinbricht, ist es hilfreich, eine zeitgemäße Informationskompetenz zu fördern. Die Komplexität bekommen wir durch Denken im Team besser in den Griff. Mehrdeutigkeit erzeugt weniger Stolpersteine, wenn wir keine endgültigen Wahrheiten oder Fakten erwarten, sondern die vielfältigen Sichten zulassen und für uns nutzen.

Der Faustkeil konnte über Jahrtausende von einer Generation zur anderen weitergegeben und verbessert werden. Auf die rasenden Veränderungen von heute können wir mit unserer eingeschränkten Wahrnehmung nicht mehr reagieren. Bevor wir Optionen erschlossen haben, hat sich die Welt schon weitergedreht. Wir können jedoch unsere Adaptabilität ausbauen, um uns und die Umstände zu dehnen, nachzugeben oder aktiv zu formen.

5 We live in a world that seems tobe all punctuation and no equilibrium, where the future is less and less an extrapolation of the past. Change is multifaceted, relentless, seditious, and occasionally shocking. In this maelstrom, long-lived political dynasties, venerable institutions, and hundred-year-old business models are at risk. (Hamel, 2012)

5 Ridley, Matt. 2011. Wenn Ideen Sex haben. München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2011. ISBN: 978-3-421-04528-7.

6 Ein Chunk ist eine Bedeutungseinheit. Nach George A. Miller können wir genetisch bedingt siebenplusminuszwei Chunks in unserem Kurzzeitgedächtnis gleichzeitig bearbeiten.

EINE KERNFÄHIGKEIT FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT

Natürlich leben die Zellen weiter, oder was

sie sonst sind. Verwandeln sich bloß.

(Joyce, 1914/1979)

Leopold Bloom

Wie kommt es, dass wir uns weigern, dass

Offensichtliche zu sehen – dass, wenn

Menschen als austauschbare Teile

behandelt werden, als zu kontrollierende

Objekte, ihnen beigebracht wird, gefügig

zu sein, als Treibstoff für das bestehende

System verwendet zu werden – dass Sie

unweigerlich eine Organisation haben

werden, die belastet ist mit Frustration,

Wut und Isolation, was letztlich dem

Geschäft schadet?8

Roger Lewin, Birute Regine

Der Ausdruck Adaptabilität verfügt über eine Unmenge verwandter Begriffe (Synonyme und angrenzende Worte, S.13). Obwohl wir ihn mit Anpassungsfähigkeit direkt übersetzen können, bleibt das Wort eine Hülse, die wir mit diesem Buch in einen ersten Schritt füllen.

• Wer oder was passt sich an?

• Sich anpassen an wen oder was?

• Wer oder was wird angepasst?

Fußballcoaches passen ihre Übungseinheiten an den Trainingsstand der Spielenden an. Dabei werden Spielzüge vorgesehen, die die Stärken des Teams und die Schwächen der gegnerischen Mannschaft ausnutzen.

Müssen die Spielenden den Anweisungen folgen?

• Können sie sich selbst anpassen?

• Dürfen sie sich selbst anpassen?

• Folgen sie instinktiv dem Ball mit dem Ziel, ein Tor zu schießen?

• Was macht eine adaptive Elf falsch, wenn sie keine Tore schießt?

Abbildung 3: Spieltaktik

Wenn die Beteiligten nicht aus den Spielen lernen und sich nachregeln, dann sind sie auch nicht in der Lage, sich sonst wie anzupassen.

In der folgenden Box finden sich Beispiele für die Bandbreite der Bedeutung von adaptieren und anpassen (Duden, 2002). Sie erzeugen einen Eindruck der vielfältigen Auslegungen.

Box 1: Synonyme und angrenzende Worte

Auch wenn wir im ersten Moment die Stirn kräuseln, zeigt uns die Menge an gedanklichen Verbindungen, wie weitreichend die Bedeutung von Adaptabilität ist (siehe die folgenden Erklärungen von ein paar Worten).

• Akklimatisierbar:

Etwas oder jemanden an veränderte Bedingungen des Klimas anpassen zu können.

• Akkomodierbar:

Die eigenen Überzeugungen mit denen von anderen in Einklang bringen zu können.

• Assimilierbar:

Etwas und jemand einzugliedern.

• Beeinflussbar:

Eigenschaften und Überzeugungen prägen zu können.

• Biegsam oder -bar:

Etwas oder jemand verbiegen zu können.

• Dehnbar:

Die Form oder Einstellungen zu dehnen oder in die Länge/Breite zu ziehen.

• Formbar:

Eine Gestalt oder eine Eigenschaft umzuformen.

• Integrierbar:

Etwas oder jemand in etwas oder eine Gruppe einzugliedern oder sich einzufügen.

• Kompensierbar:

Einflüsse durch Gegenmaßnahmen auszugleichen.

• Kompromissbereit:

Bereit zu sein, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zugunsten anderer zu ändern.

• Offen:

Die Bereitschaft, sich mit etwas oder jemand auseinandersetzen zu wollen.

• Regelbar:

Die Möglichkeit, Parameter einzustellen.

• Skalierbar:

Die Größe und Reichweite von etwas anzupassen.

• Willig:

Das Einverständnis, Anforderungen zu erfüllen.

Die Erklärungen im Internet unterscheiden sich in Nuancen7. Adaptabilität wird dort als Fähigkeit, Qualität, Charakterzug oder Eigenschaft beschrieben.

Wir können uns oder jemand oder etwas ändern. Das Ergebnis ist eine Anpassung an die sich wandelnden Einflüsse.

Es geht um Fitness für den Fall der Fälle. Dieser Charakterzug erlaubt es, abhängig von der Umgebung oder den eigenen Fähigkeiten, Änderungen zu verwirk-lichen, zum Beispiel die Anpassung eines Menschen an sein betriebliches Umfeld.

Die folgende Beschreibung ist abgeleitet aus den verschiedenen Elementen und bildet die Grundlage für dieses Buch.

Box 2: Definition Adaptabilität

Fähigkeiten können wir erlernen, umdenken, dazulernen und vergessen.

1. Es geht dabei um die Veränderung von Entitäten, Beziehungen, Zuständen, Ursachen und Wirkungen. Beispiele sind: Erwartungen steuern, Schlussfolgerungen ersetzen, Aufgaben umstellen, Vorgehen erneuern, neue Verhalten angewöhnen, neue Leute kennenlernen, Erklärungen anpassen, Krisen meistern, Störungen beheben, Folgefehler vermeiden.

2. Ergebnis ist die Anpassung an die vorherrschenden Umstände, um passender handeln zu können. Beispiele sind: Werte nachgeregelt, Leitsätze geändert, Erwartungen erfüllt.

Für den geschickten Umgang mit einem komplexen Statusquo reicht es nicht, das Umfeld zu bearbeiten. Wir müssen auch uns selbst kontinuierlich ändern, um zu bestehen. Der frühe Homo sapiens hat es uns vorgemacht.

Nach innen und außen adaptiv

Im Alltag erwarten viele zuerst die Bereitschaft der Anderen, sich anzupassen. Dabei finden bei näherer Betrachtung Wirkungen nach innen UND nach außen statt.

Nach außen ist es förderlich, ein gutes Verhältnis mit den Lieferanten, Kunden, Märkte und dem Staat herzustellen. Unkomplizierte Beziehungen und faire Absichten streben ein harmonisches Win-Win an. Damit Veränderungen möglich sind, müssen alle bereit sein, die eigenen Interessen zugunsten des Ganzen zurückzustellen.

Wir sind jedoch nicht einfach anpassungsfähig oder nicht. Adaptabilität bewegt sich in einem Kontinuum - von wenig bis viel. Übertragen wir die Stärke der Adaptabilität auf eine Matrix mit den beiden Stoßrichtungen nach innen und nach außen, erhalten wir vier Felder (Adaptabilitätsmatrix, S.17): Inaktive Reglosigkeit, effektive Fügsamkeit, reaktiver Opportunismus und innovative Adaptabilität.

Abbildung 4: Adaptabilitätsmatrix

• Reglosigkeit

Fehlen die Fähigkeiten, Anpassungen nach außen und/oder nach innen zu verwirklichen, dann sind wir gefangen in unseren Gewohnheiten, d.h. wir handeln unüberlegt und verlieren mit der Zeit die Orientierung, werden träge und unfähig am Markt zu bestehen.

• Fügsamkeit

Wenn sich alle Beteiligten umgestalten und willig die internen Regeln befolgen, ohne Rücksicht auf die Umgebung zu nehmen, dann sitzen wir in der Falle der althergebrachten Führung. Die Leitenden erliegen der Illusion, trotz