AGAINST You - Mathea Davis - E-Book

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Mathea Davis

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Beschreibung

Wer großen Mist baut, muss auch die Konsequenzen tragen … Maxemilia Schandler wird unter fremden Namen und ohne die finanzielle Unterstützung der Familie für einen Job nach München geschickt, um endlich auf eigenen Beinen zu stehen und Verantwortung zu übernehmen. Wäre da nur nicht der gut aussehende, aber egozentrische Chef Hannes Wieler, der ihr das Leben verflucht schwer macht. Zum Glück lernt sie Mats und Chant kennen, die ihr nicht nur den Aufenthalt versüßen, sondern ihr ein unmoralisches Angebot machen, das sie nicht ausschlagen kann. Der zweite sinnlich prickelnde Roman von Mathea Davis, der explizit beschriebene Liebesszenen enthält und in sich abgeschlossen ist.

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Copyright © 2022 by Mathea Davis

All rights reserved.

Cover: www.thaleaklein.de/premade-neu-vercovert

AGAINST You

Mathea Davis

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Bücher von Mathea Davis

»Hi, ich bin Max«, stellte sie sich vor.

»Hallo, Max«, kam lediglich zur Antwort. Er schüttelte ihre Hand, aber nicht mehr und nicht weniger. Kein Blickkontakt. Hoffentlich waren die hier in der Firma nicht alle solche Stoffel. Sie kannte die Geschichten deutscher Männer zur Genüge und wollte immerhin gerne erfahren, mit wem sie es zu tun hatte.

»Hier ist dein Büro.« Nur kein Wort zu viel, sonst könnte sie an Informationen sterben. Warum wurden sie ihrem Ruf immer gerecht? Max ging an ihm vorbei und zog dabei seinen herrlichen Duft ein. Er erinnerte sie an die nach Vanille duftenden Zigarillos ihres Dads. Gott hab ihn selig, denn er und ihre Mom mussten für ihren Geschmack viel zu früh gehen. Leider konnte Max sich kaum noch an sie erinnern. Doch was ihr allzu gut im Gedächtnis geblieben war, war die fortwährende positive Lebenseinstellung: Liebe und lebe dein Leben! Du hast bloß das eine!

»Danke«, sagte sie und stellte ihre Tasche auf dem riesigen Schreibtisch ab, der mitten im Raum stand.

»Mein Büro ist gleich dahinten«, erzählte ihr Mister XY, denn seinen Namen wusste sie ja noch immer nicht. »Solltest du Fragen haben, findest du mich dort.« Er zeigte auf das Büro ihr gegenüber und damit verließ er sie auch schon wieder. Das Einzige, was Max blieb, war die supersexy Rückansicht, bevor er hinter seiner Tür verschwand.

»Hm«, entfleuchte es ihr und sie schmolz bei dem Anblick dahin. Kopfschüttelnd verdrängte sie die Gedanken. Doch der erste visuelle Eindruck in diesem fremden Land war definitiv nicht der schlechteste. Da sie bereits gestern nach der Ankunft auf dem Münchner Flughafen mit einem solchen Prachtexemplar zusammengestoßen war.

Max war 27 Jahre jung, hatte feuerrote lange Haare und war gesegnet mit der Figur eines Models, genau wie ihre Mom. Könnten sie heute nebeneinanderstehen, würde man sie wahrscheinlich für Schwestern halten.

Vor wenigen Tagen wurde Max zwangsmäßig nach München in die Tochterfirma ihrer Granny versetzt.

Denn seit dem Tod ihrer Eltern vor über zehn Jahren nahm Max das Leben nicht wirklich ernst. Warum auch? Immerhin konnte jeder Tag der letzte sein.

Ihr Studium hatte sie mit Auszeichnung abgeschlossen, obwohl Max die meiste Zeit nicht an der Uni war und lieber Partys feierte. Den Abschluss überhaupt bekommen zu haben, lag an der Großzügigkeit ihrer Professoren, die der Name Schandler ihr einbrachte. Immer und überall waren die Türen geöffnet, wenn man den Namen hörte.

Danach wurde sie automatisch die rechte Hand von Granny. Schließlich würde sie irgendwann das Imperium ihrer Eltern übernehmen müssen. Allerdings bis dahin nur auf dem Papier, denn wirklich gearbeitet hatte Max noch nie. Lieber hatte sie mit Isy, ihrer besten Freundin, abgehangen. Sie kannten jeden Club. Waren Stammgäste in allen Bars der Stadt. Gemeinsam machten sie fast jede Nacht zum Tag. Und die Meinungen der anderen interessierten sie nicht. Anfänglich schob Granny das Fehlverhalten auf den großen Verlust, da Max eine sehr enge Bindung zu ihren Eltern gehabt hatte. Doch diese Ausrede zählte an jenem Tag nicht, als Isy und sie es ein für alle Mal übertrieben hatten.

Und nun saß sie hier, Tausende Meilen von zu Hause entfernt. Niemand kannte ihren richtigen Namen, und sollte sie ihn jemals verraten, um sich einen Vorteil verschaffen zu wollen, würde sie für immer und unwiderruflich aus der Familie Schandler verbannt werden. Granny sagte, dass sie eine Schande war und sich ihre Eltern für sie schämen würden, wenn sie das miterlebt hätten.

Max schämte sich ja selbst dafür, doch sie aus der Familie zu werfen, wäre das Ende und käme einer Niederlage gleich. Aber aufgeben gab es für sie nicht. Schon ihren Eltern war im Leben nur eins wichtig gewesen, und zwar das Familienband. Alles konnte kommen und gehen, nur nicht die Familie.

Max würde niemals diesen Grundsatz missachten, dazu liebte und verehrte Max sie viel zu sehr. Sie hatten ihr jede Menge Werte gelehrt, doch diesen einen würde sie nicht einfach so mit Füßen treten.

Für die nächsten Monate hieß sie also Maxemilia Sander, kurz Max. Sie durfte sich nichts zuschulden kommen lassen und fing ganz von vorn an. Das Einzige, was ihr Granny noch mitgab, war dieser Job und eine Wohnung, die bis Ende des Monats bezahlt war.

* * *

»Hallo. Ich bin Brin. Also eigentlich heiße ich Sabrina Meister, und du musst die Neue sein.« Ohne eine Aufforderung kam sie ins Zimmer und setzte sich auf ihren Schreibtisch. Bevor Max sich vorstellen konnte, redete Brin weiter. »Wie bist du an den Job gekommen? Es kursieren ja die wildesten Gerüchte. Allerdings glaube ich davon kein einziges.« Sie machte mit der Hand eine abwertende Bewegung, als würde sie es tatsächlich nicht glauben. Na ja, sie schien eher die Klatschbase der Firma zu sein und der erste Eindruck täuschte Max nie. Brin war zwar irgendwie eigenartig, hatte aber eine liebevolle Ausstrahlung.

»Hallo. Ich bin Max Scha… äh, Sander«, berichtigte sie sich und hoffte, den Irrtum schnellstmöglich vertuscht zu haben. Schnell reichte Max ihr die Hand zur Begrüßung. »Was ist dein Job hier?«, schob sie noch hinterher, um gar keine Zweifel aufkommen zu lassen.

»Ich bin die Assistentin von Herrn Schmied. Aber nun sag schon! Wie bist du an den Job gekommen?« Brin ließ nicht locker. Sicherlich brauchte sie etwas, um es den anderen weitererzählen zu können.

»Wie soll ich schon an den Job gekommen sein? Als Erstes habe ich mich beworben und zack, hatte ich ihn«, wich sie ihr aus.

Ihre Augen verengten sich. »Du warst also letzte Woche auch bei den Vorstellungsgesprächen dabei?« Brin rieb sich mit der Hand über das Kinn. »Herr Wieler hatte sich nämlich schon bereits eine Woche vorher für eine Kandidatin entschieden und ihr schon im Gespräch zugesagt. Die anderen kamen nur noch obligatorisch. Weißt du, er ist unausstehlich, wenn etwas nicht so läuft, wie er es will. Mann, war der sauer. Hier flogen die Türen und gebrüllt hat der. Und letztendlich hat er mich dann beauftragt, der blöden Trulla wieder abzusagen. Aber mir ist das recht, denn die hatte der nur genommen, weil sie in sein Beuteschema passte. Ich bin jetzt …« Nebenbei nahm sie die Finger zum Zählen. »Neun, zehn, elf Jahre in dieser Firma, doch dein Posten muss jährlich neu besetzt werden.« Auch wenn Max ihr nicht so genau zuhörte, wurde sie jetzt hellhörig. Jedes Jahr wurde jemand für den Job eingestellt? Ob das wohl am Job lag oder an dem Chef, diesem Wieler? Während sie mit den Gedanken dabei war, sich diesen Mann vorzustellen, redete Brin ohne Punkt und Komma. Sie beschrieb ihr jeden Mitarbeiter und deren Aufgaben.

Max starrte gerade aus dem Fenster, als Brin plötzlich stocksteif vom Schreibtisch hüpfte, ihren Rock und die Bluse gerade zupfte. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich eine Röte ab, die einer reifen Tomate glich. Gerade wollte Max fragen, was sie denn hatte, als eine tiefe und strenge Stimme ertönte. »Frau Meister, haben Sie nichts zu tun oder warum halten Sie Frau Sander schon am ersten Arbeitstag ab?«

»Ich gehe sofort an meinen Platz.« Max schaute ihr verwirrt hinterher, denn von dem ebenso aufgeweckten Persönchen war nichts mehr zu sehen. Langsam sah sie in seine Richtung, um herauszufinden, was hier geschehen war.

Sie stockte. Da sie in die kältesten, aber zugleich schönsten Augen der Welt schaute. Noch nie hatte Max ein so klares Eisblau gesehen. Auf der einen Seite brachten sie einen zum Schmelzen, auf der anderen sahen sie aus, als wollten sie einen töten.

»Guten Tag, Frau Sander. Ich bin Hannes Wieler und Ihr Vorgesetzter. Wenn Sie Fragen oder Probleme mit Ihren Fällen haben, wenden Sie sich an mich.« Max war während seiner Rede aufgestanden und hielt ihm die Hand hin. Den Widerwillen, sie anzunehmen, versteckte er nicht. Max passte ihm ganz und gar nicht. Doch das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Kurz blieben ihre beiden Augen beim Händedruck aneinander hängen. Seine unterkühlte Art hinterließ bei ihr eine Gänsehaut. Der Mann war ihr auch auf den zweiten Blick immer noch unsympathisch. Er sah zwar mit seinen braunen, perfekt gestylten Haaren, den blauen Augen und dem verwegenen Dreitagebart umwerfend aus, aber das war nur der erste Eindruck, der jedoch seinen miesen Charakter nicht überdecken konnte.

Max spürte jetzt schon, dass ihre Zusammenarbeit niemals reibungslos, geschweige denn harmonisch verlaufen würde.

Es schüttelte sie immer noch, obwohl er das Büro kurz nach der Begrüßung wieder verlassen hatte. Max stand wie angewurzelt am selben Fleck und wünschte sich zurück nach Amerika. Wäre es ihr möglich, würde sie fliehen. Fliehen in ihre rosarote Welt, in der alles so einfach war. Bisher musste sie keine Verantwortung übernehmen. Menschen, die ihr nicht passten, hatte sie den Mittelfinger und ihre Rückansicht gezeigt.

Ihre Situation wurde immer beschissener und sie konnte rein gar nichts dagegen tun. Max war gerade einmal eine Stunde in dieser Firma und schon ging ihr alles auf den Sack. Am liebsten würde sie ihren Kram nehmen und zurückfliegen, direkt in ihr altes Leben. Doch diesen Ausweg gab es nicht.

Nachdem Max einige Akten durchgesehen hatte, klopfte es an der Tür. »Bitte«, sagte sie. Die Tür öffnete sich und Brin steckte den Kopf herein.

»Kommst du mit zum Mittagessen? Gegenüber ist ein Italiener.« Eigentlich hatte Max keine Lust und wollte den Arbeitstag nur hinter sich bringen. Doch Brin konnte ja am wenigsten dafür, dass sie sich nicht wohlfühlte.

»Gehen wir allein?«, fragte sie, während sie nach der Tasche griff.

»Ja, dann können wir uns weiter ungestört unterhalten. Die Wände hier haben Ohren und ich war vorhin noch nicht fertig. Aber da kam der blöde Wieler in dein Büro.« Gemeinsam gingen sie zum Fahrstuhl. Sobald sich die Aufzugtüren geschlossen hatten, drehte Brin sich zu ihr. »Und? Was hältst du von Herrn Wieler?«

»Ich weiß nicht«, antwortete sie. Denn Max wusste es wirklich nicht, und außerdem musste sie aufpassen, was sie sagte. Vielleicht waren die Ohren in den Wänden ja ihre?

»Ich mag ihn nicht«, platzte es aus ihr heraus.

Fragend schaute Max sie an. »Doch, wirklich. Er ist ein Arsch.« Sie zuckte mit den Schultern. »Er sieht verdammt gut aus, und glaub mir, das weiß er auch. Aber er ist alles andere als ein Gentleman. Deine Stelle wurde nicht umsonst ständig neu besetzt.«

Ihre Neugierde wurde erneut geweckt. Max verspürte einen kleinen Vorteil gegenüber diesem arroganten Arsch, den sie früher oder später einsetzen würde. »Und warum musste meine Stelle immer wieder neu besetzt werden?« Max versuchte, in die Frage so viel Unschuld wie möglich einfließen zu lassen.

»Er sieht zwar gut aus, doch im Grunde ist er ein Arsch und Chauvinist.« Das war Max vom ersten Augenblick an klar. »Frauen sind für ihn nur Spielzeug.« Shit, fluchte sie innerlich. Sie beide waren sich ähnlicher, als ihr lieb war. »Gemunkelt wird, dass er sich an seine Mitarbeiterinnen ranmacht.« Max runzelte die Stirn.

»Aber das ist doch kein Grund zu kündigen«, äußerte sie sich dazu.

»Doch, denn deine Vorgängerinnen waren ein ganz anderer Typ als du.« Da horchte Max auf.

»Wieso? Was für ein Typ bin ich denn?« Jetzt war sie gespannt. Sie kannten sich ja noch nicht richtig, trotzdem schob sie Max bereits in eine Schublade.

»Die anderen, die der Wieler sonst einstellt, sind zierliche kleine Mäuschen und du bist …« Sie stockte. Was war sie denn?

»… na ja! Ich glaube nicht, dass du dich unterbuttern lässt, und ich schätze mal schon gar nicht von einem Mann.« Brin öffnete die Tür zu einem kleinen Laden. Von außen sah er aus wie ein Tante-Emma-Laden, doch innen breitete sich ein bescheidenes, aber feines Lokal vor ihnen aus. Es lud zum Genießen ein. Überall standen Zweimanntische und selbst davon nicht viele. Das Restaurant war in warmen Erdtönen gestrichen. An den Wänden hingen kunstvolle Bilder, die auf einen geschmackvollen Einrichter hinwiesen. Aber auch die Dekoration war nicht zu überladen, sondern unterstrich die Eleganz.

»Hey, Brin, wer ist deine süße neue Freundin?«, fragte sie lächelnd ein Kellner, der gerade mit einer Handvoll Teller an ihnen vorbeiging.

»Toni, das ist Max, meine neue Kollegin. Hast du einen freien Tisch für uns?«, rief sie noch schnell hinter ihm her, bevor er hinter einer Tür verschwunden war.

»Ich komme gleich«, kam es zurück.

Es dauerte keine zwei Minuten und schon stand er wieder vor ihnen.

»Kommt, dahinten ist gerade etwas frei geworden.« Sie folgten ihm durch das volle Restaurant.

Er rückte erst Brins Stuhl zurecht, damit sie sich setzen konnte, und dann ihren. »Wollt ihr die Karte oder das Tagesmenü?«

»Wir nehmen das Tagesmenü und eine große Flasche Wasser«, antwortete sie, ohne auf Max Rücksicht zu nehmen. Da es ihr aber egal war und sie beim Italiener fast alles aß, ließ sie Brin gewähren.

»Erzähl mir mehr von Herrn Wieler«, forderte Max sie auf.

»Was gibt es da schon zu sagen? Er ist 35 Jahre alt und, ich vermute mal, Single. Zumindest hat er ständig etwas mit irgendeiner Angestellten. Die allerdings fast alle nach dem kurzen Techtelmechtel kündigen. Vor Jahren gab es mal eine Klage gegen ihn wegen sexueller Belästigung. Aber diese wurde fallen gelassen.«

»Warum?«

Brin zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dass er genügend Geld auf den Tisch gelegt hat.« So ein Schwein. Brin rutschte etwas näher heran. »Also, pass gut auf dich auf und lass dich nicht ausnutzen. Deine Vorgängerinnen mussten jede Menge Überstunden machen und waren seine Mädchen für alles. Selbst samstags und sonntags mussten sie für ihn arbeiten.«

»Keine Sorge, so weit wird es nicht kommen«, gab Max ihr zu verstehen. Wer glaubte er denn, wer er war? Und vor allem, mit wem er es jetzt zu tun hatte?

Da fiel ihr ein, dass sie diese Karte nicht ausspielen konnte, denn niemand durfte wissen, wer sie wirklich war. Doch verbiegen würde sie sich trotzdem nicht. Sie wollte ihm die Stirn bieten, denn schließlich war sie kein kleines Dummchen.

Nachdem sie gegessen und sich noch etwas unterhalten hatten, waren sie zurück im Büro. Dort hatte sich Max weiter durch die Akten gearbeitet. Als es weit nach 18 Uhr war, packte sie alles Erledigte auf einen Haufen und den Rest zur Seite für morgen. Da ging ihre Bürotür auf. Ohne ein Klopfen betrat Herr Wieler den Raum. Max stand mit dem Rücken zu ihm, aber sein Duft war so prägnant und hatte augenblicklich eine ungewollte Wirkung auf sie, der sie kaum etwas entgegenzusetzen hatte.

»Frau Sander!«

»Hm«, antwortete sie, ohne mit ihrem Handeln aufzuhören.

»Das muss bis morgen fertig sein.« Er warf ihr regelrecht die Akte auf den Schreibtisch.

»Wobei soll ich Ihnen behilflich sein, was nicht bis morgen warten kann?« Dabei drehte sie sich bedacht langsam um. Vielmehr brauchte sie diese paar Sekunden, um sich in den Griff zu bekommen, da genau in diesem Moment die seit mehreren Tagen angestaute Wut zum Vorschein kam. Max ballte die Hände zu Fäusten in der Hoffnung, sie dorthin abzuleiten.

Sie hob ihren Kopf und sah, wie er sie von oben bis unten musterte. »Der Fall Wörst muss bis morgen aufgearbeitet sein. Der Kunde kommt morgen um neun Uhr zu einem Gespräch, und ich möchte, dass Sie dieses führen.«

»Ich?« Fragend schaute sie ihn an. Allerdings tat er so, als wäre er unbeeindruckt. Er ignorierte sie.

»Warum nicht? Schließlich haben die Sie auf diesen Posten gesetzt.« Sein Groll gegen die Stellenvergabe war nicht zu überhören.

»Hatten Sie etwa andere Pläne für diese Stelle?«, rutschte es ihr provokativ heraus. Sie würde sich niemals von ihm ins Bockshorn jagen lassen und klein beigeben. Mit ihr konnte er nicht machen, was er wollte. Er sollte sich genau überlegen, wie er mit ihr umging, denn in spätestens drei Jahren gehörten die Firmen … »Bis morgen, Frau Sander!«, riss er sie aus den Gedanken und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Genervt ließ Max sich in ihren Stuhl sinken. Mit einem starken Kaffee in der Hand begann sie sich durch die einzelnen Unterlagen der Akte zu arbeiten.

Max erwachte, weil ihr die Sonne mitten ins Gesicht schien.

»Scheiße«, fluchte sie. Die Unterlagen von Herrn Wörst hatte sie gestern Nacht mitgenommen, nachdem sie gegen ein Uhr das Büro verlassen hatte.

Ohne auf den Wecker zu schauen, wusste sie, dass sie verschlafen hatte. Max war letzte Nacht so in den Fall vertieft gewesen, dass sie vergessen hatte, ihn zu stellen. Doch statt wie von einer Tarantel gestochen aufzuspringen, stand sie seelenruhig auf. Es war schon immer ihre Art, in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Schließlich war das Kind ja bereits in den Brunnen gefallen.

Im Wohnzimmer suchte sie als Erstes nach ihrem Telefon. Max schrieb Brin eine Nachricht, dass sie verschlafen hatte und in einer Stunde im Büro sein würde. Danach machte sie einen Umweg in die Küche. Mit einer dampfenden, heißen Tasse Kaffee ging sie endlich ins Bad.

Genau wie es Max mochte. Der heiße Dampf vernebelte den gesamten Raum, auch wenn das Duschen heute kürzer als gewöhnlich ausgefallen war. Max wischte mit dem Handtuch den Spiegel frei, doch das Gesicht, das ihr entgegenblickte, sah alles andere als begeistert aus. Das Wissen, heute am zweiten Tag schon zu spät zu kommen, machte sie wütend. Max hatte Granny versprochen, ihr Leben endlich auf die Reihe zu bekommen. Nicht nur für sie, sondern vor allem für ihre Eltern. Und sollte sie das hier vermasseln, stand ihr eine Menge Ärger bevor.

Die Akte und die Handtasche in der einen Hand griff Max nach dem Telefon. Brin hatte sie bereits mehrmals angerufen. Auch Nachrichten hatte sie geschickt, doch dafür war jetzt keine Zeit. In fünf Minuten war der Kunde im Büro, und wenn sie es annähernd schaffen wollte, musste sie sich gewaltig beeilen.

»Taxi, Taxi«, brüllte Max auf der Straße. Sie winkte kräftig mit dem Arm, sodass sofort eins vor ihr hielt. Dem Fahrer nannte sie die Adresse und schon waren sie auf dem Weg. Nur leider kamen sie nicht weit, da sie zwei Straßen weiter im Berufsverkehr feststeckten.

»So ein Mist«, meckerte Max. »Können Sie nicht woanders langfahren?«

»Nein, leider nicht. Die Stadt ist total dicht. Heute streiken die öffentlichen Verkehrsbetriebe.«

»So ein verfluchter Mist.« Natürlich hatte Max ihre Dir-ist-jeder-Wunsch-Befehl-Schuhe angezogen und dazu passend den engsten Bleistiftrock, den ihr Schrank hergab. Was sollte sie jetzt bloß machen?

Vor wenigen Minuten war sie noch froh gewesen, als sie aus dem Bad kam und das erste Mal auf die Uhr geschaut hatte. Sie hatte zwar verschlafen, also für ihre Verhältnisse, aber sie war so schnell im Bad, dass sie es mit nur einer kleinen Verspätung schaffen konnte. Doch das hier machte ihr einen dicken fetten Strich durch die Rechnung.

Viel schlimmer war, dass Max bei der Euphorie die Ruhe verloren hatte. Was ihr sonst nie passierte.

Mit einer 45-minütigen Verspätung und schmerzenden Füßen kam Max endlich an. Sie war die letzten Meter gelaufen. Die Tür zum Bürokomplex öffnete sich und ihre innere Ruhe kehrte zurück. Max ging in das Gebäude und fuhr mit dem Aufzug nach oben in den elften Stock. Im Spiegel richtete sie noch mal ihre Klamotten und prüfte, ob alles saß.

Kurz lief sie in ihr Büro, um die Tasche loszuwerden. Auf dem Weg zum Besprechungszimmer kam ihr Brin entgegen, doch bevor sie anfing zu reden, hob Max einen Finger. »Jetzt nicht.«

»Aber …« Verdutzt ließ sie sie im Flur stehen. Max atmete noch einmal tief durch, ehe sie die Tür öffnete.

»Guten Tag, ich bin Max Sander. Entschuldigen Sie meine Verspätung, aber in der Stadt ist der Teufel los.«

Herr Wörst reichte ihr mit einem breiten Lächeln die Hand. Ihr entging dabei nicht, wie er sie von oben bis unten begutachtete. Nur Hannes Wieler hatte diesen Blick, der Menschen töten konnte. Doch den hatte Max gestern schon kennengelernt und ignorierte ihn geflissen.

»Das ist halb so wild. Ich habe mich bis dahin mit Herrn Wieler unterhalten, und auf so eine hübsche Dame wartet man immer gerne.«

Pluspunkt! Das Outfit zeigt seine Wirkung.

Die Stunden verflogen und das Meeting verlief hervorragend. Wenn die Kunden hier in Deutschland alle so waren, freute Max sich jetzt schon auf weitere Zusammenarbeiten. In dem Moment fühlte Max sich das erste Mal wohl.

Breit lächelnd ging sie zu ihrem Büro.

»Frau Sander, kommen Sie bitte in mein Büro und nicht erst in einer Stunde. SOFORT!«

Mit jedem Wort, das seinen Mund verließ, straffte Max ihre Schultern mehr. »Aber selbstverständlich, Herr Wieler«, flötete sie zuckersüß. Um ihn trotzdem warten zu lassen, brachte Max die Unterlagen in ihr Büro und versuchte einen netten Gesichtsausdruck aufzusetzen.

Ungeduldig wartete er an seiner Tür auf sie. Als Max bei ihm ankam, ging sie so dicht an ihm vorbei, dass ihre Brüste ihn berührten. Woraufhin nicht nur er sichtlich schwerer atmete. Sie hatte nicht einkalkuliert, was für ein mieser Verräter ihr Körper sein konnte und dass diese geladene Situation zwischen ihnen erotischer war als alles, was sie bisher kennengelernt hatte. Ihre Brustwarzen stellten sich durch die hauchzarte Berührung auf und wurden empfindlich. Schnell drehte sie sich weg von ihm und biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Der metallische Geschmack brachte sie auf andere Gedanken. Gedanken an ihren CHEF Herrn Wieler und nicht den Mann, der dahintersteckte. Einen Mann, den sie nicht einmal um den Bauch gebunden haben wollte. Selbst wenn er der letzte auf … Ach, lassen wir das lieber!

»Nehmen Sie Platz!«

»Danke.« Und schon wieder tat sie es, vielmehr ihr Körper übernahm die Kontrolle. Ganz langsam und lasziv überschlug sie die Beine. »Was kann ich für Sie tun?« Ihre Stimme war sinnlich rau, obwohl ihr Kopf das Gegenteil wollte. Oder vielleicht genau deshalb. Das Spiel fing an, ihr Spaß zu machen, und sie änderte kurzerhand ihren Plan. Eigentlich hatte sich Max gestern bei dem Gespräch mit Brin geschworen, diesen Mistkerl zu meiden, wo es nur ging. Sie wollte ihn nicht für voll nehmen und ignorieren. Doch jetzt würde sie all ihre weiblichen Mittel einsetzen, um ihn am Ende eiskalt bloßzustellen. Seine Reaktion auf ihr Schauspiel und die Berührung an der Tür hatten es ihr gezeigt. Er stand auf kleine Dummerchen, mit denen er machen konnte, was er wollte. Nur dass ihre Freundlichkeit und Ergebenheit ihm gegenüber alles andere als ehrlich war. Aber auch für die überaus unangebrachte Antwort ihres Körpers auf den Kontakt mit ihm hatte sie eine Lösung.

»Warum waren Sie heute zu spät? Es ist gerade mal Ihr zweiter Arbeitstag. Ich müsste Sie eigentlich sofort rausschmeißen.« Er schaute sie abschätzend an. Doch Max wusste, dass er gar nicht die Macht dazu hatte, sie wegen so einer Kleinigkeit vor die Tür zu setzen. Aber sie spielte sein Spiel mit und riss entsetzt die Augen auf.

»Ich mache es nicht dieses Mal. Allerdings stehen Sie jetzt in meiner Schuld und zweite Chancen gebe ich nicht.«

Am liebsten würde sie ihm die Meinung geigen, doch Max schluckte sie hinunter. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. »Was kann ich denn dagegen machen, dass ich nicht mehr in Ihrer Schuld stehe?«

Mit der einen Hand strich er sich über das Kinn, als ob er überlegen müsste. Doch sicherlich hatte er schon etwas im Hinterkopf. Etwas, was ihr gewiss widerstrebte.

»Überstunden sollten für Sie ja kein Problem sein, oder wartet Ihr Freund auf Sie zu Hause?«

Verneinend schüttelte sie den Kopf. Der Kerl begann sie anzuekeln. Trotzdem hoffte sie, so schnell wie möglich aus diesem Büro rauszukommen, ansonsten gab es hier noch Tote und sie würde es ganz sicher nicht sein.

»Dann habe ich hier zwei Fälle, die müssen sofort bearbeitet werden. Die Kunden benötigen einen Finanzplan bis morgen früh.« Er stand mit einem breiten Grinsen auf und deutete ihr an, dass sie fertig waren. Mit einer Wut im Bauch, die größer war als der Mount Everest, ging sie pikiert lächelnd an ihm vorbei.

»Ach, bevor ich es vergesse. Damit ist Ihre Schuld noch lange nicht getilgt.« Am liebsten würde sie ihm eine reinhauen. Erst als Max die Tür ihres Büros hinter sich geschlossen hatte, ließ sie die Wut raus. Sie feuerte die Unterlagen auf den Schreibtisch. »Boah, so ein Arschloch!«, brüllte sie. Die Couch diente als Boxsack. Max schlug immer wieder darauf ein. Seinen Kopf vor ihren Augen schnellte eine Faust nach der anderen in das weiche Polster. Wäre da nur nicht, dass der Blödmann so verdammt gut aussah. Seine braunen, leicht gewellten Haare, die er immer wieder hinter das Ohr steckte. Diese eisblauen Augen. Genau ihr Typ. Verflucht! Ihre Schläge versiegten, denn ihr Körper schwang zu anderen Gefühlen über. Vom Verstand her wollte sie ihn hassen. Ihn in den Erdboden stampfen, aber ihr weiblicher Instinkt ließ sie im Stich. Vor ihr sah sie nur diesen groß gewachsenen Kerl mit den breiten Schultern in dem weißen Hemd, das eng an seiner Brust anlag, und die Jeans, die seinen perfekten Hintern untermalte.

»Ich muss hier raus!«, murmelte sie zu sich selbst. Kurz schaute Max auf die Uhr. Die Mittagspause war vorbei und am Nachmittag gab es keine Pause, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Sie brauchte frische Luft, um ihre Gedanken zu klären.

»Max, ist alles in Ordnung?«, hörte sie Brin am Telefon. Max hatte sie angerufen, um sich abzumelden.

»Ja, es ist alles okay.« Eine Pause entstand.

»Bist du noch dran?«, fragte Max nach einer Weile, als Brin nichts mehr sagte.

»Ja, ja. Ich bin nur so erschrocken, weil es sich nicht so anhörte, als wäre alles gut.«

»Nein, es passt. Ich müsste nur für eine Stunde weg. Ist das okay?«

»Ich denke schon. Du hattest heute ja keine Mittagspause.«

»Danke. Ich beeile mich.« Dann legte sie auf und schnappte sich ihre Tasche.

Unten vor der Tür atmete sie erst einmal kräftig durch. Allerdings war dieser Oktobertag so heiß, dass die Luft sie nicht abkühlte. Ihr Körper glühte, besonders zwischen den Beinen. Das muss es sein! Sie reagierte so auf diesen Scheißkerl, weil sie schon einige Tage keinen Sex mehr hatte.

Max lief einfach drauflos, Hauptsache, auf andere Gedanken kommen.

Zehn Minuten nachdem sie losgegangen war, blieb sie vor einem Café stehen. Es sah so einladend aus, dass sie zur Tür ging und sie öffnete. Ein kühler Windzug wehte ihr entgegen, der ihr eine Gänsehaut bescherte.

»Komm rein!«, rief ihr der junge Mann hinter der Theke zu. Die Tische waren nicht alle besetzt, aber das Ambiente strömte eine angenehme Atmosphäre aus.

---ENDE DER LESEPROBE---