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Eines Tages wacht Michael Pfeiffer an ein Bett gefesselt und ohne Erinnerung an die Vergangenheit in einem vermeintlichen Krankenhaus auf. Von seinen Instinkten getrieben entscheidet er sich schnell zur Flucht. Als ganz so einfach erweist sich diese allerdings nicht. Im Laufe des Thrillers stellt sich heraus, er ist ein verdeckt ermittelnder Agent des Bundesverfassungsschutzes (BFV). Auf einmal steht sein Leben auf dem Kopf. Er muss Rätsel lösen, herausfinden wer er ist und wieso er in Gefahr steckt. Verzweifelt sucht er nach Antworten und einem Weg, seine Familie in Sicherheit zu wissen. Erleben Sie in diesem packenden Polit-Thriller, wie Agent Pfeiffer von der Angst getrieben seine eigene Identität aufdeckt, gegen politische Gegner kämpft und am Ende vielleicht doch in den Wahnsinn getrieben wird. Die Wahrheit ist schließlich nicht immer offensichtlich. Einige Personen besitzen wahre Zauberkräfte, die Wahrheit auf magische Weise mit Worten und Taten zu verdrehen.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Wer aufgibt, ohne begonnen zu haben, der hat bereits verloren.
www.simonsprock.com
SIMON SPROCK
***
AGENT PFEIFFER UND DIE KLASSENFEINDE
Ein spannender Polit-Thriller
© 2020 Simon Sprock
2. überarbeitete Auflage In der ersten Auflage veröffentlicht als Teil aus: „Agent Pfeiffer: Rote Fahnen im Wind“
Umschlagbild: © terovesalainen (Adobe Stock)
Unterstützung in der Vermarktung: Sprock Ventures UG (haftungsbeschränkt)
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-01343-8
Hardcover:
978-3-347-01344-5
e-Book:
978-3-347-01345-2
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Danke an den Menschen, der mich mehr als alle anderen motiviert und inspiriert, an jedem Tag aufzustehen und Neues zu schaffen!
Die Reihe „Rote Fahnen im Wind“ soll dazu inspirieren, politische Ereignisse und Maßnahmen kritisch zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
DAS ERWACHEN
FLUCHT MIT HINDERNISSEN
DEIN FREUND UND HELFER
NEUE EINSICHTEN
TRÄUME WERDEN WAHR
MISSION: NIEDERGANG ROTER KREBS
EINE WELT BRICHT ZUSAMMEN
ANHANG
PERSONEN
ÜBER DEN AUTOR
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Vorwort
Die Idee und Inspiration zu „Agent Pfeiffer: Rote Fahnen im Wind“ kam mir während meines Kampfes gegen den Krebs im Krankenhaus („#Krebspatient“).
Nach einer zwölfstündigen OP hatte ich auf der Intensivstation mit Magensonde und unter Einfluss von Morphinen haarsträubende Träume, aber auch verwirrende Erlebnisse im Halbschlaf. Einen Teil dieser Träume und Erlebnisse habe ich in diesem Buch zusammengefasst, aber zum besseren Verständnis auch umgeschrieben und um einige Details ergänzt.
„Agent Pfeiffer: Rote Fahnen im Wind“ ist ein überaus spannender politischer Thriller und Krimi, der sich kritisch mit der Verbindung zwischen Extremismus in irgendeiner Form (links- oder rechtsgerichtet) und einer angeblich resultierenden Freiheit auseinandersetzt. Des Weiteren werden ebenfalls Gesellschaftskritische Aspekte mit betrachtet.
Im Grunde genommen spielen die Ereignisse in diesem Roman im Jahr 2022, also in der Zukunft und basieren auf Träumen und Fiktionen. Wenn ich mir aber die Ereignisse der gewaltreichen Proteste gegen den G20-Gipfel im Juli 2017 in Hamburg anschaue, bin ich doch erschrocken, wie nah an einer potenziellen Zukunft der Roman doch sein könnte. Großteile dieses Romans wurden vor den Protesten verfasst.
Aktuelle politische Entwicklungen und Bedrohungen auf der ganzen Welt motivieren mich dazu, dieses Buch neu aufzulegen. Außerdem schreibe ich parallel auch an Parallel- und Nachfolgeromanen.
In dem Sinne hoffe ich, dass du, der Leser, diesen spannenden Roman vollkommen genießen kannst. Wenn es (gerade zu Beginn) manchmal kompliziert geschrieben ist, so sollen die Emotionen und Gedankengänge nachvollzogen werden, die Menschen in kritischen Momenten empfinden können. Lasse es auf dich einwirken, aber lasse auch kritische Gedanken zur aktuellen politischen Lage zu, um die Geschehnisse in diesem Roman nicht wahrwerden zu lassen, um diesen Roman eine Fiktion sein zu lassen.
Das Erwachen
Auf einmal öffne ich meine Augen. Über mir sind Lichter, grelle Lichter, und Leute, Gesichter, Instrumente, Masken. Meine Augen schließen sich.
Mein Herz schlägt wie verrückt. Schweiß rollt meine Haut hinunter, aber ich bin zu schwach, irgendetwas real wahrzunehmen, irgendeinen Muskel an meinem Körper zu bewegen. Ich bin sogar zu schwach, meine Augen wieder zu öffnen. Irgendetwas wird in meine Nase geschoben, kurz bevor ich eine Spritze spüre. Ich verliere mein Bewusstsein, ich Träume.
Im nächsten Augenblick befinde ich mich in einer Bar. Neben mir sitzt eine Frau. Sie hält meine Hand. Ich kenne diese Frau aber nicht. Wer ist sie? Wo bin ich? Ich nehme hier keine Geräusche wahr, außer einem Piepen, wo auch immer das herkommt.
Plötzlich kommt ein Mann, ein großer Mann von der Seite auf mich zu. Ich höre Schritte, seine Schritte.
„Was machst du mit meiner Frau?“ Fragt er laut brüllend, holt aus und schlägt mir mit voller Kraft auf meine Nase. Ich spüre aber nichts.
Auf einmal bin ich komplett woanders. Ich befinde mich urplötzlich in einer anderen, befremdlichen Situation, in einer anderen Welt. Ich bin mit Freunden an einem seltsamen Ort. Hier war ich noch nie. Am Boden ist überall Beton. Rechts und links gibt es Gräben, dahinter nur schwarz. In der Mitte ist eine kleine Hütte. Der Himmel ist ebenfalls schwarz, keine Sonne, keine Sterne, kein Mond. Dennoch kann ich sehen, selbst ohne Lichtquelle. Was ist das?
Meine Freunde scheinen nervös zu sein.
„Schnell, wir müssen hier verschwinden,“ ruft Steffen aufgeregt.
„Ja, sie sind gleich hier,“ stimmt Jan ihm zu.
„Wieso, wer ist gleich hier? Was ist hier los?“ Hake ich verwirrt nach.
Beide laufen los in Richtung der Hütte. Natürlich, wenn man sich hier verstecken muss, ist die Hütte der einzige Ort, aber auch der einzige Ort wo man suchen kann. Auch ich laufe zur Hütte, verschwinde in ihr.
Nichts ist in der Hütte, nur eine andere Tür am Ende. Diese müsste weder herausführen, rein logisch. Wo aber sind Steffen und Jan? Sind sie wieder draußen?
Ich gehe zu der Tür, öffne sie und vor mir steht ein Mann. Er holt aus und schlägt mir auf die Nase.
Ich stürze, falle, lande aber sanft. Plötzlich liege ich an einem Strand. Was ist das hier? Wie kann das sein? Träume ich? Ist alles nur ein Traum? Was ist real und was nicht?
Ich trage eine blaue Badehose und liege auf einem großen grauen Handtuch am Strand. Niemand sonst ist hier, nur ich. Bin ich hier endlich wieder wach? Wie bin ich hierhergekommen? Wieso bin ich alleine? Am Ende des Strandes beginnt ein dichter Wald. Wo bin ich?
Ich stehe auf und tummle herum. Keine Spur eines Hotels oder ähnlichem, keine Anzeichen von Zivilisation. Keine Spur von auch nur einem anderen Lebewesen. Selbst im Wald ist es ruhig. Keine Insekten, Affen oder ähnliche Tiere. Wie kann das sein?
Aus reiner Neugier betrete ich den Wald und kämpfe mich durch. Nach wenigen Metern stolpere ich über ein Seil am Boden. Ich kann mich gerade noch auf den Beinen halten, als ein dicker Stamm auf mich zu rast. Er schlägt auf meine Nase ein.
Ich meine, ernsthaft? Wieder meine Nase? Der Schlag bringt mich zu Boden. Ich spüre, wie meine Nase blutet. Es läuft geradezu aus ihr heraus. Zugleich scheine ich im Boden aus Blättern zu versinken. Gibt es Blätter mit Treibsand-Effekt?
Auf einmal liege ich wieder in der kleinen Hütte von vorhin, aber am Boden. Auch hier spüre ich, wie Blut aus meiner Nase herausläuft. Wo aber ist der Angreifer? Wo sind meine Freunde?
Plötzlich erscheint ein grelles Licht. Auch der Boden der Hütte verwandet sich in eine Art Treibsand. Ich versinke wieder im Boden.
Im nächsten Moment erkenne ich über mir Gesichter. Ich bin scheinbar zurück in der Bar. War ich weggetreten und bin jetzt wieder zurück in der Realität? Bin ich etwa betrunken?
Selbst hier an der Bar fließt Blut aus meiner Nase. An der Seite erkenne ich, wie zwei Türsteher den Schläger hinausbringen. Die Frau hockt über mir und wischt mit einem Taschentuch durch das Gesicht. Ich spüre, wie sie das Blut verwischt.
Die Frau kommt näher mit ihren Lippen. Lass dies bitte die Realität sein und mich aus dieser Situation nicht wieder aufwachen.
Voller Vorfreude auf den sich nähernden Kuss, streife ich vorsichtig über die Wangen und das weiche Haar der schönen Frau.
Kurz vor der Berührung unserer Lippen wird es leider schon wieder dunkel. Meine Umgebung fällt wie Treibsand auf mich herab. Auch ich falle, aber wohin? Ich erkenne nichts mehr um mich herum. Ich falle in einer Leere ohne Aussicht auf Aufprall oder Landung.
Langsam fängt es an, überall zu piepen. Piepstöne in verschiedenen Höhen und verschiedenen Kompositionen umgeben mich.
Ich scheine nicht aus meiner Nase zu bluten, aber dennoch ist da etwas. Irgendwas ist in meine Nase eingeführt worden. Was ist das? Wo bin ich?
Vorsichtig versuche ich, meine Augen zu öffnen. Im Augenwinkel erkenne ich eine Frau, die für mich typisch sozialistisch wirkt, wie aus alten DDR Filmen. Sie kommt näher. Die Mundwinkel sind unten. Lächeln scheint ein Fremdwort zu sein. Ihr Haar ist straff hinten am Kopf zusammengebunden. Ihre Nase verläuft spitz von den Seiten in die Mitte. Ihr Kittel ist perfekt angelegt, gebügelt und gestärkt. Am linken Arm trägt sie eine rote Binde. Auf der Brust ruht eine Art Emblem. Ich bin aber noch zu benommen, um mehr wahrzunehmen, mehr Details zu erkennen.
Schnell schließe ich meine Augen wieder. Ich hoffe, sie hat nicht wahrgenommen, dass ich meine Augen geöffnet hatte. Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass ich hier nicht freiwillig bin. Mein Herz schlägt immer schneller. Das spüre ich in meiner Brust- Zeitgleich höre ich es aber auch an einem der Pieptöne. Dieser Ton macht meinen Herzschlag zur Symphonie meines Lebens.
Warum bin ich bloß hier in einem Krankenhaus? Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Wer bin ich und was ist passiert?
Ich höre, wie die Schwester scheinbar einige Knöpfe drückt. Eine der Ebenen des Piepens verstummt.
„Kamerad Müller,“ höre ich eine männliche Stimme im Hintergrund rufen, „ich brauche mal ihre Hilfe, schnell.“
Hastige Schritte starten direkt neben mir und verlassen den Raum. Die Rufe scheinen von woanders her zu kommen. Die Schritte werden langsam leiser.
Die Schwester, Frau Kameradin Müller, scheint sich zu entfernen.
Kurze Zeit später öffne ich meine Augen wieder etwas. Ich sehe rechts einen Ständer mit Spritzen und anderen Utensilien stehen. Links von mir sind Geräte, piepende Geräte.
Ich hebe meinen Kopf ein wenig. In Richtung des Fußendes sehe ich eine Wand mit Fenstern. Hinter dem Fenster ist es hell, sehr hell. Silbern glänzende Gegenstände werden hin und wieder hochgehalten und überreicht. Gelegentlich glaube ich sogar, das Geräusch eines Bohrers oder gar einer Kreissäge zu hören. Dort wird anscheinend gerade jemand operiert, oder etwa geschlachtet? Die Schwester, welche gerad noch hier war, packt drüben jetzt mit an.
Der Operateur ist schwer zu erkennen. Sein Gesicht befindet sich im Schatten des grellen Lichts. Auch er trägt eine rote binde am rechten Arm. Bei ihm hat sie aber einen goldenen Streifen in der Mitte. Auch ein Emblem glaube ich, auf seiner Brust wahrzunehmen.
Was machen die da? Wo bin ich? Was ist mit mir passiert? Bin ich im Krankenhaus? Wieso bin ich im Krankenhaus, ist mir etwas passiert? Ich kann mich leider überhaupt nicht erinnern.
Aus Vorsorge schließe ich meine Augen wieder. Ich versuche einzelne Körperteile vorsichtig zu bewegen.
An den Armen und Beinen scheine ich ans Bett gefesselt zu sein. Wenn alles so regulär ist, warum bin ich im Krankenhaus gefesselt?
Ich versuche, meine Handfesseln vorsichtig zu lösen. Es klappt aber nicht. Auf einmal ertönt ein neuer Piepston direkt hinter mir. Ich höre reflexartig sofort auf, mich zu bewegen.
Schritte kommen wieder näher. Jemand drückt ein paar Knöpfe, aber das Piepen hört nicht auf.
Eine Person mit sanften Händen greift plötzlich meine linke Hand und zerrt an ihr. Sie löst die Fessel. Ich bemühe mich, keinen Gegendruck zu erzeugen. Sie zerrt weiter an etwas, dass in meinem Arm befestigt ist. Das fühlt sich unangenehm an, schmerzt ein wenig. Ich konzentriere mich, still zu halten.
„Scheiß Arterienzugang,“ schimpft dieselbe Stimme von vorher, Frau Kameradin Müller nehme ich an.
Hastige Schritte verlassen den Raum. Sofort löse ich mit meiner linken Hand auch die rechte Armfessel, setze mich hin und löse auch meine Fußfesseln. Jetzt aber schnell.
Auf einmal höre ich wieder Schritte näherkommen. Ich lege mich wieder hin und hoffe, dass die gelösten Fesseln nicht auffallen.
Während dieser kurzen Aktion habe ich bemerkt, dass ich neben meinen Fesseln auch einige andere Zugänge, einen Blasenkatheter, einen zentralen Venenkatheter und einen Schlauch im Hals loswerden muss. Wenn ich bloß wüsste, woher ich diese Begriffe überhaupt kenne. Außerdem habe ich mit Schwindelgefühlen zu kämpfen. Einfach wird es nicht. Aufgeben werde ich auch nicht. Diesen roten Binden werde ich mich nicht kampflos hingeben.
Die Schritte werden lauter. Ich lege noch schnell die Decke über meinen rechten Arm. Meine Füße sind noch versteckt.
Verdammt, jetzt sind sie zu zweit hier.
Ein Mann sagt, „der Patient benötigt einen neuen Arterienzugang?“
„Ja, Herr Doktor, Herr Kamerad Reckmann,“ antwortet sie kurz und trocken.
„Gut, dann ziehen sie schon einmal den alten Zugang,“ antwortet der Arzt.
Vorsichtig beginnt sie, an einem Pflaster zu werkeln. Sie zieht es Millimeter für Millimeter ab. Teilweise zieht sie an Haaren von mir, was schon echt weh tut, aber ich darf kein Anzeichen geben, dass ich wach wäre. Ich muss unentdeckt bleiben, mich zusammenreißen, Zähne zusammenbeißen.
Rechts bewegt jemand metallene Gegenstände, legt sie in eine Schale. Ist das der Arzt? Packt er einen neuen Arterienzugang aus?
Auf einmal klingelt ein Telefon. „Dr. Reckmann hier,“ meldet er sich und fährt nach einer kurzen Pause fort, „sicher doch Herr Genosse Kaderleiter, alles für das Kombinat.“
Er scheint aufgelegt zu haben und befiehlt, „Kameradin Müller, der Genosse Kaderleiter hat angerufen. Das Kollektiv rote Ökulei hat einen weiteren Klassenfeind gefasst. Sie brauchen dringend unsere Unterstützung in der Sektion Aderlass.“
„Alles zum Wohl des Kombinats,“ bestätigt Kameradin Müller.
Zusammen verlassen sie wieder den Raum.
Ich setze mich sofort auf, fühle mich aber noch stark benommen. Ich ziehe schnell alle Venenzugänge heraus, nehme Pflaster von rechts und klebe sie hastig unter Druck auf die Wunden.
Als nächstes nehme ich eine stumpfe Spritze, die vermutlich eine Natriumchlorid-Lösung, also Salzwasser beinhaltet. Das Salzwasser spritze ich neben das Bett. Ich setze es an den Blasenkatheter an und sauge das Wasser heraus, welches eine Art Anker in meiner Blase bildet, um den Katheter in der Blase zu halten. Zügig, aber vorsichtig atme ich tief ein und aus, ziehe dabei den Katheter heraus. Das fühlt sich echt unangenehm an, aber ich muss das jetzt tun. Ich muss hier raus, mich in Sicherheit bringen.
Genau wie den Katheter, ziehe ich auch am Schlauch, der durch meine Nase geht. Dies ist ebenfalls ein schreckliches Gefühl, als ob ich mich übergeben müsste. Ich hoffe, mich nicht verletzt zu haben. Mein Hals schmerzt auch ohne Schlauch noch.
Den zentralen Venenkatheter ziehe ich jetzt noch nicht heraus. Unter Beachtung, dass er bis in die Lunge reicht, will ich jetzt unter Hast jetzt nichts riskieren.
Vorsichtig versuche ich das Bett zu verlassen. Ich setze mich an die Seite und stehe auf. Sofort falle ich hin.
In einem Operationsgewandt gekleidet krieche ich den Boden entlang. Rechts neben der Tür ist ein Schrank. Zielgerichtet krieche ich zum Schrank und öffne die Tür. Sie ist verschlossen, aber ein Schlüssel steckt. Ich drehe den Schlüssel und öffne die Tür.
Im Schrank hängen ein graues T-Shirt, eine Lederjacke und eine blaue Jeans geordnet nebeneinander. Unten stehen auch dunkelbraune Lederschuhe und scheinbar Unterwäsche. Rechts neben dem Schrank steht ein Stuhl.
Schnell setze ich mich hin, reiße die Kleidung aus dem Schrank und ziehe sie mir vorsichtig an. Unter der Jacke war auch ein bräunlicher Schal versteckt. Diesen nutze ich, um den zentralen Venenzugang, der immer noch an meiner rechten Halsseite heraushängt, zu verstecken, aber auch um ihn zu schützen.
Mit Mühe ziehe ich mir alles an. Ich versuche mich aufzustellen und kann kaum stehen. Es geht aber schon besser als vorher. Mit der Aufregung wird scheinbar ausreichend Blut in meine Organe gepumpt. Auch das Adrenalin hilft.
Achtsam bewege ich mich zwangsweise in geduckter Haltung in Richtung Tür und schaue über den Flur. Es ist nur ein kurzer und dunkler Flur. Zur linken Seite ist ein Fahrstuhl, zur rechten Seite nicht. Dafür hängt hier aber ein grünes Notausgang-Zeichen an der Decke. Da oben scheinen aber keine Kameras installiert zu sein. Wenigstens etwas Gutes hier. Der Gang ist gerade leer. Niemand ist zu sehen oder zu hören, nur das Piepen aus anderen Räumen und der angehende Piepton aus meinem Raum.
Vorsichtig gehe ich nach rechts, in Richtung des Notausgangs. Am Fahrstuhl werde ich wahrscheinlich am ehesten entdeckt.
Meine Beine tun sich noch schwer, mich zu tragen, aber es geht voran. Ich kämpfe Schritt für Schritt mit der Schwäche meiner Muskeln, aber auch mit einem unglaublich starken Schwindelgefühl. Meinem Kreislauf geht es nicht gut.
Unerwarteter Weise höre ich plötzlich jemanden aus einem der anderen Räume schreien, „Hilfe, Hilfe, bitte hilf mir jemand.“
Dies erschrickt mich. Reflexartig öffne ich die nächste Tür in meiner Umgebung. Ich falle fast in den Raum, schaue mich um. Die ist ein Wäscheraum. Schnell betrete ich den Raum und schließe die Tür hinter mir so leise wie möglich. Ich lege mich erstmal hin, liege in einem Wäschehaufen. Die Wäsche ist dreckig. Zumindest riecht sie so. Durch das schwache Licht, welches durch die Schlitze der Tür oben und unten in den Raum dringt, gibt es hier auch nicht viel Anderes.
Ich überprüfe die Taschen in meiner Hose. Hier scheinen ein wenig Kleingeld und auch ein paar Geldscheine zu sein. In meiner Lederjacke finde ich ein Mobiltelefon in der Innentasche links. Rechts entdecke ich ein anderes Dokument, vermutlich einen Reisepass.
Mit dem Mobiltelefon mache ich ein wenig Licht. Der Akku ist zu 63% aufgeladen. Der Pass ist ein deutscher EU-Reisepass. Ich öffne ihn bis zur personalisierten Seite.
Links oben ist ein Bild, ein recht gutaussehender und junger Mann schaut mich mit einem neutralen Gesichtsausdruck an. Bin das ich? Leider ist mir hier noch kein Spiegel über den Weg gelaufen.
Wenn ich das bin, heiße ich Michael Pfeiffer und wurde am zehnten Mai 1992 in Hamburg geboren. Aber welches Jahr haben wir jetzt und wo bin ich? Auf jeden Fall scheine ich in Deutschland zu sein.
Das künstliche Licht des Telefons verwende ich, um den Raum ein wenig weiter zu erkunden. Rechts neben mir scheint ein Wäscheschacht zu sein. Gegenüber von mir steht ein Regal mit frischer Wäsche und