Alchimistische Arbeit und Vollkommenheit - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Alchimistische Arbeit und Vollkommenheit E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

0,0

Beschreibung

Kämpft nicht gegen eure Schwächen und Mängel an, denn sie sind es, die euch niederwerfen werden, sondern lernt sie zu nutzen und an die Arbeit zu schicken. Seien es Eifersucht, Zorn, Habgier oder Eitelkeit usw., ihr müßt wissen, wie ihr sie mobilisiert, damit sie für euch in der gewählten Richtung arbeiten. Nehmt die Kräfte der Natur wie Elektrizität, den Wind, die Sturzbäche oder Blitze. Jetzt, da der Mensch sie beherrschen und nutzen kann, bereichert er sich durch sie, und doch sind es ursprünglich feindliche Kräfte. Ihr findet es normal, Naturkräfte zu nutzen, warum seid ihr dann erstaunt, wenn man über die Nutzung der primitiven Energien spricht, die in euch liegen? Wenn ihr die Regeln der spirituellen Alchimie kennen würdet, könntet ihr alle negativen Kräfte, die ihr im Überfluss besitzt, umwandeln und nutzen. Omraam Mikhaël Aïvanhov

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 148

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

 

 

Kurzbeschreibung

»Alchimistische Arbeit und Vollkommenheit«Reihe Izvor – Band 221

Aus dem Französischen übersetztOriginaltitel: »Le travail alchimique ou la quête de la perfection«ISBN 978-2-85566-348-7, Éditions Prosveta S.A.

»Kämpft nicht gegen eure Schwächen und Mängel an, denn sie sind es, die euch niederwerfen werden, sondern lernt, sie zu nutzen und an die Arbeit zu schicken. Seien es Eifersucht, Zorn, Habgier oder Eitelkeit usw. sei, ihr müsst wissen, wie ihr sie mobilisiert, damit sie für euch in der gewählten Richtung arbeiten. Nehmt die Kräfte der Natur wie Elektrizität, den Wind, Sturzbäche oder Blitze... Jetzt, da der Mensch sie beherrschen und nutzen kann, bereichert er sich durch sie, und doch sind es ursprünglich feindliche Kräfte. Ihr findet es normal, Naturkräfte zu nutzen, warum seid ihr dann erstaunt, wenn man über die Nutzung der primitiven Energien spricht, die in euch liegen? Wenn ihr die Regeln der spirituellen Alchimie kennen würdet, könntet ihr alle negativen Kräfte, die ihr im Überfluss besitzt, umwandeln und nutzen.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

 

 

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

 

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die geistige Alchimie

Kapitel 2: Der menschliche Baum

Kapitel 3: Charakter und Temperament

Kapitel 4: Das Erbe aus dem Tierreich

Kapitel 5: Die Angst

Kapitel 6: Die Klischees

Kapitel 7: Die Veredelung – Das Pfropfreis

Kapitel 8: Die Verwendung der Energien

Kapitel 9: Das Opfer, Umwandlung der Materie

Kapitel 10: Eitelkeit und göttlicher Ruhm

Kapitel 11: Hochmut und Demut

Kapitel 12: Die Sublimierung der Sexualkraft

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Vom selben Autor – Biografien, Bildbände, Übungsbücher

Copyright

Kapitel 1: Die geistige Alchimie

Jemand kommt unglücklich und entmutigt zu mir und klagt, es gelinge ihm nicht, sich von einem quälenden Laster zu befreien. Tausendmal hat der Arme es versucht, aber immer wieder wird er schwach. Da sage ich: »Oh, wie wunderbar, wie fabelhaft! Das beweist, dass Sie sehr stark sind.« Er schaut mich erstaunt an und fragt sich, ob ich mich vielleicht über ihn lustig mache. Ich entgegne ihm aber: »Nein, ich mache mich nicht über Sie lustig, Sie sehen nur einfach Ihre Stärke nicht.« – »Aber welche Stärke denn? Immer unterliege ich und bin Opfer, das beweist doch, dass ich schwach bin.« – »Sie ziehen nicht die richtige Schlussfolgerung daraus. Ich werde Ihnen den Zusammenhang erklären, und dann werden Sie sehen, dass ich nicht scherze.«

»Wer hat dieses Laster entstehen lassen? Das waren Sie. Zu Anfang war es nicht größer als ein Schneeball, der in Ihre Hand passte. Aber weil Sie immer wieder ein wenig Schnee hinzufügten und Ihren Spaß daran hatten, den Ball weiterzurollen, wurde er schließlich zu einem Berg, der Ihnen jetzt den Weg versperrt. Ursprünglich war das Laster, über das Sie klagen, nur ein ganz kleiner Gedanke, aber Sie haben ihn genährt, gefördert, ihn weitergerollt, und jetzt fühlen Sie sich von ihm erdrückt. Ich bewundere also Ihre Stärke, denn Sie selbst haben dieses Laster entstehen lassen. Sie sind sein Vater, es ist Ihr Sohn, und nun ist es so stark geworden, dass Sie seiner nicht mehr Herr werden können. Warum freuen Sie sich nicht darüber?« – »Und wie soll man das tun?« – »Haben Sie Gogols ›Taras Bulba‹ gelesen?« – »Nein.« – »Schön, ich werde es Ihnen erzählen. Es ist eine ganze Geschichte.«

»Taras Bulba war ein alter Kosake, der seine beiden Söhne zum Studium an ein Seminar in Kiew geschickt hatte, wo sie drei Jahre zubrachten. Als sie zu ihrem Vater zurückkehrten, waren sie zwei stämmige Jünglinge. Erfreut über das Wiedersehen, fing Taras Bulba im Scherz und auch als Beweis seiner väterlichen Zärtlichkeit an, ihnen einige Rippenstöße zu versetzen. Denn Kosaken, müssen Sie wissen, haben eine ganz eigene Art, ihre Zuneigung zu zeigen! Aber die Söhne fassten dies anders auf. Sie begannen sich zu wehren und warfen schließlich ihren Vater zu Boden. Als Taras Bulba sich ein wenig angeschlagen erhob, war er überhaupt nicht zornig, im Gegenteil, er war stolz darauf, so kräftige Söhne in die Welt gesetzt zu haben.«

»Also, warum sind Sie nicht stolz wie Taras Bulba, wenn Sie sehen, dass Ihr Sohn Sie überwältigt hat? Denn Sie sind der Vater, Sie haben ihn ernährt, Sie haben ihn mit Ihren Gedanken und Wünschen gestärkt. Folglich sind Sie sehr stark. Und jetzt sage ich Ihnen, wie Sie ihn besiegen können. Wie geht ein Vater vor, wenn er einen Sohn zur Vernunft bringen will, der Dummheiten macht? Er versagt ihm den Lebensunterhalt, und der Sohn – seiner Mittel beraubt – wird zum Nachdenken und zu einer Änderung seines Verhaltens gezwungen. Warum ernähren Sie also Ihren Sohn immer weiter? Damit er Ihnen Widerstand leistet? Schneiden Sie ihm also die Zufuhr ein wenig ab! Schließlich haben Sie ihn in die Welt gesetzt, und Sie müssen wissen, dass Sie Macht über ihn haben. Sonst werden Sie ihr ganzes Leben lang kämpfen oder leiden, ohne jemals die wahren Methoden zu finden, mit denen Sie aus Ihren Schwierigkeiten herauskommen.«

Leider können nur sehr wenige Menschen die Dinge so sehen. Verzweifelt kämpfen sie gegen bestimmte schlechte Neigungen an, ohne sich darüber im Klaren zu sein dass sie, um überhaupt an diesen Punkt zu gelangen, besonders stark gewesen sein mussten. Je schrecklicher euer innerer Feind ist, desto mehr beweist dies, dass ihr sehr stark seid. Ja, man muss lernen, die Dinge so zu betrachten.

Achtet einmal darauf, wie angespannt ihr seid, wenn ihr gegen euch selbst kämpft und auf wie viele Schwierigkeiten ihr dann stoßt. Ein erbitterter Kampf entfesselt sich und entzündet in euch alle möglichen Widersprüche. Ihr betrachtet alles Niedere in euch unweigerlich als euren Feind, den ihr töten wollt. Aber dieser Feind ist sehr mächtig, weil ihr ihn seit Jahrhunderten stärkt durch den Kampf, den ihr mit ihm führt, und täglich wird er bedrohlicher. Es stimmt, dass Feinde in uns leben, aber sie sind nur deshalb Feinde, weil wir keine guten Alchimisten sind, die alles umzuwandeln verstehen.

Was sagte Paulus? »Mir ist ein Dorn ins Fleisch gegeben worden. Dreimal habe ich den Herrn gebeten, ihn mir zu entfernen, aber Er sagte zu mir: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwächen mächtig.« Wer eine Schwäche in seinem Körper, in seinem Herzen oder in seinem Verstand spürt, fühlt sich minderwertig. Aber er täuscht sich, denn diese Schwäche kann in ihm zur Quelle großen Reichtums werden. Wenn all sein Streben, alle seine Wünsche befriedigt wären, würde er stehen bleiben. Für seine Weiterentwicklung muss er sich angestachelt fühlen, und genau diese Unvollkommenheit, dieser Dorn in seinem Fleisch, zwingt ihn, sehr gründlich zu arbeiten und sich dem Himmel, dem Herrn, zu nähern. Der Himmel lässt uns gewisse Schwächen, um uns in unserer geistigen Arbeit voranzutreiben; denn was wie eine Schwäche aussieht, ist in Wirklichkeit eine Kraft, eine Stärke.

Schwächen muss man an die Arbeit schicken, damit sie zu etwas nützlich sind. Ihr werdet erstaunt sagen: »Aber die Schwächen muss man doch mit Füßen treten und vernichten!« Versucht es, und ihr werdet sehen, ob das so leicht ist. Am Ende bleibt ihr auf der Strecke! Das Problem bleibt bei allen Fehlern oder Lastern das gleiche, ob es sich um Völlerei, Sinnlichkeit, Gewalttätigkeit, Geldgier oder Eitelkeit handelt. Ihr müsst wissen, wie ihr sie mobilisieren könnt, damit sie mit euch in der gewünschten Richtung arbeiten. Wenn ihr allein arbeitet, wird es euch nicht gelingen. Wenn ihr alle Feinde vertreibt, alles, was euch Widerstand leistet, wer wird dann für euch arbeiten und euch dienen? Es gibt wilde Tiere, die der Mensch geduldig zähmen und bei sich halten konnte. Das Pferd war wild, der Hund war wie der Wolf, und der Mensch konnte sie nur zähmen, weil er es verstand, bestimmte Eigenschaften in sich zu entwickeln. Er könnte sicher die Raubtiere zähmen und zu Haustieren machen, aber dazu müsste er wiederum neue Eigenschaften entwickeln.

Freut euch also: Ihr seid alle sehr reich, weil ihr alle Schwächen habt. Aber es ist unerlässlich zu wissen, wie ihr sie für euch nutzbar machen könnt. Soeben sprach ich von den Tieren, aber dasselbe gilt auch für die Kräfte der Natur wie den Blitz, die Elektrizität, das Feuer, die Wildwasser... Jetzt, da der Mensch weiß, wie er sie beherrschen und sich dienstbar machen kann, bereichert er sich an ihnen. Und doch waren sie zunächst feindliche Kräfte. Die Menschen finden es normal, die Kräfte der Natur zu nutzen, aber sobald man ihnen sagt, sie sollten ihre inneren Stürme, Gewitter, Wasserfälle und Blitze nutzen, sind sie sehr erstaunt. Und doch gibt es nichts Natürlicheres. Wenn ihr die Regeln der geistigen Alchimie kennen würdet, könntet ihr sogar die Gifte in euch umwandeln und nutzbar machen. Ja, denn Hass, Zorn, Eifersucht usw. sind Gifte. Aber in der Lehre der Universellen Weißen Bruderschaft lernt ihr, sie euch dienstbar zu machen. Man wird euch sogar Methoden lehren, wie ihr euch alle negativen Kräfte, die ihr in reichlichem Maße besitzt, nutzbar machen könnt. Freut euch also über die guten Aussichten!

In Zukunft werden sich die Mutigen mit diesen chemischen Substanzen von Eifersucht, Hass, Angst und Sexualkraft befassen und lernen, sie zu nutzen. Sie werden sie sogar in Flaschen für ihre Apotheke füllen, damit sie ihnen bei Bedarf zur Verfügung stehen. Künftig muss sich in euren Köpfen alles ändern.

Jetzt darf man sich natürlich nicht vehement auf das Schlechte stürzen, um ganze Brocken zu verschlingen. In jedem Geschöpf, selbst im besten, steckt aus weit zurückliegender Vergangenheit immer noch ein Hang zu Teuflischem. Wichtig ist, dass man nicht alles auf einmal herauskommen lässt unter dem Vorwand, es nutzen zu wollen. Man muss mit einer Sonde nur einige Atome heraufholen, wenige Elektronen, und sie gut verdauen. Ihr dürft euch nicht unvorsichtig mit der Hölle herumstreiten, denn dann wird sie euch vernichten. Man muss wissen, wie man vorgehen soll. Deshalb müsst ihr weiterhin mit den himmlischen Kräften arbeiten, mit Hilfe des Gebets, der Harmonie, der Liebe. Und wenn ab und zu etwas aus euren Tiefen mit Krallen, Zähnen und Nägeln aufsteigt, um euch zu Dummheiten zu verleiten, dann greift es, analysiert es in eurem Labor und lasst es sogar sein Gift ausscheiden, um es zu nutzen. Dann werdet ihr entdecken, dass das Böse gerade jenes Element enthält, das euch zur Fülle gefehlt hat.

Aber ich wiederhole: Seid vorsichtig und steigt jetzt nicht aufgrund des eben Gesagten hinab, um euch unvorsichtigerweise mit dem Bösen zu messen. Sagt nicht: »Aha, jetzt habe ich verstanden, ich werd's Dir zeigen!« Denn dann werdet ihr vielleicht nicht wieder heraufsteigen, wie es mit so manchem geschehen ist. Sie hatten sich für sehr stark gehalten, waren aber nicht genügend mit dem Guten, mit dem Licht verbunden. In welchem Zustand sind die Ärmsten jetzt! Alle negativen Kräfte sind dabei, sie zu vernichten. Im Talmud heißt es, dass am Ende der Zeiten die Gerechten, das heißt die Eingeweihten, ein Festmahl mit dem Fleisch des Leviathan halten werden, diesem Ungetüm, das auf dem Grund der Ozeane lebt. Ja, er wird gefangen, zerlegt, gepökelt... und in Tiefkühlgeräten aufbewahrt werden, nehme ich an. Dann wird der Zeitpunkt kommen, da alle Gerechten sich an den Stücken seines Fleisches laben werden. Welch erfreuliche Aussicht! Müsste man sie wörtlich nehmen, wären viele Menschen, Christen und Ästheten wohl in der Tat angeekelt. Man muss es also folgendermaßen auslegen: Der Leviathan ist eine kollektive Wesenheit, die die Bewohner der Astralebene – symbolisiert durch das Meer – verkörpert. Und wenn dieses Ungetüm eines Tages ein Festmahl für die Gerechten wird, bedeutet dies, dass jeder, der seine Begierden und Leidenschaften der Astralebene zu meistern und zu nutzen weiß, darin eine Quelle des Reichtums und des Segens entdecken kann.

Kapitel 2: Der menschliche Baum

Wir haben gewisse Organe, deren Funktionen uns weder spirituell, ästhetisch noch sehr sauber vorkommen. Sie sind dennoch äußerst notwendig, weil jede Zelle, jedes Organ in uns mit anderen Zellen und anderen Organen auf dieselbe Weise verbunden ist, wie die Wurzeln eines Baumes mit seinen Ästen, Blättern, Blüten und Früchten. Wenn der Mensch diese Wurzeln abschneidet, das heißt, wenn er die Organe entfernt, die die Grundlage seiner Existenz sind, dann hat dies schreckliche Folgen. Es ist richtig, dass diese Organe manchmal dramatische Ereignisse auslösen, aber man muss sie am Leben lassen und stets versuchen, daraus Kräfte zu schöpfen und sie umzuwandeln.

In Biografien bemerkenswerter Männer und Frauen stellt man oft erstaunt fest, dass viele anormale oder sogar kriminelle oder andere grauenhafte Neigungen hatten. Wenn man nichts über die Struktur des Menschen weiß, begreift man nicht wie so etwas möglich ist. Aber in Wirklichkeit ist es ganz einfach: Wegen ihrer niederen Neigungen, mit denen sie ständig konfrontiert wurden und die sie meistern mussten, gelang es diesen Männern und Frauen, bewusst oder unbewusst, Pfropfreiser in den Tiefen ihres Wesens aufzupfropfen. Je fürchterlicher und glühender ihre Leidenschaften, also ihre Wurzeln waren, desto saftigere Früchte, also bedeutendere Werke, brachten sie hervor. Viele andere Menschen hingegen, die keine solchen Mängel hatten, blieben unfruchtbar, gaben der Menschheit nichts und lebten extrem unbedeutend und mittelmäßig.

Ich will damit nicht sagen, dass man seine schlechten Veranlagungen rechtfertigen oder kultivieren sollte, nein, aber dass wir diese höhere Philosophie verstehen müssen, die lehrt, wie man die Kräfte des Bösen nutzen kann, um großartige Werke hervorzubringen. Je höher der Stamm und die Äste sich zum Himmel erheben, desto tiefer greifen die Wurzeln in die Erde. Wer das nicht begreift, wird erschrecken, sobald er das Ausmaß des Bösen erkennt. Man darf keine Angst haben. Alles in der Natur ist nach außergewöhnlich weisen Gesetzen entstanden. Wenn wir keine tiefen Wurzeln haben, sind wir unfähig, aus dem Boden die nährenden Elemente zu schöpfen, die wir brauchen, um den Stürmen des Lebens zu trotzen.

Vertiefen wir nun diesen Vergleich zwischen Mensch und Baum. Die Wurzeln entsprechen dem Magen und dem Geschlecht. Ja, der Mensch ist dank seinem Magen, mit dem er sich ernähren, und dank seinem Geschlecht, mit dem er sich fortpflanzen kann, in der Erde verwurzelt. Der Stamm verkörpert die Lungen und das Herz, das heißt Atemsystem und Blutkreislauf mit Arterien und Venen. Im Stamm transportiert der absteigende Strom den verarbeiteten Saft, der den Baum nährt, während der aufsteigende Strom den rohen Saft bis in die Blätter befördert, wo er umgewandelt wird. Genau so ist es mit unserem Blutkreislauf:

 

Die Arterien befördern das reine Blut und die Venen das bereits verschmutzte. Beide Ströme arbeiten also zusammen zur Erhaltung des menschlichen Baumes.

Die Blätter, Blüten und Früchte entsprechen dem Kopf. Alle Gedanken verkörpern die Früchte des Menschen, denn mit dem Kopf bringt der Mensch Früchte hervor. Aber die Wurzeln, der Stamm mit seinen Ästen sowie die Blätter, Blüten und Früchte sind miteinander verbunden.

Betrachten wir nun die Entsprechungen, die wir zwischen dem Baum und unseren verschiedenen Körpern herstellen können. Die Wurzeln entsprechen dem physischen Körper, der Stamm dem Astralkörper und die Äste dem Mentalkörper. Diese drei Körper, der physische, astrale und mentale, bilden unser niederes Selbst, die Personalität. Diese drei Körper ermöglichen uns das Handeln, Fühlen und Denken, jedoch auf den unteren Ebenen. Dann sehen wir, dass der Kausalkörper den Blättern, der Buddhikörper den Blüten und der Atmankörper den Früchten entspricht. Sie bilden die höhere Dreiheit, die Individualität. Dank ihrer kann der Mensch auf den höheren Ebenen denken, fühlen und handeln.

Der Magen zum Beispiel ist eine Fabrik, in der sich die rohe Materie verwandelt. Dort befinden sich die Wurzeln unseres physischen Wesens. Der Rohstoff, den man dem Magen zuführt, wird anschließend in den Lungen, im Herzen und im Gehirn bearbeitet.

 

Er wird zu Gedanken und Gefühlen, und diese Gedanken und Gefühle fließen ihrerseits in den Organismus hinunter, um die Zellen mit ihrer subtilen Energie zu nähren. So findet ein ständiger Austausch zwischen unserem physischen und unserem psychischen Wesen statt, aber auch zwischen unserem niederen und unserem höheren Selbst. Ohne diesen Austausch, ohne diesen Energiekreislauf würden wir sterben.

Symbolisch gesprochen verkörpert der Mensch also einen Baum mit Wurzeln, Stamm, Ästen, Blättern, Blüten und Früchten. Aber während offensichtlich alle Menschen Wurzeln, Stamm und Äste besitzen, sind die meisten doch Bäume ohne Früchte, ohne Blüten und sogar ohne Blätter. Natürlich kann jeder Mensch in sich Blüten hervorbringen, nur muss er daran arbeiten, ein großes Wissen besitzen und viel Zeit opfern, damit die Blüten zur Entfaltung gelangen, ihren Duft verströmen und ihre Früchte hervorbringen. Die Früchte sind das Werk verschiedener Tugenden.

 

In den Blättern, Blüten und Früchten kann man auch die Liebe, die Weisheit und die Wahrheit sehen. Die Blätter stellen die Weisheit, die Blüten die Liebe und die Früchte die Wahrheit dar. Für den, dessen Bewusstsein zu tief in die Materie gesunken ist, gibt es kein Licht, keine Wärme, kein Leben mehr. Er ist also im groben Teil des Baumes: im physischen, astralen, mentalen Körper. Bewegung, Wärme und Licht manifestieren sich nur in Blättern, Blüten und Früchten. Wer Weisheit, Liebe und Wahrheit sucht, lebt in den Blättern, Blüten und Früchten, den drei höheren Körpern.