Allein im dunklen Wald - Jenny Pergelt - E-Book

Allein im dunklen Wald E-Book

Jenny Pergelt

0,0

Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! »Hast du alles eingepackt?«, fragte Anka ihre Tochter. »Ja, Mama«, erwiderte Lia und schob sich einen Löffel von ihrem Lieblings-Müsli in den Mund. »Du wirst mir fehlen, mein Schatz. Du wirst mir wirklich ganz schrecklich fehlen.« Lia seufzte so theatralisch auf, dass Anka Mühe hatte, das zu verkraften. »Geht das schon wieder los? An jedem zweiten Freitag erzählst mir, wie sehr du mich vermissen wirst, wenn ich das Wochenende bei Papa bin.« Anka beugte sich über den Frühstückstisch und gab ihrer süßen Tochter einen Kuss auf die Wange. »Tut mir leid, wenn dich das stört. Aber ich sage nur die Wahrheit. Du wirst mir fehlen, und dagegen kann ich nun mal gar nichts machen.« »Doch, könntest du«, erwiderte Lia zaghaft und warf ihrer Mutter einen vorsichtigen Blick zu. »Ich wüsste, wie wir dieses Problem aus der Welt schaffen könnten. Du brauchst mich nur zu fragen.« »Okay, dann mache ich das mal. Also mein kluges Töchterchen, welche geniale Lösung schwebt dir denn vor?« »Na ja«

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 114

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Chefarzt Dr. Norden – 1224 –

Allein im dunklen Wald

Diese Nacht werden Fee Norden und die kleine Lia niemals vergessen

Jenny Pergelt

»Hast du alles eingepackt?«, fragte Anka ihre Tochter.

»Ja, Mama«, erwiderte Lia und schob sich einen Löffel von ihrem Lieblings-Müsli in den Mund.

»Du wirst mir fehlen, mein Schatz. Du wirst mir wirklich ganz schrecklich fehlen.«

Lia seufzte so theatralisch auf, dass Anka Mühe hatte, das zu verkraften. »Geht das schon wieder los? An jedem zweiten Freitag erzählst mir, wie sehr du mich vermissen wirst, wenn ich das Wochenende bei Papa bin.«

Anka beugte sich über den Frühstückstisch und gab ihrer süßen Tochter einen Kuss auf die Wange. »Tut mir leid, wenn dich das stört. Aber ich sage nur die Wahrheit. Du wirst mir fehlen, und dagegen kann ich nun mal gar nichts machen.«

»Doch, könntest du«, erwiderte Lia zaghaft und warf ihrer Mutter einen vorsichtigen Blick zu. »Ich wüsste, wie wir dieses Problem aus der Welt schaffen könnten. Du brauchst mich nur zu fragen.«

»Okay, dann mache ich das mal. Also mein kluges Töchterchen, welche geniale Lösung schwebt dir denn vor?«

»Na ja«, druckste Lia herum, dann sagte sie hastig: »Papa und du, ihr könntet wieder zusammenziehen. Dann wären wir wieder eine richtige Familie und könnten jedes Wochenende gemeinsam verbringen.«

»Ach, Lia!« Bekümmert sah Anka ihr Kind an. Wann würde Lia endlich akzeptieren, dass die Ehe ihrer Eltern vorbei war? »Mäuschen, darüber haben wir doch schon ganz oft gesprochen. Dein Vater und ich sind noch immer gute Freunde, aber wir haben uns leider nicht mehr so lieb wie früher. Unsere Ehe hat nicht funktioniert und daran hat niemand Schuld. Manchmal passt man einfach nicht zusammen.«

»Ihr habt aber jahrelang perfekt zusammengepasst! Warum soll sich das denn plötzlich geändert haben?«

»Es ist nicht plötzlich passiert. Wir haben uns mit der Zeit auseinandergelebt. Das kommt vor. Ich habe dir doch schon einmal erklärt, dass …« Anka brach ab, als das Telefon klingelte.

»Papa!«, rief Lia strahlend. »Das ist bestimmt Papa!« Sie sprang vom Frühstückstisch auf und lief von der Küche ins Wohnzimmer.

Anka sah ihrer ungestümen Tochter mit einem nachsichtigen Lächeln hinterher. Sie lauschte, als Lia den Anruf entgegennahm. Nach den wenigen Wortfetzen, die zu ihr drangen, wusste sie, dass Lia mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte: Es war tatsächlich Steffen, der anrief, um alles für das gemeinsame Wochenende abzusprechen.

Sie stand auf, um den Tisch abzudecken und die Küche aufzuräumen. Die nächsten fünf Minuten gönnte sie Lia und ihrem Vater, obwohl sich die beiden am Nachmittag sehen und das gesamte Wochenende zusammen sein würden. In der Kaffeekanne befand sich noch ein Schluck, der nun in Ankas Tasse landete und ihr eine kleine Auszeit auf der sonnenüberfluteten Terrasse verschaffen würde.

Anka drehte ihren Stuhl so, dass er im Schatten stand. Sie nippte an ihrem Kaffee, während ihre Augen kritisch über die niedrigen Staudenbeete wanderten. Vielleicht sollte sie das kinderlose Wochenende nutzen, um endlich ihren Garten auf Vordermann zu bringen. Zwischen den blühenden Rosensträuchern machte sich das Unkraut breit. Es dort herauszuholen, war eine mühselige und schweißtreibende Arbeit, die sie am besten in den frühen Morgenstunden erledigte, bevor es zu heiß für die Gartenarbeit wurde.

Steffen hatte ihr vorgeschlagen, einen Gärtner zu engagieren und sich im gleichen Atemzug angeboten, die Kosten dafür zu übernehmen. Natürlich hatte Anka das sofort abgelehnt. Es wäre wirklich albern, sich professionelle Hilfe für das winzige Grundstück zu holen. Außerdem fühlte es sich nicht richtig an, wenn Steffen nun auch noch einen Gärtner bezahlte. Es reichte schon, dass er alle Ausgaben für das Haus trug, die teure Privatschule seiner Tochter finanzierte und jeden Monat eine unverschämt hohe Summe für Lias Unterhalt überwies. Auch die junge Frau, die neuerdings vorbeikam, um im Haus auf Steffens Kosten zu putzen, war seine Idee gewesen.

»Du arbeitest doch den ganzen Tag im Institut und möchtest deine Freizeit bestimmt nicht mit dem Staubwedel verbringen«, hatte er gesagt, um sie zu überzeugen. »Lass mich dir doch helfen. Du weißt ganz genau, dass mir das Freude macht.«

»Es ist nicht mehr deine Aufgabe, mir zu helfen oder mir mein Leben zu erleichtern«, hatte sie ein wenig schnippisch geantwortet und sich sofort dafür geschämt. Steffen hatte es nur gut gemeint, und wenn sie ehrlich war, gefiel ihr der Gedanke, nicht mehr das halbe Wochenende für den Hausputz zu opfern.

»Das weiß ich«, hatte er leise gesagt. »Und ich weiß auch, dass du bestens ohne mich klarkommst. Aber es ist doch nichts dabei, sich diesen kleinen Luxus zu gönnen. Bitte, lass es mich für euch tun. Ich will nichts anderes, als dass es dir und Lia gut geht.«

»Uns geht es gut, Steffen. Du machst dir viel zu viele Gedanken um uns. Ich schaffe meinen Haushalt, auch wenn ich den ganzen Tag arbeite.«

»Ja, natürlich. Du hast schon immer alles im Griff gehabt. Aber was spricht dagegen, sich das Leben etwas einfacher zu machen? Und wenn du schon nicht an dich denkst, dann wenigstens an Lia. Sie freut sich bestimmt, wenn ihre Mama jetzt mehr Zeit für sie hat.«

Indem Steffen Lia ins Spiel gebracht hatte, war es ihr leicht gefallen nachzugeben. Lia war diejenige, um die sich alles drehte. Nur ihretwegen hatten sich ihre Eltern nicht für immer aus den Augen verloren, als sie nach acht gemeinsamen Jahren getrennte Wege gingen. Und nur ihretwegen fühlten sie sich einander noch verbunden.

Zumindest war es das, woran Anka glauben wollte.

Nur wenige Tage, nachdem sie ihr Okay gegeben hatte, war Gitta Meincke vorbeigekommen, um sich bei ihr vorzustellen. Die junge Frau arbeitete für dieselbe Reinigungsfirma, die auch Steffens große Villa in Ordnung hielt. Gitta hatte einen kompetenten und sympathischen Eindruck auf Anka gemacht und kam seitdem einmal in der Woche vorbei, um ihr die groben Hausarbeiten abzunehmen.

Seufzend stellte Anka ihre leere Kaffeetasse auf dem Tisch neben sich ab. Steffen war warmherzig und großzügig. Das war er immer schon gewesen – und trotzdem war ihre Ehe zerbrochen.

*

»Mama!« Lia kam auf die Terrasse gelaufen. In ihrer Hand hielt sie das Telefon. »Papa möchte noch mit dir sprechen.« Sie reichte das Telefon an ihre Mutter weiter und sagte: »Ich hole schnell meinen neuen Badeanzug! Dann kann ich den mit zu Papa nehmen.«

»Was stimmt denn nicht mit den beiden Badeanzügen, die bereits bei ihm sind?«, rief Anka ihrer Tochter hinterher. Doch Lia war längst wieder im Haus verschwunden und blieb ihrer Mutter die Antwort schuldig.

»Guten Morgen Steffen«, sprach sie ins Telefon.

»Hallo Anka«, erwiderte er, und Anka spürte, dass er dabei lächelte. »Lia möchte unbedingt ihren neuen Badeanzug mitnehmen, um ihn mir vorzuführen.«

»Kein Problem, Steffen. Es wäre nur gut, wenn du sie am Sonntag daran erinnerst, ihn wieder einzupacken. Ihre Klasse will in der nächsten Woche ins Schwimmbad gehen. Dann möchte sie ihn sicher wieder anziehen.«

»Geht klar. Liegt sonst noch was an? Lia sprach von einem Gedicht, das sie bis Montag lernen muss. Ganz schön gemein von den Lehrern, den Kindern so etwas noch kurz vor den großen Ferien aufzubrummen.«

»Erzähl ihr das bloß nicht. Außerdem ist es gar nicht so schlimm, wie’s sich anhört. Das Gedicht ist sehr kurz und leicht zu lernen. Und eigentlich kann sie es bereits. Aber es schadet bestimmt nichts, wenn sie es noch ein paar Mal wiederholt. Was habt ihr denn fürs Wochenende geplant?«

»Du meinst außer den ganzen Tag faul am Pool zu liegen?«, fragte Steffen mit einem leisen Lachen. »Nicht viel. Es soll sehr heiß werden. Da werden wir uns auf alle Fälle in Wassernähe aufhalten. Vielleicht fahren wir noch mit dem Boot raus. Mal sehen, worauf Lia Lust hat.«

Oder Bea, dachte Anka. Beatrice war die aktuelle Freundin von Steffen. Nicht die erste und wahrscheinlich auch nicht die Letzte seit der Trennung. Anka müsste es eigentlich egal sein, mit wem Steffen seine Zeit verbrachte – oder sein Bett teilte. Immerhin ging es sie nichts mehr an. Jeder lebte sein eigenes Leben und musste niemandem darüber Rechenschaft ablegen. Umso seltsamer war es, dass ihr der Gedanke an Steffens Freundin einen kleinen, schmerzhaften Stich in der Nähe ihres Herzens verursachte. Fast so, als wäre sie eifersüchtig. Doch das war gar nicht möglich – und ziemlich bedauernswert.

»Und was steht bei dir auf dem Programm?«, riss sie Steffens Frage aus ihren Gedanken. »Wirst du dir wieder Arbeit mit nach Hause nehmen und deine Nase in die Bücher stecken?«

»Weil ich ja nie etwas anderes mache?«, gab Anka spitz zurück. Sie ärgerte sich plötzlich, dass Steffen annahm, ihr Leben bestände nur aus Arbeit. Er war der unverbesserliche Workaholic, nicht sie!

»Nein! Natürlich nicht! Tut mir leid, wenn das so bei dir ankam.«

»Schon gut.« Anka seufzte. Sie wollte nicht mit Steffen wegen einer Lappalie streiten. »Du hast nichts falsch gemacht. Keine Ahnung, warum ich so dünnhäutig reagiere. Und um auf deine Frage zurückzukommen: Nein, ich werde mir diesmal keine Arbeit mit nach Hause nehmen. Heute Abend gehe ich mit einem Kollegen essen. Dann überlegen wir uns, was wir am Wochenende unternehmen wollen.«

»Gemeinsam?« Steffen klang dabei fast entsetzt, und in Ankas Gesicht schlich sich ein zufriedenes Lächeln.

»Ja, gemeinsam. Hast du gedacht, ich sitze immer nur allein zu Hause herum, wenn Lia am Wochenende bei dir ist?«

»Ja … äh … nein, natürlich nicht. Ich meine …« Steffen brach ab. Anka musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er sich gerade nervös mit einer Hand durch seine Haare fuhr, weil er verwirrt und aufgeregt war. »Wer ist er? Kenne ich ihn?«, platzte er schließlich heraus.

»Steffen, ich denke nicht, dass dich das etwas angeht«, erwiderte Anka sanft.

»Das sehe ich anders. Immerhin wird dieser Mann auch Umgang mit meiner Tochter haben. Da sollte ich schon wissen, wer er ist. Ich finde, es ist nur fair von dir, wenn du es mir sagst. Über meine Beziehungen habe ich dich nie im Unklaren gelassen.«

»Beziehungen?« Anka tat, als wüsste sie nicht, wovon er sprach. »Ach so! Du meinst sicher diese zahllosen kurzlebigen Liebschaften, die man nur schwerlich als echte Beziehung bezeichnen kann. Stimmt, du hast mir immer von ihnen erzählt, weil es dir gut gefällt, mir jede einzelne unter die Nase zu reiben.« Trotz ihres Vorsatzes, nicht mit ihm zu streiten, war Anka jetzt auf dem besten Weg dorthin.

»Nein! Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt, mit wem Lia es zu tun hat, wenn sie bei mir ist. Dass ich es dir unter die Nase reiben wollte, ist totaler Schwachsinn. Warum sollte ich denn so etwas tun? Ich bin dir doch schon lange egal! Was ich mache oder mit wem ich es mache, interessiert dich doch nicht mehr!«

»Gut erkannt! Es interessiert mich überhaupt nicht, mit welchem dummen Blondchen du dich gerade amüsierst! Und genauso wenig hat es dich zu interessieren, wer der neue Mann in meinem Leben ist!«

»Verdammt, Anka! Ich denke dabei doch nur an Lia! Vielleicht ist dieser Typ nicht gut für sie! Vielleicht ist er ja …«

»Steffen, hör endlich auf! Albert stellt ganz sicher keine Gefahr für Lia dar! Ich bin immer noch ihre Mutter! Wie kannst du auch nur eine Sekunde annehmen, dass ich nicht auf meine Tochter achtgeben kann?«

»Albert? Dieser Langweiler aus deinem Institut?«, fragte Steffen. »Ausgerechnet diese Schlaftablette ist dein Neuer? Wow, ich hatte ja keine Ahnung, dass du auf solche Schnarchnasen stehst. Wenn ich das früher gewusst hätte …«

»Steffen, es reicht!«, fiel sie ihm empört ins Wort. »Wenn du Lia am Sonntagabend zurückbringst, bleib bitte im Wagen sitzen und bringe sie nicht zur Tür. Auf eine weitere Unterhaltung mit dir lege ich nämlich keinen Wert!« Wütend beendete sie das Gespräch.

»Habt ihr euch schon wieder gestritten?«

Anka schrak zusammen, als sie Lias traurige Stimme hinter sich hörte. Schuldbewusst drehte sie sich zu ihrer Tochter um, die im Türrahmen stand, mit dem Badeanzug in ihrer Hand. Anka sprang auf und eilte zu ihr. Sie ging vor ihr in die Hocke und sah sie um Verzeihung bittend an.

»Es tut mir leid, dass du das mitbekommen hast.«

»Es sollte dir lieber leidtun, dass du mit Papa gezankt hast«, maulte Lia. »Warum könnt ihr euch denn nicht vertragen?«

»Das ist leider sehr kompliziert, meine Süße.«

»Nein, ist es nicht! Wenn ich mich mit meinen Freundinnen streite, vertragen wir uns hinterher immer. Wir sind uns nie lange böse. Aber ihr … ihr benehmt euch unmöglich! Überhaupt nicht wie Erwachsene!« Lia warf ihrer Mutter noch einen letzten anklagenden Blick zu, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte. »Ich packe meinen Badeanzug in den Rucksack«, sagte sie so leise, dass Anka sie kaum verstehen konnte.

Anka fragte sich, wie es sein konnte, dass ihre kleine, neunjährige Tochter viel vernünftiger war als ihre Eltern, bei denen die Unterhaltungen oft in einem Streit mündeten?

Anka folgte Lia ins Haus und schalt sich im Stillen für ihr eigenes, kindisches Verhalten. Dieser Streit war albern gewesen. Von Albert hatte sie nur gesprochen, weil sie sich über Steffens harmlose Stichelei geärgert hatte. Seine Anspielung, dass sie ihre Wochenenden oft mit Arbeit verbrachte, hatte er nicht böse gemeint. Trotzdem hatte sie deswegen die Contenance verloren. Er sollte nicht glauben, dass sie einsam und allein zu Hause herumsaß, während er ein tolles, abwechslungsreiches Leben mit seiner zwanzigjährigen Beatrice führte. Nur deshalb hatte sie diesen Unsinn über Albert von sich gegeben. Es stimmte zwar, dass sie zusammen zu Abend essen würden. Doch es war keine romantische Verabredung, sondern nur ein Arbeitsessen – mit der gesamten Projektgruppe. Und das Wochenende? Anka verzog betrübt den Mund. Ihr Wochenende würde genau so verlaufen, wie Steffen es vermutet hatte: Sie würde vor ihrem Laptop sitzen und an dem neuen Studienkonzept arbeiten. Allein, einsam und bemitleidenswert.

Als sie mit Lia zu ihrem Wagen ging, zeigte ein Signal ihres Handys den Eingang einer neuen Nachricht an.

»Die ist bestimmt von Papa«, behauptete Lia naseweis. »Ich wette mit dir, dass er sich wieder mit dir versöhnen will.«