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Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! »Guten Morgen, meine wunderschöne, bezaubernde Schlafmütze.« Mark beugte sich zu Anneka hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze, den sie mit einem leisen Knurren quittierte. »Was war das denn gerade?«, fragte er lachend. »Knurrst du mich neuerdings an?« »Nur wenn du meinen Tiefschlaf störst und mich mitten in der Nacht aufweckst«, nuschelte Anneka schlaftrunken, ohne ihre Augen zu öffnen. »Mitten in der Nacht? Es ist nach neun Uhr am Morgen.« »Na und? Heute ist Sonntag. Da wird ausgeschlafen.« »Tja, meine Süße, das hört sich nach einem tollen Plan an. Aber leider kann ich nicht mehr schlafen, weil ich immer noch auf eine Antwort von dir warte.« Mark Vomhold zog seine Liebste lächelnd in seine Arme und freute sich, als sie sich sofort an ihn schmiegte. Allerdings machte sie keinerlei Anstalten, munter zu werden oder ihm endlich zu sagen, was er hören wollte. »Anni, Liebling …« Mark versuchte es noch einmal mit ein paar flüchtigen, gehauchten Küssen auf Nase, Mund und Wangen, um Anneka endlich wach zu bekommen. »Was ist denn nun?«, sagte er leise.
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Seitenzahl: 112
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»Guten Morgen, meine wunderschöne, bezaubernde Schlafmütze.« Mark beugte sich zu Anneka hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze, den sie mit einem leisen Knurren quittierte.
»Was war das denn gerade?«, fragte er lachend. »Knurrst du mich neuerdings an?«
»Nur wenn du meinen Tiefschlaf störst und mich mitten in der Nacht aufweckst«, nuschelte Anneka schlaftrunken, ohne ihre Augen zu öffnen.
»Mitten in der Nacht? Es ist nach neun Uhr am Morgen.«
»Na und? Heute ist Sonntag. Da wird ausgeschlafen.«
»Tja, meine Süße, das hört sich nach einem tollen Plan an. Aber leider kann ich nicht mehr schlafen, weil ich immer noch auf eine Antwort von dir warte.« Mark Vomhold zog seine Liebste lächelnd in seine Arme und freute sich, als sie sich sofort an ihn schmiegte. Allerdings machte sie keinerlei Anstalten, munter zu werden oder ihm endlich zu sagen, was er hören wollte.
»Anni, Liebling …« Mark versuchte es noch einmal mit ein paar flüchtigen, gehauchten Küssen auf Nase, Mund und Wangen, um Anneka endlich wach zu bekommen. »Was ist denn nun?«, sagte er leise. »Ja oder nein?«
Gegen das helle Licht der Morgensonne blinzelnd, öffnete sie schließlich ihre Augen einen Spaltbreit.
»Wie bitte?«, fragte sie und hörte sich schon ein wenig munterer an.
»Ich habe dir gestern Abend eine Frage gestellt«, sagte er weich. »Und du bist mir wieder einmal die Antwort schuldig geblieben.«
Anneka hob eine Hand und streichelte zärtlich sein Gesicht. Der ernste und bedauernde Zug um ihren Mund verriet Mark mehr, als es ihre Worte vermocht hätten.
»Also bekomme ich wieder ein Nein?«, fragte er und bemühte sich, nicht zu deutlich verletzt zu klingen.
»Mark, du weißt, dass ich dich liebe«, sagte sie sanft.
»Zumindest behauptest du das sehr oft, mein Schatz.«
»Es ist mehr als eine Behauptung, es ist die Wahrheit und auch das weißt du.«
»Dann verstehe ich nicht, warum du nicht mit mir zusammenziehen willst. Wir lieben uns und sind glücklich miteinander. Wir sehen uns fast täglich, verbringen die meisten Nächte zusammen und jedes Wochenende. Entweder sind wir dann bei dir oder bei mir. Einer von uns fühlt sich dabei immer als Gast und schleppt eine Reisetasche mit sich herum. Dieses Hin und Her nervt dich genauso wie mich. Jetzt, wo ich endlich meine neue Wohnung habe, können wir das beenden. Zieh bei mir ein. Wenn du ja sagst, wird aus meiner Wohnung unsere Wohnung. Wir könnten ständig zusammen sein, wären nicht mehr getrennt und müssten nicht aus dem Koffer leben. Wann immer uns der Sinn danach steht, könnten wir uns in den Armen liegen und uns ununterbrochen küssen.« Anneka gluckste leise, als er ihr sofort zeigte, wie genau er sich die Küsse so vorstellte. Allerdings beendete er seine Zärtlichkeiten für ihren Geschmack viel zu schnell.
Sanft strich er ihr eine lange, blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ dann seine Hand an ihrer Wange liegen. »Anni, wir sind jetzt seit fast einem Jahr ein Paar«, sagte er warm. »Was spricht denn noch dagegen, den nächsten Schritt zu machen?«
Anneka holte tief Luft und sah ihn aus ihren veilchenblauen Augen besorgt an. »Es ist ein großer, ein gewaltiger Schritt, der alles zwischen uns verändern kann. Bist du denn auch wirklich bereit dafür?«
»Jedenfalls mehr als du.« Nun hörte er sich doch gekränkt an, und Mark ärgerte sich darüber. Er wollte nicht beleidigt sein und ihr zeigen, wie weh ihm ihre Zurückweisung tat.
Er rückte von Anneka ab und setzte sich auf. Als er Anstalten machte, das Bett zu verlassen, legte Anneka eine Hand auf seinen Unterarm, um ihn zurückzuhalten.
»Bitte, Mark, sei mir nicht böse«, sagte sie betrübt.
»Ich bin dir nicht böse. Das könnte ich gar nicht. Aber ich bin … enttäuscht und auch ein wenig verletzt, weil du nicht das Gleiche willst wie ich.«
»Bei uns läuft es gerade so gut. Wir sind verliebt und genießen die Zeit, die wir miteinander verbringen. Wenn wir uns erst eine Wohnung teilen, wird sich bei uns schnell der Alltag und die Gewohnheit einschleichen.«
»Nichts davon wird meine Liebe zu dir schmälern. Ganz im Gegenteil. Unsere Beziehung wird stärker und stabiler werden, wenn wir uns dem Alltag gemeinsam stellen. Und was spricht eigentlich gegen Gewohnheit? Ich gewöhne mich gern an dich und kann nicht genug von dir bekommen.« Er küsste sie noch einmal, diesmal mit mehr Leidenschaft und ausdauernder als zuvor. »Und davon kann ich auch nicht genug bekommen.«
Anneka lachte, als er nun an ihrer empfindlichen Stelle am Hals knabberte und sie neckte. In solchen Momenten wünschte auch sie sich nichts sehnlicher, als jede Minute des Tages mit Mark zusammen zu sein. Dann konnte sie fast vergessen, warum es ihr nicht gelang, ohne Sorgen in die Zukunft zu schauen.
Den restlichen Sonntag taten sie ihr Bestes, um nicht mehr über ihre Wohnsituation zu sprechen oder auch nur daran zu denken. Erst als Mark am Abend nach Hause fahren wollte, stand das Thema wieder im Raum.
»Du könntest auch hierbleiben«, sagte Anneka zu ihm.
»Du könntest auch mitkommen.« Mark hauchte ihr einen letzten Kuss auf die Lippen. »Oder gleich bei mir einziehen.«
»Mark …«
»Schon gut. Vergiss einfach, dass ich schon wieder davon angefangen habe.« Mark zog sich seine Jacke über und öffnete die Wohnungstür. »Ich verspreche dir, ich werde dich nie wieder bitten, deine Wohnung aufzugeben und mit mir zusammenzuleben. Ich habe heute zum letzten Mal gefragt. Jetzt bist du an der Reihe, Anni. Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist, deine Freiheit aufzugeben. Ich kann warten.« Er lächelte sie noch ein letztes Mal an, so, als wollte er ihr damit beweisen, dass er nicht sauer war, und zog dann die Tür hinter sich zu.
Anneka blieb lange in ihrem kleinen Flur stehen und starrte auf die geschlossene Wohnungstür. Bei Marks Worten hatte sie sekundenlang die Angst verspürt, dass er sich von ihr abwenden würde. Dass er keinen Sinn in ihrer Beziehung sah, weil sie ihre Wohnung nicht für ihn aufgeben wollte. Oder ihre Freiheit, wie er es genannt hatte. Er hatte keine Ahnung, wie falsch er mit dieser Vermutung lag. Ihr ging es nicht um Freiheit. In seiner Gegenwart fühlte sie sich nie gefangen. Für immer mit Mark zusammen zu sein, das war das Schönste, was sie sich überhaupt vorstellen konnte.
Er irrte sich, wenn er dachte, sie würde ihn nicht genug lieben. Sie hatte ihn immer geliebt, von Anfang an. Schon bei ihrer ersten Begegnung auf der Silvesterparty vor einem knappen Jahr hatte sie sich in ihn verliebt. Bereits damals war ihr klar gewesen, dass er der Mann war, mit dem sie für immer zusammenbleiben wollte.
Und trotzdem streikte sie, wenn er sie bat, zu ihm ziehen.
Anneka schüttelte traurig den Kopf. Sie ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf den gemütlichen alten Ohrensessel. Von hier aus konnte sie fast die gesamte Wohnung überblicken. Sie war so klein, dass sich nicht mehr als drei Personen gleichzeitig darin aufhalten konnten, ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Sie liebte ihre Wohnung und wäre trotzdem jederzeit bereit, sie aufzugeben, um zu Mark zu ziehen, wenn – Anneka seufzte laut auf – ja, wenn da nicht diese große Sorge wäre, dass Mark gar nicht dazu bereit sei. Ironischerweise nahm er das Gleiche von ihr an. Dass sie zauderte, weil sie diesen großen Schritt nicht machen wollte. Aber das stimmte nicht. Warum sollte sie zaudern, wenn sie sich ihrer Liebe zu Mark so sicher war? An ihren Gefühlen zu ihm hatte sie keine Zweifel. Mark war ihre große Liebe, und in ihrem Herzen gab es nur Platz für ihn. Dass sie ihm trotzdem immer wieder einen Korb gab, hatte andere Gründe.
In Anneka hatte sich die fixe Idee festgesetzt, dass Marks Liebe zu ihr gar nicht so tief und unerschütterlich war, wie er zu glauben meinte. Vielleicht war das, was er für Anneka empfand, gar keine tiefe, reine Liebe, sondern einfach nur … Dankbarkeit.
Wenn Anneka bei ihrer ewigen Grübelei an diesem Punkt angelangt war, schossen ihr jedes Mal die Tränen in die Augen. Sie wollte nicht, dass er sich ihr verpflichtet fühlte. Sie wollte, dass er sie um ihrer selbst willen liebte und nicht aus falsch verstandener Dankbarkeit.
Als sie Mark kennenlernte, steckte er in der wohl schlimmsten Krise seines Lebens. Zusammen mit seinen Eltern war er Inhaber einer bedeutsamen Investmentfirma gewesen. Ihre Aufgabe war es, gutbetuchten, hochkarätigen Kunden zu helfen, ihr Geld möglichst gewinnbringend anzulegen und tüchtig zu vermehren.
Die Geschäfte liefen gut, der Firma ging es blendend und die Vomholds konnten sich ein luxuriöses Leben leisten. Mark genoss dieses Leben in vollen Zügen. Er besaß damals eine teure Wohnung in der besten Lage, fuhr schnittige Sportwagen und hatte einen riesigen Freundeskreis. Dass seine Eltern währenddessen im großen Stil Steuern hinterzogen, ahnte er nicht. Von ihren kriminellen Machenschaften erfuhr er erst, als die Steuerfahndung in der Tür stand und die Geschäftsräume auf den Kopf stellte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich seine Eltern längst ins Ausland abgesetzt und ihren Sohn mit den ganzen Problemen allein gelassen.
Seine Freunde, Bekannte und Geschäftspartner taten es ihnen gleich. Sie wandten sich von Mark ab, als die Schwierigkeiten publik wurden. Bis auf einen Onkel und dessen Familie hatte Mark niemanden mehr, der zu ihm stand. Und dann war Anneka Norden in sein Leben getreten. Sie hatte sich von den Anschuldigungen nicht beirren lassen und immer an seine Unschuld geglaubt. Selbst als von einer möglichen Gefängnisstrafe gesprochen wurde, blieb sie bei ihm, bis die Anklage gegen ihn fallengelassen wurde. Sie standen das durch. Zusammen und dank ihrer Liebe.
Mark hatte nie ein Hehl daraus gemacht, wie unendlich dankbar er Anneka und deren Familie für ihre Hilfe war. Deshalb fragte sich Anneka manchmal, ob seine Dankbarkeit so tief ging, dass er sie mit Liebe verwechselte. Und wenn sie dann in ihren Grübeleien versank, gelangte sie irgendwann an den Punkt, an dem sie sich fragte, wie lange es noch dauern mochte, bis er seinen Irrtum erkannte. Wann würde er merken, dass er sie in Wahrheit gar nicht so liebte wie sie ihn? Wenn sie eine gemeinsame Wohnung hatten und er sich in dieser Beziehung nur noch gefangen fühlte?
Sobald sich Anneka in ihren obskuren Gedankengängen verlief und sie dabei bereits das Ende ihrer Liebe voraussah, zog sich ihr Herz vor Kummer zusammen. Natürlich gab es auch diese vernünftige, kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, wie dumm sie sich benahm. Und dass sie sich in etwas hineinsteigerte, das es womöglich gar nicht gab. Dann fragte sie sich, warum sie nicht an seine bedingungslose Liebe glauben konnte. Woher kam nur diese große Angst, dass er sie verlassen könnte?
*
Anneka Norden arbeitete als Sozialberaterin in einem Alten- und Servicezentrum im Herzen Münchens. Die Arbeit gefiel ihr. Sie war abwechslungsreich und interessant und das Wichtigste: Sie wurde hier gebraucht und konnte anderen Menschen helfen.
Heute sollte sie ihre Arbeit wieder einmal in die Behnisch-Klinik führen. Mit der Leiterin des dortigen Sozialdienstes verstand sie sich gut, sodass Anneka oft gerufen wurde, wenn es mit einem Patienten der Klinik Probleme gab. Bevor sie sich auf den Weg machte, schaute sie noch einmal im Büro ihrer Chefin vorbei.
»Ich fahre jetzt zu Frau Giese in die Behnisch-Klinik. Danach mache ich dann direkt Feierabend.«
»Hast du heute etwas Besonderes vor?«, fragte Diana Breitsprecher, mit der sich Anneka auch privat sehr gut verstand. »Fährst du wieder in Marks neue Wohnung und hilfst ihm beim Einrichten?«
»Eher beim Putzen. Die Monteure wollten heute die Küche aufbauen. Ich habe mir vorgenommen, die Schränke auszuwischen und das Geschirr einzuräumen. Bis Samstag gibt es noch viel zu tun. Die Wohnung soll fertig sein, wenn die Einweihungsparty steigt.«
»Niemand erwartet das bei einer neuen Wohnung. Du machst dir viel zu großen Druck und übertreibst es ein bisschen.«
»Da gibt es keinen Druck, nur einen Riesenspaß. Die Wohnung ist ein Traum, und es gefällt mir nun mal, wenn alles an seinem Platz ist und wir uns darin wohlfühlen.«
Bei so viel Enthusiasmus musste Diana lächeln. »Dein Mark kann froh und dankbar sein, dass er dich hat. Ich hoffe, er weiß dich zu schätzen und lässt dich nie wieder gehen.«
»Ja, das hoffe ich auch.« Anneka erwiderte Dianas Lächeln, obwohl es ihr schwerfiel. Sie wollte nicht Marks Dankbarkeit, sie wollte doch nur seine Liebe.
»Ist alles in Ordnung?« Diana musterte sie aufmerksam.
»Ja, natürlich. Warum fragst du?«
»Keine Ahnung. Es ist nur … also, in letzter Zeit wirkst du manchmal so …« Sie brach ab und sah Anneka unsicher an. »Ach, vergiss es. Du weißt ja, wie gluckenhaft ich sein kann. Ich benehme mich dann überfürsorglich und vermute hinter jeder ernsteren Miene gleich ein großes Drama.«
»Wir haben es hier täglich mit großen Dramen und schweren Schicksalsschlägen zu tun. Dass wir diese Dinge dann auch in unserem eigenen Alltag vermuten, dürfte uns eigentlich nicht wundern.« Anneka zog sich ihre Jacke über und griff nach ihrer Handtasche. »Bevor ich es vergesse: Denk an die Party am Samstag! Mark bat mich, dich daran zu erinnern.«
»Das ist lieb von ihm, und ich freue mich auch wirklich über die Einladung, aber ich denke nicht, dass ich kommen werde. Feiert mal lieber ohne mich. So richtig passe ich da nämlich gar nicht hin.«
Anneka sah sie irritiert an. »Warum denn nicht? Wie kommst du nur auf so etwas?«
»Na ja, ihr jungen Leute wollt doch sicher unter euch sein. Auf die Gesellschaft einer alten Frau legt ihr bestimmt keinen Wert.«