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Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Katja Baumann, die Assistentin des Chefarztes der Behnisch-Klinik, beendete erleichtert das kurze Telefonat mit dem Empfang. Dr. Daniel Norden hatte die Klinik bereits vor einiger Zeit betreten und würde sicher gleich bei ihr ankommen. Es gab also keinen Grund, sich Sorgen um ihn zu machen oder die Suche nach ihm zu starten. Halbwegs beruhigt wollte sie weiter an ihrem Brief schreiben, als Daniel Norden hereinkam. Er begrüßte sie mit einem »Guten Morgen«, das heute weniger fröhlich klang als sonst. »Guten Morgen, Chef«, erwiderte sie lächelnd und konnte nicht verhindern, dass ihre Augen zu der Uhr über der Tür wanderten. »Ich weiß, ich bin zu spät«, sagte Daniel seufzend und ließ sich auf den Stuhl vor Katjas Schreibtisch fallen. Nun hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. »Ist etwas passiert?«, fragte sie besorgt nach. Die Mail, an der sie gerade noch geschrieben hatte und die unbedingt vor neun verschickt werden musste, war auf einmal nicht mehr so wichtig. Wenn ihr Chef fast eine halbe Stunde später kam als üblich und dabei einen so genervten Eindruck machte, musste etwas Schlimmes vorgefallen sein. »Das kann man wohl sagen«, bestätigte er ihre Vermutung sofort. Doch das gequälte Aufstöhnen, das seinen Worten folgte, hörte sich seltsam theatralisch an und keineswegs so, als wäre es ernst gemeint. »Dann erzählen Sie mal, was los ist«
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Katja Baumann, die Assistentin des Chefarztes der Behnisch-Klinik, beendete erleichtert das kurze Telefonat mit dem Empfang. Dr. Daniel Norden hatte die Klinik bereits vor einiger Zeit betreten und würde sicher gleich bei ihr ankommen. Es gab also keinen Grund, sich Sorgen um ihn zu machen oder die Suche nach ihm zu starten. Halbwegs beruhigt wollte sie weiter an ihrem Brief schreiben, als Daniel Norden hereinkam.
Er begrüßte sie mit einem »Guten Morgen«, das heute weniger fröhlich klang als sonst.
»Guten Morgen, Chef«, erwiderte sie lächelnd und konnte nicht verhindern, dass ihre Augen zu der Uhr über der Tür wanderten.
»Ich weiß, ich bin zu spät«, sagte Daniel seufzend und ließ sich auf den Stuhl vor Katjas Schreibtisch fallen. Nun hatte er ihre volle Aufmerksamkeit.
»Ist etwas passiert?«, fragte sie besorgt nach. Die Mail, an der sie gerade noch geschrieben hatte und die unbedingt vor neun verschickt werden musste, war auf einmal nicht mehr so wichtig. Wenn ihr Chef fast eine halbe Stunde später kam als üblich und dabei einen so genervten Eindruck machte, musste etwas Schlimmes vorgefallen sein.
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte er ihre Vermutung sofort. Doch das gequälte Aufstöhnen, das seinen Worten folgte, hörte sich seltsam theatralisch an und keineswegs so, als wäre es ernst gemeint.
»Dann erzählen Sie mal, was los ist«, sagte Katja lächelnd und erhob sich von ihrem Platz. »Ich mache Ihnen inzwischen einen Kaffee. Sie sehen aus, als könnten Sie ihn gut gebrauchen.«
»Was ich dringend brauche, ist ein Geheimgang, der mich vom Parkplatz direkt in mein Büro führt, sodass ich unterwegs niemandem begegnen muss.«
Katja lachte leise, während sie den Kaffeeautomaten startete, um ihrem leidgeprüften Chef seinen geliebten Café Creme zu machen. »War es wieder so schlimm?«
Diesmal war es Daniel, der einen Blick auf die Uhr warf und dann schmerzvoll das Gesicht verzog. »Vierzig Minuten«, sagte er mit einem fassungslosen Kopfschütteln. »Ich habe geschlagene vierzig Minuten gebraucht für den Weg durch die Lobby, die Fahrt mit dem Fahrstuhl und die paar Meter vom Fahrstuhl bis hierher. Ich wollte längst an meinem Schreibtisch sitzen, die Post von gestern durchgearbeitet und meinen ersten Kaffee getrunken haben.«
»Apropos erster Kaffee.« Katja drückte ihm lächelnd die Tasse in die Hand. Normalerweise brachte sie ihm den Kaffee an seinen Schreibtisch, doch Daniel Norden machte nicht den Eindruck, als wollte er sich in sein Büro zurückziehen. Er hatte seinen Mantel abgestreift, sich entspannt auf dem Besucherstuhl zurückgelehnt und trank nun mit sichtbarem Genuss den ersten Schluck von seinem heißen Kaffee.
»Geht es Ihnen jetzt etwas besser?«
»Viel besser!« Daniel atmete tief durch. »Danke, Katja, Sie sind ein Engel! Wenn Sie nicht wären …«
»… dann hätten Sie sich Ihren Kaffee eben allein gemacht«, fiel sie ihm lachend ins Wort. »Ich traue Ihnen durchaus zu, mit der Kaffeemaschine fertig zu werden. Und nun erzählen Sie endlich. Was war los? Gab es ernste Probleme mit einem Patienten oder haben die Mitarbeiter Sie wieder mit kleinen Belanglosigkeiten in Beschlag genommen, die sie eigentlich auch allein lösen könnten?«
»Das Letztere.« Daniel hob eine Hand und begann an den Fingern abzuzählen: »Streitigkeiten wegen des Dienstplans, Schwierigkeiten mit der IT-Abteilung, zu lange Wartezeiten auf den Medizintechniker, schlechtes Nahtmaterial. Das Übliche halt, mit dem ich mich so herumschlagen muss bei meinem Gang durchs Haus.«
»Muss?«, fragte Katja und setzte sich auf ihren Platz zurück. »Ich halte Sie für den besten Chef, den man sich wünschen kann. Sie nehmen sich nicht nur Zeit für Ihre Patienten, sondern auch für Ihre Mitarbeiter. Allerdings meinen Sie es manchmal zu gut mit ihnen und nehmen ihnen viel zu viel ab. Es ist nicht Ihre Aufgabe, sich um die IT oder die Medizintechnik zu kümmern. Und für den Dienstplan sind die Abteilungsleiter zuständig und nicht Sie.«
Daniel zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Waschen Sie mir etwa gerade den Kopf?«
»Nein! Das würde ich doch nie wagen!«
»O doch! Das würden Sie!« Daniel zwinkerte ihr amüsiert zu. »Und ich bin sehr froh, dass es so ist. Sie haben ja Recht. Ich lasse mich zu sehr hinreißen und fühle mich immer sofort für alles verantwortlich. Dabei kommt meine eigentliche Arbeit manchmal zu kurz. Dann verbringe ich wieder den ganzen Abend an meinem Schreibtisch, um alles aufzuarbeiten, und komme nicht pünktlich nach Hause.« Er trank die Tasse leer und stand auf. »Also, Katja, halten Sie sich nicht mit Kritik oder guten Ratschlägen zurück, wenn Sie meinen, dass ich sie nötig habe. Und ich gelobe von nun an Besserung und werde nicht mehr auf jedes Problem anspringen, das meine Mitarbeiter an mich herantragen.« Er grinste schelmisch. »Am besten schicke ich dann alle zu Ihnen, damit Sie sich darum kümmern können.«
»Unterstehen Sie sich!«, rief Katja lachend aus und drohte ihrem Chef im Scherz mit dem Finger. »Sie wollen doch sicher nicht, dass ich Ihnen gleich wieder den Kopf wasche!«
»Nein, ganz bestimmt nicht.« Auch Daniel lachte jetzt. Er griff nach seinem Mantel und wollte gerade in sein Büro gehen, als ihn Katja noch einmal aufhielt.
»Übrigens hat die Innere schon nach Ihnen gefragt.« Als Daniel sie nur verständnislos ansah, sagte sie: »Heute ist Mittwoch. Die Chefarztvisite auf der Inneren …«
»Mist!«, entschlüpfte es Daniel. »Tut mir leid …«
»Schon gut. Ich habe Dr. Schön bereits gesagt, dass Sie gleich kommen werden. Keine Sorge, die Chefarztvisite wird ganz bestimmt nicht ohne den Chefarzt anfangen.« Katja sprach, obwohl Daniel schon längst in sein Büro gestürmt war. Dort zog er sich in Rekordzeit um.
»Vielleicht hätten Sie mich gleich an die Visite erinnern sollen, als ich gekommen bin«, sagte er zu ihr, als er zurückkam. In seinen Worten schwang kein Vorwurf mit, deshalb nahm Katja sie gelassen hin.
»Ja, das hätte ich tun können«, gab sie zu. »Aber dann hätte ich Sie um Ihren ersten Kaffee gebracht, und das konnte ich Ihnen unmöglich antun.«
Daniel lachte und beeilte sich dann, auf die Innere zu kommen. Auf dem Weg dorthin schüttelte er alle Gedanken an den stressigen Beginn seines Arbeitstages ab. Nun war es an der Zeit, sich auf die Chefarztvisite zu konzentrieren. Um alles andere würde er sich später kümmern. Und ab morgen – so lautete jedenfalls sein guter Vorsatz – würde er sich nicht mehr für jede Kleinigkeit, die seine Mitarbeiter an ihn herantrugen, verantwortlich fühlen. Dass er vierzig Minuten für den Weg in sein Büro brauchte, würde nicht noch einmal vorkommen. Von nun an würde er härter durchgreifen und allen klarmachen …
An dieser Stelle beendete er mit einem resigniert klingenden Seufzer seine Grübelei. Wem wollte er etwas vormachen? Er wusste doch genau, dass er nicht aus seiner Haut schlüpfen konnte. Solange es keinen Geheimgang gab, der ihn ungesehen vom Parkplatz bis in sein Büro brachte, würde er sich weiterhin geduldig die kleinen und großen Probleme seiner Mitmenschen anhören, sich ihrer annehmen und helfen, wo es ihm möglich war. So war er nun mal. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht anders haben.
Um Daniels Mundwinkel zuckte es belustigt auf. Jetzt musste er sich wohl nur noch überlegen, wie er das seiner gestrengen Assistentin beibrachte.
*
»Guten Morgen«, begrüßte er die ziemlich große Runde, die aus Dr. Alexander Schön, dem Leiter der Inneren, zwei Schwestern, einem jungen Assistenzarzt, zwei Medizinstudenten und den Leiterinnen des Sozialen Dienstes und der Physiotherapie bestand. Sie hatten sich im Stationszimmer der Inneren versammelt, um den Beginn der Chefarztvisite abzuwarten. Alle hielten eine Kaffeetasse in ihren Händen und schienen mit der kleinen Zwangspause recht zufrieden zu sein.
»Es tut mir leid, dass ich zu spät komme«, entschuldigte sich Daniel mit einem netten Lächeln. »Ich weiß, Sie haben sicher anderes zu tun, als hier herumzusitzen und auf mich zu warten.«
»Kein Problem, Chef«, wiegelte Dr. Schön sofort ab. »Wir haben die Zeit für eine Fallbesprechung genutzt. Heute Nacht gab es einen Neuzugang, über den wir bei einer Tasse Kaffee sprechen konnten.«
»Ein neuer Patient? Vielleicht sollten wir dann gleich bei ihm die Visite starten.«
»Eine Patientin«, korrigierte Dr. Schön und nahm sein Tablet in die Hand, um die Daten davon abzulesen. Bevor er damit beginnen konnte, bot Schwester Lore dem Chefarzt einen Kaffee an, den dieser nur zu gern annahm. Er hatte eine Schwäche für den Klinikkaffee und musste manchmal aufpassen, dass er es damit nicht übertrieb.
»Sie heißt Elfriede Borgwardt«, berichtete Alexander Schön. »Die 92jährige wurde um drei Uhr in der Früh am Viktualienmarkt von einer Polizeistreife aufgegriffen, die sie dann in unsere Notaufnahme gebracht hatte. Die Dame war völlig verwirrt, wusste weder ihren Namen, noch ihre Anschrift oder wohin sie unterwegs war. Sie trug nicht mehr als ihre Hausschuhe und ein dünnes Nachthemd an ihrem Leib.«
»Bei diesen Temperaturen?« Unwillkürlich musste sich Daniel schütteln. »Ich glaube, heute Nacht hatten wir es knapp unter Null.«
»Ja, sie kam hier mit einer leichten Unterkühlung an, die wir aber schnell mit warmen Decken und heißem Tee in den Griff bekamen. EKG, Blutdruck und Labor zeigen keine Auffälligkeiten; körperlich geht es ihr recht gut. Größere Sorge bereitet uns allerdings ihr geistiger Gesundheitszustand. Sie ist immer noch äußerst verwirrt und hat die Schwestern hier die ganze Nacht auf Trab gehalten. Sie kamen kaum dazu, ihre reguläre Arbeit zu erledigen. Sie waren nur damit beschäftigt, Frau Borgwardt durch die gesamte Klinik zu verfolgen und sie zu überreden, sich wieder ins Bett zu legen. Irgendwann, kurz bevor der Frühdienst kam, ist sie dann endlich eingeschlafen. Für die nächste Nacht sollten wir unbedingt eine Sitzwache für sie organisieren.«
Daniel nickte zustimmend. »Wissen die Angehörigen inzwischen, dass sie hier ist?«
»Ja. Frau Borgwardt hatte bei ihrem nächtlichen Ausflug ihre Handtasche und den Ausweis dabei. So konnte die Polizei ihren Sohn informieren. Er kam dann auch sofort her. Von ihm erfuhren wir, dass seine Mutter seit mehreren Jahren unter einer Alzheimer Demenz leidet. Ihre nächtliche Aktivität sei leider völlig normal für sie. Er wollte sie dann wieder mit nach Hause nehmen, aber wir konnten ihn davon überzeugen, sie wenigstens über Nacht hierzulassen.«
»Die Nachtschwester meinte, dass dazu keine große Überredungskunst nötig gewesen sei«, ergänzte Schwester Lore. »Er hätte richtig erleichtert gewirkt.«
»Das kann ich mir gut vorstellen.« Karin Giese, die leitende Sozialarbeiterin der Behnisch-Klinik, meldete sich nun zu Wort. »Wenn die Krankheit so weit fortgeschritten ist wie bei Frau Borgwardt, ist oft eine Betreuung rund um die Uhr erforderlich. Das bedeutet für die Angehörigen: keine Pausen oder Erholungsphasen, viel Arbeit und Stress, eine immens große Verantwortung und ständiger Schlafmangel. Wahrscheinlich ist Herr Borgwardt sofort wieder nach Hause gefahren, um endlich mal ein paar Stunden ungestört schlafen zu können.«
»Das klingt nach einem sehr schweren, harten Leben«, sinnierte Daniel.
Karin Giese nickte. »Das ist es auch. Ihm geht es vielleicht schlechter als seiner Mutter. Diese ewige Überforderung kann die Angehörigen krank machen. Es gibt genug Studien, die das belegen.«
Daniel kannte diese Studien. Wer sich um seine demenzkranken Eltern, Großeltern oder Partner kümmerte, war oft so stark in deren Pflege eingebunden, dass sie für das eigene Leben oft keine Zeit mehr hatten. Vieles blieb dabei auf der Strecke – oft genug auch ihre Gesundheit.
»Leider sind wir nicht für Herrn Borgwardt zuständig, sondern nur für seine Mutter«, sagte Daniel mit echtem Bedauern.
»Also bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis der Mann völlig erschöpft zusammenbricht und hier als Patient eingewiesen wird? Erst dann sind wir für ihn und seine Notlage zuständig?« Die streitbare Frau Giese war dafür bekannt, kein Blatt vor dem Mund zu nehmen, wenn es galt, ein vermeintliches Unrecht zu benennen.
Während die anderen Mitarbeiter den Kopf gesenkt hielten und so taten, als würde sie dieser kleine Disput nichts angehen, stellte sich Daniel der deutlichen Missbilligung in Karin Gieses Worten.
»Sie wissen, dass ich nicht der Typ bin, der einfach die Hände in den Schoß legt und ungerührt abwartet, wenn sich ein Unglück anbahnt«, erwiderte er ruhig. »Allerdings kenne ich weder die Patientin noch deren Sohn und weiß auch nichts über die Situation daheim. Vielleicht ist es gar nicht so dramatisch, wie es uns auf dem ersten Blick erscheinen mag.« Als Karin Giese sofort zu einem Widerspruch ansetzen wollte, sagte er schnell: »Im Moment ist Frau Borgwardt hier bestens aufgehoben. Bevor wir nicht wissen, ob die Pflege zu Hause gut läuft und der Sohn damit zurechtkommt, bleibt sie weiterhin in der Behnisch-Klinik.« Er wandte sich jetzt mit einem Augenzwinkern an Dr. Schön: »Ich bin mir sicher, dass noch ein paar Untersuchungen anstehen und sie deshalb hierbleiben muss. Immerhin ist die Dame über neunzig. Da sollten wir sie gründlich durchchecken, bevor wir sie wieder entlassen.«
»Sehe ich auch so«, stimmte ihm Alexander Schön sofort zu. »Ein neurologisches Konsil wäre nicht schlecht. Ich werde mal bei Herrn Lenz in der Neurologie anrufen, ob er jemanden vorbeischicken kann. Und ein MRT vom Gehirn könnte sicher auch nicht schaden.«
»Ich sehe, wir verstehen uns«, erwiderte Daniel schmunzelnd. Und zu Frau Giese sagte er: »In der Zwischenzeit könnten Sie ja dem Sohn ein wenig auf den Zahn fühlen. Versuchen Sie, herauszubekommen, ob er mit der Pflege zu Hause zurechtkommt oder ob er Hilfe braucht.«
Karin Giese nickte. Sie war diesmal zufrieden mit ihrem Chefarzt und hatte keine Einwände mehr.
*
Zwei Stunden später war die Chefarztvisite auf der Inneren vorbei. Daniel Norden hatte inzwischen auch Elfriede Borgwardt kennengelernt. Zumindest soweit es bei einer tief schlafenden Patientin möglich war. Hinter Elfriede lag eine anstrengende Nacht, die sie zum größten Teil in der Münchener Innenstadt und auf den Fluren der Behnisch-Klinik verbracht hatte. Nun schlief sie so fest und friedlich, dass keiner einen ernsthaften Versuch unternahm, sie aufzuwecken.
Als Daniel in sein Büro zurückkehren wollte, traf Arnold Borgwardt ein, um wieder nach seiner Mutter zu sehen. Für Daniel war dies eine gute Möglichkeit, den Mann persönlich zu begrüßen und sich die Zeit für ein Gespräch mit ihm zu nehmen.