Sie kann ihr Kind nicht lieben - Jenny Pergelt - E-Book

Sie kann ihr Kind nicht lieben E-Book

Jenny Pergelt

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Beschreibung

Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Dr. Sarah Buchner sah lächelnd zu, wie die Bedienung der Cafeteria das extragroße Stück Käsekuchen vor ihrer Freundin auf dem Tisch abstellte. »Ich hätte nicht gedacht, dass du die Maxi-Version nimmst«, sagte sie, als sie wieder allein waren. »Warum nicht?« Christina Rohde schob sich die volle Kuchengabel in den Mund und verdrehte dabei genussvoll die Augen. »Weil Erik dir heute nicht die Hälfte davon abnehmen kann. Ihr teilt euch sonst immer ein Stück.« »Ich bin eine emanzipierte Frau und brauche keinen Mann, um meinen Kuchen zu schaffen. Wenn ich ihm die Hälfte davon abgebe, dann nur, weil ich ein sehr weiches Herz besitze und Eriks bettelnden Augen nicht widerstehen kann.« Sarah lachte leise. Manchmal fiel es ihr noch schwer zu begreifen, dass Christina und Erik zusammen waren. Die lebenslustige Chirurgin und der griesgrämige Leiter der Notaufnahme waren einfach zu verschieden – und doch waren sie seit einigen Monaten ein Paar. Allerdings räumten ihnen nur wenige unerschütterliche Optimisten echte Chancen ein und glaubten, dass daraus etwas Langlebiges oder gar Dauerhaftes werden könnte. Die meisten Mitarbeiter der Klinik schienen dagegen nur darauf zu warten, dass diese Beziehung mit einem lauten Knall zu Ende ging und der unmögliche Dr. Berger der armen Christina das Herz brach. Sarah gehörte nicht dazu. Sie wusste, dass Erik die Liebe ihrer Freundin erwiderte und dass er sein Bestes gab, um sie glücklich zu machen. »Was wollen wir denn heute Abend unternehmen?«, fragte Christina, während sie weiter von ihrem Kuchen aß.

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Chefarzt Dr. Norden – 1215 –

Sie kann ihr Kind nicht lieben

Angela gibt den Ärzten Rätsel auf

Jenny Pergelt

Dr. Sarah Buchner sah lächelnd zu, wie die Bedienung der Cafeteria das extragroße Stück Käsekuchen vor ihrer Freundin auf dem Tisch abstellte.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du die Maxi-Version nimmst«, sagte sie, als sie wieder allein waren.

»Warum nicht?« Christina Rohde schob sich die volle Kuchengabel in den Mund und verdrehte dabei genussvoll die Augen.

»Weil Erik dir heute nicht die Hälfte davon abnehmen kann. Ihr teilt euch sonst immer ein Stück.«

»Ich bin eine emanzipierte Frau und brauche keinen Mann, um meinen Kuchen zu schaffen. Wenn ich ihm die Hälfte davon abgebe, dann nur, weil ich ein sehr weiches Herz besitze und Eriks bettelnden Augen nicht widerstehen kann.«

Sarah lachte leise. Manchmal fiel es ihr noch schwer zu begreifen, dass Christina und Erik zusammen waren. Die lebenslustige Chirurgin und der griesgrämige Leiter der Notaufnahme waren einfach zu verschieden – und doch waren sie seit einigen Monaten ein Paar. Allerdings räumten ihnen nur wenige unerschütterliche Optimisten echte Chancen ein und glaubten, dass daraus etwas Langlebiges oder gar Dauerhaftes werden könnte. Die meisten Mitarbeiter der Klinik schienen dagegen nur darauf zu warten, dass diese Beziehung mit einem lauten Knall zu Ende ging und der unmögliche Dr. Berger der armen Christina das Herz brach.

Sarah gehörte nicht dazu. Sie wusste, dass Erik die Liebe ihrer Freundin erwiderte und dass er sein Bestes gab, um sie glücklich zu machen.

»Was wollen wir denn heute Abend unternehmen?«, fragte Christina, während sie weiter von ihrem Kuchen aß. »Was hältst du von einem guten Kinofilm?«

Sarah warf einen bezeichnenden Blick auf den Kuchenteller. »Was hältst du von einem schweißtreibenden Workout im Fitnessstudio?«

Auf diese kleine Neckerei reagierte Christina mit einem vergnügten Lachen. »Hast du Angst um meine schlanke Taille, oder gönnst du mir den süßen Genuss nicht?«

»Lass dir von deiner gemeinen Freundin nicht den Appetit verderben, mein Schatz.« Wie aus dem Nichts war Erik Berger an ihrem Tisch aufgetaucht. Er strich Christina mit einer Hand über den Rücken und setzte sich dann zu ihr.

Sarah konnte sehen, wie Christinas Augen bei seinem Anblick vor Freude aufleuchteten. »Was machst du denn hier?«, fragte Christina lächelnd. »Ich dachte, du hättest keine Zeit für eine Pause.«

»Ich hatte Sehnsucht.«

»Oh!« Christina strahlte kurz bei seinen Worten, doch als Erik ihr die Gabel aus der Hand nahm und sich bei ihrem Kuchen bediente, fragte sie argwöhnisch: »Nach wem? Nach mir oder meinem Käsekuchen?«

»Nach deiner Freundin«, erwiderte Erik mit einem frechen Grinsen. Als er sich dafür einen kleinen Boxhieb gegen seinen Oberarm einfing, tat er empört: »Hey, ich war nur ehrlich. Ich habe in der Notaufnahme eine Patientin, die eine Gynäkologin braucht. Deshalb bin ich gekommen.«

Sarah griff sofort nach ihrem Pager, der in der Tasche ihres Arztkittels steckte, um ihn zu überprüfen.

»Ihr Pager ist in Ordnung«, sagte Erik. »Ich habe Sie nicht gerufen. Ich wusste ja, wo ich Sie finden kann. Da bot es sich einfach an, einen kleinen Abstecher in die Cafeteria zu machen.« Er lächelte jetzt Christina an. »So erhielt ich wenigstens die Gelegenheit, doch noch etwas vom Käsekuchen abzubekommen.« Er sprach zwar vom Kuchen, aber sein liebevoller Blick verriet, für wen er sich in Wahrheit auf den Weg in die Cafeteria gemacht hatte.

Sarah räusperte sich, damit die beiden Verliebten in die Wirklichkeit zurückfanden. »Was ist denn nun mit der Patientin? Worum geht es bei ihr?«

»Ach so, ja.« Das Lächeln verschwand aus Eriks Gesicht, und er konzentrierte sich wieder auf den Fall. »Diffuse Unterleibsschmerzen seit zwei Wochen, die heute so schlimm wurden, dass sie herkommen musste. Leicht erhöhte Entzündungswerte im Blut, Übelkeit, Erbrechen, kein Fieber, aber ein positiver Tastbefund im linken unteren Quadranten. Wenn ich raten müsste, würde ich auf eine Ovarialzyste links tippen.«

»Seit wann verlegst du dich denn aufs Raten?«, grinste Christina. »Funktioniert dein Ultraschallgerät nicht mehr?«

»Meinem Ultraschallgerät geht es hervorragend, mein Schatz. Danke der Nachfrage. Aber die Patientin hat mich und den Ultraschall nicht mehr an sich herangelassen, als sie hörte, in welche Richtung meine Vermutung ging. Sie hat ausdrücklich nach ihrer Gynäkologin verlangt.«

»Kluge Patientin«, entschlüpfte es Sarah, und Christina kicherte. Sarah atmete erleichtert auf, als sich Erik darauf beschränkte, sie mit hochgezogenen Augenbrauen anzusehen. Sie wusste, das hatte sie nur ihrem Sonderstatus als Christinas beste Freundin zu verdanken. Jedem anderen Arzt wäre er jetzt wahrscheinlich heftig über den Mund gefahren.

Dr. Erik Berger stand zu Recht in dem Ruf, aufbrausend und hitzköpfig zu sein. Nicht von ungefähr galt er als unbeliebtester Arzt der Behnisch-Klinik. Mit seinem fast legendären Zynismus und seiner Bärbeißigkeit benahm er sich oft so unausstehlich, dass es besser war, sich nicht mit ihm anzulegen oder ihn zu provozieren.

»Also ist sie eine Patientin von mir. Wie heißt sie denn?«, fragte Sarah schnell, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.

»Hofreiter. Lena Hofreiter.«

Sarah wusste sofort, von wem er sprach. »Eine sehr nette Patientin aus meiner Kinderwunsch-Sprechstunde. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.« Sie stand auf und sah Erik Berger fragend an. »Kommen Sie mit?«

»Nö.« Seelenruhig griff er nach Christinas Kaffeetasse, um daraus zu trinken. »Ich denke, das bekommen Sie ganz alleine hin, Frau Kollegin. Ihre kluge Patientin legt auf meine fachkundige Meinung ja eh keinen Wert.«

»Dann leistest du mir also noch ein wenig Gesellschaft?«, freute sich Christina.

»Klar. Ich muss dir doch bei deinem Kuchen helfen, damit du dich heute Abend nicht im Fitnessstudio abrackern musst.«

»Was soll das denn heißen? Glaubst du etwa auch, dass ich auf meine Figur achten muss?«

»Habe ich nie behauptet«, sagte Erik seelenruhig und ohne zu ahnen, dass er sich in eine schwierige Situation gebracht hatte.

»Musst du auch nicht«, knurrte Christina. »Deine versteckte Anspielung reicht völlig aus.«

Erik sah sie verdattert an und zog vorsichtshalber den Kopf ein. Er war sich zwar keiner Schuld bewusst, doch er kannte sich gut genug, um zu wissen, wie verletzend er manchmal sein konnte. »Versteckte Anspielung?« Er dachte angestrengt nach. »Was habe ich denn gesagt?«

»Tu nicht so! Das weißt du doch ganz genau. Du findest mich zu dick! Gefällt dir denn mein Aussehen nicht mehr?«

»Doch! Ich meine nein! Also, ich finde dich nicht zu dick!« Erik griff schnell nach Christinas Hand und küsste sie. »Du weißt doch, dass ich nichts an deiner Figur auszusetzen habe. Warum sollte ich auch? Sie ist perfekt! Es gibt keinen Grund, mich zu beschweren.«

»Also ist dir meine Figur schon sehr wichtig. Liebst du mich eigentlich nur, weil ich schlank bin?«

»Nein!«, rief er schockiert aus. »Wie kannst du nur von mir glauben, dass mir solche Äußerlichkeiten etwas bedeuten? Ich würde dich auch mit zwanzig Kilo Übergewicht lieben!«

»Dann sind es also meine inneren Werte, in die du dich verliebt hast?«, fragte Christina, die sichtlich Mühe hatte, ernst zu bleiben. Der arme Erik bekam das allerdings nicht mit. Er redete sich weiter um Kopf und Kragen und merkte nicht, dass sich Christina nur einen Spaß mit ihm erlaubte.

Sarah amüsierte sich köstlich darüber. Zur Abwechslung tat es mal ganz gut, Erik so in der Bredouille zu sehen. Vor allem, weil er sonst immer derjenige war, der andere ins Schwitzen und zum Herumstottern brachte.

Sarah zwinkerte ihrer Freundin zum Abschied verschwörerisch zu und verließ dann die Cafeteria. Als sie in Richtung Lobby ging, gesellte sich Dr. Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klinik, zu ihr.

»Haben Sie Ihre Mittagspause schon beendet, oder wollten Sie die beiden nicht beim Turteln stören?«, fragte er sie amüsiert.

»Turteln? Als ich ging, hörte sich das nicht nach Turteln an.« Sie sah zum Tisch zurück und musste lachen, als sie sah, wie sich die beiden wieder anhimmelten und Erik seine Christina gerade mit Käsekuchen fütterte.

Auch Daniel lachte. »Ich freue mich wirklich für die beiden. Allerdings brauchte ich eine ganze Weile, um mich daran zu gewöhnen, dass Herr Berger nun in einer Beziehung steckt.«

»Ja, so ging es hier wohl den meisten, und einige Kollegen können es immer noch nicht so richtig glauben.« Als Sarah nun den Weg in die Notaufnahme einschlug, wunderte sich Daniel, und Sarah erklärte: »Eine Patientin aus meiner Kinderwunsch-Sprechstunde ist dort wegen Unterleibsschmerzen. Dr. Berger vermutet eine Zyste am linken Eierstock. Sie muss recht groß sein, wenn er sie durch die Bauchdecke ertasten konnte.«

Weil sich die junge Gynäkologin so besorgt anhörte, fragte Daniel nach: »Eine Ovarialzyste ist recht harmlos und macht in den wenigsten Fällen Probleme. Befürchten Sie, dass dies bei Ihrer Patientin anders sein könnte?«

»Nein, eigentlich nicht. Allerdings hat Frau Hofreiter nur noch diesen einen Eierstock. Sollte er durch die Zyste Schaden nehmen, wird sich ihr großer Kinderwunsch nicht mehr erfüllen können. Zumindest nicht als leibliche Mutter.«

Sie waren vor der Notaufnahme stehengeblieben. Obwohl Daniel Norden die Patientin seiner Mitarbeiterin nicht kannte, interessierte ihn der Fall. »Was ist denn aus dem anderen Eierstock geworden? Wie hat sie ihn verloren?«

»Frau Hofreiter ist seit zehn Jahren verheiratet«, holte Sarah ein wenig aus. »Genauso lange wünschen sich ihr Mann und sie ein Baby. Leider vergeblich. Bei Frau Hofreiter liegt eine schwere hormonelle Störung vor, die wir im letzten Jahr mit einer Hormontherapie behandelt haben. Sehr erfolgreich, wie es zunächst schien. Sie wurde endlich schwanger. Bei einer Ultraschalluntersuchung stellten wir dann aber fest, dass sich die Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern im rechten Eileiter eingenistet hatte. Wir mussten die Schwangerschaft beenden und den Embryo samt Eileiter und Eierstock entfernen.«

»Sie konnten den Eileiter nicht retten?«

»Nein, leider nicht. Er war zu stark beschädigt. Es ist mir damals sehr schwergefallen, meiner Patientin diese Hiobsbotschaft zu überbringen. Ich kann nur hoffen, dass mir so etwas diesmal erspart bleibt. Vor allem für die Hofreiters. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie furchtbar das für sie wäre.« Sarah schüttelte diese trüben und im Augenblick noch unnötigen Gedanken schnell ab. »Ich sollte mir lieber nicht gleich das Schlimmste ausmalen, sondern erst mal den Ultraschall abwarten.«

»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite? Ich wäre gern bei der Diagnostik dabei. Natürlich nur, wenn es auch Ihrer Patientin recht ist.«

Sarah lächelte. »Also ich habe ganz gewiss nichts gegen Ihre Anwesenheit. Frau Hofreiter müsste ich erst fragen, aber ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen hat, wenn sich der Chefarzt höchstpersönlich um sie kümmert.«

*

Wie Sarah schon richtig vermutet hatte, war es Lena Hofreiter mehr als recht, dass der Chefarzt der Behnisch-Klinik mit von der Partie war. Daniel Norden hielt sich zwar im Hintergrund – schließlich war die Gynäkologie nicht sein Fachgebiet –, aber allein seine Anwesenheit hatte einen beruhigenden Effekt auf Lena und ihren Mann Hannes.

Die Behnisch-Klinik genoss einen hervorragenden Ruf, und das Vertrauen der Hofreiters in das Können der Ärzte war groß. Nur deshalb kamen sie seit vielen Jahren her. Nur deshalb taten sie alles, was die Ärzte an Therapien vorschlugen. Und nur deshalb hatten sie die Hoffnung, eines Tages ein Baby in ihren Armen halten zu dürfen, noch nicht aufgegeben.

»Habe ich Dr. Berger verärgert, weil ich die Untersuchung durch ihn abgelehnt habe?«, fragte Lena.

»Nein, das glaube ich nicht«, sagte Sarah. »Dr. Berger hatte ja bereits den Verdacht, dass es etwas Gynäkologisches sein könnte. Er hätte mich also ohnehin gerufen.« Sarah nahm die Flasche mit dem Ultraschall-Gel in die Hand. »Bitte nicht erschrecken, Frau Hofreiter. Es wird jetzt ein bisschen kalt.«

Während Sarah großzügig das Gel auf dem Bauch ihrer Patientin verteilte und dann den Ultraschallkopf aufsetzte, klinkte sich Daniel in das Gespräch ein, um die Hofreiters abzulenken und Sarah die Möglichkeit zu geben, hochkonzentriert und in Ruhe arbeiten zu können.

»Die Ärzte in der Notaufnahme, allen voran Dr. Berger, sind Experten in der Notfallmedizin. Wenn es um Leben und Tod geht, sind sie diejenigen, die im Bruchteil von Sekunden die richtigen lebensrettenden Entscheidungen treffen. Außerdem sind sie hervorragende Diagnostiker, die sehr schnell erkennen, wo der Schuh drückt, welches Fachgebiet zuständig ist und an welchen Facharzt sie ihre Patienten übergeben müssen. Bei einem Herzinfarkt wird der Kardiologe gerufen, bei einem Schlaganfall der Neurologe und so weiter. Bei Ihnen liegt die Vermutung einer gynäkologischen Erkrankung nahe. Also ist es nur die logische Konsequenz, dass Frau Dr. Buchner die weitere Versorgung übernimmt.«

Lena ließ ein kurzes, zustimmendes Murmeln vernehmen. Es sollte dem Chefarzt zeigen, dass sie ihm zuhörte. Aber Daniel bezweifelte, dass sie auch nur ein Wort von dem, was er sagte, verstanden hatte. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich den Hals zu verrenken, um einen Blick auf den Ultraschallmonitor werfen zu können.

»Und?«, fragte sie schließlich atemlos, als sie die Spannung nicht mehr aushielt. »Hatte Dr. Berger Recht? Ist es eine Zyste?«

»Ja, leider …«, begann Sarah, doch Hannes Hofreiter ließ sie nicht ausreden.

»Leider?«, fragte er angstvoll nach. »Dr. Berger meinte, eine Zyste ist nichts Dramatisches. Hat er sich geirrt? Stimmt das etwa nicht? Mein Gott, es wird doch wohl kein Krebs sein …«

»Hannes! Hör auf!« Lena sah ihn vorwurfsvoll an. »Denk dir nicht immer gleich so ein Horrorszenario aus. Und wenn du Frau Dr. Buchner nicht zu Wort kommen lässt, werden wir wohl nie erfahren, was los ist.«

»Es ist kein Krebs«, sagte Sarah und drehte den Monitor jetzt so, dass Lena und ihr Mann die Aufnahmen sehen konnten. »Dies hier«, sie zeigte auf eine dunkle, kreisförmige Stelle, »ist der linke Eierstock mit der Zyste. Zysten bestehen aus Hohlräumen, die mit Gewebe oder Flüssigkeit gefüllt sind. Sie sind völlig harmlos und verursachen nur selten Beschwerden. Wahrscheinlich tragen zehn Prozent aller Frauen eine Zyste mit sich herum, ohne sie je zu bemerken. Nur vereinzelt sind Zysten größer als eine Kirsche. Ihre allerdings …«