Aller Eltern Abend (E-Book) - Thomas Eberhard - E-Book

Aller Eltern Abend (E-Book) E-Book

Thomas Eberhard

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  • Herausgeber: hep verlag
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Die Schule bringt Menschen zusammen, die ausserhalb oft nichts verbindet. Lehrpersonen und Eltern treten in eine Beziehung, die gestaltet werden will. Diese Aufgabe nimmt die Lehrperson wahr, oft mit Unterstützung der Schulleitung. Sie muss für Klarheit sorgen, die Eltern an unterschiedlichen Orten abholen, die Richtung vorgeben und handeln, bevor es schwierig wird. Dieser Ratgeber bietet fundierte Hinweise und praktische Tipps für Standardsituationen wie Spezialfälle der Schule-Eltern-Kommunikation.

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Seitenzahl: 130

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Thomas Eberhard

Aller Eltern Abend

Gute Kommunikation zwischen Schule und Eltern

ISBN Print: 978-3-0355-2335-5

ISBN E-Book: 978-3-0355-2336-2

Illustrationen: Mägi Brändle, visualisierbar.ch

1. Auflage 2023

Alle Rechte vorbehalten

© 2023 hep Verlag AG, Bern

hep-verlag.com

INHALT

EINLEITUNG

Ihre Rolle

Aufbau des Buches

TEIL I DIE ELTERN

ELTERN VERSTEHEN

Emotionen

Beziehungs- und Sachebene

Auf Augenhöhe

Zuhören und Verständnis zeigen

Konjunktiv und Fragezeichen

ELTERN ERREICHEN

Eingangsstufe (Zyklus I)

Mittelstufe (Zyklus II)

Oberstufe (Zyklus III)

Die richtige Sprache finden

Den richtigen Kanal wählen

TEIL II DIE SCHULE

EINEN PLAN HABEN

Kommunikations- und Redaktionskonzept für die Schule

Das Redaktionskonzept für die Klasse

SCHRIFTLICHE KOMMUNIKATION

Inhaltliche Struktur

Konflikte

Anwendung

MÜNDLICHE KOMMUNIKATION

Einwandbehandlung

Lösungsfindung

Wahrnehmung abgleichen

Produktive Rückmeldung

5-Schritte-Methode

Telefongespräche

Ausnahmesituationen

KONFLIKTE MIT ELTERN

Bewertung und Noten

Zu kurz kommen

Hintenrumgerede

Grundsatzdiskussionen

Besserwisserei

Beleidigungen

Relativierungen

Vielrednerei

Unerreichbarkeit

TEIL III DER ELTERNABEND

DER ELTERNABEND

Vorbereitung

Der Begrüßungs-Elternabend

Der Themen-Elternabend

Nachbereitung: Unterlagen und Reflexion

ALLES AUF EINEN BLICK

DER AUTOR

ÜBER DIESES BUCH

EINLEITUNG

Die Schule ist eine zentrale Drehscheibe der Gesellschaft. Menschen, die sonst nichts miteinander zu tun hätten, sind plötzlich in engem Kontakt, über die Kinder verbunden. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, dass diese Kinder während der Schulzeit optimal gefördert werden und sich dabei auch noch wohlfühlen. Die Vorstellungen, wie dieses Ziel zu erreichen ist, gehen teils diametral auseinander. Da prallen Leben aufeinander: Grund- und Wertehaltungen, Ängste und Hoffnungen. Emotionaler könnte es kaum sein.

Schule-Eltern-Kommunikation steht immer im Spannungsfeld zwischen der Autonomie des Einzelnen und dem Willen zum Gemeinsamen. Sie ist ein (pro-)aktiver, gegenseitiger Austausch, der das Verständnis füreinander fördert und so das Vertrauensverhältnis schafft, das für das Gelingen des «Projekts Schule» notwendig ist.

Gute Elternkommunikation bildet sich in drei Bereichen ab:

Notiz 1 Bereiche der Schule-Eltern-Kommunikation

Organisationsbereich

In den Organisationsbereich fällt das Bedürfnis der Eltern nach einer mittel- und längerfristigen Planung. Die Schule informiert über Termine, Stundenpläne, schulbezogene Regelungen, Kontaktinfos von schulischen Ansprechpersonen und anderes. Sie liefern Informationen zu Schulbetrieb und Lerninhalten, über die eingesetzten Lehrmittel, über Lernziele, Unterrichtsausfälle, über das Klassenlager. Der Organisationsbereich ist der Kern der Elternkommunikation; er gibt den Rahmen vor, innerhalb dessen sich die Eltern sicher fühlen.

Bereich der Zusammenarbeit/des Austauschs

Die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Eltern fördert das gegenseitige Verständnis, stärkt das Vertrauen und hilft, Konflikten vorzubeugen oder sie zu lösen. Anlässe für Zusammenarbeit und Austausch ergeben sich an Klassenfeiern, Elternabenden, in Projektgruppen, an Schulfesten und bei Klassenprojekten mit Elternmitarbeit.

Illustrationsbereich

Die Teilhabe der Eltern am Klassen- und Schulalltag verbindet die Schule mit dem Zuhause der Kinder. Sie versorgen die Eltern mit allerlei spannenden, freudigen, interessanten Infos aus dem Klassenalltag, aus Projektwochen und Klassenlagern. Für die Eltern soll dieser Kontakt das Feuerwerk am Kommunikationshimmel der Schule sein, sie sollen Freude, Leichtigkeit und Begeisterung empfinden. Wenn dadurch die Kontakthemmungen schwinden, rücken die Eltern wieder näher an die Schule heran.

Abbildung 1 Struktur der Schule-Eltern-Kommunikation

Tabelle 1 Struktur der Schule-Eltern-Kommunikation

Bereich

Zweck

Beispiele

Mögliche Kommunikationskanäle

Merkmale

Organisation

Vermittelt Sicherheit

Stundenplan, Jahres-/Semester-/Quartalsdaten, Feriendaten, Unterrichtsausfälle, Kontaktinfos von schulischen Ansprechpersonen usw.

Meist schriftlich; idealerweise digital und analog. Besonders ideal: E-Mail mit Volltextinfo und PDF plus Papierausdruck

Wiederkehrend, auf Anfang Schuljahr terminiert

Zusammenarbeit

Vermittelt Vertrauen

Elterngespräche, Elternabende, Klassenausflüge, Mitarbeit mit Elternrat usw.

Meist mündlich und analog, mehr in Kapitel «Den richtigen Kanal wählen»

Teilweise vorgegeben und terminiert, teilweise situativ

Illustration

Vermittelt Begeisterung, ist emotionale Brücke zwischen Schule und Eltern

Erster Buchstabe, Postkarte aus dem Klassenlager, Kurzfilm von Projektwoche, Fotos vom Sportevent usw.

Alle Kommunikationskanäle denkbar. Ideal: digitale Kanäle wie SMS, Filmchen usw.

Meist nach dem Ereignis

Ihre Rolle

Gerade weil die Lebenswelten der Eltern und Kinder so unterschiedlich sein können, kommt Ihnen bezüglich Kommunikation zwischen Schule und Eltern eine Schlüsselrolle zu:

Sie gestalten die Kommunikation (pro-)aktiv, fördern den zwischenmenschlichen Austausch, fokussieren das Positive und lassen die Eltern erleben, dass Sie ihnen auf Augenhöhe begegnen. Sie sorgen so für Klarheit und schaffen das Fundament für gegenseitiges Vertrauen und somit für die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern.

Sie werden schnell merken, wie sehr Sie selbst vom Austausch profitieren und wie schnell dieser zum Selbstläufer wird. Die Eltern werden zunehmend auch selbst den Kontakt suchen und die Kooperation ganz selbstverständlich aktiv mitgestalten.

Aufbau des Buches

Mit diesem Buch bekommen Sie wirksame Instrumente in die Hand. Sie helfen Ihnen, die Kommunikation zwischen Ihrer Schule und den Eltern nachhaltig zu gestalten und auch schwierige Gesprächssituationen mit Eltern zu meistern.

Im ersten Teil erfahren Sie viel darüber, wer das überhaupt ist, die Eltern. Sie lernen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und die Ängste, Wünsche und Freuden besser zu verstehen.

Im zweiten Teil erfahren Sie, welche Kommunikationswege Sie einschlagen können, um die Eltern zu erreichen. Es finden sich an dieser Stelle zahlreiche Instrumente der schriftlichen und besonders der mündlichen Kommunikation.

Im dritten Teil geht es konkret um den Elternabend, um das direkteste Mittel der Elternkommunikation. Am Elternabend kommt es zum Austausch zwischen Ihnen und den Eltern. Holen Sie sich die Instrumente für eine gelungene Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung.

Je nach Persönlichkeit und Situation wird Ihnen das eine oder andere Instrument aus dem Buch mehr zusagen als ein anderes. Das ist gut und richtig so, denn um wirklich gut kommunizieren zu können, muss das Instrument optimal auf Sie abgestimmt sein.

TEIL I DIE ELTERN

ELTERN VERSTEHEN

Emotionen

Beziehungs- und Sachebene

Auf Augenhöhe

Zuhören und Verständnis zeigen

Konjunktiv und Fragezeichen

ELTERN ERREICHEN

Eingangsstufe (Zyklus I)

Mittelstufe (Zyklus II)

Oberstufe (Zyklus III)

Die richtige Sprache finden

Den richtigen Kanal wählen

ELTERN VERSTEHEN

Ihre Persönlichkeit, Ihre Erfahrungen, Ihre Wahrnehmungen prägen Ihre Wirklichkeit. Die Persönlichkeit der Eltern, ihre Erfahrungen und ihre Wahrnehmungen prägen die Wirklichkeit der Eltern. Ihre eigene Wirklichkeit und die Wirklichkeit der Eltern sind deshalb nicht unbedingt identisch. Jede Wirklichkeit wirkt sich aber auf das Handeln und auf die Kommunikation aus. Um gut zu kommunizieren, ist es deshalb wichtig, Eltern zu verstehen.

Emotionen

Als Lehrperson oder auch als Schulleiterin oder Schulleiter verbringen Sie viel Zeit in der Schule. Das Umfeld ist Ihnen vertraut, Sie fühlen sich grundsätzlich wohl, und «Schule» ist für Sie emotional positiv besetzt. Für Eltern verhält es sich anders. Viele haben keine guten Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit, was es für sie mitunter schwierig macht, mit der Schule in Kontakt zu sein. Erinnerungen und Emotionen beeinflussen die Wirklichkeit von Menschen ganz wesentlich. Das heißt, dass Ihre Wirklichkeit – Ihr persönliches Bild von Schule – nicht unbedingt mit der Wirklichkeit der Eltern übereinstimmt. Es braucht Vertrauen, um sich auf Fremdes, auf fremde Vorstellungen einzulassen. Wenn Ihnen eine gute Kommunikation gelingt, schaffen Sie gegenseitiges Verständnis und damit dieses nötige Vertrauen sowie die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Eltern und den Kindern.

Notiz 2 Wie wir wahrnehmen

Sinneswahrnehmung

Im ersten Schritt werden äußere Reize durch die fünf Sinne Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken wahrgenommen und in das entsprechende neuronale Zentrum geleitet, wo der Sinneseindruck entsteht.

Interpretation durch Gehirn

Im zweiten Schritt interpretiert das Gehirn die Sinneseindrücke. Sie werden nun mit emotionaler Bedeutung versehen. Sie werden emotional «gefärbt». Dafür ist das limbische System zuständig. Es ist eng mit dem Gedächtnis und den Erinnerungen verknüpft und steuert die Emotionen.

Gefühlsbildung

Sinneswahrnehmung und bereits gespeicherte Erinnerungen ergeben die Gefühle, die – je nach persönlicher Erinnerung – bei den Menschen trotz identischer Sinneswahrnehmung unterschiedlich sein können.

Unterschiedliche Wahrnehmung

Ein Elterngespräch im Schulzimmer. Die Lehrperson sitzt an ihrem Pult und denkt: Das ist professionell. Die eingeladene Mutter sitzt gegenüber am Pult ihres Kindes und spürt das Machtgefälle.

Elternabend der 1. Klasse. Die Eltern sitzen auf den (zu) kleinen Stühlen ihrer Kinder. Die Lehrperson sitzt auf ihrem eigenen Stuhl und denkt: Herzig, eine gute Idee! Ein Vater mit negativer Schulgeschichte fühlt sich zurückversetzt in seine Schulzeit und ist demotiviert.

Wahrnehmungsbereiche

In den Elterngesprächen dreht sich alles um das Kind. Sie sprechen alle von derselben Person, nehmen es aber mitunter sehr unterschiedlich wahr. Ihr Zusammentreffen und Interagieren mit den Eltern lassen sich mit zwei Kreisen visualisieren. Sie bilden die zwei Wahrnehmungsbereiche und die Schnittmenge ab.

I Wahrnehmungsbereich der Lehrperson: Verhalten und Eigenschaften des Kindes, wie sie ausschließlich von der Lehrperson wahrgenommen werden.

II Wahrnehmungsbereich der Eltern: Verhalten und Eigenschaften des Kindes, die ausschließlich von den Eltern wahrgenommen werden.

IIIÜberschneidung: Verhalten und Eigenschaften des Kindes in der Wahrnehmung der Eltern und der Lehrperson.

Abbildung 2 Wahrnehmungsbereiche der Lehrperson und der Eltern

Kontinuierliche Kommunikation zwischen Schule und Eltern bringt die Kreise einander näher, die Schnittmenge vergrößert sich. Das vereinfacht die Zusammenarbeit mit den Eltern zunehmend.

Abbildung 3 Je größer die Überschneidung, desto gefestigter ist die Beziehung

Dasselbe Modell lässt sich auch auf die generellen Erlebniswelten von Ihnen und den Eltern anwenden. Je länger Sie sich kennen, desto mehr teilen Sie, wodurch die Zusammenarbeit in der Regel nur besser wird. Sie pflegen eine gute Beziehung, die sich mehr und mehr festigt. Dies ist die Grundlage für gute, konstruktive Elterngespräche.

Beziehungs- und Sachebene

Wenn Sie mit den Eltern in Kontakt treten, schaffen Sie eine Beziehungsebene. Hier findet Austausch statt, der über die Inhalte (Sachebene) hinausgeht. Die Beziehungsebene, also die Gefühle, Ängste und Freuden, mit denen Ihnen Eltern begegnen, definiert die Qualität der Beziehung weit mehr als die Sachebene. Das Modell des Eisbergs illustriert das gut. Die Spitze symbolisiert die Sachebene, der ganz große Teil unter Wasser die Beziehungsebene.

Abbildung 4 Der Eisberg versinnbildlicht die Sach- und Beziehungsebene

Wenn Sie auf der Beziehungsebene Klarheit haben und sich wohlfühlen, strahlen Sie über die Haltung, Stimme und Mimik Sicherheit aus. Das überträgt sich auf Ihre Gesprächsführung, was wesentlich dazu beiträgt, dass ein Elterngespräch gelingt und von beiden Seiten als befriedigend erlebt wird. Deshalb bereiten Sie sich bei der Planung von Elterngesprächen besser nicht nur auf der Sachebene vor, Sie beschäftigen sich mindestens so intensiv mit der Beziehungsebene: Denken Sie darüber nach, ob es im Zwischenmenschlichen Aspekte gibt, die Sie vorab oder während des Gesprächs mit den Eltern klären wollen. Im Folgenden finden Sie Leitfragen zum Klären der Beziehungsebene.

Abbildung 5 Inhalte Beziehungsebene

Mit wem

Die Frage hilft Ihnen, Ihr Gegenüber besser einzuschätzen und gegebenenfalls die Gesprächsführung anzupassen, also etwa zu entscheiden, ob sie eine lange oder kurze Warm-up-Phase planen, welche Feedbackmethoden sie anwenden wollen, ob es ein Protokoll braucht und mehr.

Gibt es eine Vorgeschichte?

Diese Frage zielt darauf ab, negative Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht in die Gegenwart zu holen. Gab es also in der Vergangenheit Schwierigkeiten zwischen der Schule und diesen Eltern? Sind sie bereinigt? Oder müssen Sie diese Thematik nochmals kurz ansprechen? Brauchen Sie externe Unterstützung?

Ist es das erste Gespräch zwischen Ihnen und diesen Eltern?

Ist es das erste Elterngespräch für die Eltern überhaupt?

Hatten Sie schon Kinder dieser Eltern in Ihrer Klasse?

Unklares

Gibt es Bereiche, die Ihnen unklar sind, die Sie verunsichern, die Sie klären möchten?

Gemeinsamkeiten finden

Mit Eltern, die selbst als Lehrperson tätig sind, können Sie direkt(er) ins Jahresgespräch einsteigen als mit Eltern, die ihr erstes Kind in der Schule haben. Dafür fühlen Sie sich vielleicht etwas weniger frei und sie wollen alles ganz perfekt machen?

Wenn die Eltern bereits das zweite Kind bei Ihnen in der Klasse haben und bislang immer alles gut gelaufen ist, gibt Ihnen das Sicherheit. Sie können den Einstieg etwas persönlicher gestalten. Vielleicht fragen Sie nach der allgemeinen Befindlichkeit von Kind eins oder wie es ihm in der Oberstufe geht. Das trägt viel zu einem guten Einstieg bei.

Wenn die Eltern neu zugezogen sind, sprechen Sie sie vielleicht auf den Umzug an.

Verbindendes

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Eltern und Ihnen, an die sie im Gespräch anknüpfen können?

Wie ist das Bauchgefühl?

Als Abschluss konsultieren Sie Ihr generelles Bauchgefühl zum bevorstehenden Gespräch. Sie spüren zuverlässig, ob es ein Machtgefälle gibt und wie unsicher Sie sind. Fragen Sie sich vor jedem Elterngespräch, warum Sie sich allenfalls unwohl fühlen,

Nötigenfalls sprechen Sie mit einer Kollegin, mit Ihrem Coach oder mit der Schulleitung.

Nachdem die Beziehungsebene geklärt ist, bereiten Sie die Sachebene vor. Das sind Fakten wie Datum, Zeit, Ort, Teilnehmerkreis oder Traktanden. Die Sachinhalte von Elterngesprächen sind meist recht klar und haben in Stichworten auf einem A5-Blatt Platz. Oft stehen zudem Hilfsmittel bereit, die das Gespräch zusätzlich strukturieren, also beispielsweise Beurteilungsbogen oder Vorgaben von Behörden. Das gibt Ihnen und den Eltern Sicherheit.

Abbildung 6 Sachinhalte Elterngespräch

Auf Augenhöhe

Im schulischen Umfeld sind die Hierarchien flach. Gegenüber den Eltern ergeben sich aber nicht selten Machtgefälle, über die dann niemand gern spricht. Lehrpersonen fühlen sich ausgeliefert, Eltern machtlos, denn beide Parteien hegen Machtansprüche in Bezug auf die Erziehung und Ausbildung der Kinder. Das lässt sich nur auflösen, indem sich Lehrpersonen und Eltern als gleichwertige Gegenüber akzeptieren und auf Augenhöhe begeben. Im Rahmen eines Elterngesprächs ist es hilfreich, wenn Sie die folgenden fünf Regeln befolgen.

Sie sind gut vorbereitet. Durch eine gute Vorbereitung fühlen Sie sich sicher(er), und Sie können besser argumentieren. Verschieben sie zwischen Tür und Angel begonnene Gespräche oder spontane Telefonate mit Eltern auf später, damit Sie sich vorbereiten können (mehr in den Kapiteln «Telefongespräche» und «Ausnahmesituationen»).

Notiz 3 Elterngespräch

Sie stellen das Positive in den Vordergrund und bieten Lösungen an.

Eltern hören gern, dass sie ein tolles Kind haben. Beginnen Sie das Gespräch mit dieser Rückmeldung. Schwieriges sprechen Sie erst an zweiter Stelle an, und zwar indem sie als Fachperson den Eltern eine Lösungsmöglichkeit aufzeigen. Gut ist, wenn Eltern Entscheidungsspielraum haben. Im Idealfall können sie aus zwei Lösungsvorschlägen den für sie besseren auswählen (mehr in Kapitel «Lösungsfindung»).

Sie illustrieren Ihre Anmerkungen zum Kind und seinem Verhalten immer mit konkreten Beispielen. Dies gilt für positive wie negative Aussagen (mehr in Kapitel «Der Elternabend»).

Sie hören den Eltern zu und lassen sie in jedem Fall ausreden.

Sie signalisieren Verständnis dafür, dass Eltern die Dinge aus ihrer eigenen Sicht und deshalb vielleicht anders beschreiben. Sie zeigen, dass Sie sich in ihre Situation einfühlen können oder sich dieser mindestens bewusst sind (mehr in den Kapiteln «Relativierungen» und «Einwandbehandlung»).

Zuhören und Verständnis zeigen

Eltern fühlen sich ernst genommen, wenn Sie ihnen zuhören und Verständnis zeigen. Sie vermitteln ihnen, dass Sie sie anerkennen und sich für sie interessieren. Zuhören sichert auch den Gesprächsfluss. Unterbrechen Sie die Eltern nicht.

Geschenk annehmen

Stellen Sie sich vor, die Eltern überbringen Ihnen ein großes Paket. Darin steckt eine wichtige Mitteilung. Bis die Eltern Ihnen dieses Paket übergeben haben, können und wollen sie an nichts anderes denken. Werden sie an der Zustellung des Pakets gehindert, machen sie während des Gesprächs immer und immer wieder einen neuen Versuch. Sie kehren wiederholt an den Ausgangspunkt des Gesprächs zurück, sodass sich dieses im Kreis bewegt. Wenn Sie die Eltern ausreden lassen, sprich das Paket in Empfang nehmen, können sich alle auf das Gespräch und seinen Fortgang konzentrieren.

Abbildung 7 Kommunikation als Geschenk

Verständnis zeigen Sie durch direkten Augenkontakt, leichtes Nicken oder Nachfragen. Verbal bekunden Sie es mit Sätzen wie «Ich sehe Ihren Standpunkt», «das kann ich gut nachvollziehen» oder «das verstehe ich gut».

Beachten Sie, dass zuhören und Verständnis zeigen nicht bedeuten muss, dass Sie mit allem einverstanden sind oder den Eltern uneingeschränkt recht geben. Aber es kann eine Grundvoraussetzung für leidenschaftliches Argumentieren sein. Sie lesen dazu in Kapitel «Lösungsfindung» mehr.

Konjunktiv und Fragezeichen

Partizipation ist in einer Demokratie wie der Schweiz zentral. Die Menschen sind es gewohnt, dass sie in Entscheide miteinbezogen werden, dass sie angehört werden und dass ihre Meinung gewürdigt wird. Diese Grundhaltung ist für ein Miteinander auf Augenhöhe entscheidend. Man ist stolz darauf, dass sie Bundesrätinnen ohne Bodyguard im Tram antreffen und den Gemeindepräsidenten in Badehosen im Schwimmbad.

In der mündlichen Kommunikation kommt diese Grundhaltung durch den Gebrauch von

Konjunktiven wie «könnte», «hätte», «dürfte ich»,

abschwächenden Adverbien wie «vielleicht», «eventuell», «möglicherweise»,

einbeziehenden Fragen wie «Was meinen Sie?», «Wie sehen Sie das?»,

Vorschlägen statt Anweisungen