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"Diesem Mistkerl kann man nicht über den Weg trauen", warnt ihr Chef die hübsche PR-Frau Sasha vor seinem Halbbruder, dem Casinobesitzer Blake Fortune. Aber mit dem einen ist sie nur befreundet, der andere macht ihr weiche Knie. Wird Sasha alles auf eine Karte setzen…
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Seitenzahl: 169
Kathie DeNosky
Alles auf Liebe?
IMPRESSUM
COLLECTION BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2007 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Mistress of Fortune“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 339 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Silke Schuff
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733722807
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Guten Morgen. Sasha Kilgore am Apparat, Assistentin für Public Relations.“
„Hi, Sasha. Hier ist Blake Fortune.“
Beim Klang seines sanften Baritons, der durch den Hörer an ihr Ohr drang, setzte Sashas Herzschlag für einen Moment aus. Sie musste sich daran erinnern, das Atmen nicht zu vergessen. „Hallo, Blake. Was kann ich für dich tun?“
„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Sasha.“
Jedes Mal, wenn er ihren Namen aussprach, durchrieselte sie ein köstlicher kleiner Schauer. Als Schulmädchen war sie heftig in den jüngsten Sohn der Familie Fortune verliebt gewesen. Ihre Schwärmerei wurde allerdings nicht erwidert. So ganz war sie wohl noch nicht darüber hinweg. „Sehr gern, ich werde mein Bestes tun“, antwortete sie und hoffte, dass sie sich nicht allzu eifrig anhörte. „Was brauchst du denn?“
„Dich.“
„Mich?“ Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, und sie hatte plötzlich das Gefühl, im luftleeren Raum zu schweben.
„Ich bin ziemlich spät dran, mit so einer Bitte zu kommen, das ist mir klar, doch ich bin in der Klemme. Ende dieses Monats eröffne ich hier in Deadwood hoffentlich ein neues Casino, und ich brauche deine Hilfe bei der Werbekampagne, damit die Sache richtig ins Rollen kommt. Mir liegt daran, auch die Sommerurlauber für das Casino zu gewinnen.“
Natürlich war es absolut lächerlich, aber sie verspürte eine seltsame Enttäuschung, weil es sich um einen geschäftlichen und nicht um einen persönlichen Gefallen handelte, den er von ihr wollte. „Mit Hotels und Spielcasinos habe ich nicht unbedingt Erfahrung.“
Warum hatte er nicht seinen eigenen Public-Relations-Manager damit beauftragt? Er hatte doch sicherlich einen. Immerhin war dies das dritte Casino, das er innerhalb der letzten vier Jahre eröffnete. Außerdem hatte sie Gerüchte gehört, dass Blake mittlerweile seine eigene Firma gegründet hatte.
„Komm schon, Süße. Wir wissen beide, dass du zu den Besten in deinem Job gehörst. Sonst würdest du ja wohl kaum für Dakota Fortunes arbeiten.“
Bei dem Kosewort lief ihr erneut ein Schauer über den Rücken. Sein Kompliment tat ihr gut, mehr, als es sollte. „Also setzt du jetzt Charme und Schmeicheleien ein, um dein Ziel zu erreichen?“
„Funktioniert es?“
Sie lachte. „Nein. Aber es ist schön, das zu hören.“
„Sag mir, dass du mir aus dieser Klemme hilfst, Sasha. Mein Public-Relations-Manager hat wegen einer dringenden Familienangelegenheit Urlaub genommen, seine Frau hat Zwillinge bekommen. Ich stehe also mit dem Rücken zur Wand. Das Fortune’s Gold öffnet in drei Wochen.“
„Ich war noch nie in einem Casino und im Gold schon gar nicht, daher wäre es ziemlich schwierig, Ideen für eine Kampagne zu entwickeln“, wandte sie ein.
„Kein Problem. Du bestimmst den Zeitpunkt, und ich schicke dir meinen Privatjet, damit er dich abholt.“
„Ich könnte vielleicht im Internet recherchieren und …“
„Du bekommst ganz sicher eine bessere Vorstellung, wenn du dir die Gegebenheiten vor Ort ansiehst“, beharrte er.
Sasha unterdrückte einen Seufzer. Die Männer der Fortunes akzeptierten kein Nein, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Sie griff nach ihrem elektronischen Kalender und studierte die Einträge. „Der früheste freie Termin wäre übermorgen. Ist dir das recht? Oder passt es dir nächste Woche besser?“
„Freitag ist großartig. Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen. Plan doch das Wochenende mit ein. Wir können dann am Montagmorgen zusammen nach Sioux Falls zurückfliegen.“
„Das wären drei Tage“, gab sie zu bedenken.
„Deine mathematischen Fähigkeiten sind beeindruckend.“
„Und deine Hartnäckigkeit ist ärgerlich.“
Sein dunkles Lachen war entwaffnend. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie ihn seit Jahren nicht lachen gehört und war daher zu dem Schluss gekommen, dass seine Brüder Case und Creed recht hatten. Sie waren der felsenfesten Überzeugung, Blake hätte keinen Sinn für Humor. Offensichtlich lagen sie damit falsch.
„Komm schon, Sasha. Dir kommen bestimmt jede Menge Ideen dazu, was meine potenziellen Hotelgäste ansprechen könnte, wenn du erst mal hier bist. Die Umgebung und die Atmosphäre helfen dir garantiert dabei, eine wirkungsvolle Werbekampagne zu entwickeln. Und außerdem tut es dir gut, mal aus dem Alltagstrott herauszukommen.“
Oh, er war gut. Er wusste ganz genau, was er sagen musste, um sie davon zu überzeugen, wie wichtig es für ihn war, dass sie das Wochenende mit ihm verbrachte, um an dieser Werbekampagne zu arbeiten.
„Es wäre schön, mal wegzukommen“, sagte sie langsam. „Ich kann nur nicht abschätzen, wie viel Zeit es in Anspruch nimmt, einen vernünftigen Plan auszuarbeiten.“
„Ich dachte, wenn du schon hier bist, könntest du dir auch die anderen Casinos ansehen. Vielleicht hast du ja Vorschläge, wie man die Werbung dafür optimieren kann.“ Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Aber falls das ein Problem ist …“
Er ließ den Satz unbeendet. Sasha schüttelte den Kopf. Blake verstand es wirklich hervorragend, seinen Willen durchzusetzen. „Nein, es ist kein Problem, meine Pläne für das Wochenende zu ändern.“ Genau genommen hatte sie eigentlich nichts anderes vorgehabt, als ihre Wohnung zu putzen und sich einen Marathon mit Julia-Roberts-Filmen zu gönnen.
„Dann ist es abgemacht. Ich sage meinem Piloten Bescheid, dass er dich am Freitag um acht Uhr morgens am Flughafen erwarten soll. Und, Sasha?“
„Ja?“
„Danke.“
Seine Stimme klang bei diesem Wort so weich und verführerisch, dass sie ein Kribbeln in der Magengegend verspürte. Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er aufgelegt.
„Wer war das?“
Beim Klang der vertrauten Männerstimme blickte sie auf. Creed Fortune stand in der Tür und musterte sie misstrauisch.
„Das war dein Bruder Blake“, antwortete sie vorsichtig.
„Halbbruder“, korrigierte er sie unwirsch. „Was wollte er?“
Es war eine bekannte Tatsache, dass Creed und Blake sich trotz ihrer engen Verwandtschaft nicht gerade nahestanden. Weit davon entfernt. Im besten Fall begegneten sie sich mit unterkühlter Höflichkeit, im schlimmsten mit offener Feindseligkeit.
„Blakes Public-Relations-Manager hat Urlaub. Er hat mich gebeten, ihm bei einer Werbekampagne für sein neues Casino zu helfen.“ Sie wich seinem Blick aus und beschäftigte sich damit, ihren Termin mit Blake in den Kalender einzutragen.
Wieso nur hatte sie das Gefühl, als wäre sie Creed gegenüber nicht loyal, nur weil sie seinem Bruder einen Gefallen tat? Sie waren nie etwas anderes als Freunde gewesen.
„Und? Wirst du es tun?“
Die Missbilligung in seinem Ton sagte ihr, dass sie Blake seiner Meinung nach zurückweisen sollte. Sie nickte. „Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht.“
„Ich kann dir einen verdammt guten Grund nennen“, erwiderte Creed, seine Miene war finster. „Diesem Mistkerl darf man nicht über den Weg trauen. Ich würde mein Vertrauen eher in eine Klapperschlange setzen als in Blake Fortune.“
„Es ist schrecklich, dass du so etwas von deinem Bruder sagst, Creed.“ Sie selbst war ein Einzelkind und hatte sich immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht. Sie konnte nicht begreifen, dass jemand so feindselige Gefühle gegenüber seinen Geschwistern hegte. „Es spielt keine Rolle, ob ihr euch versteht oder nicht. Blake ist nun einmal ein Teil deiner Familie.“
Creed brummte abfällig. „Ja, und zwar der schlimmste Teil.“
Sasha blickte ihn ernst an und wählte ihre Worte mit Bedacht: „Du bist einer meiner besten Freunde, Creed, und ich schätze unsere Freundschaft sehr, aber verlange nicht von mir, dass ich Partei ergreife. Was immer auch zwischen Blake und dir stehen mag, ich habe nichts damit zu tun.“
Er kniff die Lippen zusammen und nickte. „Ich will nur, dass du vorsichtig bist. Du solltest in seiner Nähe gut auf dich aufpassen, er könnte dich verletzten. Blake ist genau so wie seine Mutter. Und von ihr ist noch nie irgendwas Gutes gekommen. Sie ist ein sehr unangenehmer Mensch und daran wird sich garantiert nichts mehr ändern.“
Sasha schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln. „Vermutlich wird er mir über dich etwas Ähnliches erzählen. Warum gehst du nicht zurück in dein Büro und tust was Produktives? Dann kann ich mich auch wieder an die Arbeit machen.“
Noch lange, nachdem Creed sie allein gelassen hatte, grübelte sie darüber nach, was wohl für die Zwistigkeiten der Geschwister verantwortlich sein mochte. Case und Creed, die beiden älteren Söhne der Familie, machten keinen Hehl daraus, dass sie nichts von ihrem jüngeren Bruder hielten. Soweit sie das beurteilen konnte, beruhte die Abneigung durchaus auf Gegenseitigkeit.
Blake war sogar so weit gegangen, Dakota Fortunes, die Firma der Familie, zu verlassen. Er arbeitete schon lange nicht mehr in dem millionenschweren Unternehmen, das sein Großvater gegründet hatte. Blake hatte sich in der Spielindustrie von South Dakota sein eigenes Imperium geschaffen. Er hielt zwar noch ein beachtliches Aktienpaket von Dakota Fortunes und war Mitglied des Aufsichtsrates, hatte aber nichts mehr mit dem Tagesgeschäft der Firma zu tun.
Sasha lehnte sich in ihrem lederbezogenen Bürosessel zurück und betrachtete nachdenklich den neuen Eintrag in ihrem Kalender. Wie es aussah, drohte die Feindseligkeit zwischen den Brüdern zu eskalieren. Jeder von ihnen erwartete offenbar, dass die Menschen in ihrer Umgebung sich in diesem Kampf auf die eine oder andere Seite schlugen. Sie hatte jedoch keineswegs die Absicht, das zu tun.
Leider war ihr nicht recht klar, wie sie es vermeiden sollte. Mit einem der Brüder verband sie eine enge Freundschaft und der andere schaffte es seit jeher, ihr mit einem einzigen Blick weiche Knie zu verursachen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, nicht zwischen die Fronten zu geraten.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf, um diese bedrückenden Gedanken zu vertreiben. Leider vergeblich, sie kam mit ihrer Grübelei nicht los von den Fortune-Brüdern, daher öffnete sie den Browser auf ihrem Computer und machte sich daran, über die Spielcasinos in Deadwood zu recherchieren. Da kam eine Menge Arbeit auf sie zu.
Ansonsten nahm sie sich vor, aufmerksam zu verfolgen, was vor sich ging. Falls zwischen Blake und Creed ein offener Krieg ausbrechen sollte, konnte jeder, der ihnen dabei im Weg stand, nur allzu leicht zum Opfer werden. Das durfte sie auf keinen Fall vergessen. Sie würde auf der Hut sein und in Deckung gehen, falls sich die Lage zuspitzte.
Blake saß im Fond seiner Firmenlimousine und richtete den Blick auf die Rollbahn des kleinen privaten Flugplatzes in der Nähe von Deadwood. Sein Learjet war gelandet und kam langsam auf den Wagen zugerollt. Nach dem Telefonat mit Sasha hatte er einige Tage damit verbracht, die letzten Arbeiten an seinem neuesten und luxuriösesten Spielcasino mit angeschlossenem Hotel zu überwachen, und hatte diverse Gespräche mit Bauarbeitern und Inneneinrichtern geführt.
Er war fest entschlossen, das Fortune’s Gold zum ersten Haus am Platz in Deadwood zu machen. Das neue Casino war eine sinnvolle Ergänzung für seine kürzlich gegründete Firma, die Fortune Casino Corporation. Zusammen mit dem Belle of Fortune, das wie ein Schaufelraddampfer aus dem neunzehnten Jahrhundert eingerichtet war, und dem familienfreundlichen Hotelcasino Lucky Fortune, wo Eltern ihren Nachwuchs im hoteleigenen Kindergarten gut aufgehoben wussten, würde er so ziemlich alle Bedürfnisse und Wünsche abdecken, sobald sein neuestes Casino in Betrieb war.
Er ging erneut die Liste der zu erledigenden Dinge im Kopf durch und kam zu dem Schluss, dass er sich nur noch um ein paar letzte Details kümmern musste, danach konnte er sich die nächsten zwei Tage auf Sasha und seine Mission konzentrieren. Er hatte nicht gelogen, als er ihr sagte, sein Public-Relations-Manager sei im Urlaub, weil seine Frau Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Er hatte ihr nur verschwiegen, dass er den armen Mann geradezu dazu zwingen musste, sich freizunehmen. Die Werbekampagne für das Fortune’s Gold war nicht der eigentliche Grund für seinen Anruf bei Sasha gewesen. Ebenso wenig wie für seine Bitte an sie, das Wochenende mit ihm in Deadwood zu verbringen.
Auf dem Hochzeitsempfang seines ältesten Bruders Case im Februar war Creed in Sashas Begleitung erschienen. Da hatte er sich daran erinnert, die beiden im vergangenen Jahr schon bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen oder Familienfesten zusammen gesehen zu haben. Daraus schloss er, dass mehr als Freundschaft sie verband und dass Sasha für seinen Bruder etwas ganz Besonderes war. Das konnte gar nicht anders sein, denn Creed war für seinen Verschleiß an Frauen berüchtigt. Seine Affären dauerten immer nur wenige Tage, dann wandte er sich einer neuen Eroberung zu. Für Sasha indessen schien sein Bruder tiefere Gefühle zu hegen. Das fand er höchst interessant, außerdem war das sehr nützlich.
Sasha war in die erste Klasse der Highschool gegangen, als er seinen Abschluss gemacht hatte. Sie waren sich nie besonders nahegekommen, aber sie hatten gemeinsam einen Fotokurs besucht. Er hätte damals schwören können, dass das scheue Mädchen mit den kastanienbraunen Locken für ihn schwärmte. Soweit er sich erinnerte, hatten sie nie länger miteinander gesprochen.
Er hatte sie jedoch mehrere Male dabei ertappt, wie sie ihn mit ihren schönen grünen Augen musterte. Sie hatte dann immer schnell den Blick abgewandt und war rot geworden. Offenbar war sie in den letzten Jahren über ihre Schwärmerei hinweggekommen und schenkte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit nun dem mittleren der Fortune-Brüder.
Blake musste lächeln. Es war höchste Zeit, dass er die Situation klärte und einforderte, was eigentlich ihm zustand. Ganz abgesehen davon, dass es ihm ein Vergnügen wäre, Creed eins auszuwischen.
Der Pilot brachte die Maschine nur wenige Meter von der Limousine entfernt zum Halten. Als die Tür des Jets sich öffnete, verließ Blake den Wagen, ging ihr entgegen und streckte Sasha einen Arm hin, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Während sie die ausgeklappte Treppe hinunterstieg, nahm sie seine Hand. Der Kontakt mit ihrer zarten Haut jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
„Es ist schön, dich wiederzusehen, Sasha“, sagte er und ignorierte seine körperliche Reaktion auf die Berührung geflissentlich.
Als sie neben ihm stand, umarmte er sie zur Begrüßung. Er spürte, wie sie in seinen Armen leicht zitterte, und unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Es war noch viel zu früh, um seine wahren Absichten preiszugeben. Er wollte erst einmal sicher sein, dass er Erfolg haben würde.
„Wie war der Flug?“, fragte er und trat einen Schritt zurück.
Ihrem Gesichtsausdruck konnte er entnehmen, dass der innige Empfang sie verwirrte, genau, wie er beabsichtigt hatte. Er wollte sie aus der Deckung locken und sie in Sicherheit wiegen.
„Angenehm und ziemlich ruhig“, antwortete sie.
Er deutete die zarte Röte auf ihren Wangen als ermutigendes Zeichen und vertraute darauf, dass sein Plan reibungslos funktionieren würde. „Das freut mich. Um diese Jahreszeit kann es durchaus zu Turbulenzen kommen.“
Die Aprilsonne schimmerte nur schwach durch die dichte Wolkendecke. Eine kalte Böe zerzauste Sashas rotbraune Locken, die sich aus dem Haarknoten gestohlen hatten. Blake legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie zum Wagen. Dort gab er dem Fahrer ein Zeichen, sich um ihren kleinen Rollkoffer zu kümmern.
„Lass uns einsteigen, bevor du erfrierst“, sagte er und öffnete ihr die Tür zur Rückbank der Limousine.
Sie nickte dankbar und hielt sich den Mantelkragen zu. „Es ist ziemlich kalt.“
Als sie im Wagen saßen, bemerkte er, dass sie ganz ans andere Ende der Sitzbank gerückt war. Er machte sie nervös, daran bestand kein Zweifel. Blake konnte sich den Grund dafür lebhaft vorstellen. Creed, dieser Mistkerl, hatte ihr garantiert geraten, sich vor ihm in Acht zu nehmen.
„Wir fahren direkt von hier zum Fortune’s Gold“, erklärte er. Die Aussicht auf die anstehende Arbeit würde sie ablenken vom verbalen Gift, das sein älterer Bruder ihr ins Ohr geträufelt hatte. „Und nachdem du einen Eindruck davon bekommen hast, welche Art von Gästen ich für das neue Casino gewinnen will, essen wir im Lucky Fortune zu Mittag. Bei der Gelegenheit kannst du es dir gleich ansehen. Danach fahren wir zum Belle of Fortune.“ Er machte eine kleine Pause und lächelte sie an. „Dort wirst du an diesem Wochenende wohnen.“
„Das klingt gut.“
Zu seiner Erleichterung entspannte sie sich sichtlich. Bei ihrem strahlenden Lächeln zog sich sein Magen zusammen.
„Ich habe mir im Internet die Hotels und Casinos deiner Konkurrenten angesehen“, erklärte sie. „Heute Abend weiß ich vermutlich, ob die Ideen, die ich bisher hatte, brauchbar sind. Aber ich schätze, der grobe Plan, den ich im Kopf habe, wird deinen Bedürfnissen gerecht.“
„Großartig.“ Er nahm ihre Hand und drückte sie zärtlich. „Wir sprechen morgen früh darüber. Danach nehmen wir uns den Rest des Wochenendes frei, um ein bisschen Spaß zu haben.“
Sashas Lächeln erlosch und sie machte ein Gesicht, als wollte sie gleich aus dem Wagen springen.
„Spaß?“
Wäre Creed in diesem Moment in der Nähe gewesen, hätte Blake ihn mit Vergnügen Stück für Stück auseinandergenommen. Unmöglich zu sagen, welche Lügen und verdrehten Halbwahrheiten sein Bruder ihr über ihn aufgetischt hatte.
„Ich dachte, wenn du schon mal hier bist, möchtest du vielleicht dein Glück an den Spieltischen versuchen. Außerdem hat Deadwood einige gute Museen, die sich der Geschichte der Stadt und ihrer Rolle im Wilden Westen widmen. Ich habe eventuell vor, einen Museumsbesuch zum Bestandteil einiger Angebotspakete für meine Gäste zu machen. Deshalb solltest du dir eins oder zwei davon ansehen.“
Sasha dachte einen Moment nach und nickte schließlich. „Du hast recht. Ein Bummel durch die Museen in eins der Angebotspakete aufzunehmen ist eine hübsche Idee und fällt aus dem üblichen Rahmen.“
Als der Fahrer unter der überdachten Zufahrt zum Fortune’s Gold anhielt, stieg Blake aus und half Sasha zuvorkommend beim Aussteigen. „Dann ist es also abgemacht“, sagte er und bemühte sich, seine Stimme nicht allzu triumphierend klingen zu lassen. „Wir machen morgen eine Museumstour und entscheiden danach, welche für meine Angebote infrage kommen.“
Während er Sasha in das Hotelfoyer begleitete, beobachtete er aufmerksam ihre Reaktion auf das opulente Dekor. Er hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um die Eleganz der Spitzenetablissements in Las Vegas zu erreichen. Dabei hatte er jedoch sorgfältig darauf geachtet, dass die lockere Atmosphäre, für die Deadwood berühmt war, nicht verloren ging. Dieses neue Casino war sein ganzer Stolz.
„Das ist wirklich schön, Blake“, bemerkte Sasha, wobei sie sich umsah. Sie trat an den Empfangstresen und strich über die kühle schwarze Marmorplatte. „Ich mag es, wie du die Farben Schwarz, Gold und Beige eingesetzt hast. Das passt hervorragend zu den Kristallleuchtern.“
Blake stellte überrascht fest, dass ihr Enthusiasmus ihn stolz und zufrieden machte. Damit hatte er nicht gerechnet. „Ich hoffe, das Fortune’s Gold wird Spieler aus den Städten im Mittleren Westen anziehen, bei denen es um hohe Einsätze geht. Leute, die keine Zeit haben, nach Las Vegas zu fliegen, die aber dennoch mal ein Wochenende in luxuriöser Umgebung verbringen wollen.“
„Dieses Hotelcasino wird unter Kurzurlaubern bestimmt schon bald sehr beliebt sein.“
Sie durchquerten die Lobby und stiegen die beiden Stufen hinab, die in den Casinobereich führten. Sasha deutete auf mehrere Reihen Spielautomaten und die unterschiedlichen, im Mittelbereich angeordneten Spieltische.
„Wie ich sehe, ist alles da, was das Spielerherz begehrt.“
Ein lautes Geräusch vom anderen Ende des Casinos ließ sie zusammenzucken. Es war von Arbeitern verursacht worden, die letzte Hand an die Wandverkleidung legten. Angesichts ihrer Reaktion wurde Blake klar, dass Sasha in seiner Gegenwart noch nicht völlig entspannt war. Vielleicht würde es helfen, wenn er sie eine Weile allein ließe, damit sie sich sammeln konnte. Es kam seinen Absichten entgegen, dass sie ein wenig irritiert war, aber ein nervöses Wrack konnte er überhaupt nicht gebrauchen.