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Kristof Kryszinski ist mit seinem Kumpel Scuzzi ins sonnige Spanien unterwegs. Sie sollen einen Ort suchen, an dem ihr Bikerklub die Stormfuckers Ranch aufmachen kann. Noch während der Fahrt begegnet ihnen alles andere als Sommer, Sonne, Strand und Meer: verdorrte Stein- und Staubwüste, erbarmungslos sengende Hitze und gefährliche Banden verwahrloster Kinder. Schisser allerdings, der bereits eine entsprechende Immobilie gefunden hatte, ist verschollen - ebenso die 180 000 Euro, mit denen er das Objekt erstehen sollte. Auf der Suche nach Freund und Geld stoßen die beiden auf ein Aussteigerdorf voller zugekiffter Hippies. Auch die Jugendlichen machen in der iberischen Gluthitze dem bierdurstigen Kryszinski gehörig Dampf - ganz zu schweigen von den harmoniebedachten Blumenkindern, gegen die der Mülheimer instinktiv eine herzliche Abneigung empfindet.
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Seitenzahl: 281
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Jörg Juretzka
ALLES TOTAL GROOVY HIER
JörgJURETZKA
Kriminalroman
Von Jörg Juretzka liegen bei Rotbuch außerdem vor:
Freakshow (1. Aufl. 2011)
Fallera (2. Aufl. 2011)
Rotzig & Rotzig (2. Aufl. 2010)
Prickel (4. Aufl. 2011)
Der Willy ist weg (4. Aufl. 2009)
ISBN 978-3-86789-553-8
© 2009 by BEBUG mbH/Rotbuch Verlag, Berlin
Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin
Umschlagabbildung: Sven Hoppe (fotolia)
Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:
Rotbuch Verlag
Alexanderstraße 1
10178 Berlin
Tel. 01805/30 99 99
(0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz,
abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer)
www.rotbuch.de
FÜR CORA UND VERENA
Speziellen Dank an The Defectors für ›Creepy Crawl‹
Sämtliche Figuren und auch sämtliche Orte diesesRomans sind frei erfunden.
Als Erstes sah ich den brennenden Hund.
Nein, das ist nicht ganz richtig. Als erstes Wesen nach dem Abbiegen von der Nationalstraße, nach dem Verlassen der endlosen Agrar-Wüste aus weißen Plastikplanen, sah ich diese zahnlos grienende Zwölfjährige, die ihr T-Shirt hob, um mir ihre unterentwickelten Brüste zu zeigen, und dann den Rock, mit dem sie die vielleicht dünnsten und dreckigsten Beine entblößte, die mir je unter die Augen gekommen sind.
Dann sah ich den brennenden Hund, verfolgt von einer Meute Steine schmeißender Kinder und Jugendlicher.
Das kreischende Tier querte unseren Weg, ich riss am Steuer, und Scuzzi schreckte aus dem Schlummer, als das rechte Vorderrad dem Leiden des Hundes ein rumpelndes, knirschendes Ende bereitete. Ich stoppte in einer Staubfahne, stieg aus, geriet voll in den Steinhagel der verwahrlosten Horde, bekam deftig einen gegen den Schädel und musste mich zurück in den Wagen flüchten. Wurfgeschosse knallten auf die Karosse, und ein Stern erschien in der Heckscheibe, doch der Hund war tot, wie ich mich mit einem kurzen Blick hatte überzeugen können. Ich gab Gas, und die Straße senkte sich. In der Ferne wurde mit viel gutem Willen ein blauer Streifen ahnbar. »Jessas!«, keuchte Scuzzi, noch reichlich benebelt wie meist nach dem Aufwachen. »Wo sind wir hier gelandet?« »Willkommen an der Küste des Lichts«, antwortete ich, fasste mir an die Stirn, nahm die Hand runter und sah mein Blut.
Die Straße ließ sich Zeit, wand sich in Schlangenlinien durch ein schroffes, felsiges Terrain und häutete sich dabei. Will sagen, das Asphaltband erodierte allmählich zu einem Stückwerk, dessen Einzelteile weiter und weiter auseinanderklafften, je länger wir ihm folgten.
Dorniges Gestrüpp und Baumleichen säumten die Straßenränder, skelettdürre Pferde vegetierten auf sonnenverbrannten, staubigen Weiden. Hier und da, wo der Straßenverlauf zum Verzögern zwang, fanden sich dunkle, ausgemergelte, zahnlückige Gestalten beiderlei Geschlechts und jeden Alters, ihre Mienen eine Mischung aus trotziger Resignation und unkaschierbarer Verschlagenheit. Sie hoben Tiere ans Wagenfenster, Hunde, Welpen zumeist, doch auch der eine oder andere Leguan war darunter, von Katzen ganz zu schweigen.
»Zigeuner«, sagte Scuzzi und spuckte aus. »Halt bloß nicht noch mal an, oder von uns und dem Auto sind binnen Minuten nur noch die Gerippe übrig.«
Wir rumpelten weiter durch die Schlaglöcher, und Scuzzi sprach aus, was uns beide beschäftigte. »Irgendwie hab ich mir nach Schissers Beschreibung die Gegend hier ein bisschen anders vorgestellt.«
Das grelle, nahezu senkrecht vom Himmel herabschwärende Licht nahm allem die Konturen, eine knisternde Hitze ließ jede Bewegung erstarren, vom trägen, mühelosen Flug der Geier einmal abgesehen. Und uns, natürlich, in unserem stickigen Wohnmobil, alle Fenster so weit es ging aufgerissen, wodurch das Innere unaufhaltsam zustaubte, bis es Teil der Landschaft zu werden begann. Etwas wie eine Vorahnung kroch mir durch die Eingeweide, eine Beklemmung, eine erste Stufe von Angst, ohne dass es dafür tatsächliche Gründe gab. Es war die Lebensfeindlichkeit der Landschaft, die gnadenlose Härte der himmlischen Strahlung, die schockierende Armut der Leute.
Wir passierten ein Dorf, oder was davon übrig war. Ein paar streunende Hunde lagen oder schlichen herum, doch andere Bewohner waren nicht auszumachen, die instinktiv erhoffte Bar erst recht nicht. Nur eingesunkene Dächer, zugemauerte Türen, vernagelte Fenster oder aber gähnende Höhlen, die Räume dahinter voll Müll und Sand, wüst und trocken wie alles hier. Und, wie gesagt, keine Bar. Ich begann, den Landstrich zu hassen und Schisser zu verfluchen, und Scuzzi erst recht.
Die beiden hatten das erbrütet, hatten sich gegenseitig hineingesteigert in dieses Kiffer-Klischee, hier im ach so sonnigen Süden die Stormfuckers Ranch zu gründen, eine Dope-Plantage als Erholungs- und Rückzugsort für alternde Biker, wenn man so will. Und dann hatten sie nach und nach die halbe Gang damit angesteckt.
Ich war von Anfang an dagegen, hatte nicht einen Cent beigesteuert, jede Menge Ärger mit den örtlichen Behörden vorausgesehen und allein schon deshalb verkündet, niemals mitfahren zu wollen. Und trotzdem war ich jetzt hier, auf der Suche nach dem verschollenen Schisser und den ebenfalls abgängigen hundertachtzigtausend Euro, nicht zu vergessen.
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