Alpengold 387 - Margit Hellberg - E-Book

Alpengold 387 E-Book

Margit Hellberg

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Beschreibung

Es ist eine Mainacht, mild, sternenklar - wie geschaffen für Verliebte. Doch Julius Holzmann denkt nicht an die Liebe, als er sich auf den Weg zu Regina macht. Sein ganzes Sinnen und Trachten gilt dem Königshof, den die junge bildschöne Frau ganz allein bewohnt. Wie Fieber brennt der Wunsch in ihm, dieses prachtvolle Anwesen zu besitzen. Und da Regina nicht bereit ist zu verkaufen, gibt es nur eine Möglichkeit für ihn, sein Ziel zu erreichen ...


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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Der Erbschleicher

Vorschau

Impressum

Der Erbschleicher

Er wollte den Königshof besitzen – um jeden Preis!

Von Margit Hellberg

Es ist eine Mainacht, mild, sternenklar – wie geschaffen für Verliebte. Doch Julius Holzmann denkt nicht an die Liebe, als er sich auf den Weg zu Regina macht. Sein ganzes Sinnen und Trachten gilt dem Königshof, den die junge bildschöne Frau ganz allein bewohnt. Wie Fieber brennt der Wunsch in ihm, dieses prachtvolle Anwesen zu besitzen. Und da Regina nicht bereit ist zu verkaufen, gibt es nur eine Möglichkeit für ihn, sein Ziel zu erreichen ...

Julius Holzmann, Bauer auf dem Holzmann-Hof in Ramsach, verließ den Stammtisch im Gasthaus »Wiesenbräu« früher als sonst. Die Neuigkeit, die er eben erfahren hatte, brannte ihm so unter den Nägeln, dass er sie auf der Stelle seiner Frau mitteilen musste.

»Warum gehst du denn schon?«, fragte ihn einer seiner Freunde, mit dem er in der Gasthaustür zusammenstieß. »Es ist doch erst neun!«

»Ich hab keine Zeit mehr«, wich Julius Holzmann aus.

»Du, ich wollte was mit dir besprechen«, versuchte ihn der andere zurückzuhalten. »Komm, auf eine Runde wird's wohl noch reichen.«

»Nichts zu machen. Nächste Woche können wir miteinander reden. Oder du musst zu mir auf den Hof kommen, wenn's gar so pressiert.«

Julius Holzmann tippte mit zwei Fingern an die Krempe seines Lodenhuts und machte sich nach einem kurzen Gruß endgültig davon.

Hinter dem Gasthaus verließ der Bauer die beleuchtete Dorfstraße und bog in einen Wiesenweg ein, der direkt zum Holzmann-Hof führte. Obwohl es so dunkel war, dass man kaum die Hand vor Augen sah, schritt er rüstig den Hügel bergan. Er kannte hier jeden Stein, jede Unebenheit, jede Biegung. Schließlich leuchtete ihm nach Durchquerung eines kleinen Tannenwäldchens das trauliche Licht aus seinem Haus entgegen.

Der Holzmann-Hof lag wie eine friedliche Insel in der rabenschwarzen Nacht. Der Himmel war wolkenverhangen, kein Stern blinkte. Zudem war Neumond. Im matten Schein der Laterne an der Haustür waren die Stallgebäude nur schemenhaft zu erkennen. Ein Schatten huschte aus der Dunkelheit auf den Bauern zu.

»Polli«, schalt er gutmütig, »wo treibst du dich wieder herum? Na, meinetwegen, komm schon mit! Ich weiß ja, dass dir's in der warmen Stube besser behagt als in deiner Hundehütte. Wofür die der Christian extra gebaut hat, möchte' ich wissen.«

Der Hund, ein Mischling aus Berner Sennenhund und Schäferhund, umsprang den Bauern voller Freude. Mit der Nase dicht an dessen Fersen folgte er ihm ins Haus. Schon im Flur drang ihnen angenehme Wärme entgegen. Zufrieden seufzend entledigte sich Julius Holzmann seiner Jacke und hängte den Lodenhut an den einzigen noch freien Haken an der Wand.

Gerade wollte der Hausherr sich die Schuhe ausziehen, als sich die Stubentür öffnete und seine Frau Theres auf der Schwelle erschien. Polli benutzte die Gelegenheit, um sich schnell an ihr vorbei in die Stube zu drängen, was ihm die Bäuerin sonst nicht allzu gern gestattete.

»Du bist schon zurück?« Erstaunen schwang in dieser Frage mit.

»Das passt dir wohl nicht, Weibi?«, fragte Julius schmunzelnd zurück. »Hast du am Ende einen Liebhaber in der Stube, der sich schnell vor mir verstecken muss?«

»Freilich«, antwortete Theres. »Oder meinst du, bei mir würde keiner mehr anbeißen?«

Julius Holzmann packte seine hübsche Frau am Kopf und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.

»Außer mir keiner, und das möchte ich auch niemandem raten. Ich bin halt noch immer verliebt in dich wie vor dreißig Jahren.«

»Oh, mei«, seufzte Theres. »Mir scheint, deine Augen sind nicht mehr so gut wie früher, sonst würdest du doch sehen, dass an mir nichts mehr zum Verlieben dran ist.«

»Du eitle Person willst wohl noch mehr Komplimente hören.« Julius lachte. »Dabei weißt du selber ganz genau, dass du für dein Alter noch recht fesch ausschaust.« Er schob sie vor sich her in die Stube. »Aber jetzt Schluss mit dem Süßholzraspeln. Komm, setz dich her, ich hab was mit dir zu bereden!«

Theres ließ sich gehorsam in dem Sessel nieder, den sie kurz vorher verlassen hatte. Sie nahm ihre Strickarbeit wieder in die Hand und wartete voller Spannung auf das, was ihr Mann zu sagen hatte. Julius nahm ihr gegenüber Platz.

»Wo sind die Kinder?«, fragte er dabei.

»Der Max ist natürlich zur Steffi. Ich glaube, die zwei wollen nicht mehr lang mit dem Heiraten warten. Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als entweder anzubauen oder ...«

»Mach dir darüber keine Gedanken, Theres! Vielleicht regelt sich alles ganz von selbst.«

»So?« Theres sah ihren Mann erwartungsvoll an. Aber noch rückte er mit der Sprache nicht heraus. Sie fuhr daher fort. »Der Christian ist mit zwei Freunden ins Kino nach Stein. Und die Liesl ist zum Üben gefahren.«

»Ach ja, ich hab's ganz vergessen. Der große Tag rückt näher! Stubenmusi und Dreigesang aus Ramsach, die neue Attraktion in unserem Tal. Wird was Rechtes werden.« Julius Holzmann war skeptisch. »Aber wenigstens sind wir nun allein und ungestört.«

»Jetzt schieß doch endlich los, Mann! Ich platze ja fast vor Neugier.«

Julius Holzmann atmete tief durch.

»Der Vinzenz Perlacher ist tot«, sagte er dann.

Theres Holzmann ließ ihr Strickzeug sinken. Einen Augenblick war es ganz still im Zimmer. Nur das Ticken der Pendeluhr war zu hören.

»Was wirst du jetzt tun?«, fragte Theres nach einer Weile.

Julius Holzmann richtete sich ein wenig in seinem Sessel auf.

»Ich werde den Hof für den Christian kaufen!«, erklärte er. »Dann können der Max und die Steffi endlich heiraten. Wir ziehen mit der Liesl ins Zuhäusl, und alles ist bestens geregelt.«

Jetzt war es Theres, die hörbar die Luft einzog.

»Meinst du, das geht so einfach, das mit dem Kaufen? Wenn der alte Perlacher nun doch irgendwelche Verwandten hat, die auf den Hof spekulieren?«

Julius schüttelte den Kopf.

»Jeder weiß, dass der Vinzenz Perlacher ein Sonderling war, der keinen Menschen auf der Welt hatte, der zu ihm gehörte. Er hat niemals Privatpost bekommen. Weder früher noch später hat jemals jemand nach ihm gefragt. Er hat seinen Hof verkommen lassen, weil er wusste, dass er einmal fremden Menschen in die Hände fallen wird. Der Doktor hat den Bürgermeister benachrichtigt, damit der sich um die Beerdigung und die Nachlassregelung kümmern soll. Theres, es ist wirklich kein Angehöriger da, der als Erbe infrage kommen könnte. Glaub mir!«

Theres begann wieder zu stricken.

»Dann könnte sich jetzt also dein Wunsch erfüllen, den du seit Jahren mit dir herumträgst. Der Christian soll Bauer auf dem Königshof werden.«

Stolz blitzte aus Julius Holzmanns Augen.

»Ja, das ist mein Wunsch und Wille. Einer meiner Söhne wird Bauer auf dem Königshof, der einmal der schönste und reichste Hof weit und breit gewesen ist. Wie die Könige haben die Perlachers in unserem Tal regiert. Viele Bauern waren von ihnen abhängig, weil sie ihnen scheinbar hilfsbereit Geld geliehen haben, in Wirklichkeit aber ein Stück Land nach dem anderen schluckten, wenn die Leute nicht mehr zahlen konnten. Weiß der Himmel, warum der Vinzenz Perlacher so aus der Art geschlagen war, dass er den großen Hof derart verkommen ließ.«

»Das ist wirklich kaum zu glauben«, warf seine Frau ein.

»Ja, und dann hat er mit zwei alten Knechten zum Schluss gerade noch so viel geschafft, dass es zum Leben reichte. Aber das weißt du ja selber. Wir haben lang genug mit angesehen, was sich auf dem Nachbarhof abspielte. Ein Jammer war's, aber keiner aus dem Dorf konnte was dran ändern. Der alte Querkopf ließ ja nicht mit sich reden. Wer weiß, vielleicht hat er in seiner letzten Stunde doch manches bereut, was er falsch gemacht hat.«

»Ist er denn krank gewesen?«, fragte Theres.

»Er hat heute früh tot in seinem Bett gelegen«, erzählte Julius. »Bruno, der ältere Knecht, hat ihn gefunden. Ganz friedlich soll er dagelegen haben. Mit gefalteten Händen. Kannst du dir das vorstellen?«

»Er kann kein so schlechter Mensch gewesen sein, wenn ihm der Herrgott einen sanften Tod geschenkt hat«, flüsterte Theres mit Tränen in den Augen.

***

Als die drei Kinder später nach und nach heimkamen, antwortete Julius Holzmann auf ihre Berichte nur einsilbig. Nur Liesl, seinem Liebling, tätschelte er die Wange, als sie voll Stolz erzählte, dass sie und ihre Freundinnen am Ostersonntag zum ersten Mal in der Kirche auftreten würden.

»Der Leiter vom Heimatverein in Stein hat sich auch schon für uns interessiert«, berichtete sie mit blitzenden Augen. »Wir sollen dort im Rahmen eines Unterhaltungsabends auftreten. Was sagst du jetzt, Vater? Vielleicht werden wir gar noch berühmt und all deine abfälligen Bemerkungen zum Trotz sogar ins Fernsehen geholt.«

»Das fehlte mir gerade noch«, brummte er. »Wir sind Bauern und wollen von dem Rummel draußen in der Welt nichts wissen. Schlag dir das lieber heut als morgen aus dem Kopf!«

Schmeichelnd legte Liesl ihr Gesicht an die Wange des Vaters.

»Und du wärst kein bisserl eingebildet auf deine Tochter, um die sich die Manager reißen würden?«

»Rausschmeißen tät ich sie«, grollte er. Aber das andere Problem, das ihn beschäftigte, war größer. Liesls hochfliegende Pläne erschienen ihm so unerreichbar, dass er sich nicht die Zeit nahm, sich damit zu beschäftigen. Der Königshof erfüllte sein ganzes Denken.

In dieser Nacht konnte Julius Holzmann nicht schlafen. Während seine Frau ruhig atmend neben ihm schlief, wälzte er sich im Bett hin und her. Zahlenkolonnen zogen an seinem Auge vorüber. Wie viel konnte man für den heruntergewirtschafteten Hof verlangen? Er hatte ein paar Ersparnisse auf der Bank. Der eigene Hof war schuldenfrei. Wenn er dem Wilser die Wiese verkaufte, die an sein Grundstück grenzte, bekam er noch eine hübsche Summe in die Hand. Ganz ohne Kredit ging es natürlich nicht ... Teufel, Teufel! Der Bauer schnaufte so laut, dass Theres unruhig wurde.

»Ist was?«, fragte sie schlaftrunken. »Muss ich aufstehen? Es ist doch noch ganz dunkel.«

»Schlaf weiter, Theres! Ich hab nur schlecht geträumt.«

Beruhigt drehte sich Theres auf die andere Seite und war sofort wieder eingeschlafen.

Ihr Mann war froh, als es draußen zu dämmern begann. Leise kroch er aus dem Bett, fuhr in seine Pantoffeln und verließ leise, um Theres nicht zu wecken, die Schlafstube. Es war erst fünf Uhr morgens, weder im Haus noch im Stall regte sich etwas.

Julius ging ins Bad. Da er die guten Ohren seiner Frau kannte, verzichtete er auf die morgendliche Dusche und rieb sich mit dem Waschfleck kalt ab, bis die Haut krebsrot war. Jetzt fühlte er sich schon wesentlich wohler. Die unruhigen Nachtgedanken flatterten davon wie Krähen. Je heller es wurde, desto zuversichtlicher sah Julius der Regelung dieser Angelegenheit entgegen.

Um halb sechs erschienen die Knechte und Mägde aus ihren Schlafkammern, um das Tagwerk zu beginnen. Erstaunt sahen sie, dass der Bauer schon frisch und munter vor der Haustür stand und witternd wie ein Jagdhund die Nase in den Wind hob.

»Frühling wird's, Leute, ich riech's an der Luft.«

»Saukalt ist's«, erwiderte Franz, der Großknecht, missmutig. »Wenn du mich fragst, Bauer, gibt's noch mal eine ordentliche Fuhre Schnee.«

»Na, wenn schon. Der bleibt nimmer lang liegen, Franzl. Pass auf, zu Ostern kannst du die Wadenstrümpfe und die krachledernen Kniehosen anziehen. So warm wird's bis dahin sein.«

»Seit wann versuchst du dich als Wetterprophet, Bauer?«, gab Franz lachend zurück. »Oder liegt dir besonders viel dran, dass der Winter nicht wiederkommt? Hast du was Besonderes vor?«

»Könnte schon sein, Franzl. Aber jetzt an die Arbeit! Die Kühe werden schon unruhig!«

Franz verschwand im Stall, um den anderen Knechten und Mägden Beine zu machen. Gleich darauf hörte man ihn laut nach Walli rufen, mit der er ständig auf Kriegsfuß lebte. Dabei hegte Julius Holzmann den Verdacht, dass dieser Kleinkrieg zwischen seinem Großknecht und der bildsauberen Walli nur Ausdruck einer verborgenen Verliebtheit war, die sich beide nicht eingestehen wollten.

Wieder kam der Bauer ins Sinnieren. Es wäre gar nicht dumm, wenn der Franz und die Walli heirateten und mit Christian auf den Königshof gingen. Solange der Bub unverheiratet war, könnte sich Walli um den Haushalt kümmern.

Da legte sich eine Hand auf seine Schulter. Theres stand hinter ihm.

»Komm rein, Mann!«, sagte sie bittend. »Es ist kalt. Nachdenken kannst du drinnen auch. Ich seh's dir an, dass du schon wieder drüben auf dem Königshof bist. Wenn du dich nur nicht in eine Idee verrannt hast, die doch undurchführbar ist!«

»Theres, du musst mich verstehen. Der Königshof hat schon immer meine Fantasie angeregt. Er hat mich geradezu magisch angezogen. Der Königshof erschien mir besser und schöner als alle Höfe im Dorf, sogar als unser eigener Hof. Wenn der Perlacher eine Tochter gehabt hätte, ich hätte sie geheiratet, und wenn sie hässlich wie die Nacht gewesen wäre. Nur um den Königshof zu bekommen.«