Amor gegen Corona - Helen Marie Rosenits - E-Book

Amor gegen Corona E-Book

Helen Marie Rosenits

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Beschreibung

Sie: zählt zur Risikogruppe Er: ist im Home-Office gefangen Zwei Häuser nebeneinander, die Menschen darin unbekannt. Das Karussell des Lebens bleibt abrupt stehen. Ist die Krise ihre Chance? Wenn Amor mit genügend Pfeilen bestückt ist, kann auch die Liebe selbst in Zeiten von Corona eine unwiderstehliche Option sein.

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Buch

Sie: zählt zur Risikogruppe

Er: ist im Home-Office gefangen

Zwei Häuser nebeneinander, die Menschen darin unbekannt.

Das Karussell des Lebens bleibt abrupt stehen.

Ist die Krise ihre Chance?

Wenn Amor mit genügend Pfeilen bestückt ist, kann auch die Liebe selbst in Zeiten von Corona eine unwiderstehliche Option sein.

Widmung

Ich widme dieses Buch dem Leben, das so viele Facetten beinhaltet und Inspirationen liefert. Das Leben, das einen formt, herausfordert, prügelt, liebt, motiviert, lobt, ermahnt, auf Flügeln trägt, in Abgründe stürzt, Hoffnung gibt, demütig macht, lachen und weinen lässt. Und das so endlich ist, obwohl wir uns verhalten, als ob es unendlich wäre.

Inhalt

Buch

Widmung

Erklärung

Hinweis

Kapitel 1 Thomas

Kapitel 2 Angelika

Kapitel 3 Angelika, Thomas

Kapitel 4 Thomas

Kapitel 5 Angelika

Kapitel 6 Thomas, Angelika

Kapitel 7 Thomas

Kapitel 8 Angelika

Kapitel 9 Thomas, Angelika

Kapitel 10 Thomas

Kapitel 11 Angelika

Kapitel 12 Thomas

Kapitel 13 Angelika

Kapitel 14 Thomas

Kapitel 15 Angelika

Kapitel 16 Thomas

Kapitel 17 Angelika

Kapitel 18 Angelika, Thomas

Kapitel 19 Angelika, Thomas

Kapitel 20 Angelika, Thomas

Information

Autorin

Liebe Leserschaft

Danksagung

Quellenangaben

Weitere Bücher der Autorin

Erklärung

Artikel in Zeitungen, Berichte in Illustrierten, Erzählungen von Familie und Freunden, Erlebnisse von Bekannten und eigene Erfahrungen sowie Beobachtungen – alles vermischt, durch Fantasie in einem neuen Puzzle zusammengefügt, in Worte gekleidet und als Roman niedergeschrieben.

Die Pandemie ab dem Jahr 2020 ist Realität, alle anderen Ereignisse in diesem Roman sind frei erfunden. Namen, Charaktere und Geschehnisse entspringen der Vorstellungskraft der Autorin oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen oder Organisationen ist rein zufällig.

Hinweis

Da Liebe und Sex Bestandteile des Lebens sind, kommen erotische Szenen auch in diesem Roman vor. Dort, wo sie passend erscheinen und dem Lauf der Dinge entsprechen. Doch neben expliziten Beschreibungen sollte auch noch die Fantasie Platz finden.

Kapitel 1

Thomas

,,A uf dich ist einfach kein Verlass, wie immer! Du hast es mir versprochen und ich hab‘ einen Urlaub gebucht. Was mach‘ ich jetzt?“, spuckte es mir ungehalten aus dem Handy entgegen.

„Was weiß ich? Ich kann ja nichts dafür, dass mein Chef die Semesterferien für sich beansprucht und ich nicht frei bekomme!“, meckerte ich zurück. Es war so unfair von meiner Ex, mich für jegliche Unannehmlichkeiten verantwortlich zu machen. Doch das war typisch für sie, die verwöhnte einzige Tochter. Die Prinzessin, deren Äußeres mich ausgerechnet auf einem Schiurlaub gefangen nahm.

Sie flirtete, ziemlich offensiv sogar, und ich fühlte mich geschmeichelt, dass sie mich, den um ein Dutzend Jahre Älteren, den Gleichaltrigen vorzog. Vielleicht hat sie einen Vaterkomplex, versuchte ich mich in einer Erklärung, und glaubte nicht wirklich, sie wäre von meiner Erscheinung fasziniert.

Sehr viel später begriff ich, dass sie mich wie ihren Daddy mit Augenaufschlag, schmollend und bettelnd beeinflussen wollte. Na ja, und mit horizontalen Begehrlichkeiten meiner Männlichkeit zu schmeicheln und mich zu becircen versuchte.

„Bevor du mich noch länger anfliegst, überleg‘ dir eine Alternative. Vielleicht können deine Eltern auf die Kinder aufpassen. Ich muss arbeiten und auf die freien Tage verzichten, obwohl ich mich gefreut habe, mit den Kids zusammen die Hänge hinunter zu wedeln. Aber ich kann’s nicht ändern, also richte dich danach. Tschau!“

Ich weiß, ich war damals ungehalten und unhöflich zu Sandra, meiner Ex. In meinem Inneren kochte mein Frust über meinen Chef und sie bekam es zu spüren. Doch warum sollen sich alle ihrem Egoismus unterordnen, nur damit Madam ihre Vergnügungen durchziehen kann? Ich vermute ja stark, dass sie einen Neuen aufgerissen hat, den sie mit einem gemeinsamen Urlaub näher ködern wollte.

Nein, ich bin nicht eifersüchtig, sondern heilfroh, dass ich nicht mehr mit ihr zusammenleben muss.

Meine Kinder, Laura und Leon, nicht um mich zu haben, schmerzt zwar, doch die täglichen Kämpfe um Vorherrschaft und Rechthaben waren nicht mehr auszuhalten, weil schlichtweg zu zermürbend. Obwohl oft hundemüde von der Arbeit, übernahm ich sehr viel von der Erziehungsarbeit bei meinen Kids.

Ich lernte mit ihnen, prüfte sie ab, löste sie von Spielkonsolen herunter und klaubte sie bei Freunden auf. Ihre Mutter beschäftigte sich indessen mit Einkaufen, ihrer Schönheit, dem Fitness-Studio und ihrer Boutique. Wäre nicht meine Schwiegermutter gewesen, die meine Tochter und meinen Sohn mittags verköstigte, sie wären entweder verhungert oder mit Fastfood oder Tiefkühlprodukten aus der Mikrowelle fehlernährt worden.

Meine Güte, ich weiß, das hört sich alles so lieblos an und es lauert gewiss die latente Frage nach dem Warum einer Heirat im Hintergrund.

Nun, meine Ex kann sehr charmant und einnehmend sein. Gewiss war sie auch in mich verliebt und zeigte sich bewusst von ihrer besten Seite.

Und ich führte sie gerne wie ein Schmuckstück an meinem Arm, so einsichtig bin ich schon. Ziemlich schnell kamen unsere Kinder und für mehr als sechs Jahre waren wir gewiss glücklich.

Als Laura und Leon aus dem Gröbsten heraus waren, hielt Sandra nichts mehr zu Hause. Sie verwirklichte mit Hilfe ihres Vaters den Traum von einem eigenen Modegeschäft, und dank der guten gesellschaftlichen Kontakte waren ihre Kollektionen schnell sehr gefragt.

Sie hat ja einen außergewöhnlich guten Geschmack, keine Frage, und einen sicheren Blick für besonders aparte Modelle oder exquisite Accessoires. Ich war ihr ihren Erfolg nie neidig, nur dass sie sich durch ihre Tätigkeit immer mehr von mir entfernte, bemerkte ich zu spät. Und dass sie sich nach einem Partner sehnte, der mehr an Einkommen oder eine höhere Position innehätte, warf sie mir unverblümt bei einem Streit an den Kopf.

Eine Scheidung war unumgänglich, um uns nicht gegenseitig mit Vorwürfen zu zerfleischen und die Kinder zwischen uns aufzureiben. Damit rettete ich mein Selbstwertgefühl, doch die Wunden benötigten ihre Zeit der Heilung.

So gerne wäre ich Schi fahren gegangen und Leon wäre ein herausfordernder Begleiter gewesen. Gelogen, er wäre mir um die Ohren gebraust und ich hätte am Ende jedes Urlaubstages meine strapazierten Knochen und Muskeln gezählt.

Laura hingegen hätte ein paar Abfahrten unbeschwert absolviert, bis ihr die Freundinnen gefehlt hätten und das Smartphone trotz Minustemperaturen zu glühen begonnen hätte. Es ist als Vater schwer zu ertragen, wenn man mit WhatsApp-Telefonie und Online-Spiele-Zockerei in Konkurrenz tritt, um nicht zu sagen, gnadenlos ins Hintertreffen gerät.

Nun starre ich auf die geöffnete Email meines Chefs bzw. die weitergeleitete des Vorstands des Unternehmens.

„Wegen der von der Regierung verhängten Bewegungsbeschränkungen verordnet der Vorstand ab sofort für alle Mitarbeiter/-innen die Benutzung des eigenen Home-Office. Bei Bedarf sind etwaige Fragen per Telefon, Mail oder in Ausnahmefällen mit Video-Konferenz abzuklären. Da unsere Akten, Versicherungsfälle, Personalagenden und Korrespondenz alle elektronisch erfasst sind, sollte einer adäquaten und kontinuierlichen Arbeit nichts im Wege stehen.

Bitte befolgen Sie die ausgegebenen Anweisungen und Empfehlungen! Arbeiten Sie weiter wie bisher und bleiben Sie gesund!“

So knapp, so klar, so absolut erstaunlich und unfassbar.

Automatisch öffne ich den Newsticker im Browser und drehe mein Radio auf. Egal ob schriftlich oder im Wortlaut hörbar, ich begreife die Dringlichkeit der Infos nur langsam. Kann dieses Vorgehen in dem Umfang wirklich nötig sein? Ist da nicht ein wenig Hysterie im Spiel? Oder der Hang zur Übertreibung und Bevormundung? So ein bisschen Absolutismus im neuen Gewand?

Obwohl ich innerlich den Kopf schüttle, speichere ich meine Arbeit wie gewohnt ab und überspiele die Daten auf den Firmen-Laptop. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich zuhause arbeite, aber nie unter diesen Prämissen. Dann fahre ich mein System herunter, verstaue den tragbaren elektronischen Helfer in meiner Tasche und verlasse mit einem mulmigen Gefühl mein Büro im 6. Stock des Versicherungstowers.

Wann werde ich wieder hierher kommen? Was wird inzwischen geschehen?

Fragen über Fragen und nicht der Ansatz einer Antwort.

Kapitel 2

Angelika

D a ich das Radio zumeist wie eine Geräuschkulisse neben mir herlaufen lasse, machen mich die Meldungen der letzten Tage irgendwie unruhig. Kaum vorzustellen, was in unserem südlichen Nachbarstaat Italien gerade passiert.

Ein Land, wo nicht nur nach Goethes Meinung die Zitronen blühen, sondern auch eine Offenheit und überschäumende Lebensfreude zu Hause sind. Eine von übersprudelnden Wortkaskaden in Italienisch erfüllte Piazza, dahinbrausende Vespas, überquellende vicoli oder calle.

Sonne, Sand, Meer, köstliches Essen, delikate Weine, schmelzende Musik, bezaubernde Mode, herrliche Lederwaren, vor allem die bei Frauen so beliebten Schuhe in jeder Form.

Taschendiebstahl, Straßenraub, Mafia, Gigolo, Paparazzi und Papagallo längst verdrängt.

Den ‚Stiefel‘, in dem das Wort Schanigarten – Gianni Giardino – erfunden sein könnte und sein Pendant im französischen ‚Bistro‘ erlebt, beherrscht der Ausnahmezustand. Zigtausende Erkrankte, Tausende Tote und ein Feind, der unsichtbar ist.

Italienische Eleganz und Raffinesse, hunderte Jahre Historie und Kultur, beliebte Urlaubsdestinationen hinweggeweht durch ein Virus, das sich über den Globus verbreitet.

Das nichts mit der Spanischen, Asiatischen, Hongkong-, Russischen, Vogel- oder Schweine-Grippe zu tun hat. Es ist das zweite Auftreten des SARS-assoziierten Coronavirus nach der Pandemie 2002/2003. Damals waren es unter tausend Tote weltweit. Jetzt und heute hat das wissenschaftlich SARS-CoV-2 bzw. Covid-19 klassifizierte Ding bereits zigtausende Tote verursacht. Es stellt eine weltweite, fast zeitgleiche Herausforderung dar.

Die Verhängung von Einschränkungen liegt in der Luft und Risikogruppen werden definiert: über 65 (oder eben 60 laut WHO), mit Vorerkrankungen, Diabetes, Herz-Kreislaufbeschwerden und vorgeschädigten Atemwegen.

Na bravo, die Kandidatin hat 1000 Punkte. Zwar im Vorjahr gerade erst 60 geworden, doch mit einem vor acht Jahren erlittenen Hinterwandinfarkt samt Stent-Setzung, beginnendem Diabetes und einer in Studienjahren langsam überstandenen Viruslungenentzündung, inklusive seitdem empfindlicher Bronchien, erfülle ich die aufgezählten Kriterien perfekt.

Wäre es eine Job-Bewerbung, erfüllte ich die Anforderungen mehr als genug. Was heißt: ich wäre total überqualifiziert!

Komisch, das Lachen bleibt mir glatt im Halse stecken. Doch was tun?

Ich bin allein, habe keine Familie mehr, keine Freunde in meiner Kleinstadt und Nachbarn verstehen mich kaum, da sie Ausländer sind. Eine Tatsache, die man derart nicht aussprechen darf. Es sind Mitbürger mit Migrationshintergrund, so die offizielle Sprachregelung. Mag sein, dass dies politisch korrekt ist, ändert jedoch nichts an meiner isolierten Situation.

In dem Haus rechts von mir sehe ich zwar regelmäßig Licht, doch seinen Bewohner habe ich nur als davoneilenden Schatten registriert.

Ob es ein vom Balkan stammender Bürger ist? Oder aus der Türkei? Aus Afrika oder dem mittleren Osten? Keine Ahnung.

Egal, ich muss mich um mich selbst kümmern.

Sind wir letztlich nicht alle allein und oft auch einsam?

Keine Zeit für Philosophie, die ernährt weder mich noch meinen Vierbeiner. Eine Einkaufsliste muss her, die den Bedarf für 3 – 4 Wochen abdeckt. Also einige Gemüsedosen, acht Packungen Reis für den Hund, dazu noch vier Sackerl Nudeln für alle Fälle. Faschiertes, Hühnerbrüste, Gulaschfleisch, vielleicht zwei, drei Steaks fürs Frauli, dann etliche Großpackungen TK-Fisch und -Gemüse.

Es leben die sog. Weißen Wochen, wo Haushaltsgeräte günstig angeboten werden, weswegen ich stolze Besitzerin eines 190 cm hohen Tiefkühlturmes bin und zudem noch eine Kühl-Gefrier-Kombi in derselben Größe mein Eigen nenne.

Weiters müssen noch her: 400 Gramm Nüsse, Mandeln sowie vier Schachteln XL-Eier, damit ist Biskuit Backen für die süße Gier zwischendurch gesichert. Dann noch zwei 10-er Packungen gefärbte Ostereier. Die behalten vermutlich durch Wochen ihr perfektes Aussehen, denn bereits am Aschermittwoch sind sie in den Regalen aufgetaucht.

Nein, ich werde mich jetzt nicht in ätzenden Äußerungen über den weit seiner Zeit vorauseilenden Handel ergehen. Doch Osterhasen neben Faschingskostümen und Valentinstags-Herzen fordern nachgerade dazu heraus, nach Nikolo, Krampus und Christbaumschmuck zu verlangen. Zwar mit einem Augenzwinkern, aber doch einer großen Portion Kritik darin!

Zurück von diesem Missmut-Exkurs! Frischware muss ebenso gebunkert werden: Kartoffeln, Tomaten, Endivien-/Vogerlsalat, Kiwis, Zitronen und vielleicht auch frische Erdbeeren.

Ja, ich weiß, nicht umweltschonend geliefert und zum Erröten müssten sie noch ein paar einschlägige Filmchen ansehen. Doch ein Hauch des geliebten Aromas haftet ihnen dennoch schon an.

Oder es wurde in chemischer Perfektion hinaufgesprüht?

Weit haben wir es gebracht, dass wir alles hinterfragen und eher das Surreale oder Absurde als Normalität annehmen. Es lebe das ungehemmte Wachstum und die unbegrenzte Freiheit des mündigen Konsumenten!

Doch Heidelbeeren aus Peru, Kirschen aus Kolumbien, Birnen aus Südafrika oder Himbeeren aus Marokko haben noch nie um meine Zustimmung zu ihrer Einreise gefragt. Die moderne Genusswelt gaukelt dir allumfassende und stets verfügbare Sortiments vor. Du siehst, was du nicht oder allenfalls aus Urlaubsdestinationen kennst. Und wie ein begieriges Kind greifst du nach diesem oder jenem, doch brauchen, wirklich benötigen, tust du es nicht. Vermissen erst recht nicht.

Das ist das Stichwort. Leckerlis in großer Zahl, d.h. pro Tag ein Säckchen, müssen auf jeden Fall her. Denn wehe es gibt kein Kaustangerl am Abend. Vor DEM vorwurfsvollen Blick aus dunkelbraunen Bärenaugen würde selbst das Virus kapitulieren.

Nun Scherz beiseite, ich darf zwei bis drei Familiensäcke an WC-Papier, Küchenrollen und Abfallbeuteln nicht vergessen. Auch fünf Rollen mit Gartensäcken zu 110 Liter Inhalt werde ich besorgen, denn zumindest das Werken im eigenen Grün wird erlaubt sein. Der lonely Cowboy oder vielmehr das Cow(old)girl traben schuftend auf Schusters Rappen durchs Beet-Revier. Klingt lustig, ist aber ermüdend und anstrengend, wenigstens unter den Prämissen meines persönlichen Gartentraumes.

Nicht zu vergessen vier Kisten Mineral der geistlosen, pardon stillen Sorte und diverse Tees und Kaffeepads. Magnesiumtabletten, Xylit, Samarin, Kandisin – mein Gott, was mir sonst noch so als unbedingt nötig vorkommt. Am besten ich streife durch die Reihen des Supermarktes und fasse alles ins Wagerl, was ich auch sonst regelmäßig kaufe – nur eben mit dem Faktor 3 oder 4 multipliziert.

Also gut, dann los, alles der Reihe nach erledigen. Einkauf, Apotheke, Geldabhebung. Wozu Gewichte stemmen? Ich habe mein Tagesprojekt abzuarbeiten!

Kapitel 3

Angelika, Thomas

G ott bin ich erschöpft. Wie viele hunderte Kilos ich wohl gehoben habe? Aus dem Regal und von der Palette hinein in den Einkaufswagen, dann auf das Fließband bei der Kassa, wieder ins Wagerl retour, von dort heraus in Körbe und Säcke verstaut, zuletzt ins Auto geschlichtet.

Jetzt stehe ich vor den geöffneten Autotüren, Kofferraumdeckel oben, und will meine letzten Kraftreserven mobilisieren, um meine Beute ins Haus in Sicherheit zu bringen. Bloß noch eine halbe Stunde, dann können mich alle scheußlich gern haben. – Meine Susi bellt und jault abwechselnd hinter der Türe, was den gefürchteten ‚Hund von Baskerville‘ vor Neid erbleichen ließe. Seufzend schließe ich das Gartentor auf und schnaufe einmal tief durch.

„Kann ich Ihnen vielleicht beim Tragen helfen?“, erklingt eine sanfte Baritonstimme hinter mir.

Langsam drehe ich mich herum und vergesse weiter zu atmen. Mein Blick gleitet etwa auf eine Höhe von 185 cm hinein in farngrüne Augen, nimmt ein schmales Gesicht mit hoher Stirn, gerader Nase und männlich markantem Kinn wahr. Die Lippen, sinnlich und zu einem gewinnenden Lächeln gehoben, würde ich am liebsten berühren.

Mir wird bewusst, dass ich ihn anstarre und hasple schnell „Oh, ja bitte, das ist aber nett!“ hervor.

Verflixt, ich bin 60plus und gebärde mich wie ein schnell schwärmender Teenager. Bloß Frau ist Frau und ich müsste schon halbtot sein, um einen feschen Mann nicht anziehend zu finden. Für die Feststellung einer Tatsache muss ich mich nicht schämen.