Anderwald (Band 2) - Auf der Spur des Feuervogels - Julie Leuze - E-Book

Anderwald (Band 2) - Auf der Spur des Feuervogels E-Book

Julie Leuze

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Beschreibung

Funkenflug und Blätterflüstern Ein einziger Schritt durch das Steintor und schon ist Fiona im magischen Anderwald! Zwischen raschelnden Blättern und wispernden Pflanzen hüten Krafttiere besondere Schätze …  Der geheimnisvolle Feuervogel Ein Glück: Endlich dürfen auch Fionas Freunde Jakob und Olivia den Wald betreten. Im Gegenzug muss Fiona allerdings versprechen, den Feuervogel zu finden. Das Wesen treibt am Nachthimmel sein Unwesen und verkohlt mit seinen Funken die Baumspitzen. Wenn die Kinder es nicht schaffen, wird der Anderwald schon bald nicht mehr existieren. Doch für seine Rettung sind die drei auf ihre Seelentiere angewiesen. Und auf eine Kraft, die tief in Fiona auf ihr Erwachen wartet … Die bezaubernde Kinderbuch-Reihe voller Gefühl und Magie Fantasy-Abenteuer trifft auf Schulalltag, leichtherzig und spannend erzählt von Julie Leuze. Diese Kinderbuch-Reihe ab 8 Jahren vereint die große Welt der Gefühle mit der wundersamen Magie des Waldes. Starke Krafttiere spiegeln die unterschiedlichsten Persönlichkeiten wider und verleihen der Geschichte hohes Identifikationspotenzial für junge Leser*innen. Stefanie Klaßens detailreiche Illustrationen mit grüner Schmuckfarbe lassen den Anderwald zum Leben erwachen. Für Fans von Ein Mädchen namens Willow, Spirit Animals und Flüsterwald.

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Seitenzahl: 123

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Inhalt

Magisches Gewisper

Nur gemeinsam!

Magnus und Funkler

Die Murmelnde Quelle

Magisches Gewisper

Das Fadenrätsel

Die Wölfin im Farn

Ein unerwarteter Schutz

Die Pelikane

Magisches Gewisper

Angespannte Stunden

Die Suche

Feuer und Wasser

Magisches Urzeit-Gewisper

Jakob, das Genie

Nerven aus Stahl

Flammende Gefühle

Der wahre Sieg

Willkommen zu Hause!

Epilog

Magisches Gewisper

Ein nervöses Rascheln ging durch den Anderwald. Der Wind fuhr durch die Zweige der uralten Bäume, zupfte hier an den Blättern, brachte dort die Äste zum Knarzen. Würde das Mädchen zurückkehren?

Würde es zu seinem Versprechen stehen?

Würde die Auserwählte dem bedrohten Anderwald zu Hilfe eilen?

„Alles ist vorbereitet“, flüsterten die Buchen.

„Der Wächter wird sie einlassen. Alle drei“, wisperten die Ahorne.

„Wenn sie denn kommen“, murmelten die Eichen. „Wenn sie es tatsächlich wagen und nicht doch lieber in ihrer eigenen Welt bleiben. In Sicherheit. Was ist, wenn sie ihn zu sehr fürchten?“

„… den Feuerspucker …“

„… den Brandstifter …“

„… den Feuervogel!“

„Ruhe!“, zischte der Wind und zerzauste die angekohlten Baumwipfel. „Niemandem nützt es, wenn eine solche Angst im Anderwald herrscht! Das Mädchen wird kommen und seine Freunde auch. Habt Geduld, habt Vertrauen!“

Da schwiegen die Bäume.

Und in angespannter Hoffnung warteten sie auf die drei Menschenkinder.

Nur gemeinsam!

„Uaaaaah, du mieses Wesen, nimm das!“, schrie Olivia. Sie versetzte dem Feuervogel einen heftigen Stich mit ihrem Schwert.

„Verdammt, der hat eine Haut aus Stahl“, rief Fiona erschrocken. „Dein Schwert kann ihm nichts anhaben!“

„Er greift schon wieder an, der gönnt uns keine Sekunde Pause“, knurrte Olivia. „Aus dem Weg, Fiona! Ich erledige den Feuervogel, egal wie, aber du hältst dich da raus. Du musst um jeden Preis beschützt werden!“

Fiona stemmte die Hände in die Hüften. „Aha. Du stirbst den Heldentod und ich schaue bloß dumm dabei zu? Mensch, Olivia, du bist echt …“

„Kindisch?“, schlug Jakob mit hochgezogenen Augenbrauen vor. „Albern? Peinlich? Das seid ihr übrigens gerade beide! Sorry, wenn ich das so sagen muss.“

Olivia ließ ihr imaginäres Schwert sinken. „Wir sind nicht peinlich, wir proben den Ernstfall. Das solltest du auch lieber tun, Jakob!“

Fiona nickte. „Olivia hat recht. Wie willst du gegen den Feuervogel kämpfen, wenn du das nie geübt hast?“

„Versteht ihr nicht, dass man einen solchen Kampf nicht üben kann? Wir haben diesen Feuervogel doch noch nie gesehen. Wir wissen überhaupt nichts über ihn! Also können wir gar nicht planen, wie wir am besten gegen ihn kämpfen. Und noch viel weniger, wie man diesen Kampf gewinnt.“

„Sehr ermutigend“, stieß Olivia schnaubend aus. „Vielen Dank dafür.“

Jakob zuckte mit den Schultern. „Ich bin doch nur ehrlich.“

Für einen Moment war es unbehaglich still zwischen den Freunden. Dann blickte Fiona von einem zum anderen und sagte: „Ich habe es dem Anderwald versprochen, hört ihr? Und meine Versprechen halte ich! Ich werde diesen Feuervogel aus dem Wald vertreiben, auf welche Art auch immer.“

„Wir“, stellte Olivia richtig. Kampflustig reckte sie das Kinn. „Wir werden den Feuervogel aus dem Anderwald vertreiben! Wenn der Wächter uns extra dafür hineinlässt, werden wir uns nicht feige drücken. Oder, Jakob?“

Der Junge schluckte.

„Oder, Jakob?“, wiederholte Fiona drängend.

Olivia verschränkte die Arme und blickte ihren Freund an.

Er war bei seinen Freundinnen nicht gerade für seinen Mut bekannt, dafür aber für sein kluges Köpfchen und seine Zuverlässigkeit. Er hob die Hände und seufzte: „Schon gut, schon gut! Keiner von uns drückt sich. Wir reisen zusammen in den Anderwald und treten diesem verdammten Feuervogel auch zusammen in den …“

„Allerwertesten“, ergriff Fiona schnell das Wort, denn hinter Jakob war Frau Blumig aufgetaucht. Und ihre Klassenlehrerin verstand keinen Spaß, wenn es um Schimpfwörter ging. Nachsitzen konnten die drei natürlich überhaupt nicht gebrauchen! Schließlich war heute der große Tag. Der Tag, an dem Fiona, Olivia und Jakob zum ersten Mal gemeinsam in den Anderwald reisen würden!

„Na, Kinder?!“, sagte Frau Blumig streng. „Braucht ihr eine Extra-Einladung für den Unterricht? Die Pause ist seit fünf Minuten vorbei.“

Oje, hatte es wirklich schon geklingelt? Fiona blickte sich um. Der Pausenhof war beinahe leer, nur ein paar gelangweilte Zehntklässler standen noch herum. Offenbar hatten sie vor lauter Training glatt die Pausenglocke überhört! Aber sie hatten Glück, denn Frau Blumig schien heute ihren großzügigen Tag zu haben und beließ es bei dieser Ermahnung.

Als Fiona, Olivia und Jakob wenig später im Klassenzimmer saßen und Frau Blumig an der Tafel etwas über Gedichte erklärte, tauschten die Freunde ein verschwörerisches Lächeln. Nur noch Deutsch, Englisch und zu Hause Mittagessen – dann ging es endlich los! Zur Lichtung mit der hohen Ulme. Durch das steinerne Tor. Und geradewegs hinein in den magischen Anderwald!

Die Nachmittagssonne blitzte durch die Blätter der hohen Ulme, die wie eine Königin mitten auf der Lichtung thronte. Andächtig starrten Fiona, Olivia und Jakob auf den mächtigen Baum.

„Mein Herz klopft so laut, das müsstet ihr eigentlich hören“, murmelte Jakob.

Olivia warf ihrem Freund einen scharfen Blick zu. „Du willst jetzt aber keinen Rückzieher machen, oder?“

„Macht er doch nicht.“ Fiona kramte in ihrer Tasche und holte drei Bonbons heraus. „Hier, nehmt euch eins. Ich möchte endlich wieder zu meiner Silberwölfin! Bestimmt wartet Luna schon ungeduldig auf mich.“

Wie einen kostbaren Schatz nahmen Jakob und Olivia die Bonbons entgegen. Kein Wunder, es waren ja auch keine gewöhnlichen Bonbons! Das Rezept dafür stammte aus einem uralten Buch mit dem Titel Magische Kräuterkunde und die Bonbons hatten sich als geheimer Schlüssel erwiesen. Nur mit einem solchen Bonbon im Mund konnte man das Steintor sehen. Und der Wächter allein entschied, wem er Einlass gewährte.

Mit zitternden Händen schob Jakob sich sein Bonbon in den Mund. Gleich darauf weiteten sich seine Augen.

„Wahnsinn“, flüsterte er. „Da ist es … da ist es wirklich! Das Steintor!“

„Du siehst den Wächter?“, wisperte Olivia aufgeregt. Sie warf sich ebenfalls ihr Bonbon in den Mund, lutschte daran und jubelte: „Oh wow, es funktioniert! Ich sehe es auch! Wie verrückt ist das denn?!“

Fiona schmunzelte. Sie hatte das verwitterte, efeuumrankte Steintor bereits mehrere Male durchschritten. Trotzdem geriet sie bei seinem Anblick immer noch ganz aus dem Häuschen. Auch sie war erleichtert und glücklich: Nach all den vergeblichen Versuchen hatte es nun geklappt! Endlich war das verborgene Tor, aus dem wie immer geheimnisvoller Nebel waberte, auch für ihre Freunde sichtbar. Das Tor, das zugleich der Wächter des Anderwalds war – und das sie heute passieren lassen würde! So hatten die Bäume es Fiona prophezeit. Dafür hatte auch Fiona ein Versprechen ablegen müssen und bei dieser Erinnerung verknotete sich ihr Magen. Hatte sie sich wirklich verpflichtet, den Anderwald vor dem gefährlichen Feuervogel zu retten? Sie ballte die Fäuste. Ja, das hatte sie – und das würde sie. Aber nicht allein, sondern mit Jakob und Olivia an ihrer Seite. Und natürlich mit Luna! Denn Luna, die wunderschöne silberne Wölfin, war Fionas Krafttier. Im Anderwald hatte jedes Menschenkind sein persönliches Krafttier, das über die Gefühle des Kindes wachte. Bei einem ihrer Besuche hatte Fiona ihre eigenen Gefühle sogar betrachten und anfassen können! Sie lagen in einem goldenen Nest, gut versteckt in einer tiefen Höhle, und sahen aus wie leuchtende Blätter, Früchte, Samen, Federn, Steine und Vogeleier. Wenn Fiona an diesen Gefühlsschatz dachte, staunte sie jedes Mal von Neuem, so fantastisch und schön war das Ganze. Ob Jakob und Olivia wohl auch so ein Nest hatten? Und welches wohl ihre Krafttiere waren? Das würden sie herausfinden – und zwar noch heute!

Dieser Gedanke und die Sorge, dass all die Schönheit und Ungezähmtheit des Waldes mit dem Auftauchen des Feuervogels vorbei sein könnten, brachten Fiona ruckartig zurück ins Hier und Jetzt.

„Was stehen wir hier noch herum? Wir dürfen keine Zeit verlieren. Lasst uns gehen, unsere Krafttiere warten!“

Olivia grinste. „Na, dann auf zu deiner Mini-Maus, Jakob.“

„Auf zu deiner Kakerlake, Olivia“, konterte Jakob und boxte ihr gegen die Schulter.

Fiona schüttelte lächelnd den Kopf. Dann wandte sie sich ab und trat entschlossen auf das steinerne Gemäuer zu. Irrte sie sich oder wurde der weiße Nebel, der daraus hervorquoll, noch dichter?

Olivia und Jakob folgten ihr. Bevor sie ihre Füße in den Toreingang setzte, nahm Fiona ihre Freunde an den Händen. Dann nickte sie und gemeinsam traten sie in den Nebel.

Magnus und Funkler

Fiona fiel der Übertritt in die magische Welt des Anderwalds mittlerweile ganz leicht. Bei ihren Freunden sah das jedoch anders aus, sie stolperten ziemlich benommen aus dem Tor auf die Lichtung.

„Sind wir … sind wir wirklich im …?“, stotterte Jakob, während Olivia sich mit großen Augen und offenem Mund umblickte.

Fiona schmunzelte. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sprachlos sie selbst gewesen war, als sie all das zum allerersten Mal gesehen hatte: die Buchen und Eichen, in deren Stämmen heißes Pflanzenblut pulsierte. Die Haselnusssträucher und Himbeerruten, die sich im lauen Wind wiegten, als würden sie die Kinder willkommen heißen. Die Flügelnüsschen unter den Ahornen, die von innen her leuchteten. Und dann war da noch dieser aufregende Duft, der in der Luft lag: nach Harz und Moos, Magie und Abenteuer!

„Willkommen im Anderwald“, sagte Fiona feierlich.

„Der Wächter hat uns tatsächlich eintreten lassen“, hauchte Olivia. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Das ist so cool!“

„Total cool“, stimmte Jakob ihr mit brüchiger Stimme zu. „Du bleibst aber immer in unserer Nähe, nicht wahr, Fiona?“

Da ertönte in den Sonnenstrahlen, die über die Lichtung fielen, ein helles, vielstimmiges Plappern. Tausende winziger Wesen mit Flügeln sirrten durch die Luft.

„Wer ist das denn?“, fragte eines der Wesen.

„Ich weiß es, ich weiß es! Das ist unsere Fiona!“

„Sei gegrüßt, Auserwählte.“

„Hallo, liebe Sonnenstäublinge.“ Fiona freute sich, die kleinen Wesen wiederzusehen. „Darf ich euch meine Freunde vorstellen?“ Schwungvoll deutete sie auf die beiden. „Das sind Jakob und Olivia. Sie sind Helden aus der Menschenwelt, die sich bereit erklärt haben, mit mir gemeinsam den Kampf gegen den Feuervogel aufzunehmen!“

Erschrocken stoben die kleinen Flatterwesen auseinander.

„Den Feuervogel?“ – „Den Feuervogel!“ – „Sind es wirklich Helden?“ – „Nur das eine Mädchen ist unsere Auserwählte.“ – „Sie ahnen ja nicht, wie gefährlich der Feuervogel ist!“ – „Er wird sie vernichten!“

Fiona warf ihren Freunden einen aufmunternden Blick zu. Jakob war ganz blass geworden und auch Olivia war das Lachen bei den letzten Worten der Sonnenstäublinge vergangen. Rasch sagte Fiona: „Okay, wir gehen dann mal lieber. Kommt, Leute.“

„Gehen wir zurück in die normale Welt?“, rief Jakob hoffnungsvoll. „Bin sofort dabei!“

Olivia streckte den Rücken durch. „Quatsch, wir bleiben natürlich! Bevor ich nicht mein Krafttier kennengelernt habe, kriegt mich hier keiner weg!“

Fiona zwinkerte Jakob zu. „Und du willst doch auch deine Maus kennenlernen, oder nicht?“

Vom Rande der Lichtung ertönte ein merkwürdiges Geräusch. Es klang wie eine Mischung aus Husten und Lachen. Dann sagte eine tiefe, würdevolle Stimme: „Als Maus hat mich auch noch niemand bezeichnet.“

Jakob keuchte auf. Wie gebannt starrte er auf die Bäume, aus deren Schatten sich Schritt für Schritt eine majestätische Gestalt löste. Es war ein Tier mit glänzendem rotbraunem Fell und einem wahrhaft königlichen Geweih. Ein Hirsch!

Den drei Freunden verschlug es vor Bewunderung die Sprache. Langsam ging der Hirsch über die Lichtung und trat auf sie zu. Direkt vor Jakob blieb er stehen.

„Es ist mir eine Ehre, dich in meiner Welt begrüßen zu dürfen“, sagte der Hirsch mit seiner tiefen Stimme. „Mein Name ist Magnus. Ich bin dein Krafttier, Jakob. Und du bist mein Mensch. Wir sind miteinander verbunden.“

Überwältigt murmelte Jakob: „Wahnsinn. Darf ich … darf ich dich anfassen, Magnus? Sonst kann ich nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert!“

„Nur zu!“ Der Hirsch neigte seinen Kopf mit dem riesigen Geweih und Fiona und Olivia beobachteten fasziniert, wie Jakob den Arm hob. Ehrfürchtig legte er seine Hand auf die Stirn des Hirsches und streichelte sanft über das rotbraune Fell. Der Hirsch ließ es ruhig geschehen.

Dann zog Jakob seinen Arm zurück und drehte sich lächelnd zu Fiona und Olivia.

„Leute! Ich kann es fast nicht glauben … So viel also zu meiner Mini-Maus. Ein Hirsch, mein Krafttier! Ich danke euch, dass ihr mich dazu überredet habt hierherzukommen!“

„Schon gut“, erwiderte Olivia verlegen. Fiona hingegen nahm Jakobs Hand und sofort machte sich ihre Gabe bemerkbar: Wellen des Glücks pulsierten in Fionas Herzen – doch es war nicht ihr eigenes Glück, das in ihr tanzte, sondern Jakobs! Fiona lachte leise. In Momenten wie diesen liebte sie das Gefühlslesen!

Doch das Lachen blieb ihr im Halse stecken, als hinter ihnen ein bedrohlicher Schrei erklang. Auf einmal ging alles so schnell, dass Fiona kaum wusste, wie ihr geschah: Jakob schnappte japsend nach Luft, Magnus stampfte alarmiert mit den Hufen und Olivia rannte panisch los.

„Was zur Hölle …“, stieß Fiona aus, aber da sah sie den Grund für Olivias überstürzte Flucht: ein Luchs! Mit großen Sprüngen folgte er ihr und es war offensichtlich, dass selbst die pfeilschnelle Olivia – die beste Läuferin der ganzen Klasse – keine Chance hatte: Sie würde dem Raubtier nicht entkommen.

„Olivia!“, brüllten Fiona und Jakob, während sie gleichzeitig losrannten. Doch sie waren beide keine sonderlich guten Sprinter, und so liefen sie zwar hinter Olivia und dem Luchs her, mussten allerdings hilflos zusehen, wie das Tier an ihrer Freundin vorbeischoss und ihr den Weg abschnitt. Olivia bremste haarscharf ab und wäre um ein Haar in den Luchs hineingerannt. Doch so leicht gab sie sich nicht geschlagen!

„Ich lasse mir von dir keine Angst einjagen!“, sagte sie mutig.

Das Tier blickte Olivia an, trat einen Schritt auf sie zu … und leckte ihr einmal quer über das Gesicht.

„Das ist mein Mädchen!“, rief der Luchs begeistert. „Du hast dich wirklich gut geschlagen, Olivia. Natürlich habe ich unser Rennen gewonnen, aber hey, ich bin ja auch dein Krafttier.“

Verdattert sah Olivia den Luchs an. Mittlerweile waren auch Fiona und Jakob bei den beiden angekommen. Der Luchs hatte schöne, glitzernde Augen, lange Haarbüschel an den Ohren und ein goldbeiges, von dunklen Flecken übersätes Fell.

„Mein Name ist Funkler. Und wie ihr wohl ahnt, bin ich das Krafttier dieses wundervollen Mädchens. Willkommen, Olivia! Hallo, Jakob und Fiona.“

„Ha-ha-hallo“, stammelte Jakob.

„Schön … schön, dich kennenzulernen“, sagte Fiona.

„Ein Luchs“, hauchte Olivia. „Und was für einer! Du bist mein Krafttier? Wie toll ist das denn?“

„Dass du aber auch immer so eine Show machen musst, Funkler.“ Magnus war herbeigetrabt. Missbilligend schüttelte er den Kopf mit dem mächtigen Geweih. „Warum hast du dein Menschenkind so erschreckt? Du hättest dich auch einfach zu uns gesellen können.“

„Hätte ich“, antwortete der Luchs und zwinkerte Olivia zu. „Aber das wäre ja langweilig gewesen. Oder?“

Olivia lachte. „Stimmt.“ Sie hatte ihre Scheu vor dem Luchs vollkommen verloren, ging auf ihn zu und berührte eines seiner Pinselohren. „Darf ich auch auf dir reiten? So wie Fiona auf ihrer Wölfin? Wobei du ja ziemlich klein bist, Funkler …“

„Klein?“ Empört richtete der Luchs sich auf. „Ich habe allerbeste Luchsgröße!“