Anderwald (Band 3) - Im Bann des Nebelwesens - Julie Leuze - E-Book

Anderwald (Band 3) - Im Bann des Nebelwesens E-Book

Julie Leuze

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Beschreibung

Dunkelschleim und Nebelschwaden Ein einziger Schritt durch das Steintor und schon ist Fiona im magischen Anderwald! Zwischen raschelnden Blättern und wispernden Pflanzen hüten Krafttiere besondere Schätze … Fiona und ihre Freunde sind ratlos: Wer nur ist das Menschenkind des Feuervogels? Und warum verspürt Jakob neuerdings keine Angst mehr? Auf der Suche nach Antworten geraten die Kinder und ihre Krafttiere in größte Gefahr. Denn im Anderwald ist nichts mehr, wie es einmal war. Die Tiere fürchten sich und die Bäume sind erstarrt. Hängt etwa alles mit dem mysteriösen grauen Schleim zusammen? Fantasy-Abenteuer trifft auf Schulalltag, leichtherzig und spannend erzählt von Julie Leuze. Diese Kinderbuch-Reihe ab 8 Jahren vereint die große Welt der Gefühle mit der wundersamen Magie des Waldes. Starke Krafttiere spiegeln die unterschiedlichsten Persönlichkeiten wider und verleihen der Geschichte hohes Identifikationspotenzial für junge Leser*innen. Stefanie Klaßens detailreiche Illustrationenmit grüner Schmuckfarbe lassen den Anderwald zum Leben erwachen. Für Fans von Ein Mädchen namens Willow, Spirit Animals und Flüsterwald.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Magisches Gewisper

Eine (fast) unlösbare Aufgabe

Brennender Schmerz

Auf Rädern in den Anderwald

Der Diebstahl

Magisches Gewisper

Luis über den Wipfeln

Streit mit den Zwillingen

Grauer Schleim

Magisches Gewisper

Eine fieberhafte Suche

Der Unfall

Freund oder Feind?

Nachtragende Geschöpfe

Magisches Gewisper

Tincana

Die Macht der Angst

Kampf der Unbesiegbaren

Magisches Gewisper

Der Tornado

Trotzdem mutig!

Kraftflöhe

Epilog

Magisches Gewisper

Die Bäume schwiegen.

Aber nicht, weil sie nichts zu sagen gehabt hätten. Im Gegenteil! Die Eichen, Ahorne und Buchen wünschten sich nichts sehnlicher, als es allen zu erzählen.

Das, was sie beobachtet hatten.

Das, was sie hatte erstarren lassen.

Das, was niemals hätte geschehen dürfen.

Die Bäume schwiegen.

Aber nicht, weil sie mürrisch oder gelangweilt gewesen wären. Ihr Inneres war in heller Aufregung!

Weil die reine, unverdünnte Angst ihr Pflanzenblut vergiftete.

Weil die Furcht vor ihm sie daran hinderte, auch nur ein Blatt zu bewegen.

Weil die Panik jeden Ast, jeden Zweig, jeden Quadratzentimeter ihrer Rinde durchpulste. Heiß, schrecklich und ohne Atempause.

Die Bäume schwiegen.

Stumm und reglos standen sie um den Busch herum, unter dem das goldene Nest versteckt lag, als sei gar nichts geschehen. Doch es war etwas geschehen, die Bäume hatten es beobachtet und der Hirsch hatte den Raub mittlerweile auch entdeckt. Ohnehin würde es nicht lange ein Geheimnis bleiben; in nicht allzu ferner Zukunft würden alle Bewohner des Anderwalds davon erfahren.

Weil sie, genau wie die Bäume, erstarren würden.

Und schweigen.

Eine (fast) unlösbare Aufgabe

„Ist nicht dein Ernst!“ Olivia sah Fiona mit großen Augen an. „Die Bäume haben dir erlaubt, noch einen Menschen in den Anderwald mitzunehmen?“

Fiona nickte.

„Aber du hast keine Ahnung, wer das ist?“, hakte Jakob nach.

„So ist es. Die Bäume haben gesagt, sie können mir bei der Suche nicht helfen.“ Fiona zuckte mit den Schultern. „Unseren Krafttieren habe ich das alles schon auf dem Fest erzählt, aber auch sie haben betont, dass sie mir bei dieser Sache nicht helfen können. Und es stimmt schon, die Bäume waren da sehr deutlich: Ich bin es, die das richtige Menschenkind finden muss, ohne Unterstützung des Anderwalds. Ich soll meinem Herzen vertrauen, meinten die Bäume.“

„Sehr hilfreich“, knurrte Olivia.

Jakob sagte grinsend: „Wenn du so rumknurrst, erinnerst du mich total an deinen Luchs.“

„Funkler ist ja auch mein Krafttier. Willst du wissen, ob ich auch so spitze Zähne habe wie er?“, rief Olivia, griff nach Jakobs Arm und tat so, als wollte sie hineinbeißen.

Lachend schüttelte Jakob sie ab.

Es war ein heißer Sommertag und die drei Freunde verbrachten den Nachmittag im Freibad. Gerade hockten sie auf ihren Handtüchern im kurzen Gras. Sie waren geschwommen, hatten ein Eis gegessen und Karten gespielt, aber Fiona war mit den Gedanken ganz woanders gewesen. Ständig musste sie daran denken, was sie sich auf dem großen Fest im Anderwald vorgenommen hatte: Sie wollte das Menschenkind des Feuervogels finden! Es kennenzulernen, war Belus’ größter Wunsch.

Doch ihm diesen Wunsch zu erfüllen, würde unglaublich schwierig sein. Fiona hatte keine Ahnung, wie sie den richtigen Jungen oder das richtige Mädchen finden konnte, wo sie suchen sollte, wie sie dieses Kind erkennen würde. Deshalb hatte Fiona auch eine Weile gezögert, bevor sie Olivia und Jakob in ihr Vorhaben eingeweiht hatte. Denn wie fragte man seine Freunde, ob sie einem bei etwas helfen wollten, das praktisch null Aussicht auf Erfolg hatte?!

Erst vor ein paar Minuten hatte Fiona sich ein Herz gefasst und war mit ihrer Bitte herausgeplatzt. Und jetzt hatte sie zwar immer noch keinen Plan, fühlte sich aber trotzdem schon viel besser. Weil sowohl Olivia als auch Jakob keine Sekunde gezögert hatten, sie zu unterstützen. Dankbar blickte Fiona die beiden an.

„Was meint ihr“, fragte sie nachdenklich, „kommt Belus’ Menschenkind auch aus Moosbrunn so wie wir?“

„Na hoffentlich!“, antwortete Jakob. „Denn wenn es in Australien wohnt, haben wir ein echtes Problem.“

„Selbst wenn es in der Nähe wohnt, ist das keine leichte Aufgabe“, sagte Olivia. „Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen.“

„Stimmt!“ Jakob sprang auf. „Aber das können wir uns auch nach einer kleinen Abkühlung überlegen, ich sterbe vor Hitze! Wer kommt mit ins Wasser? Um Belus’ Menschenkind können wir uns danach kümmern.“

Schon rannte Jakob davon – aber nicht zum Schwimmerbecken, sondern in Richtung Sprungturm. Die Mädchen folgten ihrem Freund und beobachteten staunend, wie er die Leiter hinaufstieg. Noch nie war Jakob freiwillig auch nur in die Nähe des Sprungturms gegangen! Denn auch wenn er es nicht zugab, war allen klar, dass er ziemlichen Schiss vor dem Springen hatte.

Heute kletterte Jakob allerdings immer höher hinauf. Das Einmeterbrett ließ er links liegen. Ebenso das Dreimeterbrett.

„Will der etwa …“, murmelte Olivia und Fiona sagte mit gerunzelter Stirn: „Ich glaub schon!“

Und tatsächlich stieg Jakob bis zum Fünfmeterbrett hinauf! Ohne zu zögern, trat er auf das Sprungbrett, ging mit festem Schritt bis ans Ende und neigte den Kopf, um in die Tiefe zu blicken.

„Das traut der sich doch nie!“, sagte Olivia verdattert. „Ich meine, das da oben ist Jakob!“

Doch da breitete Jakob furchtlos die Arme aus, stieß sich ab und sprang.

Die Mädchen schrien auf, als er kopfüber in die Tiefe stürzte.

„Der macht einen Kopfsprung vom Fünfer“, stieß Olivia fassungslos aus, „o mein Gott!“

„Ist der verrückt geworden?“ Fiona packte Olivia am Arm. „Wenn er aus der Höhe einen Bauchklatscher macht, reißt er sich doch alles auf!“

Ungläubig beobachteten sie, wie Jakob in Richtung Wasser flog. Elegant tauchte er in das Becken ein, blieb einige Sekunden unter der Wasseroberfläche … und tauchte, geschmeidig wie ein Delfin, am anderen Ende des Beckens wieder auf. Fiona und Olivia, die vor Schreck beide den Atem angehalten hatten, stießen gleichzeitig die Luft aus.

Jakob schüttelte sich das Wasser aus dem Haar und lachte. Dann schwamm er zum Beckenrand, hievte sich hinaus und kam zu seinen Freundinnen geschlendert, als sei gar nichts gewesen.

„Das müsst ihr auch mal versuchen“, sagte er. „Macht echt Spaß!“

Die Mädchen starrten ihn an.

„Keine Lust aufs Springen?“ Jakob hob die Brauen. „Egal, dann gehen wir halt ins normale Becken. Los, kommt!“

Die Mädchen folgten ihm, und als er anfing, Fiona nass zu spritzen, und Olivia ihn dafür untertauchte, vergaßen sie sein seltsames Verhalten. Kreischend und lachend blieben die drei im Wasser, bis sie trotz der Sommerhitze blaue Lippen hatten. Sie liefen bibbernd zurück zu ihrem Platz, legten sich flach ausgestreckt auf die Handtücher und ließen sich von der Sonne trocknen.

Langsam kamen sie zur Ruhe. Fiona lag auf dem Bauch, das Kinn auf die Hände gestützt und den Blick zum Wasser gerichtet. Träge beobachtete sie die vielen Menschen in den verschiedenen Bereichen. Es gab Wasserbecken für Kinder, für Erwachsene, Sportschwimmer, Springer … Plötzlich begann sich ein Gedanke in ihr zu formen.

Sie setzte sich abrupt auf. „Leute, ich habe eine Idee! Was, wenn es in der magischen Welt genauso ist wie hier mit den Becken?“

„Hä? Wovon redest du?“ Olivia blinzelte zu ihr hoch. „Also wenn du den Anderwald meinst, da gibt es doch noch nicht mal Menschen. Dort ist es kein bisschen wie im Schwimmbad!“

„Nein, so meine ich das nicht.“ Ungeduldig strich Fiona sich eine Strähne aus der Stirn. „Es geht um das Prinzip: So wie es hier verschiedene Becken mit verschiedenen Menschen gibt, könnte es dort verschiedene Anderwälder mit verschiedenen Krafttieren geben.“

Nun setzte sich auch Jakob auf. „Du meinst, es gibt nicht nur einen Anderwald, sondern vielleicht mehrere?“

„Ich weiß es natürlich nicht. Aber möglich wäre es, oder?“ Fionas Augen blitzten. „Überlegt doch mal: Wir drei kommen aus Moosbrunn und Luna, Funkler und Magnus leben auch ganz nah beieinander im Anderwald. Wieso sollte Belus’ Menschenkind dann von ganz woanders herkommen? Ist es nicht viel logischer, dass der Feuervogel auch mit einem Kind aus Moosbrunn verbunden ist?“

„Ich glaub, jetzt verstehe ich, was du meinst“, sagte Jakob langsam. „Die Krafttiere aus unserem Anderwald sind die Seelentiere von Kindern aus unserem Ort. Und die Krafttiere aus anderen Anderwäldern …“

„… sind mit Kindern aus anderen Dörfern, Städten und Ländern verbunden!“, rief Olivia aufgeregt. „Total logisch!“

„Wir könnten die Bäume fragen, ob das stimmt“, schlug Jakob vor.

Aber Fiona schüttelte den Kopf. „Können wir nicht. Sie haben ganz klar gesagt, dass ich das Menschenkind ohne ihre Hilfe finden muss.“

„Hm.“ Jakob runzelte die Stirn. „Dann müssen wir wohl darauf vertrauen, dass wir mit unserer Idee richtigliegen. Und dass die Bäume dich mit dieser Aufgabe nicht alleinlassen würden, wenn sie für dich unlösbar wäre. Ich meine, selbst die müssen doch wissen, dass du schlecht um die ganze Welt reisen kannst, nur um Belus einen Gefallen zu tun!“

Wussten sie das wirklich? Fiona war sich da nicht so sicher.

„Was anderes, als in Moosbrunn zu suchen, bleibt uns ja sowieso nicht übrig“, sagte Olivia nickend. „Also, wo fangen wir an? Gleich hier im Freibad?“

Die Freunde blickten sich um. Unzählige Kinder planschten und schwammen im Wasser, viele weitere saßen oder lagen auf den Rasenflächen. Es war völlig unmöglich, hier jemanden zu finden, von dem sie nicht mal wussten, wie der- oder diejenige aussah!

Jakob sprach aus, was sie alle drei dachten: „Morgen in der Schule. Wir suchen zuerst in unserer Klasse, und wenn wir das Menschenkind da nicht finden, dann … ähm, sehen wir weiter.“

„Super“, stimmte Olivia zu. „Jetzt haben wir zumindest einen Plan!“

Fiona nickte. Es war ein etwas schwammiger Plan, fand sie, aber besser als nichts! Und es stimmte, was Jakob gesagt hatte: Die Bäume hätten Fiona sicher nicht auf die Suche geschickt, wenn diese Aufgabe für sie nicht zu meistern wäre!

Fiona legte sich zurück auf ihr Handtuch. Sie blickte in den blauen Himmel und dachte an den kommenden Schultag. Ihre Freunde und sie würden Belus’ Menschenkind suchen – und in diesem Moment schwor sich Fiona, dass sie es auch finden würden!

„Lagebesprechung!“, verkündete Jakob am nächsten Tag leise. „Also, Leute, was habt ihr beobachtet?“

Es war große Pause und Fiona, Olivia und Jakob hatten sich in eine ruhige Ecke des Schulhofs zurückgezogen. Am Morgen hatten sie ausgemacht, dass sie dem Unterricht heute nur so viel Aufmerksamkeit schenken würden, wie nötig war, um sich keine Strafarbeiten einzuhandeln. Statt sich auf Mathe und Englisch zu konzentrieren, wollten die Freunde ihre Mitschüler genau unter die Lupe nehmen: Wer kam vielleicht als Menschenkind des Feuervogels infrage? Nicht, dass Fiona, Olivia oder Jakob irgendeine Ahnung gehabt hätten, worauf sie achten sollten! Sie mussten sich einfach auf ihr Gefühl verlassen.

Und das, gestand Fiona sich seufzend ein, war verdammt schwierig.

„Ich hab nichts Besonderes entdeckt“, sagte sie zu ihren Freunden. „Wirklich überhaupt nichts! Niemand in unserer Klasse sieht aus, als hätte er eine Verbindung zu einem so mächtigen Tier wie dem Feuervogel.“

„Hm.“ Jakob runzelte die Stirn. „Und du, Olivia?“

„Mir ist auch nichts aufgefallen“, gestand sie. „Bis auf eine Kleinigkeit, aber die ist wahrscheinlich total unwichtig.“

Gespannt beugten die anderen sich vor.

„Lea hat rote Haare“, sagte Olivia.

Jakob sah sie fragend an. „Äh, ja?“

„Lea hat rote Haare und der Feuervogel hat rote Federn!“, erklärte Olivia.

Als Fiona und Jakob einen zweifelnden Blick wechselten, brummte sie: „Ich sagte doch, es ist unwichtig.“

„Das weiß man nie.“ Fiona wandte sich an Jakob. „Hast du denn was beobachtet?“

Jakob rieb sich den Nacken. „Das habe ich tatsächlich. Aber es wird euch nicht gefallen, mir gefällt es nämlich auch nicht.“

Oh, oh, das klang nicht gut! Fiona verzog den Mund.

„Jetzt mach’s nicht so spannend!“, rief Olivia. „Sag schon, was hast du entdeckt?“

„Ich hatte gehofft, es euch nicht sagen zu müssen.“ Jakobs Miene war düster. „Wenn ihr einen besseren Hinweis gefunden hättet, vielleicht bei jemand Netterem …“

„JAKOB!“, riefen Fiona und Olivia wie aus einem Mund.

Er seufzte. „Okay, okay, ist ja gut. Ich zeige es euch. Schaut mal dorthin.“

Jakob wies auf die Tischtennisplatte, die in der Mitte des Schulhofs stand. Mehrere Mädchen und Jungen spielten Rundlauf und liefen lachend mit ihren Schlägern um die Platte herum.

„Ich verstehe nicht.“ Fiona kniff die Augen zusammen. „Da sind Anna und Francesco, Lukas, Ricarda und die doofen Zwillinge … und sie spielen alle zusammen Tischtennis. Wo soll da ein Hinweis auf den Feuervogel sein?“

„Guckt mal auf Sebastians Hosentasche“, sagte Jakob.

Und da sahen sie es: Aus der Tasche ragte der brennende Flügel eines Vogels!

Brennender Schmerz

„O nein!“, hauchte Fiona.

„Das darf nicht wahr sein!“, stöhnte Olivia.

Aber es war eindeutig: Sebastian hatte in seiner Tasche eine Hartgummifigur, deren Flügel in Flammen standen. In Gummiflammen zwar, doch der Hinweis war deutlich genug.

„Das ist unmöglich!“ Fiona schluckte. „Es kann nicht Sebastian sein. Vielleicht … vielleicht ist die Figur gar kein Feuervogel. Sondern ein … ähm, stinknormaler Drache?“

„Es ist ein Phönix“, erklärte Jakob widerwillig, „ich konnte vorhin kurz die ganze Figur sehen. Im Klassenzimmer, als Sebastian sie aus seinem Rucksack geholt und in die Hosentasche gesteckt hat.“

„Was ist denn ein Phönix?“, fragte Fiona tonlos.

Jakob zog die Brauen zusammen. „Der Legende nach ist der Phönix ein besonderer Vogel, der nach einer bestimmten Zeit verbrennt, um dann aus seiner eigenen Asche wiederaufzuerstehen. Deshalb wird er auch meistens feurig dargestellt. Seht mal hier.“

Er zog sein Handy aus der Hosentasche, tippte „Phönix“ in die Suche ein und zeigte den Mädchen die gefundenen Bilder. Fiona konnte es kaum glauben – sie wollte es nicht glauben! –, aber die Bilder sprachen für sich: Vögel mit brennenden Flügeln, Vögel mit brennendem Schweif, Vögel, die aus nichts als Feuer zu bestehen schienen.

So glühend und flammend wie Belus.

Mit dünner Stimme protestierte Fiona: „Die sehen aber nicht genau aus wie Belus!“

„Nee. Aber schon ziemlich ähnlich“, meinte Olivia niedergeschlagen.

Die drei Freunde sahen sich an. Dann blickten sie bedrückt zu Sebastian.

Es wollte Fiona einfach nicht in den Kopf. Dieser eingebildete, fiese Kerl, der sie so oft mobbte, sollte Belus’ wunderbares Menschenkind sein?! Sebastian, der nie eine Gelegenheit ausließ, einen Schwächeren niederzumachen? Und der auch jetzt wieder zeigte, wie gemein er war, als Luis sich in seinem Rollstuhl der Tischtennisplatte näherte?

„He, Rollator!“, rief Sebastian ihm zu. „Halt dich bloß von mir fern! Wegen dir bekomme ich ständig Ärger.“

Fiona war empört. Wie konnte Sebastian nur so die Wahrheit verdrehen? Wütend rief sie: „Weil du Luis immer fertigmachst und die Lehrer das inzwischen mitkriegen!“

Sebastian wandte seinen Kopf ruckartig zu Fiona. „Und was mischst du dich da jetzt ein?“

„Ich bringe dich nicht in Schwierigkeiten, Sebastian“, sagte Luis eilig. „Ich wollte sowieso bloß zugucken. Nicht mitspielen.“

Sebastian lachte höhnisch auf. „Mitspielen geht ja wohl auch schlecht. Tischtennis ist nämlich nur was für normale