Angst ist mehr als ein Gefühl. Was meine Angst mich lehren will. - Roland Rosinus - E-Book

Angst ist mehr als ein Gefühl. Was meine Angst mich lehren will. E-Book

Roland Rosinus

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Beschreibung

Angeregt zu diesem Buch wurde Roland Rosinus durch die vielen positiven Briefe und Emails, die er nach Erscheinen seines ersten Buches erhielt (Aus der Dunkelheit ans Licht. Wenn Angst zur Krankheit wird). Auch im Folgeband kommt es dem Autor darauf an, nicht als »alles wissender Angst-Experte« verstanden zu werden, sondern als Betroffener, der heute in der Lage ist, mit seiner Angst konstruktiv umzugehen, und der seine Erfahrungen an andere Betroffene weitergeben möchte. Der Ratgeber ist auch empfehlenswert für Angehörige und Freunde von Betroffenen und für alle am Thema Angsterkrankung Interessierte. Die bekannte Psychotherapeutin und Buchautorin Doris Wolf schreibt in ihrem Grußwort zu diesem Buch: »Mit seinem zweiten Buch ist es dem Autor gelungen, zum einen Einblick in seine persönliche Weiterentwicklung zu geben, zum anderen nimmt er seine Leser an die Hand und begleitet sie ein Stück ihres Weges aus der Angst. Dadurch, dass er immer wieder seine eigenen Erfahrungen mit einbindet, wirkt das Buch authentisch und macht dem Leser Mut, sich ebenfalls mit sich selbst zu konfrontieren. Alle Stationen auf dem Weg aus der Angst, beginnend mit der Diagnose, den Symptomen, über die Suche nach dem richtigen Therapeuten und der stationären Behandlung sowie mögliche hilfreiche und schädliche Reaktionen des Partners und der Freunde werden ausführlich besprochen.«

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort des Autors

Grußwort von Doris Wolf

Wie alles begann…

Wie geht es mir heute?

Angst – ein paar Infos

Angst – ein Gedicht

Meine Sicht der Angst

Angst – Beispiele, Symptome und Abgrenzung

Ich kämpfe gegen die Angst, ich will sie besiegen…

Das Gespenst

Angstbewältigung? Fang endlich damit an!

Ich kann nicht – Die Hummel

Die 10 größten Irrtümer der Angstbewältigung

Ein Interview mit der Angst

Die Hitparade der guten Ratschläge

»Ich will krank sein« - »Ich will wieder gesund werden«

»Du siehst aber schlecht aus!«

Smalltalk: »Man müsste mal wieder…«

Menschen kommen, Menschen gehen

Gedankliche Scheingefechte

Panikattacken – Angriff aus heiterem Himmel?

Auf der Suche nach dem »richtigen« Therapeuten

Stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Klinik

Medikamente – ein spannendes Thema

Selbsthilfegruppen

Angst und Chatten

Das Lernbuch

Was wir von den Hunden lernen können

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft…

Wo bin ich? Warum warten, bis es zu spät ist?

Der Speisesaal – mein ganz spezieller Freund

Flugangst

oder:

Eine ungewollte Angstübung

Energie – Energiegeber und Energieräuber

Das Gebet

Angst und Partnerschaft

Mit Angst umgehen – mehr Harmonie im Job

Herzensängste

Panikattacken und Joggen

Ernährung

Systematische Problemlösung

Wenn meine Erkältung reden könnte…

Hast du deinem Körper schon mal »Danke« gesagt?

Was der Volksmund sagt

Vom Umgang mit Trauer und Tod

Tipps zur erfolgreichen Angstbewältigung

»Danke, Angst, dass du bei mir warst…«

Hier gibt es Hilfe

Zum Abschluss wie geschaffen:

»Sei zärtlicher zu dir selber

«

Literaturempfehlungen und Quellennachweis

Bisher vom Autor erschienen

Auch Polizisten haben Angst

Krisen sind gute Zeiten, die Denkanstöße zu Neuem erzwingen.

WINFRIED BAUER

Vorwort des Autors

Nach meiner Erstveröffentlichung »Aus der Dunkelheit ans Licht«1 möchte ich mit diesem Folgebuch einen weiteren Beitrag zu einem konstruktiven Umgang mit der Angst leisten. Vielleicht kann ich den einen oder anderen Leser2 ja sogar dazu ermutigen, die Angst aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten, als er/sie es bisher gewohnt war.

Mein zweites Buch schildert weitere, ganz persönliche Erfahrungen meiner Angstbewältigung. Lies es zunächst einmal ganz; danach empfehle ich das Lesen eines Kapitels pro Tag mit vertiefter Auseinandersetzung.

Ermuntert wurde ich zu diesem Buch durch die vielen positiven Briefe und Emails, die ich nach Erscheinen meines ersten Buches erhalten habe. Seitdem halte ich auch Vorträge, bei denen ich mit meinen Zuhörern eine enge Tuchfühlung habe. Ich bin überzeugt: Bei solchen Vorträgen können beide, der Vortragende und seine Zuhörer, im gleichen Maße profitieren. Möglicherweise sind die Vorträge ein Stück weit noch eigene Bewältigung…

Noch einmal möchte ich darauf hinweisen: Ich bin kein Therapeut oder Wissenschaftler und möchte auch gar keiner sein. Ich würde mich eher als jemanden bezeichnen, der sensibel ist, recht gut analysieren und zuhören kann und zu den Dingen, die auf der Welt und im Alltag geschehen, eine eigene Meinung hat. Die meisten Aussagen in diesem Buch sind eigene Erfahrungen und Ansichten. Gemäß dem Motto »Besser eine eigene Meinung als keine« weiß ich aber auch, dass viele Wege nach Rom führen. Ich fordere die Leser geradezu auf, ihre eigene Meinung zu haben und sich nicht nur auf einen Autor einzulassen, auch wenn ich es als normal betrachte, wenn man seine favorisierten Autoren gern zu Leitfiguren macht.

Ich darf an dieser Stelle allen danken, die dieses Buch entstehen ließen, die mir mit Freude und ohne zu zögern geholfen haben.

Dort, wo ich keine eigenen Aussagen mache, habe ich sorgfältig recherchiert oder bin auf Aussagen gestoßen, die ich so wertvoll fand, dass ich sie für dieses Buch verwendet habe: kleine Geschichten, Anekdoten, Traumreisen, Geschichten, die mir erzählt wurden.

Ich duze meine Leser, nicht weil ich für das Kumpelhafte bin, sondern weil ich Nähe schaffen möchte…

ROLAND ROSINUS

Leitspruch meiner Homepage:

»Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte.

Hüte dich davor, zu schnell zu urteilen,

wenn du diese Geschichte nicht kennst…«

 

1 Siehe Anhang: Bisher vom Autor erschienen

2 Der Einfachheit halber verwende ich diese grammatische Form für beide Geschlechter.

Grußwort

Mit seinem zweiten Buch ist es dem Autor gelungen, zum einen Einblick in seine persönliche Weiterentwicklung zu geben, zum anderen nimmt er seine Leser an die Hand und begleitet sie ein Stück ihres Weges aus der Angst. Dadurch, dass er immer wieder seine eigenen Erfahrungen mit einbindet, wirkt das Buch authentisch und macht dem Leser Mut, sich ebenfalls mit sich selbst zu konfrontieren. Alle Stationen auf dem Weg aus der Angst, beginnend mit der Diagnose, den Symptomen, über die Suche nach dem richtigen Therapeuten und der stationären Behandlung sowie mögliche hilfreiche und schädliche Reaktionen des Partners und der Freunde werden ausführlich besprochen.

Besonders hilfreich sind ein Interview mit der Angst, die größten Irrtümer der Angstbewältigung und die vielen konkreten Tipps zur Angstbewältigung.

Immer wieder wird der Text durch Gedichte und Geschichten aufgelockert.

Der Autor geht in seinen Hilfestellungen weit über die reine Angstbehandlung hinaus. Er vermittelt dem Leser, wie seine Angst mit seinen generellen Lebenseinstellungen, seinem Alltagsverhalten und seiner Ernährung verknüpft ist. Ja, er geht sogar so weit, dem Leser eine positive Sicht seiner Angst, nämlich als Helfer und Freund, vorzuschlagen.

Wer bereit ist, sich einzulassen, kann mit Hilfe dieses Ratgebers eine völlig neue Sicht von sich und seiner Angst gewinnen. Er kann sie als Chance sehen lernen, sein Leben neu zu überdenken und zu gestalten.

DORIS WOLF

Therapeutin in Mannheim und Autorin

Wer seine Krankheit verheimlicht, kann keine Heilung erwarten.

ÄTHIOPISCHES SPRICHWORT

Wie alles begann…

Eine kurze Zusammenfassung des Buches

»Aus der Dunkelheit ans Licht«

Ich möchte meinen Lesern gerne die Möglichkeit geben, gedanklich an das Buch »Aus der Dunkelheit ans Licht – wenn Angst zur Krankheit wird« anzuknüpfen, um sie auf »Ballhöhe« zu bringen.

»Aus der Dunkelheit ans Licht« habe ich in der Absicht geschrieben, andere angstkranke Menschen zu ermutigen und sie zu motivieren, eine neue, positive Lebensqualität zu finden. Meine eigenen Erfahrungen mit der Krankheit erlauben es mir, mich sensibel in solche Menschen zu versetzen und ihre Sprache zu sprechen. Viele Menschen kennen den Zustand krankhafter Angst, viel zu viele. Angst, die einem die Kehle zuschnürt und intensive Gefühle bis hin zur Todesangst hervorruft. Betroffen sind sogar junge Menschen und alle Berufsgruppen; Fachleute sprechen von jedem Zehnten. Und die Krankheitszahlen sind im Steigen begriffen (siehe Kapitel Angst – ein paar Infos). Mir ist es gelungen, dem »Schreckgespenst Angst« zu entrinnen und heute ein Leben fast ohne Einschränkungen zu führen.

Wir werden die krankhafte Angst nie begreifen, wenn wir nicht verstehen, dass sie eigentlich unser Freund ist. Sie hat eine Funktion und will uns etwas Wichtiges sagen. Ich zum Beispiel war ziemlich perfektionistisch, wollte mit jedem gut auskommen, war auf der Suche nach Anerkennung, innerlich aggressiv, konnte meine Bedürfnisse nicht benennen und hatte einen ziemlich weit verbreiteten Sprachfehler: Ich konnte nicht »Nein« sagen.

Und dennoch – ich wollte meine Lebensqualität wiederhaben. Das war meine Motivation, ganz einfach! Einfach??? Oh nein, harte Arbeit, tägliches Üben, Stillstände, Rückschritte, Tränen, Deprimiert-Sein. Nach Monaten der Todesangst und der Verzweiflung begann ich mir Gedanken über meine Heilung zu machen. Ja, Heilung – denn sie ist möglich! Mit viel Geduld begann ich, meine Angst als Freund auf Zeit zu akzeptieren, hörte ihr zu und sprach mit ihr. Gleichzeitig nahm ich fachliche Hilfe in Form einer Verhaltenstherapie an. Ich sah mehr und mehr die Realität, reduzierte meine Erwartungen und setzte mir kleinere Ziele. Ich arbeitete an meinem Ich-Bild mit positiven Affirmationen und überprüfte Einstellungen, die mir das Leben schwer machten. Das Ich-bin-nicht-gut-genug-Syndrom wich langsam, aber stetig.

Ich bannte Schuldgefühle aus meinem Leben, verzieh, heilte damit alte Wunden. Ich pflegte wieder meine Beziehungen zu meiner Familie und den Freunden meiner Umgebung, hatte Spaß, konnte wieder lachen. Ich betete und glaubte nicht nur, sondern war überzeugt, geistig geführt zu werden, behütet zu sein.

Woran ich noch gearbeitet habe, ist meine Selbstsicherheit. Doch Vorsicht – dem sozialen Umfeld schmeckt eine Verhaltensänderung nicht immer.

Dennoch bin ich heute nicht »Supermann«. Ich habe meine Fehler, überlaste mich zuweilen immer noch oder gehe mit dem Kopf durch die Wand. Und doch – ich merke im Gegensatz zu früher ziemlich schnell, wenn ich mal wieder den falschen Weg eingeschlagen habe. Und das ist gut so! Versuchen, zu sich und seinem Verhalten auf Distanz zu gehen, inne zu halten und sich selbst über die Schultern zu schauen, gegebenenfalls eine Richtungskorrektur des Verhaltens vorzunehmen. Hilfreich ist auch der Gedanke: Was würde ich in diesem Falle einem guten Freund raten? Die vorgenannten Maßnahmen scheinen richtig gewesen zu sein; schließlich geht es mir wieder gut. Doch ich weiß: Angst hat tausend Gesichter, und jeder hat eine etwas andere Geschichte. Mag die meinige zumindest mithelfen, ein paar Denkanstöße zu geben.

Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.

PSALM 34,5

Wie geht es mir heute?

Oft werde ich von Zuhörern bei Vorträgen oder am Telefon gefragt, ob ich denn nun auch wirklich geheilt, also komplett frei von Ängsten sei.

Nun – ich wäre unehrlich, würde ich behaupten, ich hätte mit Ängsten »nichts mehr am Hut«. Ich denke, vollkommen angstfrei zu leben wäre wohl auch nicht erstrebenswert, denn immer noch hat die Angst als Gefühl eine wertvolle Schutzfunktion.

Eine geringe Restangst ist noch da. Immer, wenn ich sie auch noch verscheuchen will, wehrt sie sich und wird stärker. Was ich verdrängen will, drängt eben. Das akzeptiere ich mittlerweile. Mir ist eher wichtig, wie ich damit umgehe. Betrachte ich die Restangst als eine Art Wachtposten, der sofort reagiert, wenn aus einer Aufgabe wieder drei werden, die Termine stark zunehmen und ich insgesamt wieder in alte Gewohnheiten verfalle, kann ich mich sehr gut mit dieser verbliebenen Angst arrangieren.

Ängste sind uns anerzogen worden, und wenn wir wollen, können sie wieder aberzogen werden.

KARL A. MENNINGER

Angst – ein paar Infos

Die Zahl hält sich ganz hartnäckig: Jeder Zehnte in Deutschland soll angsterkrankt sein. Ich bin ganz ehrlich: Mir ist egal, ob jeder Neunte, Zehnte oder Elfte erkrankt ist. Tatsache ist: Es sind zu viele! Und die Zahl steigt stets an! Dabei ist die Palette sehr vielschichtig. Wenn uns Angst vor Fröschen, Clowns, Fleisch oder der Schwiegermutter auch eher ein Schmunzeln auf die Lippen bringt, so sind es doch Ängste, und wir sollten akzeptieren, dass für den jeweiligen Menschen, den es betrifft, die Sache sehr ernst sein kann.

Ganz aktuell aus dem Gesundheitsreport 2005 der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK)3

Anstieg psychischer Erkrankungen von 1997 bis 2005 um 70%

Bei den 15- bis 34-Jährigen hat sich die Zahl der Erkrankungen mehr als verdoppelt.

Jeder siebte Berufstätige ist oder war wegen psychischer Probleme in Behandlung.

Besonders auffällige Branchen mit vielen Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen sind die Öffentliche Verwaltung, das Gesundheitswesen selbst (!), Bildung, Kultur, Medien, Banken und Versicherungen. Dies bedeutet, dass die Beschäftigten in diesen Berufszweigen einem erhöhten Risiko unterliegen, an einer psychischen Störung zu erkranken.

»Angststörungen und Depressionen, insbesondere bei jungen Menschen, sind auch Zeichen wirtschaftlicher Unsicherheiten«, so der Vorstandschef der DAK, Dr. Herbert Rebscher.

Andere Kassen, z.B. die BKK mit über sechs Millionen Versicherten, bestätigen eine Verdoppelung der Patienten mit Angsterkrankungen in den letzten Jahren.

Dazu eine persönliche Anmerkung:

In einem Punkt gebe ich allerdings Herrn Dr. Rebscher von der DAK nicht Recht: Er spricht im Zusammenhang mit Ängsten und Depressionen von der »Volkskrankheit der Zukunft«. Ich meine, bei solch drastischen Steigerungen der Zahlen wäre wohl eher von einer bedrückenden »Volkskrankheit der Gegenwart« zu sprechen.

Immer nur die Zahlen zu erheben und darüber zu jammern, wie viel die Erkrankungen kosten, reicht auf Dauer nicht aus. Vielmehr sollte etwas an dem Grundübel getan werden – Stichwörter humane Schule und Arbeitswelt. Auch soziale Kompetenz ist ein wirklich schöner Begriff mit vielen guten Lösungsansätzen. Oder reden wir nur darüber?

Aus dieser dramatischen Entwicklung kann ich nur die Forderung ableiten, psychische Krankheiten zu enttabuisieren, denn mit Tabus und Abschieben auf die lange Bank können diese Probleme nicht gelöst werden.

Anbei ein paar weitere interessante Informationen zum Thema Angst

Es kann jeden treffen, unabhängig von Bildung, Status oder Geldbeutel: egal ob Kinder (Schule, Missbrauch, Eltern, Gruppendynamik, z.B. Hänseleien), Jugendliche (Schule, Pubertät), ältere Menschen (Trauer, Alleinsein, Hilflosigkeit, Krankheit); der Lehrer kann genauso betroffen sein wie die Krankenschwester, der Polizist, der Rettungssanitäter oder der Regierungsdirektor, der darunter leidet, ständig Entscheidungen treffen zu müssen, die er innerlich eigentlich nicht tragen kann.

Es scheint mir, dass die Personengruppe ab 40 stark betroffen ist. Vielleicht sondieren gerade Menschen um die 40 ihr bisheriges Leben, fragen sich, »ob das alles war« und wie sie gerne weiterleben möchten, und machen eine Art Bestandsaufnahme.

Depressionen und Ängste können für sich stehen oder sich vermischen. Oft weiß der Betroffene selbst nicht, was zuerst da war… wozu auch? Eine Diskussion wie die über die Henne und das Ei…

Ängste können auch mit traumatischen Erlebnissen verbunden sein.

Oft rennt der Angstbetroffene von Arzt zu Arzt. Einem Bericht der

Saarbrücker Zeitung

zu Folge dauert es durchschnittlich 10 Jahre, bis der Patient die gesicherte Diagnose »Angsterkrankung« bekommt. Sofern er dann kein Akutfall ist – so der Artikel weiter – dauert es etwa weitere 6 Monate, bis er einen geeigneten Therapeuten findet, der auch Zeit für ihn hat. Schlussfolgerung daraus: Es gibt zu wenig Therapeuten!

Es wird geschätzt, dass die Kosten für die Wirtschaft durch Angsterkrankungen inzwischen in die Milliarden gehen.

 

3 DAK-Report 2005.

Angst – ein Gedicht

Angst – ein Wort, das uns erstarren lässt.

Es macht uns klein – es hält uns fest!

Angst – schützt uns vor Gefahren,

doch wird sie uns davor bewahren?

Angst – sie lässt uns oft den Mut verlieren,

neue Wege auszuprobieren.

Angst – dahinter wir uns oft verstecken,

damit andere unsere Angst ja nicht entdecken.

Angst – verdunkelt unsere Seelen,

mutlos wir uns dann durchs Leben quälen.

Mut – dies’ Wort der Schlüssel ist,

das Tor der Angst sich damit öffnen lässt!

Mut – durch ihn wir in Bewegung kommen,

durch ihn wird der Sieg über die Angst begonnen!

Mut – er lässt uns stark und offen werden,

Angst – wird unser Leben nicht mehr gefährden!

Mut – uns aus der Angst befreit,

Offenheit – hält ein neues Leben für uns bereit.

Mut und Offenheit nun unser Leben neu bestimmt,

diese Gefühle der Angst die Bedrohung nimmt!

Mut und Angst – zwei Worte in unserem Leben,

mit ihnen wir uns auf schmalem Grad bewegen.

Doch es liegt an uns, wer dabei gewinnt

und unser Leben dann bestimmt.

Denn will ich frei gestalten ohne Angst mein Leben,

dann muss ich meinem Mut eine Chance geben!!!

MARLIES WANK

Leiterin der Angstselbsthilfegruppe

»Die Muthasen«, Bensheim

Der Himmel kommt niemals dem zu Hilfe, der selbst nichts tut.

SOPHOKLES

Meine Sicht der Angst

Mein eigener Umgang mit der Angsterkrankung, viele Gespräche mit Betroffenen und ihren Angehörigen sowie meine Vorträge mit den anschließenden Diskussionen machten mir immer deutlicher, woran es bei der Angstbewältigung am meisten hapert: am Umsetzen des theoretischen Wissens über die Angst in die tägliche Praxis, also in das Handeln im Alltag.

Viele »Angsthasen« sind in der Regel sehr belesen, schauen sich Fernsehsendungen an, hören Vorträge, machen Entspannungskurse und dennoch: das Umsetzen der Theorie in die Praxis tut weh. Wenn da bloß nicht diese blöden und unangenehmen Symptome der Angst wären! Wir können uns aber nicht einbilden, all diese Verhaltensmuster, die über Jahre gereift sind, zögen sich einfach so zurück, nur weil wir jetzt plötzlich handeln wollen.

Viele Betroffene halten immer noch mit der Angst hinter dem Berg. Sie schämen sich, sehen sich als die »Familien-schande«, befürchten berufliche Sanktionen oder haben Bedenken, einfach nur abgestempelt oder verspottet zu werden.

In diesen Worten können wir schon viele Lösungsansätze erkennen. Wir müssen nur genau hinschauen.

Angst ausschließlich mit Medikamenten und einer Verhaltenstherapie, die sich rein mit den Angst auslösenden Situationen oder Orten beschäftigt, zu Leibe rücken zu wollen wäre in etwa so, als wollten wir Kirschen ernten, ohne vorher einen Baum gepflanzt zu haben.

Vielmehr wären ein paar konstruktive Fragen notwendig:

Was steckt hinter der Angst?

Bin ich in meinen Beziehungen glücklich?

Worin bestehen meine Bedürfnisse und Wünsche?

Stimmt meine Kommunikation? (Kann ich

ausdrücken

, was ich will oder nicht will, worin meine Bedürfnisse und Wünsche liegen?)

Mag ich meinen Beruf?

Gehen meine Mitmenschen mit mir so um, wie es meine Aura nach außen erlaubt?

Wie gehe ich mit mir selbst um?

Mag ich mich?

Mag ich auch meine negativen Eigenschaften?

Lebe ich mein eigenes Leben oder bin ich »fremdgesteuert«?

Mag ich mein Erscheinungsbild?

Wenn ich die Angst be-greifen will, wird es sehr hilfreich sein, mir Gedanken zu diesen Fragen zu machen.

Viele Bücher und psychologische Ratgeber, die Tausende von Seiten füllen, könnten auf einen einzigen gemeinsamen Nenner gebracht werden: Wir wollen geliebt und anerkannt werden. Ist ja auch im Grunde in Ordnung so. Nur – wie stark verbiegen wir uns im Alltag, um dieses Ziel zu erreichen? Wie konform sind wir mit der Gesellschaft, unseren Chefs, unseren Freunden und Partnern, nur um geliebt zu werden? Wie schmerzlich ist es für uns, wenn sich jemand von uns abwendet, nur weil wir uns nicht so verhalten, wie der andere es möchte! Plötzlich spüren wir den Gegenwind, der uns ins Gesicht bläst!

Sicher, das Leben besteht oft aus Kompromissen. Aber – wir entscheiden doch, ob ein Kompromiss faul ist oder konstruktiv! Und ist die Aussicht, geliebt zu werden, obwohl ich so bin wie ich bin, nicht wunderbar? Selbst wenn ein paar Menschen dann gehen – ich bin überzeugt, es werden dafür neue wichtige Menschen in dein Leben treten. Sei mutig und öffne dich für neue Erfahrungen! Vor allen Dingen: Sei ein bisschen netter zu dir selbst!

In diesem Sinne möchte ich das Buch denjenigen widmen, die, im positiven Sinne, »die Schnauze voll haben« und sich auf den Weg ins Abenteuer Leben begeben. Möge es ein kleiner Wegbegleiter bei dem Unterfangen sein, den Schritt von der Theorie in die Praxis etwas gangbarer zu machen.

Reicht es aus, dass man gelernt hat, Auto zu fahren, oder sollten wir auch nachsehen, was unter der Motorhaube ist? Die meisten Menschen kommen durchs Leben, ohne das je zu wissen.

JUNE SINGER

Angst – Beispiele, Symptome und Abgrenzung

Welche Ängste treten häufig auf und welche Symptome machen sich bemerkbar? Allein das Vorliegen gelegentlicher Ängste und das Auftreten von verschiedenen Symptomen machen noch keine Angsterkrankung aus. Wo ist die Grenze zur »natürlichen« Angst?

Beispiele:

Angst vor dem Schlangestehen im Kaufhaus, z.B. dort umzufallen