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"Genial! Ich habe dieses Buch verschlungen und wusste vor lauter Ambivalenz zwischen tiefer Ernsthaftigkeit des Themas einerseits und der so genial provokant beschriebenen Mechanismen andererseits oft gar nicht, ob ich jetzt lachen soll oder lieber nicht. Das Buch ist eine Entlarvung populistischer Mechanismen in politischen Systemen, denen wir derzeit überall begegnen. Fritz Simon gelingt es dabei, auf eine unterhaltsame und doch sehr fundierte und mit systemtheoretischen Beschreibungen angereicherte Weise, den Finger tief in die Wunde zu legen. Es ist das Buch der Stunde und meine absolute Leseempfehlung." Prof. Dr. Björn Enno Hermans, Medical School Hamburg, Professur für Systemische Beratung "Mit einem ausgeprägten Sinn für Humor und Ironie versteht es der Autor, populistischen Tendenzen entgegenzutreten." Soziale Arbeit "Fritz B. Simon hat ein Rezeptbuch geschrieben, dessen analytische Kraft sich erst erschließt, wenn man sich die 18 Kapitel vom Anfang bis zum Ende zu Gemüte führt." wirtschaft & weiterbildung "Simon liefert auf 125 Seiten griffige Tipps für alle, die die hohe Kunst der ideologischen Stimmungsmache erlernen wollen. Das Spektrum seiner Strategien reicht von "Konstruieren Sie sich einen Feind" über "Nutzen Sie Worte als Waffen" und "Erzählen Sie eine Geschichte, in der jeder gerne vorkommen möchte" bis hin zu "Bauen Sie einen patriarchalen (strengen, aber versorgenden) Staat". Natürlich ist das alles nicht ernst gemeint, sondern hoch ironisch. Aber gerade deswegen ist es extrem entlarvend. Simon schaut aus systemischer Sicht darauf, wie Populisten agieren und deckt scharfsinnig deren Taktiken auf." managerSeminare "Dieses Buch nutzt mit all seiner subversiven, systemtheoretischen Kommunikation die Waffe des Humors." OrganisationsEntwicklung – Zeitschrift für Unternehmensentwicklung und Change Management Im Gegensatz zu den vielen akademischen Versuchen, die Grundlagen des Populismus zu analysieren, stellt Fritz B. Simon in diesem Buch die Methoden des Populismus konkret und leicht nachvollziehbar in Form von Handlungsanweisungen dar, sodass sie jedermann befolgen (oder auch bekämpfen) kann. Populismus ist keine Rocket Science. Seine Strategien und Taktiken nutzen die Spielregeln der repräsentativen Demokratie, um sie ad absurdum zu führen und illiberale, autoritäre Strukturen einzuführen. Populisten bedienen sich charakteristischer kommunikativer Techniken und einer Sprache, die Massen auf die Straßen und an die Wahlurnen bringt. Die Lektüre dieses Buches ist daher zwangsläufig ambivalent: Es liefert die Rezepte, die Macht in einer bis dahin einigermaßen funktionierenden Demokratie zu ergreifen, es deckt aber auch auf, dass diese Methoden schon längst praktiziert werden und Widerstand nötig ist. Der Autor: Fritz B. Simon, Dr. med., Professor für Führung und Organisation am Institut für Familienunternehmen der Universität Witten/Herdecke; Systemischer Organisationsberater, Psychiater, Psychoanalytiker und systemischer Familientherapeut; Mitbegründer der Simon Weber Friends Systemische Organisationsberatung GmbH. Autor bzw. Herausgeber von ca. 300 wissenschaftlichen Fachartikeln und 34 Büchern, die in 15 Sprachen übersetzt sind, u. a.
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Seitenzahl: 144
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Mein persönlicher Dank gilt einigen Personen, ohne deren Anregungen und Vorbild dieses Buch nicht möglich und nicht notwendig geworden wäre (in alphabetischer Reihenfolge):
Joseph Goebbels, Adolf Hitler, Benito Mussolini,
Die Namen der lebenden Personen wurden auf Anraten der Rechtsabteilung des Verlages geschwärzt.
Fritz B. Simon
oder: Ergreifen Sie die Macht!
Zweite Auflage, 2024
Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:
Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Arnold (Kaiserslautern)
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Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)
Tom Levold (Köln)
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Umschlaggestaltung: Uwe Göbel mit Alicia Rieke
Redaktion: Vera Kalusche
Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach
Printed in Germany
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Zweite Auflage, 2024
ISBN 978-3-8497-0297-7 (Printausgabe)
ISBN 978-3-8497-8185-9 (ePUB)
© 2019, 2024 Carl-Auer-Systeme Verlag
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1 Wozu dieses Buch?
(Das Programm)
2 Suchen Sie sich Mitstreiter!
(Die Verschwörung)
3 Erzählen Sie eine Geschichte, in der jeder gerne vorkommen möchte!
(Die Story)
4 Nutzen Sie die gegebenen politischen Strukturen!
(Die Pseudoanpassung)
5 Kämpfen Sie um öffentliche Aufmerksamkeit!
(Die Fokussierung)
6 Nutzen Sie Ihr aggressives Potenzial!
(Die Polarisierung)
7 Konstruieren Sie sich einen Feind!
(Die Fremden)
8 Bestimmen Sie die Fakten und deren Bedeutung!
(Die Fake News)
9 Erklären Sie sich zum völkischen Kämpfer gegen die Eliten!
(Das Volk)
10 Spielen Sie auf der Klaviatur der Gefühle!
(Die Emotionen)
11 Nutzen Sie Worte als Waffen!
(Die Suggestionen)
12 Mobilisieren Sie Massen und halten Sie sie in Bewegung!
(Der Mob)
13 Lassen Sie sich als charismatischer Held feiern!
(Der Personenkult)
14 Formieren Sie eine effektive Kampftruppe!
(Der Kader)
15 Propagieren Sie eine grandiose nationale (kulturelle, ethnische) Identität!
(Die Ideologie)
16 Bauen Sie einen patriarchalen (strengen, aber versorgenden) Staat!
(Die Revolution)
17 Zeigen Sie unmissverständlich, dass Sie keinen Spaß verstehen!
(Die Humorlosigkeit)
18 Verbieten Sie dieses Buch …!
(Die Paranoia)
Über den Autor
(Das Programm)
Sie sind schon lange unzufrieden mit der Situation in Ihrem Land: Die Politiker erscheinen Ihnen allesamt korrupt oder unfähig, oft beides. Es sind Karrieristen, die in erster Linie auf ihren eigenen Vorteil achten und das Land, in dem sie leben, nicht wirklich lieben und es zugrunde richten.
Konsequenz: Sie müssen selbst die Macht übernehmen. Dann können Sie alles ändern, was in diesem Land nicht in Ordnung ist, und das ganze politische System, so, wie es zurzeit besteht, in die Tonne hauen und für eine neue, bessere, straffere und gerechtere Ordnung sorgen.
Auch mit Ihrer persönlichen Lage sind Sie nicht sonderlich glücklich – nicht, weil es Ihnen finanziell schlecht gehen würde – in der Hinsicht sind Sie einigermaßen zufrieden –, sondern weil Sie sich und Ihresgleichen sowie die Leistung, die Anstrengungen, die Ihnen allen seit langer Zeit zugemutet werden, nicht anerkannt fühlen: Man hört einfach nicht auf Sie.
Höchste Zeit, dass Sie den Laden übernehmen! Im Folgenden werden Sie eine Anleitung erhalten, wie Sie das möglichst schnell und kostengünstig tun können – wobei das »Sie« sowohl als Einzahl wie auch als Mehrzahl zu lesen ist, das heißt Sie als Individuum und auch Sie als Gruppe Gleichgesinnter meint –, auch wenn Sie sich wie alle vernünftigen und anständigen Bürger bislang von der politischen Bühne ferngehalten haben. Aber, das sei Ihnen als Warnung mitgegeben, diese vornehme Zurückhaltung müssen Sie aufgeben. Und Sie dürfen nicht kleckern, sondern Sie müssen klotzen. Doch das ist heute nicht mehr so schwer wie früher, da nicht mehr eine Presse, die in der Hand weniger internationaler Konzerne und ihrer kapitalkräftigen Hintermänner liegt, allein die politischen Prozesse steuert, sondern das Volk durch die Segnungen des Internets endlich selbst unzensiert zu Wort kommt. Manchmal wird eben doch nicht alles schlechter in der Welt. Sie als Person und die Gruppe Ihrer Mitstreiter werden dafür sorgen, dass alles besser wird, wenn Sie die auf den folgenden Seiten durchdeklinierten Methoden (üblicherweise als »Populismus« bezeichnet) anwenden.
Noch eine Anmerkung: Obwohl populistische Strategien von Frauen genauso kompetent angewandt werden können wie von Männern, sind männliche Leitfiguren damit erfolgreicher. Der Kraftstoff, der den Motor des Populismus am Laufen hält, ist Testosteron.
(Die Verschwörung)
Was Sie ja schon lange wussten und erleben mussten: Allein sind Sie ein Nichts! Sie können nichts bewirken, Ihre Meinung interessiert niemanden und Sie werden allein nie die Macht haben, Ihre Ziele durchzusetzen. Die Erklärung dafür ist relativ einfach. Sie wird ganz gut durch die alte Straßenkämpferweisheit, dass fünf Finger eine Faust sind, illustriert. Denn einen einzelnen Finger können Sie bestenfalls zu bedeutsamen Gesten gebrauchen: den erhobenen Zeigefinger zum Ermahnen und Drohen; den Mittelfinger, um Verachtung zu zeigen; den erhobenen oder gesenkten Daumen, um Zustimmung oder Ablehnung zu signalisieren. Was die Handlungsfähigkeit angeht, kann ein einzelner Finger bestenfalls in der Nase bohren, während eine Faust kräftig zuschlagen kann. Also, wenn Sie schlagkräftig werden wollen, suchen Sie sich Mitstreiter.
Dieses Bild erfasst den Kern politischer Prozesse: Es sind Kommunikationsprozesse. Und allein kann man nun mal nicht kommunizieren, wenn man sich nicht mit Selbstgesprächen begnügen will, die nur frustrieren, weil sie jedes Mal aufs Neue erleben lassen, wie allein und unverstanden man ist. Wenn Sie hingegen Mitstreiter finden, so können Sie gemeinsam die Keimzelle einer mächtigen Bewegung bilden, in der nicht nur anders als im Rest der Gesellschaft gesprochen und gedacht wird, sondern Sie können sich dort auch als Einzelpersonen in Ihrer Sichtweise gegenseitig bestätigen und stützen. Ohne eine derartige Ihr Weltbild (welches das auch immer sein mag) bestätigende Kommunikation mit anderen Menschen besteht ja immer die Gefahr, dass Sie an Ihrer Bewertung der aktuellen politischen Lage und schließlich an sich selbst zu zweifeln beginnen …
Wie jeder Versuch, einen Gipfel zu erklimmen, beginnt auch der Marsch des Populismus mit dem ersten Schritt, und der besteht darin, einen ersten Verbündeten zu finden. Zwei Leute bilden schon eine soziale Einheit, die beginnen kann, eine Gegenwelt aufzubauen. Dazu brauchen Sie einen Menschen, der – im Idealfall – mit Ihnen durch dick und dünn geht, Ihnen blind und unkritisch vertraut und nicht nur grenzenlos loyal ist, sondern Sie verehrt. Wann immer Ihnen auf Ihrem Weg an die Spitze Zweifel kommen, ob Sie es schaffen, wird er Ihnen durch seinen Glauben an Sie helfen, die Zuversicht zurückzugewinnen. Solch ein verschworener Kamerad braucht nicht der hellste zu sein, ja, es könnte sogar nützlich sein, wenn er schlichteren Gemüts und Geistes ist, weil ihm das erlaubt, Sie vollen und reinen Herzens zu bewundern und sich in seinem Denken und Handeln an Ihnen zu orientieren.
Wenn Dritte mit Ihnen in Kontakt kommen und Sie beide in Ihrer Übereinstimmung erleben, hat das verführerische Aspekte. Sie wollen – unter bestimmten Voraussetzungen, die noch zu diskutieren sind – dazugehören, Mitglied einer Gruppe werden, zu der zu gehören als Ehre erlebt wird. Deswegen sollten Sie auch nicht wie fliegende Händler, die an der Haustüre Zeitschriftenabonnements verkaufen, um Mitglieder werben, sondern ein elitäres Bewusstsein demonstrieren. Errichten Sie Zugangsbeschränkungen und erfinden Sie Initiationsriten für diejenigen, die schließlich aufgenommen werden. Wer dazu gehören will, muss körperliche Risiken eingehen und/oder seelische Schmerzen ertragen. Wer nicht bereit ist, Opfer für die Sache zu erbringen, hat in Ihrer zur Führung einer Bewegung berufenen Gruppe nichts zu suchen, das muss jedem bewusst sein. Nebenbei bemerkt: Die Erfindung solcher Rituale (nach dem Muster des Spießrutenlaufs) erfordert Kreativität und kann für diejenigen, die schon dazugehören, sehr vergnüglich und befriedigend sein und ihnen noch einmal vor Augen führen, wie toll es ist, bereits zum Kreis der Eingeweihten zu gehören.
Was Sie für den langfristigen politischen Erfolg brauchen, ist eine überschaubare, verschworene Kerngruppe. Acht bis zwölf Personen reichen, um den Weg an die Macht zu beginnen. Wenn möglich, sollten Sie diese Personen selbst aussuchen und dafür sorgen, dass sie Ihnen gegenüber – warum und wie auch immer – verpflichtet und dankbar sind. Das fördert die Loyalität und sichert Ihre führende Position innerhalb der aufzubauenden Organisation.
Von der Sache her dürfen die Mitglieder Ihrer Gruppe durchaus verschiedene Ziele und Interessen haben, solange sie sich einig sind, gegen (!) wen oder was es zu kämpfen gilt. Langfristig kann es sogar von Vorteil ein, wenn Ihre Kampfgenossen unterschiedliche Ziele verfolgen, denn das sichert Ihnen als Person die herausgehobene Stellung als Leader der Bewegung.
(Die Pseudoanpassung)
Ganz ähnlich wie sich das kulturelle Erbe der dramaturgischen Muster von Mythen für populistische Zwecke nutzen lässt, können auch die vorgegebenen Strukturen des politischen Systems zum eigenen Machtgewinn genutzt werden. Denn entscheiden, was für das Volk getan oder dem Volk angetan wird, können nur diejenigen, die über die formale Entscheidungskompetenz innerhalb des Systems verfügen; und das sind nun mal die Mitglieder der Regierung: Präsidenten, Premierminister, Kanzler, Minister und andere Amtsträger. Auf solche Posten kommt man durch Wahlen, und gewählt wird man in den sogenannten westlichen Demokratien nicht als Individuum (so genial man auch sein mag), sondern als Mitglied und Vertreter einer Partei. Aber das ist kein Nachteil für Sie, sondern eine Chance, denn Sie können den durch die Wahlgesetze vorgegebenen Weg nach oben im Laufschritt zurücklegen, um dann, wenn Sie erst mal im Sattel sitzen, die Gesetze so zu verändern, dass Sie nicht mehr daraus vertrieben werden können. Das ist, kurz gesagt, das Programm, das Sie zu realisieren haben.
Konsequenz: Sie müssen eine Partei gründen oder, weit schneller und effizienter, eine Partei kapern.