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Systemtheorie und Konstruktivismus sind zwei eng miteinander verbundene Theorierichtungen, die heute für unterschiedliche soziale Praxisfelder zentrale Bedeutung gewonnen haben: Psychotherapie und Familientherapie, Pädagogik, Organisationsberatung, Management, Politik u. v. a. In diesem Einführungstext werden unterschiedliche Theoriestränge, die teilweise in den Naturwissenschaften, teilweise den Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften entwickelt wurden, so aufbereitet, dass neben ihrem historischen Kontext ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede, ihre innere Logik, vor allem aber ihre Konsequenzen für den Praktiker deutlich werden. Das Spektrum reicht von den Anfängen der Kybernetik und Systemtheorie über die Chaos- und Komplexitätstheorie zur Theorie autopoietischer Systeme und der neueren soziologischen Systemtheorie. Als Leser bekommt man so eine kompakte und konsistente theoretische Basis für sein Handeln in nicht berechenbaren Umwelten, die hilft, mit den Unsicherheiten, wie sie in einer komplexen Welt unvermeidlich sind, umzugehen. Fritz B. Simon, Dr. med. habil., Professor für Führung und Organisation an der Universität Witten/Herdecke gilt als "Europas oberster Systemiker" (Report+).
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Seitenzahl: 168
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Fritz B. Simon
Zehnte Auflage, 2023
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Umschlaggestaltung: Uwe Göbel
Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach
Printed in Germany
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Zehnte Auflage, 2023
ISBN 978-3-89670-547-1 (Printausgabe)
ISBN 978-3-8497-8228-3 (ePub)
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Die Form von Systemtheorie und Konstruktivismus, die hier präsentiert wird, ist durch die Auswahl des Autors bestimmt. Andere Autoren hätten vielleicht eine andere Wahl getroffen. Das skizzierte Modell ist vom Erkenntnisinteresse des „systemischen Praktikers“ bestimmt, der mit sozialen Systemen arbeitet. Es waren in der Vergangenheit zunächst Psychiater und Psychotherapeuten, die als Familientherapeuten mit ganzen Familien statt mit individuellen Patienten (Symptomträgern) arbeiteten. Später wurden ihre Ansätze und Methoden auf größere Systeme (Organisationen wie Schulen, Kliniken, Unternehmen) übertragen und von Soziologen theoretisch weiterentwickelt. So kam es zur Ausformulierung von Modellen systemischer Organisationsberatung und des systemischen Managements. Die Orientierung an den genannten Praxisfeldern leitet die folgende Darstellung von Systemtheorie(n) und Konstruktivismus.
Da beide ihre Wurzeln in unterschiedlichen Wissenschaftsgebieten haben, wurden manche Modelle gleichzeitig, aber unabhängig voneinander entwickelt; andere waren in ihrer Entstehung eng miteinander verbunden, und die Logik des einen ergibt sich aus der Logik des anderen. So kommt es, dass manche Konzepte mit unterschiedlichen Begriffen dieselben oder ähnliche Phänomene oder Ideen beschreiben und manche sich als logische Konsequenz aus anderen Konzepten ergeben. Solch ein Netzwerk von Ideen, Vorstellungen und Begriffen ließe sich wahrscheinlich am besten als Mind Map darstellen. Ein geschriebener Text zwingt den Autor immer dazu, eine Reihenfolge vorzugeben, einen „roten Faden“ zu spinnen, der meist weder der tatsächlichen Entwicklungsgeschichte noch der inneren Logik einer Theoriearchitektur gerecht wird. Eine Folge dieser durch Medium und Autor bestimmten, geradlinigen Darstellung vernetzter, mal gleichzeitig, mal ungleichzeitig entstandener Konzepte ist die, dass Schleifen in den Text eingebaut werden müssen. Es werden immer wieder früher schon behandelte Themen aufgegriffen oder in vorderen Textteilen Begriffe gebraucht, die erst später in ihrer systemtheoretischen Verwendung definiert werden. Daher empfiehlt es sich wahrscheinlich, den Text zweimal zu lesen. Denn er stellt ein Kondensat aus Hard-Core-Theorie dar, dessen Verdaubarkeit durch doppeltes Kauen sicher gesteigert wird. Ziel ist es, den Leser mit den wichtigsten theoretischen Konzepten und Modellen vertraut zu machen, die ihm bei der Lektüre der weiterführenden Fachliteratur begegnen werden, sodass er die Begrifflichkeit mit ihrem „Fachchinesisch“ und die Logik systemtheoretischer Erklärungen nachvollziehen kann. Dabei wird versucht, den Autoren, die maßgeblich an der Entwicklung der skizzierten Modelle beteiligt waren, und der Originalität ihres Denkens dadurch Reverenz zu erweisen, dass ihre Definitionen und Formulierungen wörtlich zitiert werden (soweit dies den Lesefluss nicht zu sehr beeinträchtigt). Die Hoffnung ist, dass der Leser, dessen Praxisfeld im Bereich sozialer Systeme liegt, auf diese Weise eine allgemeine theoretische Basis findet, um von dort aus selbst einen konkreteren, passgenaueren Theorierahmen für seine Praxis entwickeln zu können.
Es gibt eine Vielzahl systemtheoretischer Variationen. Keiner der Versuche, eine „allgemeine Systemtheorie“ zu formulieren (z. B. von Bertalanffy 1968), wurde dem Potenzial des Paradigmas gerecht. Vergleicht man die unterschiedlichen Ansätze, so lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Sinne einer impliziten Entwicklungslogik interpretieren.
Ausgangspunkt und gemeinsamer Nenner ist der Blick auf zusammengesetzte Einheiten (Systeme, Muster) und die Konstruktion von Erklärungen mithilfe zirkulärer Kausalität