Arrogant Boss - Olivia Hayle - E-Book
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Arrogant Boss E-Book

Olivia Hayle

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Beschreibung

Julian mag ein Jäger sein. Aber ich weigere mich, seine Beute zu werden.

Emily lernt Julian in einem Nachtclub kennen, als sie versehentlich einen Drink über seinen Anzug schüttet und ihm dann auch noch vor die Füße fällt. Obwohl er gutaussehend und charismatisch ist, hofft Emily, das sie ihn nach dem peinlichen Vorfall nie wieder sieht.

Als sie am nächsten Tag zu einem geschäftlichen Termin geht, sitzt ihr dort niemand anderes als eben jener Tech Mogul Julian Hunt gegenüber. Und der arrogante Macho macht ihr doch tatsächlich ein Angebot, das sie unmöglich ausschlagen kann.

Doch wird sie ihm widerstehen können, wenn sie jeden Tag mit ihm zusammenarbeiten muss?

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Seitenzahl: 403

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Julian mag ein Jäger sein. Aber ich weigere mich, seine Beute zu werden.

Emily lernt Julian in einem Nachtclub kennen, als sie versehentlich einen Drink über seinen Anzug schüttet und ihm dann auch noch vor die Füße fällt. Obwohl er gutaussehend und charismatisch ist, hofft Emily, das sie ihn nach dem peinlichen Vorfall nie wieder sieht.

Als sie am nächsten Tag zu einem geschäftlichen Termin geht, sitzt ihr dort niemand anderes als eben jener Tech Mogul Julian Hunt gegenüber. Und der arrogante Macho macht ihr doch tatsächlich ein Angebot, das sie unmöglich ausschlagen kann.

Doch wird sie ihm widerstehen können, wenn sie jeden Tag mit ihm zusammenarbeiten muss?

Über Olivia Hayle

Olivia Hayle ist eine hoffnungslose Romantikerin mit einer großen Vorliebe für Milliardäre. Da sie leider noch keinen in der der Realität getroffen hat, erschafft sie sie kurzerhand selbst – auf dem Papier. Ob sexy, charmant, cool oder verletzlich – bislang hat sie noch keinen (fiktiven) Milliardär getroffen, den sie nicht mochte.

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Olivia Hayle

Arrogant Boss

Aus dem Englischen von Silvia Gleißner

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel Eins — Emily

Kapitel Zwei — Julian

Kapitel Drei — Emily

Kapitel Vier — Emily

Kapitel Fünf — Emily

Kapitel Sechs — Emily

Kapitel Sieben — Julian

Kapitel Acht — Emily

Kapitel Neun — Emily

Kapitel Zehn — Emily

Kapitel Elf — Emily

Kapitel Zwölf — Julian

Kapitel Dreizehn — Emily

Kapitel Vierzehn — Emily

Kapitel Fünfzehn — Emily

Kapitel Sechzehn — Emily

Kapitel Siebzehn — Julian

Kapitel Achtzehn — Emily

Kapitel Neunzehn — Emily

Kapitel Zwanzig — Emily

Kapitel Einundzwanzig — Emily

Kapitel Zweiundzwanzig — Julian

Kapitel Dreiundzwanzig — Emily

Kapitel Vierundzwanzig — Emily

Kapitel Fünfundzwanzig — Julian

Kapitel Sechsundzwanzig — Emily

Kapitel Siebenundzwanzig — Julian

Kapitel Achtundzwanzig — Emily

Kapitel Neunundzwanzig — Emily

Kapitel Dreißig — Emily

Kapitel Einunddreißig — Julian

Kapitel Zweiunddreißig — Emily

Kapitel Dreiunddreißig — Julian

Kapitel Vierunddreißig — Emily

Kapitel Fünfunddreißig — Julian

Epilog

Impressum

Lust auf more?

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Kapitel Eins

Emily

»Entspann dich.«

»Ich bin entspannt!«

Denise zog eine Augenbraue hoch. »Als ob. Ich kann deine Anspannung praktisch über den Tisch hinweg spüren. Das morgen wird großartig. Du und Turner, ihr habt euch doch wochenlang darauf vorbereitet.«

»Ich weiß. Aber …«

»Nein, hör auf zu grübeln. Wird dir guttun, wenn du mal einen Abend Spaß hast.«

Ich trank noch einen Schluck von meinem fruchtigen und absolut überteuerten Mocktail. »Okay, okay, ich denke nicht darüber nach. Du hast recht.«

»Ich habe immer recht. Es wird toll laufen, Em.«

»Ich weiß gar nicht, wovon du redest.«

Denise grinste. »Das ist die richtige Einstellung. Das Einzige, worum du dir heute Abend Gedanken machen solltest, ist Trinken, Tanzen und Typen.«

»Typen? Seit wann bezeichnen wir Männer als Typen?«

»Das war eine Alliteration. Ich weiß doch, wie sehr du auf Slogans und prägnante Sprüche stehst. Oh! Meine Kolleginnen sind hier.«

Denise winkte einer Gruppe Frauen zu, die von der Bar herüberkamen. Sie waren total aufgestylt, in himmelhohen Pumps und mit dazu passenden Clutches, und sie schienen wesentlich mehr an diese Szene gewöhnt zu sein als Denise und ich.

Wir befanden uns in einem rappelvollen Club im Bankenviertel, so einem mit einer ellenlangen Warteliste. Alles, um Denise’ neue Kolleginnen zu beeindrucken, nachdem sie zur Vollzeit-Autorin für die Onlineplattform Yas befördert worden war.

Ja, genau – Yas. Wir fanden den Namen beide ein wenig albern und hielten die Plattform für geistlos, aber Denise war eine brillante Autorin, und dies war einfach ein Sprungbrett zur Weltherrschaft.

Als unterstützende Freundin war ich mitgekommen, um ihre Beförderung zu feiern – selbst wenn das bedeutete, in einen viel zu teuren Club zu gehen, unbequeme Stöckelschuhe anzuziehen und einen roten Lippenstift herauszukramen, den ich bisher viel zu selten getragen hatte, um den Preis zu rechtfertigen.

Die Musik hatte einen pulsierenden Beat, zu dem sich die Leute auf der Tanzfläche bewegten. Der Club war brechend voll. Es war schon schwer genug gewesen, einen Tisch für uns beide zu finden, und ich hatte keine Ahnung, wie drei weitere Leute hierher passen sollten.

Trotz meines Versprechens an Denise wollte ich einen Blick auf meine Uhr werfen. Morgen war ein großer Tag für meinen Bruder, und da musste ich geistig voll da sein …

»Emily.« Denise schnippte mit den Fingern vor meinem Gesicht. »Sie kommen her. Nicht wegtreten.«

»Tut mir leid!«

Denise stand auf. »Hi, Leute! Ich bin so froh, dass ihr kommen konntet.«

»Ich auch«, sagte die blonde Wortführerin zu Denise. »Wir waren begeistert, als wir hörten, dass du jetzt dauerhaft zu Yas gehörst.«

»Einfach begeistert«, wiederholte eine Brünette hinter ihr. Ich schüttelte allen drei die Hand und wünschte, ich könnte ihre Namen über die hämmernde Musik hinweg verstehen. Ihre Eyeliner saßen perfekt, und ich fuhr mir unsicher durch das offene Haar.

Die Blonde setzte sich neben mich. »Was machst du so bei Yas?«, fragte ich sie.

»Ich beschäftige mich mit holistischer Schönheit und experimenteller Gesundheit.«

»Wow. Was bedeutet das?«

»Dass man eine Menge komisch riechender Produkte ausprobieren muss«, antwortete sie mit einer beneidenswert hochgezogenen Augenbraue. »Was machst du beruflich?«

Das war die Stelle, an der ich wünschte, ich hätte eine bessere Antwort als die Wahrheit. »Ich arbeite in Presse und Marketing.«

»Ist nicht wahr!«

»Doch.«

»Für welche Firma?«

Ich räusperte mich. »Für Pet and Co.«

Sie runzelte die Stirn. »Von der habe ich noch nie gehört.«

»Es ist ein Unternehmen für Haustiere und Tierpflege. Nicht übermäßig aufregend. Ich denke, es ist …«

»Leute?« Elisa, die Brünette, schenkte uns allen ein geheimnistuerisches Grinsen. »Habt ihr schon gesehen, wer heute Abend im VIP-Bereich ist?«

Blondie neben mir lehnte sich zurück. »Du meinst den Launch von Viper?«

»Ja. Wusstest du davon?«

Sie blickte überlegen drein. »Was denkst du, warum ich den Club hier vorgeschlagen habe?«

Denise und ich warfen uns verständnislose Blicke zu. »Was ist Viper?«

»Irgendeine neue App.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ist nicht wichtig. Aber wer alles anwesend ist, schon. Einige der heißesten Namen der Tech-Branche sind hier. Rafe Cristensen, Danny Stephens und natürlich … Julian Hunt.«

»Hunt ist hier?«

»Ich schwöre, ich habe ihn eben noch gesehen.«

»Es war nicht bestätigt, ob er kommen würde.«

Alle drei reckten die Hälse in dem Versuch, quer durch den Club zum VIP-Bereich hinüberzusehen. Sogar aus dieser Entfernung konnte ich die makellosen Anzüge und den flaschenweise strömenden Champagner sehen.

Denise rutschte näher zu mir. »Genau da sollten wir sein.«

Ich schnaubte. »Ja klar. Und was tun? Wir haben keine Ahnung von Tech.«

»Und genau deshalb würde man uns lieben! Sie würden es erfrischend finden.«

»Datest du nicht gerade diesen Blogger?«

»Nein, das ist schon Ewigkeiten her! Du musst auf dem Laufenden bleiben.«

Ich grinste. »Bei dir kann man unmöglich auf dem Laufenden bleiben, Denise.«

»Kommt, Mädels«, erklärte die Blonde. »Tanzen wir.« Ich nahm meinen halb ausgetrunkenen Daiquiri und ging mit ihnen auf die Tanzfläche.

Fast eine Stunde später war ich erledigt. Ich war so was von fertig.

Ich hätte mit den Besten feiern können. Aber das Geschäftstreffen wegen des potenziellen Vertrags für meinen Bruder war morgen um zehn Uhr, und trotz meines Versprechens an Denise gab es nichts Wichtigeres.

Ich ging zu Denise und zog sie in eine kurze Umarmung.

»Ich muss gehen«, sagte ich in ihre roten Locken und hoffte, dass sie mich über den hämmernden Bass hinweg hörte. »Wir sprechen uns morgen.«

»Danke, dass du mitgekommen bist. Viel Glück morgen! Sag Turner, ich denke an ihn.«

»Mache ich.« Ich grinste. »Mach nichts zu Verrücktes heute Nacht.«

Daraufhin schenkte sie mir ein unschuldiges Grinsen. »Wer, ich?«

Ich schüttelte gespielt missbilligend den Kopf. Wenn es jemanden gab, der sich im Griff hatte, dann Denise. Party bis fünf Uhr früh, um neun bereit zur Arbeit, und dann auch noch einen verdammt guten Job machen. Es war echt unfair, aber so war sie schon immer. Viel zu viel Energie für einen einzigen Menschen.

Ich arbeitete mich zwischen sich windenden Leibern durch, meine Clutch fest unter den Arm geklemmt und den Rest meines Daiquiris in der Hand. Ich brauchte eine Stelle, wo ich das Glas abstellen konnte.

Zu viele Leute. Zu laute Musik.

Da legte sich ein Arm um meine Taille, und ich drehte mich um. Ein Mann sah mich anzüglich an, einen Drink in einer Hand, während er mit der anderen nach mir griff.

»Tanz mit mir, Süße.«

Ich runzelte die Stirn. »Ganz sicher nicht.«

Auch das erinnerte mich daran, warum ich nicht allzu häufig ausging. Denise drängte mich ständig, dass ich öfter mit Männern ausgehen solle, doch obwohl ich mit ihr übereinstimmte, dass mein halb zölibatärer Zustand nicht gerade erfreulich war, fand man seinen Seelengefährten nicht in einem Club.

Ich war schon am Ausgang, als es passierte.

Ich hörte ein Knacken, und gleich darauf taumelte ich und segelte zu Boden. Ich streckte die Hände aus, um mich abzufangen, und fiel direkt gegen einen vorbeikommenden Fremden.

Ein starker Arm reagierte, aber es war zu spät, und ich knallte auf den Boden.

Scham überrollte mich, und ich rappelte mich hastig auf schmerzende Knie hoch.

»Alles in Ordnung?«

Ich schob mir das Haar nach hinten und blickte auf, zu dem Besitzer dieser tiefen, grollenden Stimme.

Wangenknochen. Teurer Anzug. Besorgte Miene.

Nein, nein, nein. Ich erkannte diesen Mann.

»Alles gut!«

Er streckte die Hände nach unten aus, und starke Arme schoben sich unter meine Achseln. Wie ein Kind wurde ich auf die Füße gehoben, nur um dann festzustellen, dass ich nicht richtig stehen konnte. Er runzelte die Stirn und senkte den Blick.

Ich folgte seinem Blick. »Oh. Mein Absatz ist abgebrochen.«

»Berufsrisiko.« Seine Stimme war geschmeidig und geschliffen. Dunkel. Ich räusperte mich und schlüpfte aus meinen Pumps. Barfuß ging ich ihm gerade mal bis zum Kinn.

Julian Hunt.

Von allen Männern auf der Welt, wieso musste ich gerade gegen ihn stolpern?

Mein Blick wanderte über seinen langen Hals, das weiße Hemd, dessen oberster Knopf offen war und einen Hauch gebräunter Haut entblößte, einen riesigen rosa Fleck auf seinem Hemd …

Ich schlug mir die Hand vor den Mund. »Oh mein Gott. Das tut mir so leid. Das war mein Drink, nicht wahr?«

Julian Hunt blickte an sich hinunter. »Ich denke schon. Erdbeerdaiquiri, oder?«

»Ja. Es tut mir so leid.« Meine Wangen standen in Flammen. »Ich bezahle die Reinigung.«

Er lächelte – er lächelte doch tatsächlich darüber. »Auf keinen Fall. Ich bin nur froh, dass Sie bei dem Sturz nicht verletzt wurden.«

Ich blinzelte. »Nein. Nein, ich bin nicht verletzt. Ich … wo ist meine Tasche?«

Wortlos blickten wir beide auf den dunklen Boden des Clubs. Wir standen beim Ausgang, wo es mehr Licht gab, aber das reichte trotzdem nicht aus. Und ich sah den Boden viel genauer, als mir lieb gewesen wäre, jetzt, wo ich barfuß auf dieser ekligen Oberfläche stand.

Julian fand meine dunkelblaue Clutch zuerst, an der dunklen Fußleiste, und hob sie von dort auf. »Ist sie das?«

»Ja. Noch einmal vielen Dank.«

»Jederzeit.« Er legte den Kopf schief. »Haben Sie sich amüsiert heute Abend?«

Einen langen Moment konnte ich nur in die neugierigen grünen Augen starren, die mich ansahen. Julian Hunt – milliardenschwerer Playboy, Amerikas Tech-Liebling – dehnte den Moment aus, indem er Konversation mit mir machte.

»Ja, es war ganz gut.«

»Das ist nicht gerade ein Lobgesang.«

Vielleicht war es der Sturz, vielleicht auch das spöttische Glitzern in seinen Augen, aber meine Antwort überraschte mich. »Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, aber heute Abend gab es eine Launchparty für eine App. Da war ein Haufen ungehobelter Silicon-Valley-Typen, die eine Menge Lärm im VIP-Bereich machten.«

Seine Augenbrauen gingen ruckartig hoch. »Ist das so?«

»Ja. Um ehrlich zu sein, hat das irgendwie dem Rest von uns die Stimmung verdorben.« Ich beugte mich vor, und du meine Güte, ich flirtete mit ihm. »Sagen Sie es ihnen nicht, falls Sie einen von denen sehen.«

Julians Lächeln wurde ironisch. »Oh, keine Sorge. Ich halte mich fern von dieser Meute.«

Mein Herz hämmerte. Das war zu viel, und ich war viel zu unerfahren in so etwas. Das hier war kein College-Junge, der sich vortastete. Das hier war ein Mann. Ein Mann, der erfahren, reich und an Perfektion gewöhnt war, und bei Gott, er sah vielleicht gut aus. Ich leckte mir über die Lippen.

»Noch einmal danke, dass Sie meine Tasche gefunden haben.«

Julian sah amüsiert drein. »Eins meiner geringeren Talente.«

»Sehr beeindruckend.«

»Da bin ich sicher.« Er blickte hinaus zum Parkplatz. »Wollten Sie gerade nach draußen?«

»Ja, das hatte ich vor. Mein Auto steht dort.«

»Aber jetzt können Sie nicht gehen.«

Ich sah ihn misstrauisch an. Ich konnte nicht gehen? Weil ich jetzt ihm begegnet war?

Doch dann schaute er nach unten auf meine bloßen Füße. »Weil Sie keine Schuhe anhaben.«

»Oh. Richtig. Stimmt.«

Er zuckte mit den Schultern. »Dann gibt es nur eins zu tun.«

Bevor ich begreifen konnte, was er da tat, bückte sich Julian Hunt und legte die Arme um mich. Ich wurde hochgehoben und reagierte mit einem sehr unvorteilhaften Kreischen.

»Was tun Sie da?«

»Sie können nicht barfuß aus einem Nachtclub gehen«, sagte er, nicht im Geringsten angestrengt. »Auf dem Gehweg könnten Glasscherben liegen.«

»Aber … das ist bizarr.« Ich wurde von einem völlig Fremden – einem berühmten Fremden – getragen, und ich war so nicht mehr getragen worden, seit ich zwölf war.

Sein schiefes Lächeln war wieder da. »›Bizarr‹ hat mich noch nie gestört.«

Julian Hunt roch gut. Zu gut. Ich legte den Arm um seinen Nacken, und ein Mitarbeiter öffnete uns die Eingangstür.

»Parkdienst?«

»Nach links.«

Draußen standen Leute, manche in der Schlange, um in den Club zu kommen, andere nur, um zu rauchen. Und sie alle sahen uns quer über den Platz zum Parkdienst gehen. Meine Wangen fühlten sich so heiß an, dass sie in Flammen stehen mussten.

Julian stellte mich nicht auf die Füße, als wir ankamen, sondern sah mich nur erwartungsvoll an. Ebenso wie der Parkboy.

»Oh, richtig! Lassen Sie mich kurz suchen.« Ich kramte in meiner Tasche nach dem Ticket. Offenbar unfähig, den Mund zu halten, schwafelte ich weiter. »Mein Absatz ist übrigens abgebrochen. Deshalb … deshalb werde ich so galant getragen.«

Der Parkboy nahm mein Ticket mit einem Grinsen entgegen. »Da bin ich sicher, Miss.«

Er verschwand, um mein Auto zu holen, und ich blickte auf und sah, dass Julian ebenfalls grinste. So war er mir viel zu nahe – es war unmöglich zu ignorieren, wie unerträglich gut aussehend er war. War er schon immer, auf den Zeitschriften-Covern und in Online-Interviews. Aber sollten berühmte Leute nicht, nun ja, einfach weniger sein, wenn man sie mal persönlich traf? Kleiner als erwartet oder weniger attraktiv? Sie sollten doch nicht noch besser aussehen.

»Sie können mich jetzt runterlassen«, sagte ich. »Das wird eine Weile dauern.«

Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ Julian mich nach unten gleiten. Meine Füße berührten den kalten Gehweg, und ich zog meine Jacke enger um mich.

»Können Sie in Ihren Schuhen stehen?«

Ich nickte und schlüpfte hinein, mit ungleicher Höhe, fehlendem Absatz und allem. »Danke, dass Sie mich getragen haben.«

»Ich war nur galant«, wiederholte er lächelnd meine Worte. »Ich muss sagen, ich habe schon viele Frauen erlebt, die interessante Dinge tun, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, aber ein vorgetäuschter Sturz ist neu.«

Ich sah ihn an. »Was?«

»Mein Kompliment für Ihren Einfallsreichtum. Der Drink war ein netter Ansatz.«

Einen langen Moment konnte ich ihn nur anstarren. Julian Hunt mochte ja gut aussehen, aber bescheiden war er ganz sicher nicht.

»Sie meinen das ernst«, sagte ich langsam. »Wie arrogant müssen Sie sein, um zu glauben, ich wäre absichtlich gestolpert, um Ihre Aufmerksamkeit zu wecken?«

Seine Lippen zuckten bei meinem Tonfall, und die Tatsache, dass mein Zorn ihm Vergnügen bereitete, machte mich noch wütender. »Sie sind unglaublich. Denken Sie, ich hätte mir absichtlich den Absatz abgebrochen? Und auf den richtigen Moment gewartet, als Sie am Ausgang vorbeikamen?«

Julians dunkle Augen leuchteten auf. »Sie haben wirklich Temperament.«

»Das habe ich immer, wenn mir jemand vorwirft, ich würde … ich würde … Ich weiß nicht einmal, wie ich das nennen soll.«

»Jemandem eine Falle stellen?«

»Ja. So.«

»Sind Sie in der Lage, selbst nach Hause zu fahren?«

Ich sah ihn blinzelnd an. »Hm, ja. Natürlich.«

»Sind Sie sicher? Falls nicht, könnte ich Sie nach Hause fahren. Mein Porsche steht gleich dort drüben.«

Ich konnte nicht anders – ich lachte. Dieser Mann war unwirklich. »War es echt nötig, die Automarke im Satz unterzubringen?«

Sein Lächeln wurde verlegen und dann ein wenig spöttisch. »Nein. Ich gebe an, oder?«

»Ich denke schon.«

»Verdammt.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das zugegeben extrem dichte Haar. »Sie sind nicht absichtlich gestolpert, oder?«

»Absolut nicht. Es war demütigend.«

»Wie viel haben Sie denn heute Abend getrunken?«

»Ich bin gestürzt, weil mein Absatz abgebrochen ist, nicht weil ich betrunken wäre.«

Julian blickte nach unten auf den Fleck auf seinem Hemd, der etwas anderes zu beweisen schien, aber ich korrigierte ihn sofort. »Das war Virgin.«

»Oh?«

»Äh, ja. Der Drink.«

»Danke für die Präzisierung.«

Und schon wieder wurden meine Wangen heiß. Das lief alles ganz falsch, er machte mich wütend, und ich musste nach Hause. Ich schob mein langes Haar nach hinten und sah, dass sein Blick der Bewegung folgte.

»Für gewöhnlich falle ich nicht gegen Fremde.«

Sein Grinsen kam wieder. »Dann fühle ich mich geehrt, dass ich heute Abend der Auserwählte war.«

Der Parkboy war immer noch nicht mit meinem Auto zurück, und ich zog meine Jacke enger um mich. Julian schien weder unser seltsames Zusammentreffen noch das plötzliche Schweigen auch nur annähernd etwas auszumachen. Er sah genauso gelassen und ruhig aus wie auf den Fotos von ihm, und der entschlossene Zug um seinen Mund zeugte von Willensstärke, Kompetenz und Macht.

Arroganter Kerl.

Ich war nicht wie er – das Schweigen war für mich unerträglich. »Kommen Sie öfter hierher?«

»Eigentlich nicht, nein. Nur wenn Apps gelauncht werden und ungehobeltes Benehmen im Spiel ist.«

Ich biss mir auf die Lippe, um nicht gegen meinen Willen zu lächeln. »Natürlich. Ein netter Zeitvertreib, nicht wahr?«

Er zuckte mit den kräftigen Schultern, die sein tadellos sitzendes Anzugjackett ausfüllten. Der Mann hatte mich fast drei Minuten lang auf den Armen gehalten, ohne dass er angestrengt gewirkt hätte. »In meinen Kreisen praktisch ein Nationalsport.«

»Wollen Sie jetzt auch nach Hause?«

Er nickte. »Ja. Aber ich bin …«

Da rief eine Stimme quer über den Parkplatz: »Julian, Kumpel! Kommst du?«

Ein blonder Mann stand auf der anderen Seite des Parkplatzes, den Arm um eine Brünette mit hochhackigen Riemchenschuhen gelegt. Sie standen neben einem aufgemotzten Hummer, aus dem Musik dröhnte.

»Die Pflicht ruft?«

Er fuhr sich wieder durch das dichte Haar und blickte leicht verlegen drein. »Ich gehe nicht oft auf Launches. Das ist nicht meine Szene.«

»Da bin ich sicher. So wie Sie auch nicht viel Erfahrung mit Frauen haben, die einen Sturz vortäuschen, nur um Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.« Ich verdrehte die Augen, und er grinste wieder.

»Wegen Ihrer Schuhe«, sagte er leise und schob eine verirrte Haarsträhne sachte zurück hinter mein Ohr – mir blieb die Luft weg.

»Kann ich Sie anrufen?«

Ich bekam definitiv keine Luft.

Ich ertappte mich dabei, dass ich knapp nickte. »Wenn Sie mich nicht wieder beleidigen.«

Seine Augenbrauen gingen erneut hoch. »Ich werde mich von meiner besten Seite zeigen. Versprochen.«

Das Geräusch eines näher kommenden Motors störte die den Moment. Mein Auto sah plötzlich klein und gewöhnlich aus.

Der Parkboy stieg aus und ließ den Wagen im Leerlauf stehen. »Gehört ganz Ihnen, Ma’am.«

»Danke.« Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und gab ihm ein Trinkgeld. »Ich vermute, das war’s. Noch einmal, tut mir sehr leid mit Ihrem Hemd.«

Julian lehnte sich an mein Auto und hielt mir die Tür auf. »Ich verzeihe Ihnen, wenn Sie mir Ihren Namen sagen.«

»Emily.«

»Emily?«

»Emily Giordano.«

Und da war er wieder, der schelmische Ausdruck in seinen Augen. »Tatsächlich?«

»Ja.«

»Hm.« Julian beugte sich vor, so dass er auf Augenhöhe mit mir war. »Nun, wir bleiben in Kontakt, Ace.«

Mir lief ein Schauer über den Rücken. »Ace?«

»Sie hätten heute Abend in alle möglichen Leute hineinlaufen können, aber getroffen haben Sie mich.« Er zwinkerte. »Sie können ausgezeichnet zielen.«

Ich machte den Mund auf, um gegen die schiere Arroganz seiner Feststellung zu protestieren, aber er schloss mit einem Grinsen meine Tür und trat einige Schritte zurück. Mit zittrigen Händen fuhr ich vom Parkplatz.

Was in aller Welt war gerade passiert?

Ich war Julian Hunt begegnet. Er hatte starke Arme und ein sexy Lächeln, und er roch verdammt gut. Wahrscheinlich hatte ich mich noch nie zuvor in meinem Leben so augenblicklich zu einem Mann hingezogen gefühlt.

Und dann fragte er mich, ob er mich anrufen könne.

Solche Dinge – so einem Mann zu begegnen – passierten nicht mir. Jetzt nicht und auch davor nie.

Wahrscheinlich hatte er keinerlei Absicht, mich anzurufen, und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich den Anruf annehmen würde, wenn er es täte. Er war arrogant und unausstehlich … und witzig. Und außerdem hatte er ja nicht einmal nach meiner Nummer gefragt!

Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken. Ich würde Julian Hunt nie wiedersehen, und wahrscheinlich war es das Beste. Ich durfte nicht anfangen, normale Männer mit ihm zu vergleichen, denn dann würde ich mein Leben lang Single bleiben.

Ich ignorierte den kleinen Teil meines Gehirns, der über Vielleichts und Was-wäre-wenns nachgrübeln wollte.

Julian Hunt war kein Mann für mich, und ich war ganz sicher keine Frau für ihn.

Kapitel Zwei

Julian

Bei jedem Launch gab es zwei Sorten Mistkerle.

Die ersten waren die, die bei jedem Event in die Vollen gingen und, so viel vom kostenlosen Champagner tranken, wie sie konnten. Sie verteilten Visitenkarten und Lächeln wie Geldscheine, blieben bis ganz zum Schluss und posteten das Ganze auf ihren Social-Media-Seiten. Vielleicht gab es sogar einen Livestream von Teilen des Abends.

Die zweite Sorte kam spät, posierte für die nötigen Fotos, begrüßte alle mit geübtem Handschlag und ging rechtzeitig wieder, um zu genügend Schlaf und Training zu kommen.

Ich gehörte zur zweiten Kategorie.

Der Launch gestern war absolut nullachtfünfzehn gewesen. Ich schätzte, dass Viper vielleicht fünf bis acht Monate bestehen würde. Es war immer das gleiche Lied: schlecht entwickelte Apps mit einem innovativen Interface und einer cleveren Werbekampagne. Aber Investoren unterstützten sie zwangsläufig, so wie sie alles unterstützten, was aus dem Valley kam, auch wenn die Software bestenfalls mittelmäßig war.

Nichts, in das ich je investieren würde. Himmel, Rafe und ich hatten darauf gewettet, wie lange Viper unserer Ansicht nach existieren würde. Meine Pressereferentin, die eine, die ich noch hatte, hatte zu Recht darauf hingewiesen, dass es Aufsehen erregen würde, zu dem Launch zu gehen und sich dort fotografieren zu lassen. Da unser neuer Launch bald bevorstand, konnte Hunt Industries alles an Presse gebrauchen, was wir kriegen konnten – also ging ich hin. Aber im Grunde genommen war der Abend ein Reinfall.

Ich war mehr als bereit gewesen, zu gehen und den höflichen Smalltalk hinter mir zu lassen, als mir eine junge Frau buchstäblich in die Arme stolperte.

Sie war aus dem Nichts gekommen.

Ich grinste, als ich daran dachte. Kaum hatte ich sie gesehen, wusste ich, dass sie perfekt zu mir passen würde – ich konnte mir gut vorstellen, sie eng an mich zu ziehen, den Kopf zu senken, während sie sich zu mir hochstreckte. Ihr Körper war weich gewesen, als sie gegen mich gefallen war.

Den ganzen Morgen hatte ich das Bild ihrer geröteten Wangen im Kopf gehabt und mich gefragt, ob ich sie noch auf andere Weise so zum Erröten bringen könnte. Langes schwarzes Haar, das ihr glänzend über den Rücken fiel. Augen, die von mir ebenso gefangen wirkten wie ich von ihr.

Und als ich sie getragen hatte … sie duftete göttlich. Hätte mein Körper den Ton angegeben und nicht mein Gehirn, hätte ich sie direkt am Parkdienst vorbei in mein Auto getragen, nach Hause gebracht und zur Meinen gemacht.

Sie war mir liebenswert und schüchtern erschienen – bis ich diese Bemerkung gemacht hatte, dass sie versucht habe, mir eine Falle zu stellen.

Sie war echt wütend auf mich gewesen, als sie mich mit blitzenden Augen für meine Dreistigkeit anfuhr. Sie zu provozieren war überraschend amüsant gewesen. Ich wollte sie noch einmal so entrüstet sehen – ich wollte, dass sie mich herausforderte und reizte.

Emily Giordano.

Der Name war mir bekannt vorgekommen, aber ich hatte fast eine Stunde gebraucht, bis ich die Verbindung herstellte. Typischer Fall von Glück, oder? War sie doch rein zufällig Emily Giordano.

Im Sinne von: Die Schwester von Turner Giordano.

Das junge Genie, mit dem mein Personalchef sich heute treffen wollte, um über einen potenziellen Anfangsvertrag zu sprechen. Er hatte mir Informationen geschickt, und mir waren die Talente des jungen Mannes sehr wohl bewusst. Das war der Grund, warum ich ihn überhaupt einstellen wollte. Allerdings hatte David deutlich gemacht, dass der Weg zu dem Jungen nur über seine ältere Schwester führte.

Eine sehr schöne und sehr temperamentvolle ältere Schwester. Eine ältere Schwester, die mich vielleicht verabscheuen würde – oder auch nicht.

Das könnte wirklich witzig werden.

Ich rief David an, und er meldete sich schon beim ersten Klingeln. »Mr Hunt, was kann ich für Sie tun?«

»Ich möchte ein Update zu dem Meeting mit Giordano.«

»Ich bereite mich gerade darauf vor.« Im Hintergrund hörte ich Papier rascheln. »Sie werden um zehn Uhr hier sein.«

»Sie? Begleitet ihn seine Schwester denn zum Meeting?«

»Ja. Sie war mehrere Jahre seine gesetzliche Vertreterin, und Turner hat deutlich gemacht, dass er sie bei der Verhandlung dabeihaben will.«

Ich dachte an ihre funkelnden Augen und ihren Zorn. »Die ältere Schwester lässt sich nicht kaufen.«

Daraufhin schwieg David einen Moment. »Haben Sie die Infos gelesen, die ich rübergeschickt habe?«

»Ja.« Hatte ich nicht, aber das würde ich, sobald ich aufgelegt hatte. »Ich werde auch an dem Meeting teilnehmen.«

Diesmal war Davids Schweigen ungläubig. »Ich dachte nicht, dass Sie die Zeit dafür hätten, aber natürlich. Wenn der CEO bei ihrer Ankunft hier ist, zeigt das, wie ernst wir Turners Potenzial nehmen. Wir müssen sie mit Charme dazu bringen, das hier zu akzeptieren.«

Ich klopfte mit den Fingern auf den Schreibtisch. »Wir müssen ihren Forderungen nachkommen und ihnen ein Angebot machen, mit dem sie sich gut fühlen.«

»Das auch. Ich glaube, einer seiner Mentoren vom MIT will auch mit uns sprechen. Das könnte der Schlüssel sein, um ihn zu überzeugen – die Meinung von Leuten, die er respektiert.«

»Und seine eigene Meinung.«

»Jaja, natürlich.«

»Schicken Sie mir Ort und Zeit.«

»Mache ich.«

Ich legte auf. Dann drückte ich den Summer an meinem Schreibtisch und rief meinen Sekretär an.

»Ja?«

»Sagen Sie alle Termine für die kommende Stunde ab.«

Tims Schweigen war ebenso geschockt. »Okay. Alles klar.«

Ich lehnte mich zurück und zog die Akte hervor, die David über Turner Giordano und seine Familie vorbereitet hatte.

Den Teil, den ich schon auswendig kannte, übersprang ich – über das Wunderkind im Programmieren. Turners Fähigkeiten hatten es ihm bereits ermöglicht, Onlinekurse des MIT zu besuchen und das besondere Interesse der Professoren zu erregen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine der großen Tech-Firmen ihn sich mit dem Versprechen eines hohen Gehalts und von unbegrenztem Spielraum schnappte.

Ich hatte verdammtes Glück, dass ich immer noch mit einem Kumpel von der Highschool befreundet war, der zur Lehrerschaft gehörte, und dass wir zuerst von Turners Potenzial gehört hatten. Mein Freund hatte mit Begeisterung von einem stillen Jungen erzählt, der haufenweise Programme schreiben konnte, die fast das gesamte System der Kursregistrierung auf magische Weise beschleunigten.

In seiner Freizeit.

Programme wie diese könnten meinem Unternehmen Millionen einbringen. Richtig genutzt könnten sie die Technologielandschaft komplett verändern.

Aber ich konzentrierte mich vor allem auf den Bereich mit der Bezeichnung Familie.

Jede Kommunikation von Turner läuft über seine ehemalige gesetzliche Vertreterin und ältere Schwester Emily. Fünfundzwanzig Jahre alt, ausgebildete Medienstrategin mit Hauptfach Marketing. Arbeitet derzeit für Pet and Co.

Emilys Lebenslauf war angehängt. Ich grinste beim Durchlesen. Nichts als Einsen, Community College. Hatte sich schnell hochgearbeitet. Wieder sah ich ihre blitzenden grünen Augen vor mir, und wie sie protestiert hatte, als ich sie in die Höhe hob. Himmel, ich konnte mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt eine Frau so auf den Armen getragen hatte. Sie hatte einfach etwas an sich …

Unter ihrem Dossier hatte David noch eine handschriftliche Warnung angefügt: Emily wird wahrscheinlich überzeugt werden müssen, dass ihr Bruder das College überspringen und für uns arbeiten sollte.

College … ich erinnerte mich daran, welche Hölle das für mich gewesen war. Damals wollte ich nur von dort weg und mich selbst in der Welt ausprobieren. Dieses Gefühl, wenn man missverstanden wird. Wenn von einem ein bestimmtes Verhalten erwartet wird, man dem aber nicht gerecht werden kann. Wenn man seine Flügel sofort ausprobieren will. Nachdem ich Turners Bio gelesen hatte, hatte ich das Gefühl, das könnte genau das sein, was er brauchte.

Aber ich war mir nicht sicher, ob Emily Giordano sich ebenso leicht überzeugen ließe – vor allem dann, wenn ihr klar wurde, wem Tech José gehörte.

Hunt Industries.

Und wem gehörte Hunt Industries?

Mir.

Ich achtete darauf, ein paar Minuten zu spät zum Meeting zu erscheinen, um David Zeit zu geben, ihnen mit Smalltalk Honig ums Maul zu schmieren. Bei dem Gedanken, sie wieder erröten zu sehen, grinste ich.

Die Tür zum Konferenzraum war halb offen, als ich ankam, und ich hörte klare Stimmen herausdringen.

Ich blieb stehen und wartete auf ein Stichwort. Vorfreude machte sich in mir breit bei dem Gedanken, ihre Augen nervös aufblitzen zu sehen.

»Ich hatte den Eindruck, wir würden nur mit Ihnen sprechen«, sagte eine vertraute Stimme.

David antwortete. »Ja, nun, ich werde natürlich auch hier sein. Aber der CEO hat besonderes Interesse an Mr Giordano bekundet und wollte ebenfalls persönlich anwesend sein.«

»David, zu welchem Unternehmen gehört Tech José?«

Ich grinste und trat ein.

Kapitel Drei

Emily

Zehn Minuten zuvor

»Inzwischen sollte er hier sein.«

Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Es ist genau zehn Uhr. Geben wir ihm ein paar Minuten.«

Turner drehte seinen Ring am Finger, eine Gewohnheit, um sich zu beruhigen, und nickte knapp. Die Lobby, in der wir saßen, war riesig. Gewaltige Flächen aus Glas und weißen Marmorböden, hohe Palmen in massiven Töpfen. Aber keine Rezeptionisten und keine Namen. Anscheinend lief hier alles über Schlüsselkarten. Wahrscheinlich irgendein schicker neuer Prototyp.

Ich lebte schon seit fünfundzwanzig Jahren in Palo Alto, aber dies war das erste Mal, dass ich einem dieser riesigen Milliarden-Dollar-Unternehmen wirklich begegnete.

Ein Mann mit freundlichem Lächeln und kurzem blondem Haar eilte von den Aufzügen auf uns zu. »Hallo und willkommen! Sie müssen die Giordanos sein. Freut mich, Sie endlich beide persönlich kennenzulernen. Ich hoffe, Sie mussten nicht lange warten?«

»Wir sind vor zehn Minuten angekommen«, sagte Turner auf seine übliche unverblümte Art. Er sah David nicht in die Augen, sondern konzentrierte sich stattdessen auf die Knitterfalten seines Hemdes.

»Ah. Großartig. Nun, mein Name ist David, und ich bin der Chef der Personalabteilung.« Er streckte Turner die Hand entgegen.

Mein Bruder zögerte nur einen Moment lang, bevor er Davids Hand fest ergriff. »Hallo.«

»Hi. Und das muss Ihre Schwester sein? Emily, nicht wahr?«

Ich gab David die Hand. »Ja. Ich bin seine ältere Schwester.«

Und Sie werden erst einmal an mir vorbeimüssen.

»Gehen wir nach oben, hier entlang.«

Turner und ich folgten David durch die blendend weiße Lobby. Das Ding war locker so groß wie unser ganzes Haus, und dabei waren wir erst im Erdgeschoss. David nutzte seine Schlüsselkarte, um einen der schnittigen Aufzüge aus Chrom nach unten zu holen.

»Mir gefällt, wie es hier aussieht«, sagte Turner zu mir.

Ich lächelte ihm zu. »Natürlich gefällt es dir. Klare Linien und keine Unordnung. Genau dein Stil.«

Er schenkte mir ein kleines Lächeln, ohne mich anzusehen. Erneut drehte er an seinem Ring, wieder und wieder.

»Du weißt genau, was du sagen wirst«, sagte ich leise zu ihm. »Du hast das geprobt.«

Er nickte, und obwohl er weiter an seinem Ring herumspielte, kam es mir so vor, als wäre er jetzt weniger hektisch.

Der Aufzug kam, und wir folgten David hinein. Auf dem Weg nach oben versuchte er, ein wenig Smalltalk zu machen, und ich übernahm das für uns. Nein, es war nicht schwer gewesen, einen Parkplatz zu finden. Ja, es war ungewöhnlich warm heute.

Dann gingen wir durch einen offenen Flur. Fenster, die sich zu ausladenden Landschaften aus Schreibtischen öffneten, mit Menschen, die an Computern arbeiteten. In der Mitte eines Patios wuchs ein großer Baum, umgeben von weißen Schreibtischen. Niemand blickte auf, als wir vorbeigingen. Ich sah Energydrinks und mindestens zwei Zauberwürfel. Grundgütiger.

Turner würde perfekt hierher passen.

David deutete zum Büro. »Dies sind einige unserer Programmierer und Softwareentwickler. Sie sind Junior Associates.«

Turner räusperte sich. »Würde ich auch einen Schreibtisch hier draußen bekommen?«

»Möglicherweise, ja. Aber es wäre auch machbar, Ihnen ein eigenes Büro zu geben.«

Turners Schultern entspannten sich leicht. Ich wusste, dass das auf seiner Liste mit Forderungen stand.

Und noch mehr Reihen. »Tech José wirkt wie ein großes Unternehmen. Ich hatte den Eindruck, die Firma hätte nicht mehr als vierzig Mitarbeiter.«

»Da haben Sie schon recht. Aber wir sind Tochtergesellschaft eines größeren Unternehmens mit Anteilen in verschiedenen Branchen.«

Wir wurden in einen schönen Konferenzraum geführt, in dem Wasserflaschen und Muffins auf dem Tisch standen. Sie hatten wirklich große Geschütze für dieses Meeting aufgefahren – aber andererseits wusste ich ja, dass Turner in ihren Augen wertvoll war.

Turner und ich setzten uns, und David öffnete seine Mappe. »Wie gesagt, wir sind eine Tochtergesellschaft. Das verschafft uns eine Menge benötigter Ressourcen, gewährt uns aber auch beträchtliche Freiheiten in Sachen Ausrichtung. Um es im Fachjargon auszudrücken, wir funktionieren wie ein firmeninterner Inkubator.« Er lachte kurz, aber weder Turner noch ich lachten mit. »Unsere Muttergesellschaft erkennt Ihr Potenzial ebenso wie wir bei Tech José, Turner. Tatsächlich wird der CEO heute auch zu uns stoßen. Er sollte in ein oder zwei Minuten hier sein.« Er lächelte uns zu, als sei das eine brillante Offenbarung.

Ich runzelte die Stirn. »Ich hatte den Eindruck, wir würden nur mit Ihnen sprechen.«

David zeigte sich etwas bestürzt über meinen Mangel an Dankbarkeit. »Ja, nun, ich werde natürlich auch hier sein. Aber der CEO hat besonderes Interesse an Mr Giordano bekundet und wollte ebenfalls persönlich anwesend sein.«

Ich beugte mich vor. »David, zu welchem Unternehmen gehört Tech José?«

Aber es war nicht David, der antwortete.

»Das wäre Hunt Industries«, sagte eine Stimme an der Tür.

Und daran lehnte, ein provokantes Lächeln im Gesicht, Julian Hunt.

Ich starrte ihn nur geschockt an.

Hatte er gestern Abend im Dunkeln schon auf mysteriöse Weise gut ausgesehen, so war er bei Tageslicht eine blendende Erscheinung. Dichtes Haar, ein spöttisches Grinsen, ein perfekt sitzender Anzug. Keine Krawatte.

Verdammt, Emily.

Ich hätte besser recherchieren sollen. Wieso hatte ich nicht bemerkt, dass Tech José eine Tochtergesellschaft von Hunt Industries war? Hätte ich das gewusst, wäre ich heute auf keinen Fall mitgekommen. Nach gestern … meine Wangen wurden rot vor Scham. Er hatte es gewusst. Er hatte es sofort gewusst, als ich ihm meinen Namen genannt hatte.

Ich verdrängte den kleinen Teil von mir, der begeistert davon war, Julian in der Tür zu sehen. Das ließ sich nicht ändern – objektiv betrachtet war er ein ungemein anziehender Mann, und ich war ja nicht blind.

Er trat in den Konferenzraum. »Ich bin Julian Hunt. Sie müssen Turner Giordano sein?«

»Bin ich, ja.«

Julian ging um den Tisch herum und streckte meinem Bruder die Hand entgegen, der mich kurz ansah, bevor er sie ergriff. Falls Julian neugierig war, warum Turner ihm nicht in die Augen sah, zeigte er es nicht.

Ich räusperte mich. »Ich bin Emily. Seine Schwester.«

Julian ergriff meine Hand, und ich sah ihm direkt in die amüsierten grünen Augen. »Emily. Was für ein schöner Name.«

»Danke.«

»Als David mich informiert hat, dass Sie einem Treffen zustimmen, Turner, waren wir alle hellauf begeistert.« Julian setzte sich und streckte die langen Beine vor sich aus.

Er nahm zu viel Raum ein, zu viel Luft. Ich warf meinem Bruder einen nervösen Blick zu. Er hatte sich auf diesen Fall nicht vorbereitet. Verdammt, ich auch nicht.

Turner legte seine Hände auf den Tisch, Handflächen nach unten. »Fangen wir an.«

David sah auf seine Dokumente. »Absolut. Nun, Turner, wir hatten das Glück, eine Kostprobe des Programms zu sehen, das Sie kürzlich geschrieben haben. Es ist großartig. Sie sind noch jung, aber eindeutig sehr fähig. Deshalb würden wir Ihnen gern eine Stelle hier bei Tech José anbieten. Das ist unüblich, wenn man Ihr Alter und Ihren Mangel an universitärer Ausbildung bedenkt, aber wir finden, Sie haben großes Potenzial.«

So wollten sie das also spielen.

Großes Potenzial. Natürlich hatte Turner großes Potenzial, aber so, wie David es beschrieb, klang es, als würden sie ihm hier einen Gefallen tun. Ich wusste nicht viel über Programmierung, aber ich kannte meinen Bruder, und Hunt Industries hätte Glück, ihn im Team zu haben.

»In erster Linie bin ich ein hochfunktionaler Autist«, sagte Turner. »Also bin ich nicht so geübt in Interaktionen und sozialen Stimuli, wie Sie das wahrscheinlich sind. Falls Sie also wollen, dass ich etwas tue oder nicht tue, wäre es für alle Beteiligten effizient, wenn Sie das einfach direkt sagen. Und ich mache es genauso bei Ihnen.«

Julian schenkte Turner ein ernstes Nicken. »Danke, dass Sie uns das sagen. Wir werden dafür sorgen, jegliche Kommunikation so klar wie möglich zu halten.«

»Danke. Also, falls ich zustimmen soll, hier zu arbeiten, habe ich eine Reihe Forderungen.«

Ich sah, dass Davids Augen sich überrascht weiteten, aber Julian betrachtete Turner mit etwas ganz anderem. Es sah wie Respekt aus.

»Wir hören.«

»Mein Programm ist großartig«, sagte Turner. »Ich weiß, dass es genauso gut ist wie das, woran Ihre Mitbewerber arbeiten, weil ich Vergleiche angestellt habe, und ich habe noch eine Menge mehr Potenzial. Mit den Ressourcen und der nötigen Zeit könnte ich Bahnbrechendes für ein Unternehmen Ihrer Größe bewirken. Ich könnte natürlich auch mit meinem Programm und meinen Fähigkeiten zu einer anderen Firma gehen, die mich mit Freuden einstellen würde. Aber ich habe entschieden, zuerst hierherzukommen.«

Julian nickte. »Das wissen wir zu schätzen. Wir werden versuchen, Ihnen in vernünftigem Rahmen entgegenzukommen.«

»Ich will mein eigenes Büro. Spielt keine Rolle, wo es ist oder wie es aussieht. Aber ich brauche einen eigenen Raum ohne Menschen, die mich ablenken.«

»Betrachten Sie es als erledigt.« Julian beugte sich vor, stützte die muskulösen Unterarme auf den Tisch und sah um alles in der Welt wie der perfekte CEO aus. Heute Morgen hatte ich mit mir gerungen, ob ich Cornflakes oder Toast zum Frühstück wollte, und jetzt nahm ich an einer Verhandlung über die Zukunft meines Bruders mit Amerikas beliebtestem Jung-Milliardär teil. Passierte das gerade wirklich?

Nur dass er so gar kein Junge war – das war von dem Moment an klar gewesen, als er mich gestern hochgehoben hatte. Von den leichten Bartstoppeln auf seinen Wangen bis hin zu seiner tiefen Stimme.

Mein Bruder fuhr mit seinen Forderungen fort. »Ich will kein … Mikromanagement. Ich will nicht jeden Tag ausgefragt werden. Ich weiß, was ich tue, und ich tue es.«

David öffnete den Mund, um zu antworten, aber Julian war schneller. »Abgemacht. Nachdem ich Zeilen Ihres Codes gesehen habe, denke ich, dass das kein Problem sein wird.«

»Ich will eine Befreiung von Teambuilding-Übungen und allen anderen verpflichtenden Firmenausflügen oder Events.«

»Sie sind jederzeit willkommen, an Firmenevents nach eigenem Ermessen teilzunehmen oder nicht«, sagte David. »Wir verstehen das.«

Eins musste ich den beiden Männern uns gegenüber lassen – ich hatte nicht erwartet, dass sie so entgegenkommend wären. Ich hatte Turners Fähigkeiten immer für beeindruckend gehalten, aber nun zu sehen, wie sie meinem Bruder mit so viel Respekt begegneten, machte mir klar, wie beeindruckend sie wirklich sein mussten.

»Und meine letzte Forderung: Ich will einen Minikühlschrank im Büro, der immer mit Limo bestückt ist.«

Ich sah, wie Julians Mundwinkel sich zu heben begannen. Dies war Turners letzte Forderung gewesen und die, über die er am längsten gegrübelt hatte. Er hatte mich gefragt, ob ich meinte, dass sie das gewähren würden, und ich hatte ihm ganz offen gesagt, das sei das Mindeste, was sie tun könnten.

»Es gibt einen Gemeinschaftskühlschrank in der Lounge«, meinte David. Aber Julian schüttelte den Kopf und warf sowohl mir als auch Turner ein strahlendes, geübtes Lächeln zu. »Ein bestückter Minikühlschrank, geht klar. Ich komme nicht umhin zu bemerken, dass Sie bisher keinerlei Gehaltsforderungen gestellt haben, Turner.«

Turner wandte sich mir zu. »Ich weiß nicht, was ein angemessenes Gehalt ist. Ich habe recherchiert, aber nichts Eindeutiges gefunden. Emily wird Ihnen sagen, ob das, was Sie anbieten, akzeptabel ist oder nicht.«

Ich straffte die Schultern. Genau deshalb war ich hier. Nicht nur als moralische Stütze, sondern auch, um alle Verträge gegenzuprüfen, bevor Turner etwas unterschrieb. Er war erst neunzehn Jahre alt. Ich arbeitete bereits seit sechs Jahren und hatte Erfahrungen sowohl mit guten als auch schlechten Arbeitgebern gemacht. Niemand würde meinen kleinen Bruder ausbeuten, nicht mit mir.

Julian musterte mich mit seinen dunklen Augen. »Natürlich. Wir bieten ein Anfangsgehalt von zweiundfünfzigtausend Dollar jährlich, mit einem großzügigen Krankenversicherungspaket und jährlichen Boni. Und durch vierteljährliche Beurteilungsmeetings würden wir mögliche Gehaltserhöhungen prüfen.«

»Hier ist ein Vertragsentwurf.« David schob uns ein Dokument über den Tisch zu. »Werfen Sie gern einen Blick darauf.«

Zweiundfünfzigtausend. Ich hatte Mühe, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, als ich den Vertrag überflog. Für jemanden ohne Universitätsabschluss war das ein enormes Gehalt. Ich hatte immer gewusst, dass diese Firmen praktisch vor Geld überliefen, aber trotzdem. Mit diesem Geld konnte Turner bis zum Ende des Jahres ein ordentliches Sparkonto aufbauen. Er war von Natur aus sparsam und könnte so wirklich viel für die Zukunft beiseitelegen.

Meine Nervosität legte sich etwas.

Aber die Zeile ganz unten im Vertrag las ich immer wieder: Jede Zeile Code, die während der Zeit des Mitarbeiters auf dem Grundstück von Tech José geschrieben wird, wird als geistiges Eigentum von Tech José betrachtet.

Ich wusste nicht, ob Turner irgendetwas erfinden würde, aber es würde mich auf jeden Fall nicht überraschen. Und falls ja, dann hätte er nichts davon mehr in der Hand.

»Sie sehen nicht überzeugt aus«, meinte Julian. »Was macht Ihnen Sorgen?«

Ich räusperte mich. »Zeile siebenundzwanzig, über geistige Eigentumsrechte.«

»Ja. Ein Standardteil jedes Softwaredesignvertrages.«

»Da bin ich mir sicher. Aber wenn mein Bruder diesen Job antritt, wird er nicht aufs College gehen. Er wird im Job lernen und sich entwickeln. Ich will nicht, dass dieses Unternehmen sich am Ende jedes Programm, das er vielleicht schreibt, oder jede Software, die er vielleicht erfindet, zunutze macht.«

»Das verstehen wir.« Julian nickte. »Aber diese Klausel gilt nur für Dinge, die auf Firmengelände und unter Nutzung von Ausrüstung und Software von Tech José geschrieben wurden. Ich möchte Ihnen außerdem versichern, dass wir ein sehr großzügiges Bonusprogramm haben. Turner wird für seine Anstrengungen je nach deren Wirkungsbereich großzügig vergütet werden. Alle Mitarbeiter von Hunt Industries werden gut behandelt.«

Ich sah auf den Vertrag. Die Klausel würde mich auch weiterhin stören, das war mir klar. Aber der Job war wohl gut, und sie hatten allen Forderungen von Turner zugestimmt. Ich war schon während des ganzen Meetings stolz auf ihn gewesen. Mein kleiner Bruder wurde langsam erwachsen. Fand einen Job. Fand seinen Platz im Leben.