Asterix. 100 Seiten - Jörg Fündling - E-Book
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Asterix. 100 Seiten E-Book

Jörg Fündling

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Beschreibung

Nicht nur wir Deutsche lieben den kleinen frechen Gallier und seinen dicken ("Nein, ich bin nicht dick!"? Freund Obelix: Asterix' Abenteuer wurden in unzählige Sprachen und Dialekte übersetzt und jeweils in den nationalen Kontext eingebettet. Mal sehr frei, manchmal wirklich genial. Man denke nur an die Namen, auch wenn es Methusalix schlimmer hätte treffen können: In Finnland wurde er zu Senilix, in den USA zu Arthritix.Jörg Fündling schildert die Geschichte des Comics, porträtiert Texter, Zeichner und Übersetzer und zeigt, welches Echo die einzelnen Bände hervorgerufen haben, welche wir besonders gerne lesen – und warum zum Beispiel Asterix bei den Goten gerade nicht. Eindrucksvoll beleuchtet der Althistoriker, wie sich die Antike in Asterix spiegelt und wie einzelne politische Ereignisse oder auch Charaktere – antike wie zeitgenössische – im Comic verarbeitet wurden.

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Seitenzahl: 118

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Jörg Fündling

Asterix. 100 Seiten

Reclam

Für mehr Informationen zur 100-Seiten-Reihe:

www.reclam.de/100Seiten

Für Jens Bartels und Anke Bohne –

Unbeugsame, Freunde, Inspirationsquellen

 

Autor und Verlag danken Gudrun Penndorf, M. A., für wertvolle Hinweise bei der Vorbereitung der dritten Auflage.

 

3., durchgesehene und aktualisierte Auflage 2018

 

2016 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: zero-media.net

Coverabbildung: FinePic®

Infografiken: Infographics Group GmbH

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2018

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961161-7

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020418-4

www.reclam.de

Inhalt

Prolog: Der spinnt, der AutorAus der Not geboren: Der Aufstieg eines respektlosen IdolsDer Vercingetorix in Alesia: ein historischer Gallier auf dem Laufsteg?Asterix bei den GermanenDie Antike des AsterixDer Unveränderliche?Triumphator oder Siegalapyrrhus? Die neue Ära AsterixEpilogLektüretippsBildnachweisZum AutorÜber dieses BuchLeseprobe aus Superhelden. 100 Seiten

Prolog: Der spinnt, der Autor

Es war für das Jahr 1975 keine ganz untypische Ansammlung von Weihnachtsgeschenken – überwiegend. Ein Plastikhelm mit Hörnern und der etwas optimistischen Aufschrift »Wickie« plus Schwert. Ein Hörspiel; Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt war erst neulich im Fernsehen gelaufen. Und ein anderes Album, das für einen noch nicht Sechsjährigen wohl etwas verfrüht war. An die Comicsprache konnte man sich ja gewöhnen, aber mit Anmerkungen? Und einige Anspielungen waren definitiv für deutlich Ältere gedacht. Egal, ich würde meinem Vater den neuen Band zumindest leihen, wenn ich erst entnervt aufgab – und, falls Der Kampf der Häuptlinge doch das Richtige war, endlich Die Trabantenstadt wieder hergeben. So weit die Kalkulation.

Das Geschenk war gut gewählt, nur war ich für den Rest des Abends nicht mehr besonders ansprechbar – und die Sache zog ungeahnt weite Kreise. Mit dem Zahnputzbecher fing es an. Die Nachttischlampe bewies, dass es keine gute Idee war, eine heiße Glühbirne mit einem grauen Plastik-Hinkelstein zu ummanteln; nach ein, zwei Jahren konnte ich Splitter davon abbrechen. Mein erstes Kinoerlebnis überhaupt hieß Asterix erobert Rom, dicht vor der Leinwand und gleich neben den Lautsprechern … eindrucksvoll. Wildentschlossen leerte ich Klebstofftuben über elend komplizierten Bastelbögen aus, auch wenn Kleopatras Prunkgaleere in sich zusammensank, die Säulen ihres Palastes sich auseinanderrollten und die Statuen vom Kolosseum fielen. Die (fertig gekaufte) Armbanduhr, an deren Sekundenzeiger ein kleiner Idefix rund ums Zifferblatt hoppelte, hielt nicht viel länger.

Anders als das turbulente, farbige Original, das sich immer wieder lesen ließ, ohne je zu viel zu werden. Es verschmolz mit prägenden Momenten. »Zur Erinnerung an Deinen 3. ausgefallenen Zahn« stand auf einem Umschlag; Asterix bei den Schweizern war Jahre später der einzige Fluchtpunkt aus dem ängstlichen Warten auf eine Operation. Die Eltern einer Sandkastenfreundin sollten den strategischen Fehler begehen, Asterix in Spanien auf dem Sofatisch liegenzulassen … wir haben uns nie geküsst. Literatur kann auch sehr einsam machen.

Aber was hat sie einem dafür nicht alles gegeben! Ein Gesprächsthema auf gleicher Augenhöhe zwischen Kinder- und Wohnzimmer, die frühe Kenntnis buntgemischter lateinischer Zitate, jahrelange Ausdauer beim Hoffen und Bangen, ehe der nächste Band erschien, Selbstironie durch den Konsum aller möglichen und unmöglichen Nebenprodukte. Und während gängige Traumberufe (Pirat, Astronaut, Entdecker von Dinosauriern) sich auf die eine oder andere Weise nicht einstellten, habe ich bis heute das Privileg, mich mit den geliebten römischen Eindringlingen in Form von Büchern und Aufsätzen herumzuschlagen.

Asterix hinterlässt Spuren – berufs- und altersunabhängig, weit jenseits eines einzelnen exzentrischen Lebenslaufs. Das Etikett »Phänomen« ist fast schon so alt wie die Erfolgsgeschichte selber; wie das Zittern einer Fangemeinde vor den Gefahren der Wiederholung und von allzu viel Profit; wie das Rätselraten, weswegen eine Geschichte voller Anspielungen auf die Welt von heute, versetzt in eine Vergangenheit, die nicht einmal annähernd so ausgesehen hat, Leute anspricht, die sich mit den richtigen Galliern und den richtigen Römern freiwillig nie abgeben würden. Das Thema ist gut für hitzige Diskussionen, schamlose Nostalgie, für Insiderwitze oder wilde Vermutungen – und selbstverständlich für gelehrte Abhandlungen. Ein Kompromiss aus all dem ist dieses Buch.

Aus der Not geboren: Der Aufstieg eines respektlosen Idols

Wie alles anfing, das ist öfters erzählt worden. Versuchen wir es mit einer Geschichte des Mangels. Eine Gruppe abenteuerlustiger Journalisten war dabei, eine Zeitschrift für Jugendliche zu gründen. Von allem etwas. Reportagen, Erzählungen, Rätsel und Spiele, prominente Gastautoren, aber auch – wozu erschienen Europas Comics im Zweifelsfall auf Französisch? – etwas aus dem Bereich der Bande dessinée. Vorgesehen war unter anderem etwas, wovon niemand schlecht träumen würde (oder Ärger mit der künftigen Schwiegermutter bekäme, wenn sie es las): im Fachjargon ein Funny, etwas Freches, Amüsantes ohne zu viel Sex & Crime. Im Zweifelsfall lieber mit Crime als mit Sex? Man schrieb das Jahr 1958. Die beiden Zuständigen für einen der beiden Comicbeiträge kamen auf die geniale Idee, die französische Bildungstradition und längst vergangene Zeiten auf den Arm zu nehmen … und so entstand die bis heute legendäre Serie über Reineke Fuchs von René Goscinny und Albert Uderzo. Nur dass sie eben nicht entstand.

Jedenfalls wäre es beinahe so gekommen, hätte nicht ein Kollege bereits den Klassiker um einen mittelalterlichen Schurkenhelden in Tiergestalt, den Roman de Renart, auf dem Zeichentisch gehabt. Damit klaffte eine Lücke im Repertoire, Albtraum jedes Zeitschriftenredakteurs und ein Unding beim Start eines ganz neuen Magazins – der Titel Pilote stand mittlerweile fest, und der Düsenjäger-Comic Tanguy, gezeichnet von Uderzo, spielte nicht zufällig eine Rolle.

Das Autorengespann ließ sich nicht lange entmutigen und ging erneut auf Themensuche, unter unveränderten Vorbedingungen. Diesmal aber kam das Glücksrad der Einfälle bei etwas im weitesten Sinne Historischem zum Stillstand … und so fiel eine im engeren Sinne historische Entscheidung. Goscinny und Uderzo würden es mit den halb mythischen Urfranzosen versuchen und ihre Auseinandersetzung mit den übermächtigen Römern diesmal geringfügig anders ausgehen lassen. Genug komisches Potential für eine längere Geschichte hatte die Sache hoffentlich. Und so wurde es beschlossen.

Die Redaktion legte ihre Beiträge zusammen, die letzten Löcher in der Finanzierung wurden gestopft, die Werbetrommel gerührt, und endlich kam am 29. Oktober 1959 die erste Pilote-Nummer heraus. Ein Erfolg? Eine kleine Sensation. Zeitgeist und Geschmack waren offensichtlich genau getroffen. Nur der Geldstrom vom Zeitungskiosk bis zum Redaktionsteam floss erschütternd langsam – als letzter Ausweg blieb nur, den bankrotten Erfolgstitel Pilote1960 für einen symbolischen Franc an den Verlag Dargaud zu verkaufen, der bereits die Comiczeitschrift schlechthin, Tintin, herausbrachte. »Das Jugendmagazin des Jahres 2000«, wie ein neuer Untertitel bald verkündete, stützte sich insbesondere auf die Erfolgsserien; und kaum eine kam so gut an wie Astérix le Gaulois, der kleine, wenig reckenhafte Listenreiche. Goscinny und Uderzo schickten 1960 eine zweite Geschichte hinterher, in der auch der unvernünftig starke Obelix das erste Mal seinen Hinkelsteinbruch verließ, um auf Abenteuer zu gehen (und sich im Handumdrehen zu einer unverzichtbaren Persönlichkeit entwickelte).

Nicht allein wegen, aber immer mehr dank Astérix waren Goscinny und Uderzo, beide schon etablierte Größen der französischen Comicszene, bald so etwas wie Stars. Die weiterhin turbulente Redaktionsgeschichte von Pilote trug Goscinny nach einer neuen Krise um die Ausrichtung des Magazins 1963 in einen der zwei Chefsessel empor, und in Der Kampf der Häuptlinge (S. 38) wurde 1965 in einem kleinen Selbstzitat »die große Jugendzeitschrift des Jahres 1« auf dem antiken Rummelplatz verkauft. In der Gegenwart des 20. Jahrhunderts platzte sie nur so von Lieblingsserien.

Albert Uderzo (li.) und René Goscinny (re.) 1976 bei der Premiere von Asterix erobert Rom.

Inzwischen aber war den beiden Astérix-Vätern längst der entscheidende Schritt gelungen: die selbständige Publikation. 1961 erschienen zaghafte 6000 Exemplare der ersten Gallier-Geschichte; 1965 betrug die Startauflage des Originals von Asterix und Kleopatra100 000 Stück, 1967 erreichten die Bände 9 und 10 die Millionengrenze. Von einem solchen Publikum jenseits der Wochenpresse konnten Zeichner und Texter sonst nur träumen. Das Phänomen beschäftigte Wirtschaftsredaktionen und das junge Fernsehen, es verlieh Goscinny und Uderzo Kultstatus, Zugang zur Prominenz und Hebelwirkung. Der Themenvorschlag zu Asterix bei den Schweizern kam vom damaligen Premierminister und späteren Staatspräsidenten Georges Pompidou, und Astérix wurde nach dem Start zur offiziellen Bezeichnung des ersten französischen Satelliten, der am 26. November 1965 in den Himmel stieg – etwa so groß und schwer wie der Kessel des Druiden in gefülltem Zustand, nur nicht ganz so zuverlässig. Dafür ist er bis heute oben geblieben.

Sensation, Mythos, Phänomen, Manie, Kult – alle Etiketten waren schon früh vergeben. Alljährlich, in glücklichen Jahren gleich zweimal, erschien ein neues Album. Die Vorveröffentlichung in Portionen wurde unwichtiger, der allmähliche Niedergang der Comiczeitschriften fiel wenig ins Gewicht. 1974 gab Goscinny seinen Redakteursposten beim Pilote auf, der bald danach vom Wochen- auf den Monatsrhythmus wechselte und sein Leben so bis 1989 verlängerte. Ebenfalls 1974 verlor Pilote den Vorabdruck der inzwischen bekanntesten französischen, wenn nicht europäischen Comicserie, um den sich jetzt die größten Tageszeitungen rissen. Astérix existierte längst in einer Welt für sich, mit Fanclubs und -artikeln, Spielzeug, ersten wissenschaftlichen Aufsätzen aller Richtungen, Übersetzungen in immer mehr Sprachen. Nicht übel für eine Idee, die, wie ihre Urheber zu Protokoll gaben, in einem zweistündigen Dauer-Lachanfall mit Blick auf einen Friedhof geboren wurde.

»Unsere Ahnen, die Gallier«

Nos ancêtres les Gaulois – so lautet der berühmte erste Satz einstiger französischer Schulbücher. Wie manche andere Schulbuchweisheit ist er eher Absichtserklärung als Tatsache. Die meiste Zeit über hatte das gebildete und blaublütige Frankreich beschlossen, von (kultivierten) Römern und (edlen) Germanen abzustammen, aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als der deutsch-französische Gegensatz zur ›Erbfeindschaft‹ eskaliert war, Rom in liberal-laizistischen Kreisen mit der Macht finsterer Priester gleichgesetzt wurde und der Nationalismus sich überall stärker der Frage des eigenen ›Blutes‹ zuwandte, entstand der Mythos der unbeugsamen (!) Kelten, die in Jahrhunderten der (römischen) Okkupation und der anschließenden Unterdrückung durch (germanische) Aristokraten wundersamerweise keinem fremden Einfluss erlegen waren, ausgenommen vielleicht in Äußerlichkeiten wie der Sprache. Der Gallier von damals war tapfer (so kam der Helm auf die Gauloises-Zigarettenpackung), furchtlos, hütete seine Geheimnisse mit Hilfe der Priesterkaste der Druiden – und vor 1900 war man sich auch ziemlich sicher, dass die meisten Menhire auf französischem Boden von Kelten errichtet worden waren, ein Dokument ihrer Kraft und Entschlossenheit. Sittsam und zutiefst anständig waren die Gallier übrigens auch (ein Gegenbild zu dem, was die nichtfranzösische Welt bei Paris-Reisen vorzufinden hoffte). Nur römische Grausamkeit und Tücke hatte ihre tragische Niederlage herbeiführen können … aber all die Statuen, Ölgemälde und eben Schulbuchtexte legten nahe, dass jetzt endlich eine neue Zeit der gallischen Tugenden angebrochen war. Den Umstand, dass die keltische Kultur ein Phänomen in weiten Teilen Europas gewesen war, ignorierte man fröhlich, wo immer er nicht ins Bild passte – nach dem großen Vorbild Caesars, der dreist behauptet hatte, exakt am Rhein hörten die Germanen auf und fingen die Gallier an. (»Kelten« klang römischen Ohren übrigens zu sehr nach griechischer Fachsprache.)

Dieses Porträt eines Heldenvolkes – dem deutschen Germanenkult faszinierend ähnlich – gewann durch die Katastrophe des Ersten Weltkriegs eher noch an Kraft und verflüchtigte sich nach 1945 bestenfalls zögernd. Gerade Schulbuchwissen hat ein erstaunlich langes Leben, besonders wenn mehrere Generationen es verinnerlicht haben wie in diesem Fall. Der Galliermythos verband sich mit dem Mythos der blutig abgewehrten deutschen Invasion von 1914 und dann mit dem jüngeren der Résistance, die Römer nahmen die Rolle der deutschen Besatzer ein, so wie sie rechts des Rheins mit den (vormals durchaus aggressiven und bedrohlichen) französischen Invasoren gleichgesetzt worden waren. Jetzt, in der Nachkriegszeit, schob sich außerdem das neue Selbstverständnis als Europas führende Techniknation in den Vordergrund, verbunden mit der älteren Idee einer kulturellen Mission im Bereich der ehemaligen Kolonien und dem Ehrgeiz, kulturell wie militärisch die Vormacht von einst zu bleiben … zusehends eine Überforderung in der Zeit des Ost-West-Konflikts. Währenddessen kam in den Städten wie auf dem Land der soziale Wandel in Fahrt. Frankreich hing auf hochinteressante Weise so sehr zwischen alten und neuen Leitgedanken in der Schwebe, dass es je nach Aufenthaltsort und Gesprächspartner mehrere Länder zugleich zu sein schien.

Der französische Comic hatte kurz nach 1945 bereits seinen Frieden mit Rom gemacht, so schien es. Alix präsentierte seit 1948, realistisch gezeichnet, einen jugendlich-attraktiven Gallier, der Frieden und Freundschaft mit dem Eroberer Caesar geschlossen hatte und völlig seriöse Gefahren erlebte, darunter eine leichte Zerrissenheit zwischen den beiden Hälften seiner Identität. In diesen Waffenstillstand platzten nun also zwei weitere Vertreter der »neunten Kunstform« auf völlig unvorhergesehene Weise: Sie riefen die vertrauten Gallier-Stereotypen wach, und zwar in einer Bildersprache, die geradezu »harmlos!« schrie, nur endete bereits die erste Seite mit vier vermöbelten, in die Zweige des gallischen Waldes drapierten Römern, die hinter einem davonschlendernden Knirps zurückblieben. Pech für die Römer, voran den verkniffenen, schiefe Grimassen ziehenden Cäsar, aber nicht nur für sie. Prompt wird schon auf der ersten Seite in Die goldene Sichel gefragt: »Nun, junger Mann, wer waren unsere Vorfahren?« Und der namenlose kleine Gallier weiß es natürlich nicht, weil er selber dummerweise erst noch ein Vorfahre werden muss. Bei der Ankunft in Lutetia gibt es Verkehrschaos, schlechte Luft, einen Musikkeller und Großstadtkriminalität, der Druide stößt serienweise Flüche aus, Troubadix der Barde verbringt das Abschlussmahl gefesselt in einer Hütte – und offensichtlich ernähren sich die Gallier tagein, tagaus von nichts anderem als Wildschwein (sie müssten allesamt Gicht bekommen, nur dass sie vorher wohl ihrem Proteinmissbrauch erlegen wären).

All diese Respektlosigkeiten wurden serviert, noch ehe die Einwohner des kleinen, unbeugsamen Dorfes als ihr wichtigstes Hobby entdeckten, sich gegenseitig zu verprügeln, sooft die Römer sich gerade nicht zeigten (lies, seit Asterix und die Normannen). Ihre Namen wurden von Anfang an immer aberwitziger. Und ausgeteilt wurde nach allen Seiten: Wenn Asterix als Gladiator das immergleiche Klischee von Brot und Spielen, Blut und Mächtigen aufs Korn nahm, das durch fast jeden Antikenfilm wabert (mit Arena und Löwen als negativem Leistungsanreiz wird unglücklichen Römern prompt in fast jedem Heft gedroht), dann führte Tour de France reihenweise Vorurteile und Versatzstücke über Frankreichs Regionen vor … und legte den Finger tief in die Wunde der Kollaboration von 1940 bis 1945.

Der Kampf der Häuptlinge schob diesem einen Finger den Rest der Hand hinterher und inszenierte einen dünn verkleideten Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem romhörigen, aber dämlichen Aplusbégalix (»a + b = x«, Augenblix in der deutschen Ausgabe) und Galliens pummeliger Antwort auf die französische Sehnsucht nach dem starken Mann auf Zeit. Der profilneurotische Zug des schönsten und stärksten aller Chefs ist mit dem deutschen »Majestix« gut getroffen; original zeichnet er als »Abraracourcix« (