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Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung ist die Galaxis Manam-Turu. Das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und der neue Begleiter des Arkoniden ist Chipol, der junge Daila. In den sieben Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden - immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten. In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So sind zum Beispiel die Weichen für eine Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gestellt worden - was sich auf den Freiheitskampf der Daila gegen das Neue Konzil positiv auswirken dürfte. Und während Atlan gegen das vom Erleuchteten ausgeschickte Pre-Lo ums Überleben kämpft und noch andere, ähnlich schwerwiegende Probleme bewältigt, blenden wir um zu "Schwiegermutter", dem seltsamen Roboter, der vom Pre-Lo auf einen öden Gesteinsbrocken im All ausgesetzt worden war. Der Roboter erlebt eine Verwandlung durch POSITRONISCHE ERINNERUNGEN ...
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Nr. 731
Positronische Erinnerungen
Ein Roboter verwandelt sich
von Falk-Ingo Klee
Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung ist die Galaxis Manam-Turu. Das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit der Fortbewegung im All bietet, ist die STERNSCHNUPPE. Und der neue Begleiter des Arkoniden ist Chipol, der junge Daila. In den sieben Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums verheerend wirkten.
In dieser Zeit hat Atlan neben schmerzlichen Niederlagen auch Erfolge für sich verbuchen können. So sind zum Beispiel die Weichen für eine Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gestellt worden – was sich auf den Freiheitskampf der Daila gegen das Neue Konzil positiv auswirken dürfte.
Und während Atlan gegen das vom Erleuchteten ausgeschickte Pre-Lo ums Überleben kämpft und noch andere, ähnlich schwerwiegende Probleme bewältigt, blenden wir um zu »Schwiegermutter«, dem seltsamen Roboter, der vom Pre-Lo auf einen öden Gesteinsbrocken im All ausgesetzt worden war.
Schwiegermutter – Ein Roboter verändert sich.
DasPre-Lo – Ein effektives Werkzeug des Erleuchteten.
Traykon-1 und Traykon-6 – Robotische Helfer des Pre-Los.
Imas – Kommandant des Piratenstützpunkts auf Domain.
Quaph
Das Schiff, das sich von Latos-Tener entfernte, war nicht sonderlich groß, flunderförmig und ein wenig exotisch. Der flache scheibenförmige Rumpf mit einem stimmgabelähnlichen Ausläufer besaß seitlich zwei schlanke Ausleger. Außergewöhnlich war die Pilotenkanzel aus getöntem Glas, außergewöhnlich war auch, dass der Name ebenso fehlte wie jegliche Bezeichnung.
So fremdartig wie der Raumer war auch die Besatzung. Es handelte sich um drei Gestalten. Sie waren 1,80 Meter groß, hatten zwei Arme und zwei Beine, ohne wirklich hominid zu sein. Fast die Hälfte des Körpers nahm eine große Kugel ein, aus der auch die oberen Extremitäten wuchsen, die in mehrgliedrigen Händen endeten.
Der Ball, der anstelle eines Kopfes auf dem Rumpf thronte, hatte an der Vorderseite das Aussehen eines riesigen Facettenauges; ein Kreis, der in sich strukturiert war. Allem Anschein nach diente diese Fläche der Wahrnehmung der Umgebung, doch welche Aufgaben das in allen Farben des Spektrums schillernde Gebilde tatsächlich erfüllte, war nicht auszumachen.
Obwohl sich die drei ähnelten wie ein Ei dem anderen, waren nur zwei wirklich Roboter – Traykon-1 und Traykon-6. Das Kommando hatte Traykon-Null, der sich auch Pre-Lo Traykon nannte. Tatsächlich steckte hinter der Maske dieses Traykons das Pre-Lo, das die Gestalt eines Silbernen angenommen hatte.
An den Bewohnern des Planeten Tener sowie an den dort lebenden Daila hatte das Pre-Lo kein Interesse mehr. Es wollte Atlan, der von dieser Welt verschwunden war. Es hatte nur noch eine einzige Spur, und das war Schwiegermutter. Nur er konnte jetzt noch weiterhelfen und einen Hinweis geben. Folglich nahm das Raumschiff Kurs auf den öden Brocken, auf dem der merkwürdige Roboter ausgesetzt worden war ...
*
Vergeblich hatte Schwiegermutter versucht, mit dem kleinen Hyperfunkgerät Hilfe herbeizurufen, schließlich hatte er es aufgegeben. Ziellos wanderte er auf und um den Planetoiden herum, ein einsamer Gefangener auf einem Stück toter Materie, das um eine ferne Sonne kreiste.
Manchmal stand er stundenlang regungslos da und betrachtete die Sterne und ihre Formationen, ohne ergründen zu können, wo er sich befand. Seine Sehnsucht nach Atlan war ungestillt, doch es gab keine Möglichkeit, den zernarbten Felsen ohne technische Hilfsmittel zu verlassen. Wie sollte er da zu dem Arkoniden gelangen, wie und wo ihn suchen? Warum musste er ausgerechnet an die Traykons geraten sein?
Mit seinem Schicksal hadernd, war er wieder einmal zu einer ruhelosen Wanderung aufgebrochen, als sich die lebensfeindliche Umgebung auf einmal veränderte. Zuerst waren es nur zarte Farbkleckse und konturenlose Gebilde, die er zu erkennen glaubte, die umgebende Stille war plötzlich nicht mehr absolut, etwas, das aus ihm selbst heraus zu kommen schien, raunte ihm etwas zu.
Verblüfft blieb er stehen, wurde regelrecht dazu gezwungen. Auch seine anderen Glieder gehorchten ihm nicht mehr. Wie gelähmt verharrte er auf der Stelle, während sich um ihn herum etwas Unbegreifliches tat.
Die Farben wurden intensiver, flächiger, formten sich regelrecht, die Schemen verdichteten sich und nahmen Gestalt an, wurden zu Häusern, Bäumen, Daila, zu Ständen und Buden. Das war Aklard, das war Ghyltirainen – der Markt von Sambantytas! Da war Schirtuboh – und da war er selbst! Er, Schwiegermutter, stand hinter einem Verkaufstisch und wog Käse ab, vernahm das Gemurmel der schwatzenden Menge, und er hörte die Stimme seines früheren Herrn!
»Bei deinem Tempo ist der Käse schimmelig, bevor ihn der Kunde in der Tasche hat, du Schlafmütze!« Das war der Händler, wie er leibte und lebte, das war der Vorort von Ghyltirainen bis ins Detail. Ein eisiger Schreck durchzuckte ihn. War er tatsächlich wieder auf Aklard, wo man ihn suchte? Aber das war unmöglich, denn er sah sich ja selbst!
»Gemach, Meister Schirtuboh. Man gab diesem Laib die Zeit zum Reifen, lassen wir ihm also auch jetzt die nötige Ruhe angedeihen, mit Verlaub gesagt.«
Er hörte sich selbst, ohne dass er wirklich sprach! Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Was geschah mit ihm? War das Realität? Oder wurde ihm etwas vorgegaukelt? War er zum Teil einer Holographie geworden? Wer war der Urheber, wie konnte so etwas auf diesem öden Brocken ohne Technik geschehen? Wem lag daran, ihn zu verwirren?
Seine Steuereinheit lief auf Hochtouren, suchte nach Fakten, an denen sie sich orientieren konnte. Die fremden Gestirne waren verschwunden, über Schwiegermutter wölbte sich ein strahlender Himmel, der Boden ringsumher war gepflastert. Nichts erinnerte mehr an den Planetoiden. Also war es doch keine Fiktion, sondern eine Tatsache? War er versetzt worden, hatte eine blitzschnelle Reise durch Raum und Zeit stattgefunden?
Der Markt verschwand. Das Bild verblasste nicht und wurde nicht unscharf, nein, es war einfach weg, als hätte jemand einen Film durchschnitten. Um ihn herum war es dunkel, er stand wieder auf dem Planetoiden. Hatte er ihn überhaupt verlassen? Konnte ein Roboter träumen? Konnte eine künstliche Intelligenz schizoid werden, sich selbst als Zuschauer erleben?
Gleich darauf erkannte Schwiegermutter sich in einer anderen Szene. Er stand neben Schirtubohs klapprigem Lastwagen und belud das altersschwache Vehikel mit Kisten. Einige waren mit Laiben gefüllt, die schon mehr als reif waren.
Der Roboter war wie elektrisiert. Sein synthetisches Gehirn benötigte keine Assoziationen, die gespeicherten Daten waren jederzeit abrufbar. Der überreife Käse! Schirtuboh hatte ihn in Ghyltirainen als Bewaa losgeschlagen, als angeblich neue Hartkäsedelikatesse aus den Bergen. Das war eine Lüge, denn in Wahrheit war er bei dem Jahrmarkt in Chinchidurry darauf sitzengeblieben. In diesem Dorf war Schwiegermutter Atlan und Chipol zum ersten Mal begegnet. Und das, was er sah, zeigte ihn bei den Vorbereitungen zur Fahrt nach Chinchidurry. Was er da tat, war eigentlich belanglos, aber es war ein klarer Hinweis auf das Datum, auf einen bestimmten Tag in der Vergangenheit. Warum? Dieser Tag war so bedeutungslos wie die anderen auch – bis er den Arkoniden getroffen hatte. Erst da hatte sein Dasein einen Sinn bekommen.
Noch immer versuchte die Positronik vergeblich, logisch zu erfassen, was sich tat. War es Wahn oder Wirklichkeit, wurden die Wahrnehmungssysteme getäuscht oder ausgeschaltet? Gab es eine Beeinflussung von außen, die nicht erkennbar war? So sehr die Steuereinheit auch kontrollierte und Sensoren abfragte – Störungen konnten nicht angemessen werden. Dieser Widerspruch in sich veranlasste die Positronik zu noch mehr Aktivität, so dass die Gefahr bestand, dass sie kollabierte.
Plötzlich erkannte Schwiegermutter, der sich noch immer beim Beladen zusah, dass sich an seinem Rücken ein merkwürdiges Gebilde befand. Wie es dorthin gekommen war, hatte er nicht beobachten können. Tatsache war, dass es behände wie ein Käfer unter seiner Weste verschwand und nicht mehr zum Vorschein kam. Das unscheinbare graue Etwas war nicht sonderlich groß, sein Aussehen unbeschreiblich. Auf keinen Fall war es ein Tier, auch kein Miniaturautomat, eher eine Ansammlung von positronischen Elementen und Bauteilen. Dann war die Szene weg.
Dem Roboter fiel es wie Schuppen von den Augen. Das, was er wie bei einer 3-D-Aufzeichnung erlebt hatte, war echt, es kam aus ihm selbst heraus. Bislang gesperrte Daten aus der Vergangenheit waren freigelegt worden und waren auf einmal abrufbar. Dieses Ding, das er gesehen hatte, war unbemerkt in ihn eingedrungen und hatte von ihm Besitz ergriffen, genauer gesagt von seiner Positronik.
Ihn schwindelte, seine Steuereinheit, die unvermittelt damit konfrontiert wurde, flüchtete sich in regelrechte positronische Psychosen. Mal glaubte Schwiegermutter, bei Atlan an Bord der GHYLTIROON zu sein, dann wieder sah er sich auf dem exotischen Raumer der Traykons, gleich darauf flog er mit Noetor und der BAMPERLETSCH durchs All. Der Tenor war immer der gleiche: Flucht von diesem Ort, hin zu Atlan.
Dessen ungeachtet lief auf einer anderen Ebene der Informationsfluss. Das positronische Paket, das sich seiner bemächtigt hatte, gab stichwortartig frei, wie es sich verhalten hatte, Daten, die dem Roboter unbekannt waren und die nur der Bausatz wissen konnte.
Zuerst hatte das Gebilde in ihm nur sondiert und nicht versucht, das ursprüngliche Programm zu beeinflussen. Nur ganz allmählich drängte es sich in den Vordergrund und – das wurde Schwiegermutter ganz klar – bewirkte seine Wandlung, die um so schneller verlief, je mehr Atlan und dessen Wirkung spürbar wurde. Die erste Begegnung mit ihm beschleunigte diesen Vorgang ebenso wie das Wissen um seine Aktivitäten. Bedingt durch die Vereinsamung und die aufgezwungene Tatenlosigkeit brach sich das Bahn, was ihm bisher verborgen geblieben war, die Erinnerung des positronischen Pakets, das seine eigene Vergangenheit abgeschottet hatte.
Es war ein Schock für den Roboter. Nicht seine Speicherkapazität war erweitert worden, wie er angenommen hatte, auch keine Zusatzprogrammierung war erfolgt, nein, er war übernommen worden, vereinnahmt von unbekannten positronischen Elementen.
»Wer bist du?«
»Das Fragment. Du kannst mich auch Torso nennen.«
»Woher kommst du?«
»Das ist eine lange Geschichte, doch du sollst sie erfahren, denn du bist nun ich, und ich bin du. Wir sind eins geworden.«
Abermals kam es Schwiegermutter so vor, als würde er einer 3-D-Aufführung beiwohnen. Die Umgebung veränderte sich ...
*
Erinnerung
Langsam schob sich der feuerrote Ball der Sonne hinter den Bergen empor. In den Tälern wogte Nebel, Dunst stieg von den dichten Wäldern auf, Tau lag auf den Blättern der tropischen Baumriesen.
In die Siedlung auf der freigeschlagenen Lichtung mitten auf einem Hochplateau kam Leben. Humanoide Gestalten mit gnomenhaften Gesichtern und wolligem weißen Kopfhaar huschten aus den einfachen, mit Blattwedeln gedeckten Hütten. Sie waren nackt bis auf einen geflochtenen Lendenschurz, ihre bronzehäutigen Körper glänzten in der Sonne wie flüssiges Metall. Klein waren die Eingeborenen, keiner war größer als einen Meter. Lärmend rannten sie zu einem künstlich angelegten Reservoir, das von kristallklarem Wasser aus einem höher gelegenen Gebirgssee gespeist wurde. Ausgelassen wie Kinder tauchten sie ihre Schädel in das kühle Nass und bespritzten sich gegenseitig.
Etwas abseits von den luftigen Unterkünften, die nur aus einem hölzernen Gerüst mit lose befestigten Wandmatten aus Pflanzenfasern bestanden, stand ein doppelstöckiges Gebäude aus massiven Balken. Ein skurril geformter Roboter mit Spinnenbeinen verharrte auf der durch einen Vorbau geschützten Terrasse und beobachtete die N'gur bei ihrer Morgenwäsche.
Der giftgrün lackierte Automat war so etwas wie ein Mädchen für alles. Nicht nur in dieser Niederlassung war er das einzige Exemplar seiner Art, sondern auf dem ganzen Planeten überhaupt. Seine Erbauer stammten von einer anderen Welt und unterhielten hier nur den einen Stützpunkt. Von Zeit zu Zeit landete ein Versorgungsfrachter, der lebensnotwendige Güter brachte und den Abtransport der Früchte übernahm, die im umliegenden Dschungel geerntet wurden. Sie enthielten ein bestimmtes Alkaloid, das zur Herstellung von Medikamenten erforderlich war und synthetisch nur mit ungeheurem Aufwand produziert werden konnte.
Die Kolonie der Usber war klein und bestand nur aus sechs Personen, denn niemand drängte sich danach, hier zu arbeiten. Sie, die von ihrer Heimat her arktische Temperaturen gewohnt waren, hatten unter der schwülen Hitze sehr zu leiden und ertrugen dieses Klima in der Regel nicht länger als ein halbes Jahr, dann wurden sie ausgewechselt. Zwar gab es im Haus eine Klimaanlage, und es standen auch Kühlanzüge zur Verfügung, doch die hatten sich im dichten Regenwald als unpraktisch erwiesen.
Die Funktion der Usber bestand im wesentlichen darin, Aufsicht zu führen und die Einlagerung der faustgroßen purpurnen Beeren in die klimatisierten Container zu überwachen, das Pflücken und den Transport zur Station übernahmen die Zwerge. Wie Affen turnten sie durch das Geäst der riesigen Bäume und ernteten die Früchte einer Lianenart ab, die nur auf diesem Hochplateau gedieh. Entlohnt wurden die Eingeborenen dafür mit Dingen des täglichen Bedarfs, mit Stoffen, Messern, einfachen Werkzeugen und allerlei Tand. Zugleich übernahmen die Usber den Schutz des Stammes. Die friedlichen N'gur lebten in ständiger Furcht vor den räuberischen Kerto, die dunkelhäutiger und hochgewachsener waren. Es waren verwegene Krieger, die schon mehrmals versucht hatten, die Station zu überfallen, aber immer zurückgeschlagen worden waren.
Mool trat auf die Veranda, der derzeitige Leiter der Niederlassung. Er glich entfernt einem dicken, fast zwei Meter großen Pinguin mit kurzem Schnabel. Anstatt der Stummelflügel besaß er zwei dünne Ärmchen, die von einem dichten Federkleid umgeben waren und so wesentlich umfangreicher wirkten. Zart waren auch die Hände mit den vier Fingern.
Wie alle seine Artgenossen war Mool ausgesprochen fett zu nennen. Das lag nicht an dem weißen, bläulich schimmernden Flaum, der seinen ganzen Körper bedeckte, sondern an der dicken Speckschicht unter der Haut. Die Usber waren zweigeschlechtlich, doch einem Fremden war es unmöglich, äußere Unterscheidungsmerkmale zwischen Männern und Frauen zu entdecken.
Wie bei seinem Volk üblich, war er unbekleidet. Er hatte ein einfaches Plastikgeschirr übergestreift mit zahlreichen Taschen, eine davon enthielt einen Strahler. Für ihn das wichtigste Utensil war der Kühlgürtel, der in das leichte Tragegestell integriert war. Obwohl es noch recht frisch war, schwitzte er bereits. Da seine Körperflüssigkeit schlecht verdunstete, versuchte er, sich mit weit geöffnetem Schnabel Kühlung zu verschaffen. Schwerfällig watschelte er über die glattgehobelten Bohlen bis zum Geländer vor.
»Alles in Ordnung, Torree?«
»Keine besonderen Vorkommnisse«, antwortete der Roboter. »Es war eine ruhige Nacht.«
»Aber es wird ein heißer Tag«, stöhnte Mool. »Dieser Planet ist wirklich unerträglich. Ich muss verrückt gewesen sein, als ich mich zu diesem Job gemeldet habe.« Er hechelte. »Zwar ist die Entlohnung fürstlich, doch kein Geld der Welt macht diese Strapaze wett.«
Die beiden Hilfsbeine, die angezogen am Bauch anlagen und der schnelleren Fortbewegung im ewigen Eis dienten, zuckten wie eigenständige Lebewesen.
»Was gäbe ich für ein Bad im Schnee.«
»Du musst nicht mehr lange leiden«, versuchte die Maschine zu trösten. »Übermorgen wirst du abgelöst.«
»Hoffentlich bringen mich die letzten zwei Tage nicht noch um«, unkte der Usber. »Dieses Klima ist mörderisch.«
»Die Eingeborenen denken sicher anders darüber.«
»Ich nicht«, kommentierte Mool grimmig und sah den lebensfrohen N'gur zu. »Weißt du was, Torree? Ich werde mich auch erfrischen. Lass die warme Brühe im Becken ablaufen und fülle es mit dem eisigen Wasser aus dem See.«
Gehorsam stakste der Automat zu einer einfachen Armatur, die sich neben dem Vorbau befand. Die kleinwüchsigen Planetarier hatten ihre Katzenwäsche mittlerweile beendet und hockten schwatzend und schmatzend vor ihren Hütten. Für sie, die ausschließlich vegetarisch lebten, bot Mutter Natur immer einen reich gedeckten Tisch.
Gurgelnd leerte sich das Reservoir, doch als der Roboter den Schieber öffnete, um frisches Wasser einlaufen zu lassen, tat sich so gut wie nichts. Lediglich ein paar Liter ergossen sich in den Auffangbehälter, dann tröpfelte es nur noch.
»Das waren die Kerto«, rief der Usber wütend. »Sie haben die Leitung zerstört. Und du sagst mir, dass es keine besonderen Vorkommnisse gab. Hast du denn davon nichts bemerkt, du taube Schneeraupe?«
»Nein, sonst hätte ich es gemeldet.«
»Du bist unfähig«, erregte sich Mool. »Wozu wachst du nachts eigentlich? Demnächst werden dich die Wilden noch wegtragen, und du bemerkst es nicht einmal.«