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In den wenigen Monaten seit Januar 3280, d.h. seit dem Zeitpunkt, da das Psi-Geschöpf EVOLO seinen Schöpfer, den Erleuchteten, ablöste, hat sich in der Galaxis Manam-Turu viel getan. Jetzt schreibt man Anfang Juli 3280, und die Machtstrukturen Manam-Turus haben sich inzwischen verschoben. Da ist zum einen EVOLOS Instabilität. Da sind zum anderen hoffnungsvolle Anzeichen für eine künftige Koalition zwischen den Daila und anderen Völkern erkennbar. Und da kommt es zum Zerfall des Zweiten Konzils, als die Ligriden aus dem an ihnen verübten Betrug die Konsequenzen ziehen und Manam-Turu verlassen. Der Einsatz einer robotischen Armada führt die Hyptons noch einmal auf die Siegesstraße - doch EVOLOS Psi-Sturm bringt den Invasionsstreitkräften eine entscheidende Niederlage bei. Doch all dies wird für Atlan zu dem Zeitpunkt zweitrangig, als auf Aklard, der Hauptwelt der Daila, ein Reigen merkwürdiger Ereignisse beginnt. Atlan, der das Versprechen, EVOLO zu helfen, noch nicht hat erfüllen können, erlebt eine Überraschung nach der anderen. Erst verschwindet Anima spurlos, dann verlassen auch Chipol und Don Quotte den Arkoniden. Sie werden zu GEISELN DER MÄCHTIGEN ...
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Nr. 789
Geiseln der Mächtigen
Ein Roboter und ein Daila zwischen den Fronten
von Falk-Ingo Klee
In den wenigen Monaten seit Januar 3280, d.h. seit dem Zeitpunkt, da das Psi-Geschöpf EVOLO seinen Schöpfer, den Erleuchteten, ablöste, hat sich in der Galaxis Manam-Turu viel getan.
Jetzt schreibt man Anfang Juli 3280, und die Machtstrukturen Manam-Turus haben sich inzwischen verschoben.
Da ist zum einen EVOLOS Instabilität. Da sind zum anderen hoffnungsvolle Anzeichen für eine künftige Koalition zwischen den Daila und anderen Völkern erkennbar. Und da kommt es zum Zerfall des Zweiten Konzils, als die Ligriden aus dem an ihnen verübten Betrug die Konsequenzen ziehen und Manam-Turu verlassen.
Der Einsatz einer robotischen Armada führt die Hyptons noch einmal auf die Siegesstraße – doch EVOLOS Psi-Sturm bringt den Invasionsstreitkräften eine entscheidende Niederlage bei.
Doch all dies wird für Atlan zu dem Zeitpunkt zweitrangig, als auf Aklard, der Hauptwelt der Daila, ein Reigen merkwürdiger Ereignisse beginnt.
Atlan, der das Versprechen, EVOLO zu helfen, noch nicht hat erfüllen können, erlebt eine Überraschung nach der anderen. Erst verschwindet Anima spurlos, dann verlassen auch Chipol und Don Quotte den Arkoniden.
Atlan – Der Arkonide wird allein gelassen.
Anima – Atlans Gefährtin verschwindet.
Don Quotte und Chipol – Der Roboter und der Daila machen sich auf den Weg nach Barquass.
Pzankur – Ein Mächtiger taucht auf.
Ljossoph und Linque
Der 4. Juli des Jahres 3820 versprach, so fad und öde zu enden, wie er begonnen hatte, und damit reihte er sich nahtlos in die langweiligen Tage ein. Seit wir auf Aklard gelandet waren, hatte sich praktisch nichts mehr getan. Die Bedrohung durch das Neue Konzil existierte nicht mehr, denn die Hyptons waren vernichtend geschlagen worden, und die einzelnen Trupps, die noch in Manam-Turu weilten, waren kümmerliche Reste ohne größere Bedeutung.
Mein durch Fartuloon und Anima gegebenes Versprechen, EVOLO zu helfen, hatte nach wie vor Bestand, doch ich hatte es noch nicht erfüllen können. Einstweilen hatten sich die hier weilenden Ikuser der Aufgabe angenommen, aber konkrete Lösungsmöglichkeiten zeichneten sich derzeit nicht ab.
Auch EVOLO selbst zeigte oder meldete sich nicht. Die einzigen erwähnenswerten Ereignisse waren eher merkwürdiger Natur und nicht recht einzuordnen. Gelegentlich tauchten seltsame Gestalten auf dem Planeten auf, meist halbtransparent und irgendwie unfertig wirkend. Derartige Erscheinungen waren mir nicht fremd, denn ich hatte in der jüngsten Vergangenheit bereits damit Bekanntschaft gemacht, allerdings unter anderen Umständen. Diese Scheinwesen waren weder zu fassen noch teilten sie etwas mit. In Ermangelung von Fakten konnte ich nur vermuten, dass es sich um Beobachter EVOLOS oder gar um Gesandte Gurays handelte. Nicht nur meine Begleiter teilten diese Meinung, sondern sogar mein Extrasinn, dabei ließ selbst er offen, wer diese Gestalten ausgeschickt hatte und lenkte.
Wesentlich mehr, als dieses Geheimnis zu ergründen, drängte es mich danach, mit der STERNSCHNUPPE zu starten und den Planeten Gurays anzufliegen. Fartuloon, dessen letztes Lebenszeichen von Tobly-Skan stammte und der seitdem verschollen war, hatte mir zuvor per Funk mitgeteilt, dass ihm ein semimaterielles Geschöpf geraten hatte, eine Welt aufzusuchen, deren Name wie »Bassad« klang.
Ich hatte keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um Barquass handelte, doch die Probe aufs Exempel konnte ich nicht machen. Mit vagen Andeutungen und der Behauptung, dass die Zeit noch nicht reif sei, hatte Anima es geschafft, dass ich meinen Plan immer wieder verschob und nicht in die Tat umsetzte.
Dass ich ein Zauderer bin, konnte mir niemand nachsagen, doch diesmal zögerte ich wirklich. Der Grund dafür hatte einen Namen – Anima. Ich wurde einfach nicht mehr schlau aus ihr, irgendwie kam sie mir verändert vor.
Sie gab sich in den letzten Tagen verträumt, überzeugt und unerschütterlich, aber zugleich sehr verschlossen. Vergeblich versuchte ich zu ergründen, ob ihr Verhalten wirklicher Zuversicht entsprang, oder ob sie damit nur eine wie auch immer geartete Unsicherheit kaschieren wollte. Auch mein Logiksektor rätselte herum, ohne eine Lösung zu finden.
Gedankenverloren ließ ich meinen Blick schweifen. Seit wir auf Aklard waren, war es fast zum Ritual geworden, dass wir uns am Nachmittag im Aufenthaltsraum der STERNSCHNUPPE zusammenfanden. Chipol konsumierte irgendeine Sendung, die vom Lern- zum Spiel- und Unterhaltungsprogramm umfunktioniert worden war, Don Quotte bastelte mit Feuereifer an einem maroden Dienstroboter herum, den er einem Daila abgeschwatzt hatte und der mich fatal an Schwiegermutter erinnerte, und Anima hatte es sich in einem Sitz bequem gemacht, der Sphärenmusik auszustrahlen schien. Völlig entrückt saß sie da und schien lautlosen Melodien und Weisen zu lauschen, die nur sie hörte und die unsere Ohren nicht erreichten. Was ging jetzt in ihr vor, was dachte, was empfand sie derzeit? Sollte ich sie ansprechen?
Ich kam nicht mehr dazu, denn plötzlich und ohne Vorwarnung tummelten sich auf einmal zwölf, dreizehn der bereits beobachteten seltsamen Gestalten in unserem Gemeinschaftsraum. Das musste eine besondere Bedeutung haben, denn bisher hatten sie den Diskus gemieden. Warum tauchten sie ausgerechnet in diesem Moment hier auf?
Chipol war ebenfalls aufmerksam geworden, aber wie ich empfand er die merkwürdigen Geschöpfe nicht als Bedrohung und machte keinerlei Anstalten, sich zu verteidigen oder gar eine Waffe einzusetzen. Anima wirkte immer noch verträumt und bemerkte offensichtlich nicht, was um sie herum vorging, dafür war Don Quotte um so aktiver und versuchte, einen der Eindringlinge zu fangen. Es gelang ihm nicht.
Wie Spinnfäden im Altweibersommer trieben sie durch die Kabine, tanzten leicht und schwerelos dahin wie Elfen, doch wann immer der Roboter sie fassen wollte, stoben sie auseinander wie eine Horde Kobolde oder wirbelten zur Seite. Das Mobiliar bildete dabei kein Hindernis, denn sie glitten einfach durch das Material hindurch und setzten ihren stummen Reigen fort.
Die Wesen waren durchweg hominid, wirkten aber unvollkommen und sahen aus wie lebende Plastiken, die ihr Schöpfer nur grob entworfen oder nicht fertig modelliert hatte. Köpfen fehlte das Gesicht, Arme endeten in Stümpfen ohne Hände, andere bestanden nur aus Rümpfen mit zwei Beinen, manche erinnerten an einen Klumpen Knetmasse, dem andeutungsweise und in großer Eile die Form eines Menschen gegeben worden war.
Und dann geschah etwas, was mich an den dramaturgischen Effekt einer klassischen Theateraufführung erinnerte. Das Licht veränderte sich, wurde rötlich und regelrecht heruntergedimmt, obwohl die Raumbeleuchtung unverändert hell war, gleichzeitig erklangen dumpfe Trommelwirbel, in die sich Geräusche mischten, die fatale Ähnlichkeit mit einem Regenschauer hatten, dessen Wassermassen auf ein Wellblechdach herniederprasselten.
Die Gestalten blieben davon unbeeindruckt, doch Chipol wurde es allmählich unbehaglich.
»Diskus, was geht hier vor?«
»Ich kann beobachten, was sich tut, aber ich habe weder eine Erklärung dafür, noch kann ich Einfluss darauf nehmen«, antwortete die Schiffspositronik. »Es steht lediglich fest, dass kein Zugriff auf Bordsysteme erfolgte und alle internen technischen Einrichtungen unter meiner Kontrolle sind. Eine Manipulation fand nicht statt. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung.«
»Dieser Überzeugung bin ich auch«, bestätigte Don Quotte. »Die STERNSCHNUPPE und ihre Besatzung sind nicht bedroht und schon gar nicht gefährdet.«
Diesen Eindruck hatte ich eigentlich auch, allerdings sah ich dem jungen Daila an, dass er eine scharfe Erwiderung auf der Zunge hatte. Bevor er sich Luft machen konnte, trat eine rapide Veränderung unserer Umgebung ein, die ihm die Sprache verschlug.
Ich war nicht der einzige, der verblüfft registrierte, dass der Tisch plötzlich von innen heraus smaragdgrün zu leuchten begann, ein Einbauschrank verstrahlte unnatürliches Lila, unsere Sessel wurden zu transparenten Lichtquellen. Fluoreszierendes Giftgrün überzog die Wände, die grelle Glut lodernder Flammen verwandelte den Servo in einen ultrahellen Scheinwerfer, dessen Reflexe blendeten und die Netzhaut reizten, zugleich schwoll die Geräuschkulisse an.
Donner übertönte unheilschwangeres Grollen, und dann krachte und knallte es plötzlich überall, als wären wir in das Zentrum eines Silvesterfeuerwerks geraten. Blitze zuckten herab, Lichtkugeln, die auf einmal da waren, zerplatzten zu Farbkaskaden, imaginäre Sprengkörper explodierten zu abenteuerlichen Regenbögen mit Krachereffekt.
Nun wurde es auch mir im wahrsten Sinn des Wortes zu bunt. Entschlossen, diesem Spuk notfalls mit Gewalt ein Ende zu machen, sprang ich auf und zog meinen Strahler.
Warum reagierst du so aggressiv?, wollte mein Logiksektor wissen. Das ist kein Angriff, denn keinem wurde auch nur ein Härchen gekrümmt.
Das weiß ich selbst, gab ich ärgerlich zurück, trotzdem habe ich etwas gegen derartige Überfälle.
Derjenige, der diese Gestalten geschaffen und in Marsch gesetzt hat, wird nicht sehr erfreut darüber sein, wenn du seine Geschöpfe vernichten willst – egal, ob es sich um Guray oder EVOLO handelt.
»Tu es nicht, Atlan.«
Ich drehte den Kopf und ließ die Waffe sinken. Animas Augen sahen mich bittend, beinahe flehend an, ihre Miene wirkte gelöst und entspannt, ein leises, fast verklärtes Lächeln umspielte ihre Lippen, doch ihre Stimme hatte selbstsicher und alles andere als sanft geklungen.
Ein wenig unsicher betrachtete ich sie, versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen und zu erforschen, was sich hinter der makellosen Stirn tat. Irgendwie passte ihr entrückt aussehendes Antlitz nicht zu den fordernden Worten, Sprache und Ausdruck waren ein offener Widerspruch. Was war mit ihr los? War sie dabei, sich zu einer schizoiden Persönlichkeit zu entwickeln? Konnte sie zwischen Tagträumen, Wünschen und Realität nicht mehr unterscheiden?
Die unfertigen Gestalten verschwanden so plötzlich, wie sie gekommen waren. Sie wurden regelrecht von einem imaginären Sog erfasst; gleichzeitig hörten die seltsamen Leucht- und Knalleffekte auf.
Aber es geschah noch etwas, etwas Unglaubliches: Vor unser aller Augen löste sich Anima auf. Fassungslos starrte ich auf den leeren Sessel, konnte nicht glauben, was ich sah, und trotzdem war es wahr – Anima war weg.
Sie ist verschwunden, bestätigte der Extrasinn mit seiner kalten, gefühllosen Logik.
*
Die Starre fiel von mir ab, doch Chipol stand immer noch wie vom Donner gerührt.
»Anima«, stotterte er. »Was ... was ist mit ihr geschehen?«
Das hätte ich auch gerne gewusst, dachte ich, doch mein sonst so souveräner Logiksektor hüllte sich in eisiges Schweigen.
Reflexhaft steckte ich den Strahler weg und ging zu ihrem Sitz. Wie nicht anders zu erwarten, gab es keinen optischen Hinweis darauf, auf welche Art und Weise sie verschwunden war.
»Schnuppe, hast du etwas anmessen können?«, wollte ich von der Bordpositronik wissen. »Eine Veränderung des Energieniveaus, hyperenergetische Felder, ein Transportmedium übergeordneter Art, Transmitterstrahlen?«
»Auswertung negativ«, kam prompt die Antwort.
»Aber es muss doch eine Erklärung dafür geben«, sagte der junge Daila.
»Die gibt es auch«, bestätigte ich. »Es ist denkbar, dass diese merkwürdigen Wesen für Animas Verschwinden verantwortlich sind, es ist aber auch möglich, dass es ihr eigener Wille war. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass etwas ganz anderes dahintersteckt. Vielleicht diente der ganze Hokuspokus nur dazu, uns zu verwirren und auf eine falsche Fährte zu locken.« Ich kehrte zu meinem Sessel zurück und ließ mich in die Polster fallen. »Leider sind alle drei Möglichkeiten nur Spekulation, denn wir haben keinerlei Anhaltspunkte für die Richtigkeit der einen oder der anderen These.«
Du sagst es, bestätigte der Extrasinn sarkastisch.
Was täte ich nur ohne deine wertvollen Hinweise?, gab ich gallig zurück.
Weniger Unsinn!
Ich verzichtete auf eine gedankliche Erwiderung, denn mir stand nicht der Sinn danach, mich in einer solchen Situation mit dieser biologischen Rechenmaschine zu streiten.
»Ich glaube nicht, dass Anima uns aus eigenem Antrieb verlassen hat«, meinte Chipol mit Bestimmtheit. »Dafür gibt es nicht einen einzigen plausiblen Grund, also ist sie entführt worden. Das bedeutet, dass wir ihr zu Hilfe eilen müssen.«
»Grundsätzlich stimme ich dir zu, aber wo sollen wir ansetzen? Natürlich lasse ich sie nicht im Stich, aber aufs Geratewohl zu suchen oder einfach loszufliegen, ist nicht sehr sinnvoll.«
Diese Diskussion auch nicht!
Unbeirrt fuhr ich fort:
»Wichtig ist jetzt, dass wir einen klaren Kopf behalten. Vielleicht kehrt sie ja bald zurück, eventuell lässt sie uns eine Nachricht zukommen oder ein Dritter schickt uns eine Botschaft.«
»EVOLO?«
»Warum nicht?«
»Ich verstehe eure Aufregung nicht«, mischte sich Don Quotte ein. »Was wir da erlebt haben, war doch wirklich kein Weltuntergang.«
»Dann empfindest du es also als völlig normal, dass jemand aus unserer Mitte auf unerklärliche Art und Weise verschwindet und möglicherweise unbekannten Gefahren ausgesetzt ist?«, sagte ich scharf akzentuiert. »Dass es sich dabei auch noch um ein wertvolles Mitglied unserer kleinen Mannschaft handelt, das uns allen ans Herz gewachsen ist, scheint dich offensichtlich nicht im geringsten zu belasten. Ich halte deine Einschätzung – gelinde ausgedrückt – für sehr befremdend. Deine Äußerung war unbedacht, taktlos und verletzend.«
»Mit deinen Vorhaltungen tust du mir unrecht.«
»Und warum, denkst du, ist mein Tadel unangebracht?«, fuhr ich den Roboter an.
»Ich wollte nur zu etwas mehr Gelassenheit aufrufen.«
»Du meinst also, alles ist halb so schlimm, ja?«
»Korrekt.« Mit einer menschlich wirkenden Geste verschränkte der Automat die Arme vor der Brust. »Ich glaube nicht, dass wir uns um Anima Sorgen zu machen brauchen.«
»Und was macht dich so sicher? Hast du Fakten dafür, weißt du etwas, was du uns verschweigst? Oder konntest du etwas registrieren, das Schnuppe entgangen ist?«
»Nichts von alledem.« Don Quotte zögerte merklich. »Ich habe selbst keine Erklärung dafür.«
»Auf Robotervisionen gebe ich nichts«, gab ich ärgerlich zurück. »Bitte verschone mich in Zukunft mit derartigen Albernheiten.«
»Du solltest auf das Wort eines alten Freundes hören.«
»Mach dich nicht lächerlich. Du bist ein synthetischer Krelquotte, eine Maschine. Was weiß deine Positronik schon von Freundschaft?«
»Ich bin nicht der, für den du mich hältst, denn ich begleite dich schon seit beinahe dreißig Jahren. Nicht immer konnte ich an deiner Seite sein, doch es gelang mir immer wieder, dich zu finden. Auf meinem langen Weg durch das All lernte ich nicht nur mehrere Galaxien kennen, sondern hatte auch unterschiedliche Namen und trat in noch mehr verschiedenen Hüllen und Gestalten auf.« Die Stimme des Roboters bekam einen feierlichen Klang. »Unsere erste Begegnung hatten wir an Bord der SOL – ich bin die mobile Laborpositronik Blödel, du kennst mich aber auch als Schwiegermutter, als Traykon und nun eben als Don Quotte.«
Er versucht, dein Vertrauen zu gewinnen, erkannte der Logiksektor.
»Das soll ich dir wirklich glauben?«
»Du wirst erkennen, dass ich die Wahrheit sage.«
Der Roboter begann zu erzählen – von Hage Nockemann und dem Hantelraumer, von gemeinsamen Erlebnissen mit mir – und vom Bio-Plan, dem letzten Einsatz der Scientologen gegen die Zyrtonier in der Namenlosen Zone. Nockemann war bei dieser Aktion ums Leben gekommen – am 27. September 3808.
Der Roboter berichtete von seiner anschließenden Odyssee als Wrack und positronisches Fragment und schilderte seine Zeit als Helfer beim Käsehändler Schirtuboh, seine Flucht von Aklard und seine Abenteuer in der Gestalt von Traykon und Don Quotte. Endlich beendete er seine Lebensgeschichte.
»Bist du nun davon überzeugt, dass ich dein alter Mitstreiter Blödel bin?«, fragte er erwartungsvoll.
»Ziemlich«, antwortete ich zurückhaltend.
Tatsächlich plagten mich noch Zweifel hinsichtlich seiner früheren Existenz. Es war nicht so, dass ich die Daten und Fakten in Abrede stellte, nein, die stimmten bis aufs i-Tüpfelchen, wie mein photographisches Gedächtnis mir bestätigte. Natürlich konnte ich nur diejenigen Aussagen nachprüfen, die unsere laut Aussage von Don Quotte gemeinsam verbrachte Zeit betraf. Ein weniger kritischer Geist hätte angesichts dieser Fülle von Übereinstimmungen den Roboter wohl bedenkenlos als den Helfer aus alten Tagen und der jüngsten Vergangenheit akzeptiert, als den er sich ausgab, ich dagegen hatte noch einige Bedenken.