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Zwei Romane in einem Band! Planet der Saurier Die humanoiden Proohler sind eine hochentwickelte Rasse, deren Angehörige allesamt Telepathen sind. Mit ihren starken Paragaben haben sie bisher jede Attacke vereiteln können. Vor allem die insektoiden Craahns haben sie bei deren letzten Angriff vernichtend geschlagen, aber diesmal haben die Insektoiden offenbar ein Mittel gegen die PSI-Beeinflussung gefunden. Mit einer regelrechten Raumschiffarmada greifen sie den Planeten an und verwandeln ihn in ein wahres Inferno aus Explosionen, Feuer und Zerstörungen. Was kein Proohler je für möglich gehalten hätte, wird nun bittere Realität. Wenn sie überleben wollen, müssen sie ihr Heimatsystem verlassen und fliehen. Mit einem kleinen Diskus können Troopal Scotheer und Napeel Tratheer dem Bombardement und der Flotte der Craahns in den Weltraum entkommen. Sie steuern ihr Schiff zu einer unbewohnten Welt, ohne zu wissen, welches Schicksal sie dort erwartet, denn es ist der Planet der Saurier. Dieser Roman erschien 1979 als Terra Astra 405. Station der Biorobots Der terranische Kugelraumer ›Tobro‹ mit zwei Wissenschaftlern an Bord wird von einem Hypersturm gestreift und in einen unbekannten Raumsektor geschleudert. Bei einem kurzen Orientierungsversuch sprechen die Orteranlagen an und geben Alarm. Ein unbekanntes, wagenradähnliches Raumschiff betrachtet den terranischen Raumer als feindlich und versetzt die ›Tobro‹ mit einer ebenso fremden wie unfassbaren Waffe in den Hyperraum. Als der Kugelraumer in das Einstein-Universum zurückfällt, liegt ein Sonnensystem mit vier Planeten vor ihm. Messungen ergeben, dass der zweite Terra-Standard hat. Er ist das Ziel der ›Tobro‹ . Dabei ahnt die Besatzung nicht, auf welche Gefahren sie auf dieser Welt stößt, denn dort gibt es eine Station der Biorobots. Dieser Roman erschien 1979 als Terra Astra 417.
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Seitenzahl: 237
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FALK-INGO KLEE
Planet der Saurier
HOPF Autorenkollektion
Impressum
Vorwort
PLANET DER SAURIER
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
STATION DER BIOROBOTS
1.
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4.
5.
6.
Originalausgabe August 2020
Text © Falk-Ingo Klee
Copyright © 2020 der E-Book-Ausgabe by Verlag Peter Hopf, Minden
Covergestaltung: etage eins, Jörg Jaroschewitz
Titelillustration © CoreyFord / de.depositphotos.com
Korrektorat: Thomas Knip
ISBN ePub 978-3-86305-372-7
www.verlag-peter-hopf.com
Alle Rechte vorbehalten
Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.
Liebe Science-Fiction-Fans,
es freut mich, dass Sie sich für diese Reihe entschieden haben, in der der Verlag Peter Hopf meine TERRA ASTRA-Klassiker wieder aufleben lässt. Die ›alten Schätzchen‹ wurden natürlich modernisiert, sprich der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst, und von mir sorgfältig durchgesehen und behutsam überarbeitet.
Ich habe darauf verzichtet, die beiden Romane, die hier in diesem Band zusammengefasst sind, grundlegend zu verändern und zu modernisieren, sondern habe nur sehr geringfügige Korrekturen vorgenommen. Warum?
Wenn schon Retro-SF, dann soll auch der bearbeitete Text dem Original so nah wie möglich kommen. Ist im ersten Teil (›Planet der Saurier‹) z. B. im Zusammenhang mit Eingriffen, also einer Art Operation, von einem laserähnlichen Instrument die Rede, hätte ich es jetzt nach der Bearbeitung und dem heutigem Stand ›Laser-Skalpell‹ nennen können.
Dass ich die Funktion eines solchen Gegenstands schon vor über vier Jahrzehnten beschrieben habe, steht fest, dass ich aber damals schon den heutigen Namen dafür wusste, ist wenig glaubhaft. Als Science-Fiction-Autor habe ich versucht, Zukunftsvisionen und -entwicklungen aufzuzeigen. Natürlich spannend verpackt. Und je nach Thematik und Betrachtungsweise überwiegt dabei Science (Wissenschaft) oder Fiction (Phantastik). Aber Hellseherei (Laser-Skalpell) habe ich weder betrieben noch beherrscht.
Die Geschichten stammen zwar schon aus dem Jahr 1979, aber sie sind deshalb weder langweilig noch verstaubt, ganz im Gegenteil. Beide Storys in diesem Band sind typische Planetenromane, aber sie behandeln völlig unterschiedliche Szenarien zu unterschiedlichen Zeiten mit Protagonisten, die nicht das Geringste miteinander zu tun haben. Und dennoch gehören die Romane inhaltlich zusammen. Sind Sie jetzt neugierig geworden?
Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung bei der Lektüre und verspreche Ihnen jede Menge Action, Spannung und vergnüglichen Lesespaß!
Ihr
Falk-Ingo Klee
Die Hauptpersonen des Romans:
Raheel Brutheer ‒ Oberster Rat von Proohl
Troopal Scotheer und Napeel Tratheer ‒ Der planetarische Rat und seine Gefährtin tappen in eine Falle.
Sekool Vrantheer ‒ Ein Raumvagabund übt Rache.
Obeel Lontheer ‒ Vrantheers Partner
Troopal Scotheer rekelte sich wohlig. Das warme Badewasser, mit duftenden Essenzen versetzt, entspannte. Aus verborgenen PSI-Reflektoren drang unhörbare Musik, die direkt auf das Gehirn einwirkte und ein tiefes Glücksgefühl vermittelte, das durch psychedelische Bilder an den Wänden noch verstärkt wurde.
Während sich Scotheer ganz der völligen Gelöstheit von Körper und Geist hingab, trat Napeel Tratheer, seine Gefährtin, unbemerkt näher. Versonnen betrachtete sie Troopal. Annähernd drei Meter groß, durchtrainiert und muskulös, war er von geradezu idealem Körperbau. Seine weiße Haut wirkte transparent, die haarlose Schädeldecke schimmerte perlmuttfarben.
Plötzlich spannten sich seine Gesichtszüge an, und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. Es schien, als lausche er in sich hinein.
Napeel!
Der telepathische Impuls, der sie erreichte, war drangvoll und mächtig.
»Ich bin doch hier«, sagte Napeel sanft.
Als er sie ansah, huschte ein Lächeln über seine Züge, doch sofort wurde er wieder ernst. »Empfängst du auch so verschwommene Mentalimpulse?«
Tratheer schloss die Augen und konzentrierte sich. »Nein, Troopal, ich empfange nichts.«
»Es ist, als stammten sie von den Craahns, doch ich kann die Impulse nicht lokalisieren. Irgendetwas scheint sie abzuschirmen und zu verfälschen.«
»Täuschst du dich nicht, Troopal? Du weißt, dass jeder Proohler die Gedanken der Insektenabkömmlinge empfangen kann.«
Scotheer schüttelte den Kopf.
»Die Impulse kommen nur undeutlich durch, doch ich bin sicher, dass sie von den Craahns stammen.«
»Warum kann ich sie nicht espern?«
»Ich hätte sie bestimmt auch nicht empfangen, wenn ich nicht so entspannt gewesen wäre.« Der Proohler stieg aus dem Becken und schaltete die Heißluftdusche an. »Ich werde Raheel Brutheer, den Obersten Rat, informieren.«
Noch während er in seine Kleidung schlüpfte, schickte er einen telepathischen Ruf zu Brutheer.
»Er hat sich abgeschirmt«, sagte Troopal, nachdem er mehrmals vergeblich versucht hatte, mit dem Obersten Rat in geistigen Kontakt zu treten. »Ich werde ihn anrufen.«
Mittels Gedankenschaltung aktivierte er das Bildsprechgerät und den Wählspeicher. Innerhalb kürzester Zeit hatte er Brutheer auf dem Schirm. Nach der obligatorischen Grußformel kam Scotheer gleich zur Sache.
»Ich habe Mentalimpulse der Craahns empfangen. Allerdings waren sie so verschwommen, dass es mir unmöglich war, sie zu lokalisieren.«
Der Oberste Rat sah ihn überrascht an.
»Sie wollen Craahns geespert haben, Troopal?« Der alte Proohler lächelte nachsichtig. »Das ist unmöglich. Kein anderer Proohler hat bisher eine entsprechende Meldung gemacht, und außerdem: Glauben Sie, dass die Insektenabkömmlinge die Lektion vergessen haben, die wir ihnen vor einiger Zeit erteilten?«
»Die Mentalität der Craahns ist fremdartig. Sie sind kriegerisch, bei ihnen gilt das einzelne Individuum nichts.«
»Die Fakten sind mir bekannt. Sie scheinen aber zu vergessen, dass damals der größte Teil ihrer Raumflotte vernichtet wurde. Wie hätten sie so schnell aufrüsten sollen?«
»Ich bin sicher, dass ich mich nicht geirrt habe.« Scotheers Stimme bekam einen trotzigen Unterton. »Ich habe Craahns geespert, Oberster Rat. Wir sollten uns schleunigst zu einem Gedankenblock zusammenschließen.«
»Sie sind noch jung, Troopal. Sie werden sich getäuscht haben.«
Noch bevor Raheel Brutheer die Grußformel sprechen konnte, schaltete Scotheer verärgert ab. Seine Gefährtin empfing seine zornigen Mentalschwingungen. Sie redete beruhigend auf ihn ein und schickte zugleich besänftigende Impulse aus. Als Troopal sich daraufhin abschirmte, setzte Napeel sich neben ihn und strich ihm zärtlich über den Kopf. Unwillig schob Scotheer ihre Hand zur Seite und stand auf, um den Raum zu verlassen.
Er hatte kaum drei Schritte gemacht, als das Bildfunkgerät ansprach. Mit einem Gedankenimpuls schaltete er es ein.
Das Antlitz des Obersten Rates stabilisierte sich auf dem Schirm.
»Sie hatten recht, Troopal, die Craahns stehen in unserem System. In wenigen Minuten greifen sie unseren Planeten an.«
»Was Sie nicht sagen, Raheel Brutheer.« Scotheer gab sich keine Mühe, seinen Triumph zu verbergen. »Sollen wir jetzt einen Abwehrblock bilden, oder wollen Sie weiter abwarten?«
»Ihr Sarkasmus ist völlig fehl am Platze, Troopal.« Die Stimme des obersten Proohlers zitterte vor Erregung. »Die Craahns widerstehen unseren Mentalimpulsen.«
»Was?« Scotheers Augen weiteten sich vor ungläubigem Staunen. »Die Insektenabkömmlinge widerstehen der Panikstrahlung?«
»So ist es. Vor Kurzem empfingen auch einige Proohler in Brahnoo und dem benachbarten Erdteil die verzerrten Schwingungen der Craahns und schlossen sich sofort zu einem Parablock zusammen, doch vergebens. Wie die Bilder der Satelliten zeigen, rücken die Raumschiffe der Insektoiden trotz der Panikstrahlung weiter vor. Unsere Welt ist verloren. Versuchen Sie, zu fliehen, bevor es zu spät ist.«
Der erste Schreck hatte sich bei Scotheer gelegt. Nachdenklich sagte er:
»Wir sollten uns zu mehreren planetenweiten Blöcken zusammenschließen und versuchen, einzelne Einheiten zu beeinflussen. Wenn es uns gelingt, Verwirrung in den Reihen der Craahns zu stiften, haben wir schon halb gewonnen.«
»Ich glaube nicht, dass wir damit Erfolg haben.« Brutheer sah den Jüngeren unschlüssig an. »Die Insektenabkömmlinge scheinen ein Mittel gefunden zu haben, um unsere Beeinflussung abzublocken.«
»Wir sollten zumindest nichts unversucht lassen.«
»Also gut.«
Brutheers Abbild erlosch. Knapp eine Minute später empfingen Scotheer und Tratheer ein psionisches Kodesignal, das höchste Alarmstufe signalisierte. Der über ein planetenweites Netz ausgestrahlte Impuls war so stark, dass er sogar die Individualabschirmung durchbrach.
Die beiden Proohler setzten sich und schlossen die Augen, um völlig konzentriert zu sein. Von allen Seiten drangen mentale Schwingungen auf sie ein. Der Parasektor ihrer Gehirne wirkte wie Relais und Verstärker zugleich. Ein Parablock, gespeist und verstärkt durch Millionen proohlscher Gehirne, stieß vor in den Raum und konzentrierte sich auf einen Flottenteil der Craahns.
Der Erfolg war gleich null.
Napeel Tratheer merkte zuerst, dass ihr Einsatz vergeblich war. Die Visionen und Schreckensbilder, die sie mit ihrer geistigen Kraft in den Gehirnen ihrer Feinde entstehen lassen konnte, kamen nicht durch.
Die Erkenntnis, dem Erzfeind hilflos ausgeliefert zu sein, wirkte wie ein Schock. Abrupt löste Napeel sich aus dem Verbund. Die anderen Proohler wurden dadurch in ihrer Konzentration gestört. Als sie die Ursache der Störung telepathisch erforschten, empfingen sie Napeels Gedanken. Schlagartig wurde auch ihnen bewusst, dass sie verloren waren. Der Parablock brach zusammen.
Im mentalen Bereich herrschte plötzlich ein Chaos. Furcht und Hysterie breiteten sich aus. Eine Welle telepathischer Hilferufe raste um den Planeten, und wer immer diese in höchster Not gesendeten Rufe empfing, wurde davon erfasst und mitgerissen. Er reihte sich ein in die Masse und schrie seinerseits seine Urangst in den geistigen Äther.
Die Erregung der Proohler war verständlich. Noch nie war es einer anderen Rasse ‒ und schon gar nicht den Craahns ‒ gelungen, den mentalen Impulsen zu widerstehen. Die Proohler hatten sich so sehr auf ihre geistigen Kräfte verlassen, dass sie es nicht für nötig gefunden hatten, eine schlagkräftige Raumflotte aufzubauen.
Gewiss, es gab einige hundert Wach- und Patrouillenkreuzer, die um Proohl stationiert waren, doch sie waren der Tausende von Schiffen zählenden Armada der Craahns hoffnungslos unterlegen.
Auch eine Evakuierung kam nicht in Betracht. Auf ganz Proohl existierten knapp vierhundert Raumschiffe. Ein Viertel davon besaß der Planetarische Rat, dem auch Troopal Scotheer angehörte.
Ebenso wie Tratheer versuchte Scotheer vergeblich, sich gegen die chaotischen Impulse seiner Artgenossen abzublocken. Die telepathischen Notrufe von Millionen waren zu stark und drangvoll. Plötzlich wurden sie von einem PSI-Signal von höchster Intensität überlagert.
Flieht!
»Komm!«
Troopal fasste Napeel an der Hand und zog sie mit sich. So schnell sie konnten, eilten sie nach unten. Von dort gab es einen Zugang zu dem Hangarschacht, in dem das Raumschiff stand ‒ ein kleiner Diskus für vier Personen, der Scotheer wie allen anderen Planetarischen Räten zur freien Verfügung stand.
Von draußen erklang ein infernalisches Heulen, Sekunden später krachte es. Eine donnernde Explosion erschütterte die Gegend. Die Mauern erzitterten, Bilder fielen von den Wänden und zerbrachen.
»Die Craahns bombardieren Proohl!«
Tratheer klammerte sich ängstlich an ihren Gefährten.
»Gleich sind wir in Sicherheit.«
Mit einem Griff öffnete er das Schott zum Hangarschacht. Erneut drang Explosionsdonner an sein Ohr. Wieder erbebten die Wände, der Boden schwankte. Polternd fielen einige Möbel um. Die beiden hatten Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
»Troopal, ich fürchte mich!«
Tratheer presste die Hände an die Schläfen. In ihrem Gehirn hallten die telepathischen Notrufe von Millionen Artgenossen wider und überschwemmten sie mit Panik.
»Troopal, ich halte das nicht mehr aus!«
Scotheer zog sie an sich und führte sie zum Einstieg des Raumers. Sein Gesicht war verzerrt. Auch er hatte Mühe, die auf ihn eindringenden Mentalimpulse abzuwehren.
Im oberen Stockwerk hämmerte jemand gegen die Tür. Erregte Schreie wurden laut. Troopal erschrak. Seine Artgenossen wussten natürlich, dass er über ein Raumschiff verfügte. Sie versuchten nun, sich gewaltsam Zutritt dazu zu verschaffen.
Sicher, er hatte noch zwei Plätze frei, aber wem sollte er sie geben? Keiner würde zulassen, dass ein anderer bevorzugt würde. In ihrer augenblicklichen Verfassung würden sie auf nichts Rücksicht nehmen und sich gnadenlos bekämpfen, um an Bord des Diskus zu gelangen. Nein, er und Napeel mussten allein fliehen.
Oben zerbrach die Tür.
»Troopal, wir kommen! Warte auf uns!«
Mittels Fernsteuerung öffnete er den Raumschiffseinstieg und schob Napeel darauf zu. Er selbst sprang zum Schott zurück und verriegelte es hastig.
Wieder gab es draußen eine Detonation. Scotheer wurde von den Beinen gerissen. Teile der Wandverkleidung bröckelten ab und fielen zu Boden, im Mauerwerk klafften Risse. Mehrere Versorgungsleitungen brachen. Ein Gemisch aus Proteinen und kaltem Wasser überschüttete ihn.
Mühsam richtete er sich auf und wischte sich die breiige Masse aus den Augen. Napeel war bereits im Raumschiff verschwunden. So schnell er konnte, rannte er auf den Einstieg zu.
Die Stimmen der ins Haus eingedrungenen Proohler kamen näher, schon hallten die ersten Schläge gegen das Hangarschott.
Hastig verschloss er den Einstieg des Diskus und eilte in den Kommandostand. Napeel hatte im Sessel des Kopiloten Platz genommen und bereits einige Geräte aktiviert.
Scotheer setzte sich neben sie und nahm rasch verschiedene Schaltungen vor. Die Speicher erwachten zum Leben, dröhnend nahmen die Meiler ihre Arbeit auf.
Mittels Gedankenschaltung betätigte er den Mechanismus, der die Schachtabdeckung bewegte. Auf halbem Wege stoppten die Flügeltore. Sie mussten sich infolge der Explosionen verklemmt haben.
Troopal aktivierte ein Kraftfeld und setzte es gegen die Abdeckung ein. Mit hässlichem Kreischen wurden die Tore aus ihrer Verankerung gerissen.
»Alarmstart!«
Die Andruckneutralisatoren heulten überlastet auf, als der Diskus mit flammenden Schirmfeldern in den Himmel raste. Die Steuerung und die Koordination der Abwehranlagen hatte die Automatik übernommen. Wie alle Proohler war auch Scotheer kein besonders geschickter Pilot.
Napeel Tratheer hockte in ihrem Sitz und starrte angstvoll auf die Bildschirme. Auch Scotheer saß reglos da. Sein Parasektor empfing immer noch die Welle der Hilferufe, in die sich zunehmend die lautlosen Schreie Verwundeter und Sterbender mischten.
Je höher der blutrote Diskus stieg, umso größer wurde die Zahl der Wabenraumer der Craahns. Ununterbrochen regnete ein Bomben- und Minenteppich aus ihren mächtigen Leibern herab, der Dörfer und Städte der Proohler verwüstete und zerstörte. Die Raumer der Insektoiden, die sich zum Boden herabsenkten, setzten zusätzlich ihre Bordgeschütze ein und potenzierten so das Vernichtungswerk.
Der Autopilot steuerte einen wilden Zickzackkurs zwischen den Wabenschiffen hindurch. Zwar versuchten die Craahns, den Diskus abzuschießen, doch das Schiffchen war zu klein und zu wendig, um lange genug in die Zieloptik eines der behäbigen Insektoidenschiffe zu geraten.
Mehrmals flammte der Schutzschirm auf, als er von Energiesalven gestreift wurde, die Belastung hielt sich jedoch in Grenzen.
Der Planet blieb hinter ihnen zurück. Dennoch sah man deutlich die riesigen Rauchsäulen, die dort aufstiegen, wo es einst blühende Siedlungen gegeben hatte.
Als der Diskus die Bahn des Mondes Breether passierte, hatte er das Gros der craahnschen Streitmacht bereits hinter sich gelassen.
Eine Gruppe kleinerer Wabenraumer tauchte auf. Sie waren viel beweglicher als die plumpen Riesenwaben und konnten dem Kleinraumschiff weitaus gefährlicher werden.
Drei Einheiten scherten aus der Formation aus und machten sich an die Verfolgung. Obwohl sich der Diskus außerhalb der Reichweite ihrer Geschütze befand, begannen sie zu feuern.
Troopal und Napeel saßen stumm da. Sie konnten nichts zu ihrer Verteidigung tun, ihr Leben hing von der geschickten Reaktion des Automaten ab. Voller Unbehagen beobachtete Scotheer, dass die Wabenschiffe langsam aufholten. Zwei von ihnen änderten ihren Kurs und nahmen eine zangenähnliche Position ein. Schon trafen die ersten Energiefinger auf die oberen Schirmfeldschichten und brachten sie zum Aufleuchten.
Plötzlich hatte Troopal Scotheer eine Idee. Er setzte sich den PSI-Reflektor auf den Schädel und richtete die Antenne auf das mittlere Schiff. Unsichtbare Panikstrahlung hüllte den Craahnsraumer ein.
Für einen Moment sah es so aus, als gerate das Schiff ins Trudeln, dann stieg es steil nach oben. Sämtliche Geschütze begannen wild zu feuern. Mit flammenden Düsen versuchten die beiden anderen, aus der Reichweite der Energiekanonen zu kommen.
Nun griff auch die Waffenautomatik des Diskus ein. Beide Werfer gaben ein halbes Dutzend Salven auf die drei Verfolger ab. Der linke Raumer wurde voll getroffen. Sein Schutzschirm blähte sich auf, dann wurde er transparent. Aus dem sechseckigen Leib schlug eine gewaltige Stichflamme. In einer grellen Leuchterscheinung zerbrach das Schiff in mehrere Teile.
Unvermittelt wurden die Bildschirme schwarz und zeigten nur noch ein wesenloses Wallen. Der Diskus war in den Überraum hinübergewechselt.
Die beiden Proohler sahen sich an. Lachend und schluchzend zugleich fiel Napeel in Troopals Arme.
»Wir haben es geschafft, Troopal. Wir sind gerettet.«
»Ja, wir sind gerettet.« Scotheer strich ihr zärtlich über das perlmuttfarbene Haupt. »Und sobald wir genügend Abstand zum Proohl-System gewonnen haben, werden wir versuchen, andere Überlebende zu finden.«
Vierundzwanzig Stunden später hatte sich auf die ständig wiederholenden Funksprüche noch kein Proohler gemeldet.
»Wir können nicht ewig im Raum stehen und Rufsignale abstrahlen.« Troopal ging unruhig auf und ab. »Unsere Energiereserven und Nahrungsmittelvorräte sind begrenzt. Schließlich konnte auch niemand damit rechnen, dass wir mit diesem Raumer fliehen mussten. Wir müssen einen Planeten anfliegen, der uns zusagende Lebensbedingungen bietet und unbewohnt ist. Automat, hast du etwas Derartiges gespeichert?«
»Ja, Herr«, schnarrte der Automat.
»Unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Energievorräte kommen dreizehn Sonnen infrage. Da es gilt, einen ausreichenden Abstand zum Planeten Proohl und den Welten der Craahns einzuhalten, scheiden zehn Systeme aus. Die drei, die übrig bleiben, liegen in den Sektoren l D-7-DELTA 9, l D …«
»Es gibt dort Sauerstoffplaneten?«, unterbrach Troopal Scotheer.
»Gewiss, Herr. Ihre klimatischen Bedingungen ähneln denen von Proohl, sie weisen lediglich andere Entwicklungsstadien auf. Bei allen handelt es sich, vereinfacht ausgedrückt, um urtümliche Welten.«
»Welches System ist am weitesten entfernt?«
»Die Sonne heißt Xantheer. Zwei Planeten befinden sich in der Ökosphäre. Der Planet, der geradezu ideale Bedingungen aufweist, wird mit ›Chrootheer‹ bezeichnet. Die Koordinaten sind …«
»Keine langweiligen Einzelheiten, Automat. Wie lange dauert der Flug?«
»Vierzehn Stunden bei höchstmöglicher Überlichtgeschwindigkeit. Ich muss darauf hinweisen, dass es danach nicht mehr möglich sein wird, ein anderes System anzusteuern.«
»Was meinst du, Napeel? Sollen wir es wagen?«
Napeel Tratheer nickte heftig.
»Ja, Troopal. Ich will so schnell wie möglich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Dieses Raumschiff und das Fliegen bereiten mir Unbehagen.«
Scotheer sendete einen verstehenden Impuls. Ihm selbst ging es nicht anders. Die Proohler waren nun einmal keine Rasse, die Raumfahrt aus Leidenschaft betrieb. Sie waren bodenständige Planetarier, die sich im All nicht wohlfühlten.
»Fliege Chrootheer mit Höchstgeschwindigkeit an, Automat.«
»Ja, Herr. Wollen Sie Einzelheiten über Flora und Fauna wissen?«
»Später.«
»In Ordnung, Herr. Mit Ihrem Einverständnis starte ich jetzt.«
»Ja, starte«, sagte Troopal Scotheer unwillig.
Die untertänige Fürsorglichkeit des Automaten fiel ihm gehörig auf die Nerven.
»Hast du dir schon einmal Gedanken über unsere Zukunft gemacht?«, fragte Napeel unvermittelt.
»Wieso?« Scotheer sah seine Gefährtin irritiert an. »Wir fliegen einen Planeten an, der bewohnbar ist.«
»Das meine ich nicht. Ich meine, was später kommt. Hast du dir überlegt, dass wir wahrscheinlich die Letzten unserer Rasse sind?«
»Natürlich.« Sein Gesicht verdunkelte sich. »In einigen Jahrzehnten weiß niemand mehr, dass wir Proohler einmal existierten.«
»Aber wir sind doch noch da.« Napeel lachte belustigt. »Wir werden viele Nachkommen haben und die Ahnen einer neuen Proohlerzivilisation sein.«
Troopal fuhr hoch. Allein schon der Gedanke war ungeheuerlich. Solange man zurückdenken konnte, hatte jedes Paar auf Proohl stets nur zwei Nachkommen gezeugt. Eine unbeschränkte Vermehrung war undenkbar und widersprach allen gültigen Normen.
»Ist das dein Ernst?«
»Ja, das ist mein voller Ernst.«
»Aber, Napeel, hast du denn schon alles vergessen, was unsere Gesellschaft ausmachte?«
»Nein, selbstverständlich nicht. Dennoch werden wir die Zivilisation, die wir kennen, hinter uns lassen müssen. Die alten Maßstäbe haben keine Gültigkeit mehr, Troopal. Wir müssen uns umstellen und den neuen Gegebenheiten anpassen. Je eher, desto besser für uns.«
»Sicherlich hast du recht, Napeel.« Scotheer lehnte sich zurück. »Weißt du, dass ich dich wegen deiner schnellen Entschlüsse bewundere?« Er griff nach Tratheers Hand. »Ihr Frauen seid eben viel praktischer veranlagt.«
»Da will ich dir nicht widersprechen.« Sie lächelte verführerisch, als sie sich erhob. »Kommst du mit in die Kabine?«
Troopal Scotheer nickte stumm. Seine Gefährtin erschien ihm auf einmal begehrenswert wie nie zuvor.
Während der blutrote Diskus im Überraum seinem Ziel entgegenraste, wurde der erste Proohler gezeugt, der als Chrootheerer das Licht der Welt erblicken sollte.
*
Einmal aktiviert, arbeiteten die vollrobotischen Anlagen des Diskusraumers ohne weitere Eingabe. Erst als das Kleinstraumschiff in einen Orbit um Chrootheer einschwenkte, wurde Troopal Scotheer benachrichtigt.
Der Proohler und auch seine Gefährtin wussten inzwischen, was sie erwartete. Chrootheer war ein Planet der Vergangenheit. Hier lebten noch die Saurier der Jura- und Kreidezeit, die einst vor hundertfünfzig Millionen Jahren auch Proohl bevölkert hatten. Selbst die Flora bildete da keine Ausnahme. Mächtige Farne, Schuppen- und Siegelbäume beherrschten die Szene.
Als Scotheer glaubte, einen idealen Platz entdeckt zu haben, befahl er der Automatik, das Schiff zu landen.
Die Informationen, die der Speicher geliefert hatte, waren umfassend. Die einzigen mentalen Schwingungen, die die beiden espern konnten, waren die primitive Fress- und Paarungsimpulse der Saurier.
Beide Proohler saßen vor den Bildschirmen und betrachteten die von den Außenkameras übermittelten Bilder. In der Nähe der Landestelle floss ein Bach vorbei, der in einen nahen See mündete. Es gab dschungelähnliche Wälder, die weiten Grasebenen waren mit Baumgruppen durchsetzt. Tiere bekamen sie keine zu Gesicht. Sie waren in panischer Flucht davongestoben, als sich der Diskus mit dröhnenden Triebwerken niedersenkte.
Draußen wurden die Schatten länger. Troopal Scotheer schaltete die Optiken ab und stand auf.
»Morgen werde ich einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung unternehmen. Wir müssen vordringlich feststellen, ob die Früchte und Pflanzen unserer neuen Heimat unserem Metabolismus zuträglich sind.«
»Ich werde dich begleiten.«
»Nein, Napeel, du bleibst im Schiff. Wenn mir etwas zustoßen sollte, bist du wenigstens in Sicherheit.«
»Ich lasse nicht zu, dass du allein gehst, Troopal.« Ihre Augen blitzten herausfordernd. »Was nützt es mir, wenn ich überlebe? Glaubst du, ich will bis an mein Ende ohne Kontakt zu einem lebenden Wesen dahinvegetieren? Nein, das kannst du mir nicht zumuten. Ich komme mit.«
»Ein Robot könnte mich begleiten«, versuchte Scotheer einzulenken.
Tratheer lachte schallend.
»Sei nicht albern, Troopal. Wen willst du mitnehmen? Die zwei Wartungsrobots?«
»Wir haben auch noch zwei Dienstroboter an Bord. Oder hast du das vergessen?«
»Willst du sie auf die Saurier hetzen, wenn sie dich angreifen sollten?«
»Rede doch nicht solchen Unsinn«, sagte Scotheer ungehalten. »Ich kann die Tiere allein mit meinen geistigen Kräften verjagen.«
»Bei den primitiven Wesen wäre ich mir nicht so sicher«, warf Napeel ein.
»Und dann habe ich ja noch die Waffe.« Er klopfte demonstrativ auf den vor ihm liegenden Strahler. »Mir kann gar nichts passieren.«
»Dann kann ich ja getrost mitkommen.«
Scotheer gab sich geschlagen.
»Also gut. Hilfst du mir bei der Zusammenstellung der Ausrüstung?«
Napeel Tratheer nickte, und gemeinsam gingen sie durch, was vorhanden und was brauchbar war.
Für das Überleben auf einem fremden Planeten war es wenig genug. Es gab eine kleine Bordapotheke, zwei Strahler und etliche Werkzeuge. Neben den schon erwähnten Robots enthielt das Hangarmagazin einige Energiespeicher, mehrere Generatorportables und einen Kleinstschweber. Außerdem gab es ein Mehrzweckgerät, Besteck genannt, mit dem sich unter anderem auch feststellen ließ, ob Nahrungsmittel verträglich waren.
Troopal und Napeel einigten sich darauf, den Miniflugkörper nicht zu benutzen. Man wollte Chrootheer gründlich kennenlernen. Dazu musste man riechen und fühlen, die Sonnenstrahlung auf sich einwirken lassen und den Boden unter den Füßen spüren. Den Transport des Bestecks und der Proben sollte ein Dienstrobot übernehmen.
Es ging auf Mitternacht planetarer Zeit, zu, als die beiden endlich ihre Schlafstätten aufsuchten.
Schon aus großer Entfernung spürte Sekool Vrantheer, dass auf Proohl etwas nicht stimmen konnte. Behutsam führte er den knallgelben Riesendikus näher an das System heran.
Zuerst undeutlich, dann immer intensiver, empfing er die Mentalimpulse von Craahns. Es mussten Tausende, sogar Zehntausende sein.
»Esperst du auch die Insektoiden?«, fragte er seinen Partner.
Obeel Lontheer nickte bedächtig.
»Ja, sie versuchen wieder einmal, Proohl zu überfallen.«
»Blutige Köpfe werden sie sich holen.« Vrantheer kicherte. »Diese Insektenabkömmlinge werden nie lernen, dass wir ihnen überlegen sind.« Er rieb sich vergnügt die Hände. »Diesmal können wir vom Raum aus zusehen. Das wird ein Spaß!«
Plötzlich gefror sein Grinsen. Er schrie auf.
»Obeel ‒ die Panikstrahlung! Ich empfange keine Panikstrahlung!« Verzweifelt presste er die Hände gegen den Kopf. »Ich empfange keinen einzigen Proohler, nur Craahns!«
»Seltsam, mir geht es genauso. Was hat das zu bedeuten?«
»Es gibt keine Proohler mehr, du Dummkopf. Verstehst du das?«
»Natürlich, Sekool. Was machen wir denn nun mit unserer Ladung?«
»Oh, was für ein Narr du bist, Obeel. Wahrscheinlich wimmelt es um Proohl von Wabenschiffen. Und wenn das so ist, geht es um unser Leben, und du redest von Geschäften. Lass mich nachdenken.«
Heulend gab die Raumüberwachungssensorik Alarm.
»Sieh doch, da nähert sich schon ein Craahnsraumer. Soll ich ihn abschießen?«
»Natürlich, du Einfaltspinsel. Oder willst du warten, bis er es mit uns tut?«
Sekool Vrantheer sendete einen derart heftigen Zornimpuls, dass Lontheer körperlichen Schmerz empfand. Jammernd betätigte er den Feuerleitknopf. Eine Batterie Werfer richtete sich automatisch ein und nahm das Wabenschiff unter Beschuss.
Noch bevor die ersten Salven trafen, eröffnete das Craahnsschiff seinerseits das Feuer. Die Schirme beider Raumer leuchteten auf.
Sekool Vrantheer lachte hämisch. Ein einzelner Wabenraumer, auch wenn er noch so ein Gigant war, konnte dem spezialgefertigten Riesendiskus nicht gefährlich werden.
»Erhöhe die Feuerfolge!«
Obeel Lontheer gehorchte wortlos. Ununterbrochen jagten die Werfer dem Feind ihre Salven entgegen. Der Schutzschirm des Wagenraumers blähte sich auf und wurde transparent. Auf einmal schoss eine gewaltige Stichflamme aus dem Schiff. Die nachfolgende Explosion zerriss es in unzählige Teile, die kometengleich davonschwirrten.
»Was machen wir nun?«
»Dumme Frage. Wir fliehen!«
Sekool Vrantheer deutete auf den Orterschirm. Ein ganzer Pulk Wabenraumer näherte sich dem Diskus.
»Sollen wir sie nicht auch abschießen?«
»Nein, es sind zu viele.«
»Aber sie haben Proohl überfallen und unsere Artgenossen getötet«, begehrte Obeel Lontheer auf.
»Und wenn schon.« Hass glomm in Vrantheers Augen auf. »Haben uns diese Planetarier nicht immer wie Aussätzige behandelt? Es geschieht ihnen recht, dass sie sterben mussten.« Er lachte höhnisch. »Und ausgerechnet wir, die verachteten Raumvagabunden, überleben, weil wir über einen Raumer verfügen.«
Obeel Lontheer sagte nichts dazu. Er war ein geschickter Bastler und Handwerker mit großem technischem Verständnis, allerdings geistig etwas zurückgeblieben. Sein schlichtes Gemüt vermochte die makabre Situation, die Sekool so erheiterte, nicht zu erfassen.
Mittlerweile waren die ersten Einheiten der Craahns fast bis auf kritische Distanz herangekommen. Wieder gab die Raumüberwachung Alarm.
»Nun wird es langsam brenzlig«, brummte Vrantheer. »Nimm die vorderen Wabenraumer aufs Korn. Ich lasse das Schiff unter ihnen hinwegtauchen.«
Mit raschen Handgriffen nahm er einige Schaltungen vor. Im Gegensatz zu dem Gros der Proohler war er ein ausgezeichneter Pilot, der sich in kritischen Augenblicken nur ungern auf die Automatik verließ.
Der Diskus schüttelte sich leicht, als Sekool praktisch aus dem Stand heraus mit Volllast beschleunigte. Wie von der Sehne geschnellt, raste das Schiff auf die Formation der Craahns zu. Eine wabernde Lohe hüllte es ein, als die Schirme von einer Energiesalve getroffen wurden.
Ungerührt betätigte Obeel Lontheer die Werfer. Sie waren auf Abwehrfeuer eingestellt und schufen eine feurige Wand aus reiner Energie zwischen dem Diskus und den Wabenschiffen. Unverändert hielt Vrantheer den Raumer auf Kollisionskurs.
Erst als mehrere Craahnsraumer das Sperrfeuer mit flackernden Schutzschirmen durchbrachen, drückte er den Diskus steil nach unten. Die Andruckabsorber heulten überlastet auf, als er den Sturzflug abfing und in eine sanft ansteigende Kurve überleitete.
Noch mehrmals verfingen sich einige Strahlenschüsse in den Schirmen des Diskus, doch sie trafen zu schwach auf, um dem Schiff gefährlich werden zu können.
Die Wabenraumer blieben zurück. Sie waren nicht schnell genug, um den wendigen Diskus noch einholen zu können.
»Was tun wir denn jetzt, Sekool?«
Vrantheer sendete einen zornigen Impuls, der Lontheer verstummen ließ. So sehr Sekool den anderen brauchte und aufgrund seiner Fähigkeiten auch schätzte ‒ seine geringe Intelligenz, die er schlicht als Dummheit bezeichnete, ging ihm manchmal gehörig auf die Nerven.
Wortlos schaltete er den Kartenspeicher ein und fragte ihn ab. Die Automatik kam zum selben Ergebnis wie ihr Gegenstück an Bord des Diskusschiffs, das Troopal Scotheer und Napeel Tratheer befördert hatte. Und wie die beiden, kam auch Sekool Vrantheer zu dem Schluss, dass der Planet Chrootheer am geeignetsten wäre.
Kurz entschlossen ließ er den knallgelben Diskus in den Überraum hinüberwechseln. In knapp neun Stunden, so hatte die Automatik ermittelt, würde man am Ziel sein.
*
Vor dem Überfall der Craahns gab es auf Proohl eine Handvoll Raumschiffe, deren Eigner Raumfahrt im eigentlichen Sinne praktizierten. Sie landeten auf unbekannten Planeten, trieben Handel mit fremden Welten und erforschten das All.
Obwohl die exotischen Waren und Mineralien, die sie von ihren Flügen mitbrachten, auf Proohl sehr begehrt waren, behandelte man die Raumfahrer selbst als Parias ‒ als Ausgestoßene. Man versicherte sich gerne ihrer Dienste, hütete sich aber, mit diesen abartigen Proohlern näheren Kontakt zu bekommen.
Jeder zeigte die fremdartigen Gegenstände, die er eingehandelt hatte, aber es war verpönt, darüber zu sprechen, von wem man sie erworben hatte. Man wusste, dass es die Raumvagabunden, wie sie sich selbst nannten, gab, doch man ignorierte sie geflissentlich. Für einen Proohler, der auf sich hielt, war es undenkbar, Welten anzufliegen, die nicht von den Strahlen der eigenen Sonne getroffen wurden.
Sekool Vrantheer wich von dem Schönheitsideal der Proohler ab. Mit seinen zweihunderteinundfünfzig Zentimetern Körpergröße galt er als klein, und seine hagere Gestalt ließ ihn hässlich erscheinen. Seine Artgenossen hatten nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nicht der Norm entsprach.