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"Das Leben könnte so einfach sein ... gäbe es nicht die Zwänge." Atlas van Raien: Geht er einem Beruf nach, einer Berufung oder den Weg des Wahnsinns? Erst sträubt sich der Autor, die Wette zum bestdotierten Buchvertrag anzunehmen. Dann kann er nicht anders. Obwohl ihn seine Ehefrau zu einer Schreibpause zwingt, muss er es allen beweisen. Dank Piet Hanssen, dem Analphabeten, den er während eines Krankenhausaufenthaltes zu bekehren versucht, will er den Bestseller landen. Wird Atlas van Raien die Wette gewinnen? Welche Pläne schmiedet seine Frau Emma?
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Seitenzahl: 118
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Dies ist eine fiktive Geschichte.
Alle Charaktere, Namen, sämtliche Orte, Handlungen und Dialoge sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und ihren Reaktionen sind rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.
Als Handbuch ist das Werk mit Abstand zu betrachten. Die eigene Gesundheit geht vor.
Die Originalfassung erschien am Freitag, den 13.05.2011 im Wunderwaldverlag/Erlangen.
Die überarbeitete Auflage steht nun wieder allen Leserinnen und Lesern zur Verfügung. Wir wünschen ein
WAAAAAHNSINNIGES LESEVERGNÜGEN
Das Leben könnte so einfach sein,
gäbe es nicht die Zwänge.
Ein Café in der Stadt
Recherche bei Kaffeeduft
Phobien
Paolo
Wetten
Irgendwo ´gen Süden
Gesellschaft
Beziehungen
Neuland
Das dunkle Loch
Zurück in der normalen Welt
Trautes heim
… Schock muss sein
Das Erwachen des Autors
Der grobe Plot
Die allerletzte Recherche
Von der Umsetzung zur Übertragung
Welten
Piedro del Avas` letzter Kampf
Die Welt der Arachnas
Die Welt eines Autors
Konfrontation
Der Schluss
Aussichten
Atlas van Raien saß in der hintersten Ecke direkt neben der Fluchttür und kippelte. Mit dem Rücken zur Wand, den Blick zur Eingangstür gerichtet, konnte er alle Eintretenden in Augenschein nehmen. Er recherchierte.
Kaffeeduft zog an seiner Nase vorbei.
Unwillkürlich hob er den Arm und schnippte.
„Ich komme gleich“, trällerte die liebliche Stimme der Bedienung.
„Ich komme gleich“, wiederholte der Autor missbilligend.
Das junge Fräulein war damit beschäftigt, Wassertröpfchen vom Tresen zu wischen, blickte kurz auf und begrüßte einen neuen Gast. Van Raiens Blick schwenkte zur Eingangstür. Eine füllige Frau schob sich zwischen den Tischen hindurch.
„Es wird Zeit, dass das Schmuddelwetter aufhört“, verlangte er nach den Sonnenstunden, in denen sich draußen die Caféstühle tummelten, „und dass die Zeit des Tauwetters für solche Personen anbricht!“
Angewidert lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und begutachtete seinen muskulösen Handrücken. Er spreizte die Finger, schob seinen Ehering zurecht und schenkte der Kellnerin einen Blick.
„Ein hübsches Ding.“
Sie lächelte freundlich der vollschlanken Dame zu, die sich mitten in den Raum pflanzte.
Leichtfüßig hüpfte sie zu ihr hinüber und nahm die Bestellung auf.
„Das ist typisch!“ Wütend schnippte er, bis das Mädchen bei ihm war.
„Sie wünschen, mein Herr?“
Ohne sie anzublicken, brummelte er: „Eher bedient zu werden. Oder haben sie mich übersehen? Wahrscheinlich! So viel Masse bringe ich nicht auf.“ Er schielte an ihrer schlanken Taille vorbei. Sein Blick versank in den geblümten Rundungen des altmodischen Damenkleides.
„Mein Herr, der Dame geht es nicht so gut! Sie wartet dringend auf Post.“
„Sicher! Die typischen Ausreden: Liebeskummer, Alleinsein, Stress … oder was denen sonst immer einfällt. Womöglich ist sie Autorin, will das große Geld machen und scheitert schon vor der Einleitung.“
Atlas van Raien war es egal, dass er laut sprach. Die wohlbeleibte Dame schaute zu ihm herüber. Ihren bösen Blick und den des älteren Herrn am Tresen spiegelte der Autor im Wechsel von rechts nach links wider. Seine schmalen Augen verengten sich zu bissigen Schlitzen und legten sein knöchernes Gesicht zunehmend in Falten. Wenn Blicke töten könnten!
Die Kellnerin unterbrach das Augenduell ihrer Gäste: „Was darf ich Ihnen denn bringen?“ Wieder lächelte sie, zwar mit zusammengepressten Lippen, aber sehr freundlich.
„Einen Espresso. Mit Süßstoff. Ist besser für die Figur.“ Er streckte den Kopf vor wie eine Schildkröte und nickte zur Mitte des Raumes. Die vollbusige Dame drehte sich beleidigt weg. Zur Bedienung sagte er: „Und die Tageszeitung. Von heute natürlich!“
„Aber selbstverständlich. Kommt sofort.“
„Will ich hoffen.“
Das junge Mädchen verschwand wieder hinter der Theke. Ihre dunklen, langen Haare waren zu einem ordentlichen Zopf geflochten, die Kleidung akkurat gebügelt und die Augen dezent geschminkt. Sie klimperte mit den Wimpern und lächelte.
Atlas` Gedanken kreisten: „Irgendetwas stimmt mit dieser Kellnerin nicht. Sicher, sie ist keine waschechte Italienerin. Wir sind ja auch nicht in Italien. Vielleicht ist es ihr Lächeln? Vielleicht aber auch nur die Tatsache, dass sie diese unattraktiven Personen eher bedient als mich. Sie könnte mich haben.“
Van Raien spielte an seinem Ehering herum.
„Will ich das? Hab ich die nötig?“ Er betrachtete sich in der verspiegelten Wandfläche. „Ich bin schlank. Meine Muskeln sind drahtig.
Ausdauersport bringt was! Und meine Haare sind noch kraus gelockt, wie in jungen Zeiten. Nicht wie bei anderen Männern in meinem Alter.“ Sein Blick traf das Spiegelbild des Herrn am Tresen. Dessen Hut und die zusammengefaltete Zeitung lagen auf der hochglänzenden Marmorfläche. Ein Glas Wasser mit Zitronenscheibe stand vor ihm. Die Kellnerin sprach ihn an: „Doc, darf ich …?“ Verlegen hielt sie ihre zierliche Hand vor den Mund, als hätte sie etwas Unanständiges gefragt.
Er nickte und schob ihr das Tagesblatt herüber. Mit der anderen Hand strich er sich über die kahle Stelle seines Hauptes.
„Keine Chance, alter Mann. Setz den Hut lieber auf. Dann vielleicht. Gleich streichst du Glatzkopf deine drei Härchen noch ab und machst dem Mädchen unnütz Arbeit“, nuschelte Atlas in den Bart, den er nicht hatte.
Der Herr drehte sich samt Hocker, suchte den Augenkontakt und spielte an seinem Kinn herum. „Da sind sie alle hin. Mann, bist du ungepflegt“, entfuhr es Atlas, „das ist mehr als nur ein Oberlippenbart.“
Seinen trug er seit der Studienzeit nicht mehr. Als ´unhygienischen Rotzfänger` hatte er ihn zum Bedauern seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau abrasiert und bis zum heutigen Tage jeden Morgen akribisch danach getrachtet, dass er samt umliegender Borsten nicht nachwuchs. Die Espressomaschine verstummte.
Die Kellnerin stöckelte zwischen ihnen hindurch und servierte Atlas auf einem silbernen Tablett den Kaffee und die gefaltete Zeitung.
„Die hat einen Fleck, junge Frau.“
„Das ist nur Wasser, mein Herr.“
„Das ist ein unhygienischer Fleck!“
„Der ist von mir. Lassen sie das Mädchen in Ruhe!“
Erschrocken sah Atlas auf, traf die Augen des Herrn unter dessen wulstigen Brauen und sagte:
„Etwa Sabber oder nimmt das Zittern im Alter zu? Verstehe. Kann passieren.“
Das Gemurmel der Übrigen hörte er mit Wohlwollen.
„Typisch, wie leicht sie zu manipulieren sind. Man muss ihnen nur Gesprächsstoff liefern.“ Mit gekonntem Schwung entfaltete Atlas van Raien die Zeitung und verschwand hinter ihr. Er las den ersten Artikel.
Wer kennt sie nicht? Phobien. Die allgemeinen und doch unheimlichen Phobien.
Phobie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Angst“.
Bei Phobien spricht man von Angststörungen, die durch besondere Auslöser hervorgerufen werden. Sie können das Resultat einer Begegnung, einer Situation sein. Sie können einer Empfindung entspringen oder gar als innere Zwangsstörung, als Folgeerscheinung Ängste mit sich bringen. Der Drang, diese teils unbegründete Angst zu meiden, stürzt uns immer tiefer in sie hinein. Leider!
Gemäß dem bekannten Sprichwort: „Ein Unglück kommt selten allein“, hat sich unsere Phobie dahingehend angepasst. Nicht selten sucht sie ihren Wirt, pflanzt sich in ihm ein und zieht die Vielzahl Anverwandter hinzu, die uns traktieren.
„Ja, ja. Bei jedem von euch. Ihr armen Unwissenden. Wenn sie sich nur mal mit meinen Büchern auseinandersetzen würden.“ Atlas stierte in seine Espressotasse. Angewidert stellte er sie, ohne auch nur daran genippt zu haben, zurück auf den Untersatz und las weiter.
Die bekanntesten Beispiele finden wir in alltäglichen Situationen. Wer kennt sie nicht, die allgemeine und doch unheimliche
* Klaustrophobie, im Umgangssprachlichen fälschlicherweise mit Platzangst erklärt, obwohl sie gerade beim Gegenteil einen Angstzustand auslöst;
* die Höhenangst, die sich grob in folgende Bereiche aufteilen lässt:
Die Akrophobie, die in luftiger Höhe auftritt, obwohl uns keine direkte Gefahr droht, soweit wir uns nicht zwanghaft selbst hineinstürzen wollen.
Die Flugangst, die Aviophobie, die uns krankhaft heimsucht und gepaart mit einem Hauch von Akrophobie nicht allein beherrscht, und
Die Bathophobie, der scheinbare Auslöser der Höhenangst. Sie lässt den Blick in die Tiefe nicht zu. Hier dürfen wir nicht von Höhen-, sondern müssen von Tiefenangst sprechen.
Des Weiteren fallen in diesen Bereich noch viel, viel mehr situationsabhängige Angststörungen,die, um der Ausführlichkeit halber einige zu nennen, wie nachstehend lauten: Angst vor Lärm – Acousticophobie, Angst vor Neuerungen – Neophobie, Angst, verkehrsreiche Straßen zu überqueren – Agyrophobie oder gar nur die Angst vor dem Waschen oder Baden – die Ablutophobie.
„HA! Klaustrophobie, Akrophobie, Bathophobie …“ Atlas van Raien schnaufte. „Für mich alles bekanntes Zeug. Ich habe mich so detailliert damit befasst. Wer sonst soll aus diesem Artikel schlau werden?“ Er blickte kurz auf und schüttelte abschätzig den Kopf. Schon las er weiter.
Aber nicht nur Situationen überfordern uns. Manchmal sind es nur Gegenstände oder Personen, die Phobien auslösen. Erwähnt seien hier:
* Die Angst vor Zähnen, d. h. vor dem Zähneziehen, also weitestgehend vor dem Zahnarzt als ein Organ des weiß gekittelten Personenkreises. Wir sprechen von der Odontophobie, der Dento- oder Dentalphobie. Hier fallen sicherlich auch die Ängste ins Gewicht, die sich mit anderen Krankheiten auseinandersetzen. Die Größte von ihnen sei hier erwähnt:
* Die Angst vor Geisteskrankheit - die Dementophobie.
Aber sogar das banale Nasenbluten macht uns Angst. Auch hierfür gibt es ein Fachgebiet:
* Die Epistaxiophobie. Man könnte im medizinisch-biologischen Bereich bleiben und würde sofort auf „Blut“ stoßen und die Hemophobie finden. Die Symptome dieser Angst haben wir alle in schlechten Verfilmungen mindestens einmal gesehen oder gehört.
„Uah! Ich kann kein Blut sehen“, schrie Atlas, schüttelte aber schnell den Kopf, als die schönen Augen der Bedienung ihn erschrocken anstarrten. Er duckte sich wieder hinter seinem Zeitungsblättchen.
Zuletzt seien hier noch die Ängste vor Tieren dargestellt. Man spricht zusammenfassend von der Tierphobie oder Zoophobie. Die Wissenschaft beschäftigt sich detaillierter mit diesen einzelnen Phobien: so z. B. mit der Angst vor Hunden - der Canophobie, der Angst vor Katzen, die unter einer Reihe von Namen (Aeluro-, Ailuro-, Elurophobie oder Galeophobie) abgehandelt werden.
„Letzterem …“ Trotz innerer Abneigung flüsterte der Schriftsteller van Raien. „Letzterem habe ich ganze vier Abhandlungen gewidmet. So ein gefragtes Thema. Zumal zusätzlich der Aspekt des Aberglaubens greift. Hätte der Schreiber dieses Artikels nicht meine Buchtitel in die Klammern setzen können, anstatt die Namensverwandtschaften aufzuführen? Das hätte was gebracht. Mir zumindest.“ Er pausierte, überflog die nächste Zeile. Dann schimpfte er: „Typisch. Da haben wir es: ein reines Hexengeschäft. Erst züchten die Weiber die Viecher und flugs bekommt man …“
Die Angst vor Hühnern (Alektorophobie), vor Fröschen (Burono-, oder Ranidaphobie) und die Angst vor Insekten, wieder als Sammelbegriff (Entomophobie, bzw. Insectophobie) kann in speziellen Fachwerken nachgelesen werden.
„Na endlich. Jetzt kommen wir der Sache näher. Aber Fachwerke muss man auch erst einmal verstehen. Ich habe das dröge Thema in pädagogisch wertvolle Fantasy verpackt. Dann wird es auch gelesen!“
Bei den Kleinsten bereits schon einmal vorgekommen ist die Spinnen- bzw. Arachnophobie oder gar diese Ängste vor Ameisen, Mäusen, Motten oder Läusen bis hin zu den Würmern.
„Spinnen! Zu banal. Die Kleinsten, die Kleinsten im Kindergarten … die können nicht lesen! Warum sollte ich mir die Mühe machen, mit diesem Thema meine Sammlung zu vervollständigen? Reine Zeitverschwendung.“
Was geht mit all diesen Phobien einher. Es sind doch letztendlich nur die Symptome, die uns das Leben erschweren. Je nach Schweregrad der Angststörung kommt es zu Schwitzattacken, Schwindelgefühlen, Herzklopfen, Herzrasen, Atemnot, Ohnmacht. Teilweise zeigt sich sogar eine maßlose Übertreibung unserer zwanghaften Phobiebekämpfung, die mit Todesangst enden kann.
Atlas van Raien schnaufte. Stirn und Kinn waren feucht. Druckerschwärze zeichnete das Wetter und einen Comic in den Innenflächen seiner Hände ab. Er rieb sie nacheinander an der eng anliegenden Jeans sauber. Der Artikel hatte ihn geforderte. Krampfhaft hielt er die Zeitung fest.
Lieber Leser, liebe Leserin, Sie merken schon, wir sind unzähligen Phobien ausgesetzt. Hier noch einmal meine Frage:
Wer kennt sie nicht? Phobien. Die allgemeinen und doch unheimlichen Phobien.
Es kann nur eine Antwort geben: niemand. Niemand darf sich davon freisprechen, denn JEDER von uns kennt mindestens eine.
Viele machen wir uns selbst. Doch einige sind uns auch leider vorherbestimmt. Wir müssen das unterscheiden. Wir müssen jede einzelne ernst nehmen und an ihr, an uns arbeiten. Manchmal brauchen wir professionelle Hilfe dazu. Lieber Leser, liebe Leserin, es liegt einzig und allein an Ihnen. Machen Sie etwas daraus! (Text von Valeia Memoria, Sozialpsychologin und Wahrsagerin) Zur Kontaktaufnahme wenden Sie sich bitte an die Redaktion.
„Da kommt eine selbsternannte Journalistin aus einer ganz anderen Branche daher und bringt so einen bedeutenden Artikel. Und dann direkt auf der ersten Seite, die ich aufschlage. Womöglich geht sie noch ins Fernsehen damit. Das ist ein Fachgebiet! Kein Hokuspokus, meine Dame. Ein Fachgebiet. MEIN Fachgebiet! Wie viele dieser Phobien habe ich schon in Buchbänden abgehandelt?! Alles alte Kamellen! Und jetzt der Artikel hier: stumpf, farblos. Von einer Faseltante. Wahrsagerin. Wer liest denn so etwas? Womöglich nur Analphabeten. Aber hallo!“
Hochrot lehnte sich Atlas van Raien zurück und faltete den Artikel auf die Hälfte, auf ein Viertel, ein Achtel, kleiner und kleiner.
„Aber hallo!“, wiederholte er entrüstet.
„Hallo? Ach ja, hallo!“, antwortete ihm irgendjemand.
Atlas stellte fest, einen weiteren Gast nicht bemerkt zu haben. Er war wohl zwischenzeitlich eingetreten und brach jetzt das Gespräch mit der molligen Frau ab. Der Mann winkte.
„Woher kenne ich den? Den kenne ich.“ Der Mann flitzte auf ihn zu. Sein rosafarbenes Nadelstreifenhemd steckte ordentlich in der Bundfaltenhose. Die obersten drei Knöpfe hingegen hatte dieser Knirps vergessen zuzuknöpfen. Seine Panzerkette funkelte golden.
„Herr van Raien? Atlas van Raien?“
„Ja!? Wer will das wissen?“
„Erkennen Sie mich nicht?“
„Sollte ich?“
„Die Buchmesse. Vor Monaten. Unsere Wette?!“ Mit typisch italienischer Geste forderte er Atlas` Antwort.
„Waren Sie einer von uns?“ Atlas stutzte. „Soll ich mir jedes Gesicht merken?“ Ein künstliches Lächeln zuckte über Raiens Wangenknochen und fror ein.
„Wenn ich mich noch einmal vorstellen darf: Paolo, Autor in spe …“
„Setzen Sie sich! Endlich mal ein kompetenter Geist in dieser Gesellschaft.“
Gereizt drückte er den gefalteten Zeitungsartikel zwischen seinen Fingern zusammen, als würde er ein Insekt zerquetschen. Dann steckte er ihn in seine Jackentasche. Atlas` Blick streifte die vollschlanke Persönlichkeit, die sich fast an einem Stück Moccacreme verschluckte, und schwenkte zur Theke. Die Bedienung räumte das Wasserglas weg und wischte nach. Zu van Raiens Erleichterung war der Mann mit Hut gegangen. Abrupt fixierte er die dunklen Augen seines Gegenübers.
„Woran arbeiten Sie? Sind Sie schon weit gekommen? Sie wollen nichts verraten. Richtig? Aber etwas bestellen, oder?“ Ohne die Antworten abzuwarten, schnippte Atlas wieder so lange, bis das Mädchen kam. Ihn ignorierend sprach sie stattdessen: „Hallo Herr …“
„Hallo Angelina!“, frohlockte dieser.