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Dem Terrorkommando ROTE KOLONNE (auch Tupamaros genannt) gehört auch Inge Kathrin Schwerdtfeger an. Die Tupamara erschießt im fanatischen Kampf gegen den US-Imperialismus auf dem Vorplatz des Tanzlokals WHY NOT die beiden amerikanischen Soldaten William Harper und Frank Summerfield. Harpers Sohn Steven ist zu diesem Zeitpunkt vierzehn Jahre alt. Der gewaltsame Tod des Vaters trifft ihn schwer und beeinträchtigt sein ganzes weiteres Leben. Als die Schwerdtfeger nach zwanzigjähriger Haft vorzeitig entlassen wird und der Presse gegenüber bekundet, sie könne ihre Tat nicht bereuen, ist es für den mittlerweile 35-jährigen Amerikaner so, als brächte sie seinen Vater ein zweites Mal um. Das will er nicht hinnehmen. Er reist nach Deutschland und heftet sich an die Fersen der Ex-Terroristin…
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Seitenzahl: 315
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Jahrgang 1928, auf Sylt geboren, wuchs in Lübeck auf. Die Wehrmacht holte ihn von der Schulbank. Zurück aus der Kriegsgefangenschaft, studierte er und wurde Lehrer, viele Jahre davon an deutschen Auslandsschulen in Chile und Mexiko. Hier entdeckte er das Schreiben für sich.
1969 erschien sein erster Roman: MINOU. Dreißig Romane und einige Erzählungen folgten. Die Kritik bescheinigte seinem Werk die glückliche Mischung aus Engagement, Glaubwürdigkeit, Spannung und virtuosem Umgang mit der Sprache. Die Leser belohnten ihn mit hohen Auflagen.
Immer stehen im Mittelpunkt seiner Romane menschliche Schicksale, Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Hinrich Matthiesen starb im Juli 2009 auf Sylt, wo er sich Mitte der 1970er Jahre als freier Schriftsteller niedergelassen hatte.
»Zum literarischen Markenzeichen wurde der Name Matthiesen nicht zuletzt durch die Kunst, in eine pralle Handlung Aussagen zu verweben, die außer dem aktuellen stets auch einen davon unabhängigen Bezug haben. Gedankliche Strenge, sprachliche Disziplin und ein offensichtlich unauslotbarer verbaler Fundus lassen Matthiesen zu einem Kompositeur in Prosa werden.«
Deutsche Tagespost
»Matthiesen ist zu beneiden um seine Fähigkeiten: Kompositionstalent, menschliche Einfühlung, scharfe Beobachtungsgabe – und vor allem um seinen Stil«
Deutsche Welle
»Matthiesen ist für seine genauen Recherchen bekannt. Seine Bücher weichen nicht einfach in exotische Abenteuer aus, sondern befassen sich immer wieder mit deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Unterhaltsam sind sie allemal.«
FAZ-Magazin
Werkausgabe Romane Band 31
Herausgegeben von Svendine von Loessl
Dem Terrorkommando ROTE KOLONNE (auch Tupamaros genannt) gehört auch Inge Kathrin Schwerdtfeger an. Die Tupamara erschießt im fanatischen Kampf gegen den US-Imperialismus auf dem Vorplatz des Tanzlokals WHY NOT die beiden amerikanischen Soldaten William Harper und Frank Summerfield. Harpers Sohn Steven ist zu diesem Zeitpunkt vierzehn Jahre alt. Der gewaltsame Tod des Vaters trifft ihn schwer und beeinträchtigt sein ganzes weiteres Leben.
Titelverzeichnis der Werkausgabe in 31 Bänden am Ende des Buches
Hinrich Matthiesen
Auch du wirst weinen,
Tupamara
Roman
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Werkausgabe Romane
Herausgegeben von Svendine von Loessl
Band 31
Sie war jung und schön und entschlossen und besuchte den »Ball der einsamen Herzen«, nicht um zu tanzen, sondern um zu töten.
Und so kam es dazu, dass der vierzehnjährige Steven Harper seinen Vater verlor. Dieses Ereignis sollte sein Leben für immer überschatten.
Wäre er damals nicht vierzehn, sondern vier Jahre alt gewesen, hätte er vermutlich am ersten Tag geweint, allein schon deshalb, weil er seine Mutter weinen sah wie nie zuvor, aber schon am nächsten Tag wieder draußen herumgetollt mit Bob oder Henry oder gar mit Mike, dessen ungebändigtes Temperament immer für besonders wilde Spiele gut gewesen war.
Als Vierundzwanzigjährigen hätte die Todesnachricht ihn ohne Zweifel mit Trauer erfüllt, aber er wäre nicht aus dem Lot geraten, und die trotz ihrer Abnutzung immer wieder dienliche Devise, das Leben gehe weiter, hätte auch ihn schon bald in heilende Betriebsamkeit zurückgeholt. Er hätte seinen Job gemacht und auch wohl nichts dabei gefunden, sich an einem der nächsten Wochenenden mit einer Margret zu treffen oder mit einer Lucy oder wie sie auch heißen mochte.
Vier oder vierundzwanzig, der Tod des Vaters hätte ihn auf die eine oder die andere Weise gefestigt gefunden, aber mit vierzehn? Mögen andere in diesem Alter gefeit sein gegen einen solchen Schlag, vielleicht, weil ihre Lebensumstände sie früh gefordert hatten oder der Vater ihnen aus wer weiß welchen Gründen nicht wirklich nahestand, auf Steven Harper traf das nicht zu. Für ihn bedeutete Vierzehn ein ganz verfluchtes Alter. Zum einen wohnte er nicht mehr in der Kindheit, wo er eine Art Welpenschutz genossen hätte, zum anderen war er aber auch noch nicht etabliert in der Erwachsenenwelt, die ihm mit ihrem Bestand an Erfahrungen Halt und Hort gewährt hätte, sondern hauste genau dort, wo das Nichtmehr und das Nochnicht den Unfertigen in bedrohlicher Schwebe hielten und jeder nur halbwegs heftige Wind ihn umblasen konnte.
Prompt geriet er denn auch in einige Wirbel, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichten. Er war jetzt Mitte Dreißig, und immer noch gab es Gelegenheiten, bei denen er um den so früh Verstorbenen weinte, bitterlich weinte.
Wahrscheinlich wäre William Harpers Sterben dem Vierzehnjährigen weniger rigoros in die Seele und in den Leib gefahren, wenn es sich angekündigt, wenn es Vorboten geschickt hätte, zum Beispiel beunruhigende Werte im Gewebe oder im Blut, lesbare Zeichen, die den Angehörigen den einen oder anderen Schwachpunkt im Befinden des Zweiundvierzigjährigen signalisiert hätten. Doch da hatte es keinerlei Meldungen gegeben. Ja, es war stets nur die Rede gewesen von einer geradezu unverschämten Physis. Und da die Ärzte sich nicht geirrt hatten, er dennoch im besten Mannesalter verstorben war, musste der Tod einen anderen als den üblichen Weg gegangen sein.
William Harper hatte zu den in Deutschland stationierten amerikanischen Truppen gehört. Die kleine Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Sohn Steven, hatte, wie viele andere nach Kaiserslautern beorderte Soldaten und ihre Angehörigen, in einer ehemals deutschen, nach dem Krieg von den Besatzern belegten Kaserne ein paar Zimmer zugewiesen bekommen. Dort, in dieser für zivile Nutzung umgebauten Wohnung, hielten sich am 5. September vor zwanzig Jahren Williams Frau Mabel und ihr Junge auf, als spätabends ein Telefonanruf von der Standortverwaltung kam und ein
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