Auch Vampire brauchen Liebe - Heike Möller - E-Book

Auch Vampire brauchen Liebe E-Book

Heike Möller

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Beschreibung

Graf Adolar Cerný ist ein über 1000 Jahre alter Vampir, der zusammen mit seinem Nachfahren Jannik auf seiner Burg in der Nähe des tschechischen Ostrava lebt. Beide führen ein nach außen hin normales Leben und leiten eine Firma und Blutbank in Prag. Als Adolar eines Tages in seiner Bibliothek ein bestimmtes Buch sucht, stellt er fest, dass er diese nie geordnet hat. Also stellt er befristet eine junge deutsche Archivarin ein, Nicole Sanders. Als sie auf die Burg kommt wird sie herzlichst von allen Bewohnern, allen voran Köchin Magda, aufgenommen. Nur Adolar ist anfangs noch distanziert. Da der Graf in der Woche in Prag ist, hat er nur an den Wochenenden Zeit, sich näher mit der Deutschen zu befassen. Schließlich gehen die beiden - auf Betreiben Magdas - gemeinsam zur Feier zur Walpurgisnacht, welche in dem nahe gelegenen Dorf sehr beliebt ist und jedes Jahr gefeiert wird. Beide merken, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen, aber Adolar entdeckt an Nicoles Hals eine ringförmige Narbe, die sie sonst mit einem Halstuch verdeckt. Die Narbe deutet auf ein frühes Trauma in dem Leben der jungen Frau hin. Daraufhin beschließt Adolar die Sache langsam anzugehen. Nicoles Chef in Deutschland hat ihre Abwesenheit genutzt, um sie zu ersetzen und Adolar stellt sie deswegen fest als Bibliothekarin ein. Bevor Nicole zurück nach Deutschland fährt, um ihre persönlichen Sachen zu regeln, kommen sie und Adolar sich endlich näher. Wochen später, als Adolar von einer Geschäftsreise und Nicole aus Deutschland zurück ist, gerät sie in eine gefährliche Situation, als sie mit ihrem Hund im nahe gelegen Wald der Burg joggt. Adolar ist zur Stelle und kann nur mit Mühe verbergen, was er wirklich ist. Aber dieses Erlebnis macht ihm deutlich, dass er schon längst in die junge Deutsche verliebt ist. So dauert es auch nicht lange und die beiden haben ein heißes erstes Mal in einem Auto mitten auf einem abgelegenen Waldweg.

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Heike Möller

Auch Vampire brauchen Liebe

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Kapitel 1: „Wo ist das verdammte Buch?“

Kapitel 2: „Was habe ich mir dabei gedacht, Muckel?“

Kapitel 3: Was für ein Empfang!

Kapitel 4: „Mojo? Oh je!“

Kapitel 5: Erste Eindrücke

Kapitel 6: Dornröschen wohnt hier nicht zufällig?

Kapitel 7: Walpurgisnacht

Kapitel 8: Katerstimmung

Kapitel 9: Überraschung!

Kapitel 10: Prag

Kapitel 11: Offenbarungen

Kapitel 12: Erdbeerzeit!

Kapitel 13: „Ich weiß nicht, ob es Liebe ist, Mama.“

Kapitel 14: Der Bär ist los

Kapitel 15: „Halt mich einfach nur fest!“

Kapitel 16: „Jetzt und hier!“

Kapitel 17: Sommerfest

Kapitel 18: Déjà vu

Kapitel 19: Kriegsrat

Kapitel 20: Der Morgen danach

Kapitel 21: „Wisch´ dir den Mund ab!“

Kapitel 22: Erklärungsversuche

Kapitel 23: Die ganze Geschichte

Kapitel 24: Lass´ mich teilhaben, an dem was du fühlst!

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Er jagte!

Er roch den Angstschweiß der Frau, die vor ihm wegrannte.

Er roch das Blut, das aus kleinen Wunden an ihren Füßen austrat und ihm den Weg wies. Eigentlich hätte er sich Zeit lassen können, denn die Frau steuerte genau auf das Ende des dichten Unterholzes in dem Wäldchen zu. Dahinter befand sich lediglich ein schroffer Fels, von dem es fast vertikal in die Schlucht hinunterging. Besorgt runzelte er die Stirn und fletschte seine Zähne.

>Sie wird doch nicht so dumm sein und von dem Fels springen!

Jetzt war er nah genug an sie sie herangekommen, um ihre hektischen und panischen Atmer zu hören, gemischt mit kleinen Lauten tödlicher Angst. Der Jäger lief nochmals schneller und dann sah er sie vor sich.

Das dunkle Haar wehte offen und nass vor Schweiß um ihre Schultern, das weiße Kleid war zerrissen und bedeckte die Blöße der Frau nur spärlich. Sie fiel wieder hin, rappelte sich erneut auf und rannte weiter. Angstvolles Schluchzen war aus der Kehle zu hören.

Der Jäger hörte einen kurzen Aufschrei.

Die Frau hatte das dichte Unterholz und das Wäldchen hinter sich gelassen und befand sich nun am Rande des Felsens. Gerade rechtzeitig war sie zum Stehen gekommen.

>Ich muss unbedingt einen Sicherheitszaun bauen lassen!

„Bleib mir vom Leibe!“ Die Stimme der Frau überschlug sich hysterisch und sie hob abwehrend die Hand. Als ob das etwas nützen würde!

„Lass mich dir doch erklären ….“

Weiter kam der Jäger nicht, denn die Frau trat einen Schritt zurück. Der Fuß traf das Nichts hinter dem Fels und die Frau geriet ins Straucheln. Sie drohte in die Schlucht zu fallen. Mit einem einzigen Sprung war er bei ihr und packte ihr Handgelenk, zog sie an sich, presste sie an seine Brust. Sie wehrte sich, trat nach ihm, schlug mit der freien Hand nach ihm und blickte schließlich in sein Gesicht.

„Alles wird gut!“, sagte er sanft und strich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht. Das Gesicht hatte keine Konturen, war eine einzige weiße Fläche. Nur die Augen leuchteten ihm entgegen.

Lapislazuli-blau!

Kapitel 1: „Wo ist das verdammte Buch?“

Schwer keuchend erwachte Adolar Cerný aus diesem Traum.

>Nicht schon wieder!< Er fuhr sich mit der Hand über sein schweißnasses Gesicht, starrte dann verwundert auf die nasse Hand. Er setzte sich in seinem großen Bett hin und zog die Knie an. Erschöpft ließ er seinen Kopf auf die Knie sinken und umfasste seine Beine.

>Du musst wieder zur Ruhe kommen, Addi. Ganz ruhig!< Als ob diese Selbstsuggestion in letzter Zeit geholfen hätte!

Seit drei Wochen hatte er Nacht für Nacht denselben Traum. Er endete jedes Mal mit den Augen in Lapislazuli-blau. Aber das war nicht das Schlimmste. Neuerdings spürte Adolar regelrecht den Körper der Frau in seinen Armen, ihre Wärme, ihre Weichheit.

Und er begehrte sie!

„Sigmund, wenn du noch leben würdest, würde ich dich jetzt brauchen, mein Freund.“ Seufzend ließ er sich auf das Bett zurückfallen.

Es war kurz vor zwei Uhr morgens. Adolar musste nicht auf einen Wecker sehen, um das in Erfahrung zu bringen. Seit Jahrhunderten hatte er einen inneren Wecker, der ihn nie im Stich ließ. Nur zur Bestätigung schweifte sein Blick zu dem Wecker auf seinem Nachttisch. Innerlich aufgewühlt trommelte er mit den Fingerspitzen auf seiner Decke aus Seide. Aber er fühlte den Stoff nicht.

„Was soll’s?“, murmelte Adolar, schlug die dünne Decke zurück und schwang sich aus dem Bett. Ohne Licht anzuschalten ging er in das Ankleidezimmer, nahm sich eine schwarze Hose und einen schwarzen, eng anliegenden Pullover und zog beides an. Kurz überlegte er, ob er Schuhe anziehen sollte, entschied sich dann aber dagegen.

Seine Beute würde ihn deutlich weniger hören, wenn er barfuß unterwegs war.

Kurz zögerte Adolar noch, dann öffnete er eines der drei Fenster in seinem luxuriösen Schlafzimmer in dem Ostflügel seiner Burg. Tief atmete er die frische und würzige Nachtluft ein.

Ein schwacher Geruch von äsendem Dammwild wehte zu ihm herüber und er knurrte hungrig. Ein letztes Zögern, dann kletterte er aus dem Fenster und ließ sich kopfüber wie eine Eidechse an der Burgmauer hinab. Eine Fähigkeit, die etwa nur ein knappes Dutzend seiner Art beherrschte. Im Innenhof verharrte Adolar kurz und lauschte, schnupperte. Alles war in Ordnung. Sein Personal schlief tief und fest und hatte keine Ahnung, was es mit dem Burgherren auf sich hatte.

Adolar grinste. Es war auch besser so. In diesem Teil der Welt wurden die Mythen noch ausgelebt. Und unter Umständen auch bekämpft!

Adolar setzte zum Sprung an und landete geschmeidig auf der Burgmauer. Kurz vergewisserte er sich, dass niemand außerhalb seines Domizils herum streunte und sprang dann hinab, rannte im Jagdtempo in den Wald. Dem Geruch des Dammwildes folgend.

Adolar blieb gelegentlich stehen und überprüfte die Luft nach möglichen Zeugen. Oder Feinden.

Er hatte kein Verlangen auf eine Begegnung mit Wölfen, die einen instinktiven Hass auf Vampire hatten. Ihm selbst waren diese Tiere herzlichst egal. Er ließ sie in Ruhe, sofern sie ihn Ruhe ließen. Aber ein Kreuzen des Jagdreviers konnte zu Kämpfen führen.

Und nicht immer ging ein Vampir als Sieger hervor. Vor allem dann nicht, wenn die Wölfe tatsächlich im Rudel agierten. Vor anderthalb Jahren hatte er selbst die Bekanntschaft mit Wolfszähnen an seinem Hals gemacht, sein Leben wäre nach tausend Jahren beinahe zu Ende gewesen.

Menschen stellten ein anderes Problem dar. Adolar beschränkte sich weitestgehend bei seiner Nahrungsaufnahme auf Blutkonserven oder frisches Tierblut. Selten nährte er sich von frischem Menschenblut. Es war ihm lästig geworden, die Gemüter seiner ´Spender` zu beruhigen und deren Geist zu kontrollieren, deren Erinnerung zu löschen.

Adolar konzentrierte sich wieder auf die Dammwildherde. Er prüfte den Wind und näherte sich den Tieren gegen die Windrichtung. Seine ansonsten grauen Augen waren jetzt eine einzige schwarze Masse. Selbst das Weiß war verschwunden. Er nahm durch das Gebüsch und das Unterholz die warmen Körper der Tiere wahr, hörte und sah ihren Herzschlag. Ein großer Hirsch mit seinem Harem, einigen Jungtieren und Kälbern.

Ein Jungtier fiel Adolar auf. Es hinkte. Adolar konzentrierte sich auf den jungen Bock. >Der linke Hinterlauf ist gebrochen. Wahrscheinlich würdest du morgen sowieso Beute von Wölfen werden!<

Adolar sicherte nochmals seine Umgebung. Kein Wolf, kein Mensch waren in der Nähe. Er unterdrückte das aufgeregte Knurren und ließ seine oberen Eckzähne und die zweiten Schneidezähne ausfahren. Bei Menschen würden die Eckzähne genügen, um die Halsschlagader zu öffnen und sich zu nähren, aber bei größeren Säugetieren ging er auf Nummer Sicher. Ein letzter prüfender Blick, ob der Weg zu dem verletzten Jungbock frei war, dann sprintete Adolar los.

Die Herde bemerkte ihren tödlichen Feind erst, als der Räuber sich den Jungbock gegriffen hatte und ihm zielsicher in die Kehle biss. Panisch stoben die Tiere auseinander, der prachtvolle Hirsch zuerst, dicht gefolgt von seinen Frauen mit den Kälbern.

Adolar achtete gar nicht mehr auf die übrigen Tiere. Er hielt den Bock fest umklammert und zerfetzte ihm seine Hauptschlagader mit seinem scharfen Gebiss. In Todesangst versuchte sich der Jungbock zu befreien, zappelte, trat um sich.

Aber Adolar war erfahren genug. Und er war stärker als zehn Männer durchschnittlicher Stärke. Das warme Blut aus dem Tier erhöhte zusätzlich seinen Adrenalinspiegel, was wiederum seine Kraft ins Unermessliche steigerte. Der Jungbock hatte gute Weideflächen gehabt, dass erkannte Adolar am Geschmack des Blutes. Viele Kräuter und gesunde Wiesen, aber auch Tanne und Tannenzapfen waren auf seinem Speiseplan. Langsam rann der Lebenssaft durch seine Speiseröhre, passierte den natürlichen Schließmuskel, der seinen normalen Magen vor der Zufuhr des für das Organ ungenießbaren Lebensmittel bewahrte. Das Blut floss in die Abzweigung zu dem kleineren Magen, der die Flüssigkeit aufnahm und einlagerte wie in einem Depot.

Der Jungbock bewegte sich bald nicht mehr. Adolar nahm noch ein paar kräftige Züge und löste sich dann langsam von dem weichen Fell. Schwer atmend ließ er seine Sinne die Umgebung abtasten. Nichts hatte sich verändert, immer noch keine Wölfe oder Menschen in Hör- oder Geruchsweite.

Er leckte sich die Lippen ab und ließ dabei seine Zähne wieder einfahren. Rasch wischte er sich das Blut aus dem Gesicht, schulterte den Kadaver und ging tiefer in den Wald, auf die Schlucht zu, die in den letzten Wochen eine Rolle in seinen Träumen gespielt hatte. Als er das dichte Unterholz verließ und am Rande des Felsens stand genoss er den Ausblick. Seine Augen waren äußerlich wieder menschlich und grau, konnten jedoch die Schatten der Nacht unterscheiden und Farben und Spektren erkennen. Das Sternenmeer war einem Kaleidoskop gleich bunt und schillernd, die Luftströme glitten in den verschiedenen Höhenlagen aneinander vorbei und verwoben sich miteinander. Die Insekten der Nacht vollführten wahre Tänze des Lebens.

Seufzend entledigte sich Adolar des Kadavers, indem er ihn einfach in die Schlucht warf.

„Ich danke dir, mein Freund, dass du mich genährt hast“, murmelte er einem Gebet gleich, drehte sich um und lief schnell in die Burg zurück. Adolar nahm denselben Weg in sein Zimmer zurück, den er beim Verlassen gewählt hatte. Leise schloss er sein großes Fenster und ging in sein Badezimmer.

Die Bodenfliesen aus rötlichem Rosso-Verona-Marmor mir grünem Verde-Alpi gemischt vermittelten seinem Betrachter nicht nur Luxus, sondern auch Geschmack. Die Badewannenumkleidung der XXL-Badewanne war aus Granit, einen Ton heller als der Rosso-Verona. Die Dusche war ebenfalls geräumig und der Einstieg ebenerdig.

Adolar Cerný hatte beim Umbau seines Badezimmers darauf bestanden, den Boden und die Duschkabine mit rutschfesten Fliesen zu versehen. Er hasste es, wenn er auf Fliesen mit nassen Füssen ins Rutschen kam, auch wenn es für ihn keine Gefahr bedeutete.

Angezogen stellte er sich in die Dusche und stellte das Wasser an. Das Wasser kam erst kalt aus dem Hahn, aber das machte ihm nicht viel aus. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Temperaturen zwischen Minus 20° und Plus 50° Celsius war nicht vorhanden.

Er nahm das Stück Kernseife, das er immer in der Seifenablage der Dusche zu liegen hatte und versuchte, die größten Spuren seiner nächtlichen Jagd aus der Kleidung zu entfernen, bevor er sich dann doch auszog und die schwarze Kleidung in eine Ecke der Duschkabine warf. Inzwischen war das Wasser warm geworden. Mit geschlossenen Augen ließ Adolar die wärmenden Strahlen auf seine muskulösen Schultern prasseln. Er fühlte sich verspannt, beinahe unbe­friedigt.

„Verdammt!“, zischte er. Nach einigen Minuten war er von sämtlichen Blutspuren befreit, schloss den Wasserhahn und ging aus der Dusche heraus. Mit schnellen Bewegungen, die ein normales menschliches Auge kaum wahrnehmen konnte, drückte er aus seiner schwarzen Kleidung das Wasser aus und wirbelte sie in der Dusche herum, bis sie lediglich feucht war, aber nicht mehr triefend nass. Dann überprüfte er, ob irgendwo kleine und kleinste Blutspritzer zu sehen waren. Aber er entdeckte nichts und griff zufrieden nach seinem Handtuch.

Innerhalb von zehn Sekunden war er komplett trocken gerubbelt, selbst seine Haare, schwarz, mit einigen grauen Strähnen, waren nur noch feucht.

>Was tut man nicht alles, um unentdeckt zu bleiben<, dachte er und warf die Kleidung und die Handtücher in den Wäschekorb.

Zum zweiten Mal in dieser Nacht ging Adolar in sein Ankleidezimmer. Diesmal wählte er jedoch einen Anzug aus dunkelblauer Seide mit passender Weste, dazu ein weißes Hemd und entsprechende Krawatte. Adolar beschloss früher als sonst nach Prag in sein Büro zu fahren. Jeden Montag fuhr er normalerweise gegen sechs Uhr los und am Freitagabend kam er wieder zurück auf seine Burg.

So ging das schon seit mehreren Jahren. Nur heute würde er schon früher losfahren. Er würde jetzt keinen Schlaf mehr finden, das wusste er.

Prüfend blickte er sein Spiegelbild an, korrigierte den Sitz der Krawatte. Am kleinen Finger der linken Hand blitzte der schwere Siegelring mit dem Familienwappen auf. Ein Adler, der in den Klauen eine sich windende Schlange hielt, drapiert auf einem einfachen Schild. Am Rand eingraviert der Schriftzug „hrady-hrabé-cerný-milost-bozi“, was soviel bedeutete wie „Burg-Graf-Cerný-Gnade-Gottes“. Seit nunmehr eintausend Jahren trug er diesen Ring, mit einigen kleinen Unterbrechungen.

Adolar nahm seine Aktentasche, verließ sein Schlafzimmer und ging hinunter in sein Arbeitszimmer. Als er den Korridor betrat, wurde ein Bewegungssensor aktiviert und gedämmtes Licht ging an. Adolar brauchte eigentlich kein Licht, aber er hatte keine Lust den übrigen Bewohnern der Burg zu erklären, warum er auch in beinahe absoluter Dunkelheit sehen konnte.

In seinem Arbeitszimmer schaltete Adolar den Computer ein. Während der PC hoch fuhr, sortierte Adolar einige Akten und Briefe.

>Jan muss ein paar Akten aufarbeiten, wenn er wieder zu Hause ist<, dachte er und fügte zwei Akten dem Stapel auf der linken Seite des Schreibtisches zu. Den Rest packte er in seine Aktentasche, überprüfte noch seine Schreibgeräte und den Kalender - Adolar hielt nichts von elektronischen Kalendern, weswegen er einen normalen DIN A5 großen Kalender mit sich führte - und ordnete auch diese nützlichen Dinge in seine Aktentasche ein.

Adolar hörte seinen Majordomus kommen. Leise klopfte es an der Zimmertür. „Kommen Sie rein, Domek.“

Die Tür ging auf und ein Mann Mitte fünfzig betrat den Raum. Er war in einem Morgenrock gekleidet und strahlte trotzdem etwas Würdevolles aus. >Jeder englische Butler könnte sich eine Scheibe von deiner Haltung abschneiden, alter Freund<, dachte Adolar.

„Verzeihung, Herr Graf. Ich hatte nicht erwartet, Sie so früh anzutreffen. Brechen Sie früher nach Prag auf als sonst?“

„Ja, Domek. Ich konnte nicht mehr schlafen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir noch einen Kaffee zu kochen bevor ich losfahre?“

„Natürlich nicht, Herr Graf. Ich werde den Kaffee sofort zubereiten und ihn servieren. Möchten Sie auch etwas frühstücken, Herr Graf?“

Kurz dachte Adolar an den Rehbock. „Nein, danke. Ich habe keinen Hunger. Ich werde vielleicht später in Prag etwas essen.“

Mit einer leichten Verbeugung verließ der Angestellte das Arbeitszimmer.

Adolars Blick fiel auf eine Zeichnung, die er ein paar Tage zuvor angefertigt hatte. Es waren lediglich Augen, aber es waren die Augen aus seinem Traum. Die Zeichnung war mit Bleistift skizziert, aber Adolar hatte das Gefühl, in einem See aus Lapislazuli zu blicken.

Verärgert knüllte er dass Papier zusammen, und warf es in eine Ecke. Nachdem er sein Passwort in dem PC eingegeben hatte erschien sein Familienwappen als Hintergrund. Leer blickte er auf den Bildschirm, stand nach einigen Minuten auf und hob das unschuldige Stück Papier wieder auf. Vorsichtig faltete er es auseinander, strich es sanft glatt und betrachtete die Augen. Er wünschte sich, zu den Augen würde ein Gesicht erscheinen, aber das war eher unwahrscheinlich.

>Einige Vampire haben manchmal Visionen, Adolar<, hatte ihm sein Mentor einst gesagt. Das war etwa 980 Jahre her.

>Visionen, die zu Träume werden. Träume, die zu Visionen werden. Und beide können dir eine Richtung weisen oder dich komplett in die Irre führen. Einige unserer Art haben ihre Träume und Visionen niedergeschrieben.<

Adolar stand schlagartig auf. „Natürlich!“

Mit langen Schritten ging er an dem verdutzt blickenden Domek vorbei, der Adolar gerade den Kaffee auf einem kleinen silbernen Tablett bringen wollte. Graf Cerný ging in die Bibliothek und machte das Licht an.

>Wie lange war ich eigentlich nicht mehr hier drin?<, fragte er sich selbst, als ihm bewusst wurde, wie groß dieser Raum war.

„Herr Graf?“ Domek´s Stimme klang ein wenig besorgt. Sein Arbeitgeber hatte sich in den zehn Jahren, die er bei ihm weilte, noch nie so aufgeführt.

„Domek, wie viele Bücher werden das hier sein?“

Verblüfft über die Frage sah sich der Majordomus blinzelnd um. „Ich, ähm … ich kann nur vage schätzen, Herr Graf!“

Adolar nickte. Der Raum hatte eine Höhe von beinahe vier Meter und eine Fläche von achtzig Quadratmeter. Regale türmten sich nicht nur an den Wänden bis zur Decke hinauf, sondern standen auch Rücken an Rücken mitten im Raum.

Und alle waren sie prall gefüllt, mit Werken aus den verschiedensten Epochen.

„Es sind über zehntausend Bücher, Domek. Über zehntausend.“

Adolar zog sein Jackett aus und legte es über den Sessel, der an einem der Fenster stand. Dann schnappte er sich die Rollleiter und schob sie an das Regal, wo die ältesten Schriften standen und lagen.

Er erinnerte sich, dass sein Mentor ihm einst seine niedergeschriebenen Träume und Visionen gegeben hatte. Nur wann? War das, als Adolar bereit war als mündiger Vampir seinen eigenen Weg zu gehen?

Oder war es, als sein Mentor starb und Adolar dessen Vermächtnis zugeschickt bekommen hatte? Und wie sah das Buch aus? Adolar hatte es vergessen. Wie so manches in seiner Existenz hatte er Dinge, die er für unwichtig hielt, einfach weg geblendet.

Der Graf kletterte die Rollleiter empor und blickte die Buchreihen ab, versuchte zu erkennen, ob ihm irgendetwas bekannt vorkam. Dabei fiel ihm auf, dass viele Werke vermutlich durch die Zeit unrettbar verloren waren.

„Wo ist das verdammte Buch?“, knurrte er missgelaunt.

„Herr Graf, vielleicht kann ich ja das Buch während ihrer Abwesenheit suchen. Sagen Sie mir den Titel oder den Autoren und ich ….“

„Nein, Domek. Schon gut. Es ist ein sehr altes Buch. Ich habe neulich einen Hinweis auf dieses Buch erhalten und das es seit Generationen im Familienbesitz ist. Aber weil niemals die Bibliothek archiviert und katalogisiert worden ist kann das Buch sonst wo sein.“

Nachdenklich kletterte Adolar die Rollleiter wieder herunter.

„Soll ich der Dienerschaft auftragen, damit zu beginnen?“

Adolar lächelte seinen Majordomus freundlich an. „Danke, Domek. Aber das ist eine Aufgabe für jemanden, der sich nur mit Bücher und Archive beschäftigt. Ich werde Wohl oder Übel jemanden damit beauftragen müssen.“ Adolar nahm seine Jacke vom Sessel und klopfte vorsichtig den Staub aus.

„Herr Graf, ein einzelner Mensch wird vermutlich Jahre dafür brauchen.“ Domek zog bei der Vorstellung die Stirn kraus.

Adolar nickte. „Wahrscheinlich. Aber es muss sein, bevor Schriften und Bücher in diesem Raum vollends zerstört werden.“ Er nahm in der Drehung die Kaffeetasse von dem Tablett, dass Domek immer noch in der Hand hielt. Dann ging er wieder in Richtung Arbeitszimmer.

„Legen Sie sich noch ein wenig hin, Domek. Ich brauche Sie nicht mehr. Und vielen Dank für den Kaffee.“

„Ja, Herr Graf. Vielen Dank, Herr Graf. Fahren Sie bitte vorsichtig.“

Wieder schenkte Adolar seinem Angestellten ein Lächeln. „Das werde ich.“

Adolar öffnete sein E-Mail Portal und sortierte gleich die Mails aus, die Werbung oder anzügliche Angebote beinhalteten. Einige geschäftliche Anschreiben beantwortete er sofort, andere hob er sich für sein Büro in Prag auf.

Er wollte den Computer gerade ausschalten, als ihm etwas einfiel. „Warum eigentlich nicht“, murmelte er. „Vielleicht kann sie mir ja helfen.

Er klickte auf >New Mail< und auf >To< und wählte dann den Namen der Person aus, die ihm vermutlich helfen konnte.

Einen Moment überlegte Adolar, was er unter >Betreff< eingeben sollte, dann entschied er sich für ein einziges Wort.

>Hilfe<

Kapitel 2: „Was habe ich mir dabei gedacht, Muckel?“

Nicole starrte auf die Mail, die sie aus Tschechien bekommen hatte. >Wann können Sie kommen?< stand da. Und am Ende >Hochachtungsvoll A. Cerný

„Ich habe da einen guten Freund in Tschechien. Adolar Cerný, Graf auf einer Burg, östlich von Ostrava. Jedenfalls hat der Gute ein Problem mit seiner Bibliothek.“

Die katzenhaften grünen Augen von Sondra Wieland leuchteten. Seit etwa einem Jahr war Sondra Dozentin auf der Universität. Ihr Fachgebiet war keltische Geschichte und alte Sprachen Nord- und Mitteleuropas. Nicole arbeitete in der Bücherei der Universität und irgendwann waren die beiden Frauen ins Gespräch gekommen. Schnell hatten sie festgestellt, dass sie sich sympathisch waren. Aus Sympathie wurde Freundschaft und die beiden Frauen verbrachten nicht nur die Mittagspausen zusammen sondern unternahmen auch gelegentlich etwas am Wochenende.

Es war jetzt Mitte Februar und es war ungemütlich in Hamburg. Nicole und Sondra saßen in der Mensa und aßen ihren Salat.

„Du bist mit einem tschechischen Grafen befreundet?“, fragte Nicole amüsiert.

„Ja. Ich habe ihn durch Tom kennen gelernt und Addi hat mir bei einem kleinen Problem geholfen. Jedenfalls braucht er Hilfe in seiner Bibliothek. Seit … Generationen stapeln sich da wohl die Bücher und niemand hat jemals ein Inventar geschrieben oder sie systematisch geordnet. Und jetzt sucht er ein bestimmtes Buch und weiß nicht wo es liegt.“

Nicole schmunzelte. „Von wie vielen Büchern reden wir denn?“

„Etwa zehntausend“, platzte Sondra heraus.

Die Gabel mit der aufgespießten Tomatenscheibe blieb vor Nicoles geöffneten Mund. „Was?“ Ihre Stimme, immer ein wenig rau und heiser, quietschte jetzt.

„Ja. Und da habe ich an dich gedacht.“ Schnell schaufelte Sondra ein großes Blatt von ihrem Endiviensalat in den Mund und versuchte ihre Freundin nicht direkt anzusehen.

Nicoles Gabel fand ihren Weg scheppernd nach unten auf den Tisch. „Ich wiederhole: was?“ Sie hatte ihre normale Stimmlage wieder gefunden, klang aber auch ein wenig verärgert.

„Bibliotheken sind nicht mein Ding. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht in kurzer Zeit finde, was ich suche. Und ein System entwickeln und anwenden, um in so was Ordnung herzustellen … nee, lass mal. Außerdem muss ich mit der Nervensäge nach Irland.“

Sondra Wieland und David Berger, ebenfalls Dozent an der Universität mit Fachgebiet Anthropologie. Nicole musste schmunzeln. Allein die Vorstellung, die beiden Streithähne in einem Flugzeug sitzen zu sehen oder gar in einem Hotelzimmer ließ sie ihre Verärgerung vergessen. Jedes Mal, wenn die beiden aufeinander trafen, flogen die Fetzen und Verbalattacken der gehobenen Art waren die Folge.

„Wenn ich dich und Berger sehe, denke ich immer an eine Kobra und einen Mungo: ein ziemlich ungleicher Tanz. Dabei würdet ihr zwei ein hübsches Paar abgeben!“

Sondra starrte ihre Freundin an. „Bist du irre? Lieber poppe ich Frankensteins Monster als auch nur einen romantischen Gedanken an diesen Idioten zu verschwenden.“ Trotzdem zog eine zarte Röte über Sondras Schläfen.

„Was soll ich jetzt mit deinem Grafen zu schaffen haben?“ Nicole brachte wieder das eigentliche Thema auf den Tisch.

„Könntest du dich nicht für zwei oder drei Monate in seine Burg begeben und ihm bei dem Problem ein wenig helfen?“

Nicole sah Sondra bestürzt an. „Zwei oder drei Monate? Zehntausend Bücher! Bei der Menge braucht man mindestens drei Jahre! Außerdem habe ich hier einen Job, falls du dich erinnerst.“

Sondra nickte. „Ich weiß, das habe ich Addi auch schon gesagt. Er schlug vor, einen Ersatz für dich in der Zeit einzustellen, den er bezahlt. Er übernimmt auch deine Reisekosten und Spesen und gibt dir noch einen satten Bonus. Außerdem kannst du auf der Burg wohnen, hättest also keinen langen Arbeitsweg.“

Nicole zupfte nervös an den Spitzen ihres langen kastanienbraunen Haares. „Du hast dir das schon alles zurechtgelegt?“

„Ja. Verdammt noch mal, dich interessiert das doch. Hier gibst du doch nur Bücher an irgendwelche Studenten heraus und sortierst sie hinterher wieder ein. Bei Adolar hast du die Chance, historische Schriften in den Händen zu halten. Jahrhunderte alte Bücher. Vermutlich sind einige Bücher bei, die seit … vielen hundert Jahren nicht mehr angefasst worden sind. Gib dir einen Ruck, Nic!“

„Und was mache ich mit Pumuckel?“

„Frage Adolar doch, ob du ihn mitnehmen kannst! Er ist wirklich ein netter … Mann, Nic. Weltoffen, verständig, intelligent ….“

„Willst du mich verkuppeln oder was?“

Sondra grinste. „Wäre doch ein netter Nebeneffekt!“

Als sie jedoch Nicoles Blick sah, erlosch ihr Grinsen. „Nic, du kannst doch nicht ewig wie eine Nonne leben.“ Ein erneuter Blick von ihr ließ Sondra resignierend seufzen.

„Du bist auch nicht gerade auf Männerjagd gegangen, nachdem Andreas gestorben ist.“

Das traf Sondra ein wenig, aber Nicole hatte Recht. Sondra hatte sich regelrecht eingeigelt.

„Ich überlege es mir, in Ordnung? Was sagt denn der Dekan dazu?“

„Adolar will mit dem Dekan reden, sobald er weiß, ob du kommst und wann.“

„Das könnte schwierig sein. Der Alte geht so ungern aus seinem laufenden Schema heraus.“

Sondra grinste wieder breit. „Glaube mir, Nic. Adolar Cerný ist ein Meister in der Überre­dungskunst.“

Gestern hatte Nicole sich nun entschlossen, das Angebot anzunehmen. Sondra hatte ihr die E-Mail-Adresse und die Handynummer von Adolar Cerný gegeben. In der ersten Mail hatte Nicole sich dem tschechischen Grafen kurz vorgestellt, ihm mitgeteilt, was Sondra ihr erzählt hatte und ihn gefragt, was ihre Aufgabe denn genau umfassen würde.

Detailliert hatte Adolar Cerný geantwortet und ihr auch beschrieben, wo seine Burg lag. Nachdem Nicole sich die Mail mehrere Male durchgelesen hatte und gleichzeitig die Lage der Burg gegoogelt hatte, bekundete sie echtes Interesse an der Aufgabe, die vor ihr liegen würde.

Dann kam heute die Mail mit der Frage, wann Nicole denn kommen könnte. Es lief ihr heiß und kalt den Rücken runter.

„Was habe ich mir dabei gedacht, Muckel?“, fragte sie ihren Hund, einen roten irischen Wolfshund. Plötzlich hatte sie Angst vor der eigenen Courage. Sicher, sie wollte und brauchte eine Veränderung.

Aber Tschechien?

Gut, sie konnte ganz gut tschechisch und der Graf selbst konnte perfekt deutsch sprechen. Und schlimmstenfalls würde sie nach einigen Tagen wieder nach Hause fahren.

Pumuckel, der Wolfshund, legte seinen schweren Kopf in den Schoß seines Menschen. Er brummte leise und sah sie treuherzig an. „Himmel, ich habe ja gar nichts von dir erzählt!“

>Sehr geehrter Herr Graf, bevor ich eine definitive Zusage gebe, wollte ich fragen, ob ich meinen Hund mitbringen könnte. Falls Sie das nicht wünschen, muss ich mich erst um eine adäquate Unterkunft für Pumuckel bemühen.

Mit freundlichem Gruß, Nicole Sanders<

Nicole drückte auf >Senden< und wartete.

Nervös stand Nicole auf und ging in die Küche, goss den Rest Kaffee aus der Kaffeekanne in ihre Tasse.

Das Telefon klingelte. >Wer ruft mich denn am Sonntagnachmittag an?<

„Sanders!“

„Guten Tag, Frau Sanders. Hier ist Adolar Cerný.“

Nicole war froh, dass sie kein Bildtelefon hatte. Die Kinnlade fiel ihr runter und sie setzte hart die Kaffeetasse ab. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war warm und extrem männlich.

„Ähm.“ Mehr brachte Nicole gerade nicht heraus. Dann räusperte sie sich. „Entschuldigung, Herr Graf. Ich bin nur überrascht. Woher haben Sie denn meine Telefonnummer?“

„Von Sondra. Sie meinte, dass ich vielleicht persönlich mit Ihnen reden möchte und das stimmt.“

>Ein Mann, der die Dinge auf den Punkt bringt. Sehr gut!< Nicole setzte sich hin und Pumuckel trabte sofort wieder heran und legte erneut seinen Kopf auf ihren Schoß.

„Ja, sehr gern, Herr Graf. Was möchten Sie wissen?“

„Zum Einen möchte ich Sie inständig bitten, mich nicht ständig mit meinem Titel anzureden. Das ist mir irgendwie unangenehm. Mein Majordomus und einige Diener auf der Burg machen das und ich bekomme das nicht aus ihnen heraus.“

>Sympathisch!

„In Ordnung, Herr Cerný.“ Sie hörte ein zufriedenes Brummen am anderen Ende der Leitung.

„Sie haben also einen Hund?“

„Ja.“

„Was für eine Rasse, wenn ich fragen darf?“

„Irischer Wolfshund. Pumuckel ist ein absolut friedliches und sanftes Tier. Ich bin regelmäßig in der Hundeschule mit ihm und er gehorcht mir wirklich.“ Nicole ärgerte sich, dass sie mehr gesagt hatte, als sie eigentlich wollte.

„Sagten Sie >Pumuckel<?“

Jetzt musste Nicole grinsen. „Rotes Fell. Als Welpe fast karottenrot. Deshalb der Name.“

Es folgten einige Sekunden des Schweigens. Adolar Cerný schien nachzudenken. Nicole überlegte, ob sie zu viel von ihrem etwaigen zukünftigen Arbeitgeber erwarten würde.

„In Ordnung, Frau Sanders. Bringen Sie Ihren Pumuckel mit. Aber leinen Sie ihn außerhalb der Burg immer an. In den Wäldern hier gibt es Wölfe und vereinzelt Bären. Und Jäger gibt es hier auch. Wann darf ich Sie erwarten?“

>Mann, der hat´s aber eilig!< „Ich denke so in zwei Wochen, wenn es Ihnen Recht ist.“

Wieder ein kurzes Schweigen, sie hörte das Blättern eines Kalender.

„Mir wäre es am Wochenende des 22. März Recht. Am Wochenende davor muss ich an einer Tagung teilnehmen. Und ich würde Ihnen gern persönlich die Bibliothek zeigen und Ihre Meinung hören, wie lange Sie in etwa für eine erste Übersicht benötigen.“

>Drei Wochen also!<

„Ja! Sehr gern. Sondra sagte, dass Sie das mit dem Dekan klären wollen, Herr Cerný?“

„Morgen Vormittag werde ich mit ihm telefonieren. Aber Sie sollten vielleicht auch gleich Morgen mit ihm reden.“

„Selbstverständlich. Ich freue mich schon auf Tschechien, Herr Cerný.“

>Verdammt! Warum hast du das jetzt gesagt?<

„Das ist schön, Frau Sanders. Ach, noch etwas. Kommen Sie mit dem Zug oder mit dem Auto?“

„Ich komme mit meinem Auto. Ich denke, ich werde Freitag früh, den 21. losfahren, dann bin ich, wenn es Ihnen passt, abends da.“

„Ja. Sehr gut. Also dann, auf Wiederhören, Frau Sanders.“

„Wiederhören.“

Nicole brauchte einen Moment, bis ihr der Ton der getrennten Leitung aus dem Telefon bewusst geworden war. Dann legte sie auf.

„Pumuckel, wir machen demnächst eine Reise in die Äußeren Karpaten. Also benimm dich bitte anständig, in Ordnung?“ Nicole ergriff den klobigen Kopf des Hundes und drückte ihre Stirn an seine.

Kapitel 3: Was für ein Empfang!

Jannik Cerný saß in der Schenke und sprach mit dem Bürgermeister des Ortes. Das heißt, der Bürgermeister redete und trank dabei sein Gambrinus, während Jannik zuhörte.

Oder zumindest so tat, als hörte er zu.

In Gedanken war Jannik bei der jungen Frau in Ostrava, mit der er in der vorherigen Nacht geschlafen und sich von ihr genährt hatte. Die Kleine war heiß, willig und sehr anziehend gewesen; blond, dunkelbraune Augen und Sommersprossen, ein kleiner Busen und wirklich gut schmeckendes Blut.

Aber sie war nichts, was er wiederholen wollte. Schon in wenigen Wochen würde ihr Gesicht im Strudel der Geschichte vor seinen Augen verblassen und irgendwann würde er sich gar nicht mehr an sie erinnern.

„Was meinen Sie denn, Herr Cerný? Glauben Sie, dass Ihr Cousin das vielleicht machen würde?“

Jannik zuckte kurz zusammen und blinzelte den Bürgermeister an. Dessen rote schwielige Nase war ein Zeugnis dafür, dass der Mann nicht nur dem Bier seinen Zuspruch gab, sondern auch stärkeren Alkoholika.

„Verzeihung, Herr Bürgermeister. Ich war eben kurz in Gedanken und habe Ihnen nicht folgen können. Was haben Sie gesagt?“ Jannik hatte eine ziemlich offene und direkte Art an sich, war dabei aber immer höflich, weshalb niemand ihm krumm nahm, wenn er mal unaufmerksam war.

„Ich fragte, ob der Herr Graf sich mit der Idee einer Bauchtanzgruppe zum Sommerfest anfreunden könnte. Das ist jetzt überall angesagt.“

„Nun, ich kann mich mal mit Adolar hinsetzen und ihn fragen. Ich finde die Idee sehr reizvoll, vielleicht kann ich ihn überreden.“ Jannik lächelte den Bürgermeister mit seinen strahlend weißen und geraden Zähnen gewinnend an. Dazu die blonden Locken und die warmen braunen Augen und jeder Mensch war ihm fast augenblicklich verfallen.

Jannik Cerný hatte das Gesicht eines Renaissance-Engels.

„Na da brat mir doch einer ´nen Storch!“, entfuhr es dem Mann, der neben dem Bürgermeister saß und die ganze Zeit die Eingangstür der Schenke im Blick hatte. Auch der Bürgermeister sah jetzt in die Richtung und Jannik erkannte an dem Blick, dass etwas Außergewöhnliches geschehen sein musste. Da er mit dem Rücken zur Tür saß, drehte er sich um.

Jannik lebte schon zu lange, um noch von irgendetwas oder irgendjemanden wirklich überrascht zu werden, aber auch er vergaß kurz das Atmen.

Eine junge Frau hatte die Schenke betreten und ging zielsicher und ohne zu zögern zu dem Tresen. Die Frau war eher durchschnittlich groß, etwa einen Meter siebzig. Flache weiße Sportschuhe von KangaROOS, eine weiße sieben-achtel Leinenhose mit Zierbändern an den Beinen, ein dunkelblaues, kurzärmeliges Poloshirt, welches den Busen vorteilhaft zur Geltung brachte. Die kastanienbraunen Haare waren lang und glatt und die Frau trug sie offen. Um den Hals hatte sie ein marinefarbenes Halstuch mit Motiven aus der Seefahrt.

Jannik machte diese Beobachtung innerhalb einer Sekunde. Allerdings konnte er seinen Blick nicht von dem Hintern der Frau abwenden. Die Frau war schlank, sportlich durchtrainiert, aber ihr Hintern war kurvig. Er mochte es nicht, wenn Frauen im heutigen Schönheitswahn auf einem flachen Hinterteil bestanden.

Diese Frau war definitiv einladend gebaut.

„Entschuldigen Sie bitte. Können Sie mir vielleicht weiterhelfen?“ Die Frau legte den linken Arm auf den Tresen und beugte sich ein wenig zum Wirt. Den rechten Fuß stellte sie leicht auf die Spitze.

Jannik hatte sehr gute Ohren und normalerweise hätte er in der vollen Schenke versucht, die Stimme der Frau aus der Geräuschkulisse um ihn herum herauszufiltern. Das war aber nicht nötig.

Als die Frau die Schenke betreten hatte, verstummten sämtliche Gespräche schlagartig und alle Gäste, überwiegend Männer, starrten die fremde Frau an.

„Das hoffe ich doch, gnädige Frau. Was kann ich für sie tun?“ Der Wirt, ein Mann Mitte fünfzig, schmiss sich regelrecht in die Brust und zog seinen Bauch ein. Er wollte der jungen Frau offensichtlich imponieren.

„Ich fürchte, ich habe mich ein wenig verfahren. Können Sie mir sagen, wie ich zur Burg der Cernýs komme?“

Nach dieser Frage verstummten auch die Fliegen, die die Lampen in der Schenke umflogen.

Jannik fiel die Kinnlade herunter. >Sie will zu uns?<

Bevor der Wirt sich wieder gefangen hatte oder Jannik hilfreich aufspringen und sich dazu gesellen konnte, war plötzlich ein hochfrequentes Gezeter aus dem hinteren Teil der Schenke zu hören. Agatha, eine über achtzigjährige Frau, kam an den Tresen. Jannik war erstaunt, dass die Alte immer noch so behände und flink war.

„Da wohnt der Teufel!“, sagte Agatha schrill. Ihr eisgraues Haar war zu einem Dutt geknotet und Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Die Haut im Gesicht und an den Händen erinnerte an vergilbtes Pergament und der Blick aus ehemals blauen Augen war glasig und irr.

„Du solltest da nicht hingehen, Weib. Niemand geht dorthin, wenn er einen klaren Verstand hat.“

Die junge Frau hatte der alten Agatha zugehört. Höflich antwortete sie nun: „Ich danke Ihnen herzlichst für die Warnung. Aber ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Sie müssen sich keine Sorgen machen.“

Jannik fand die Stimme der fremden Frau aufregend. Rau, leicht heiser und warm. >Wow!<, dachte er. >Die ist es Wert, sich näher mit ihr zu beschäftigen.< Sein Blick landete wieder auf ihrem Hintern.

„Da leben Dämonen!“ Agatha kreischte jetzt regelrecht.

Die junge Frau hatte sich zwischenzeitlich wieder zu dem Wirt umgedreht. Als Agatha jedoch den Satz sagte, versteifte sich die junge Frau. Langsam nahm sie ihre Sonnenbrille ab und drehte sich zu Agatha um. Jannik, der eben erst bemerkt hatte, dass die Frau eine Sonnenbrille getragen hatte, klinkte sich rasch in die Gedanken des Wirtes ein.

>Wahnsinn!<, hörte er die Gedanken des Mannes. Mehr konnte er nicht in Erfahrung bringen, denn die Frau sagte etwas, das ihn überraschte.

„Lebt denn nicht jeder Mensch mit seinen Dämonen, gute Frau?“

Jannik wünschte sich sehr, die Augen der Fremden sehen zu können, denn Agathas Reaktion war erschütternd. Wie ein Fisch an trockenem Land japste die alte Frau nach Luft, wurde zuerst kalkweiß, dann aschfahl und schließlich grün im Gesicht. Merkwürdige Laute kamen aus ihrer Kehle, aber kein einziger zusammenhängender Satz.

Die junge Frau setzte ihre Brille wieder auf und drehte sich erneut dem Wirt zu. Agatha starrte fassungslos in den Rücken der Frau, dann verzerrte sich ihr Gesicht hasserfüllt. Mit einem Aufschrei riss sie dem Gast, der ihr am nächsten stand, den schweren Bierkrug aus der Hand und wollte damit auf die junge Frau einschlagen. Jannik, der kurz vorher Agathas Gedanken gesehen hatte, sprang hinter die alte Frau und versuchte sie aufzuhalten. Agatha hatte aber schon viel Schwung gehabt und der Krug machte sich auf dem Weg zum Hinterkopf der Fremden. Blitzschnell drehte diese sich um und fing Agathas Hand mit der linken Hand ab. Dabei musste sie reichlich Kraft aufwenden. Mit der rechten Hand nahm die Frau Agatha den Krug einfach ab und knallte ihn auf den Tresen. Jannik war über die Schnelligkeit und die Geschmeidigkeit der Bewegungen überrascht.

„Sind Sie irre, Frau?“, zischte die Fremde. Jannik hörte unterdrückte Wut, sah, wie die Nasenflügel der jungen Frau bebten. Jetzt hörte er auch erstmals einen leichten Akzent. Jannik tippte, dass die Frau aus Deutschland kommen musste. Dann fiel ihm ein, dass Adolar einen Gast aus Deutschland erwartete, der die Bibliothek auf Vordermann bringen sollte. Er erinnerte sich auch dunkel, dass Adolar sagte, es wäre eine Frau.

„Lass mich los, du Dämon!“, kreischte Agatha, als sie erkannte, wer sie festhielt. „Sei verflucht, du Missgeburt! Zur Hölle mit dir, Cerný!“

Jannik verzog sein Gesicht. Die hohe Stimme der alten Frau tat ihm in den Ohren weh. Drei Männer nahmen ihm die tobende und Geifer spuckende Agatha ab und schoben sie in den hinteren Bereich der Schenke.

„Tut mir leid, gnädige Frau. Die alte Agatha hat nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Der Wirt war wegen der Attacke blass geworden, fasste sich jetzt aber wieder. „Kann ich Ihnen vielleicht etwas zu trinken anbieten auf den Schreck?“

Die junge Frau starrte Jannik an. „Cerný? Sie sind Graf Cerný?“

„Nein, ich bin sein Cousin. Jannik Cerný.“ Jannik reichte ihr die Hand zur Begrüßung.

„Nicole Sanders. Ich bin auf dem Weg zur Burg.“

„Ja. Das hörte ich.“ Jannik machte der jungen Frau ein Zeichen, dass der Wirt immer noch auf eine Antwort wartete.

Stirn runzelnd drehte sich Nicole zu dem Wirt um. „Vielen Dank, aber ich möchte nichts. Es ist ja nichts passiert.“

„Vielleicht kann der junge Herr Cerný Sie ja zur Burg bringen, gnädige Frau.“

„Das wollte ich auch gerade vorschlagen, Frau Sanders. Möchten Sie mir hinterherfahren?“

Nicole lächelte dem Wirt dankend zu und drehte sich wieder zu Jannik um. Der machte ein Geste mit der Hand und sagte: „Bitte nach Ihnen!“ Sie nickte ihm kurz zu und verließ die Schenke, gefolgt von dem hübschen jungen Mann.

Es war Freitagabend, die Sonne würde bald untergehen und Nicole nahm ihre Sonnenbrille endgültig ab. Lässig klappte sie sie zusammen und steckte sie mit dem Bügel an die Knopfleiste ihres Poloshirts.

„Sie wollen also Licht ins Chaos unserer Bibliothek bringen?“ Jannik konnten den Blick von Nicoles Hinterteil einfach nicht losreißen.

„Ich werde es zumindest versuchen, Herr Cerný.“ Sie drehte sich lächelnd um und sah dem Mann in die braunen Augen. Dieser blickte in ihre Augen und erstarrte.

„Ach du Scheiße!“, rutschte es ihm raus.

„Wie bitte?“ Nicole war sichtlich irritiert. Das die Dorf-Alte ausgeflippt war, konnte sie gerade noch so verkraften. Aber der junge Mann? „Warum flippen hier alle aus, wenn sie in meine Augen sehen? Habe ich den bösen Blick oder so was?“

Jannik riss sich zusammen. „Tut mir furchtbar leid, Frau Sanders. Ich wollte nicht unhöflich sein. Es ist nur so, dass …. Diese Farbe ist absolut ungewöhnlich. Agatha sieht überall das Böse. Sie hat ja auch mich beschimpft. Wir haben uns hier alle schon daran gewöhnt. Aber Sie fallen auf!“

„Toll! Ich hätte mir einen Kartoffelsack anziehen und mein Gesicht schwärzen sollen. Wäre vielleicht besser gewesen“, zischte sie sarkastisch.

Jannik schmunzelte. Sie waren inzwischen an einem Volvo Kombi angelangt. Wie angewurzelt blieb er stehen und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Mit geweiteten Augen starrte er auf die Ladefläche und war heilfroh, dass die Heckklappe geschlossen war.

Ein riesiger Hund stand da und bellte sich die Kehle aus dem Leib.

„Sie haben einen Hund?“, krächzte Jannik.

Erstaunt blickte Nicole zu dem Mann auf. „Hat Ihnen Ihr Cousin nicht gesagt, dass ich Pumuckel mitbringen darf?“

„Pumuckel? Nein! Ich meine, ja! Er sagte mir, dass Sie einen Hund namens Pumuckel mitbringen würden. Ich dachte aber, dass wäre ein Yorkshire oder ein Pudel oder so etwas in der Art.“

„Ich habe dem Grafen aber gesagt, das es ein irischer Wolfshund ist.“

Jetzt erinnerte er sich, dass Adolar ihm das ebenfalls gesagt hatte. „Mein Fehler. Ich habe es manchmal nicht so mit dem Zuhören.“

„Tut mir leid, wenn Sie Angst vor ihm haben. Aber er ist wirklich ein liebes Tier. Ich verstehe nicht, warum er sich gerade aufregt!“ Nicole verstand es wirklich nicht. Pumuckel war vom Charakter eher träge. Neben ihm konnte ein Knallfrosch landen, er zuckte gerade mal mit den Ohren. Als aber sie und Jannik Cerný auf das Auto zugingen, sprang der Rüde plötzlich auf und gebar sich wie tollwütig.

>Ich verstehe schon, warum der Hund sich aufregt. Er erkennt, was ich bin!<

„Frau Sanders, eine Bitte. Wenn wir oben in der Burg sind sollten Sie den Hund vielleicht noch einen Moment im Wagen lassen bis Adolar Sie begrüßt hat.“ Er versuchte jetzt souverän zu klingen. „Und, ähm …. Angst habe ich nicht, nur großen Respekt.“

Sie zuckte kurz mit der linken Augenbraue. Eine kleine und stumme Geste. Jannik war sofort wieder von Nicole begeistert.

„Ich werde nicht so schnell wie sonst zur Burg hochfahren. Also lassen Sie sich Zeit und äh …. Ich rufe mal Adolar an, das wir gleich da sind. Autsch!“

Rückwärts gehend fischte Jannik sein Handy aus der Hosentasche und blickte dabei die ganze Zeit Nicole in die Augen. Dabei vergaß er völlig seine Umgebung und stieß mit den Kniekehlen in die Stoßstange seines Mercedes.

Nicole verkniff sich das breite Grinsen und stieg in ihr Auto. Als Jannik Cerný sich langsam vom Volvo entfernte, beruhigte sich Pumuckel wieder. „Ich möchte zu gerne wissen, was in dich gefahren ist, Muckel. Was sollte das eben, häh?“

Pumuckel winselte leise und spähte durch den Tierfänger nach vorn zu seinem Frauchen.

„Wir sind gleich da, mein Süßer. Dann kannst du dir bestimmt noch ein wenig die Beine vertreten.“

Jannik stieg in den Mercedes, während er Adolars Handynummer wählte. Er schnallte sich nicht an, sondern startete den Motor und schaltete das Licht an.

„Was gibt es, Jan?“

„Ich habe gerade unseren deutschen Gast kennen gelernt. Ich bringe sie mit, Addi.“

„Sehr schön. Und? Was macht sie für einen Eindruck? Wirkt sie kompetent?“

Jannik zog die Stirn kraus. „Das weiß ich doch nicht! Ich habe sie gebeten, erst einmal ihren Hund im Auto zu lassen, bis du sie begrüßt hast. Der Köter hat durch die Scheibe erkannt, was ich bin. Du musst dein ganzes Können anwenden den, um den Hund zu überzeugen, dass wir nette Vampire sind!“

Kurzes Schweigen. „Ich mache das schon, Jan. Was ist nun mit Frau Sanders? Welchen Eindruck hast du von ihr?“

„Ach, ich weiß nicht. Irgendwie …. Keine Ahnung.“