Aus den Trümmern wuchs ein neues Tor zur Welt ... - Heinz Restorff - E-Book

Aus den Trümmern wuchs ein neues Tor zur Welt ... E-Book

Heinz Restorff

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Beschreibung

Hamburg ˗ das ist mehr als ein Haufen Steine, Dächer, Fenster, Tapeten, Betten, Straßen, Brücken und Laternen. Das ist mehr als Fabrikschornsteine und Autogehupe... So hat Wolfgang Borchert seinen unnachahmlichen Hymnus auf seine geliebte Vaterstadt begonnen. Autor Heinz Restorff, wie er in Hamburg geboren und aufgewachsen, wie er in den erbarmungslosen Hungerjahren bemüht, Fuß zu fassen und zurückzufinden aus Krieg und Gefangenschaft, versucht sich als Chronist einer Zeit, die die Fundamente der heutigen Hafenstadt mit Weltgeltung legte. Einfallsreichtum, Tatkraft, Weitsicht schufen aus einer Trümmerwelt in nur siebzehn Jahren ein neues Tor zur Welt. Menschen aus allen Schichten, aus Politik, Wirtschaft, Theater und Literatur packten mit Phantasie und harter Arbeit Probleme an, die uns 1945 ein unsägliches Regime hinterlassen hatte. Wer diese Zeit noch miterlebte, er findet sie wieder, die verschütteten Erlebnisse dieser Nachkriegsjahre. Die Kinder und Enkelkinder dieser Aufbaujahre finden in diesem Buch eine facettenreiche Schilderung dieser Nachkriegszeit, die mit der Flutkatastrophe 1962 ein vorläufiges Ende fand.

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Trümmer, Trümmer, nichts als Trümmer!

Wer in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges auf den Michel kletterte und mit dem Feldstecher das Panorama Hamburgs abtastete, konnte Tränen kaum unterdrücken. Wenn er gar Verbindungen zur Stadtverwaltung unterhielt, wusste er in Zahlen, wie derartiges zustande gekommen war: durch 210 direkte Luftangriffe mit mehr als 43 000 Toten, ungezählten Verletzten und über 400 000 verbrannten oder zerbombten Wohnungen.

Zerstörungen fast überall. Doch, Ausnahmen gibt es rund um die Alster. In den Nobelvierteln Harvestehude, Uhlenhorst, Rotherbaum und Eppendorf.

„Da wollen die Engländer mit ihren Familien wohnen,“ vermuten die Einheimischen. Wohl zu Recht, wie bald festzustellen sein wird.

Doch nun, am 3. Mai 1945, rücken erstmal ihre Männer als neue Besatzungstruppen in die Stadt.

Merkwürdig: obwohl die Bomber Ihrer Majestät soviel Leid und Elend brachten, Gefühle des Widerwillen, gar des Hasses gibt es kaum in der Bevölkerung. Längst wissen die meisten, dass wir mit der Bombardierung Rotterdams und Coventrys den Impetus zum mörderischen Luftkrieg gaben.

Inhaltsverzeichnis

Hitler oder Hamburg?

Bestandsaufnahme und Neubeginn

„Don’t Fence me in …“

Bindeglied zwischen Briten und Deutschen

Die Parteien formieren sich …

Endlich mal wieder Shakespeare sehen …

Verwirrte Jugend

Brot und Spiele

Nissenhütten für uns – Harvestehude für die Engländer?

Zeitungsgründungen

Der harte Winter

„Hierbleiben!“

Eine Frau „steht ihren Mann“

Notizen aus dem Tagebuch und aus Zeitungen:

Ganz schön durchgeknallt

Notbremsen

Ein Hörspiel schreibt Geschichte

Nur zwei Stunden Strom

Eine weitere Zeitschrift

Hoffnung

Thespis in der Wohnstube

Es gibt neues Geld

Der Tag X

Schock: Abwertung!

Fußball kontra Theater und Film

„Hamburger Abendblatt“

Ein STERN mit lauer Strahlkraft

Die Russen blockieren Berlin

„Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“

Die Bundesrepublik wird erwachsen

Schon wieder Krieg

Der Kongress tanzt …

Weltbürger Nummer eins

Das zweite Deutschland

„So sieht er nicht aus. Aber so ist er“

Cocktailsessel und Tulpenlampen

Blondinen bevorzugt

Beinahe schief gegangen …

Wir sind wieder dabei!

Der neue Bürgermeister heißt Sieveking

Zebra-Streifen und HH-Kennzeichen

Soraya gibt sich die Ehre

Die „Ära Gründgens“

Die Welt kommt ins Wohnzimmer

Sibirien an der Elbe

Volksaufstand in Ungarn

Olympisches …

Springer im Stress

Wir trauern um ein Schiff

Ein „Faust“ unserer Zeit

Brauer wird wieder Bürgermeister!

Viele Neuerungen in der Stadt

Gegen Atombewaffnung

Aus Uwe Seeler wird „Uns Uwe“ …

Die ersten „Straßenfeger“ …

Politischer Geisterfahrer?

„Welches Auto fahren die Hamburger?“

Das zweite Standbein

Zwei große Hanseaten treten ab

Nach 32 Jahren wieder Deutscher Meister!

Schnellster Mann der Welt!

Zehn Sekunden fehlen zum Finale

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Flutkatastrophe

Hitler oder Hamburg?

Ende April 1945.

Britische Truppen stoßen auf die Hansestadt vor …

Wird sie verteidigt werden?

Drei Männer haben in erster Linie die Verantwortung für das Schicksal von mehr als eine Millionen Menschen in der Stadt.

Da ist Karl Kaufmann, der Reichsstatthalter, Gauleiter und Verteidigungskommissar: er hat von Hitler den Befehl erhalten, Hamburg zu halten – „bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone.“

Im April ist Kaufmann noch mal nach Berlin gefahren, hat versucht, den Führer umzustimmen. Sein Argument: Man könne doch nicht 600 000 Frauen und Kinder schutzlos dem Kampf preisgeben.

Hitler hat Kaufmann mit frostiger Miene abblitzen lassen.

Nicht mal allein hat er ihn empfangen. Bormann musste dabei sein – ein Feind Kaufmanns …

Militärisch hat Generalmajor Alwin Wolz das Sagen. Am 1. April 1944 war er in die Stadt gekommen, er der Ritterkreuzträger und Flakführer Rommels in Afrika.

Drei Flakregimenter und ein Scheinwerferregiment unterstehen ihm. Vom Rothenbaum-Bunker aus dirigiert er seine militärischen Kräfte.

Auch Kaufmann richtete hier seinen Gefechtsstand ein.

Und von hier gibt auch Staatssekretär Ahrens seine Beruhigungspillen zur Luftlage. Dann klopft der Drahtfunkwecker wie ein Totenwurm.

Doch die Hamburger mögen den „Onkel Baldrian“.

Wolz verfügt, als er im April 45 den Posten des Kampfkommandanten von Hamburg übernehmen muss, immerhin über 20 000 Mann kampfkräftige Verbände und 12 000 Mann Volkssturm. Und 50 000 Schuss Artillerie-Munition liegen in den Bunkern.

Himmler war am 1. April noch mal in Hamburg. Seine Scharfmacherparolen zünden nicht mehr.

Zwei Stunden lang hören Kaufmann, Wolz und Konteradmiral Bütow mit versteinernden Gesichtern zu.

Noch ist es gefährlich, Widerworte zu haben. Der SS-Chef fackelt nicht lange. Rasch kann man abgelöst werden.

Dennoch wagt Bütow, recht vernehmlich zu äußern: „Jetzt wird doch wohl auch dem Dümmsten aufgegangen sein, dass der Krieg verloren ist.“

Er, der dritte im Bunde, Konteradmiral Bütow, Chef der Admiral-Kriegsmarine-Dienststelle in Hamburg, Sitz am Harvestehuderweg, zeichnet verantwortlich für die Durchführung des Befehls „Verbrannte Erde“.

Seit März gilt die Hansestadt ja als Festung.

Bütow muss also alle Vorbereitungen treffen für die Sprengungen der Werften, Verminung des Hafens, Versenkung der Schiffe.

Sprengstoff muss bereitgestellt werden, für die Brücken; sie sollen in die Luft gesprengt werden.

Alle, die in die „Pflicht genommenen“ spielen nach außen hin „den wilden Mann“, lassen Panzersperren errichten, aktivieren die Volkssturmleute und die Hitler-Jugend zu sinnlosen Arbeiten.

Dennoch wissen die maßgeblichen Akteure bis zuletzt nicht genau, wie der andere im Notfall reagieren wird oder ob er doch noch unsinnige Dinge anordnen wird.

Auch gibt es in Langenhorn SS-Einheiten, deren Eigenleben nicht recht zu kontrollieren ist.

Auch die Frage, was mit den Elbbrücken passieren soll, belastet die Führungsriege. Sie unterstehen der Befehlsgewalt des Generalfeldmarschalls Busch – und der hat die Brücken „scharf“ gemacht!

Sorgen über Sorgen!

Seit 20. April stehen die Engländer an der Peripherie der Stadt.

Erste Schüsse sind gefallen …

Beherzte Männer ergreifen die Initiative!

Leutnant Otto von Laun, Albert Schäfer, Phönix-Generaldirektor und Professor Hermann Burchard, Stabsarzt, verabreden sich in der Wohnung des Völkerrechtlers Professor Dr. Rudolf von Laun am Woldsenweg in Eppendorf, als Parlamentäre zu den Briten zu gehen.

Es ist der 29. April.

Sie steigen in ein Wehrmachtsauto und fahren auf der Bremer Chaussee nach Süden. Laun schwenkt die weiße Fahne. Dennoch erste Schießereien. Dann: Festnahme!

Der Offizier, der Laun die Pistole abnimmt, fühlt sich unzuständig.

Mit verbundenen Augen werden die Drei auf Lastwagen weiter gebracht.

Vor einem Gasthaus wird gehalten Professor Burchard kennt es, erinnert sich später: es ist der bekannte Gasthof „Hoheluft“, zwischen Steinbeck und Trelde.

Ein höflicher Captain verhandelt mit ihnen, Lindsay heißt er.

Auch Wolz ist aktiv geworden, schickt aus seinem Stab Dr. Link nach Geesthacht. Hier lagern große Mengen explosiver Treibstoffe. Er will den Ort deshalb den Engländern übergeben.

Schicksalsstunden!

Am besagten 29. April heiratet Adolf Hitler in Berlin Eva Braun, seine langjährige Geliebte.

Er schreibt sein politisches Testament und setzt Großadmiral Dönitz als Reichspräsident und Joseph Goebbels als Reichskanzler ein.

Einen Tag darauf erschießt er sich; seine Frau nimmt Gift.

Doch Goebbels lebt nur noch bis zum 1. Mai. Dann machen seine Frau und er ebenfalls Selbstmord – nachdem sie vorher ihre sechs Kinder vergiftet hatten.

Die Nachricht vom Tode Adolf Hitlers verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Hansestadt. Dönitz fordert Kaufmann auf, zu ihm zu kommen. Er sitzt in Malente, zieht dann nach Flensburg.

Kaufmann weigert sich; er sei in Hamburg unabkömmlich.

Speer, der kurze Zeit an die Alster kommt, springt ihm bei, zeigt Verständnis, dass die Stadt nicht verteidigt werden soll.

Ein General Köhler meldet sich beim Kampfkommandanten, Er soll diesen ablösen. Der verzögert die Übergabe, er wartet auf seinen Major Andrae, den er mit einen Brief an den englischen General Lyne in die feindlichen Linien geschickt hatte.

Der kehrt am Morgen des 2. Mai zurück.

Hamburg soll kapitulieren!

Mittags, am selben Tag: eine Panne kostet beinahe Kaufmann den Kopf.

Der schrieb einen Aufruf an die Hamburger Bevölkerung In großer Auflage. Er soll an diese verteilt werden, wenn „es soweit sei“. Nun gelangt er vorzeitig an den Aushang des Anzeiger-Hochhauses am Gänsemarkt.

Es ist die Kapitulationserklärung!

Dönitz erfährt sofort davon. Das SS-Kommando in Langenhorn will den Gauleiter erschießen.

Rüstungsminister Speer schaltet sich abermals ein. Interveniert bei Dönitz.

Nachmittags kommt das Fernschreiben von Dönitz:

„Hamburg ist kampflos zu übergeben!“

Um 20 .28 Uhr trifft auch der Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht ein: „Hamburg wird nicht verteidigt!“

Generalfeldmarschall Keitel, Chef des OKW, kündigt die Entsendung von Parlamentären zur Gesamtkapitulation an.

Noch in der Nacht vereinbart Alwin Wolz in Klecken persönlich mit General Lyne die Hamburger Kapitulation.

In drei Marschsäulen rückt die 7. britische Panzerdivision vor: von Nenndorf über Tötensen, von Hittfeld über Sinstorf, von Buxtehude über Fischbek.

An den Elbbrücken ist Treffpunkt.

Über den Heidenkampfsweg und die Mönckebergstrasse rollen die Panzer zum Rathaus.

Vor dem Portal erwartet Generalmajor Wolz mit seinen Stabsoffizieren den britischen General Spurling. Als einziger Zivilist im schwarzen Anzug dabei: Bürgermeister a.D. Dr. Burchard Motz.

Die Rathaus-Uhr zeigt 18.25 Uhr …

Das letzte Kapitel …

Kurt Detlef Möller hat in seinem gleichnamigen Buch die Szenarien geschildert, die sich nun abspielte.

General Spurling wurde in den Bürgermeister-Saal des Rathauses geleitet. Hier erwartete ihn Karl Kaufmann, der ganz allein inmitten des Raumes stand.

Hinter ihm, in einigem Abstand, hatten Bürgermeister Krogmann, Staatssekretär Ahrens und Polizeipräsident Kehrl Aufstellung genommen.

Weiter im Hintergrund, in der Nähe des zum Kaisersaal führenden Ausgangs, waren die übrigen Mitglieder des Senats und führende Mitglieder der Partei versammelt.

Spurling begrüßte Kaufmann, gab ihm die Hand und trat an einen in der hinteren Ecke stehenden Tisch, an welchem er zusammen mit seiner Begleitung sowie dem Reichsstatthalter, dem Kampfkommandanten, dem Bürgermeister a.D. Dr. Burchard – Motz und einem Dolmetscher Platz nahmen.

Der General reichte auch diesen Herren die Hand und erklärte dem Statthalter, dass er ihn in seinem Bestreben, Ruhe und Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten, unterstützen werde.

Nach den Übergabeverhandlungen übernahm später der Beauftragte der Militärregierung, Major Morrison, den verwaltungstechnischen Teil der Besprechung, den er mit Krogmann behandelte.

Kaufmann kam am nächsten Tag zu persönlichen und dienstlichen Besprechungen in seinen Amtssitz und ins Hotel „Vier Jahreszeiten“.

Gegen 13.30 Uhr wurde er an diesem 4. Mai von englischen Offizieren verhaftet.

Bestandsaufnahme und Neubeginn

Kaufmann wird interniert, verunglückt später auf einer Fahrt nach Nürnberg, wo er im dortigen Prozess aussagen soll.

Er bleibt bis April 1949 in Haft, kommt frei und wird ein Jahr danach nochmals verhaftet, weil er sich einer rechten „Bruderschaft“ angeschlossen hatte.

Endgültig frei kommt er am 18. November 1950, muss sich „entnazifizieren“ lassen und lebt dann bis zu seinem Tode im Jahre 1969 als gut situierter Bürger in Hamburg.

Seine Rolle bei der Rettung der Stadt wird in den Nachkriegsjahren zunehmend kritisch gesehen.

Man sagt Kurt Detlef Möller, dem Autor des Buches aus dem Jahre 1947, „Das letzte Kapitel“ (Archivrat aus dem Staatsarchiv) nach, er habe Kaufmanns Verhalten zu positiv geschildert … ja er muss sogar aus dem Dienst ausscheiden.

Anfangs glaubt man in der Hansestadt, in den ersten Monaten einigermaßen über die Runden kommen zu können.

Die Bevorratung für die etwa 1, 1 Millionen Menschen gilt für 5 Monate gesichert; nur Kohle und Kartoffeln sind rar.

Der Sommer naht … und es ist Friede.

Ab 9. Mai ist der zweite Weltkrieg zu Ende – jedenfalls in Europa. Nach zwei Atombombenabwürfen der USA in Hiroshima und Nagasaki kapituliert auch Japan im August 1945.

„2194 Tage währt das große Schlachten.

Am Ende befindet sich das Deutsche Reich mit 54 Staaten im Krieg. Insgesamt 110 Millionen Soldaten kämpfen zwischen Murmansk und Marseille, zwischen Tobruk und Tokio gegeneinander. Mit Flammenwerfer oder Klappspaten, mit Handgranaten oder Maschinengewehren. Rund sechzig Millionen Tote sind zu beklagen.“ – So schreibt der SPIEGEL im Jahr 2009.

„Don’t Fence me in …“

Musik!

Schon am Abend des 4. Mai horchen die Hamburger auf …

Welche Klänge!

Das Radio spielt schon wieder, Swing-Musik. Glenn Miller-Sound. Langentbehrte Titel dringen an unser Ohr:

„A Tisket, A Tasket“, „The Fat Foot Floogie”, „In the Mood” …

Und Bing Crosby mit seinem Erfolgsstück. „Don’t Fence me in“ – wie passend!

Unter „Adolf“ war das alles verboten: „Negermusik“, sagte man im Dritten Reich. So traf man sich, abseits des Geschehens, wo nur Eingeweihte hinkamen und Schallplatten abspielten, die auf verborgenen Wegen nach Deutschland gelangt waren …

Der erst 23 Jährige Leutnant Perry betritt schon ein Tag nach der Einnahme der Stadt das Rundfunkhaus an der Rothenbaumchaussee und geht mit einer Handvoll Männer daran, den Sendebetrieb wieder aufzunehmen.

Die erste Ansage macht er selbst: „Hier ist Radio Hamburg, ein Sender der alliierten Militärregierung.“

Dann fährt er zum Gänsemarkt und stellt sich selbst an die Setzkästen der Druckerei Girardet & Co, um die erste Zeitung der Besatzungsmacht herauszubringen.

Schon am 9. Mai halten die erstaunten Passanten die ersten Exemplare des „Hamburger Nachrichten-Blatt“ in den Händen, das nun fast zehn Monate vermittelt, was in der Welt und in der Hansestadt geschah.

Ein tüchtiger Kerl dieser Perry!

Am 28. Mai hat er in Flensburg zu tun, dem letzten Fluchtort der Hitler-Generalität. Hier ist alles noch ein wenig nazistisch gepolt … knapp drei Wochen nach Friedenschluss.

Wer sich der Gefangennahme entziehen wollte, den hat es in den Norden verschlagen: so auch den berüchtigten Rundfunksprecher Joyce, Amerikaner irischer Herkunft, mit britischem Pass, genannt „Lord Haw-Haw“, der sechs Jahre lang in Goebbels Diensten seine Radio-Kommentare über deutsche Sender verbreitete.

Selbst am 30. April noch gab er im Sender Hamburg, am selben Platz den Perry Tage später benutzte, seine Abschiedsvorstellung … abgefüllt mit Alkohol.

Zufall!

Leutnant Perry trifft in einem Wäldchen nahe der Stadt mit seiner kleinen Gruppe auf einen unscheinbaren Man, der sich allerdings verdächtig benimmt.

Wortwechsel … der Kerl macht eine merkwürdige Bewegung, greift in die Tasche – Perry zückt den Revolver und schießt … Treffer, in das verlängerte Rückgrat.

Wen haben wir denn da?

Es ist der gesuchte Verräter, das Schandmaul ungezählter Kommentare!

10 Monate später wird er gehängt!

Im Rundfunkhaus an der Rothenbaumchaussee übernimmt