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Antony Maitland ist überzeugt, dass Camilla Barnard ihren Mann nicht umgebracht hat. Doch alles spricht gegen sie! Das günstigste, was Maitland für sie herausholen kann, sind vier Jahre Gefängnis - wegen Totschlags...
Acht Jahre später muss sich der Londoner Anwalt erneut mit dieser Frau befassen. Wieder lautet die Anklage auf Mord - und dieses Mal scheint ihr keiner helfen zu können...
Die englische Presse urteilt: »Eine würdige Nachfolgerin von Agatha Christie.«
Sara Woods (eigtl. Lana Hutton Bowen-Judd, * 7. März 1922 Bradford, Yorkshire, England; † 5. November 1985 Toronto, Ontario, Kanada) war eine britische Kriminal-Schriftstellerin.
Der Roman Aus und vorbei erschien erstmals im Jahr 1958; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1968.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
SARA WOODS
Aus und vorbei
Roman
Apex Crime, Band 271
Apex-Verlag
Inhaltsverzeichnis
Das Buch
AUS UND VORBEI
Teil I: Mordprozess Camilla Barnard, 1960
Teil II: Zwischenspiel Herbst, 1968
Teil III: Mordprozess Camilla Barnard, 1968
Antony Maitland ist überzeugt, dass Camilla Barnard ihren Mann nicht umgebracht hat. Doch alles spricht gegen sie! Das günstigste, was Maitland für sie herausholen kann, sind vier Jahre Gefängnis - wegen Totschlags...
Acht Jahre später muss sich der Londoner Anwalt erneut mit dieser Frau befassen. Wieder lautet die Anklage auf Mord - und dieses Mal scheint ihr keiner helfen zu können...
Die englische Presse urteilt: »Eine würdige Nachfolgerin von Agatha Christie.«
Sara Woods (eigtl. Lana Hutton Bowen-Judd, * 7. März 1922 Bradford, Yorkshire, England; † 5. November 1985 Toronto, Ontario, Kanada) war eine britische Kriminal-Schriftstellerin.
Der Roman Aus und vorbei erschien erstmals im Jahr 1958; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1968.
Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.
Erstes Kapitel
Richter Carruthers sah in den Gerichtssaal und stellte Überlegungen zur menschlichen Natur an. Die junge Frau auf der Anklagebank war beinahe eine Schönheit zu nennen. Ein interessantes Gesicht... sensibel, dachte der Richter; und die Falten um seine Mundwinkel vertieften sich, so dass für Augenblicke die Ähnlichkeit mit einer weitverbreiteten Karikatur von ihm - als melancholischer Spürhund mit Perücke - geradezu verblüffend war. Wenn man den Behauptungen des Anklägers Glauben schenkte, hatte die Angeklagte aus dem einen oder anderen Grund ihren Ehemann getötet - was wieder einmal bewies, wie sehr das Äußere täuschen konnte.
Sein Blick richtete sich auf die Anwälte. Bruce Halloran, der als Queen’s Counsel die Anklage vertrat und mit dröhnender Stimme seine Argumente vortrug, war ein gewichtiger Mann. Bei genauer Betrachtung wäre die Verteidigung gut beraten gewesen, einen erfahreneren Barrister zu beauftragen. Die Solicitors waren jedoch in Northdean ansässig, kein Wunder also, dass sie sich auf einen Kollegen aus der Stadt versteiften, auf einen Mann, den sie kannten und von dem sie annehmen durften, dass er sich an die Anweisungen halten würde, und Wellesley war in jeder Hinsicht beschlagen, sehr beschlagen. Potterton, sein Assistent, war bereits mittleren Alters und nie besonders hervorgetreten, besaß aber ein gutes Detailgedächtnis.
Interessanter für den Richter war der Anblick seines jungen Freundes Antony Maitland, der zwischen Bruce Halloran und dem dritten Mitglied der Anklägergruppe saß. Der Name des letzteren war dem Richter im Moment nicht gegenwärtig, aber er wusste, dass der Mann noch nicht lange vor Gericht auftrat. Es war nicht das erste Mal, dass Maitland als Hallorans Vertreter fungierte, aber ge- wohnlich für die Verteidigung. Er lauschte dem Kronanwalt mit unschuldiger Miene, von der sich Carruthers keine Sekunde täuschen ließ. Es würde nicht uninteressant werden, zu verfolgen, wie er sich seiner Aufgabe entledigen würde.
Maitland hätte dieser Einschätzung wohl zugestimmt, wenn er gewusst hätte, was der Richter dachte. Wenn Onkel Nick - formell: Sir Nicholas Harding, Kronanwalt - nicht erklärt hätte, dass er diese Erfahrungen sammeln müsse, hätte er den Auftrag nie angenommen, aber der Beurteilung musste er zustimmen, auch wenn sie weniger nachdrücklich vertreten worden wäre. Die Frau war natürlich schuldig. Im Gegensatz zum Richter gefiel ihm dieser Typ nicht. Zu blass, zu mager. Sie trug einen kleinen Hut, der ihr schwarzes Haar fast völlig verbarg, und ein streng geschnittenes Kostüm, das ihrer Figur nicht schmeichelte. Aber schöne Augen hatte sie. Er hoffte, dass sie gut beraten war, denn unter den gegebenen Umständen war es ein bisschen merkwürdig...
»Über die Tatsachen dieses bedauerlichen Falles kann es keinen Zweifel geben«, erklärte Halloran gerade. Der Ankläger war ein hochgewachsener, massiger Mann mit dunklem Teint, und seine Stimme verriet Autorität. »Man wird Ihnen einen Grundriss der Wohnung in dem Apartmenthotel am Hambledon Court zeigen, wo die Angeklagte und ihr Ehemann wohnten. Sie werden vom Portier erfahren, dass sie am Abend der Tat um dreiundzwanzig Uhr vierzig nach Hause kamen. Die Nachbarn, die sofort am Tatort erschienen, werden bezeugen, dass Richard Barnard, als er etwa fünfzehn Minuten danach die Wohnung verlassen wollte, in den Rücken geschossen worden und über die Schwelle gestürzt war und dass seine Ehefrau in der Schlafzimmertür stand, zu ihren Füßen eine Jagdflinte.«
An dieser Stelle sah Maitland, der den Verteidiger beobachtete, wie dieser fragend zu Halloran hinübersah und dann wieder in scheinbare Lethargie versank. Wellesley neigte schon jetzt zur Beleibtheit, und seine blauen Augen funkelten aus einem runden, unschuldig wirkenden Gesicht; aber ihm würde nichts entgehen.
Halloran sprach natürlich unbeirrt weiter. Er war viel zu erfahren, um der Verteidigung in diesem Stadium eine Blöße zu bieten, aber das konnte Wellesley nicht wissen.
»Der Polizeiexperte, der in diesem Zusammenhang aussagen wird, kann Ihnen auch berichten, dass der Schuss von der nächsten Umgebung der Stelle aus abgegeben worden sein muss, wo Mrs. Barnard stand. Die Nachbarn werden aussagen, dass sie die Räume durchsucht haben, ohne Spuren eines Eindringlings zu finden. Ebenso wenig hat der Portier jemanden ins Haus gehen sehen, der dort nichts zu suchen hatte. Wir behaupten, meine Damen und Herren Geschworenen, dass sich aus diesen Tatsachen nur eine einzige Schlussfolgerung ziehen lässt...«
Es fiel schwer, nicht zur Angeklagten hinaufzusehen, wenn jeder Blick im Saal auf sie gerichtet sein musste. Abgesehen von Halloran, natürlich; Halloran war eine geborene Kämpfernatur und liebte keine halben Sachen. Jetzt konzentrierte er sich auf seine Rede. Für das Objekt seiner Beschuldigungen konnte er keine Aufmerksamkeit erübrigen. Die junge Frau musste wohl mit der Gewissheit zuhören, dass es nur einen möglichen Ausgang des Prozesses geben konnte.
Maitland stellte sich die Frage, warum sie es getan hatte, und vor allem, warum mit einer solchen Waffe? Er fragte sich auch, was für ein Mensch Richard Barnard gewesen war. Halloran beendete sein Eröffnungsplädoyer. Die Verhandlung nahm ihren schwerfälligen Gang...
...und alles, was die Zeugen zu sagen hatten, bekräftigte die Behauptungen der Anklage. Allerdings nicht ohne gewisse Abweichungen. Der Geschäftsführer des Apartmenthotels war, zum Beispiel, mehr an der luxuriösen Einrichtung seiner Apartments als an den schlichten Tatsachen seiner Aussage interessiert.
»Ich frage nicht nach Ihren anderen Mietern«, sagte Maitland bewusst ungeschickt, und erreichte wenigstens das Eingeständnis, dass das fragliche Apartment von der Firma Barnard & Co. während der vergangenen drei Jahre für ihre Angestellten^ die dienstlich in London zu tun hatten, gemietet worden war und dass Richard Barnard dort schon mehrmals gewohnt hatte, früher aber immer allein.
Wenn ich je Richter werden sollte, dachte Maitland, als er sich wieder setzte und dem Kronanwalt ein schwaches, abbittendes Lächeln zeigte, das Halloran durchaus nicht als entwaffnend zu empfinden schien - wenn ich je so hoch steigen sollte, werde ich unglaublich kritiklustig sein. An Carruthers Stelle hätte ich der Versuchung nicht widerstehen können, den Zeugen um eine genaue Definition des Begriffs Apartmenthotel zu bitten.
Wellesleys Kreuzverhör trug jedoch zur Aufhellung dieses Punktes erheblich bei. Man studierte erneut den Grundriss und betonte das Vorhandensein des zweiten Eingangs, einer Tür, die von der winzigen Küche direkt in den Korridor führte. Er ging also auf Freispruch aus - was schon vorher deutlich zu erkennen, wenn auch kaum zu glauben gewesen war, denn im Grunde hatte er nicht die leiseste Aussicht.
Die medizinischen Angaben verschleierten vorübergehend mit technischen Einzelheiten, was vorher kristallklar erschienen war, und Halloran machte kurzen Prozess damit... Es bestand doch kein Zweifel an der Todesursache, nicht wahr?... Der Tote konnte nach dem Schuss höchstens noch einige Sekunden gelebt haben... Es war unwahrscheinlich, dass er sich nach dem Sturz noch bewegt hatte.
Vielen Dank, Doktor, das wäre alles.
Die polizeilichen Angaben wurden sachlich und unparteiisch gemacht und wirkten deshalb umso überzeugender. Die Flinte war kurz zuvor abgefeuert worden. Die offene Packung Munition, in einer Schublade versteckt, diente als Beweis dafür, dass die Waffe geladen und schussbereit gewesen war. Die verwischten Fingerabdrücke, als habe jemand, der mit der Waffe umgegangen war, Handschuhe getragen, sprachen für sich. Und dann kam Wellesley, der Zweifel zu säen versuchte, wo es keine Zweifel geben konnte...
»Ich würde sagen, dass Mrs. Barnard in einem Schockzustand war, als ich sie sah - nein, gesagt hat sie eigentlich nichts... nein, sie verlangte nicht nach ihrem Solicitor, bis man ihr das auf dem Revier empfahl... Nein, Sir, ich habe nicht gesagt, dass meiner Meinung nach der Schuss nur vom Schlafzimmer aus abgegeben worden sein kann, aber wenn niemand die Lage der Leiche verändert hat...«
Dafür sprach wenig, wenn man bedachte, was eine aus nächster Nähe abgefeuerte Schrotflinte anzurichten vermag. Die Aussagen der Nachbarn, die den Schuss gehört hatten, machten das völlig klar. Der Mann war tot gewesen, eindeutig und auf grässliche Weise tot. Sie hätten seine Leiche nie angerührt, nicht um alles in der Welt. Und die ganze Zeit über, während sie sich dort im Korridor zusammengedrängt hatten - bis einer von ihnen, geistesgegenwärtiger als die übrigen, weggegangen war, um die Polizei anzurufen -, starrte Camilla Barnard, anscheinend ungerührt, auf ihren Mann hinunter.
»Ich möchte bloß wissen, was Wellesley eigentlich vorhat«, meinte Antony Maitland unzufrieden, als sie am Abend das Gerichtsgebäude verließen.
»Er hält sich an seine Anweisungen, ohne Zweifel. Dass Sie auf diesen Gedanken nicht kommen, wundert mich nicht«, sagte Halloran.
»Aber er hat doch keinerlei Aussicht...« Auf seltsame Weise schien Maitland beinahe persönlich beleidigt zu sein.
»Nein, die hat er nicht, nicht wahr?« stimmte Halloran zu. Er schien sich über irgendetwas zu amüsieren.
Zweites Kapitel
Die Verhandlung wurde am nächsten Morgen durchaus lebhaft eröffnet, wenngleich der Ausdruck auf den ersten Zeugen vielleicht nicht so passte. Thomas Barnard war sechzig Jahre alt, sah aber älter aus: ein großer Mann, leicht gebückt, mit grauen Haaren und zerfurchtem Gesicht. Wie stets, wenn er in einem Gerichtssaal saß, verfolgte Maitland erstaunt, wie die papierenen Schemen zum Leben erwachten. Aber was lieferte ein klareres Bild - die leidenschaftslose Lektüre eines Vernehmungsprotokolls oder der Anblick des Zeugen selbst, die Art, wie er seine Aussage machte... flüssig... stockend... wie auch immer? Halloran hätte sich die Antwort darauf keine Sekunde überlegen müssen. Es ist unfair, hätte er erklärt, sich in seiner Meinung durch Ungreifbares beirren zu lassen - entscheidend waren die Aussage selbst und der Grad, bis zu welchem sie durch Beweise gestützt werden konnte.
»Sie heißen Thomas Barnard und wohnen in Northdean, Grafschaft Westhampton, Orchard Close. Sie sind geschäftsführender Direktor der Firma Barnard und Co., deren Hauptniederlassung sich in der genannten Stadt befindet. Hätten Sie die Freundlichkeit, Mr. Barnard, uns ein wenig über Organisation und Aktivität des Unternehmens zu informieren?«
»Wir betreiben ein Import- und Exportgeschäft, hauptsächlich mit Baustoffen, Elektrogeräten, Küchen- und Badezimmereinrichtungen...« Der Zeuge verstummte, nicht so, als sei er fertig, sondern als ermüde ihn das Thema.
»Es handelt sich um eine Privatfirma?«, sagte Halloran.
»Ja.« Wieder Schweigen, und dann, mit Anstrengung: »Ich habe sie 1939 gegründet, zusammen mit Lucian Barnard, meinem Vetter.«
»Lucian Barnard ist verstorben?«
»Er starb 1950. Vor zehn Jahren.«
»In welcher verwandtschaftlichen Beziehung stand Richard Barnard zu Ihnen?«
»Er war mein Vetter zweiten Grades - Lucians Sohn.«
»Und seine Stellung in der Firma?«
»Er war Direktor.«
»Hatte er den Anteil seines Vaters geerbt?«
»Ja.«
»Den ganzen?«
»Tja...«
»Sie und Lucian Barnard besaßen je fünfzig Prozent des Betriebsvermögens, nicht wahr?«
Maitland sah zu Wellesley hinüber, aber der Verteidiger schien zufrieden zu sein.
»Das ist richtig. Er vererbte mir ein Prozent...« Wieder brach der Zeuge ab.
»Um Ihnen die Mehrheit zu verschaffen?«
»Richard war noch minderjährig, als sein Vater starb.«
»Ja, ich verstehe. Und seine Position zum Zeitpunkt seines Todes, abgesehen davon, dass er Direktor war?«
»Er war zuständig für die Aufsicht über die Zweigstellen, über unsere Zweigstellen in Großbritannien, meine ich.«
»Vielleicht könnten Sie uns das näher erklären.«
»Er wohnte in Northdean, reiste aber viel.«
»Also, Mr. Barnard - erinnern Sie sich an Richard Barnards Hochzeit?«
»Ja, natürlich.« Es war das erstemal, dass er die Angeklagte ansah. Ein feindseliger Blick - oder lag es nur an den buschigen Brauen, dass man diesen Eindruck gewann? Maitland sah die junge Frau erst an, als sich der Zeuge wieder dem Anklagevertreter zuwandte. Sie saß immer noch so wie zu Anfang, sehr still, mit gesenktem Kopf, aber ihre Bewegungslosigkeit wirkte angespannt, eine zusammengedrückte Feder, festgehalten von einem dünnen Faden. Sie hob den Kopf, und Maitland konnte ihre Augen sehen. Sie schienen grau zu sein; es waren die schwarzen Wimpern, die ihnen Schönheit verliehen. Jenny hatte braunes Haar, aber ebenfalls graue Augen. Camilla Barnard starrte den Zeugen an - flehend - fragend? Aber Maitland achtete wieder auf Halloran.
»Sie haben an der Hochzeit teilgenommen?«
»Gewiss.«
»Die Braut war Miss Camilla Spencer, jetzt Camilla Barnard, die beschuldigt wird...«
»Ja. Ja!« Seine Stimme klang jetzt beinahe eifrig, als bedrücke ihn, was der Ankläger vortrug. »Sie haben vor sieben Jahren geheiratet. Sie war erst neunzehn.«
»Und Richard Barnard?«
»Zweiundzwanzig.«
»Kannten Sie Miss Spencer schon vorher?«
»Nein.«
»War sie einem anderen Angehörigen Ihrer Familie bekannt?«
»Meines Wissens nicht. Es gab ja keinen Grund - Richard war sein eigener Herr...«
»Keinen Grund für ihn, Sie um Rat zu fragen«, bestätigte Halloran. »Wann erzählte er Ihnen von seinen Absichten?«
»Zwei Tage vorher, am Telefon.«
»Zwei Tage vor dem Hochzeitstag?«
»Ja. Er sagte: Wenn jemand von euch mich heiraten sehen will...«
»Wie reagierten Sie auf seine Mitteilung?«
»Ich bat ihn, noch zu warten - ich hätte gern gesehen, dass er sich kirchlich trauen lässt.«
»War er einverstanden?«
»Nein. Er sagte: Sonst überlegt es sich einer von uns noch anders.«
»Sie nahmen also zwei Tage später an der Hochzeit teil. Wo fand sie statt?«
»In London, auf dem Standesamt an der Lennox Street. Anschließend fuhren sie vier Wochen nach Paris. Als sie zurückkamen, wohnte Camilla bei uns - bei meiner Frau und mir -, bis Richard ein Haus gefunden hatte. Ich glaube, ich sollte erwähnen...«
»Wie lange dauerte das, Mr. Barnard?«
»Wie lange? Ach, zwei Monate - oder drei. Ich wollte Ihnen sagen...«
»Sie wohnten aber weiterhin in Ihrer Nähe, nicht wahr?«
»Ja. Ich...« Er verstummte achselzuckend, und der Richter beugte sich vor.
»Wenn der Zeuge eine Erklärung abzugeben hat, Mr. Halloran, sollten Sie ihm unter den obwaltenden Umständen Gelegenheit dazu geben, finde ich.«
Richter Carruthers mochte von dem mildtätigen Bestreben, Hallorans Vertreter vor den Qualen äußerster Verzweiflung zu bewahren, getrieben gewesen sein oder nicht, er hatte Maitland auf jeden Fall beobachtet, und Maitland wollte unbedingt erfahren, was Thomas Barnard auf dem Herzen hatte.
»Mylord!« Halloran verneigte sich in Anerkennung des Rechts Seiner Lordschaft, sich durchzusetzen, und sei es noch so unvernünftig, bevor er den Zeugen fragend ansah. »Sie hatten uns etwas zu sagen, Mr. Barnard«, meinte er nach einer kurzen Pause ermutigend.
»Ja, ich dachte - vielleicht verstehen Sie das nicht.« Aber der Antrieb war dahin, er sah den Ankläger hilflos an.
»Was verstehen wir nicht?«
»Dass wir zuerst erschrocken waren. Das halte ich für natürlich - es ging alles so schnell.«
»Ja?«, sagte Halloran und blickte den Richter bedeutungsvoll an.
»Aber nachher - das ist es, was ich Ihnen sagen wollte, nachher gewannen wir sie alle sehr lieb.«
Ein negativer Höhepunkt? Vielleicht doch nicht. Die Sorgenfalten gruben sich tiefer in Thomas Barnards Gesicht, die junge Frau auf der Anklagebank bewegte sich nicht und hob diesmal auch nicht den Kopf. Maitland fragte sich, was sie wohl dachte.
»Danke, Mr. Barnard. Ich bin froh, dass wir das geklärt haben.« Die winzige Spur von Ironie in Hallorans Stimme entging seinem Vertreter nicht; zweifellos nahm auch Richter Carruthers sie wahr. »Nach kurzer Zeit zogen Richard Barnard und seine Frau also in ihr eigenes Heim in High Acres, nicht weit von Northdean...«
»Etwa drei Meilen entfernt.«
»...aber Sie sind immer noch regelmäßig mit ihnen zusammengekommen, und außerdem haben Sie Ihren Cousin im Zusammenhang mit seinen Pflichten im Unternehmen getroffen.«
»Ja. Richard war aber oft unterwegs.«
»Schien Camilla Barnard mit dieser Situation zufrieden zu sein?«
»Sie nahm sie hin.«
»Und sie hatte ja auch ein Kind, das ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, nicht wahr?«
»Einen Sohn.«
»Wie heißt er?«
»Richard Ivor. Wir nennen ihn Ricky.«
»Und Ricky wird jetzt von Ihnen versorgt?«
»Ja.« Der Zeuge zögerte einen Augenblick. »Er ist noch nicht ganz sechs Jahre alt. Er begreift nicht, was geschehen ist.«
Diesmal schoss der Angeklagten das Blut ins Gesicht, aber sie hob ihren Kopf immer noch nicht.
»Gab es Anzeichen für Meinungsverschiedenheiten zwischen Camilla Barnard und ihrem Mann?«
»Nein - zunächst nicht.«
»Wie lange währte die Ehe in diesem idyllischen Zustand?«
»Euer Lordschaft!«, sagte Wellesley aufspringend. Er hatte so lange geschwiegen, dass Halloran von der Unterbrechung überrascht zu sein schien und ihm einen gekränkten Blick zuwarf.
Richter Carruthers nickte nachdenklich. »Vielleicht könnten Sie etwas präziser sein, Mr. Halloran«, schlug er vor.
»Wie Eure Lordschaft wünschen. Mr. Barnard, erinnern Sie sich an einen Vorfall 1958, kurz bevor Richard Barnard eine Reise nach Dublin antreten wollte?«
»Ja.«
»Es handelte sich um eine Dienstreise?«
»Ja.«
»Und eine Woche vorher...«
»...aßen sie bei uns zu Abend - Richard und Camilla.«
»Wurde bei dieser Gelegenheit von der Reise gesprochen?«
»Sie wurde erwähnt. Dann sagte Camilla, sie sei noch nie in Irland gewesen, sie würde am liebsten mitfahren. Sie hatten eine Haushälterin, und Rickys Kinderschwester war sehr zuverlässig, es gab also wirklich keinen Grund...«
»Sie zitieren immer noch Camilla Barnard?«
»Nein. Das wussten wir alle, sie brauchte es nicht ausdrücklich zu sagen.«
»War ihr Mann einverstanden?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher.«
»Äußerte er sich zu ihrem Wunsch?«
»Ja. Er sagte: Fang doch nicht schon wieder an, Cam.«
»So, als sei über das Thema schon gesprochen worden?«
»Diesen Eindruck hatte ich«, erwiderte der Zeuge bedrückt.
»Als Richard Barnard im Januar nach London kam, hatte das dienstliche Gründe, nicht wahr?«
»Ja.«
»Seit wann war die Reise vorgesehen?«
»Seit Anfang Dezember.«
»Und diesmal sollte ihn Mrs. Barnard begleiten?«
»Ich fürchte auf meinen Vorschlag hin.«
»Verstehe. Es wäre aber nützlich, wenn Sie das erläutern könnten.«
»Ich dachte, die Veränderung würde ihr guttun.«
»Wirkte sie unglücklich?«
»Ich weiß nicht. Ruhelos, vielleicht.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass sie mit Grund unzufrieden war?«
»Nur den, dass sie vielleicht manchmal einsam war.«
»In einem Ort, wo sie seit sieben Jahren lebte - wo sie so viele Verwandte und sicherlich auch Freunde hatte?«
»Ich gebe nur wieder, was ich mir dachte.«
»Richard Barnard war kein kleinlicher Ehemann.«
»Ganz im Gegenteil. Sie hatte alles...«
Alles? dachte Maitland, und er fragte sich, was wohl die Angeklagte selbst dazu zu sagen haben würde. Aber Wellesley handelte, wie Halloran schon betont hatte, nach den Anweisungen der Solicitors, und er machte nicht den Eindruck, ein Mann zu sein, der es versäumt haben würde, ihr die Lage deutlich vor Augen zu führen. Striktes Leugnen war ja ganz gut, aber wenn nicht die geringste Aussicht bestand, dass man einem glaubte...
»Sie schlugen Ihrem Cousin also vor, dass Mrs. Barnard ihn begleiten sollte?«
»Ja.«
»Was sagte er dazu?«
»Er sagte, das halte er für eine ausgezeichnete Idee.«
»Mr. Barnard, ich muss Sie nun bitten, sich die Jagdflinte anzusehen, die als Beweisstück vorgelegt worden ist. Sie wissen natürlich, dass es die Waffe war, die in der Wohnung gefunden wurde. Es tut mir leid, Sie damit behelligen zu müssen.« Die junge Frau auf der Anklagebank hatte die Augen geschlossen. Gewiss eine ungewöhnliche Waffe für eine Frau. Aber wenn sie verzweifelt war... »Können Sie sie identifizieren, Mr. Barnard?«
»Nein, bedaure. Ich weiß, dass Richard mehrere...«
»Wussten Sie, dass sie zum Umbau nach London gebracht worden war?«
»Ich bezweifle, ob ich mich erinnern würde, selbst wenn man es mir gesagt hätte. Es wäre mir so - so unwichtig erschienen.«
»Danke, Mr. Barnard. Es tut mir leid, dass ich Sie so lange in Anspruch genommen habe.«
Bei diesem klaren Hinweis an die Geschworenen, dass ein langes Kreuzverhör rücksichtslos und hartherzig wäre, drehte Wellesley den Kopf und lächelte. Es war Maitland, der den Blick auffing und erwiderte. Jack Godwin neben ihm kritzelte immer noch eifrig; er schrieb entweder sehr langsam oder war ausgesprochen gewissenhaft. Maitland empfand Sympathie für den Verteidiger und bewunderte, mit welcher Gelassenheit er die hoffnungslose Sache anpackte.
Aber alles, was er tun konnte, war, dasselbe Terrain noch einmal abzugrasen, in dem Bemühen, die Akzente zu verschieben. Im ganzen gesehen, hatte er wenig Erfolg. Es gab ein paar neue Fragen.
»Sie haben meinem gelehrten Herrn Kollegen erklärt, dass Richard Barnard die Zweigstellen der Firma in Großbritannien beaufsichtigte.«
»In Irland auch, hätte ich sagen sollen. Wir haben ein Büro in Dublin und ein Depot beim Flughafen Shannon.«
»Das war mir unklar. Wie viele Zweigniederlassungen insgesamt, Mr. Barnard?«
»Neun.« Er schien es dabei belassen zu wollen, aber Wellesley sah ihn immer noch fragend an, und er fuhr nach einer kurzen Pause fort: »London, Glasgow, Newcastle, Leeds, Manchester, Birmingham, Newport und Exeter, und natürlich Dublin.«
»Jede mit ihrem eigenen Geschäftsführer?«
»Ja.«
»Fähige Leute, Ihrer Meinung nach?«
»Gewiss. Wir befördern in erster Linie tüchtige Leute aus unserem eigenen Unternehmen...«
»Die Stellung Richard Barnards, war also vielleicht so etwas wie eine Pfründe?«
»Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, das zu sagen«, meinte der Zeuge vorsichtig.
»Wie weit würden Sie gehen?«
»Mylord!«, knurrte Halloran. Carruthers schüttelte nur den Kopf.
»Die damit verbundene Arbeit war sicherlich nicht mühevoll, aber sie vermochte durchaus einen wertvollen Beitrag zu unseren Geschäften darzustellen.«
Könnte sein, dachte Maitland und machte sich eine Notiz auf dem Aktendeckel. Er war nicht überrascht, als Halloran wenige Minuten später die Hand ausstreckte und das Dokument beschlagnahmte. Nachdem er die Bleistiftnotiz gelesen hatte, gab er es mit missbilligendem Schnauben zurück.
Wellesley fuhr fort.
»Welchen Umfang hatten die Reisen? Wie oft war Richard Barnard von Northdean fort?«
»Es ist ein bisschen schwierig - mindestens eine Woche im Monat, würde ich sagen. Manchmal dauerte eine Reise aber auch länger, neun oder zehn Tage vielleicht.«
»Es wäre also durchaus möglich, dass er ohne Ihr Wissen andere Dinge getrieben hat...«
»Wenn Sie damit etwas Unehrenhaftes ansprechen wollen...«, sagte Thomas Barnard schnell. Wieder ließ er den Satz unvollendet.
»Nein. Aber wissen Sie etwas darüber?«
»Natürlich nicht. Ich wollte noch erwähnen, dass Richard in finanziellen Angelegenheiten peinlich genau war.« Er lächelte müde. »Wenn Sie je seine Spesenrechnungen gesehen hätten...«
»Ja, gewiss«, sagte Wellesley, als deutlich wurde, dass der Zeuge nicht weitersprechen würde. »Ich meine ja nur, dass er nicht sein ganzes Leben in Northdean zugebracht hat, dass er Freunde und Bekannte gehabt haben muss, von denen seine Familie nichts wusste.«
»Das ist sicher richtig.«
»Und dass er eine merkwürdige Abneigung dagegen zeigte, sich von seiner Frau auf seinen Reisen begleiten zu lassen.«
»Nein. Ich glaube - er sagte, es sei zu einsam für sie, wenn sie im Hotel bleiben müsse, während er beschäftigt sei.«
»Aha. Nun gut, vielleicht können wir noch einmal zurückgehen, Mr. Barnard...«
Der Vormittag schleppte sich hin.
Drittes Kapitel
Alan Barnard war stellvertretender Exportleiter der Firma. In dem Unternehmen musste es von Familienmitgliedern wimmeln, dachte Maitland, während er einen kurzen Augenblick überlegte, wie vergnüglich es sein müsste, Sir Nicholas zu erklären, dass die Angeklagte, der Tote und alle Zeugen denselben Namen trugen.
Dieser Vertreter des Familienclans war an die Dreißig, schlank, dunkelhaarig und ein bisschen zu gut aussehend. Er war der Neffe von Thomas und mit Richard eng befreundet gewesen - sie standen fast im gleichen Alter. Camilla hatte er erst kennengelernt, als er zur Hochzeit nach London gefahren war; sein Benehmen war gezwungener, wenn er von ihr sprach, aber offene Feindseligkeit spürte man nicht. Was fühlte man eigentlich wirklich in Richard Barnards Familie, die seine Frau als eine der Ihrigen aufgenommen hatte und nun damit fertig werden musste, dass er durch ihre Hand sein Leben verloren hatte? Alan zumindest hatte es nicht akzeptiert, dachte Antony; ein passiver Glaube, mehr nicht. Erneut wurde die Jagdflinte vorgezeigt, und der Zeuge betrachtete sie ohne sichtbare Gefühlsregung. Er könne es nicht beschwören, schließlich sei eine Flinte wie die andere, aber sie müsse wohl Richard gehören.
»Führten Sie im vergangenen Dezember mit dem Verstorbenen ein Gespräch über eine seiner Jagd Waffen?«
»Ja, er sagte, er wolle einen kürzeren Schaft ausprobieren und die Flinte nach London mitnehmen, wo Croker sich damit befassen solle.«
»Das war Anfang des Monats?«
»Soweit ich mich erinnere.«
»Und wissen Sie, ob er seine Absicht ausgeführt hat?«
»Er muss es getan haben, weil er, als er - als er das letzte Mal nach London fuhr, sagte, er wolle sie abholen.«
»Wurde sonst noch etwas besprochen?«
»Nur, dass - ich erinnerte ihn daran, gleich Munition mitzubesorgen. Wenn er sowieso ins Waffengeschäft musste, ersparte das einem von uns, uns von Northdean aus zu bemühen.«
»Waren Sie allein mit Richard Barnard, als dieses Gespräch stattfand?«
»Nein.«
»Wer war noch dabei?«
Der Zeuge befeuchtete die Lippen; eine seltsam nervöse Reaktion bei einem Menschen, der im Übrigen sehr selbstsicher wirkte.
»Camilla - Mrs. Barnard.« Seit er den Gerichtssaal betreten hatte, war sein Blick noch kein einziges Mal zur Angeklagten gewandert.
»Wie viele Jagdwaffen besaß Richard Barnard?«
»Wenn Sie Flinten damit meinen, drei Stück, glaube ich. Genau weiß ich es nicht. Er hatte auch ein paar Sportbüchsen.«
»Er ging gern auf die Jagd?«
»Oh, ja. Wir jagten off miteinander.«
»Und Mrs. Barnard?«
»Sie zog es vor...« Er verstummte plötzlich und sagte unvermittelt: »Sie tötete ungern.«
»Aha.« Hallorans trockener Ton brachte den Widerspruch noch deutlicher zur Geltung. »Aber Sie wollten sagen...?«
»Sie zog es vor, auf Scheiben zu schießen. Richard hatte einen Schießstand bauen lassen - sie hat ein enorm scharfes Auge«, sagte Alan fast mit Begeisterung und brach plötzlich ab, als ihm klarwurde, was er da sagte. Seine restlichen Antworten waren einsilbig, aber unter Druck räumte er ein, dass es Meinungsverschiedenheiten - nun, Streitigkeiten, wenn Sie wollen - gegeben hatte, aber nicht mehr als bei anderen Ehepaaren auch.
Wieder hatte Wellesley die unbefriedigende Aufgabe, die Aussage in ein günstigeres Licht zu rücken. Aber wenn Richard Barnard wirklich ein zweites, nicht in Northdean fundiertes Leben geführt hatte, wusste sein Vetter Alan, der auch sein engster Freund gewesen zu sein schien, nichts davon.
Warum sollte man auch eine derart unwahrscheinliche Geschichte glauben, wenn einem die Wahrheit ins Gesicht starrte? Camilla hatte ihren Mann umgebracht, die einzige Frage war nur - warum? Und solange Wellesley die Aufgabe hatte, ihre Unschuld darzutun, würde er nichts unternehmen, um das herauszufinden.
Als Antony die Mittagspause längst für überfällig hielt, wurde Mr. Croker aufgerufen. Er bestätigte, dass Richard Barnard ihm am zwölften Dezember eine Jagdflinte übergeben habe. Sie hätten die vorgeschlagene Änderung besprochen, und er habe eingeräumt, dass ein kürzerer Schaft tatsächlich eine Verbesserung bedeuten könne. Mr. Barnard habe die Waffe, zusammen mit sechs Schachteln Munition, am fünfzehnten Januar wieder abgeholt - am Tag vor seinem Tod.
»Die Waffe war umgebaut worden?«
»Ja, gewiss.«
»War sie geladen?«
»Du lieber Himmel, das ist doch das erste, was man lernen muss, wenn man mit Waffen umgeht.«
»Das muss leider ganz genau geklärt werden, Mr. Croker. War die Jagdflinte geladen, als Sie sie Richard Barnard übergaben?«
»Natürlich nicht!«, sagte der Zeuge gereizt.
»Und Sie sind ganz klar in der Lage, die hier vorgelegte Waffe als jene zu identifizieren?«
»Es ist ganz bestimmt dieselbe.«
Bei Wiederbeginn der Verhandlung wurde als erster Zeuge Ralph Kilmer, der Geschäftsführer des Londoner Büros von Barnard Co., aufgerufen. Er sah für einen Geschäftsführer noch ziemlich jung aus, aber wenigstens hatte man einmal keinen Familienangehörigen vor sich, dachte Maitland. Er gab sein Alter mit achtundzwanzig Jahren an. Er war so groß wie Thomas Barnard und mochte eines Tages auch so beleibt werden, wenn er es einmal aufgab, Sport zu betreiben. Rugby, dachte Maitland vage, oder Rudern - oder vielleicht Schwimmen? Kilmer wirkte beunruhigt und schien noch unglücklicher zu sein als Alan Barnard. Zur Abwechslung hatte er Camilla Spencer schon vor ihrer Heirat gekannt.
»Sie war Stenotypistin im Londoner Büro, und ich hatte eben meinen Wehrdienst abgeleistet und fing dort als Angestellter an. Natürlich erinnere ich mich an das Ereignis. Es erregte ziemliches Aufsehen, dass sie Mr. Richard heiratete, ihre Kolleginnen waren ganz aus dem Häuschen. Romantisch, sagten sie. Aber niemand von uns erfuhr davon, bis es vorbei war.«
»Waren Sie überrascht, als Sie davon erfuhren?«
Diesmal zögerte er ein wenig.
»Sehr überrascht.«
»Ich frage mich...«
Wellesley hüstelte, und Halloran sagte: »Na ja, gut!«, als habe er wirklich Einspruch erhoben. »Haben Sie Mrs. Barnard in der Zwischenzeit je zu Gesicht bekommen?«
»Mehrmals, wenn ich in Northdean war. Beim Abendessen in Mr. Thomas Barnards Haus.«
»Und am sechzehnten Januar waren Sie Gastgeber bei einem Treffen - einem Empfang...«