Ausgewählte Akten persischer Märtyrer -  - E-Book

Ausgewählte Akten persischer Märtyrer E-Book

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Beschreibung

In diesem Band findet sich eine Sammlung von Märtyrerakten aus dem antiken Persien. Als Märtyrerakte (lateinisch Acta Martyrum) wird ein Bericht über das Leiden und den Tod eines christlichen Märtyrers oder einer Gruppe von Märtyrern bezeichnet. Diese Berichte wurden schon früh gesammelt und in der kirchlichen Liturgie verwendet, wie der heilige Augustinus bezeugt. Daneben finden sich auch Erzählungen, die entweder auf der Grundlage einiger weniger realer Fakten geschrieben wurden, die in der volkstümlichen oder literarischen Überlieferung erhalten geblieben sind, oder aber reine Werke der Phantasie, die keinerlei Fakten enthalten. Da sie jedoch mit der Absicht geschrieben wurden, den Leser zu erbauen und nicht zu täuschen, muss eine besondere Klasse für hagiographische Fälschungen reserviert werden. In diese Kategorie gehören all jene Apostelgeschichten, Passionen, Lebensbeschreibungen, Legenden und Übersetzungen, die mit dem ausdrücklichen Ziel geschrieben wurden, die Geschichte zu verfälschen, wie zum Beispiel die Legenden und Übersetzungen, die den Namen eines Heiligen fälschlicherweise mit einer bestimmten Kirche oder Stadt verbinden.

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Seitenzahl: 438

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Ausgewählte Akten persischer Märtyrer

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Ausgewählte Akten persischer Märtyrer

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660741

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Einleitung. 2

Namensverzeichnis3012

1. Schâpûr und Genossen. 17

2. Mâr Simon und Genossen. 20

3. Pûsai57

4. Marta, die Tochter des Pûsai70

5. Das große Schlachten in Bêt Hûzâjê. 75

6. Tarbô und Genossinnen. 79

7. Schâhdôst und Genossen. 82

8. Einhundertelf Männer und neun Frauen. 85

9. Barba’schmîn und Genossen. 88

10. Jakob und seine Schwester Maria. 92

11. Tekla und Genossinnen. 93

12. Kriegsgefangene. 96

13. ’Akebschemâ und Genossen. 101

14. Mâr ’Abdâ und Genossen. 117

15. Narsê. 119

16. Mâr Jakob. 125

17. Pêrôz. 135

18. Jakob. 140

19. Märtyrer von Karkâ. 147

20. Mâr Abâ. 154

21. Mâr Gîwargîs. 177

 

 

Ausgewählte Akten persischer Märtyrer

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: Einleitung und Namensverzeichnis Sprache: deutsch Bibliographie: Einleitung und Namensverzeichnis In: Ausgewählte Akten persischer Märtyrer : mit einem Anhang: Ostsyrisches Mönchsleben / aus dem Syrischen übers. von Oskar Braun. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 22) Kempten; München : J. Kösel, 1915. Unter der Mitarbeit von: Frans-Joris Fabri.

 

Titel Version: Ausgewählte Akten persischer Märtyrer (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Ausgewählte Akten persischer Märtyrer In: Ausgewählte Akten persischer Märtyrer : mit einem Anhang: Ostsyrisches Mönchsleben / aus dem Syrischen übers. von Oskar Braun. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 22) Kempten; München : J. Kösel, 1915. Unter der Mitarbeit von: Frans-Joris Fabri.

 

 

 

 

 

Fußnoten

 

1.       Zusammenstellung und Kritik der einheimischen Legenden bei Labourt, S. 9 ff.

2.       Ostasiatische und osteuropäische Streifzüge, S. 292 ff.

3.       Geschichte der ohristl. Litteraturen des Orients (in Amelangs Litteraturen des Orients VII, 2), Leipzig 1907, 8. 7.

4.       Unter dem Vorsitz des Grossmopet Atûrpâd wurde ein Religionstribunal gegen jede Heterodoxie errichtet, und dann sprach der König: „Jetzt, da die Religion bei uns in ihrer weltlichen Existenz anerkannt ist, streben wir eifrigst an, daß sie niemand irgendwelchen Unglauben verstatte." Dinkart, zit. v. Gelzer: Armen. Zeitschr. I, S. 155. 160.

5.       Vgl. Labourt, S. 26 f.

6.       Zusammengestellt v. Nestle. Theol. Lit. Z. XVIII (1893), Sp. 4ff.; 46 f. Vgl. auch Leclercq, Dict. d’archéol. chrét. 1, 395 ff.

7.       Über ihn Braun, De s. Nicaena synodo, Münster 1898, S. 3 ff.

8.       Vgl. Labourt, S. 52 ff.

9.       Die von mir für das Corpus scriptorum christianorum orientalium unternommene Herausgabe dieser Briefe befindet sich z. Z. im Druck.

10.    Auch die anonyme Chronik von Seerd (P. O. III, 4, S. 79) erwähnt diese drei Hagiographen. Nach einer Bemerkung Timotheus I (s. Synhados, S. 383) scheint der Bericht des Letzteren sehr ausführlich gewesen zu sein.

11.    Deutsch von Zingerle, Echte Akten heil. Märtyrer des Morgenlandes, Innsbruck 1836.

12.    Es fehlt der Anfang, und auf S. 62 scheint eine größere Lücke zu sein.

13.    Über die auffallende Tatsache daß Sliba in seinem Martyrologium die meisten Märtyrer dieser Verfolgung nur aus grieoh. Quellen kennt, vgl. Peeters, An. Boll. XXVII (1908) S. 1S4 f. der daraus einen Schluß gegen die Existenz der Schrift des Maruta zieht.

14.    Vgl. Bedjan II, S. 28 f.; 333.

15.    Die zwischen 383 u. 399 genannten Patriarchen Tomarsa und Kajoma sind wohl zur Aufrechterhaltung der Sukzession erfundene Fiktionen.

16.    Ihre Akten: Synhados, S. 5 ff. Vgl. Labourt, S. 87 ff.

17.    So Mihrschâpûr, der unter Jezdegerd gefangen gesetzt, unter Bahrâm hingerichtet wurde.

18.    Vgl. die interessanten, unten abgedruckten Martyrien des ’Abdâ und Narsê.

19.    In den Akten wiederholt bezeugt.

20.    Vgl. auch: Gr. affect. cur. IX.

21.    Die griech. Quellen in der Ausgabe Theodorets v. Parmentier, S. 345. Eine armen. Passion: An. Boll. 28, 412 ff.

22.    Synhados, S. 48 f.

23.    Vgl. das berühmte Edikt des Mihrnersê. Buzurk-Framadar (Großwesir) von Eran und Aneran v. J. 442 bei Elische, französisch bei Langlois, Collection des hist. de l’Arménie II, S. 190.

24.    Bedjan II, S. 631 ff.

25.    Über diese Rechtsfrage und Rechtspraxis vgl. Sachau: Von den rechtl. Verhältnissen der Christen im Sasanidenreich (in Mitteilungen des Seminars f. Orient. Sprachen zu Berlin, X, 2). 563 gewährte Kosrav I. in dem Frieden mit Justinian Religionsfreiheit, das Recht der Beerdigung und des Kirchenbaus, verbot aber Proselytenmacherei. Ähnlich Kosrav II.

26.    Tabari, S. 268.

27.    Veröffentlicht v. Chabot in Nouvelles archives des miss. scientif. et litt. VII (1897), S. 485. Vgl. Jesusdenah, Livre de la chasteté, hrsg. v. Chabot, Rom, 1896.

28.    Vgl. An. Boll. XXVIII, S. 314.

29.    Ammian. Marc. XX, 7.

30.    Siehe oben S. XX.

 

 

1. Schâpûr und Genossen

 

1.

 Zeugnis des Schâpûr, Bischofs von Bêt Nikâtôr, des Isaak, Bischofs von Karkâ de Bêt Slôk, des Ma’nâ, Abraham und Simon, welche in Bêt Pârsâjê in den Tagen des persischen Königs Schâpûr Zeugnis gaben und (deren Reliquien) sich gegenwärtig im neuen Martyrium innerhalb der Stadt Edessa befinden.

Im dreißigsten Jahre der Regierung Schâpûrs, des Königs von Persien, traten Magier hinzu, klagten die Nazarener1 an und sprachen zum König: „Wir können der Sonne nicht dienen, noch die Luft klären, noch das Wasser hell machen, noch die Erde reinigen wegen der Nazarener, welche die Sonne schmähen, das Feuer verachten und das Wasser nicht ehren." Da wurde Schâpûr von großem Zorne erfüllt; er blieb von der Rennbahn2 weg, wohin er zu gehen im Begriff war und befahl, daß die Nazarener ergriffen würden. Da zogen die Polizeihauptleute und Notare (ταβελλάριος) des Königs aus und ergriffen den Ma’nâ, Abraham und Simon.

 

2.

Am folgenden Tage standen die Magier anklagend vor dem König der Könige und sagten: „Schâpûr, der Bischof von Nikâtôr, und Isaak, der Bischof von Karkâ de Bêt Slôk bauen Tempel (ναός) und errichten Kirchen und durch schöne Worte verführen sie die Leute.„ Da befahl der König: „Binnen drei Tagen sollen sie sich an meinem Hofe einfinden.“ Da der Befehl des Königs drängte, zogen Reiter bei Tag und Tag und brachten sie herbei. Und da man dem König meldete, Schâpûr und Isaak seien gekommen, befahl er, sie mit ihren Genossen im Gefängnis zu verwahren. Und wie der König befohlen, wurden sie eingesperrt.

 

3.

Am folgenden Tage berief der König die Vornehmen und sprach: „Kennt ihr die Nazarener Schâpûr und Isaak?„ Sie sprachen: „Wir kennen sie.“ Da entbrannte der Zorn des Königs und er befahl, daß sie vor ihm erscheinen sollten. Man brachte die Bischöfe Schâpûr und Isaak, sowie den Ma’nâ, Abraham und Simon und sie erschienen vor ihm, wie er befohlen. Der König sprach: „Wißt ihr nicht, daß ich vom Samen der Götter bin? Und ich bete die Sonne an und ehre das Feuer. Aber wer seid ihr, daß ihr meinem Befehle widersteht, die Sonne schmäht und das Feuer verachtet?„ Einstimmig antworteten alle: „Wir beten den einen Gott an und ihm allein dienen wir.“ Der König sprach:„Wer ist der Gott, der besser ist als Hôrmizd, oder dessen Zorn härter ist als der Ahrimans? Welcher Mensch ist weise und betet die Sonne nicht an?„ Bischof Schâpûr sprach: „Wir kennen keinen andern Gott neben Gott, der Himmel und Erde, Sonne und Mond, alles Sichtbare und Unsichtbare gemacht hat. Und wir glauben an Jesus, den aus ihm geborenen, der Nazarener genannt wird.“

 

4.

Als der König das hörte, befahl er, ihn auf den Mund zu schlagen. Man schlug ihn, bis seine Zähne herausbrachen. Der König sprach: „Rufe Jesum, daß er dir (wieder) Zähne gebe.„ Schâpûr sprach: „Jesus gibt mir etwas, was du nicht wissen kannst.“ Der König sprach: „Wie kann ich es nicht wissen?„ Schâpûr sprach: „Weil du böse bist.“ Da befahl der König, von großem Zorne erfüllt, ihn mit Stöcken zu schlagen und man schlug ihn, bis alle seine Knochen zerbrachen. Da noch ein wenig Leben in ihm war, befahl er, ihn in Eisen im Gefängnis zu bewahren und man fesselte ihn nach Befehl.

 

5.

Hernach brachte man den Isaak herbei und der König befahl, ihm sein Gewand zu nehmen und man nahm es. Der König sprach: „Hältst auch du die Torheit Schâpûrs fest, daß ich dein Blut mit dem seinigen mische?„ Isaak sprach: „Was du Torheit nennst, ist herrliche Weisheit; aber du fühlst es nicht.“ Der König sprach: „Ich sehe, daß du viel redest; ich befehle, daß man dir die Zunge ausreiße.„ Isaak sprach: „Es steht geschrieben: Ich werde in Gerechtigkeit vor den Königen reden und mich nicht schämen.“ Der König sprach: „Wie wagtest du es, eine Kirche zu bauen?„ Isaak sprach: „Wann habe ich aufgehört, Kirchen zu bauen?“

 

6.

Da er so sprach, ergrimmte der König. Er rief die Vornehmen von Karkâ und sprach zu ihnen: „Wißt ihr nicht, daß, wenn Hinterlist im Herzen oder auf der Zunge eines Mannes gefunden wird, er der Todesstrafe schuldig ist? Wie gefällt euch meine Beschimpfung und freut euch meine Geringschätzung? Mit Isaak aber habt ihr Gemeinschaft und tretet zu seinem Sakrament hinzu. Bei der Sonne schwöre ich und dem Feuer, das nicht erlischt, daß, wenn ich in meiner Hülle (? am Leben) bleibe, ihr ihm in das Grab vorangehen sollt." Als die Vornehmen das hörten, stockte ihr Herz und sie fielen auf ihr Angesicht. Sie führten den Isaak von ihm fort, brachten ihn an den dafür bestimmten Ort und steinigten ihn, daß er starb, weil sie den Zorn des Königs fürchteten. Jene Vornehmen waren Christen dem Namen nach.

 

7.

Als Bischof Schâpûr im Gefängnisse hörte, daß Isaak von den Vornehmen gesteinigt worden und gestorben war, freute er sich und lobte Gott, der ihn gekrönt. Auch er starb nach zwei Tagen wegen der Schläge und der Eisen. Man teilte dem König mit, daß Schâpûr im Gefängnis gestorben sei und er befahl, ihm den Kopf abzuschneiden und zu bringen. Und man tat so. Er glaubte nämlich nicht, daß er gestorben sei.

 

8.

Nachdem Isaak gesteinigt worden und Schâpûr im Gefängnis gestorben war, befahl der König, den Ma’nâ, Abraham und Simon vorzuführen und sprach:„Betet ihr die Sonne an und ehrt ihr das Feuer?" Sie antworteten: „Das sei ferne von uns. Wir beten Jesum an und ihn bekennen wir." Da verurteilte sie der König zu verschiedenen Todesarten. Er befahl, den Ma’nâ zu schinden vom Kopf bis zu den Hüften und dieser starb, als es geschah. Dann befahl er, eiserne Nägel im Feuer glühend zu machen und dem Abraham in beide Augen zu stoßen und nach zwei Tagen starb er. Dann befahl er, eine Grube zu graben und den Simon bis zur Brust einzugraben. Und er ließ Bogenschützen mit Pfeilen nach ihm schießen und er starb. Es kamen christliche Brüder, stahlen ihre Leichen und begruben sie heimlich.3.

 

 

 

 

2. Mâr Simon und Genossen

 

1.

Im Namen des Herrn Jesu Christi schreibe ich das Zeugnis des Mâr Simon, des Hauptes der Bischöfe der orientalischen Kirche, sowie der Bischöfe, Priester, Diakone, Bundessöhne und gläubigen (Laien), die mit ihm Zeugnis gaben. Ihr Andenken sei zum Segen und uns sei Hilfe durch ihr Gebet. Amen.

 Wir kommen zu der Geschichte der traurigen Hinrichtung des heiligen Zeugen Gottes, Mâr Simon, des Hauptes der Bischöfe und Katholikos der orientalischen Kirche, der zuerst im Orient im guten Zeugnisse Gottes sich hervortat, des Gadjahb und Sâbinâ, der Bischöfe von Bêt Lâpat4, des Johannan, Bischofs von Hôrmizd Ardaschîr, des Bôlida’, Bischofs von Prât de Maischân, des Johannan, Bischofs von Karkâ de Maischân, der siebenundneunzig Priester und Diakone, des Obereunuchen Gûhaschtazâd, der seinem Range nach Arzabed5 war, des Karogbed Pûsai, der seinem Range nach Werkmeister war, und seiner Tochter, einer Bundestochter, welche mit dem seligen Simon in gutem Zeugnisse Gottes gekrönt wurden6.

 

2.

Wir sagten in unserem ersten Buche, daß von dem Regierungsantritt des seligen Constantin bis zu seinem Tode — er regierte 33 Jahre über die Römer —das Abendland keine Zeugen hatte. Sobald der herrliche Constantin starb, begann Schâpûr, der König der . Perser, das Christenvolk zu bedrängen, die Priester und den Bund zu quälen und die Kirchen in seinem ganzen Gebiet zu zerstören. Gott ließ aber zu, daß die Verfolgung über uns komme, damit nicht Satan und seine Knechte und Diener unter den Menschen sagen können: „Der Friede hat das Volk Gottes groß gemacht. Das Wohlergehen machte die Kirche Christi wachsen. Die Könige reichten ihr die Hand und erhöhten sie. Sieh, beiderseits herrscht Frieden; es ist kein Verfolger noch Bedränger." So verleumdeten sie den seligen Job bei Gott7: „Nicht umsonst fürchtet Dich Job. Sieh, Du ließest Deine Hand auf ihm ruhen, sowie auf seinem Haus, seinen Kindern und allem, was er irgendwo besitzt. Sein Händewerk hast Du gesegnet und sein Besitz ist viel auf Erden. Aber strecke Deine Hand aus und tritt an alles heran, was er hat, so wird er Dich ins Angesicht lästern." (Gott ließ nun die Verfolgung zu), damit nicht (Satan) zu ihm spreche: „Du hast die Christen in dieser Welt geehrt. Es sind Könige, Fürsten, Machthaber, Richter, Beamte unter ihnen. Deshalb hatten sie Erfolg; deshalb wurden sie viel im Lande; deshalb haben sie sich vermehrt und wurden sie stark gar sehr. Der Friede gewährte ihnen Wachstum; die Ruhe gab ihnen Raum zum Erstarken. Wer sollte nicht sich den Königen nachziehen lassen? Wer sollte nicht den Fürsten nachgehen? Wer sollte nicht lieben den Ruhm der Welt? Wer nicht Freude und Üppigkeit? Wer sollte nicht Reichtum begehren? Wer nicht den Ruhm dieser begehrenswerten Welt ersehnen? Wer sollte sich Mühen statt der Ruhe, Plagen statt des Vergnügens, Schimpf statt Ehre, Schmach statt Lob erwählen?"

 

3.

Damit nicht der Verleumder solches vorbringen könne, ließ der angebetete Gott, der alles in seiner Weisheit lenkt, dreihundert Jahre im Römerland die Verfolgung zu. Die Gläubigen wurden durch die Verfolgung geprüft, die Treue der Verfolgten geoffenbart und Satan der Mund gestopft. Dann gab ihnen Gott Ruhe; er sendete ihnen den Engel des Friedens, den siegreichen König Constantin, und ließ sie in Ruhe wohnen. Dadurch wurde der Verleumder überführt, daß Jesus nicht aus Unvermögen seine Verehrer hatte verfolgen lassen. Und sieh, es befahl nun sein Wink, und aus der Finsternis und dem schwarzen Dunkel der Peinen und Verfolgungen ging plötzlich ein herrliches Licht auf, das durch seine Strahlen das Dunkel der Verfolgungsnacht vertrieb. Und nachdem dreiunddreißig Jahre in den beiden Weltgegenden8 bei den Untertanen des christlichen Königs und den Knechten des heidnischen Königs überall Friede geherrscht, obwohl die Erinnerung an die erste Verfolgung noch nicht geschwunden war, sondern im Geiste der Augenzeugen (fort)lebte, da ließ der allweise Gott nach dreiunddreißig Friedensjahren eine Verfolgung über die Gläubigen kommen, indem böse Menschen ihren gottfeindlichen Willen zeigten, damit nicht, indem in der Folge der Geschlechter die Erinnerung an die Verfolgung vergehe, Satan jene Meinung (wieder) in die Welt säe. Jedoch zeigt er jederzeit in seiner unerforschlichen Weisheit durch den Abgrund ihrer Bosheit die Gnade und Weisheit seiner Heilsordnung und seine unbesiegliche Kraft zeigt er in der körperlichen Schwäche seiner Diener. Wie er das körperliche Leben durch die durch Joseph vollzogene Getreideaufspeicherung vielen Völkern erhielt, nachdem er diesen hatte verkaufen lassen, ebenso gab er, nachdem Christus in das Leiden verkauft war, durch seinen Kaufpreis (τιμή) unserer an die Sünde verkauften Knechtschaft Lösung. In seinem Leiden räumte er unser Leiden weg, in seiner Hinrichtung unsern Tod und durch die Schwäche seines Kreuzes wurde seine Kraft offenbar. Ebenso wurde durch die Verfolgung seiner Diener seine Wahrheit offenbar ; durch ihre Qualen wurde der Glaube an ihn bekräftigt; durch ihre Peinen wurde seine Erkenntnis verkündet; durch ihre Todesarten wurde sein Leben geoffenbart, durch ihre Geduld seine Kraft angesagt. Und durch all das wurde der Trug aufgedeckt, Satan niedergeschlagen, der Mund des Verleumders gestopft. Das in kurzem, damit niemand, der diese Geschichten findet, denke und sage: Es war nicht schön, daß Gott es zuließ, daß wir in die Hände der Verfolger überliefert wurden.

 

4.

Beginnen wir nun die Erzählung der Verfolgungen und Hinrichtung der obengenannten heiligen Zeugen. Im Jahre 655 seit der Regierung Alexanders, dem Jahre 296 seit der Kreuzigung, dem Jahre 117 der Herrschaft der Perser und dem Jahre 31 der Regierung Königs Schâpûr9, Sohnes des Hôrmîzd, nachdem der selige Constantin, König der Römer, gestorben war, fand Schâpûr Gelegenheit, seine Söhne ihrer Tugend halber anzugreifen und beständig räuberische Einfälle in das römische Gebiet zu machen. Deshalb entbrannte er besonders in Haß gegen die Diener Gottes in seinem Reiche und ging daran, einen Grund zur Verfolgung der Gläubigen zu suchen. Er ersann eine List, die Christen in Persien durch doppelte Steuer zu drücken. Er schrieb folgendes Edikt (σάκρα) aus Bêt Hûzâjê an die Beamten von Bêt Arâmâjê: „Sobald ihr diesen unseren, der Götter, Befehl in diesem von uns gesendeten Schreiben sehet, so ergreifet Simon, das Haupt der Nazarener10, und lasset ihn nicht frei, bis er eine Urkunde besiegelt, daß er es auf sich nimmt, von dem ganzen Volke der Nazarener, das in unserem, der Götter11, Land sich auf- . hält und in unserem Reiche wohnt, doppeltes Kopfgeld und zweifache Steuer zu erheben und zu bezahlen12. Denn wir, die Götter, sind in Kriegsnöten; sie sind in Freuden und Vergnügen. Sie wohnen in unserem Lande, sind aber Gesinnungsgenossen des Kaisers (καῖσαρ), unseres Feindes." 13 So wurde von König Schâpûr aus Bêt Hûzâjê an die Beamten von Bêt Arâmâjê geschrieben. Als sie das Edikt des Königs erhalten hatten, ergriffen sie den seligen Simon bar Sabbâ’ê, lasen ihm das königliche Schreiben vor und verlangten, daß er das Geschriebene vollziehe.

 

5.

Der heilige Simon antwortete ihnen mit großer Demut, ohne in seinem Mute verwirrt zu werden: „Ich adoriere den König der Könige und ehre seinen Befehl aus ganzer Kraft. Aber bezüglich dessen, was sein Befehl von mir verlangt, glaube ich, daß auch ihr überzeugt seid, daß es mir nicht zusteht, Steuer (und) Kopfgeld vom Volke Christi, meines Herrn, zu fordern14. Denn unsere Macht über sie bezieht sich nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, das heißt auf den Glauben an unseren Herrn, die Wahrheit unserer Lehre, die Frömmigkeit lehrende Demut, keusche, den Sinn der Hörer nicht verderbende Bitte, reine und beständige Gebete, ermüdendes Wachen, seufzendes Flehen, starkes Rufen, überströmende Gottesliebe, indem wir um Erbarmen flehen für den König, seine Diener und all seine Grenzen, damit die Kriege aufhören, und der Friede auf dem Erdkreis viel sei15. Wenn wir weltliche Gewalt hätten, würden wir nicht in diesen Sitten wandeln, sondern nach weltlicher Art (τάξις) und Weise (σχῆμα) leben. Zugleich bitte ich eure Macht und euren Adel und wünsche zu erfahren, von wem das Geforderte gefordert wird. Wenn von Reichen, so weiß jedermann, daß wir arm sind und des üppigen Mammons ermangeln. Wenn von Trägen, so habt ihr ebenfalls erfahren, daß von uns niemand im Dienste des Königs müßig ist, da wir alle der Steuerordnung (τάξις) unterstehen. Wenn von Feinden, so hat sich vielleicht mancher aus euch überzeugt, daß wir alle Menschen lieben, besonders aber den König der Könige. Wenn geschrieben steht16, daß wir unsere Hasser lieben und für unsere Feinde beten sollen und den, der uns flucht, segnen sollen, um wieviel mehr müssen wir dann eure Gewalt lieben und für den König beten, dessen Majestät Gott uns unterwarf und in dessen Reich er uns wohnen ließ? Denn unsere Schriften befehlen uns17: „Jede Seele sei den Gewalten der Oberherrschaft unterworfen, und es ist keine Gewalt, die nicht von Gott ist und die, welche sich gegen sie erheben, werden Gericht erhalten.„ Auch ist uns befohlen, für die Könige und Großen zu beten. Denn es spricht einer unserer Lehrer18: „Vor allem sollt ihr Gebet darbringen für die Könige und die Großen.“ Da uns also unsere Schriften so befehlen, wie können wir Hasser und Feinde des Königs der Könige sein und als Gegner Gottes erfunden werden, der uns so durch unsere Lehrer befiehlt?" 19

 

6.

 Nachdem der selige Simon so gesprochen, antwortete der Vorsitzende der versammelten Beamten: „Deine Worte, Simon, sind sehr schön und weise; jedoch muß ihnen die Tat folgen. Ich erinnere mich, daß du gesagt: Unsere Schriften befehlen: „Jede Seele sei den Gewalten der Oberherrschaft unterworfen, und es ist keine Gewalt, die nicht von Gott ist.„ Da also jede Gewalt von Gott ist, so gehorche König Schâpûr, dem Herrn der ganzen Erde, dessen Natur von Gott ist, besiegle die Urkunde und willige ein, jene Steuer zu geben, wie der König der Könige befiehlt. Widerstehet nicht euren (eigenen) Schriften, die euch Gehorsam gegen die Machthaber befehlen. Wenn ihr aber der Obrigkeit Gehorsam schuldet, um wieviel mehr dann dem König der Könige?“ Der heilige Simon antwortete: „Wir dürfen unsere Schriften nicht übertreten. Sie lehren uns Gehorsam, zeigen uns aber auch das Maß des Gehorsams. Denn sie lehren uns darüber20: ‚Erstattet jedem, wie ihr ihm schuldig seid, wem Kopfsteuer, Kopfsteuer, wem Zoll, Zoll.‘ Nicht heißt es, daß wir doppelte Kopfsteuer geben sollen. Wie sollen wir da jetzt Kopfgeld oder Steuer doppelt geben?„ Darauf antworteten die Beamten: „Sieh zu, was du dir selbst zufügest, da du dich gegen den Befehl des Königs der Könige erhebst, die Urkunde nicht besiegelst und nicht einwilligst, dem König der Könige von den Nazarenern, seinen Knechten, doppeltes Kopfgeld zu geben. Denn du weißt, daß er nicht ferner gegen den, der seinem Willen widersteht, barmherzig sein kann. Denke nach, nimm darüber Vernunft an und sieh zu, daß du nicht statt deiner früheren Freundschaft ihn anreizest, als dein Feind dein Blut wie Wasser zu vergießen. Er ist Schâpûr, der König, dessen Erwähnung alle Völker schreckt, und du bist sein Knecht. Wie kannst du es wagen, seinem Befehl zu widerstehen? Gehorche unseren Worten, verharre in deiner Freundschaft, fertige die Urkunde aus und widerstehe nicht dem Befehl des starken Königs.“

 

7.

Der herrliche Simon sprach: „Ihr habt gehört, was ich soeben gesagt. Schreibt genau, was ihr gehört und tut dem König kund, daß sein Befehl unsere Kraft übersteigt und daß wir um unserer Armut willen doppeltes Kopfgeld nicht auf uns nehmen können. Jedoch liegen unsere Wohnungen und Besitzungen vor ihm und sind in seinem Lande. Er befehle eurer Gewalt, sie uns zu nehmen und wir lassen freudig vor ihm all unsere Habe. Denn unsere Leiber, Besitzungen, Häuser und alle unsere Habe, unsere Seelen ausgenommen — sein sind wir. Nur befehle er uns nicht, Tyrannen (τύραννος) und weltliche Gewalthaber gegen unsere Brüder, das Volk Gottes, zu sein. Denn nicht von dem König dieser Welt haben wir unsere Gewalt empfangen, sondern von dem König der Ewigkeit, dessen Reich nicht vergeht, und unsere Gewalt ist nicht auf Erden, weil sie himmlisch ist. Nicht befehle er also uns Demütigen, streng, noch uns Santfmütigen, hart zu sein. Und wenn ihr sagtet: „daß nicht die Freundschaft des Königs gegen dich sich wegen deines Ungehorsams in Haß verkehre und er dein Blut wie Wasser vergieße“, so sage ich vor eurer Gewalt die Wahrheit. Ich freue mich, wenn der König in seiner Liebe zu mir verharrt, falls er mich in der Liebe meines Gottes beläßt, und noch lieber gehorche ich seinem Befehle, wenn er mich dem Befehle meines Königs und Gottes gehorchen läßt, und teuer ist mir mein Leben, wenn er mich in meiner Demut und der Lehre meines Herrn beläßt. Wenn er mich aber durch seine Freundschaft von der Liebe meines Gottes abziehen und mich ihm zum Feinde machen will, wenn er mir rät, seinem Willen zu gehorchen, indem ich dem Willen und Befehl meines Herrn widerstehe und mir das Leben in seiner Freundschaft zugestehend mich bezüglich des wahren Lebens töten will, das der lebendige Lebengeber uns verhieß, der uns das zeitliche Leben gab und das zukünftige verhieß, dann ist mir sein Haß besser als seine Freundschaft und Ungehorsam gegen seine Befehle besser als Gehorsam, und Todesarten aller Art für meinen Gott und sein Volk nützen mir mehr als das zeitliche Leben.” Diese Worte des seligen Simon schrieben die Beamten nieder, so wie sie gesprochen wurden, und schickten sie durch Eilboten (veredarii) an König Schâpûr nach Bêt Hûzâjê. Als sie vor ihm verlesen wurden, wurde er von großem Zorne erfüllt, knirschte mit den Zähnen, schlug die Hände zusammen und sprach: „Simon will seine Jünger und sein Volk gegen meine Majestät zur Empörung bringen und zu Knechten des Kaisers (καῖσαρ) machen, der ihr Glaubensgenosse ist. Deshalb gehorcht er meinem Befehle nicht." Nachdem der König so gesprochen, verbreitete sich die Kunde (davon) am Hofe und seine harten Worte gegen Simon und das Christenvolk wurden allgemein bekannt. Sogleich begannen die Feinde unseres Volkes uns zu hassen und vor dem König und seinen Großen feindselige Reden gegen Simon und das Christenvolk zu führen.

 

8.

Die Juden, Leute, die jederzeit gegen unser Volk sind, welche die Propheten töteten, Christum kreuzigten, die Apostel steinigten21 und beständig nach unserem Blute dürsten, fanden Gelegenheit zur Verleumdung. Und weil sie durch ihre Verbindung mit der Königin, ihrer Glaubensgenossin222), freie Rede hatten, begannen sie, den herrlichen Simon zu verleumden: „Wenn du, o König der Könige, Herr der ganzen Erde, dem Kaiser (καῖσαρ) lange und weise Schreiben deiner Majestät, herrliche Geschenke und prächtige Ehrengaben schickst, so finden sie vor seinen Augen keine Anerkennung. Wenn aber Simon ihm einen verächtlichen, kleinen Brief schickt, so steht er auf, adoriert, nimmt ihn mit beiden Händen und erfüllt sofort seinen Befehl. Überdies hast du kein Staatsgeheimnis, das er nicht sofort dem Kaiser (καῖσαρ) schriebe und mitteilte.„ Die Juden sind nämlich gewohnt, jederzeit falsches Zeugnis zu geben, und wie gegen den Herrn, so gaben sie auch gegen seinen Diener Simon falsches Zeugnis. Aber diejenigen, welche gegen den Herrn falsches Zeugnis gegeben, wurden verworfen und fielen durch das römische Schwert zur Zeit der Zerstörung ihrer Stadt. Ebenso fielen die, welche gegen Simon Böses bezeugten, durch das Schwert in der Hand der Perser. Dort hatten sie gerufen23: „Wir haben keinen König als den Kaiser“ und waren durch das Schwert des Kaisers gefallen. Hier rühmten sie sich des Königs Schâpûr und wurden von ihm getötet. Die Ursache davon müssen wir kurz berichten. Nach vierundzwanzig Jahren, als Constans und Constantius, die Söhne Constantins des Großen, gestorben waren24, kam Julianos zur Herrschaft über die Römer. Sofort opferte er den Götzen, und um die Prophezeiung Christi über die Zerstörung Jerusalems25: „Nicht wird darin ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht zerstört würde„, Lügen zu strafen, befahl er den Juden seines ganzen Reiches, nach Judäa zu ziehen, Jerusalem und den Tempel aufzubauen und nach Vorschrift des Gesetzes die Opfer darzubringen. Es kamen viele und begannen, die Grundmauern Jerusalems aufzugraben. Unterdessen kam ein Betrüger nach Persien und verkündete allen Juden: „Es ist die von den Propheten verkündete Zeit der Rückkehr. Ich erhielt von Gott den Befehl, euch die Rückkehr anzukündigen; kommet.“ Jener Betrüger kam auch nach Mâhôzê in Bêt Arâmâjê26 und betrog Tausende von Juden. Sie brachen auf, zogen aus Mâhôzê wegen der Hoffnung auf die Heimkehr und entfernten sich drei Parasangen von der Stadt. Als Schâpûr das erfuhr, schickte er seine Streitmacht aus, die viele Tausende von ihnen tötete. Hiermit haben wir so kurz als möglich über die Judenmetzelei unter König Schâpûr berichtet und wollen (wieder) zu unserer Geschichte kommen27.

 

9.

Nachdem das Schreiben der Beamten über den seligen Simon abgefaßt war, wurde es vor dem König verlesen. Nun schrieb der König den Beamten bezüglich Simons ein anderes Verfahren vor: „Sobald ihr dieses unser, der Götter, Edikt (σάκρα