Autor im Glück - Axel Fischer - E-Book

Autor im Glück E-Book

Axel Fischer

4,8

Beschreibung

Markus Blum schreibt gute Liebesromane und Kolumnen für eine Tageszeitung. Mit den daraus erzielten Honoraren hält er sich einigermaßen über Wasser. Er wohnt zur Miete bei Henriette Eisermann, mit der sich über die Jahre hinweg eine Art Mutter-Sohn-Beziehung entwickelt. Ihre größte Sorge besteht mittlerweile darin, dass ihr Untermieter immer noch keine passende Frau gefunden hat. Als sich sein neuester Roman zu einem wahren Kassenschlager entwickelt, greift Henriette Eisermann, unterstützt von ihrer besten Schulfreundin Helene Kaldenbach, ganz tief in die Trickkiste. Geschickt fädeln die beiden alten Damen ein Treffen mit Helenes Tochter Elisabeth ein, ohne im Geringsten zu ahnen, was für eine Geschichte sie damit ins Rollen bringen.

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Seitenzahl: 259

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Bereits erschienen von Axel Fischer

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 1

Eigentlich war es ja ein Morgen wie jeder andere auch, jedoch saß ich heute im Vorzimmer meines Verlegers und wartete darauf von ihm empfangen zu werden. Magda Zehnpfennig, die gute Seele des Verlagshauses, deren Name noch aus einer Zeit stammte, als die gute alte DM-Mark in Deutschland als Zahlungsmittel fungierte, lächelte mich verheißungsvoll an. Ich hatte sie vor Jahren, als ich mich diesem Verlag verschrieb und von ihm versklavt wurde, stets Tenpenny, in Anlehnung an ihre berühmte Kollegin aus den 007-Romanen genannt, die das Vorzimmer von M hütete. Magda war mindestens genauso mit Haut und Haaren in mich verliebt wie sich ihr großes Romanpendant für den Agenten James Bond verzehrte. Einmal hatte ich sogar versucht, meine Mütze beim Betreten ihres Büros auf den Huthaken des Kleiderständers zu werfen, was jedoch kläglich misslang und sogar dazu führte, dass dieser polternd umfiel. Magda war beinahe ohnmächtig geworden vor lachen. Ihr Chef hingegen, der kurz darauf die Türe zu seinem Büro öffnete und nur unter Aufbringung all seiner sportlichen Fähigkeiten einen Sturz zu verhindern wusste, konnte sich der schon beinahe albernen Betrachtungsweise, nämlich dem simplen Umkippen des verdammten Kleiderständers von Magda Zehnpfennig, in keiner Weise anschließen. Ich blieb, ein gewisses Maß an Neutralität wahrend, wenn mir dies auch ungeheuer schwer fiel, still sitzen.

„Wie ist Breunig heute drauf, Tenpenny?“ „Als ich ihm eben seinen Kaffee servierte, hinterließ er einen eher fröhlich zuvorkommenden Eindruck.“ „Soll heißen, du hältst ihn heute für besonders umgänglich?“ „Also auf jeden Fall umgänglicher als sonst.“ „Na, dann warte ich es einfach mal ab.“ Ich war für zehn Uhr zur Audienz beim großen Verlagsboss bestellt und es war ja erst acht Minuten nach zehn. Das akademische Viertel musste ich ihm schon zugestehen und leider auch den Rest der Zeit auf eine volle Stunde angerechnet, weil Breunig meine Bücher verlegte, und wenn er dies einmal nicht mehr machen wollte, dies mein Ruin bedeuten konnte. Ach, übrigens ich hatte doch tatsächlich vergessen, mich ihnen vorzustellen:Markus Blum ist mein Name und ich schreibe gute Bücher, Krimis und Liebesromane, auch wenn mein Verleger dies nicht immer genauso sieht wie ich, ganz zu schweigen von meiner Lektorin. Und doch sind wir ein gutes Team - mein Verleger, meine Lektorin und ich. Schließlich hatten wir bereits gemeinsam neun Romane über den Star-Verlag herausgebracht und die Zahl meiner Leserinnen und sogar mancher Leser steigt kontinuierlich an. Und jetzt und heute sollte mein zehntes Werk, ein typischer Frauenroman, die schwarze Farbe der Druckmaschinen erblicken. Vivat, lieber Roman! Doch vor dem Triumph stand noch die Abschlussbesprechung bei Breunig auf der Tagesordnung. Wenn er das endgültige Manuskript jetzt abnickte, hatte ich es mal wieder geschafft, genauso wie schon neun mal vorher, und doch war es immer ein Nerven aufreibendes Procedere, bis der große Boss endlich grünes Licht gab und vor allem mir einen ordentlichen Scheck. Denn nicht nur Henriette Eisermann, meine Vermieterin, im Übrigen eine äußerst liebenswerte alte Dame, bestand mit Recht auf den Erhalt des vereinbarten Mietzins. Auch noch einige andere laufende Kosten galt es zu decken. Na ja, und dann war da noch Engelchen, mein besonderes Sorgenkind. Doch über Engelchen sprechen wir später. Mein Verleger lässt nun bitten.

„Hallo, Herr Breunig“, begrüße ich den Herrn der Buchdruckerkunst in meiner mir eigenen liebenswerten Art, die ein wenig an Überschwang grenzte. „Na, Mark, geht es Ihnen gut?“ „Danke der Nachfrage, ich kann bisher nicht klagen.“ „Das ist gut, mein Junge. Halte dich bei guter Gesundheit, denn unsere Leser wollen deine Bücher lesen. Nach den letzten Verlautbarungen hat der Buchhandel bereits dreißigtausend Vorbestellungen für deinen neuen Roman „Die Spielgefährtin“ getätigt. Tendenz steigend. Ich denke mal, wenn wir die Printmedien und das Internet als Werbeträger noch dazu aktivieren, dürften wir die Bestellmenge in Kürze sogar verdoppeln. Sind das gute Nachrichten, Markus? Hatte ich mal wieder den richtigen Riecher nicht wahr?“ Weil ich den sonnigen Bücherhimmel nicht mit Gewitterwolken überziehen wollte, stimmte ich der neuerlichen Betrachtungsweise sowie dem Sinneswandel meines Verlegers unkommentiert zu, obwohl er noch vor wenigen Tagen, als ich ihm mein Manuskript bis Kapitel 24 vorlegte, völlig anderer Meinung war und er die Verlegung des Buches schon canceln wollte. „Machen Sie weiter so, Mark. Wann bekomme ich das nächste Skriptum von Ihnen?“ „Ich arbeite bereits daran, doch wann ich Ihnen dazu etwas vorlegen kann, weiß ich noch nicht. Ich bleibe aber wie gewohnt am Ball.“ „Na, wunderbar, Mark. Ach, bevor ich es vergesse: Hier ist Ihr Scheck.“ Ohne gleich auf den ausgedruckten Betrag zu schielen, nahm ich das ersehnte Zahlungsdokument entgegen und steckte es in meine Hemdtasche. „Bevor Sie das Haus verlassen, Mark, unterzeichnen Sie bitte den von mir bereits vorgefertigten Verlegungsvertrag bei Frau Zehnpfennig. Ja, dann schreiben Sie mal schön weiter, Markus, und sorgen Sie für große Literatur.“ „Das werde ich tun, Herr Breunig.“ Ich vermied jedoch zu bemerken, dass ich mich gerade auch an einem Kinderbuch versuchte und dass dafür ebenfalls ein Teil meiner Arbeitszeit drauf gehen würde. Ich verabschiedete mich anständig und verließ den Olymp meines Verlegers.

„Na, hab ich dir zuviel versprochen? Breunig war doch heute richtig gut drauf.“ „Stimmt, Tenpenny, ich glaube die neuesten Umsatzzahlen flimmerten über seinen Monitor was zur Folge hatte, dass seine Laune eine regelrechte Euphorie erfuhr. Er sagte, ich solle bei dir noch den Knebelvertrag unterschreiben. Hast du ihn da?“ „Aber sicher doch, mein großer Schreiberling. Schau her: Breunig hat dir sogar die Marge angehoben und deine Vorauszahlung ist auch nicht übel. Könntest mich eigentlich zu einem Galadiner einladen.“ „In der Dönerbude meines Vertrauens gibt es keine besonderen Galadiners. Ich speise dort immer vorzüglich.“ „Warum führst du mich eigentlich nicht einmal richtig aus? Und jetzt komm mir bloß nicht mit deiner Frittenbude“, erwiderte Magda Zehnpfennig grinsend. „Eine Frau an deiner Seite würde dir ohnehin gut zu Gesicht stehen und auch dein Image stärken. Ich würde ja zu gern wissen, mit welchem Mädel du deine Kohle verprasst, Mark. Oder bist du am Ende doch schwul?“ „Tja, Tenpenny, dazu verrate ich natürlich nichts. Der Gentleman genießt und schweigt.“ „Ach, du willst mich ja sowieso nicht. Hier setz deinen Namen unter den Vertrag und dann ab mit dir. Und vergiss nicht, was unser Chef stets seinen Autoren mit auf den Heimweg gibt: Schreiben Sie schön weiter. Ist zu unser aller Vorteil.“ „Danke für den Hinweis, Tenpenny. Ich werde ihn ganz bestimmt berücksichtigen.“ Irgendwie fehlte mir jetzt der nötigen Humorschub, mich mit Magda Zehnpfennig ausgiebig zu unterhalten. Es würde ohnehin nur darauf hinaus laufen, dass sie mir schon wieder eines ihrer eher zweideutigen Angebote unterbreitete, sie am kommenden Abend ins Bett zu begleiten. „Schönen Tag, Tenpenny, und pass gut auf unseren Chef auf“, rief ich ihr noch grinsend entgegen, während ich ihr Büro verließ.

Kapitel 2

Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, jemals einen Scheck über fünftausend Euro in Händen gehalten zu haben, und damit ich mich erst gar nicht an diesen Zustand zu gewöhnen begann, beschloss ich, den begehrten Wertausdruck meiner Bank zum Einzug einzureichen. Blieb nur zu hoffen, dass mir Engelchen keinen Strich durch meine Rechnung machen würde. Da Aufzug fahren nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Lieblingstätigkeiten gehörte, verschaffte ich mir Zugang zum Treppenhaus und hüpfte beinahe fröhlich die Stufen von der zweiten Etage hinunter ins Erdgeschoss. Nur ein paar Schritte trennten mich jetzt noch von Engelchen, dessen hellblau glänzender Lack mir wie gewöhnlich im grellen Sonnenlicht entgegen glänzte. Tatatataaaaa, darf ich vorstellen: das ist Engelchen mein uralter Mercedes 220 Diesel. Engelchen ist etwa dreißig Jahre alt, hat gute zweihundertdreißigtausend Kilometer unfallfrei hinter sich gebracht und ich nenne es so, weil das Heck der viertürigen Limousine an beiden Seiten in zwei Flügeln endet. Den Lack habe ich in tagelanger Kleinarbeit komplett selbst aufgearbeitet. Einen Satz Original-Stahlräder mit Weißwandreifen sowie den dazugehörigen, verchromten Mercedes Felgenkappen erstand ich zu einem einigermaßen erschwinglichen Preis bei eBay. Auch die Lederpolsterung, der Dachhimmel und selbst das alte Radio befinden sich im Originalzustand. Alles könnte so schön sein, wenn nicht das Herzstück von Engelchen, sein Motor, mehr und mehr einem Infarkt entgegen steuern würde. Es ist stets ein erhebendes Gefühl, diesem Relikt einer doch gemächlicheren, vergangenen Zeit bis an das verchromte Türschloss heranzutreten, den Schlüssel in den Zylinder zu schieben und dem mechanischen Klicken zu lauschen, dass die Verriegelung freigibt und damit einen Zugang in die automobile Vergangenheit gewährt. Ich schob den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn zwei Klicks weiter und erfreute mich am Aufleuchten mehrer Signallämpchen. Jetzt noch ein kurzer Blick auf das kleine verchromte Gitterfeld. Der Glühfaden signalisierte, dass es an der Zeit sei, jetzt den Motor anzulassen. Ich drehte den Schlüssel noch einen Klick weiter und Engelchen begann zu röcheln. Jetzt hieß es, ein kurzes Stoßgebet an den Gott der Dieselmotoren zu senden und zu hoffen, dass mein Flehen erhört wurde. Mein Bitten wurde erhört. Engelchen sprang, vielleicht etwas unwillig, aber dann doch brav an. Die kleine Russfahne am Heck, die ich im Rückspiegel erkennen musste, zeigte mir unmissverständlich, dass ich schnellstens bei Nina vorbei fahren sollte, um Engelchens Herz operieren zu lassen.

Erfreulicherweise fand ich gleich vor meiner Sparkassenfiliale einen adäquaten Parkplatz für Engelchen, in den ich flott hinein glitt. Als mich meine Sachbearbeiterin schon von weitem erkannte, erhob sie sich gleich hinter ihrem Schreibtisch und schwebte elfengleich auf ihren dunkelblauen Pumps auf mich zu. Ich fragte mich, und das nicht zum ersten Mal, ob das auf den Kunden heranschweben auf so hohen Schuhen wohl zum Ausbildungsprogramm einer weiblichen Bankkauffrau gehörte oder ob die Mädels dies einfach so als Begabung in ihren Genen trugen. Regina Klein stand auf ihrem Namensschild geschrieben, das sie links oberhalb ihrer Brust trug, was mir signalisierte, dass sie ihren Familienstand immer noch nicht verändert hatte, denn Klein hieß sie bereits vor drei Monaten. Regina Klein war mir schon das letzte Mal sehr sympathisch gewesen und dieser Zustand hatte sich bis heute konserviert. Optisch gefiel sie mir ebenfalls. Ich mag kleine, zierliche Frauen und all diese Attribute erfüllte Regina Klein zu einhundert Prozent. Obwohl ich mich nicht so richtig mit Konfektionsgrößen auskenne, dürfte die ihre so bei sechsunddreißig anzusiedeln sein. Dass ihr Namensschild sicherlich wohlig auf ihrer linken Brust schlummerte, verdankte sie einer üppigen, wenn auch nicht übermäßigen Oberweite, die ebenfalls meinem Geschmack entsprach. Regina Klein schmunzelte, als sie bemerkte, dass ich sie genau fixierte. „Hallo, Herr Blum, was kann ich denn für Sie tun?“, sprach sie mich gleich mit Namen an, was mich schon etwas verwunderte, da ich weder ein Sollkonto im Hause führte noch irgendwelche Millionenbeträge angelegt hatte. Allerdings der lustige Reim, der sich aus ihrer Frage ergab, ließ mich lachen. „Hallo, Frau Klein. An Ihnen ist ja eine Lyrikerin verloren gegangen“, grüßte ich sie zurück. Erst jetzt bemerkte sie, warum ich lachte und sie für eine Poetin hielt. „Also von diesen ungeahnten Fähigkeiten in mir war mir bis heute tatsächlich noch nichts bekannt“, entgegnete sie grinsend, in einer Art der Formulierung, die in der Tat einer Poetin nicht würdig war. „Ich möchte diesen Scheck auf mein Konto einzahlen.“ „Das kriegen wir locker hin. Arbeiten Sie wieder an einem neuen Buch?“ „Ach, wissen Sie, Frau Klein, ein Autor arbeitet eigentlich immer an irgendetwas. Ich denke darüber nach, mal etwas anderes zu machen und ein Kinderbuch zu schreiben, und dafür überarbeite ich gerade einige meiner Kurzgeschichten, die ich zu einem Buch zusammenfügen möchte. Mein neuer Roman mit dem Titel „Die Spielgefährtin“ kommt in den nächsten Tagen auf den Markt.“ „Das hört sich gut an. Ich habe alle Ihre Bücher gelesen. Ihr Schreibstil gefällt mir und Ihre Storys sowieso.“

Verdammt, war es jetzt nicht an der Zeit Frau Klein zu einem Kaffee einzuladen oder sogar zu einem Abendessen? Ihr musste ich ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich meistens beim Türkenimbiss einkehrte, wenn ich mal keine Lust zum Kochen hatte. Mal so ein schönes, mehrgängiges Diner, vielleicht sogar bei Kerzenschein, nur sie und ich, dass hätte doch bestimmt etwas und wenn Tenpenny auch sonst viel Unsinniges erzählte, hatte sie in einem Punkt ganz sicher recht: Eine Frau an meiner Seite würde mir ganz bestimmt gut tun. „Dann werde ich mal bei meinem Internetbuchhändler nachschauen, wann Ihr Buch verfügbar ist und es bestellen. Ich freue mich schon drauf. Schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.“ Schon hatte sich Regina Klein auf dem Absatz herumgedreht und sich dem nächsten Kunden hinter mir zugewandt, der bereits ihrer Aufmerksamkeit entgegen zu gieren schien. Tja, Herr Blum, wieder eine Chance vertan ein Rendezvous zu organisieren. Wahrscheinlich war das einzige Mädel, das mich wirklich liebte Engelchen. Beglückt über den neuen Kontostand sowie gefrustet, weil ich mir mal wieder eine Gelegenheit entgehen ließ, mich mit einem hübschen Mädchen zum Essen zu verabreden, verließ ich die Sparkassenfiliale.

Kapitel 3

Wieder stotterte und hustete Engelchen ein wenig beim Anlassen des Motors und eine kleine, blaue Rauchfahne verließ den Auspuff. Genauso ungern wie ich einen Arzttermin wahrnahm, wenn ich die Praxisanschrift ansteuerte, fuhr ich nun mit einem unguten Gefühl im Bauch zu Ninas Motordoktor, der Werkstatt meines Vertrauens. Nina betrieb die einzige kleine Autowerkstatt in der ganzen Region, die sich liebevoll um alte Autos und Oldtimer kümmerte und das noch zu moderaten Konditionen. In Ninas Werkstatt arbeiteten nur Frauen und dies erkannte der potentielle, aufmerksame Kunde bereits an der Einfahrt. Überall auf dem Hof standen Blumenkübel zur Dekoration und ein freundliches, aufgeräumtes Ambiente empfing den Kunden. Als Nina uns auf das Hofgelände rollen sah, unterbrach sie gleich ihre Vorführung, an einem alten Alfa Gulliettamodell einen Auspuffendtopf zu montieren. Die beiden jungen Mädchen, die bei Nina eine Ausbildung zur Mechatronikerin absolvierten, schauten ebenfalls gleich zu mir herüber. „Engelchen, was machst du denn für Sachen? Spuckst und schnaufst wie eine alte Oma, dabei bist du doch so ein schönes Mädchen. Hallo, Markus, ich glaube diesmal ist es mit ein bisschen flicken nicht mehr getan.“ „Hallo, Nina, das glaube ich leider auch. Sie bläst nach dem Starten schon seit einigen Tagen eine kleine, blaue Fahne aus dem Auspuff hinaus.“ „Also, wenn du sie weiter fahren möchtest, ist eine Generalüberholung des Motors fällig, Markus. Ölund Wasserpumpe müssen neu, das hatte ich dir schon beim letzten Check gesagt und wie ich vermute kommen wir nicht drum herum, auch die Einspritzdüsen auszuwechseln.“ „Und was wird das alles kosten?“ „Das kann ich dir leider so über den Daumen gar nicht sagen, Markus. Da gehen eine Menge Stunden bei drauf, wenn ich den Motor komplett zerlegen muss, und was die Teile kosten und wie schnell ich die hierher bekomme, kann ich dir auch noch nicht sagen. Die Bremsen und das Getriebe nebst Kupplung haben wir ja glücklicherweise schon überholt.“ „Aber ich möchte mich in keinem Fall von Engelchen trennen. Also beiße ich in den sauren Apfel und lasse dich wirken.“ „Das ist eine gute Entscheidung, obwohl ich dir Engelchen jederzeit und auch in diesem Zustand zu einem guten Preis abkaufen würde.“ „Das würde ich wohl niemals übers Herz bringen, mein Auto so mir nichts dir nichts zu verkaufen. Und wenn ich dir einen Heiratsantrag mache?“ „Markus! Dies wäre ganz sicher bereits dein fünfter, aber ich bleibe hart. Ich bin mit Clara zusammen und werde sie irgendwann einmal ehelichen. Wir laden dich aber ganz bestimmt zur Hochzeit ein.“ Die beiden Auszubildenden, die sich zwischenzeitlich ebenfalls um mich, Engelchen und Nina versammelt hatten, mussten lachen. „Hier, meine beiden Monteuraspirantinnen im zweiten Lehrjahr sind nicht nur sehr pfiffig, was das Schrauben an alten Autos angeht, sondern auch in heiratsfähigem Alter und obendrein noch heterosexuell. Wie wär´s, meine Damen. Gefällt euch Markus etwa nicht? Engelchen ist als Mitgift einzuplanen.“ Jetzt wurde ich schon ein wenig verlegen. Beide Mädels waren wirklich recht hübsch anzusehen, spielten jedoch altersmäßig in einer völlig anderen Liga. Nina war vor zwei Jahren über das Jugendamt an die beiden herangekommen und bot ihnen die Chance, ein normales Leben zu beginnen. Sara und Claudia stammten aus zwei völlig zerrütteten Familien. Beide waren drogenabhängig und versorgten sich eine ganze Zeit lang mit Geldmitteln auf dem Kinderstrich. Kurz bevor die beiden heute achtzehn- und neunzehnjährigen Mädchen endgültig im Drogensumpf verreckten, bot Nina ihnen, gesteuert übers Jugendamt, ihre Hilfe in Form eines Ausbildungsplatzes an. Es brauchte schon eine ganze Menge Zeit, bis die beiden Mädels in einen normalen Lebensablauf zurückfanden. Nina war anfangs mehrfach drauf und dran gewesen, einfach alles hinzuwerfen und die beiden zurück ins Heim zu schicken. Doch nach einigen Monaten besserte sich ihr Verhältnis und schon bald wurden Sara und Claudia zu guten Azubis, die anständig die Berufsschule besuchten und mit ganzem Herzen ihrer Ausbildung folgten. Sara, die jüngere von beiden, schien nicht einmal abgeneigt zu sein, mein an Nina gerichtetes Angebot meine Frau zu werden anzunehmen, doch wäre der Altersunterschied von zwanzig Jahren ganz sicher doch etwas zu groß gewesen.

„Lass mir Engelchen einfach mal hier, Markus. Wir bauen den Motor aus und zerlegen ihn, um uns ein Bild über den Zustand der Maschine machen zu können. Dann rufe ich dich an und wir beratschlagen, was wir austauschen müssen. Brauchst du einen Ersatzwagen?“ „Nein danke, ich brauche kein Ersatzauto, aber du hast Recht, so machen wir es.“ Schweren Herzens verließ ich winkend Ninas Werkstatt und drehte mich am Tor noch einmal zu Engelchen um, dass sich ab sofort auf eine liebevolle Behandlung ihres Herzens freuen durfte.

Von Ninas Werkstatt bis nach Hause benötigte ich zu Fuß gerade mal zwanzig Minuten. Die Bewegung hatte mir gut getan und irgendwie waren mir sogar ein paar lustige Gedanken zu meinem Kinderbuchprojekt in den Sinn gekommen. Als ich die Türe zum Vorgarten öffnete, sah ich meine Vermieterin, wie sie das Garagentor öffnete und den Rasenmäher herauszog. „Hallo, Markus. Gut das du gerade kommst. Der Rasen bedarf wieder einer Rasur. Würdest du mir das abnehmen?“ „Hallo, Frau Eisermann, aber ja doch. Ich zieh mir nur eben etwas anderes an.“ „Danke, bist ein guter Junge.“ Henriette Eisermanns Ehe war kinderlos geblieben und als vor etwa fünf Jahren ihr geliebter Mann verstarb, gab es für sie nur eine Alternative, ihr Häuschen nicht verkaufen zu müssen: Sie musste sich nach einem Untermieter umschauen und dies möglichst nach einem, der ihr ein wenig bei den Arbeiten rund ums Haus zur Hand ging. Es ging ihr dabei keineswegs nur ums Geld. Mit ihrer Rente als pensionierte Deutschlehrerin einer Realschule und dem Beamtenruhegeld ihres verstorbenen Mannes konnte sie finanziell sorglos ihren Ruhestand genießen. Wirkliche Sorgen bereitete ihr mein unbeweibter Familienstand. Seit Gründung unserer Wohngemeinschaft und dem behutsamen Abchecken, dass ich mich nicht dem gleichen Geschlecht zugeneigt fühlte, ließ sie keine Gelegenheit mehr aus, mich in irgendein Form an die Frau zu bringen. Das sie dabei unkonventionellste Wege beschritt, durfte ich noch vor gar nicht langer Zeit am eigenen Leibe erfahren, als ich eine ganze Zeit lang jeden Morgen ein aus Pappe ausgeschnittenes Herzchen in meiner Tageszeitung vorfand, dass mir offensichtlich unsere unbepartnerte Austrägerin zusätzlich zur Morgenlektüre des Stadtanzeigers präsentierte in der Hoffnung, so vielleicht mein Herz für sich zu gewinnen. Weil ich aber partnerschaftliche Entscheidungen gern selbst und alleine traf, erwiderte ich ihr Buhlen um meine Person nicht weiter, was irgendwann zu einem abrupten Ausbleiben der morgendlichen Pappherzen führte, jedoch glücklicherweise nicht zum Abebben der Zeitungszustellung.

Kapitel 4

Nur mit kurzer Sportshorts, T-Shirt und Turnschuhen bekleidet meldete ich mich bei Frau Eisermann zum Gartendienst. Weil ich als ordentlicher Mensch bekannt war, musste ich das Stromkabel des noch recht neuen Rasenmähers nur von der Rolle abwickeln und in die Steckdose stecken. Schon konnte ich mit dem Feinschnitt des Rasens beginnen. Zwanzig mal würde ich nun hin und zurück laufen müssen, bis unsere Wiese einem Golfplatz zwar nicht in der Größe jedoch in der Höhe und Schönheit des Rasens Konkurrenz machen konnte. Ich reinigte noch den Mäher, wickelte das Kabel wieder sorgsam auf die Trommel auf und leerte den Fangkorb aus. Als alle Utensilien wieder ordentlich im Gartenhäuschen verstaut waren, nahm ich einen köstlichen Duft wahr, den Frau Eisermann gezielt durch das Küchenfenster zu mir herüberwehen ließ. Da mein Magen einen eher aufgeräumten Eindruck hinterließ und durch ein dezentes Knurren kundtat, dass es an der Zeit war, ein mittägliches Bedürfnis zu stillen, nahm ich die von meiner Vermieterin ausgesprochene Einladung zum Apfelpfannekuchenessen mit Freude an. Um bei Frau Eisermann nicht als unverschämt zu gelten, winkte ich wie gewöhnlich ab, als sie mir ein weiteres Exemplar ihrer frisch gebackenen Obstköstlichkeit servieren wollte, ließ mich aber gleich überreden, um nicht unhöflich zu sein, auch noch den zweiten Pfannkuchen mit Wonne zu verdrücken. Da zumeist etwas Teig in der Rührschüssel übrig blieb und auch die ein oder andere Apfelspalte nicht verkommen sollte, zauberte Frau Eisenmann noch einen kleinen Apfelkuchen aus den Resten, den ich natürlich nur unter Protest und weil man ja Lebensmittel nicht so einfach wegwerfen durfte, als Absacker verputzte. Beim folgenden Tässchen Kaffee erzählte ich ihr dann noch, dass Engelchen sich in der Werkstatt befand und dort wohl sein Herz repariert werden musste. Frau Eisermann zeigte für meine Sorge, Engelchen betreffend, viel Verständnis, weil wir doch jede Woche damit gemeinsam unseren Einkauf vom Großmarkt nach Hause transportierten. Die folgende Schweigeminute bestärkte unsere Sorge um Engelchen noch um ein Vielfaches.

„Willst du nicht mal Urlaub machen, Markus? Alle Menschen brauchen einmal Urlaub“, warf Frau Eisermann als Frage in den Raum, während sie die zweite Tasse Kaffee einschenkte. Ehrlich gesagt hatte ich über dieses Thema dieses Jahr noch überhaupt nicht nachgedacht. Nun führte ich ja auch ein völlig anderes Berufsleben als die meisten Menschen. Ich konnte mir meine Arbeitszeiten und auch den Ort meines Schaffens dank moderner Notebook-Technik selbst aussuchen und war in der Gestaltung meiner Arbeit völlig frei. Es galt halt nur, die mir vorgegebenen Termine einzuhalten, und darauf achtete ich sehr präzise, gerade was meine Kolumnen für zwei Zeitungen betraf und natürlich die Abgabetermine von Manuskripten an den Verlag. Da ich bei schönem Wetter im Garten von Frau Eisenmann in einer extra dafür eingerichteten Ecke ungestört schreiben durfte und mir sonst mein kleines, gemütliches Bürozimmer in meiner Wohnung mit Blick in den Garten zum Arbeiten zur Verfügung stand, stellte sich mir die Frage nach Urlaub nicht wirklich. „Warum eigentlich nicht“, entgegnete ich. „Ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht.“ „Flieg doch einfach mal ans Meer, irgendwohin in den Süden, wo die Luft nach Fisch und Salzwasser duftet.“ Eine Luftveränderung würde mir ganz sicher gut tun. Und Fisch wie auch Meeresfrüchte aß ich für mein Leben gern. Außerdem stimulierte ein solcher Trip ganz bestimmt meine Kreativität. „Geh doch mal zu Elisabeth Kaldenbach ins Reisebüro. Sie ist ebenfalls Single und hält für dich sicher eine passende Reise bereit.“ Nun wusste ich natürlich gleich, woher der Wind wehte. Henriette Eisermann war also nicht nur um meine Urlaubserholung besorgt, sondern startete sogleich einen weiteren Versuch mich zu verkuppeln. So konnte ich sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sicher nicht dumm gedacht. Was würde ich nur ohne meine Vermieterin machen? Nur wer war Frau Kaldenbach? Ich versprach Frau Eisermann, mich urlaubstechnisch an Frau Kaldenbach zu wenden und ließ mir die Anschrift des Reisebüros geben.

Nach diesem leckeren Mittagsmahl spülten wir gemeinsam ab und unterhielten uns dabei noch ein wenig über alle möglichen politischen Themen. Weil Henriette Eisermann gern und ausgiebig Zeitung las und ebenfalls keine Nachrichtensendung im Vorabendprogramm ausließ, geriet sogar die gemeinsame Hausarbeit zu einem Highlight. Den frühen Nachmittag verbrachte ich dann wieder in meiner Schreiberecke im Garten vor dem Display meines Notebooks und schrieb völlig spontan eine lustige Kindertiergeschichte, die ich später überarbeiten und in das Portfolio meines Kinderbuches aufnehmen wollte. Als es allmählich kühler wurde, beschloss ich für heute mein Schaffen einzustellen und noch ein wenig im Internet nach schönen Urlaubszielen zu suchen. Doch schien dies keine gute Idee zu sein, denn egal ob ich nun Italien, Spanien oder Südfrankreich auswählte: Überall strahlten mir nur die Sonne und lachende Gesichter auf dem Bildschirm entgegen. Ich würde wohl in den sauren Apfel beißen und mich tatsächlich der professionellen Hilfe von Frau Kaldenbach bedienen müssen. Obwohl es in meiner Heimatstadt eine ganze Menge Reisebüros und damit auch Frau Kaldenbachs gab, wollte ich doch lieber der Empfehlung meiner Vermieterin folgen. Ich kramte den Zettel mit der Anschrift der Agentur hervor und klebte ihn an den Bildschirm. Meine Erfahrungen hatten mich gelehrt, dass es häufig von Vorteil war, Ratschläge von Freunden und Bekannten anzunehmen. Um Henriette Eisermann keine Schande zu bereiten, wechselte ich mein T-Shirt gegen ein sauberes Hemd und schlüpfte in meine hellblaue Jeans. Meine Vermieterin hatte mir die Anschrift des Reisebüros nochmals an das schwarze Brett im Treppenhaus geheftet, das wir gemeinsam betrieben und gleich neben der Haustüre angebracht hatten, damit keinesfalls der Informationsfluss im Hause abriss, falls man sich nicht jeden Tag begegnete. Ich verließ das Haus und fand den Parkplatz von Engelchen vor der Garage verwaist vor. Ja klar, Engelchen stand doch bei Nina in der Reparaturhalle und erwartete seine Herzoperation. Dies hatte nun zur Folge, dass wenn ich mein Vorhaben noch umsetzen wollte, ich entweder drei Stationen mit der Straßenbahn fahren musste oder mir einen ausgiebigen Spaziergang von etwa einer guten halben Stunde gönnte. Ich beschloss zu laufen.

Elisabeth Kaldenbach saß etwas rechts vom Eingang des großen Reisebüros an einem eigenen Schreibtisch und tippte eifrig irgendwelche Dinge in ihre Tastatur ein. Dass es sich um die Tochter der Schulfreundin meiner Vermieterin handelte, erkannte ich am Namensschild, das vor ihr auf dem Tisch noch einen Platz zwischen allen möglichen Reiseunterlagen und Prospekten gefunden hatte. Als sie mich erblickte, schien sie mich sofort erkannt zu haben. „Markus Blum, habe ich Recht?“ „Genau der bin ich. Hallo, Frau Kaldenbach.“ „Elisabeth, sag doch einfach Elisabeth.“ „Ja, warum eigentlich nicht“, entfuhr es mir und doch fühlte ich mich ein wenig überrumpelt, obwohl es mir sonst überhaupt keine Probleme bereitete, mich gleich mit fremden Menschen zu duzen. Aber in diesem Fall wurde ich den Verdacht einfach nicht los, dass es sich bei der ganzen Aktion um eine abgekartete Sache handelte. Aber eines fiel mir sofort auf: Elisabeth Kaldenbach war wirklich eine sehr nette junge Frau, die mich mit einem herzlichen Strahlen empfing. „Setz dich doch“, lud sie mich ein. Sofort kam ich ihrer Aufforderung nach. „Auch für den Fall, dass das jetzt sicher ziemlich platt klingt: Ich habe alle deine Bücher gelesen und freue mich riesig, dich sogar einmal persönlich kennen zu lernen. Wann wird dein nächstes Buch erscheinen? Die Buschtrommeln verkündeten bereits, dass dies schon sehr bald der Fall sein wird. Ist es so?“ „Das freut mich, dass dir meine Bücher gefallen. Du hast recht, es kann sich nur noch um wenige Tage handeln, bis mein Sklaventreiber das Buch auf den Markt wirft.“ Elisabeth lachte herzlich über den von mir für meinen Verleger verwendeten Terminus. „Ist es wirklich so schwierig in deinem Gewerbe Fuß zu fassen?“ „Noch viel schwieriger als du dir denken kannst. Erst findest du überhaupt niemanden, der dein Buch verlegen möchte, und wenn du es dann tatsächlich endlich geschafft hast, einen ehrlichen Verleger zu finden, lässt er dich nicht mehr aus seinen Fängen. Und im Nu bist du sein Leibeigener.“ „Das hört sich ja furchtbar an.“ „Also ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Am schwierigsten ist es erstmal, überhaupt einen Verleger zu finden. Alles andere regelt sich dann fast wie von selber.“ Dass sich Elisabeth so für meinen Beruf interessierte gefiel mir. Sollte ich sie einfach mal so ganz unverbindlich zum Essen einladen? Eventuell nur mal so, damit ich nicht ganz aus der Übung gerate, wenn es ums plaudern oder flirten geht. Der Gedanke, irgendwann als Einzelgänger oder gar schwer Vermittelbarer in Sachen Liebe zu gelten, beschlich mich urplötzlich. Regelrecht Panik stieg in mir auf. „Markus? Bist du etwa gerade in eine deiner literarischen Welten abgetaucht?“ Oh verdammt, nein, wie peinlich. Sie hatte bemerkt, dass ich mit meinen Gedanken abgeschweift bin. „Nein, keine Sorge, ich bin ganz bei der Sache. Ich musste nur gerade daran denken, wie es mir ergangen war bis ich endlich Breunig, meinen Verleger überzeugen konnte, dass meine Manuskripte nur nach seinem Verlag schrien, um von ihm verlegt zu werden und das ich ihm ein Vermögen erschreiben würde. Wir könnten ja mal zusammen essen gehen, natürlich nur wenn du magst.“ Jetzt war es heraus. Ich hatte allen Mut zusammen genommen und gewagt sie zu fragen. Mal gespannt, was sie wohl antwortete. „Ja, gern. Morgen ist Freitag. Ich arbeite bis halb sieben. Dann brauche ich noch ein Stündchen, um mich für dich richtig aufzubrezeln. Sagen wir um acht?“ „Ja, das trifft sich prima. Ich wollte morgen noch ein wenig schreiben und dann bleiben mir ganz sicher auch ein paar Stündchen Zeit, um mich ebenfalls für dich aufzubrezeln.“ Elisabeth musste heftig über meinen eher blöden Witz lachen. Aber wie mir schien war das Eis zwischen uns gebrochen. Jetzt klopfte ich mir erstmal bildlich ordentlich auf die Schulter, wie locker ich doch ein Rendezvous vereinbaren konnte. Doch da fiel mir siedend heiß ein, dass sich Engelchen doch in der Werkstatt befand und somit als Transportmittel nicht zur Verfügung stand. „Ich kann dich nur leider