U-Boot-Alarm im Nordatlantik - Axel Fischer - E-Book

U-Boot-Alarm im Nordatlantik E-Book

Axel Fischer

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Beschreibung

U-Boot-Alarm im Nordatlantik Zwei russische Atom-U-Boote tauchen völlig unerwartet vor einem Fischtrawler im Nordatlantik auf und feuern superschnelle Raketen in den Nachthimmel. Als die U-Boot-Kommandanten bemerken, dass ihre Übung beobachtet wird, bereiten sie einen Torpedoangriff vor, um den Vorfall zu vertuschen. Doch sie haben ihre Rechnung ohne die norwegische Crew auf dem Trawler gemacht. Sofort lenkt der Kapitän beherzt seinen Trawler auf das nächstgelegene U-Boot zu, um einen Angriff zu verhindern. Gleichzeitig setzt er einen Notruf ab, den ein Horchposten der NATO aufschnappt und Alarm auslöst. Die westlichen Nachrichtendienste ermitteln unter Hochdruck, dass die neue Leitstelle für die russischen Atom-U-Boote in einer neu geschaffenen Bunkeranlage irgendwo im ewigen Eis Sibiriens jenseits jeder Zivilisation liegt. Der britische MI6 schickt seinen besten Agenten Peter McCord und dessen Kollegin in die Einöde, um die Anlage zu zerstören. Doch es mangelt erheblich an Zeit, den Einsatz systematisch vorzubereiten. Werden Nina Brennan und Peter McCord allen Widrigkeiten trotzen, die Bunkeranlage im Land der Eisbären finden und sie vernichten? Diesmal scheint sich der erfolgsgewohnte Nummer eins Agent seine Zähne auszubeissen.

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Ein Roman von Axel Fischer

Alle Rechte vorbehalten

Die Geschichte sowie alle Personen sind frei erfunden.

Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.

Copyright © Axel Fischer 2022

Covergestaltung: Heike Fischer

E-Mail: [email protected]

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

1

Eisige Kälte mit Temperaturen von minus 40° Celsius blies ihnen der Schneesturm ins Gesicht. Jede Körperflüssigkeit, die den Kopfbereich verlassen wollte, gefror sofort und verwandelte sich zu Eiskristallen, was auch die besten Thermomützen nicht zu verhindern wussten. Mit ihren Händen, die in schweren Kälteschutzhandschuhen steckten, hatten sie sich eine Höhle gegraben, so wie es auch die Eisbären machten, wenn sie sich in ihren Winterschlaf zurückzogen. Doch Eisbären waren diese Kälte gewohnt. Ihr Fell war von Natur aus sogar so ausgelegt, dass sie im eisigen Wasser schwimmen und Robben jagen konnten, ohne das die Kälte je direkt ihre Hautoberfläche erreichte. Nur leider besaßen weder der britische Top-Agent Peter McCord vom MI6 noch seine junge Kollegin Nina Brennan diese wintertauglichen Eigenschaften.

Erschwerend kam in ihrem Fall noch hinzu, dass sie ihr Flugzeug etwa achtzig Kilometer vom eigentlich festgelegten Absprungort wegen eines Navigationsfehlers des Piloten in diese unwirtliche Gegend geschickt hatte und ihr Versorgungscontainer mit allen für diesen Einsatz ausgestatteten Gerätschaften, Waffen, Munition und Verpflegung irgendwohin abgetrieben worden war. Wenn sie diesen Container nicht in den nächsten Stunden fanden, war nicht nur der Erfolg ihres Einsatzes gefährdet. Auch ihr Überleben hing maßgeblich davon ab. Die Möglichkeit, irgendwo an einer Hütte anzuklopfen und um ein Lager sowie Verpflegung zu bitten, bestand in dieser unwirtlichen Gegend nicht. Hier in der sibirischen Einöde nahe der Grenze zur Halbinsel Kamtschatka gab es weder Hütten noch sesshafte Menschen. Die wenigen Nomaden, die hin und wieder mit ihren Herden durchzogen, hatten längst irgendwo in menschenfreundlicheren Gegenden ihr Winterquartier bezogen. Außerdem waren Nina Brennan und Peter McCord ganz sicher nicht zum Abenteuerurlaub hierher gereist. Schließlich befanden sie sich in streng geheimer Mission in dieser Region. Würden sie irgendwo aufgegriffen und enttarnt, bestand keine Hoffnung mehr, dieses Land jemals wieder lebend verlassen zu können.

Niemals wären Nina und Peter zu dieser Jahreszeit freiwillig in diese Region geflogen. Doch weil es den Amerikanern sowie den NATO-Partnern heftig unter den Nägeln brannte und zurzeit keine fähigeren Agenten zur Verfügung standen, um diesen Einsatz erfolgreich abzuschließen, wurden sie ins Feld oder besser in diese eisige Einöde geschickt. Ausgelöst hatte diesen Einsatz ein Fischtrawler im Nordatlantik, der zufällig eine bemerkenswerte Entdeckung machte, die wenig später NATO-Alarm auslöste. Die beiden Matrosen, die an diesem denkwürdigen Tag die ausgeworfenen Schleppnetze bewachten, staunten nicht schlecht, als in unmittelbarer Nähe ihres Trawlers plötzlich zwei gewaltige russische U-Boote auftauchten und von jedem Boot je eine Rakete in den abendlichen Himmel geschossen wurde, die extrem schnell davonraste. Völlig überrascht, den Fischtrawler offensichtlich bei ihrer geheimen Übung übersehen zu haben, versuchte eines der U-Boote das Fischerboot aufzubringen und zu versenken. Doch die hartgesottene norwegische Crew ließ sich nicht einschüchtern. Beherzt fuhren sie auf das nächstgelegene U-Boot zu, um den Einsatz eines Torpedos zu verhindern, dass den Fischkutter als lästigen Zeugen für ewig auf den Grund des Meeres schicken sollte. Gleichzeitig setzte der Kapitän des Trawlers einen Notruf mit folgendem Inhalt ab: „SOS, zwei riesige russische U-Boote sind gerade vor uns aufgetaucht und haben jeweils eine sehr schnelle Rakete abgeschossen. Eines der Boote greift uns an. Benötigen dringend Hilfe. Hier noch die Koordinaten.“

Der nächstgelegene NATO-Horchposten fing den Funkspruch auf und leitete diesen direkt an den Oberbefehlshaber der NATO weiter. Dort wurde die Echtheit des Spruches geprüft und für wahr befunden. Sofort wurde NATO-Alarm ausgelöst. Sämtliche in der Nähe operierenden Schiffseinheiten wurden zu dem Fischtrawler beordert. Weil der Smutje des Fischkutters aus seiner Kombüse heraus noch Fotos der U-Boote geschossen hatte, wurde sofort versucht, deren Identität zu klären. Wie sich herausstellte handelte es um zwei Boote der russischen Borei-Klasse, somit die modernsten U-Boote, die zurzeit die Weltmeere befuhren, was die Offiziellen als äußerst besorgniserregend, jedoch keinesfalls als bedrohlich einstuften. Diese Einschätzung änderte sich jedoch um einhundertachtzig Grad, als die Aufnahmen genauer ausgewertet wurden, die ein Teilstück einer starteten Rakete zeigten. Sogleich stellten die Spezialisten fest, dass es sich um eine ZIRKON Rakete handelte, also neueste Generation der Hyperschallraketen, von denen noch niemand wirklich wusste, ob diese überhaupt von dem Westen zur Verfügung stehenden Raketenabwehrsystemen abgefangen werden konnten.

Noch während die NATO-Partner über Gegenmaßnahmen debattierten, telefonierte der amerikanische Präsident mit seinem russischen Kollegen. Putin bestritt anfangs den Vorfall. Doch Trump besaß genaue Infos und Bildmaterial, die er als Beweis nach Moskau mailte. Als Putin die Bilder ansah, lachte er laut und wies seinen amerikanischen Amtskollegen darauf hin, dass das Abkommen über taktische, nukleare Mittelstreckenraketen doch aufgekündigt sei und man nun nach Herzenslust wieder neue Systeme testen durfte und genau von diesem Recht habe Russland Gebrauch gemacht. Daraufhin beendete der russische Präsident das Telefonat. Trump war außer sich und rief seinen Generalstab im Pentagon zusammen. Bekannt für seine eher unüberlegt eingeleiteten Maßnahmen öffnete Trump den Koffer mit den Codes für die taktischen Raketen und drückte auf den gelben Knopf. Wie von Geisterhand öffneten sich plötzlich die Deckel der Raketensilos aller amerikanischen Atomraketenbunker. Der gelbe Knopf begann zu blinken. Kurz darauf läutete das Rote Telefon des Präsidenten.

„General Mainsfield hier, hallo Mister Präsident. Sie haben soeben den nuklearen Voralarm Defkon 1 ausgelöst. Alle dafür eingeteilten Stabsoffiziere haben ihre Plätze vor den Tresoren mit den Schlüsseln für einen nuklearen Erstschlag eingenommen. Warten weitere Befehle ab, Sir. Identifizieren Sie sich jetzt mit Ihrem Berechtigungscode.“

Der amerikanische Präsident gab den zehnstelligen Identifizierungscode ein.

„Ihre Identifikation war erfolgreich, Sir. Wir erwarten weitere Befehle“, lautete die Antwort. Nur Minuten später klingelte erneut das Rote Telefon des Amerikaners.

„Was soll das, Mister Trump? Wollen Sie die Welt wegen eines lapidaren Raketentests, der nicht einmal illegal war, in einen nuklearen Krieg stürzen? Glauben Sie etwa, wir bemerken nicht, wenn Sie Ihre Raketensilos für einen Abschuss öffnen? Geben Sie umgehend Stufe grün ein, Mister Trump. Sonst antworten wir ebenfalls mit Alarmstufe gelb.“

Lächelnd legte sich der amerikanische Präsident in seinem Sessel zurück. Sollen die dämlichen Russen doch einmal unseren kalten Atem im Nacken spüren, sprach er vor sich hin. Wieder summte eines der Telefone. Lächelnd nahm Trump das Gespräch entgegen.

„Admiral Snyder, Mister Präsident, was haben Sie für Befehle?“

„Ah, Snyder, wunderbar. Beordern Sie die gesamte 6. Flotte in den Nordatlantik an den Punkt, wo der Fischertrawler die russischen U-Boote beobachtet hat. Wie lange werden Sie brauchen, bis die Flotte vor Ort auftaucht, Snyder?“

„Etwa 24 Stunden, Sir. Wir sind dann aber auch komplett mit den Flugzeugträgern, den Versorgern, Zerstörern, den U-Booten und den U-Boot-Jägern vor Ort, Sir.“

„Dann starten Sie los, Snyder. Ich will eines von den russischen U-Booten haben und zwar schnellstens.“

Dreißig Minuten später traf im Weißen Haus die Nachricht ein, dass auch die russischen Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Der amerikanische Präsident bestieg derweil gerade seinen Hubschrauber mit der Zielvorgabe Pentagon. Während er sich eine Dose Diät-Cola aufriss, läutete erneut das Rote Telefon. Grinsend nahm er das Gespräch entgegen.

„Trump? Oh, ich grüße den türkischen Präsidenten. Was kann ich für Sie tun? Benötigen Sie Hilfe von den Vereinigten Staaten von Amerika?“

„Hallo, Mister Trump. Ganz sicher nicht. Sind Sie eigentlich wahnsinnig geworden?! Sie stürzen die ganze Welt in ihr Verderben. Die Russen sind unsere Freunde, auch wenn wir militärisch und politisch unterschiedliche Ansichten vertreten. Auch wenn wir NATO-Partner sind, müssen wir Ihnen bei Ihrem unbedachten Alleingang nicht folgen. Wenn Sie den Nuklearalarm nicht binnen einer Stunde beenden, schließen wir die Air Base Ircilik für die amerikanische Luftwaffe und fordern Sie auf, binnen 24 Stunden alle Flugzeuge abzuziehen. Alle Maschinen, die dann noch nicht abgehoben haben, werden vom türkischen Militär beschlagnahmt.“

„Wie reden Sie eigentlich mit mir? Ich bin der amerikanische Präsident und lasse mir die Kriegsspielchen der Russen nicht gefallen. Wenn Sie die NATO verlassen möchten, regele ich das gern für Sie und wenn die Air Base von Ihnen geschlossen wird, suchen wir uns eine andere. Amerika ist keinesfalls auf Sie angewiesen.“

Ziemlich ungehalten warf der amerikanische Präsident den Hörer auf die Station. Widerworte dieser Art waren ihm mehr als verhasst. Erneut griff er zum Telefon und gab eine Kurzwahl ein.

„Pompeo, mein Freund, ich grüße dich. Stell dir vor, was mir gerade widerfahren ist.“

Schon berichtete der Präsident über das Gespräch mit seinem türkischen Amtskollegen.

„Was sagst du dazu?“

„Ich meine auch, dass du den Raketentest der Russen ein wenig zu hoch gehangen und gleich den Nuklearalarm ausgelöst hast.“

„Papperlapapp, du wirst jetzt den türkischen Botschafter einbestellen und aus den USA ausweisen. Ich lasse mir das nicht gefallen?“

„Jetzt bist du aber völlig übergeschnappt, Donald. Die Türkei ist NATO-Partner. Denk an unseren strategischen Stützpunkt die Air Base in Ircilik.“

„Habe ich längst abgeschrieben. Ich bekomme von den Saudis so viele Stützpunkte wie ich haben will. Also lass die Türken ruhig verrücktspielen.“

2

Tatsächlich hatte der amerikanische Außenminister den türkischen Botschafter in sein Ministerium einbestellt und ihm den Unmut seines Präsidenten kundgetan. Weil Pompeo eher ein geschickter Politiker war, als ein Haudrauf wie sein großer Chef, schlug er den türkischen Botschafter nicht sofort vor den Kopf und setzte ihm kein Ultimatum das Land zu verlassen, sondern forderte ihn lediglich auf, die Schließung des Luftwaffenstützpunktes Ircilik zurückzunehmen. Damit machte er den Standpunkt Amerikas gegenüber der Türkei klar, gewann aber gleichzeitig auch Zeit, deeskalierend zu wirken. Doch war dies nur ein Problem im weltpolitischen Geschehen.

Der NATO-Generalsekretär rief alle Partner zu einer Dringlichkeitssitzung nach Brüssel, um ein weiteres Vorgehen gegen Russland abzustimmen. Denn Fakt war, dass die Überschallraketen von Typ Zirkon eine echte Bedrohung für Europa wie auch für die USA darstellten. Niemand befand sich in der Lage schlüssig zu erklären, dass diese Überschallraketen durch die dem Westen zur Verfügung stehenden Anti-Raketensysteme abgefangen werden konnten.

Das Treffen der NATO-Partner zog sich gewohnt hin wie Gummi. Wegen des Vetos der Türkei konnten keine Maßnahmen wie zum Beispiel eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland oder gar ein Ausweisen von Botschaftspersonal aus den NATO-Staaten beschlossen werden, woraufhin der amerikanische Präsident umgehend abreiste. Der türkische Staatspräsident tat es ihm gleich und wies die Rüffel seiner Partner in dieser Angelegenheit als unangemessen zurück. Der lachende Dritte war ganz sicher Russland, das augenscheinlich ohne Gegenmaßnahmen trotz der erfolgten Raketentests mit einem blauen Auge davonkam. Auch wenn diese keine direkten Vertragsverletzungen darstellten. Enttäuscht und teilweise ziemlich verängstigt, was die russische Bedrohung betraf, reisten die meisten NATO-Partner nach Hause.

Noch in der gleichen Nacht setzten sich der britische Premierminister, der Präsident Frankreichs sowie die deutsche Kanzlerin zu einem Sechsaugengespräch zusammen. Kurz nach Mitternacht hatte das Staatenführungstrio einen Plan entwickelt, wie man ganz leise und ohne die ganze Welt in Angst und Schrecken zu versetzen, dieser Angelegenheit beikommen könnte. Man einigte sich darauf, dass London seine beiden besten Agenten losschickt, die Kommandozentrale der U-Boot-Flotte zu finden, dort technische Daten der Raketen abzugreifen und gegebenenfalls die Anlagen zu zerstören. Weil die Zeit drängte, verließen Merkel, Macron und Johnson den Verhandlungstisch nicht in Richtung ihrer Hotels, sondern sie fuhren gleich zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen. Boris Johnson telefonierte bereits aus dem Flieger heraus mit Simon Sharp, dem Chef des MI6, damit dieser sofort handelte. Die deutsche Bundeskanzlerin führte ein Telefonat mit dem amerikanischen Präsidenten und setzte diesen über den folgenden Einsatz in Kenntnis. Nur wenige Stunden später empfing der Chef des MI6 seine beiden Topagenten zur Einsatzbesprechung.

„Peter McCord meldet sich aus Guatemala zurück. Hallo, Sir.“

„Hallo, Peter, Sie haben gewohnt gute Arbeit in Südamerika geleistet, wenn Sie auch mal wieder keinen Stein auf dem anderen gelassen haben.“

„Danke, Sir. Aber der Hackerclub hatte sich in einem stabilen Bunker verschanzt und ohne explosive Argumente wie TNT war den Leuten einfach nicht beizukommen. Die Ausrüstung des Hackerteams war übrigens vom Feinsten. Modernste Hightech Geräte kamen zum Einsatz. Es wunderte mich nicht, dass sie damit Zugang in die meisten Netzwerke fanden und dabei in der EDV der britischen Rentenversicherung erheblichen Schaden angerichtet haben. Wie ich hörte werden unsere Systemadministratoren Tage benötigen, bis das Netzwerk wieder problemlos arbeitet. Für mich war besonders schwierig herauszubekommen, wohin das Geld aus der Rentenkasse hätte abfließen sollen. Hätten wir nicht so schnell reagiert, wären mehrere hundert Millionen Pfund in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwunden und Englands Rentner wären mittellos geworden.“

„In der Tat, Peter. Was für ein furchtbarer Gedanke und niemand, selbst der englische Staat nicht, hätte hier in voller Höhe einsteigen können. Seit wann sind Sie wieder im Lande?“

„Seit vorgestern Abend, Sir.“

„Sind Sie denn schon wieder voll einsatzfähig, Peter?“

„Ich denke schon, Sir, wenn Sie mich nicht gerade ans Ende der Welt schicken.“

„Nun, Peter, und genau dort geht es für Sie und Oberleutnant Brennan hin. Sie erwarte ich noch heute aus Pakistan zurück.“

„Wenigstens ein Lichtblick. Mit Nina arbeite ich gern zusammen. Sie ist absolut zu hundert Prozent bei der Sache und wenn sie einem den Rücken deckt, braucht man sich keine Sorgen zu machen.“

„Na wunderbar. Dann kann es ja sofort losgehen.“

„Nun, Sir, kommt ganz darauf an, wohin es geht und was wir an Ausrüstung einpacken müssen. Badehose oder Wintermantel?“

„Das ist in der Tat ein heikles Thema, Peter. Ob allerdings Ihr Wintermantel alle Voraussetzungen für diesen Einsatz erfüllt, halte ich für unwahrscheinlich.“

„Mir schwant Fürchterliches. Es geht doch hoffentlich nicht um den Streit mit Russland wegen der Überschallraketen?“

„Genau darum geht es, Peter. Wir warten noch auf Miss Brennan und fragen sie, was ihr Wintermantel so aushält.“

„Etwa Kamtschatka, Sir? Da herrschen zurzeit so um die 40°Celsius minus. Nette Gegend! Wie ich hörte sind sogar schon die Eisbären von dort weggezogen, weil es ihnen zu unwirtlich erscheint.“

„Nein, Peter. Genau definiert geht es in die Nähe von Jakutsk in Sibirien.“

„Dort soll doch irgendwo im Gebirge das neue russische Oberkommando der taktischen U-Boot-Flotte untergebracht sein und deren Kommandozentrale.“

„Genauso ist es. Die Anlage ist ein Hochsicherheitstrakt tief ins Bergmassiv verbaut. Es handelt sich um eine Atombunkeranlage. Selbst die Außenanlagen sind bestens gesichert wie Satellitenaufnahmen beweisen sollen. Mehrere Eliteeinheiten schützen die Anlage. Ein Höhenaufklärer der Amerikaner hat Aufnahmen gemacht, die wir nach der Auswertung übermittelt bekommen.“

„Nun, Sir, da dürfte in der Tat mein Wintermantel unangemessen erscheinen. Aber sicher finden wir bei Doc Snyder in der Abteilung Ausrüstung im Keller noch etwas Passendes zum Anziehen in seinem Fundus.“

Das Summen des Telefons von Simon Sharp, beendete ihre Konversation.

„Ja, Misses Fitchen, schicken Sie Oberleutnant Brennan herein.“

Wenig später betrat Nina Brennan das Büro von Simon Sharp. Peter kannte sie bereits von einem gemeinsamen Auftrag in der irakischen Wüste. Der Pakistaneinsatz war Ninas erster Auslandseinsatz, den sie mit großem Erfolg alleine meisterte und vor allem überlebte. Auch wenn die Augen der jungen Agentin strahlten, als sie Peter sah, wirkte sie abgespannt und müde.

„Hallo, Sir, ich melde mich aus Pakistan zurück.“

„Hallo, Miss Brennan. Ich freue mich, Sie in meinem Büro begrüßen zu dürfen. Sie sehen allerdings müde aus. Sind Sie wieder einsatzfähig?“

„Ich denke schon, Sir.“

„Sehr gut. Ihr neuer Auftrag hat es allerdings auch in sich. Sie werden all Ihre Kräfte benötigen.“

Der Chef des MI6 kam wie gewohnt gleich zur Sache und begann zu berichten, was er und die NATO-Partner von ihnen erwarteten und wie man sich die Durchführung vorstellte.

„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Sir, fliegen wir zum amerikanischen Luftwaffenstützpunkt auf Hokkaido. Von dort aus bringt uns ein amerikanisches Flugzeug in die sibirische Einöde nahe Jakutsk. Dort springen wir mit dem Fallschirm aus großer Höhe ab. Unsere Ausrüstung ist in einem Container verladen, der ebenfalls per Fallschirm abgeworfen wird. In dem Container, der uns auch als Unterkunft dienen wird, finden wir alles, was wir für den Einsatz benötigen. Das klingt nicht besonders durchdacht. Ich habe bisher auch noch nichts von Ihnen gehört, wie wir dort wieder wegkommen, Sir? Das scheint mir ein Himmelfahrtskommando zu werden. Ich denke auch, ohne etwas Vorbereitungszeit ist der Einsatz bereits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.“

„Sie beide sind doch absolute Spezialisten für solch einen Einsatz. Sie werden wohl ein wenig improvisieren müssen.“

„Ich muss Peter recht geben, Sir, die Russen werden uns wie die Hasen abknallen, wenn wir uns nicht besser auf diesen Einsatz vorbereiten können.“

„Heißt das jetzt, dass Sie den Auftrag nicht annehmen wollen?“

„Nicht wirklich, Sir. Das hat mit wollen nichts zu tun. Es wird nicht funktionieren. Alleine der Anflug von Hokkaido aus wird den Russen nicht verborgen bleiben. Die Flugzeit beträgt mit Sicherheit mehrere Stunden.“

„Wie aber soll es denn nach unserer Landung weitergehen, Sir?“

„Nun, Miss Brennan, Sie werden mit täuschend echten Papieren ausgestattet. Sie erhalten beide original russische Offiziersuniformen mit hohen Dienstgraden und können die Anlage als Revisionsoffiziere jederzeit betreten. Peter wird Oberst im Generalstab der Roten Armee und ist damit Oberst Radikov dem Leiter des Bunkers gleichgestellt. Sie, Miss Brennan, sind Commander und für die IT-Prüfungen zuständig. Sie finden sämtliche Infos zum Einsatz in dieser Mappe. Es tut mir leid, dass ich Sie so abfertigen muss, aber ich habe den Befehl für den Einsatz auch erst letzte Nacht erhalten und bis eben alle Infos dazu zusammengestellt. Die Situation brennt allen unter den Nägeln. Wenn die Russen ihre Raketen losschicken, brennt der Himmel.“

„Haben Sie denn auch bedacht, dass Miss Brennan kein einziges Wort russisch spricht und ich nur ein paar Brocken? Wir können da nicht als russische Offiziere hereinspazieren, ohne fließend die Sprache zu beherrschen, Sir.“

„Dann machen Sie mir andere Vorschläge, Peter.“ Simon Sharp war ein wenig laut geworden, was Peter überhaupt nicht von ihm kannte. Wie es schien Setzten ihn seine Vorgesetzten mächtig unter Druck.

„Existieren Lagepläne von der Bunkeranlage, Bauzeichnungen oder sonstige Hinweise auf die baulichen Verhältnisse?“

„Nein, Peter, wir halten einfach überhaupt nichts in Händen. Die ganze Anlage ist wohl auch erst vor einem halben Jahr fertiggestellt worden. Wir wissen lediglich, das Oberst Radikov der Leiter der Anlage geworden ist.“

„Dann müssen wir vor Ort versuchen, einen Zugang in die Anlage zu finden. Als russische Soldaten getarnt spazieren wir da jedenfalls nicht hinein. Dann können wir uns gleich ein Schild britische Agenten um den Hals hängen. Schreiben Sie den Amerikanern, dass wir keine russischen Uniformen benötigen, sondern warme, weiße Winterbekleidung ohne Hoheitsabzeichen. Außerdem brauchen wir Waffen, deren Öl nicht in den Verschlüssen einfriert. Natürlich auch Verpflegung, einen Ofen und eine schnelle Schneekatze, um eventuell große Distanzen durch den Schnee überbrücken zu können. Besser sogar zwei, eine für jeden von uns. Natürlich ausreichend Munition für die Waffen und Sprengmittel.“

„Und wie wollen Sie in den Bunker hineingelangen?“

„Tja, Sir, das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Genauso wenig weiß ich, wie wir von dort wieder wegkommen. Wenn die Russen den Sabotageakt erst einmal bemerken, verschwindet dort keine Maus mehr ungesehen.“

„Wollen Sie es denn trotzdem versuchen?“

„Versuchen werden wir es, Sir. Aber sobald wir merken, dass es keine Möglichkeit gibt, in die Anlage hinein zu gelangen, verschwinden wir wieder genau so leise wie wir dorthin gelangt sind. Also weihen Sie die Amerikaner ein. Wir fliegen, wenn möglich noch heute, als Touristen getarnt nach Hokkaido. Wie es dann weitergeht, entscheiden wir vor Ort.“

Sie besprachen noch einige Eckpunkte, die für den Einsatz relevant waren, bis Peter das Gespräch beendete. Simon Sharp verabschiedete sich per Handschlag von seinen beiden Topagenten, was er sonst eigentlich nie tat. Sorgenvoll schaute er Nina und Peter nach, als sie sein Büro verließen. Er stellte sich ernsthaft die Frage, ob er seine beiden Agenten je lebend wiedersehen würde.

3

Dank der cleveren Mitarbeiterin in der Reiseabteilung des MI6 erhielten Nina und Peter noch am gleichen Nachmittag zwei Flüge nach Tokio mit direktem Anschluss nach Hokkaido. Am folgenden Mittag verließen Nina und Peter ziemlich geschafft die Maschine der Nippon Airways. Da sie nur Handgepäck besaßen, konnten sie den Flughafen sofort verlassen. Gleich gegenüber dem Haupteingang parkte eine schwarze Limousine. Lässig lehnte ein asiatisch stämmiger, junger Mann an der Fahrerseite. Als er Nina und Peter erkannte, lief er sofort auf die beiden zu.

„Hallo, Commander McCord, hallo, Miss Brennan. Mein Name ich Scott Kobinashi. Ich habe den Auftrag, Sie zur amerikanischen Airbase zu bringen.“

„Hallo, Mister Kobinashi. Dann walten Sie Ihres Amtes.“

Mit Schwung warfen Nina und Peter ihre Reisetaschen in den Kofferraum der Ford Limousine. Ohne Zeit zu verlieren brauste ihr Fahrer los und chauffierte sie zur Base, wo sie gleich von Colonel Smith in Empfang genommen wurden. Peter konnte sich jedoch von Anbeginn an des Eindrucks nicht erwehren, dass der Colonel wenig Lust verspürte, sich besonders um seine beiden Gäste zu kümmern. Vielleicht mochte er ja auch keine Agenten. Nina und Peter erhielten in der Offiziersmesse in einem separaten Raum ein schmackhaftes Essen aufgetischt und zwei ordentliche Offiziersstuben zugeteilt. Noch am gleichen Abend stellte ihnen der erste Waffenoffizier der Base, Captain Burns, ihren Container und ihre Ausrüstung vor. Peter bemerkte sofort, dass die Qualität des Materials nicht mehr ganz dem neuesten Stand entsprach.

Die zur Verfügung stehenden vier Glock 17 Neunmillimeter Pistolen wie auch die M 16 Sturmgewehre waren fabrikneu. Auch die Kevlarwesten und die Winteranzüge waren neuwertig. Doch der Container an sich, die Heizanlage, die Lampen sowie die Stromversorgung entsprachen nicht mehr dem neuesten Standard.

„War der Container schon in Vietnam dabei?“

„Nun, Commander, wir konnten auf die Schnelle kein moderneres Equipment zur Verfügung stellen. Ein Wintereinsatz unter diesen Bedingungen, wie sie zurzeit in Sibirien vorherrschen, ist äußerst selten und dafür benötigtes Material müssen wir von unserer Base aus Alaska anfordern, was sicher eine Woche gedauert hätte.“

„Wie schön und wie kommen wir mit diesem Teil nach Sibirien?“

„Morgenfrüh um 06:10 startet eine Herkules C 180 mit allerlei Containern voller Ersatzteilen und Lebensmittel für eine Diamantenmine in Sibirien nahe Jakutsk, die in Kooperation mit einem kanadischen Unternehmen zusammenarbeitet. Weil die Landebahn dort vereist und verschneit ist, werden die Container per Fallschirm abgesetzt. So können wir auch Ihren Container ohne Aufsehen zu erregen abwerfen und sie unerkannt abspringen.“

„Na wunderbar! Gibt es denn schon Infos darüber, wie wir von dort wieder wegkommen, Mister Burns?“

„Nun, Sir, das Land um Jakutsk gleicht einer arktischen Eiswüste. Zurzeit herrschen dort Temperaturen von etwa minus 35° Celsius vor. Wenn alles gut läuft, können Sie nach Ihrem Einsatz mit dem Schneescooter Richtung Küste fahren und dort Ihr GPS-Signal einschalten. Wir schicken dann von hier aus ein Rescueteam per Helikopter, dass Sie dort abholen wird. Mit dem Sprit, den wir Ihnen in Kanistern mitgeben, sollten Sie problemlos den Container heizen, Strom erzeugen und mit dem Scooter zu Ihrem Einsatzort und von dort aus bis zur Küste gelangen können. Mehr können wir leider nicht für Sie tun. Probieren Sie kurz die Winteranzüge an, damit wir sie eventuell noch ändern können. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Oberleutnant Brennan und Ihnen, Commander McCord.“

„Danke, Captain. Gibt es für die Glock Pistolen Schalldämpfer?“

„Leider nein, Commander. Wie schon gesagt sind wir für solche Einsätze nicht ausgerüstet.“

„Ok, dann sehen wir uns einmal genau das Equipment an und probieren die Spezialanzüge aus.“

„Ja, Sir, wenn Sie noch Fragen haben oder ich etwas für Sie tun kann, dann rufen Sie mich über diese Nummer an. Ich bin dann sofort bei Ihnen.“

„Alles klar, Captain. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder.“

„Das wünsche ich mir auch, Commander.“

Nachdenklich verließ der Captain den Hangar, in dem der Container stand. Peter testete als erstes den Zustand des Scooters, prüfte die Verpflegungsund Munitionsbestände und schaute nach den Benzinkanistern. Alle Birnen funktionierten und auch die Heizung arbeitete. Nina als studierte Flugzeug- und Raketeningenieurin half Peter bei seinem Check.

„Was denkst du, Peter?“

„Frag mich das besser nicht. Wir haben überhaupt keine Informationen, was uns in Jakutsk erwartet. Wir wissen nicht einmal genau, wo die Anlage wirklich liegt. Die wenigen Luftaufnahmen von den amerikanischen Drohnen sind mehr als dürftig. Wenn der Einsatz zu brenzlig wird, brechen wir ab und verschwinden. Das ist mein voller Ernst, auch wenn ich ein sehr ehrgeiziger Mensch bin.“

„Das sehe ich genauso, Peter.“

Den Abend verbrachten sie gemeinsam in der Offiziersmesse. Sie verspeisten medium gebratene Steaks mit French Fries und einem schmackhaften Salat. Dazu tranken sie Bier und zum Dessert noch jeder einen Becher Kaffee. Kurz vor zweiundzwanzig Uhr schlenderte sie ihren Stuben entgegen.

„Lässt du mich bei dir schlafen, Peter?“

„Ja klar, warum nicht. Ich bin ja schon hinlänglich mit deinen Schlafgeräuschen vertraut.“

„Die Nächte mit dir in deiner Wohnung waren für mich sehr schön, Peter. Jetzt schau mich nicht so an. Keine Sorge, ich hänge dir nicht die Ohren voll wegen Beziehung oder ähnlichem. Wir beide sind Auslandsagenten und wissen nur allzu gut, dass der morgige Tag unser letzter sein kann.“

Wenig später kuschelte sich Nina in Peters Armbeuge. Es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen. Peter jedoch fand nicht richtig in den Schlaf. Immer wieder ging ihm durch den Kopf, dass sie morgen in ein Himmelfahrtskommando starteten ohne zu wissen, welchen Ausgang ihr Einsatz nehmen wird und vor allem ob sie die gesteckten Ziele überhaupt erreichen würden.

Kurz vor halb fünf am Morgen vibrierte Peters Armbanduhr. Der Weckalarm riss ihn sofort aus seinem Dämmerschlaf. Er fühlte sich wie gerädert. Peter hatte sehr schlecht geschlafen. Langsam stand er auf. Auch Nina erwachte. Rasch sprangen sie nacheinander unter die Dusche. Als sie völlig abgetrocknet waren, streiften sie ihre Thermounterwäsche über und stiegen zu guter Letzt in die Winteranzüge, die mit akkugesteuerten Heizdrähten bestückt waren. Die Akkus waren vollgeladen. Ihre Schusswaffen steckten sie in bereitliegende Schulterhalfter und zogen die Reißverschlüsse zu. Als sie den Hangar betraten bemerkten sie sofort, dass ihr Container bereits in die Herkules verladen wurde. Sorgfältig suchten sich Nina und Peter jeder einen Fallschirm sowie den passenden Notfallschirm dazu aus. Beide zogen die Gurte der Fallschirme fest, während sie sich der Lockheed C 180 näherten, deren Triebwerke bereits warmliefen. Peter begrüßte die Crew. Nach kurzer Einführung nahmen die beiden Agenten am Ausstieg Platz. Nur wenig später hob die schwere Transportmaschine von der Startbahn ab. Der Flieger gewann rasch an Höhe und steuerte ihrem Ziel entgegen.

Etwa fünf Stunden später näherten sie sich der sibirischen Grenze. Kräftige Schneestürme wirbelten die Maschine hin und her. Das Thermometer zeigte hier oben knapp minus 65° Celsius an. Nina und Peter schalteten ihre Anzugheizung ein. Immer heftiger wurden die Sturmböen. Zwei Stunden später vernahmen Nina und Peter eine Stimme aus dem Cockpit.

„Achtung, Absprung in zehn Minuten.“

Eine rote Lampe leuchtete auf. Acht Minuten später öffnete sich die Heckklappe der Transportmaschine. Wie von Geisterhand geführt holperten zuerst die vier Materialcontainer für die Goldmine aus dem Rumpf der Maschine. Der Lärm war ohrenbetäubend und die Kälte fast unerträglich. Nina und Peter hatten bereits ihre Spezialhelme angezogen und die Verkabelung für Funk und Heizung angeschlossen. Ratternd rutschte nun auch ihr Container ins Freie. Als dann die rote Lampe auf grün umschlug hakten sich Nina und Peter an der Reißleine fest. Mit einem kräftigen Sprung verließen sie die Maschine. Die Sicht war gleich null. Trotz der Thermoanzüge froren sie ordentlich. Weder Himmel noch Erde waren zu erkennen. Peter beobachtete genau seinen Höhenmesser. Bei eintausendfünfhundert Metern zog er die Reißleine an seinem Fallschirm. Wie von Urkräften gepackt wurde er in den schwarzen Himmel gezogen, in dem Millionen dicker Schneeflocken umhertanzten. Peter vergewisserte sich, dass auch Nina die Reißleine gezogen hatte. In unmittelbarer Nähe konnte er ihren aufgeblähten Schirm erkennen. Er war froh, dass sie sich dicht hinter ihm befand.

Dann plötzlich tauchte die völlig zugeschneite Erde vor ihm auf, die sich nur unerheblich vom Himmel unterschied, aus dessen Wolken dicke Schneeflocken auf die Erde hinuntertanzten. Den recht heftigen Aufprall federte Peter mit einer Rolle über die rechte Schulter ab. Kaum hundert Meter von ihm entfernt landete auch Nina im Tiefschnee. Blitzschnell sprangen die beiden Agenten auf und rafften die weiße Fallschirmseide zusammen. Der extreme Schneefall begrub binnen weniger Minuten alle ihre Spuren unter der weißen Decke. Peter schaute sich gleich nach einem Unterstand um. Doch hier gab es nur eine gewaltige ebene Fläche ohne Bäume oder Sträucher.

„Wir müssen uns eine Höhle in den Boden graben, Peter. Hier ist nichts, was uns sonst Schutz bieten könnte.“