Avanti, Dilettanti ! - Bärbel Weinzierl - E-Book

Avanti, Dilettanti ! E-Book

Bärbel Weinzierl

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Beschreibung

"Komm' ein bisschen mit nach Italien, komm' ein bisschen mit an's blaue Meer..." Wieder einmal schwingt sich die beschleunigte Großmutter, la Nonna Accelerata, auf den Sattel ihrer Vespa Cesarina und düst über die Alpen nach Italien. Nach ihrer Italienumrundung ein Jahr zuvor möchte die 7fache Großmutter Sizilien erobern, denn: Der Stiefel ist nicht genug! 5000 Kilometer legt sie auf ihrem treuen Stahlesel zurück und lässt sich auch von Pannen und Möchtegern-Mafiosi nicht aufhalten. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine völlig ungeplante Reise, auf einen verrückten Roadtrip durch Bella Italia mit überraschenden Erlebnissen und urkomischen Begebenheiten!

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Seitenzahl: 89

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Per la mia famiglia

e particolarmente

per il mio carino babbo.

Grazie, che tu dal cielo mi proteggi.

Vi voglio bene

per sempre!

Inhaltsverzeichnis

Avanti, dilettanti!

Donnerstag, 14.04.2022 - 16.080 km

Freitag, 15.04.2022 - 16.370 km

Samstag, 16.04.2022 - 16.490 km

Dienstag, 19.04.2022 - 16.599 km

Mittwoch, 20.04.2022 - 16.835 km

Donnerstag, 21.04.2022 - 16.885 km

Freitag, 22.04.2022

Samstag 23.04.2022 - 16.989km

Sonntag, 24.04.2022 - 16.989km

Montag, 25.04.2022 - 17.407km

Dienstag, 26.04.2022

Mittwoch, 27.04.2022 - 17.607km

Donnerstag, 28.04.2022 - 17.725km

Samstag, 30.04.2022 - 17.920km

Sonntag, 01.05.2022 - 18.203km

Dienstag, 03.05.2022

Mittwoch, 04.05.2022

Donnerstag, 05.05.2022 - 18.340km

Freitag, 06.05.2022 - 18.500km

Samstag, 07.05.2022 - 18.573km

Sonntag, 09.05.2022 - 18.760km

Montag, 09.05.2022 - 18.993km

Dienstag, 10.05.2022 - 19.168km

Mittwoch, 11.05.2022 - 19.272km

Freitag, 13.05.2022 - 19.534km

Samstag, 14.05.2022 - 19.897km

Sonntag, 15.05.2022 - 20.040km

Montag, 16.05.2022 - 20.260km

Dienstag, 17.05.2022 - 20.345km

Mittwoch, 18.05.2022 - 20.700km

Donnerstag, 19.05.2022 - 20.901km

Nachwort

Celestina

Avanti, dilettanti!

Der Stiefel ist nicht genug

Nervös rutsche ich auf meinem Plastikstuhl hin und her.

Um mich herum wuselt es hektisch, nur der Meister himself fläzt sich gewohnt lässig hinter seinem Schreibtisch auf seinem drehbaren Ledersessel. Es ist fürchterlich heiß im Studio, der Schweiß läuft mir über die Stirn auf die Nase, sammelt sich auf meiner Nasenspitze und wartet nur darauf, mein schönes, neues Vespa-T-Shirt zu ruinieren und mich gnadenlos zu blamieren. Die Rettung naht - eine wandelnde Puderquaste tupft mich gekonnt ab und gibt dem Aufnahmeleiter das Startsignal. Ich atme noch einmal tief durch, was sich sofort als Fehler erweist. Der Puder steigt mir in die Nase und ich muss all meine Kräfte aufbringen, um eine Niesattacke abzuwehren.

“Kamera! Kamera läuft! Ton! Ton läuft! 33/1, Kamera 8, Klappe,die Erste! Und bitte!”

“Meine verehrten Damen und Herren,” begrüßt der Gastgeber das Publikum launig.

“Naaaaaaa, wie isset?”, ruft er und klopft dabei auf seinen Schreibtisch. Das Publikum ist bereits in bester Stimmung und klatscht begeistert.

“Heute, mein verehrtes Publikum, zu unserer 200. Sendung, konnten wir einen ganz besonderen Gast gewinnen. Eine bayerische Signora, sozusagen, nicht mehr ganz jung, aber dennoch jung genug, um mit ihrer Vespa loszubrausen und den italienischen Stiefel zu umrunden. Meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir die beschleunigte Großmutter, la Nonna accelerata!”

Die Kamera schwenkt zu mir, nimmt mich voll ins Bild und da passiert es: Waaaahatschi!

Gelächter im Publikum. Ich laufe blutrot an und möchte eins werden mit meinem Stuhl. Das geht ja schon gut los!

Ringelstetter, ganz Profi, grinst mich an und meint nur: “Salute!”

Die Maskenbildnerin reicht mir unauffällig ein Taschentuch und ich schnäuze mich umständlich.

Vergnügt betrachtet mich mein Gastgeber und lässt mir Zeit, mich zu fassen.

“Bärbel….ich darf doch Bärbel sagen?”

Ich nicke heftig und wünsche mir, mein Kloß im

Hals möge verschwinden. Ringelstetter überspielt meine Befangenheit mit der nächsten Frage:

“Bärbel, also du bist mit deiner Vespa…..”

“Cesarina!” werfe ich ein.

“Äh…..nicht Bärbel?”

“Meine Vespa heißt Cesarina!”

“Verstehe…..also…. Du bist mit deiner Vespa

Cesarina über die Alpen gefahren, um Italien zu umrunden und hast danach ein Buch darüber geschrieben. Da wirft sich mir gleich die Frage auf:

Warum alleine? Warum ist dein Mann nicht mitgefahren?”

“Na ja”, entgegne ich. “Das ist wie in dem Witz mit dem Beduinen!”

Ringelstetter schaut mich verständnislos an.

“Ein Beduine reitet auf einem Kamel durch die Wüste. Seine Frau läuft hinterher. Ein Tourist schaut entrüstet zu und fragt den Beduinen, warum seine Frau laufen müsse. Der Beduine blickt hinter sich und meint schulterzuckend: Frau hat kein Kamel!”

Im Studio ist es mucksmäuschenstill. Ringelstetter zieht eine seiner buschigen Augenbrauen hoch und schaut mich an. Ich bekomme Panik, mein Witz ist wohl in die Hose gegangen.

Ich hätte auf meine Kinder hören sollen, die mir schon seit Jahren davon abraten, Witze zu erzählen.

Plötzlich zuckt es in seinem Gesicht und Ringelstetter prustet los. Lachend haut er sich auf die Schenkel und wischt sich japsend die Lachtränen aus den Augen - das Publikum rastet völlig aus.

“Meine Damen und Herren,” setzt Ringelstetter an. “Meine Damen und Herren,” schreit er nun regelrecht, um das tosende Publikum zu übertönen und hält mein frisch gedrucktes Buch in die Kamera.

“Nonna accelerata ist das lustigste Buch, das ich seit langem gelesen habe! Es ist derart kurzweilig und dennoch spannend geschrieben - sie werden ihr Vergnügen daran haben, das kann ich Ihnen versprechen! Erschienen beim BK-Verlag, reich bebildert und im handlichen Softdruck!”

Er dreht sich zu mir. “Der Verlag ist mir unbekannt.

Für was stehen die Buchstaben BK?”, will er von mir wissen.

“Na ja….” entgegne ich verlegen. “BK bedeutet Brotlose Kunst”

“Ha!” schreit er daraufhin begeistert auf. “Das wird sich nach dieser Sendung mit Sicherheit ändern!”

Das Publikum applaudiert und trampelt wie von Sinnen mit den Füßen. Ich strahle über das ganze Gesicht und kann mein Glück kaum fassen.

Dann bin ich aufgewacht.

Donnerstag, 14.04.2022

16.080 km

09:30 Uhr

Cesarina ist startklar. Gerade noch rechtzeitig hat es mein Vespa-Maestro Wolfgang geschafft, sie mit einem neuen Antriebsriemen und Variorollen auszustatten. Nun steht sie in unserer Einfahrt, frisch geputzt und vollgetankt.

Der Abschied ist weniger emotional als beim letzten Mal, denn das Männe möchte mich übermorgen bereits am Gardasee wieder treffen. Voller Vorfreude brause ich los. Bei strahlendem Sonnenschein flitze ich über die B17 Richtung Füssen/Reutte. Wenig los auf den Straßen - der große Run steht erst morgen, am Karfreitag, bevor.

Zwischen Biberwier und Nassereith kehre ich ein. Ich sitze auf der Sonnenterrasse und genieße einen sagenhaften Ausblick auf die Zugspitze.

Zuhause achte ich meistens auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung. Keine Ahnung wieso, aber sobald ich eine Reise starte, überkommen mich Gelüste auf Salziges oder Fettiges. Meistens beides. Also esse ich eine tot gebratene Currywurst und salzige Pommes und was soll ich sagen?

Ich verputze alles bis auf den letzten Krümel. Ein Espresso rundet das Menü ab und ich mache mich auf zum Reschenpass.

Um 16 Uhr bin ich bei meiner Sütterlin-Brieffreundin Sabine im Vinschgau. Das “Berghexerl” wohnt in Tschars - nicht weit von Meran und empfängt mich herzlich. Wie gewohnt werde ich von ihr mit einem köstlichen Mahl verwöhnt, es gibt Bärlauch- und Rote Bete-Knödel mit Schwammerlsoße. Leider schaffe ich nicht alles, die Currywurst hat was dagegen.

Sabine erzählt mir, dass sie seit neuestem ein Udo-Jürgens-Fan ist, nachdem sie zufällig auf eine DVD seines letzten Konzerts gestoßen ist. Sie hat sich daraufhin den Musicalfilm “Ich war noch niemals in New York” gekauft und berichtet begeistert, wie gut ihr darin der Schauspieler Helmfried von Lüttichau gefalle, der dort einen Griechen spiele.

“Was für ein schöner Mann!” meint sie. “Und singen kann er auch ganz wunderbar! Und schöne Zähne hat er! Und diese Hände! Das wäre genau mein Typ!” Ich beobachte sie skeptisch.

“Bist du sicher, dass es der Lüttichau ist?” frage ich sie. “Der dusselige Typ aus Hubert und Staller?

Und du findest ihn wirklich attraktiv?”

“Unbedingt!” entgegnet sie. “Und er ist richtig durchtrainiert, ein stattlicher Typ! Magst einen

Ausschnitt sehen?”

Jetzt bin ich neugierig geworden. Wir lümmeln uns zusammen auf ihre Couch und Sabine lässt die besagte DVD laufen.

Ich amüsiere mich über Uwe Ochsenknecht, Moritz Bleibtreu, die süße kleine Katharina Thalbach und Heike Makatsch, die zu den Melodien von Udo Jürgens singend und tanzend durchs Bild schweben.

Und da kommt er: Der große Grieche, verliebt in einen kleinen schmächtigen Österreicher (gespielt von Michael Ostrowski, dem Gerichtsmediziner Günther aus den Eberhofer-Krimis). Und ich muss zugeben: Ja, Sabines Grieche ist attraktiv. Und er hat ein wunderschönes, strahlend weißes Gebiss. Er singt wie ein griechischer Gott! Er hat wunderschöne Hände.

Aber es nicht Helmfried von Lüttichau.

Sabine hat ihn mit Pasquale Aleardi verwechselt und da schwärmt sie völlig zurecht ;-)

Wobei, wer weiß? Vielleicht ist Helmi ja der interessantere Typ von beiden?

Freitag, 15.04.2022

16.370 km

Das Wetter könnte nicht besser sein! Sonne und mindestens 22 Grad. In Naturns setzte ich mich für einen Espresso in den kleinen Wintergarten einer Tankstelle, Cesarina im Blick. Die Bedienung säubert mit Hilfe eines Wasserschlauchs den Holzboden und unterhält sich mit mir. Sie ist etwa in meinem Alter und trägt eine bunte Brille mit Blumenmuster, die sicher auch Elton John gefallen würde. Sie freut sich über mein Kompliment und öffnet die gläsernen Schiebetüren des Wintergartens und säubert weiter fleißig den Holzboden. Als alles sauber ist, bezahle ich und will losfahren. Ich starre fassungslos auf Cesarina, die nun völlig verdreckt vor mir steht. Sie hat den Schmutz der Reinigungsaktion abbekommen und sieht aus wie ein Dalmatiner. Na bravo, denke ich und laufe zurück in die Tankstelle und verlange nach einem feuchten Lappen, um meine Vespa wieder sauber zu bekommen.

Auf der Strada Statale 38 geht's vorbei an Marling und Terlan, bis ich kurz vor Bozen auf die SS42 Richtung Kaltern fahre. Weiter geht's durch die Brenta-Dolomiten. Mit großem Respekt nähere ich mich dem Mendelpass und denke an die Worte meiner Fahrlehrerin Ina.

Nachdem ich auf meiner letzten Italientour Cesarina gleich zweimal auf die Seite gelegt habe, war eine Auffrischungsstunde in Sachen Kurvenfahren, speziell für die Spitzkehren, dringend von Nöten.

Ich denke an Inas Worte: “Beim Serpentinen Fahren immer auf dein Ziel kucken! Nie auf den Boden unter dir! Wer kacke schaut, fährt auch kacke!” Ich nehme mich zusammen, schaue bereits lange vor der Kehre auf drohenden Gegenverkehr und traue mich, weit genug auszuholen. Als die Kehre geschafft ist, gebe ich Gas und murmle vor mich hin: “Da will ich hin! Da will ich hin!”

Jaaaaa! Ich weiß wieder, wie es geht! Wie konnte ich nur so unsicher sein? Wo war mein Selbstvertrauen? Im Winterschlaf?

Egal, jetzt hab ich´s ja wieder :-) Avanti, dilettanti!!! Ich bin wieder da!

Ich passiere kleine Ortschaften mit klangvollen Namen wie Cavareno, Romeno und Sanzeno, brause vorbei am Lago die Santa Giustina Richtung Süden. Ab Molveno (Malfein) verläuft die SS421 an der Ostseite des Lago di Molveno. Ich denke an die Regensburger Biker, die ich letztes Jahr dort auf einem Parkplatz getroffen habe. Diesmal könnte ich die Burschen nicht auffordern, sich für ein Gruppenfoto “aufs Stangerl” zu setzen, denn das Geländer ist verrottet und der Parkplatz wegen Renovierungsarbeiten gesperrt.

In Ponte Arche werfe ich das Handtuch - genug für heute. Die Konzentration lässt nach und die Vespa wird beim Aufbocken immer schwerer.

Eine Übernachtung ist dank Google Maps schnell gefunden - die Rezeptionistin im Hotel Comano begrüßt mich herzlich - ich bekomme einen Schwall Italienisch ab und bitte sie, langsamer zu sprechen. Daraufhin meint sie: “Ma Lei parla bravissima italiano, Signora!” (Aber Sie sprechen super italienisch) Ich muss grinsen, denn ich hab ja noch gar nichts gesagt. Immer freundlich, die Italiener!