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IM SIEBTEN HIMMEL MIT DEM MILLIARDÄR von CATHERINE MANN Als seine Ex unerwartet seine Zwillinge bei ihm zurücklässt, braucht Milliardär Seth Jansen schnell eine Nanny. Die hübsche Alexa ist zur rechten Zeit am rechten Ort. Sie lässt sich auf sein Angebot ein - und auf seine Küsse! Dabei trennen sie Welten … ZURÜCK IN DEN ARMEN DES WÜSTENPRINZEN von OLIVIA GATES Jala ist fassungslos. Einst brach Prinz Mohab ihr das Herz, jetzt muss sie eine Pflichtehe mit ihm eingehen - natürlich nur, um ihr Heimatland vor einem Konflikt zu bewahren! Auch wenn da sofort wieder dieses sinnliche Prickeln zwischen ihnen ist … MIT JEDEM KUSS WILL ICH DICH MEHR von ROBYN GRADY Als Wynn sie küsst, rast Graces Puls in die Höhe. Nur eine Nacht will sie mit ihm verbringen. Dann entdeckt sie, dass sie sich aus Kindertagen kennen - und beide eine Liebe verloren haben. Doch als Grace ein neues Glück wagen will, reißt ein Skandal alte Wunden auf … LIEBE, LUST UND EIN SÜSSES GEHEIMNIS von KATHIE DENOSKY Daniel ist nicht nur umwerfend attraktiv - sondern auch vollkommen heiratsscheu. Als Lily von ihm schwanger wird, verschweigt sie ihm dies daher lieber. Doch Daniels Anziehungskraft ist immer noch unwiderstehlich - und plötzlich ist Lilys süßes Geheimnis in Gefahr …
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Seitenzahl: 805
Catherine Mann, Olivia Gates, Robyn Grady, Kathie DeNosky
BACCARA EXTRA BAND 23
IMPRESSUM
BACCARA EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Neuauflage in der Reihe BACCARA EXTRABand 23 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2011 by Catherine Mann Originaltitel: „Billionaire’s Jet Set Babies“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Ute Augstein Deutsche Erstausgabe 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1746
© 2014 by Olivia Gates Originaltitel: „Seducing His Princess“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Peter Müller Deutsche Erstausgabe 2014 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1848
© 2014 by Robyn Grady Originaltitel: „One Night, Second Chance“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Anja Weiligmann Deutsche Erstausgabe 2015 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1899
© 2012 by Harlequin Books S. A. Originaltitel: „Sex, Lies and the Southern Belle“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Andrea Greul Deutsche Erstausgabe 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1744
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733727031
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Seitdem Alexa Randall ihr eigenes Reinigungsunternehmen für Charter Jets gegründet hatte, hatte sich eine beachtliche Menge verlorener und gefundener Gegenstände angesammelt. Da gab es Smartphones, Aktentaschen, Schreibblöcke und sogar eine überaus wertvolle Armbanduhr. Selbstverständlich hatte Alexa alle Fundstücke ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben.
Verstreut herumliegende Höschen hingegen sowie gelegentlich auch erotisches Spielzeug – von Menschen, die durch Sex in luftigen Höhen Mitglieder im sogenannten Mile High Club geworden waren – fasste sie nur mit Latexhandschuhen an und warf sie in den Müll.
Doch der Fund des heutigen Tages hatte eindeutig das Zeug dazu, in die Annalen der Geschichte des A1-Aircraft-Cleaning-Service einzugehen. Nie zuvor hatte sie ein Baby an Bord einer Maschine gefunden – geschweige denn gleich zwei davon.
Verblüfft ließ sie den Eimer fallen, der mit einem dumpfen Laut auf den dicken blauen Teppich schlug und die schlafenden Kinder weckte. Es bestand kein Zweifel daran, dass dort zwei etwa einjährige Kinder mit scheinbar identischem blonden Lockenschopf und engelsgleichen Pausbäckchen lagen. Den blauen und rosafarbenen Sachen sowie den farblich abgestimmten Kindersitzen nach zu urteilen, handelte es sich um einen Jungen und ein Mädchen.
Da Alexa als Einzige vom A1-Aircraft-Cleaning-Service an Bord war, musste sie allein mit dieser Situation zurechtkommen und schaltete eine weitere Lampe im Hauptabteil des schnittigen Privatjets ein. Das Flugzeug stand im Hangar. Daher war es selbst um drei Uhr nachmittags relativ dunkel im Inneren der Maschine.
Die Babys saßen in ihren Kindersitzen auf einem Ledersofa an der Seitenwand des Privatjets von Seth Jansen. Dem Seth Jansen, der durch die Entwicklung hochmoderner Sicherheitstechnik für Flughäfen ein Vermögen verdient und sich selbst zum Selfmade-Millionär gemacht hatte. Alexa bewunderte den unternehmerischen Pioniergeist dieses Mannes, und es wäre ein wahrer Glücksfall für ihr Unternehmen, ihn zu ihren Kunden zählen zu dürfen. Umso wichtiger war es demnach, dass die erste Reinigung seines Flugzeuges reibungslos über die Bühne ging.
Die Babys ballten ihre winzigen Händchen zu Fäusten, bevor sie wieder einschliefen. Das kleine Mädchen stieß einen glücklichen Seufzer aus und atmete tief und gleichmäßig. Jetzt erst sah Alexa den Zettel, auf den das Kind seinen Arm hatte sinken lassen.
Konzentriert beugte Alexa sich vor, um zu lesen, was darauf stand:
Seth,
Du hast immer gesagt, dass Du mehr Zeit mit den Zwillingen verbringen möchtest. Jetzt hast Du die Gelegenheit dazu. Tut mir leid, dass ich Dich damit so überfalle, aber ein Freund hat mich mit einem vierzehntägigen Wellnessurlaub überrascht. Genieß Deine Zeit als Daddy mit Olivia und Owen!
Küsse und Umarmungen
Pippa
Pippa? Entsetzt richtete Alexa sich auf. Hatte Pippa Jansen, die Exfrau von Seth Jansen, ihre Kinder etwa einfach so im Jet zurückgelassen? Wütend schüttelte Alexa den Kopf und schob die zu Fäusten geballten Hände in die Taschen ihrer marineblauen Chinohose – welche zusammen mit einem blauen Poloshirt, auf dem das Logo der Firma eingestickt war, die Arbeitsuniform des Reinigungspersonals von A1 darstellte.
Und wie kam sie dazu, den Brief mit dem Zusatz Küsse und Umarmungen zu versehen, obwohl das Ehepaar doch offensichtlich zerstritten war? Alexa ließ sich in einen der bequemen Stühle sinken. Die noch wichtigere Frage bestand eigentlich darin, wer die Kinder einfach so unbeaufsichtigt an Bord eines Flugzeuges zurückgelassen hatte.
Die Reichen und Einflussreichen kannten kein Pardon und spielten nach ihren eigenen Regeln, das wusste Alexa aus eigener Erfahrung, denn sie war in diesen Kreisen groß geworden. Als Kind hatte sie sich stets anhören müssen, wie gut sie es doch hatte – dabei hatte sie mehr Zeit mit ihrer hingebungsvollen Nanny als mit ihren eigenen Eltern verbracht.
Das Beste, das ihr jemals widerfahren war, war die Tatsache, dass ihr Vater das Familienunternehmen für Sportbekleidung in den Ruin getrieben hatte, womit Alexa lediglich der Treuhandfonds ihrer Großmutter im Wert von einigen Tausend Dollar geblieben war.
Sie hatte das Geld dafür verwendet, sich als Teilhaberin in ein Reinigungsunternehmen, das kurz vor dem finanziellen Aus stand, einzukaufen. Bethany, die ältere Besitzerin des Unternehmens, war nicht mehr in der Lage, die Arbeit allein zu bewältigen. Deswegen war sie Alexa überaus dankbar für ihre Energie und die zweite Chance gewesen, die sich A1 dadurch bot. Mithilfe der alten Kontakte ihrer Familie zu den Reichen und Berühmten war es Alexa gelungen, die Firma wieder zum Florieren zu bringen. Ihr Exmann Travis war allerdings entsetzt gewesen über ihren neuen Broterwerb und hatte ihr angeboten, ihr Unterhalt zu zahlen, doch lieber hätte Alexa Toiletten geputzt, als dieses Angebot anzunehmen.
Deswegen lag ihr besonderes Augenmerk jetzt auch auf diesem Jet vom Typ Gulfstream III, der Seth Jansen gehörte. Sie hoffte nämlich, den millionenschweren Unternehmer so sehr mit ihrer Arbeit zu beeindrucken, dass er einen Vertrag mit dem A1-Aircraft-Cleaning-Service unterzeichnete. Ihr Dienstleistungsunternehmen hatte den Auftrag dringend nötig, denn der Markt war heiß umkämpft. Falls sie versagte, lief sie Gefahr, alles zu verlieren und A1 in den Bankrott zu führen. Sie hatte ihr Glück gar nicht fassen können, als ihr von einer anderen Reinigungsfirma ein Subunternehmervertrag für die Reinigung von Jansens Flugzeugen angeboten worden war.
Allerdings war ihrer Glückssträhne mit dem Fund dieser zwei Babys anscheinend ein jähes Ende beschieden. Sie wischte etwas Staub von einem Sitzpolster und betrachtete die Fingerabdrücke auf der Fensterscheibe. Allerdings konnte sie ja schlecht damit fortfahren, den Teppich zu saugen und die Mineralwasservorräte aufzufüllen, und dabei so zu tun, als wären die Kinder nicht anwesend. Sie musste die Flughafensicherheit informieren, die Jansens Ex das Leben sicherlich zur Hölle machen würde – und Jansen selbst wahrscheinlich auch. Das würde ihn vermutlich nicht gerade entzücken. Darüber hinaus wäre der Jet immer noch nicht gereinigt. Alles in allem würde Jansen danach bestimmt nicht dazu aufgelegt sein, den Vertrag mit Alexas Firma zu unterzeichnen.
Frustriert dachte Alexa daran, dass dieser Vertrag genügen würde, um A1 ein für alle Mal aus den roten Zahlen zu holen. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als den Vater der beiden Kinder so schnell wie möglich ausfindig zu machen.
Sie nahm ihr Handy hervor und suchte im Telefonbuch nach der Nummer von Jansen Jets. Bereits einen ganzen Monat lang, nachdem sie in den Besitz dieser Nummer gekommen war, hatte sie versucht, persönlich mit Jansen zu sprechen, war aber immer nur bis zu seiner Sekretärin vorgedrungen. Vielleicht hatten die Babys ja doch etwas für sich, dachte Alexa und betrachtete die schlafenden Kinder. Immerhin würde sie heute die Gelegenheit erhalten, mit dem Boss höchstpersönlich zu sprechen. Allerdings aus einem anderen Grund als ursprünglich geplant, denn Jansen würde angesichts der Umstände sicher nicht der Sinn danach stehen, einen Vertrag mit A1 auszuhandeln.
Sie wählte und wartete, bis der Anruf entgegengenommen wurde.
„Jansen Jets, bitte warten Sie“, sagte eine melodische Frauenstimme mit unverkennbarem Südstaatenakzent. Bevor Alexa etwas erwidern konnte, wurde die Leitung umgeschaltet, und eintönige Hintergrundmusik erklang.
Ein Schrei erklang von einem der Kindersitze und zog Alexas Aufmerksamkeit auf sich. Rasch sah sie auf und beobachtete, wie Olivia sich in dem Sitz wand und die farbenfrohe Babydecke wegstrampelte, bevor sie ihren Schnuller ausspuckte und immer lauter zu wimmern begann. Das wiederum weckte ihren Bruder, der keineswegs besonders glücklich über die Störung zu sein schien. Sein Schnuller baumelte an einer Kette, die an seinem blauen Strampler im maritimen Look befestigt war.
Zwei Paar lavendelblauer Augen starrten Alexa an, zwei kleine Näschen waren gerümpft. Owens Augen füllten sich mit Tränen, und Olivia schob schmollend die Unterlippe vor.
Während sie das Telefon mit der Warteschleifenmusik unter das Kinn klemmte, hievte Alexa die Wickeltasche vom Boden hoch.
„Hey“, sagte sie und hoffte, einigermaßen beschwichtigend zu klingen, da sie kaum Erfahrung mit Kindern hatte. „Ich weiß, meine Süßen, ich bin fremd für euch, aber ich bin nun mal alles, was ihr gerade habt.“
Wie mies musste man eigentlich sein, überlegte sie wütend, seine Kinder einfach wie Gepäckstücke zurückzulassen? Hatte die wellnessbegeisterte Mutter sich eigentlich Gedanken darüber gemacht, wann der Vater seine Kinder finden würde?
„Und du bist Olivia, richtig?“ Sie kitzelte das Mädchen, das ein rosa Kleidchen trug, unter den nackten Füßen und zog dem kichernden Kind den pinkfarbenen Babyschuh aus dem Mund. Plötzlich schob die Kleine wieder die Unterlippe vor, und Alexa beeilte sich, einen Beißring aus der Wickeltasche hervorzuholen und ihn dem pausbäckigen Mädchen in die Hand zu drücken.
„Und du musst Owen sein.“ Sie zwickte in den blauen Tennisschuh des Jungen, der noch ordnungsgemäß am Fuß des Kindes saß – ganz im Gegensatz zu dem Schuhwerk seiner Schwester, die gerade mit einem rekordverdächtigen Wurf ihren anderen Schuh durch die Kabine schleuderte. „Hast du eine Ahnung, wo euer Daddy steckt? Oder wann er kommt?“
Der Sicherheitsdienst hatte ihr gesagt, dass ihr ungefähr eine halbe Stunde Zeit für den Service bleiben würde, bevor Mr. Jansen eintraf. Auch wenn sie ihn sehr gern persönlich getroffen hätte, gehörte es sich nicht für das Reinigungspersonal, noch an Bord zu sein, wenn die Passagiere eintrafen. Eigentlich hatte sie gehofft, dass ihre Arbeit und eine Visitenkarte auf dem silbernen Getränketablett für sich selbst sprechen würden. So viel also zu ihren wohlüberlegten Plänen.
Sie griff nach der Babydecke auf dem Boden, faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie auf die Couch. Dann strich sie Owen die feuchten Locken aus der Stirn. Der Junge verstummte und starrte sie an, während aus dem Hörer mittlerweile der vierte Song erklang – „Sweet Caroline“. Offenbar hatte man Alexa in eine Art Warteschleifenfegefeuer verbannt.
Wie lange würde es wohl dauern, bis die Kinder Hunger bekamen? Auf der Suche nach etwas Brauchbarem spähte sie in die Wickeltasche. Vielleicht würde sie ja auch eine Kontaktadresse unter den benutzten Saftbechern, der Milchtrockennahrung, den Gläschen mit Babybrei und den Unmengen von Windeln entdecken.
Als sie Schritte vom Treppenaufgang draußen hörte, schreckte sie auf, ließ die Wickeltasche fallen und drehte sich im selben Augenblick um, in dem ein hochgewachsener und breitschultriger Mann durch die Eingangsluke an Bord kam. Da er das Sonnenlicht im Rücken hatte, konnte man sein Gesicht im Halbschatten nicht richtig erkennen.
Instinktiv stellte Alexa sich beschützend vor die Babys. „Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“
Schweigend trat er näher, und im Licht der Bordbeleuchtung erkannte Alexa schließlich das Gesicht, das sie im Zuge ihrer Internetrecherchen bereits mehrere Male gesehen hatte: Seth Jansen, Gründer und Chef von Jansen Jets. Alexa war erleichtert, denn mit seinem frühen Eintreffen war ihr eine schwierige Entscheidung abgenommen worden. Außerdem verstand dieser Mann sich auf einen filmreifen Auftritt, wie sie fand.
Von den Pressefotos her war ihr bereits bekannt, dass er gut aussah und ihm das gewisse Etwas eines griechischen Gottes anhaftete. Trotzdem waren die Fotos, die sie mithilfe von Google gefunden hatte, nicht annähernd in der Lage gewesen, Alexa auf die persönliche Begegnung mit dem atemberaubend attraktiven Selfmade-Milliardär vorzubereiten.
Er mochte annähernd einen Meter neunzig groß sein – durch und durch ein ganzer Mann und keineswegs ein blasser Bürohengst. Vielmehr glich er einem muskulösen Holzfäller – allerdings einem, der in einem teuren maßgeschneiderten Anzug steckte.
Sein sandfarbenes Haar war dicht und voll und wurde von hellen Strähnchen durchzogen, die definitiv vom Aufenthalt im Freien und keineswegs von dem Besuch in einem exklusiven Friseursalon herrührten. Dafür sprach auch sein gebräunter und durchtrainierter Körper. Auch gab es keine waschbärähnlichen Ringe von einer Schutzbrille um die Augen, wie man sie normalerweise auf einer Sonnenbank trug. Ein Windhauch frischer Luft umgab ihn und nicht, wie Alexa es von ihrem Vater und ihrem Ex kannte, der aufdringliche Geruch eines Aftershaves. Allein bei der Erinnerung an den süßlichen Duft von Zigarren und Eau de Cologne rümpfte sie unwillkürlich die Nase.
Seth Jansens Augen waren von einem Grün, das Alexa an die Karibik vor St. Maarten denken ließ – ein funkelndes Seegrün, das den Wunsch wach werden ließ, sofort in die einladenden Fluten einzutauchen und die Tiefen zu ergründen. Ihre Haut prickelte bei der Vorstellung an ein Bad in diesen reinen Gewässern.
Wie unprofessionell von ihr, einfach hier zu stehen und ihn wie eine geschiedene Frau anzustarren, die unter Sexentzug litt – was sie im Grunde genommen ja auch war.
„Guten Tag, Mr. Jansen. Ich bin Alexa Randall vom A1-Aircraft-Cleaning-Service.“
Er zog seine offenkundig teure Anzugsjacke mit den grauen Nadelstreifen aus. Als er den Hemdkragen öffnete und Alexa die burgunderrote Krawatte erblickte, war sie ein wenig überrascht. Immer stärker wurde ihr Eindruck, dass es sich bei Jansen um einen olympischen Athleten im Designeranzug handelte.
„Stimmt.“ Er sah auf seine Armbanduhr, einen hochmodernen Chronographen. „Ich bin zu früh, aber ich muss sehr zeitig los. Daher würde ich es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie sich ein bisschen beeilen könnten.“
Jansen ging an ihr und den beiden Kindern vorbei – seinen Kindern. Alexa räusperte sich. „Es wartet ein Begrüßungskomitee auf Sie.“
„Da müssen Sie sich irren.“ Er verstaute seine Aktentasche. „Ich fliege heute allein.“
Sie hielt ihm Pippas Brief entgegen. „Es scheint fast so, als hätten sich Ihre Flugpläne soeben geändert, Mr. Jansen.“
Wie erstarrt blieb Seth Jansen stehen und sah über die Schulter zu Alexa Randall. Sie war die Besitzerin einer neuen kleinen Firma und versuchte seit nahezu einem Monat, seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihn von ihrer Arbeit zu überzeugen. Ja, er wusste, wer diese umwerfend gut aussehende Blondine war. Doch er hatte keine Zeit, sich ihr Angebot anzuhören, was ohnehin schon so gut wie abgelehnt war. Obwohl er Ausdauer und Hartnäckigkeit im Business durchaus zu schätzen wusste, verabscheute er billige Werbetricks. „Lassen Sie uns bitte gleich auf den Punkt kommen.“
Ihm blieben weniger als zwanzig Minuten, um seine Gulfstream III in die Luft von Charleston, South Carolina, nach St. Augustine in Florida zu bringen. Dort erwartete ihn ein Geschäftstreffen, für das er die letzten sechs Monate hart gearbeitet hatte. Er war zum Dinner mit dem Sicherheitschef der Medinas verabredet, einer entmachteten königlichen Familie, die in den USA im Exil lebte. Ein ziemlich fetter Brocken. Eine Gelegenheit, die sich einem nur einmal im Leben bot.
Damit würde er endlich mehr Freiheiten besitzen und könnte sich auf seine karitative Arbeit konzentrieren. Freiheit. Heutzutage hatte dieser Begriff eine völlig andere Bedeutung für ihn als damals, als er seinen Lebensunterhalt damit verdient hatte, in North Dakota Sprühflugzeuge zu fliegen.
„Das hier“, sie wedelte mit dem Blatt Papier vor ihm herum, „ist der Punkt.“
Sie reichte ihm den Zettel und trat beiseite, sodass er seine eigenen Kinder erblicken konnte. Überrascht las er den Brief.
Kurz darauf verspürte er einen pochenden Schmerz hinter den Schläfen. Was, zum Teufel, dachte Pippa sich dabei, die Kinder einfach so in sein Flugzeug zu setzen? Wie lange mochten sie wohl schon hier sein? Und warum hatte sie ihm nur einen verdammten Zettel geschrieben?
Er zog sein Mobiltelefon aus der Tasche, um seine Exfrau anzurufen, doch er erreichte lediglich ihren Anrufbeantworter. Zweifelsohne ging sie ihm aus dem Weg. Plötzlich piepte sein Handy und kündigte den Eingang einer SMS von Pippa an: Wollte sichergehen, dass Du Bescheid weißt. Zwillinge warten im Flugzeug. Sorry, dass ich Dich so überfalle. XOXO.
„Was, zur H…“ Er unterbrach sich, um nicht vor den beiden Kleinkindern zu fluchen, die gerade begannen, die erste Worte von sich zu geben. Dann verstaute er das Telefon und sah zu Alexa Randall. „Es tut mir leid, dass meine Ex Ihnen für heute auch noch das Babysitten aufgebürdet hat. Natürlich zahle ich Ihnen das extra. Haben Sie gesehen, wohin Pippa gegangen ist?“ Wenn er sie in die Finger bekam, würde er ihr gehörig die Leviten lesen.
„Ihre Exfrau ist nicht hier gewesen, als ich gekommen bin.“ Alexa hielt ihm ihr Telefon entgegen. „Ich habe versucht, Ihr Büro anzurufen, aber Ihre Assistentin hat mich nicht zu Wort kommen lassen und mich einfach in die Warteschleife gelegt. In der Zwischenzeit ist die Musik schon zwei Mal durchgelaufen. Noch ein bisschen länger, und ich wäre gezwungen gewesen, den Sicherheitsdienst anzurufen. Der wiederum hätte das Jugendamt benachrichtigt …“
Abwehrend hielt er die Hand hoch. Ihm war plötzlich ganz schlecht. „Danke, ich verstehe schon. Ich schulde Ihnen auch noch etwas für das unverantwortliche Handeln meiner Ex.“
Er spürte, wie sein Blutdruck stieg. Pippa hatte die Kinder einfach so in einem Jet auf seinem Privatflughafen zurückgelassen? Was hatten sich seine Sicherheitsleute bloß dabei gedacht, Pippa einfach so hier herumlaufen zu lassen? Und das in Zeiten, in denen er verstärkte Aufmerksamkeit von ihnen erwartete. Trotzdem war man offenbar davon ausgegangen, dass Pippa als seine Exfrau weiterhin ungehinderten Zutritt zu allen Bereichen hatte. Das ging natürlich überhaupt nicht! Niemand setzte die Sicherheit seiner Kinder aufs Spiel. Aufgebracht zerknüllte er die Nachricht und warf sie beiseite. Dann bemühte er sich um einen gelassenen Gesichtsausdruck, bevor er sich herunterbeugte, um den Gurt vom Sitz seiner Tochter zu lösen.
„Hallo, kleine Prinzessin.“ Er hielt Olivia hoch.
Als seine Tochter lächelte, entdeckte er einen neuen Vorderzahn. Die Veränderungen gingen so schnell vonstatten, dass Seth Mühe hatte mitzukommen. Er liebte seine Kinder über alles – und das seit dem ersten Moment, in dem er ihre winzigen Händchen auf dem Ultraschallbild gesehen hatte. Er war Pippa sehr dankbar dafür, dass sie ihn an der Geburt hatte teilhaben lassen, denn zu jenem Zeitpunkt hatte sie bereits die Scheidung eingereicht. Er bedauerte aufrichtig, nicht jeden Tag mit seinen Kindern verbringen und ihre Entwicklung beobachten zu können. Doch dieses Mal hätte das Timing für ihren Besuch nicht schlechter sein können.
Seth zog Olivia an seine Brust und strich seinem Sohn durchs Haar. „Hey, kleiner Mann.“
Owen streckte ihm die Zunge heraus. Die zierliche Blondine schob ihm daraufhin den Schnuller in den Mund, bevor sie sich hinkniete, um die zerknüllte Botschaft von Pippa aufzuheben und in den Eimer mit dem Reinigungszubehör zu werfen.
„Sieht so aus, als wäre das außerplanmäßiger Besuch“, sagte sie und klang ungehalten.
Auch Seth hatte allen Grund, verärgert wegen Pippas unmöglicher Aktion zu sein. Was wäre geschehen, wenn jemand anders das Flugzeug betreten hätte? Glücklicherweise hatte diese Alexa die Kinder gefunden. Immerhin wusste Seth genau, wer sie war. Doch Pippas unverantwortliches Verhalten ärgerte ihn sehr, und er atmete tief durch, bevor er Owen ebenfalls auf den Arm nahm. Er musste eine Möglichkeit finden, die Kinder unterzubringen, während er zu diesem Meeting flog, das ihm möglicherweise einen Deal über mehrere Millionen Dollar einbringen würde.
Als er damals nach South Carolina gekommen war, war er relativ unbedarft gewesen und hatte sich von der Glitzerwelt beeindrucken lassen. Das war der Grund für seine Ehe mit Pippa gewesen. Er war mit einfachen, dennoch verlässlichen Werten auf der Farm groß geworden, die er während seiner Jagd nach finanziellem Wohlstand beinahe ganz aus dem Blick verloren hatte. Doch seine Ehe war Vergangenheit, und den geschäftlichen Erfolg wollte Seth ganz bestimmt nicht aus dem Blick verlieren, weswegen er liebend gerne mit der Familie Medina aus Florida ins Geschäft kommen wollte. Als er einen weiteren Blick auf seine Uhr warf, zuckte er zusammen. Verdammt. In diesem Augenblick hätte er sich eigentlich schon in der Luft auf dem Weg nach St. Augustine befinden müssen. Ihm blieb keine Gelegenheit mehr für ein Sandwich, geschweige denn für die Suche nach einem Babysitter.
Er musste etwas Zeit schinden. „Könnten Sie vielleicht mal kurz Owen halten? Ich muss ein paar Telefonate führen.“
„Sicher, kein Problem.“ Alexa unterbrach ihre Tätigkeit, sein Jackett auf einen Bügel zu hängen, und streckte ihm die Arme entgegen.
Als er ihr seinen Sohn reichte, streifte Seths Hand zufällig ihre Brust, die sich weich und äußerst verlockend anfühlte. Allein die flüchtige Berührung genügte, um wildes Verlangen in ihm zu schüren. Es war mehr als nur die Erkenntnis, dass es sich um eine attraktive Frau handelte. Vielmehr wurde er von brennender Begierde nach ihr erfasst.
Überrascht holte sie Luft, und Seth hatte den Eindruck, als wäre ihr die Anziehungskraft zwischen ihnen auch nicht entgangen. Für Seth jedenfalls hatte die Empfindung die eindrucksvolle Wirkung eines Blitzeinschlages.
Olivia lehnte den Kopf an seine Schulter und gähnte, was ihn wieder daran erinnerte, dass er seinen Vaterpflichten nachkommen musste.
Trotzdem war er auch nur ein Mann. Warum war ihm die enorme erotische Ausstrahlung dieser Frau nicht schon beim Betreten des Flugzeuges aufgefallen? Hatte er sich bereits so sehr daran gewöhnt, zu den Reichen und Privilegierten zu gehören, dass er das Personal geflissentlich übersah? Dieser Gedanke behagte ihm ganz und gar nicht – und er riskierte einen zweiten Blick auf Alexa.
Ihr blondes Haar hatte sie mit einer schlichten silbernen Spange im Nacken zusammengefasst. Dazu trug sie eine marineblaue Chino und ein hellblaues Shirt, das gut zu ihren Augen passte und trotz des legeren Looks ihre kurvige Figur äußerst vorteilhaft betonte.
Bevor er Vater geworden war, hätte Seth nicht gezögert, Alexa nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Dann hätte er sie zu einem Dinner auf dem Fluss eingeladen und sie mit Küssen unter dem nächtlichen Sternenhimmel um den Verstand gebracht. Doch mittlerweile war er beruflich so eingespannt, dass er keine Zeit mehr für Dates hatte. Und wenn er einmal nicht arbeitete, dann hatte er die Kinder um sich.
Bedauernd musterte er ihr Shirt mit dem Logo vom A1-Aircraft-Cleaning-Service. Dasselbe Emblem war ihm bereits in dem Brief ins Auge gefallen, den sie ihm zusammen mit ihrem Firmenprospekt zugesandt hatte. Ihm fiel gerade wieder ein, warum er nicht näher auf den Brief und die frisch gedruckte Broschüre eingegangen war, als Alexa ihn unvermittelt ansah, seinem Blick folgte und ihm schließlich in die Augen sah. „Ja, ich habe Ihnen ein Angebot zugeschickt“, sagte sie und zog eine Augenbraue hoch. „Das ist doch der Grund, warum Sie so auf mein Hemd starren, oder?“
„Natürlich? Weshalb sonst?“, entgegnete er trocken. „Sie haben doch bestimmt bereits ein Antwortschreiben von meiner Sekretärin erhalten.“
„Das habe ich, und falls Sie etwas Zeit hätten …“ Sie strich ihr bereits makellos frisiertes Haar zurück, „würde ich gern die Gründe erfahren, warum Sie mein Angebot ausgeschlagen haben.“
„Die Zeit können wir uns beide sparen. Ich bin nicht daran interessiert, ein Risiko mit einer derart kleinen Firma einzugehen.“
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Sie haben mein Angebot gar nicht richtig gelesen, habe ich recht?“
„Nur so weit, wie ich es für richtig gehalten habe.“ Er hatte keine Zeit, seitenweise Text über ein Geschäftsvorhaben zu lesen, dem ohnehin kein Erfolg beschieden sein würde.
„Sie sind nicht sehr weit gekommen, oder?“
„Leider nicht“, erwiderte er und hoffte, die peinliche Situation somit rasch beenden zu können. Allerdings beschlich ihn ein Verdacht. „Wie kommt es eigentlich, dass Sie hier heute sauber machen und nicht die Firma, die ich eigentlich damit beauftragt habe?“
„Ihre eigentliche Reinigungsfirma hat A1 als Subunternehmer engagiert, weil ihr Auftragsvolumen größer als erwartet ausgefallen ist. Natürlich habe ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Sie von meiner Arbeit zu überzeugen“, entgegnete sie, sichtlich ungerührt von seinem abweisenden Tonfall.
Sie war nicht nur eine heiße Braut, sondern auch noch beherzt – eine verflixt gefährliche Mischung.
Ein weiteres Mal nahm er sein Mobiltelefon aus der Tasche. „Ich muss jetzt wirklich ein paar Telefonate führen.“
„Lassen Sie sich nicht von mir stören.“ Aus der Wickeltasche holte sie zwei Reisküchlein hervor, die sie Owen und Olivia reichte. Die ganze Zeit über zog Owen an ihrem Haar und beobachtete fasziniert die glänzenden weißblonden Strähnen. „Das sollte sie eine Weile ruhigstellen, während Sie telefonieren.“
Vergeblich versuchte Seth abermals, seine Exfrau anzurufen, und probierte danach sein Glück bei seiner Familie. Nach fünf frustrierenden Gesprächen war er mit seiner Weisheit am Ende. Entweder waren seine Kinder kleine Teufelsbraten, weil niemand auf sie aufpassen wollte, oder er hatte einfach eine Pechsträhne. Verdammt. Die Zeit drängte. In spätestens fünf Minuten musste er starten.
Nachdenklich sah er Alexa dabei zu, wie sie Owen auf ihren wohlgeformten Hüften spielerisch hin und her wiegte. Offensichtlich genoss sie den Umgang mit kleinen Kindern. Außerdem ließ sie sich nicht leicht einschüchtern, was weiterhin von Vorteil war, wenn man es mit seinen starrsinnigen Kindern zu tun bekam. Sie hatte sich um die beiden gekümmert, nachdem sie die Zwillinge im Flugzeug gefunden hatte, und er hatte sich bereits von ihrer Entschlossenheit und Arbeitsauffassung überzeugen können. Ein Gedanke keimte in ihm auf, der ihn nicht mehr losließ, obwohl er bezweifelte, dass das eine so gute Idee war.
Entgegen seiner Behauptung hatte er nämlich mehr von Alexas Angebot als lediglich den Begleitbrief gelesen, sodass er ein wenig über sie Bescheid wusste. Ihn interessierte ihr unternehmerischer Pioniergeist – immerhin hatte sie einen guten Job geleistet, indem sie eine Firma vor dem finanziellen Aus gerettet hatte. Trotzdem mahnte ihn sein Instinkt, sich nicht auf ein derart unsicheres Unternehmen einzulassen, gleichgültig, wie besonders es ihm erschien. Er war am Expandieren und wollte auf eine renommierte und größere Reinigungsfirma für seine Jets setzen.
Doch er brauchte eine Nanny – und Alexa Randall hatte alle aufwendigen Sicherheitsüberprüfungen erfolgreich bestanden, die durchgeführt wurden, bevor jemand Zutritt zum Flughafen erhielt. So gesehen war ihr Leben mehr durchleuchtet worden als das einer gewöhnlichen Anwärterin für einen Job als Babysitterin. Für sie sprach außerdem ihr ungezwungener Umgang mit den Kindern. Und falls sie Fragen haben sollte, wäre er immer erreichbar – im Hotel und sogar während der Meetings.
Als seine Entscheidung getroffen war, kam er gleich zur Sache. „Obwohl ich nicht denke, dass Ihre Firma die richtige ist, um den Zuschlag für Jansen Jets zu erhalten, hätte ich trotzdem ein Jobangebot für Sie.“
„Ich verstehe nicht ganz.“
„Fliegen Sie mit mir und den Kindern nach St. Augustine. Seien Sie für die nächsten vierundzwanzig Stunden die Nanny von Owen und Olivia. Als Gegenleistung gehe ich mit Ihnen Ihr Angebot Stück für Stück durch und sage Ihnen, warum ich mich nicht für Sie entschieden habe. Das können Sie dann berücksichtigen, wenn Sie sich an andere Firmen wenden. Ich werde Ihnen sogar ein paar Kontakte vermitteln – verdammt gute Kontakte. Und natürlich bezahle ich Sie gut: ein Wochengehalt für einen Tag Babysitten.“
Versuchte er etwa, die Situation für sich auszunutzen? Das glaubte er eigentlich nicht. Immerhin bot er ihr eine Einstiegsmöglichkeit, wie Alexa sie kein zweites Mal finden würde. Kämen sie überein, würde er ihre Firma einigen seiner Geschäftskontakte gegenüber lobend erwähnen, sodass sie Aufträge an Land ziehen würde – nur eben nicht bei seinem Unternehmen.
Misstrauisch sah sie ihn an. „Ich soll vierundzwanzig Stunden lang Mary Poppins spielen und bekomme dafür Ihr Gutachten und ein paar neue Kontakte?“
„Die Zeit sollte genügen, dass ich mich nach einer langfristigen Lösung umsehen kann.“ Es hatte außerdem eine Zeit gegeben, in der ihm vierundzwanzig Stunden mit einer Frau gereicht hatten, sie zu verführen. Ein weiteres Mal musterte er bedauernd ihre sinnlichen Kurven, denn auf dieser Reise würde er seine Fähigkeiten diesbezüglich nicht unter Beweis stellen können.
„Und Sie vertrauen mir Ihre Kinder an? Ich bin doch eine Fremde für Sie“, bemerkte sie abschätzig.
„Halten Sie es für den richtigen Zeitpunkt, mich einen Rabenvater zu schimpfen?“, gab er zurück, bewunderte sie jedoch insgeheim dafür, dass sie sich so um seine Kinder sorgte.
„Sie könnten doch einen Babysitter-Service anrufen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht. Aber die könnten so kurzfristig bestimmt niemanden schicken, und falls doch, ist nicht sicher, dass die Kinder ihn auch mögen. Sie scheinen sie aber gernzuhaben.“ Weil er nicht widerstehen konnte, klopfte er sacht auf das Firmenlogo, das auf dem Shirt über ihrer Brust prangte. Dabei hatte er das Gefühl, dass nicht viel daran fehlte, dass er sich die Fingerspitzen verbrannt hätte. „Und ich weiß, wer Sie sind – und dass Sie den Sicherheitscheck für die Arbeit auf Flughäfen bestanden haben.“
„Also, morgen ist eigentlich mein freier Tag …“, meinte sie nachdenklich. „Und Sie geben mir Tipps für mein Angebot und empfehlen uns bei anderen Kunden?“
„Großes Pfadfinderehrenwort.“ Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte er angesichts des bevorstehenden Sieges.
„Ich muss Sie aber warnen, dass ich nicht aufhören werde, Sie zu überzeugen, ebenfalls bei mir zu unterschreiben.“
„In Ordnung. Versuchen Sie ruhig Ihr Glück.“
Sie sah zu den Kindern, dann wieder zurück zu ihm. Seth wusste, wenn eines seiner Angebote unwiderstehlich war. Alexa brauchte lediglich zu erkennen, dass sie bei diesem Geschäft nur gewinnen konnte. Er hoffte nur, dass sie rasch zu dieser Einsicht gelänge.
„Ich habe nur noch zwei Minuten Zeit“, drängte er. „Falls Ihre Antwort aus einem Nein besteht, muss ich mir Gedanken über eine andere Lösung machen.“ Allerdings hatte er nicht den blassesten Schimmer, wie diese aussehen sollte.
„Okay“, willigte sie schließlich ein. „Wir sind im Geschäft. Ich rufe nur noch meine Partnerin an, um ihr …“
„Toll!“, unterbrach er sie. „Vielleicht können Sie das ja erledigen, während Sie sich und die Kinder anschnallen? Wir müssen sofort aufbrechen.“ Er setzte Olivia in den Kindersitz zurück und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
Alexa sah auf, während sie Owen anschnallte. „Wo ist der Pilot?“
Er starrte in ihre hellblauen Augen und stellte sich vor, welche Farbe sie wohl haben würden, wenn er dieselbe Leidenschaft in Alexa entfachte, die er für sie verspürte. Teufel auch, es würde eine ziemliche Herausforderung für ihn darstellen, die kommenden vierundzwanzig Stunden in der Nähe dieser atemberaubend attraktiven Frau zu verbringen und die Hände von ihr zu lassen. Doch seine Kinder waren für ihn das Wichtigste.
Deswegen lächelte er lediglich – und fühlte tiefe Genugtuung, als er bemerkte, wie sich ihre Pupillen vor Überraschung weiteten.
„Wo der Pilot ist? Na hier. Er steht vor Ihnen.“
Alexa war etwas flau im Magen, und sie hoffte inständig, dass Seth Jansen wusste, was er tat.
Nachdem sie die Mitteilungen über vier verpasste Anrufe von ihrer Mutter gelöscht und ihrer Partnerin Bethany eine Nachricht geschickt hatte, schaltete sie das Telefon aus. Anschließend kontrollierte sie nochmals die Sicherheitsgurte der Zwillinge, bevor sie sich selbst anschnallte. Als sie Seth dabei zusah, wie er auf dem Pilotensitz Platz nahm, sagte sie sich, dass es nur logisch war, dass der Besitzer einer Firma, die Jets vermietete, auch selbst fliegen konnte. Während ihrer Kindheit war sie in unzähligen Privatjets geflogen und hatte ihr Leben Piloten anvertraut, die sie nie zu Gesicht bekommen hatte. Warum verspürte sie also eine derartige Nervosität bei dem Gedanken, dass Seth am Steuerknüppel saß?
Weil der Mann sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Als sie vorhin an Bord des Flugzeuges gekommen war, war sie zuversichtlich gewesen und hatte ihr Leben völlig unter Kontrolle gehabt. In weniger als zehn Minuten allerdings war es Seth Jansen gelungen, ihre sorgfältig durchdachten Pläne über den Haufen zu werfen.
Der Handel, den er vorgeschlagen hatte, war nicht nur unerwartet, sondern streng genommen auch empörend. Trotzdem war die Gelegenheit zu wertvoll, als dass Alexa sie achtlos hätte verstreichen lassen wollen. Sie musste unbedingt mehr über Seth erfahren, um bei den Verhandlungen mit ihm gewappnet zu sein.
Es verwunderte sie, dass ein reicher Mann wie er es vorzog, selbst zu fliegen. Auch wenn er im Besitz einer Pilotenlizenz war, hätte Alexa vermutet, dass Seth sich lieber chauffieren ließ, um sich in der Zwischenzeit in Ruhe einen Drink zu genehmigen oder ein Nickerchen zu halten. So hatte ihr Dad es beispielsweise während ihres jährlichen einwöchigen Familienurlaubs gehalten, der als Entschädigung für die übrige nicht miteinander verbrachte Zeit gedacht gewesen war. Allerdings hatte Alexa im Urlaub auch nicht viel von ihren Eltern zu sehen bekommen. Gemeinsam mit ihrer Nanny war sie in Vergnügungsparks oder auf Sightseeing-Touren gegangen, während ihr Vater sich um dringende Geschäftsangelegenheiten zu kümmern hatte und ihre Mutter Wellnesstermine wahrnahm.
Gedankenverloren polierte Alexa die metallene Schließe des Sicherheitsgurtes mit dem unteren Rand ihres Shirts, während sie durch die offene Tür zum Cockpit Seths Vorbereitungen für den Start beobachtete.
Schließlich erwachten die Motoren zum Leben, und die Maschine rollte aus dem Hangar bis zum Anfang der Startbahn. Nervös lauschte Alexa auf die Stimme von Seth, der ruhig mit dem Tower kommunizierte, während die Motoren lauter zu dröhnen begannen. „Charleston Tower … Gulfstream Alpha, zwei, eins, fertig … Roger … Bereit zum Abheben.“
Wieder setzte das luxuriöse Flugzeug sich in Bewegung, und Seth bediente mit einer solchen Selbstverständlichkeit und Gelassenheit die Instrumente, dass Alexa sich schließlich entspannt in den weichen Ledersitz zurücksinken ließ. Ihre Hände ruhten auf den Kindersitzen. Für die nächsten vierundzwanzig Stunden war sie für diese Babys verantwortlich.
Bedauernd dachte sie an vergangene Zeiten zurück. Ihre Ehe mit Travis war ein großer Fehler gewesen. Obwohl sie einerseits froh darüber war, keine Kinder zu haben, die so zu Scheidungsopfern geworden wären, war sie andererseits traurig, die Gelegenheit verpasst zu haben, eine Familie zu gründen.
Die Nase des Jets richtete sich nach oben, als das Flugzeug beschleunigte. Unruhig begannen die Zwillinge, sich in ihren Sitzen zu winden. Ratlos griff Alexa nach der Wickeltasche, denn sie hatte keine Ahnung, was die beiden wollten. Etwas zu trinken? Ein Spielzeug? Falls sie einen Windelwechsel benötigten, würden sie sich noch eine Weile gedulden müssen, denn im Augenblick waren ihr die Hände gebunden. Doch das regelmäßige Brummen der Motoren sowie die Schnuller, die Alexa den Kindern gegeben hatte, beruhigten die beiden Kleinen schließlich, sodass sie rasch wieder einschliefen.
Erleichtert setzte Alexa die Wickeltasche auf den Kabinenboden und sah aus dem Fenster, während sie Charleston hinter sich ließen. Hinter Alexa blieben nichts als ein leeres Apartment sowie ein stilles Telefon zurück, das seit ihrer Scheidung kaum noch geklingelt hatte.
Ihre Gedanken schweiften zu Travis. Sie hatte gedacht, ihren Traummann gefunden zu haben, den Menschen, der sie um ihretwillen liebte und nicht wegen ihres Geldes. Doch dann hatte sich herausgestellt, dass Travis’ Liebe doch nicht so unendlich groß war, wie Alexa geglaubt hatte. Lange Zeit hatte ihr Selbstbewusstsein sehr unter Travis’ Abweisung gelitten. Sie konnte noch nicht einmal eine andere Frau für ihre Scheidung verantwortlich machen. Travis hatte einfach aufgehört, sie zu lieben. Nie wieder würde sie zulassen, dass ein Mann solch eine Macht über ihr Leben gewann.
All das hatte sie nur noch mehr in ihrem Vorhaben bestärkt, ein eigenes Reinigungsunternehmen zu gründen und finanziell unabhängig zu werden. Sie verfügte über keine nennenswerten Fähigkeiten, hatte dafür aber Unmengen von unbezahlten Rechnungen angehäuft und die Notwendigkeit gesehen, sich ein neues Leben in ihrer geliebten Heimatstadt aufzubauen.
Und hier war sie nun, in einem Flugzeug mit einem Fremden und zwei wahnsinnig süßen Babys, während die Küstenlinie unter ihr immer kleiner zu werden schien, bis sie schließlich ihre endgültige Flughöhe erreicht hatten.
„Hey, Alexa?“
Seths Stimme ließ Alexa aufschrecken. Schnell wandte sie ihm den Blick zu und sah, dass er im Durchgang zwischen Cockpit und Passagierkabine stand.
„Sollten Sie nicht eigentlich die Maschine fliegen?“, fragte sie entsetzt.
„Im Augenblick habe ich auf Autopilot geschaltet. Solange die Kinder schlafen, würde ich Sie bitten, mir im Cockpit Gesellschaft zu leisten. Der Flug ist nicht lang, aber wir können uns in der Zwischenzeit über die Einzelheiten Ihrer Aufgaben unterhalten.“
Ihr wurde klar, dass er mehr über sie erfahren wollte, bevor er ihr letztendlich die Kinder anvertraute, und plötzlich stieg er wieder in ihrer Achtung. Anscheinend lag ihm das Wohl der Zwillinge doch sehr am Herzen.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es den Babys gut ging, löste sie ihren Gurt und ging zu Seth hinüber, der immer noch im Durchgang stand und sie mit seinen unglaublich grünen Augen aufmerksam musterte. Sie atmete seinen frischen, männlichen Duft ein und spürte, wie ihre Brüste vor Erregung zu kribbeln begannen. Plötzlich verspürte sie das inständige Verlangen, sich ihm entgegenzudrängen und seinen muskulösen Körper an ihrem zu spüren.
Sie erschauerte wohlig. Seth hingegen lächelte wissend, als wäre er sich seiner überwältigenden Wirkung auf sie bewusst. Dann machte er einen Schritt zurück, bevor er sich wieder in den Pilotensitz setzte und Alexa bedeutete, auf dem Sitz des Kopiloten Platz zu nehmen.
Zögernd betrat sie das Cockpit und betrachtete die Instrumente. Der Steuerknüppel schien sich wie von Geisterhand zu bewegen. Seth drückte einige Knöpfe, bevor er wieder die Kontrolle über den Jet übernahm. Seltsamerweise hatte Alexa das Gefühl, Seths Hände berührten ihren Körper und nicht das Steuer.
Nur widerwillig gestand sie sich ein, dass Seth ihre Hormone derart in Aufruhr versetzte – und das allein durch den sexy Klang seiner heiseren Stimme und seinen intensiven Blick. Sie war hier, um einen Job zu erledigen, verdammt noch mal, und nicht, um sich ihr ohnehin schon kompliziertes Leben von einem Mann durcheinanderbringen zu lassen.
Unruhig verschränkte sie die Finger auf ihrem Schoß und konzentrierte sich mühsam wieder aufs Geschäftliche. „Was ist denn so wichtig an Ihrem Meeting, dass Sie es nicht verschieben können?“
„Ich muss meine Familie ernähren – Verantwortung und so weiter“, erwiderte er, ohne von den Instrumenten aufzusehen. „Das verstehen Sie bestimmt. Und falls nicht, brauche ich mir nicht die Mühe zu machen und Ihr Angebot zu lesen.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Danke für den Businessgrundkurs, Mr. Jansen.“ Sie wischte ein paar Staubflocken von einem der unzähligen Messgeräte. „Ich bemühe mich wirklich, ein Gespräch mit Ihnen zu führen, aber falls Sie lieber allein sein wollen, gehe ich liebend gerne wieder in die Kabine zurück.“
„Tut mir leid. Und bitte nennen Sie mich Seth“, entgegnete er offensichtlich zerknirscht. „Ist ein langer Tag gewesen – mit vielen Überraschungen.“
Über die Schulter sah sie zu den schlafenden Babys, wobei ihr plötzlich auffiel, dass die beiden dasselbe energische Kinn wie ihr Vater besaßen. „Ich verstehe. Was machen Sie, um sich zu entspannen?“
„Fliegen.“
Er sah in den blauen Himmel mit den weißen Schäfchenwölkchen, und Alexa spürte, wie sehr ihn das alles begeisterte. Jansen Jets war nicht nur eine Firma für ihn. Vielmehr hatte er sein Hobby, seine wahre Liebe, zu einem profitablen Unternehmen gemacht. Nicht viele Menschen brachten eine solche Meisterleistung zustande. Vielleicht konnte sie ja doch ein wenig von ihm über das Geschäftsleben lernen.
Mehr schien er nicht sagen zu wollen, weswegen Alexa allmählich die Geduld verlor. „Wie schon gesagt: Ich bin auf Ihren Wunsch hier vorne. Ich dachte, Sie wollten die Nanny Ihrer Kinder ein bisschen besser kennenlernen. Wenn Sie nicht reden wollen, dann sagen Sie es ruhig.“
„Sie haben völlig recht. Ich bin ziemlich beeindruckt, dass Sie sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. Man muss schon einen starken Willen haben, um mit den Zwillingen fertig zu werden, wenn sie schlechte Laune haben“, erklärte er und erschauderte in gespieltem Entsetzen. Allerdings verriet sein Tonfall, dass er unglaublich stolz auf seine Kinder war. Anscheinend taute er ein wenig auf, wenn es um seinen Nachwuchs ging. „Warum haben Sie eigentlich Ihr angenehmes Leben auf Cocktailpartys gegen den Wischeimer eingetauscht?“
„Sie haben anscheinend nicht nur mein Begleitschreiben gelesen.“
„Ich habe Ihren Namen wiedererkannt – beziehungsweise Ihren Mädchennamen. Ihr Vater ist der Kunde eines Mitbewerbers von mir gewesen, und Ihr Mann hat mal eines meiner Flugzeuge gechartert.“
„Mein Exmann“, verbesserte sie ihn.
Er nickte und hielt das Steuer so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Um auf meine Frage zurückzukommen: Warum üben Staubsauger eine solche Faszination auf Sie aus?“
„Das ist eben so in dem Geschäft.“
„Und warum haben Sie sich ausgerechnet für diese Branche entschieden?“
Als ihre Scheidung ein Jahr zuvor über die Bühne gegangen war, hatte sie leider erkennen müssen, dass sie weder über Geld noch nennenswerte Fähigkeiten verfügte, wenn man einmal davon absah, dass sie ein Putzteufel war, der gern alles unter Kontrolle hatte. Außerdem wusste sie aus eigener Erfahrung, auf was reiche Menschen Wert legten. Doch eine solche Antwort würde bestimmt nicht besonders professionell klingen.
„Weil ich die Bedürfnisse meiner Klienten kenne. Ich weiß, worauf man in meiner Branche achten muss. Ich mache mir zum Beispiel Aufzeichnungen über Allergien, bevorzugte Düfte, Vorlieben bei der Getränkebar – all das kann den entscheidenden Ausschlag dafür geben, ob ein Flug gelingt oder zum Desaster wird.“
„Sie verstehen diese Lebensweise, weil Ihre Familie einmal reich gewesen ist.“
Gewesen ist – Vergangenheit. „Ich möchte mir lieber meine eigenen Lorbeeren verdienen, anstatt mich auf das Familienvermögen zu verlassen.“ Zumindest hätte sie sich auch so entschieden, wenn etwas davon übrig geblieben wäre.
„Und wie sind Sie ausgerechnet auf Flugzeuge gekommen?“, fragte er.
Fasziniert betrachtete sie den reizvollen Kontrast zwischen der gebräunten Haut seines Unterarms und dem hochgeschlagenen weißen Hemdsärmel. Nur mühsam widerstand sie der Versuchung, ihn zu berühren, um herauszufinden, ob dieser wundervolle Bronzeton noch etwas von der Wärme des Sonnenscheins an sich hatte.
Es war schon lange her, dass sie so empfunden hatte, denn seit ihrer Scheidung hatte sie den Eindruck, zu keinen Gefühlen mehr fähig zu sein. Zwar hatte sie ein paar Dates gehabt, aber die Chemie hatte nie gestimmt. Außerdem nahm ihr Unternehmen sie völlig in Anspruch.
„Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen“, erwiderte sie. Kunststück, wenn man bedachte, dass sie damit beschäftigt war, wie gebannt auf seinen Arm zu starren.
„Sie sind was? Historikerin?“
„Kunsthistorikerin, um genau zu sein. Wie ich sehe, haben Sie doch meinen Lebenslauf gelesen. Sie wissen mehr über mich, als Sie zugegeben haben.“
„Natürlich tue ich das. Ansonsten hätte ich Sie niemals gebeten, auf meine Kinder aufzupassen. Sie bedeuten mir weit mehr als irgendeins meiner Flugzeuge“, entgegnete er entschlossen, und es bestand kein Zweifel daran, dass er bei der Betreuung seiner Kinder keine Fehler dulden würde. Als er zum Himmel sah, wurde sein Gesichtsausdruck wieder weicher. „Warum leiten Sie denn keine Galerie, um sich die Zeit zu vertreiben?“
Weil sie kaum eine Galerie finden würde, die genug bezahlte, damit sie ihren Lebensunterhalt davon bestreiten konnte. Weil sie beweisen wollte, dass sie keinen Mann brauchte, um zu überleben. Es war eine verschreckende Erfahrung gewesen, Haus und Auto verkaufen und feststellen zu müssen, dass der Erlös kaum ausreichte, um die gegenwärtigen Kredite zu begleichen.
„Ich erwarte von niemandem, dass er mir finanziell unter die Arme greift. Und um ehrlich zu sein, gibt es auch nicht gerade viele offene Stellen im Kunstgewerbe. Bethany hingegen hat Erfahrungen in dieser Branche, und ich bringe die entsprechenden Kontakte mit. Wir sind ein gutes Team. Außerdem mag ich die Arbeit, auch wenn es ziemlich stressig ist. Wir haben genügend Angestellte für die Reinigungsarbeiten, und ich springe nur ein, wenn jemand krank ist oder wir einen besonderen Auftrag haben. Mir gefällt die Auszeit vom Büro.“
„Okay, Sie sind also eine Kunsthistorikerin, die jetzt Freude daran hat, anderen Menschen das richtige Mineralwasser in die Bar zu stellen und ihre Armlehnen abzustauben“, erwiderte er ironisch.
„Machen Sie sich etwa über mich lustig, oder warum stellen Sie mir all diese Fragen?“, erwiderte sie verärgert.
„Keineswegs“, entgegnete er ruhig. „Aber werden Sie auch noch begeistert sein, wenn Sie erkennen, dass Ihre Klienten Ihre Bemühungen nicht zu schätzen wissen und für selbstverständlich erachten? Was ist dann mit mir und meinen Flugzeugen? Dann muss ich mich wieder durch einen Berg von Angeboten kämpfen.“
Es tat weh, dass er sie offensichtlich als verwöhntes Mädchen betrachtete – es war auch nicht besonders fair von ihm. „Hören Sie denn auf zu fliegen, wenn die Passagiere sich nicht über den angenehmen und pünktlichen Flug freuen, sondern sich über Verspätungen und Luftlöcher zu beschweren beginnen?“
„Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen. Mir macht Fliegen Spaß. Und Ihnen macht es Spaß zu putzen?“
„Ich liebe es, Ordnung zu halten“, entgegnete sie wahrheitsgemäß. Ihre Kindheit war von der übermäßigen Kontrolle ihrer Mutter geprägt gewesen, von der Alexa sich nur auf äußerst schwierige und dramatische Weise hatte befreien können. Seitdem legte sie besonders viel Wert darauf, eigene Entscheidungen zu treffen.
„Ah.“ Er lächelte wissend. „Sie haben gerne die Kontrolle.“
„Wer hat das nicht?“
Er betrachtete sie mit seinen unwiderstehlich sexy smaragdgrünen Augen, und Alexa kam es so vor, als würden in der Luft zwischen ihnen plötzlich kleine Funken sprühen. „Würden Sie gern mal das Steuer übernehmen?“
„Machen Sie Witze?“, fragte sie, obwohl sein Angebot überaus verlockend klang, einmal auszuprobieren, wie sich diese grenzenlose Freiheit anfühlen mochte, von der alle immer sprachen, wenn sie vom Fliegen redeten.
„Halten Sie den Steuerknüppel einfach fest.“
Gott, wie gerne hätte sie das getan, aber etwas in seiner Stimme ließ sie zögern. Sie wusste nicht, woran sie bei ihm war, und nichts lag ihr ferner, als ihre neu gewonnene Unabhängigkeit durch die unberechenbaren Launen irgendeines Mannes zu gefährden.
„Ihre Kinder befinden sich an Bord“, erwiderte sie und wusste, dass das ziemlich langweilig klingen musste, aber schließlich war sie für vierundzwanzig Stunden die Nanny vom Dienst.
„Falls ich erkennen sollte, dass Sie einen Absturz provozieren, würde ich natürlich rechtzeitig eingreifen.“
„Vielleicht ein andermal.“ Sie stand auf, um der Versuchung zu widerstehen, sich einem falschen Gefühl von Kontrolle hinzugeben. „Ich glaube, ich habe Olivia gehört.“
Sie hörte sein leises Lachen noch, als sie die friedlich schlafenden Kinder erreichte.
Auch noch zwei Stunden später hatte Alexa den Widerhall seines tiefen Lachens in den Ohren, nachdem sie ihre luxuriösen Räume des Hotels in St. Augustine, Florida, bezogen hatten. Das beeindruckende Gebäude, das wie eine Burg aussah, war um Achtzehnhundert erbaut worden und zählte zu den ältesten sowie elegantesten Hotels der Vereinigten Staaten. Und hier war sie nun mit Seth und seinen Babys.
Auf jeden Fall wollte sie Bethany ihre Kontaktdaten mitteilen, auch wenn sie sicher war, dass ihre Partnerin in den kommenden Stunden sehr gut ohne sie auskommen würde – immerhin war Bethany einst die alleinige Chefin der Firma gewesen.
Seth hatte ihnen eine der Penthouse-Suiten mit einem kleinen Turm gemietet, von dem aus man einen grandiosen Blick über die geschichtsträchtige Stadt hatte.
Die Suite verfügte über zwei Schlafzimmer, die über den Wohnbereich miteinander verbunden waren. Seth hatte ihr das größere der beiden Schlafzimmer überlassen, in dem sich auch die beiden Kinderbettchen befanden. Das marmorne Badezimmer war mit einem Whirlpool ausgestattet, der förmlich nach Alexas angespannten Muskeln zu rufen schien. Es war anstrengend gewesen, den ganzen Tag zu arbeiten und anschließend die Babys mit sich herumzutragen. Plötzlich musste sie daran denken, wie es wohl wäre, das Bad gemeinsam mit einem ganz bestimmten Mann zu genießen …
Rasch kehrte sie in das Wohnzimmer zurück, das mit erlesenen blauen Samtpolstermöbeln und schweren Brokatvorhängen ausgestattet war. Alexa strich über den Tragegriff von Olivias Kindersitz, der im Wohnzimmer neben dem Sofa auf dem Boden stand. Owen schlief in seinem Sitz gleich neben seiner Schwester.
„Ihre Kinder schlafen tief und fest. Das macht den Job ziemlich einfach, finde ich.“
„Pippa hält nichts von festen Bettzeiten. Deswegen schlafen sie normalerweise viel an unserem ersten gemeinsamen Tag.“ Seth ging in sein Schlafzimmer. „Machen Sie sich also auf etwas gefasst, wenn die beiden frisch gestärkt wieder aufwachen.“ Während er ihr von den Eigenarten seiner Kinder berichtete, klang er unheimlich stolz und vor allem bestens informiert – das hatte Alexa von einem Teilzeitdaddy nicht erwartet. Fasziniert folgte sie ihm und sah durch die offene Tür des Schlafzimmers, wie er seine Anzugsjacke aufs Fußende des Bettes legte. Dann löste er seine Krawatte und knöpfte das Hemd auf.
„Ähm, was machen Sie denn da?“, fragte sie unsicher.
Seth zog die noch gebundene Krawatte über den Kopf und schlüpfte aus dem Hemd. „Owen hat mich mit seinen Schuhen erwischt, als wir gelandet sind.“ Er deutete auf ein paar Schmutzflecken. „Ich muss mich vor dem Meeting noch schnell umziehen.“
Seth hatte ihr erzählt, dass er mit einem bedeutenden Mann unten im Hotel speisen würde. Alexa stand es frei, vom Zimmerservice zu ordern, wonach ihr der Sinn stand. In drei Stunden würde er wieder zurück sein. Falls es Alexa gelang, die Kinder in die Wanne zu verfrachten, könnte sie sich auf den Rand setzen und ein Auge auf sie werfen, während sie nebenbei ein paar wichtige Telefonate für die Arbeit führte.
Sie strich eine Staubflocke von einem der Lampenschirme. „Klar. Schuhabdrücke auf Ihrem Hemd wären sicher nicht besonders passend für ein so wichtiges Treffen.“
„Können Sie im Koffer nach einem frischen Hemd für mich suchen?“
„Klar, mach ich.“ Rasch ging sie zu dem schwarzen Schrankkoffer auf dem Gepäckständer aus Mahagoni, zog den Reißverschluss auf und … du liebe Güte. Die Anziehsachen verströmten seinen verführerischen Duft, was eigentlich nicht möglich sein konnte, schließlich waren sie ja frisch gewaschen. Doch zweifelsohne hatten die Sachen Seths betörenden Duft angenommen.
Schnell ließ sie die Finger über die Bügel gleiten, bis sie inmitten der zahlreichen farbigen Hemden ein schlichtes weißes fand. Offenbar hatte der zugeknöpfte Geschäftsmann auch eine wilde Seite. Unwillkürlich begann Alexas Haut vor Erregung zu prickeln und ihre Fantasie mit ihr durchzugehen. Eilig schlug sie den Deckel des Koffers wieder zu und ging zu Seth zurück, der mittlerweile nur noch mit Hose und einem T-Shirt bekleidet war, das seine breiten Schultern vorteilhaft zur Geltung brachte.
Unwillkürlich krallte Alexa die Finger in den luxuriösen Stoff des Hemdes in ihren Händen und spürte, wie ihr warm wurde. „Ist das hier okay?“, fragte sie.
„Super, vielen Dank.“ Sacht streiften seine Finger ihre, als er ihr das Kleidungsstück abnahm.
Einen Moment lang ließ Alexa sich von der Intimität dieses Moments mitreißen, als Seths Berührung ihre Haut zum Kribbeln brachte. Sie befand sich in einem wundervollen Hotel mit einem superheißen Mann und seinen Kindern und half ihm dabei, sich anzukleiden. Diese Nähe zwischen ihnen fühlte sich viel besser an als alles, was sie jemals gegenüber ihrem Exmann empfunden hatte.
Wie vom Blitz getroffen zuckte sie zurück. „Gibt es noch etwas, was ich über die Kinder wissen müsste, wenn ich ihnen Abendbrot bestelle?“
„Owen hat eine Allergie gegen Erdbeeren, während Olivia ganz verrückt danach ist. Wenn sie Erdbeeren in die Finger bekommt, will sie immer mit ihrem Bruder teilen. Darauf müssen Sie achtgeben.“
„Noch etwas?“ Nervös versuchte sie, den Blick von seinen Fingern abzuwenden, als er die Knöpfe des frischen Hemdes zuknöpfte.
„Im Notfall können Sie mich unter dieser Nummer erreichen.“ Er griff nach einem Kugelschreiber, um ein paar Zahlen auf die Rückseite einer Visitenkarte zu kritzeln. „Das ist meine private Handynummer, die nur für Notfälle benutzt werden sollte.“
„Verstanden.“ Sie steckte die Karte hinter die Kante des vergoldeten Spiegels. Ganz bestimmt würde sie es hinbekommen, für ein paar Stunden auf zwei kleine Kinder achtzugeben. Oder etwa nicht?
„Passen Sie gut darauf auf – und sehen Sie zu, dass Owen die Karte nicht in die Hände bekommt. Er isst sie sonst auf.“ Während er das sagte, öffnete er den Gürtel, wie Alexa atemlos bemerkte. Dann steckte er das Hemd in den Hosenbund, bevor er hochsah – und Alexa dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte.
Verlegen wandte sie den Blick ab und spürte, wie sie rot wurde. Wieder einmal. Es schien sicherer, aus dem Fenster zu sehen und die Aussicht zu genießen, obwohl sie bereits ein Dutzend Mal in St. Augustine gewesen war. Doch wenn Seth sich nicht mit dem Anziehen beeilte, würde sie sich gezwungen sehen, nach draußen in das Flair spanischer Renaissance zu fliehen. Dieser Mann war wirklich eine echte Versuchung für sie, und sie durfte kein Risiko eingehen.
Ihr Körper schien allerdings auch dann vor Erregung zu vibrieren, wenn sie Seth gar nicht ansah. Was für ein unpassender Augenblick, dass ihre Hormone wieder zum Leben erwachten.
„Sie können sich jetzt wieder umdrehen.“ Seths Stimme wirkte beruhigend auf sie.
Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich wieder zu dem Mann um, der viel besser aussah, als gut für ihn war – oder für sie. „Ich habe schon früher auf Babys aufgepasst.“ Zwar nicht oft, aber gelegentlich hatte sie bei Freunden ausgeholfen, um sich auf ihre eigenen Kinder vorzubereiten – die sie nie bekommen hatte.
„Zwillinge sind aber etwas anderes.“ Er streifte die Krawattenschlaufe über den Kopf.
Wenn du dir wirklich solche Sorgen machst, dann solltest du das Meeting besser canceln, dachte sie verärgert, aber sie schwieg, denn ihr war klar, was sie so aufbrachte. Ihr sorgfältig geplanter Tag war völlig anders verlaufen, als sie es sich ausgemalt hatte. Zu allem Überfluss wurde die Sache durch die Anziehungskraft, die von dem Mann ausging, den sie zwar gern als Geschäftspartner, jedoch nicht in ihrem Bett haben wollte, noch komplizierter.
Plötzlich musste sie an schweißnasse Körper und zerwühlte Laken denken. Ihr Sexualleben mit ihrem Exmann war äußerst erfüllt gewesen, weswegen sie bis zum Schluss nicht gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte. Ganz bestimmt durfte sie ihrem Körper in dieser Situation nicht trauen.
„Seth“, sagte sie und wunderte sich, dass es ihr so leichtfiel, ihn beim Vornamen zu nennen. „Die Zwillinge und ich kommen schon zurecht. Gehen Sie ruhig zu Ihrem Meeting.“
Einen Moment lang zögerte er, bevor er nach seinem Jackett griff. „Ich bin unten in der Bar, falls Sie mich brauchen.“
Oh, ihr Körper brauchte ihn schon jetzt – viel mehr, als gut für sie war. Es wäre schlauer von ihr, wenn sie endlich ihren Verstand einschaltete.
Seth trat aus dem Fahrstuhl in die Lobby, von der aus man in die Bar und das Restaurant gelangte, und sah sich suchend um. Er ging an einem eisernen Brunnen mit Kacheln im maurischen Stil vorbei und steuerte auf die Bar zu, an der er Javier Cortez, einen Cousin der königlichen Familie, zu treffen beabsichtigte. Offensichtlich war es ihm doch noch gelungen, vor der vereinbarten Zeit einzutreffen.
Eigentlich war Cortez verwandt mit den Medinas, einer europäischen Königsfamilie, deren Herrschaft durch einen Staatsstreich beendet worden war. Danach hatten sie sich in den Vereinigten Staaten angesiedelt und unerkannt dort gelebt, bis ihre Identität im vergangenen Jahr durch die Medien aufgedeckt worden war. Seitdem kümmerte Cortez sich um die Sicherheitsbelange der gesamten Familie. Wenn Seth die Medinas als Kunden gewinnen könnte, wäre das ein großartiges Geschäft für ihn.
Er setzte sich auf einen der Barhocker und bestellte ein Mineralwasser. An diesem Abend wollte er nichts Stärkeres zu sich nehmen.
Jansen Jets war noch immer eine vergleichsweise kleine Firma, aber dank einer glücklichen Fügung war es ihm gelungen, dieses Treffen zu vereinbaren. Die Schwester der Ehefrau seines Cousins hatte in die Familie der Landis eingeheiratet, und einer der Landis-Brüder hatte eine uneheliche Prinzessin aus dem Hause der Medinas geehelicht. Zugegeben, das Ganze war ziemlich kompliziert, aber der wahre Grund dafür, warum er an diesem Abend hier saß. Jetzt musste er sich ganz auf sein eigenes Können verlassen. Ganz so, wie er Alexa erklärt hatte. Alexa … Verdammt, irgendwie schweiften seine Gedanken immer wieder zu ihr ab.
Natürlich war ihm die körperliche Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrschte, bereits im Flugzeug aufgefallen. Auch war ihm nicht entgangen, dass sie ähnlich fühlte, als er sie vorhin dabei ertappt hatte, wie sie ihn angestarrt hatte. Die Hitzewelle, die ihn erfasst hatte, war ihm angesichts des bevorstehenden Meetings nicht sehr gelegen gekommen.
Doch er war nun einmal auf ihre Hilfe angewiesen und würde dieser Anziehungskraft widerstehen müssen. Seine Kinder waren das Wichtigste in seinem Leben. Seit der Landung in St. Augustine hatte er wiederholt mehrere Male versucht, seine Ex anzurufen, doch immer nur ihre Mailbox erreicht. Sein Leben war um ein Vielfaches einfacher gewesen, als er noch Pilot in North Dakota gewesen war.
Es bestand nur wenig Hoffnung, das heillose Durcheinander in seinem Privatleben beheben zu können, aber zumindest stand er kurz davor, beruflich einen großen Schritt nach vorn zu machen. Und diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen.
Die Ankunft des Fahrstuhls wurde von einem Gong angekündigt, bevor die Türen zur Seite glitten und Javier Cortez heraustrat, um selbstbewusst auf die Bar zuzuschreiten.
„Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung.“ Cortez streckte ihm die Hand entgegen. „Javier Cortez.“
„Seth Jansen.“ Er stand kurz auf, um dem anderen Mann die Hand zu schütteln.
Noch bevor Javier eine Bestellung aufgeben konnte, hatte der Barkeeper ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit vor den Aristokraten hingestellt. „Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie eigens hergeflogen sind, um mich zu treffen“, sagte Cortez und schwenkte die Eiswürfel in seinem Glas, wobei er sich aufmerksam umsah. „Meine Frau liebt dieses Hotel.“
„Das ist durchaus verständlich. Es ist außerordentlich schön und steckt voller historischer Details.“
Außerdem war es ein geeigneter Ort, um Geschäfte für die königliche Familie abzuwickeln, denn die Privatinsel der Medinas vor der Küste Floridas war nicht weit entfernt. Bisher war Seth allerdings noch nicht dorthin eingeladen worden. Niemand wusste genau, wo sich das Eiland befand, und nur wenige hatten jemals die Festung zu Gesicht bekommen. Die Medinas besaßen zwar einige Privatjets, hatten jedoch vor, ihr Transportnetz weiter auszubauen, da die Familie durch neue Eheschließungen und Kinder ständig wuchs.
Cortez setzte sein Glas ab. „Wie ich gehört habe, werden Sie von Ihren Zwillingen und einem Kindermädchen begleitet?“
Natürlich hatte er das gehört, der Mann war schließlich ein Sicherheitsexperte. „Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen, deswegen habe ich sie und Mary Poppins gleich mitgebracht.“
„Ausgezeichnet. Dann macht es Ihnen ja sicher auch nichts aus, wenn wir den Rest unseres Gesprächs auf morgen verschieben.“
Mist, das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. „Natürlich nicht.“
Cortez stand auf, und gemeinsam gingen sie zum Aufzug, um in den Penthouse Bereich hochzufahren.
„Meine Frau und ich würden uns sehr freuen, wenn Sie und Ihre Kinder uns morgen früh beim Frühstück Gesellschaft leisten würden“, erklärte Cortez. „Ihr Babysitter ist natürlich auch herzlich eingeladen. Wir sehen uns dann gegen neun Uhr“, sagte Javier und ging, nachdem sie die oberste Etage erreicht hatten, ohne eine Antwort abzuwarten.
Gütiger Himmel. Mit einem einjährigen Kind in einem Restaurant zu frühstücken ist schon eine echte Herausforderung – aber gleich mit zweien? dachte Seth, bevor ihn die Geräusche aus seiner Suite aus seinen Gedanken rissen. Als er sich der verschlossenen Tür näherte, vernahm er das Kreischen der Kinder. Verdammt. War einem von ihnen etwas zugestoßen? Hastig zog er die Karte durch den Scanner, als im selben Moment die Tür geöffnet wurde.
Alexa trug zwei frisch gebadete, feuchte und nackte Babys. Ihre Wangen waren gerötet, und sie lächelte. „Hab sie gerade noch aufgehalten“, sagte sie fröhlich. „Lieber Himmel, die sind verflixt schnell.“
Er nahm ein Handtuch vom Sofa und streckte die Arme aus. „Geben Sie mir mal einen von ihnen.“
Als sie seiner Aufforderung folgte, bemerkte Seth, dass ihre Bluse triefend nass war und sich fest an ihre perfekten Rundungen schmiegte. Wer hätte jemals gedacht, dass Mary Poppins sich derart gut in einem Miss-Wet-T-Shirt-Wettbewerb machen würde?
Verlegen zupfte Alexa an ihrem nassen Poloshirt herum, denn ihr war mit einem Mal bewusst, wie sehr es ihre vollen Brüste betonte. Seths heiße Blicke konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen – genauso wenig wie die Leidenschaft, die diese Blicke in ihr hervorriefen. Sie hatten unterschiedliche Ziele, was ihre geschäftliche Vereinbarung für die kommenden vierundzwanzig Stunden betraf. Es wäre für sie beide das Beste, wenn sie sich ausschließlich auf die Kinder und die Arbeit konzentrierten.
Entschlossen wandte sie sich um und griff nach dem anderen Handtuch, das sie im Laufe ihrer Verfolgungsjagd durch die Suite achtlos beiseite geworfen hatte. „Sie sind aber ziemlich früh von Ihrem Meeting zurück.“
„Sie brauchen etwas anderes zum Anziehen.“