Baccara Extra Band 25 - Katherine Garbera - E-Book
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Baccara Extra Band 25 E-Book

Katherine Garbera

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Beschreibung

VERFÜHR NIEMALS DEINEN BOSS von YVONNE LINDSAY Seit ihr Boss plötzlich verschwand, muss Sophie für dessen Partner Zach Lassiter arbeiten. Schon bald ist Sophie sich sicher, dass er etwas vor ihr verbirgt. Um hinter sein Geheimnis zu kommen, beschließt sie, ihn zu verführen. Ein gewagter Plan, denn Zach ist einfach viel zu sexy! EIN KÖNIGREICH FÜR DEINE KÜSSE von KATHERINE GARBERA Sobald er den Thron besteigt, ist das freie Leben für Rafe Montoro vorbei! Auch eine Nacht der Lust wie mit der heißen Barkeeperin Emily darf nicht mehr sein. Kurz vor seiner Rückreise nach Europa offenbart sie ihm die süßen Folgen. Nun muss Rafe sich entscheiden: Königsthron– oder Liebe? GEHEIMNIS EINER HEISSEN SOMMERNACHT von MAUREEN CHILD Kalifornien steckt für Jake Lonergan voller Erinnerungen: an Sommerferien mit seinen Cousins und an die einzige Nacht mit seiner Jugendliebe Donna. Doch als Jake jetzt seine unvergessene Traumfrau wiedersieht, steht das Geheimnis jener Sommernacht fast bedrohlich zwischen ihnen– und dem großen Glück. WIE SEXY DARF EIN MILLIARDÄR SEIN? von SARAH M. ANDERSON Trish weiß, dass Nate Longmire und sie Welten trennen und daher sich Gefühle für ihn nicht lohnen. Aber der Milliardär ist einfach zu sexy! Plötzlich bittet er Trish, die Nanny für seine Nichte zu sein. Wird seine ständige Nähe eine Chance für die Liebe oder nur ein gebrochenes Herz bringen?

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Seitenzahl: 826

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Yvonne Lindsay, Katherine Garbera, Maureen Child, Sarah M. Anderson

BACCARA EXTRA BAND 25

IMPRESSUM

BACCARA EXTRA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Erste Neuauflage in der Reihe BACCARA EXTRA, Band 25 06/2021

© 2013 by HARLEQUIN BOOKS S.A. Originaltitel: „Something about the Boss …“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2014 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1834

© 2015 by HARLEQUIN BOOKS S.A. Originaltitel: „Carrying A King’s Child“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Roswitha Enright Deutsche Erstausgabe 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1928

© 2006 by Maureen Child Originaltitel: „Satisfying Lonergan’s Honor“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Alina Lantelme Deutsche Erstausgabe 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1453

© 2015 by Sarah M. Anderson Originaltitel: „The Nanny Plan“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Petra Lingsminat Deutsche Erstausgabe 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1913

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751501873

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Verführ niemals deinen Boss

1. KAPITEL

Fünf Minuten später als gewöhnlich stürzte Sophie in ihr Büro. Wie sie es hasste, zu verschlafen und sich derart abhetzen zu müssen! Nicht einmal für ihren Kaffee und ihren Bagel hatte sie Zeit gehabt. Während sie sich durch das kurze blonde Haar fuhr, warf sie einen schnellen Blick auf die Verbindungstür zu Zachs Büro. Sie war offen! Also war er bereits da – wie peinlich.

Zum wiederholten Mal war Zach Lassiter vor ihr im Büro. Das war gar nicht gut. Nicht wenn sie alles perfekt machen wollte. Vor allem aber deshalb nicht, weil sie gern die Zeit gehabt hätte, sich etwas genauer in seinem Büro umzusehen. Denn er verbarg irgendetwas vor ihr, das wusste sie ganz genau.

Sie ließ die Schultertasche auf die Schreibtischecke gleiten – zumindest hatte sie das vorgehabt. Aber die Tasche kippte, fiel auf den weichen Teppich, und der ganze Inhalt fiel heraus. „Verd…!“, fluchte sie leise, und obwohl sie seit gut vier Jahren nicht mehr zu Hause wohnte, konnte sie den strafenden Blick ihrer Mutter förmlich spüren. Zwar war sie in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, aber ihre Mom hatte immer großen Wert auf gutes Benehmen gelegt. Eine Dame fluchte nicht.

Sophie ließ sich auf die Knie nieder und sammelte schnell alles wieder ein, wobei sie darauf achtete, jedes Ding an seinen Platz zurückzustecken. Alles musste seine Ordnung haben, das war ihr sehr wichtig. Zärtlich strich sie über ein zerknittertes Foto, das sie immer in einer Seitentasche aufbewahrte. Wie jung Suzie und sie damals gewesen waren, wie unschuldig! Und doch waren sie Opfer der äußeren Umstände geworden.

Sie musste ihre Halbschwester unbedingt wiederfinden, das hatte sie sich geschworen. Und sie machte Fortschritte. Der Privatdetektiv, den sie engagiert hatte, hatte von einer neuen Spur gesprochen. Kein Wunder, dass sie in der vergangenen Nacht vor Aufregung nur schwer hatte einschlafen können und an diesem Morgen das Klingeln des Weckers überhört hatte. Plötzlich hörte sie ein leises Geräusch und drehte sich hastig um.

„Niedliche Kinder.“ Zach stand hinter ihr und warf ihr sein Killerlächeln zu, das sie immer wieder aufs Neue erschauern ließ. Ihre Hand zitterte, als sie den Becher Kaffee entgegennahm, den er ihr reichte.

„Danke“, brachte sie mühsam heraus und versuchte, sich gegen die fatale Wirkung zu wappnen, die er auf sie hatte. Aber selbst nach eineinhalb Jahren war sie nicht fähig, sich gegen das heiße Verlangen zu wehren, das sie jedes Mal in seiner Gegenwart überkam. Das war schon schlimm genug gewesen, als sie nur im selben Bürokomplex gesessen hatten. Aber jetzt arbeitete sie mit ihm zusammen, was die ganze Sache nicht gerade erleichterte.

„Eigentlich hätte ich Ihnen Kaffee machen sollen“, sagte sie leise. „Tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin.“

„Ist doch egal. Sind Sie das?“ Er wies auf das Foto.

Es war ein typischer Schnappschuss, wie er irgendwann von allen Kindern gemacht wurde. Zwei Schwestern, die ältere steht hinter der jüngeren, lächelt und zeigt ihre Zahnlücke. Beide haben kurze Zöpfchen, die vom Kopf abstehen, und einen geraden Pony. Die Ältere der beiden guckt ernst; die Kleine, damals gerade mal vier Jahre alt, scheint von irgendetwas abgelenkt zu sein und sieht nicht direkt in die Kamera. Sophie hatte die Situation noch genau vor Augen, konnte förmlich die zierlichen knochigen Schultern von Susannah unter den Händen spüren, empfand die Wärme des kleinen Körpers, der sich vertrauensvoll an sie schmiegte.

„Ja, das sind meine jüngere Schwester und ich.“

„Seht ihr euch oft?“

„Nicht mehr.“

Kurz nach der Aufnahme war Suzies Vater, Sophies Stiefvater, den sie sehr geliebt hatte, gestorben. Da ihre Mutter finanzielle Schwierigkeiten hatte und nicht für beide Mädchen sorgen konnte, war Suzie zu ihrer Tante, der Schwester ihres Vaters, gekommen. Diese Tante, die wohlhabend und auch verwitwet war, hatte das Kind mit offenen Armen aufgenommen und wenig später adoptiert. In dem Glauben, dass es für die Kinder das Beste sei, hatte man den Kontakt zwischen beiden Familien so gut wie abgebrochen. Seit gut zwanzig Jahren hatten die Schwestern sich nicht mehr gesehen. Und immer wieder spürte Sophie diese Leere in sich, obwohl sie gelernt hatte, sich nichts anmerken zu lassen.

Noch einmal strich sie zärtlich die geknickten Ecken des Fotos glatt. Dann verstaute sie es wieder sorgfältig in ihrer Tasche, die sie in der untersten Schreibtischschublade einschloss. Das war vielleicht ein bisschen albern, denn was sollte in dieser kleinen texanischen Stadt schon passieren? Doch Sophie war nicht der Typ, der Risiken einging.

Damit ist das Thema Schwester wohl abgeschlossen, dachte Zach. „Und was haben Sie heute zu tun?“

Sophie erklärte kurz, was sie sich für diesen Tag vorgenommen hatte. Seit ihr Chef Alex verschwunden war, versuchte sie, so gut es ging, die Geschäfte am Laufen zu halten. „Oder gibt es etwas, was ich für Sie tun kann?“, fragte sie dann. „Das alles ist nicht so superwichtig, solange Alex noch nicht wieder im Büro ist.“

Noch nicht wieder im Büro … Das war wohl leicht untertrieben. Schließlich war Alex seit über einem Monat wie vom Erdboden verschluckt. Dennoch hoffte sie jeden Tag, ihn in seinem Büro vorzufinden, energiegeladen wie immer. Aber jeden Morgen wurde sie enttäuscht. Inzwischen suchte bereits die Polizei nach Alex Santiago, bisher allerdings ohne Erfolg. Das Ganze war ein äußerst mysteriöser Fall, der alle sehr beunruhigte.

„Gibt’s schon was Neues von Sheriff Battle?“, fragte Zach.

Sophie schüttelte den Kopf. Immer wieder hatte sie darüber nachgegrübelt, warum und wohin Alex wohl so plötzlich verschwunden sein könnte, aber ihr war einfach keine plausible Erklärung eingefallen. Alles war so wie immer gewesen. Alex war ebenso plötzlich und unerwartet abgetaucht, wie er gut ein Jahr zuvor in Royal aufgetaucht war. Er war ein Macher, und dass ihm etwas zugestoßen sein könnte, war einfach unvorstellbar. Irgendjemand musste doch Genaueres wissen, irgendjemand verheimlichte etwas. Und Sophie hatte das unbestimmte und quälende Gefühl, dieser Jemand könnte Zach sein.

Sie warf ihm einen kurzen Blick von der Seite her zu. Er presste die Lippen aufeinander. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Was wusste er von Alex? Schließlich waren die beiden eng befreundet, seit sie eine Bürogemeinschaft bildeten und auch zusammenarbeiteten. Aber Zach Lassiter war dafür bekannt, dass er sich nicht in die Karten sehen ließ und nur das preisgab, was sein Gegenüber unbedingt wissen musste. Im Übrigen war er verschlossen wie eine Auster.

Natürlich hatten viele Bürger aus Royal immer wieder versucht, etwas aus ihm herauszubekommen – jedoch ohne Erfolg. Man wusste nur, dass er knapp zwei Jahre zuvor mit seiner eigenen Investmentfirma nach Royal gekommen war, die er offenbar mit viel Profit managte. Und als Alex Santiago einige Monate später seine Risikokapital-Gesellschaft eröffnet hatte, hatten sich zwei Gleichgesinnte gefunden. Ihre Geschäftsverbindung zahlte sich für beide kräftig aus.

Zach Lassiter war verheiratet gewesen. Das herauszufinden war einfach, da seine Ex ihn fast jeden Tag anrief. Im Internet waren jedoch keine Fotos von Anna Lassiter zu finden – von ihm allerdings schon. Eigentlich seltsam. Ebenfalls im Web hatte Sophie erfahren, dass Zach seine Firma in der nächstgrößeren Stadt Midland gegründet hatte und die Erfolgskurve schlagartig nach oben gegangen war. Aber über den Mann selbst gab es keine weiteren Informationen. Er sah gut aus, war charmant und welterfahren, aber sonst? Hinter seinem glatten Äußeren konnte er alles verbergen. Wusste er, wo Alex war? Das musste Sophie unbedingt herausfinden.

„Was ist? Habe ich irgendwas im Gesicht?“ Zach lächelte amüsiert, weil Sophie ihn selbstvergessen anstarrte.

Sie wurde knallrot und senkte schnell den Kopf. „Nein, nein … Entschuldigung. Mir ging nur eben was durch den Kopf.“

Glücklicherweise klingelte das Telefon und kündigte ein Gespräch auf Zachs Leitung an. Sophie nahm ab. „Büro Zach Lassiter, Sophie am Apparat.“

„Ich kann Zach auf seinem Handy nicht erreichen! Ist er da? Stellen Sie mich durch. Bitte!“

„Einen Augenblick. Ich sehe mal eben nach, ob er Ihren Anruf entgegennehmen kann.“ Sophie verdeckte die Muschel mit der Hand. „Es ist Ihre Ex. Sie kann Sie nicht auf Ihrem Handy erreichen. Wollen Sie das Gespräch annehmen?“

„Ja, natürlich.“ Er tastete nach dem Handy. „Offenbar habe ich mein Telefon im Auto gelassen.“ Er holte die Schlüssel aus der Tasche und gab sie Sophie. „Würden Sie so nett sein …?“

„Selbstverständlich.“ Die kurze Berührung seiner Finger spürte sie bis in die Zehenspitzen.

Er ging in sein Büro und zog die Tür fest hinter sich zu. Sophie stellte das Gespräch durch. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, was das wohl für eine Beziehung war, die Anna und Zach nach der Scheidung noch verband. Außer den beiden kannte sie kaum jemanden, der mit seinem oder seiner Ex fast täglich telefonierte. Die beiden waren doch schon seit beinahe zwei Jahren geschieden. Wahrscheinlich liebte er sie immer noch. Was sonst sollten diese täglichen Gespräche?

Unwillkürlich verspürte sie einen kurzen scharfen Stich. Von so einem Mann geliebt zu werden … Auch wenn er wenig von sich preisgab, eins war offensichtlich: Er war unglaublich sexy. Vielleicht war es gerade diese Unnahbarkeit, die ihn so anziehend machte? Schnell nahm sie einen Schluck von ihrem nur noch lauwarmen Kaffee. Sie fühlte Zachs sexuelle Ausstrahlung im ganzen Körper, wenn sie ihn nur ansah. Denn sofort drängten sich ihr Bilder auf, wie er nackt unter dem maßgeschneiderten Anzug aussah.

Sofort überlief es sie siedend heiß. Himmel, es hatte sie wirklich schlimm erwischt. Sie brauchte nur an ihn zu denken, und schon raste ihr Puls, und sie verspürte eine tiefe Sehnsucht. Alles in allem war der Mann auch unwiderstehlich, mit seiner Superfigur, dem markanten Gesicht, dem kurzen pechschwarzen Haar, den grünen Augen und einem messerscharfen Verstand. Vom ersten Tag an war Sophie von ihm fasziniert gewesen. Er strahlte ein Selbstvertrauen aus, das klarmachte, dass er alles erreichen konnte, was er wollte. Und bisher war das auch so gewesen. Die Anlagen seiner Klienten brachten ihnen große Gewinne. Und ihm ebenfalls, sodass er sich bereits nach kurzer Zeit ein Haus in der besten Gegend von Royal kaufen konnte.

Allerdings setzte er sich auch sehr für seine Klienten ein und arbeitete manchmal rund um die Uhr. Das erinnerte sie daran, dass sie auch endlich etwas tun sollte. Denn wenn Alex zurückkam, musste sie ihm Rede und Antwort stehen.

Falls er zurückkam …

Langsam legte Zach den Hörer wieder auf und stützte den Kopf in beide Hände. Anna … Er machte sich Sorgen um sie. Sie war immer übernervös gewesen, aber momentan erweckte sie den Eindruck, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Irgendetwas musste geschehen. Da ihre Eltern behaupteten, sie sei vollkommen in Ordnung, musste er die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Anna brauchte Hilfe, professionelle Hilfe. Seufzend richtete er sich auf und klappte den Laptop auf. Nach kurzer Zeit hatte er bereits eine Liste von Fachleuten und Kliniken zusammengestellt. Am Abend würde er sich das alles etwas genauer ansehen.

Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Wenn er sich nur nicht so verdammt verantwortlich fühlen würde! Er hätte Anna nie heiraten dürfen. Hätte sich nie dem sanften Druck ihres Vaters, seines damaligen Chefs, beugen sollen, der sein einziges Kind unbedingt mit Zach verheiraten wollte. Sicher, sie hatte ihn durchaus gereizt. Blond, zierlich und wunderschön, hatte sie auf einen Mann wie ihn, der gern Sex hatte, eine ganz besondere Wirkung. So eine Frau hatte er noch nie gehabt. Aber er war nicht der Richtige für sie. Sie brauchte jemanden, der weniger ehrgeizig und direkt war, der ihr Verständnis entgegenbrachte und sie sozusagen auf Händen trug. Auch sie sah das ein. Doch als sie bereits die Scheidung besprachen, stellte sich heraus, dass Anna schwanger war.

Also blieb er und gab sich große Mühe, ihr alles recht zu machen. Schließlich hatte er vor Gott geschworen, auch in schwierigen Zeiten an ihrer Seite zu sein. Doch dann geschah das Entsetzliche. Als ihr kleiner Blake zehn Monate alt war, starb er bei einem Autounfall, und von diesem Verlust hatte Anna sich nie erholen können. Tiefer und tiefer verfiel sie in Depressionen.

„Zach? Alles okay?“

Zach fuhr hoch. Er hatte Sophie nicht eintreten hören. „Ja, ja, alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde.“

„Hier ist Ihr Handy.“ Sie legte das kleine Telefon auf den Schreibtisch.

„Danke.“ Er sah kurz auf das Display. Anna hatte ein paarmal versucht, ihn zu erreichen. Es musste wirklich bald etwas geschehen. So ging es nicht weiter. Er blickte hoch. Sophies Anblick tat ihm gut. Süß sah sie aus mit dem kurzen blonden Haar und den warmen goldbraunen Augen. An diesem Tag hatte er zum ersten Mal erlebt, dass auch sie die Fassung verlieren konnte – und das nur, weil sie ein paar Minuten zu spät gekommen war. Dass auch sie zu verunsichern war, gefiel ihm. Es machte sie irgendwie menschlicher. Und zugänglicher …

Normalerweise war sie gelassen und wirkte wie aus dem Ei gepellt. Sie kleidete sich mit einem gewissen Chic, wenn auch eher konservativ. Oft hatte er Alex um diese ruhige und kompetente Mitarbeiterin beneidet. Erstaunlich, wie sie auch jetzt in seiner Abwesenheit den Laden am Laufen hielt. Deshalb hatte Zach keine Sekunde gezögert, ihre Dienste im vergangenen Monat in Anspruch zu nehmen. Denn inzwischen war auch er der Meinung, dass Alex’ Verschwinden einen anderen, ernsteren Grund hatte, als dass der Freund nur mal Urlaub machen wollte. Mittlerweile kümmerte sich die Polizei um den Fall, und Zach hatte – hoffentlich nur vorübergehend – einige von Alex’ Kunden übernommen. Was ohne Sophies Einsatz unmöglich wäre.

Vielleicht sollte er ihr wirklich zeigen, wie dankbar er ihr war. Und so sagte er, ohne vorher über die Konsequenzen nachgedacht zu haben: „Ich weiß nicht, was ich in den letzten Wochen ohne Sie getan hätte, Sophie. Sie haben oft Überstunden machen müssen, und ich möchte mich dafür endlich mal erkenntlich zeigen. Wie ist es, hätten Sie Lust, mit mir am Freitag essen zu gehen? Vielleicht zu Claire’s?“

„Aber das ist wirklich nicht nötig, Zach. Das ist doch mein Job, für den ich sehr gut bezahlt werde.“

„Ich weiß. Aber ich bin Ihnen sehr dankbar und möchte mich irgendwie erkenntlich zeigen. Ich lasse gleich einen Tisch reservieren. Also, was meinen Sie?“

Ihr leises Lachen klang wie Musik in seinen Ohren. „Wenn Sie darauf bestehen, Zach, dann muss ich wohl Ja sagen. Danke. Ich komme gern mit.“

Sie drehte sich um und ging festen Schrittes aus dem Büro. Nicht zum ersten Mal fiel Zach auf, wie hübsch sich ihr fester kleiner Po unter dem engen Rock abzeichnete. Verlangen stieg in ihm auf, das er sofort zu unterdrücken versuchte. Dass Sophie Beldon eine attraktive Frau war, konnte er durchaus zugeben. Er durfte daraus nur keine falschen Schlüsse ziehen. Denn sie hatten eine ausgezeichnete professionelle Beziehung, die er keinesfalls gefährden wollte. Zumindest nicht, solange Alex verschwunden war. Zu viel hing davon ab, dass Sophie und er sachlich und konzentriert zusammenarbeiteten.

Er hatte sie zum Essen eingeladen, um ihr seine Dankbarkeit zu zeigen. Aus keinem anderen Grund. Oder etwa doch?

2. KAPITEL

Danke. Ich komme gern. Was, um Himmels willen, hatte sie sich nur dabei gedacht? Warum war ihr nicht etwas Charmanteres, Witzigeres eingefallen? Verärgert strich Sophie sich durch das kurze blonde Haar. Irgendetwas, das sein Interesse geweckt hätte?

Aber ein Mann wie Zach Lassiter war eben nichts für sie. Er spielte in einer anderen Liga und schüchterte sie ein. Frustriert ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl sinken und versuchte, sich auf die neuesten Aktienkurse zu konzentrieren, die vor ihr auf dem Bildschirm erschienen. Doch was sie sonst immer faszinierte, ließ sie diesmal kalt. Immer wieder musste sie an Zachs Einladung denken.

Ihr Herz schlug schneller. Das Claire’s war nicht irgendein Billigrestaurant, sondern das beste in der Stadt. Die Preise waren entsprechend, und normalerweise hatte sie dort nur einen Tisch für Alex reservieren lassen, wenn er Geschäftsfreunde erwartete. Sie selbst hatte noch nie dort gegessen. Deshalb freute sie sich darauf, versuchte aber gleichzeitig, ihre Aufregung zu dämpfen. Schließlich war sie kein unreifer Teenager mehr, der leicht zu beeindrucken war, sondern eine gestandene Frau von achtundzwanzig Jahren. Außerdem war dies keine private, sondern eine berufliche Einladung, sozusagen ein Bonus zusätzlich zu ihrem Gehalt.

Als das Telefon klingelte, war sie froh über die Unterbrechung, zumal es Lila war, eine ihrer ältesten Freundinnen. „Hallo, Lila! Wie schön, dass du anrufst! Wie geht’s dir?“

Lila Hacket hatte sich in Hollywoods Filmindustrie einen Namen als Set-Designerin gemacht. Und Sophie war sehr stolz auf den Erfolg der Freundin in dieser hart umkämpften Arbeitswelt. Als Lila einige Zeit zuvor auf der Suche nach einer passenden Location in Royal gewesen war, hatten die beiden Freundinnen Gelegenheit gehabt, sich auszutauschen, wenn auch nicht sehr oft. Dennoch hatten sie auch über Zach Lassiter gesprochen. Zach Lassiter … schon wieder! Verärgert versuchte Sophie den Gedanken an ihn zu verdrängen.

„Danke, mir geht’s gut.“ Lila machte eine kleine Pause. „Den Umständen entsprechend.“

Aha. Also war da etwas, was sie Sophie unbedingt erzählen wollte. „Den Umständen entsprechend? Na los, raus damit“, ermunterte Sophie die Freundin. „Da ist doch was, das du mir sagen willst.“

„Allerdings.“ Lila lachte glücklich.

„Nun sag schon! Hat es mit Sam zu tun? Ihr wart ja unzertrennlich in der letzten Zeit.“

„Genau. Wir wollen heiraten.“

„Was?“, schrie Sophie auf, senkte dann aber schnell die Stimme. „Das ist ja toll! Wann denn?“

„Noch in diesem Monat. Am letzten Samstag. Und zwar auf der Ranch meiner Eltern. Und nur in kleinem Rahmen.“

„Tatsächlich?“ Sophie konnte es nicht fassen. „Und dein Vater ist damit einverstanden? Normalerweise liebt er doch Riesenpartys.“

Lila lachte. „Stimmt. Aber diesmal lasse ich mich nicht umstimmen. Nur Familie und enge Freunde. Alles andere wäre mir zu viel. Und es muss auch nicht gleich die ganze Stadt sehen, dass ich schwanger bin.“

„Du bist schwanger? Herzlichen Glückwunsch! Das ging ja schnell.“

„Eigentlich nicht. Denn ich bin schon im fünften Monat.“

„Und das hast du mir nicht gesagt?“, meinte Sophie schmollend, lachte dann aber. „Umso nötiger ist es, dass wir uns bald sehen.“

„Unbedingt. Übrigens“, Lila zögerte kurz, „ich bekomme Zwillinge.“

„Zwillinge, das ist ja Wahnsinn! Seit wann weißt du das?“

„Dass ich Zwillinge bekomme? Noch nicht sehr lange. Von der Schwangerschaft habe ich dir nichts erzählt, weil ich mir selbst erst mal klar werden wollte, wie das mein Leben verändert. Und mir die nächsten Schritte überlegen musste. Deshalb bin ich auch letzten Monat nach Hause gekommen.“

Aus eigener Erfahrung konnte Sophie sich nur zu gut vorstellen, was es bedeutete, ein Kind allein aufzuziehen. Ihre Mutter war in der Situation gewesen, wenn auch in einer sehr viel schlechteren Position als Lila. Lila würde immer von ihrer Familie unterstützt werden. Und um Geld brauchte sie sich auch keine Gedanken zu machen, ganz anders als Sophies Mutter damals. „Ich freue mich sehr für dich, Lila. Du liebe Zeit, eine Hochzeit und Zwillingsbabys! Wenn das nichts ist! Ich möchte unbedingt die Babyparty für dich ausrichten, bitte! Ich habe schon tolle Ideen.“

„Das ist sehr lieb von dir, Sophie. Aber ich weiß nicht, ob dir das nicht zu viel wird. Du bist beruflich doch sehr eingespannt, vor allem weil dein Chef immer noch nicht wieder aufgetaucht ist.“

„Ach was, mach dir darüber keine Gedanken. Es ist mir eine Ehre, alles zu arrangieren. Überlass das ruhig mir.“

„Wenn du meinst, okay. Tausend Dank, ich freu mich darauf.“

„Okay, abgemacht. Mir macht das Riesenspaß. Werdet ihr denn in Royal bleiben, Sam und du?“

„Sam überlegt, in Los Angeles eine Zweigstelle von Gordon Constructions aufzumachen, damit ich zumindest in Teilzeit weiterarbeiten kann. Aber entscheiden wollen wir das erst nach der Geburt der Babys.“ Erneut lachte Lila glücklich. „Ich kann es immer noch nicht glauben, gleich zwei.“

„Ja, das ist einfach wunderbar. Aber sprechen wir wirklich von demselben Sam Gordon?“ Sophie erinnerte sich sehr gut daran, wie oft Sam getönt hatte, Frauen gehörten ins Haus. Und das Kinderbetreuungszentrum des Texas Cattleman’s Club sei absoluter Unsinn.

„Ich denke schon“, meinte Lila lachend. „Das beweist wieder mal, dass jeder Mensch sich ändern kann, wenn er will. Und wenn er einen triftigen Grund hat. Aber jetzt mal was ganz anderes, Sophie. Du hast hoffentlich nicht irgendwas unternommen, das dir gefährlich werden könnte? Ich meine wegen Alex. Ich habe Angst um dich.“

„Keine Sorge.“ Sophie warf einen kurzen Blick auf Zachs geschlossene Bürotür. „Bisher hatte ich leider noch keine Gelegenheit, mich hier genauer umzusehen.“

Nachdem sie noch den neuesten Klatsch ausgetauscht hatten, legte Sophie lächelnd den Hörer auf. Wie sehr sie sich mit der Freundin freute, die eine wirklich schwierige Zeit durchgemacht hatte! Erst hatte sie sich gegen ihren Vater durchsetzen müssen, der die Tochter zwar sehr liebte, aber ausgesprochen altmodische Vorstellungen hatte. Dann hatte sie sich in Hollywood gegen eine starke Konkurrenz eine Karriere in der Filmindustrie aufgebaut und wurde schwanger, ohne verheiratet zu sein. Und jetzt würde sie bald Ehefrau und Mutter sein. Und ein völlig anderes Leben führen.

Da kann man direkt neidisch werden. Wie es wohl ist, von einem Mann schwanger zu sein, den man von ganzem Herzen liebt? ging es Sophie durch den Kopf. Unwillkürlich fiel ihr Blick wieder auf Zachs Bürotür. Unsinn, sie war nicht in Zach Lassiter verliebt! Nein, das nicht, aber er beeindruckte sie, das musste sie zugeben. Mehr als das: Er rief äußerst verwirrende Gefühle in ihr hervor, die sie in dieser Stärke bisher noch nicht empfunden hatte. Und das, obwohl er möglicherweise etwas mit Alex’ Verschwinden zu tun hatte, zumindest aber mehr darüber wusste.

Aber eigentlich kannte sie ihn kaum. Auf keinen Fall gut genug, um sich auszumalen, sein Kind zu bekommen. Oder ihm zu vertrauen. Dennoch … wie es wohl sein würde, von einem Mann wie ihm begehrt zu werden? Von ihm auf diese bestimmte Art und Weise angesehen zu werden, ihn zu küssen, seine Hände auf der Haut zu spüren, sich an seinen nackten Körper zu schmiegen … Er war sicher fast zwanzig Zentimeter größer als sie mit ihren eins fünfundsechzig. Wie er es schaffte, trotz der vielen Arbeit am Schreibtisch eine derart durchtrainierte Figur zu haben, war ihr ein Rätsel.

Sie malte sich aus, wie es sich wohl anfühlte, ihm über die breiten Schultern zu streichen, seine harten Bauchmuskeln zu spüren und dann tiefer zu gehen … Bei dem Gedanken überlief es Sophie glühend heiß, und ein süßer Druck baute sich in ihr auf.

Schnell stand sie auf und holte sich ein Glas Wasser. Hastig trank sie es aus und atmete tief durch. Was war nur in sie gefahren? Diese Fantasien waren einfach lächerlich. Eine Frau wie sie war ganz sicher nicht Zachs Typ. Wahrscheinlich liebte er die kapriziösen und eleganten Frauen, die schönen und raffinierten, die einen Mann um den Finger wickeln konnten. Allerdings hatte sie ihn noch nie mit einer Frau gesehen. In dem Punkt war er genauso verschlossen wie in allem, was sein Privatleben anging.

Wieder musste sie an Alex denken. Ob Zach etwas über sein Verschwinden wusste? Bisher hatte er noch keinerlei Vermutung geäußert, wo Alex sein könnte. Bedeutete das, dass ihm Näheres bekannt war? Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Ganz sicher hätte er dann doch die Polizei informiert.

Plötzlich wurde die Bürotür aufgestoßen, und Zach stand im Türrahmen, einen Stapel Papiere in der Hand. Sophie fuhr zusammen und starrte ihn an. „Äh … wollen Sie etwas von mir?“, stieß sie hervor. Danach hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Ob er etwas von ihr wollte …? Wie sie von ihm …? Sie musste in Zukunft wirklich aufpassen, was sie sagte. Schnell wandte sie sich ab und griff nach ihrem Kaffeebecher, denn sie war knallrot geworden.

„Ja. Wenn Sie hier fertig sind, können Sie dann zu mir ins Büro kommen? Ich möchte noch ein paar Werbetexte mit Ihnen durchgehen, die ich an potenzielle Investoren für das Manson-Projekt schicken möchte.“

„Ich komme gleich. Möchten Sie noch einen Kaffee?“

„Ja, danke.“ Er hatte sich bereits wieder umgedreht und schloss die Tür hinter sich.

Sophie legte sich die Hände an die glühenden Wangen. Ja, er wollte sie, er brauchte sie. Aber nur zum Arbeiten …

Am Ende der Woche lagen Sophies Nerven blank. Fast jeden Tag hatten sie und Zach bis in den späten Abend gearbeitet. Er war dann meistens noch länger geblieben, und auch morgens war er als Erster da. Also hatte sie nie Gelegenheit gehabt, sich in seinem Büro umzusehen.

Sophie wusste, wie wichtig das Manson-Projekt war, das Alex noch angefangen hatte, bevor er verschwunden war. Er hatte alles darangesetzt, Investoren für Ally Manson zu finden, die ihr Behinderten-Netzwerk finanzierten. Dennoch wunderte sich Sophie, dass Zach noch mehr Zeit im Büro verbrachte als sie, und das meist bei fest verschlossener Tür. Immer wenn sie in sein Zimmer kam, unterbrach er schnell sein Gespräch, sofern er am Telefon war, und blickte sie fragend an. Oder er klappte sofort seinen Laptop zu, damit sie nicht sah, womit er sich beschäftigte. Irgendetwas war faul an der Sache, aber was?

Doch nicht nur das machte sie nervös. Ihr Gespräch mit Lila hatte etwas in ihr ausgelöst, das sie nur schwer kontrollieren konnte. Die Sehnsucht nach einem Mann, danach, geliebt zu werden, ein Kind von ihm zu bekommen, ein Familienleben zu haben. Und leider drängte sich ihr dabei immer wieder Zachs Bild auf, sein Gesicht mit diesen beeindruckenden Augen und dem sexy Lächeln, sein schlanker muskulöser Körper, seine tiefe Stimme … Die enge Zusammenarbeit mit ihm wurde immer quälender, und nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihr, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Was war bloß los mit ihr? Spielten ihre Hormone verrückt? Erinnerte sie Lilas Schwangerschaft daran, dass sie selbst schon achtundzwanzig war und ihre biologische Uhr langsam immer lauter tickte? Zach brauchte nur an ihr vorbeizugehen, und schon klopfte ihr Herz wie verrückt, und sie hatte Schwierigkeiten, ihn nicht merken zu lassen, was in ihr vorging. Und nachts … ihre Träume … Wenn sie nach einem unruhigen Schlaf erwachte, war sie verschwitzt und glühte vor Verlangen.

Ein paarmal in der Woche war sie kurz davor gewesen, die Verabredung für diesen Abend abzusagen. Aber irgendwie hatte sie es dann doch nicht gekonnt. Immer wieder sagte sie sich, dass es keine Einladung zu einem romantischen Dinner war, sondern Zach ihr damit lediglich für ihr berufliches Engagement danken wollte, eine Art Bonus sozusagen. Und dennoch raste ihr Puls vor Erregung, wenn sie daran dachte, einen Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen, ihm gegenüberzusitzen, ihm in die Augen zu sehen … Oh Gott!

Um halb sechs stellte sie ihren Rechner aus, steckte die Sicherungskopie in ein Seitenfach ihrer Tasche und stand auf. Nach einer langen heißen Dusche würde sie sich sehr viel besser fühlen und hätte Zeit, sich in Ruhe fertig zu machen. Verdammt noch mal, sie wollte den Abend genießen! Ein Abendessen mit einem attraktiven und gebildeten Mann, was war schon dabei? Sie hatte in der letzten Zeit hart gearbeitet und verdiente eine Belohnung. Basta!

„Alles klar mit heute Abend? Ich hole Sie um halb acht ab, einverstanden?“

Beim Klang von Zachs warmer dunkler Stimme löste sich ihre Entschlossenheit augenblicklich in Wohlgefallen auf. Nein, sie konnte es nicht tun. Sie konnte ihm nicht den ganzen Abend in einer intimen Atmosphäre gegenübersitzen, ohne wahnsinnig vor Verlangen zu werden. Er würde sofort merken, was mit ihr los war, wäre peinlich berührt, und sie würde diese Blamage nicht überleben. Lieber sollten sie gar nicht erst in diese Situation geraten … „Wegen heute Abend …“, fing sie an.

„Ich habe den Tisch für acht bestellt“, fuhr er fort, warf ihr dann aber einen scharfen Blick zu. „Sie wollen mir doch nicht etwa einen Korb geben? Die ganze Woche freue ich mich schon auf ein gutes Essen bei Claire’s, nachdem ich jeden Abend irgendwelche Schnellgerichte in die Mikrowelle geschoben habe. Das können Sie mir nicht antun.“

„Doch, ich … ich meine, nein …“, stammelte sie verlegen. „Aber Sie brauchen mich nicht abzuholen. Ich kann Sie im Restaurant treffen.“

„Kommt gar nicht infrage. Meine Mutter wäre entsetzt von so einem Benehmen. Selbstverständlich holt ein Gentleman seine Dame ab.“ Er grinste kurz und nannte dann ihre Adresse. „Stimmt doch, oder?“

Sophie nickte nur.

„Gut. Dann bis halb acht.“

Bevor sie noch etwas sagen konnte, war er schon aus der Tür. Als sie das leise Geräusch hörte, mit dem sich die Fahrstuhltür öffnete und wieder schloss, sprang sie auf. Höchste Zeit, sich auch auf den Weg zu machen, wenn sie ihr Entspannungsprogramm durchziehen und sich in Ruhe anziehen und zurechtmachen wollte.

Eine Dreiviertelstunde später blickte sie skeptisch auf die Unterwäsche, die sie sich rausgesucht hatte. Als sie neulich mit einer Freundin unterwegs gewesen war, hatte sie sich leichtsinnigerweise diese sündhaft teuren Teile gekauft, sozusagen zweimal ein Hauch von Nichts aus lindgrüner Spitze. Sollte sie wirklich …? Aber warum nicht?! Zu wissen, dass sie kostbar gekleidet war, auch wenn Zach es nicht sehen konnte, würde ihr Selbstvertrauen geben, und das brauchte sie dringend.

Nachdem sie lange unter der heißen Dusche gestanden hatte, wobei sie das teure Duschgel – ein Geschenk von Lila – sogar zweimal benutzt hatte, trocknete sie sich sorgfältig ab. Wie der Abend wohl verlaufen würde? Bei dem Gedanken an Zach wurden ihre Brustspitzen hart. Oh, sie begehrte ihn so … Und so unwohl sie sich auch bei dem Gedanken an das Dinner fühlte, eins wusste sie genau: Wenn diese Abendeinladung das Einzige war, was sie von Zach Lassiter erwarten konnte, würde sie das Beste daraus machen. Mit klopfendem Herzen zog sie den winzigen Slip und den Push-up-BH an.

Sie bürstete das Haar kräftig durch, schminkte sich sorgfältig und stieg dann in das hautenge Kleid, das sie sich auch einmal in einem Anfall von luxuriösem Wahn gekauft und noch nie getragen hatte. Vorsichtig zog sie es hoch. Während sie mit dem rechten Fuß nach ihren High Heels angelte, versuchte sie, den rückwärtigen Reißverschluss hochzuziehen. Doch auf halber Strecke klemmte das verdammte Ding und ließ sich weder vor noch zurück bewegen. Was sollte sie jetzt tun? Ein kurzer Blick auf die Uhr, und sie fluchte. Himmel, es war gleich halb acht!

Wie konnte ihr so etwas nur passieren? Ihr, die sie immer darauf achtete, dass nichts Unvorhergesehenes ihr Leben durcheinanderbrachte. Und nun das, ein klemmender Reißverschluss … Allerdings war auch schon in der vergangenen Woche nicht alles so glatt gelaufen, wie sie es gewohnt war. Sie war übernervös gewesen und hatte sehr darauf achten müssen, keine Fehler zu machen. Wieder blickte sie auf die Uhr.

Da läutete es auch schon an der Tür.

3. KAPITEL

Ungeduldig drückte Zach ein zweites Mal auf den Klingelknopf. Wieso machte Sophie nicht auf? Er hatte doch halb acht gesagt, oder nicht? Ein kurzer Blick auf die Armbanduhr verriet ihm, dass es genau halb acht war. Er trat einen Schritt zurück. Durch das Seitenfenster fiel Licht. Und da, bewegte sich da nicht etwas hinter dem Vorhang?

Langsam öffnete sich die Tür, und Sophie steckte den Kopf heraus. „Tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen.“

Wow! Was für Augen sie hatte! Die rauchgrauen Smokey Eyes standen ihr gut. „Das macht doch nichts. Der Tisch ist erst für acht bestellt.“ Zach machte einen Schritt auf sie zu, zögerte dann aber, weil sie ihn nicht hereinbat. „Wollen wir los?“

Sie lächelte verlegen. „Äh … ja … vielleicht in ein bis zwei Minuten. Ich … mein Kleid …“

„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“ Was war mit ihrem Kleid? Machte sie deshalb die Tür nicht weiter auf?

Sophie seufzte leise. „Ich fürchte, das müssen Sie sogar.“

„Gut.“ Warum machte sie dann die Tür nicht weiter auf und ließ ihn ein? Sie stand immer noch da wie angewurzelt. „Können wir das hier vor der Tür in Ordnung bringen?“, fragte Zach schließlich.

„Oh, nein, natürlich nicht. Kommen Sie bitte herein“, flüsterte sie.

Sie wirkte unsicher und verwirrt – eine Haltung, die Zach so gar nicht an ihr kannte. Überrascht hob er die Augenbrauen, und sie verstand den Wink, ließ ihn ein, schloss schnell die Tür und lehnte sich dagegen.

Er schüttelte leicht den Kopf. Was war denn bloß mit ihr los? Sie war nervös wie eine Sechstklässlerin.

„Wegen meines Kleids …“, stieß sie leise hervor und zog verlegen die Unterlippe zwischen die Zähne.

Unwillkürlich starrte Zach ihr auf den Mund. Ihre vollen Lippen glänzten von dem Lipgloss, das sie kräftiger als normalerweise aufgetragen hatte. Ein Rot wie von reifen Äpfeln. Ob ihr Kuss auch so süß war? Zach zwang sich, den Blick zu heben, denn derartige Gedanken hatte er sich strikt verboten. Auf keinen Fall wollte er ihr gutes Arbeitsverhältnis gefährden. Was hatte sie gesagt? Es war irgendwas mit ihrem Kleid. „Was ist denn mit Ihrem Kleid? Sie sehen toll darin aus.“ Wohlgefällig musterte er sie von oben bis unten.

Sie sah an diesem Abend aber auch besonders hübsch aus. Das hellblonde Haar saß locker und duftig und glänzte so seidig, dass er es am liebsten berührt hätte. Er spürte, wie die Erregung heiß in ihm aufstieg. Verdammt. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, sie einzuladen. Er hatte sie doch nur für ihren Einsatz belohnen wollen … und jetzt wollte er etwas ganz anderes … Kopfschüttelnd presste er die Lippen aufeinander und straffte die Schultern. Wäre doch gelacht, wenn er solch alberne Gefühle nicht beherrschen könnte.

Sophie drehte sich um. „Es ist der Reißverschluss. Er klemmt. Vielleicht wegen des Futters? Können Sie mir helfen?“

Helfen … ja, mit Vergnügen, aber anders, als sie es sich vorstellte … Sanft strich er ihr über den nackten Rücken und spürte, wie sie zusammenzuckte. „Entschuldigung“, murmelte er und griff nach dem Reißverschluss.

„Meinen Sie, dass Sie ihn lösen können? Es wäre schrecklich für mich, das Kleid zerreißen zu müssen.“

Genau das würde ich gern tun, schoss es ihm durch den Kopf. Ihren schlanken Körper von dem Kleid befreien, und wenn es gewaltsam sein müsste! Dieser schmale lindgrüne Spitzenstreifen gehörte wohl zu ihrem BH? Er sollte lieber nicht darüber nachdenken, wie verführerisch das Ganze von vorn aussah … „Äh … ja, natürlich“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sekunde, das haben wir gleich.“

Wieder berührte er ihre warme Haut. Diesmal zuckte Sophie nicht zusammen, aber sie überlief eine leichte Gänsehaut, das konnte er eindeutig sehen. „Ich muss das Kleid ein bisschen runterziehen, damit der Reißverschluss freikommt“, warnte er sie. Als sie nickte, tat er genau das. Und tatsächlich lösten sich die Zähnchen aus dem Seidenfutter, und er konnte den Verschluss hochziehen. Eigentlich schade …

„So, alles wieder in Ordnung.“ Zach schob die Hände schnell in die Hosentaschen und trat ein paar Schritte zurück. „Sie sehen fantastisch aus.“

Lächelnd drehte sie sich um und sah ihn an. „Danke“, sagte sie leise.

„Wollen wir dann?“ Er sehnte sich geradezu danach, in einem gut besetzten Restaurant zu sitzen, damit er nicht in Versuchung kam, sie an sich zu ziehen und wie verrückt zu küssen.

„Ja, ich hole nur eben meine Tasche.“

Während sie in ihr, wie er vermutete, Schlafzimmer ging, sah er sich in dem Wohnraum um. Das Apartment war offensichtlich nicht sehr groß, aber es war hell und luftig und wirkte sehr gemütlich. Sophie hatte es sparsam möbliert, zum Teil wohl mit Sachen vom Sperrmüll, die sie hatte aufarbeiten lassen. Er hatte hier mehr das Gefühl von Zuhause als in seinem großen luxuriösen Haus, das von Innenarchitekten eingerichtet worden war. Zwar wohnte er gern dort, aber es fehlte das, was aus einem schönen Haus erst ein Zuhause machte. Da er sich aber nicht oft dort aufhielt, war das im Grunde auch egal.

Das Haus war eine gute Wertanlage, und er würde es ohne Weiteres verkaufen, wenn ihm genug dafür geboten wurde. In dem Punkt war er ganz anders als seine Eltern, die immer an allem hingen, was sie sich schließlich hatten leisten können. Doch auf diese Weise brachte man es nie zu etwas.

„Fertig, Zach. Tut mir leid, dass es länger gedauert hat.“

Sophie hatte sich noch einmal die Lippen nachgezogen und sah ihn lächelnd an. Sie sah hinreißend aus und wirkte selbstsicher und gut gelaunt. Nicht zu vergleichen mit der unsicheren und nervösen Person, die ihm die Tür aufgemacht hatte. Frauen. Er würde sie wohl nie ganz verstehen. Aber das wollte er auch gar nicht. Ihm fehlte außerdem die Zeit, sich ausführlich mit ihnen zu beschäftigen. Dennoch liebte er schöne Frauen …

Er führte sie zu seinem Wagen, einem glänzenden schwarzen Cadillac, und öffnete die Beifahrertür.

„Ist der neu?“, fragte Sophie, während sie sich auf den weichen Ledersitz sinken ließ.

Diese Beine … „Nein, eigentlich nicht. Aber ich benutze ihn nicht sehr oft – nur am Wochenende und bei besonderen Gelegenheiten.“ Er ging um den Wagen herum und glitt hinter das Lenkrad. „Gefällt er Ihnen?“, fragte er, während er den Motor anließ.

„Ja, schon. Aber ich hätte Ihnen ein solches Auto nie zugetraut.“

„So? Warum denn nicht?“

„Wegen Ihres Rufs. Ich habe gedacht, Sie fahren einen europäischen Flitzer.“

„Was habe ich denn für einen Ruf?“ Er warf ihr einen neugierigen Blick zu.

„Besonders risikofreudig zu sein. Ich dachte, Ihr Lieblingsauto sei eine importierte Hochleistungsmaschine.“

Er lachte. „Da sehen Sie mal, wie leicht man sich irren kann. Ich bin Amerikaner durch und durch.“

Auf dem Weg zum Restaurant wechselten sie nur hin und wieder ein Wort, und Zach war froh darüber. Er hasste Frauen, die unentwegt redeten. Als sie die Stufen zum Claire’s hochstiegen, legte er Sophie fürsorglich die Hand auf den Rücken und war selbst erschrocken, was diese Geste in ihm auslöste. Sowie die Wärme ihrer Haut durch den dünnen Stoff hindurch spürbar war, stieg heißes, unkontrollierbares Verlangen in ihm auf, das er nur mit Mühe beherrschen konnte. Er war froh, als der Ober sie zu ihrem Tisch führte und er sich setzen konnte.

Was war nur mit ihm los? Er arbeitete doch jeden Tag mit Sophie zusammen und hatte noch nie so etwas gefühlt, obwohl er sie durchaus attraktiv fand. Aber er war ihr auch noch nie so nahe gekommen, hatte sie nie berührt oder ihr Parfum wahrgenommen, das ihn an warme Sommernächte erinnerte – und heiße nackte Haut.

Hatte er den Freund deshalb immer um seine Assistentin beneidet? Nicht weil sie so tüchtig, sondern weil sie so sexy war? Sicher spielte auch eine Rolle, dass er lange nicht mit einer Frau zusammen gewesen war … Aber Sophie war tabu für ihn, das musste er sich immer wieder vor Augen halten.

Der Ober kam und fragte nach ihren Wünschen.

„Möchten Sie einen Aperitif, Sophie?“

„Nein danke.“

„Ein Glas Wein zum Essen?“

„Das ja, aber nur eins.“

Als der Ober gegangen war, fragte Zach nach: „Mögen Sie keinen Alkohol?“

„So würde ich das nicht sagen. Aber ich hasse es, die Kontrolle zu verlieren.“

„Das kann ich gut verstehen. Das kann manchmal Vorteile haben, hat aber meist eher Nachteile.“

Sie wirkte erleichtert. „Danke für Ihr Verständnis. Die meisten Menschen halten mich für einen Kontrollfreak.“

„Ich erlebe Sie täglich im Büro.“ Er schmunzelte. „Und ich muss sagen, Sie sind ein Kontrollfreak.“

Verlegen griff sie nach der Speisekarte und senkte den Kopf. Ihre Wangen glühten.

Auch er schlug die Speisekarte auf. „Auf was haben Sie denn Appetit? Die Steaks hier sind immer gut.“

„Ich war noch nie bei Claire’s. Sieht alles gut aus.“

„Wie ist es mit einer Vorspeise?“

„Lieber nicht. Ich möchte noch Platz für Nachtisch haben.“

Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. „Sie mögen gern Süßes? Das wusste ich nicht.“

„Das wird nicht das Einzige sein, was Sie nicht von mir wissen. Ich glaube, Sie kennen mich nicht besonders gut“, stieß sie leise hervor.

Darauf hatte er nur gewartet. „Dann wird es Zeit, dass wir uns besser kennenlernen“, sagte er sofort, klappte die Speisekarte zu und legte sie auf den Tisch. „Schließlich arbeiten wir zusammen. Warum sollten wir dann nicht auch Freunde sein?“

Sophie schluckte nervös. Sie kannte diesen entschlossenen Tonfall. Den schlug Zach immer an, wenn er von einer Sache überzeugt war und sich entschieden hatte, sie durchzuziehen. Warum hatte sie sich nur so missverständlich ausgedrückt? Mit jemandem wie Zach könnte sie nie einfach nur so befreundet sein.

Was sie empfand, wenn er sie auch nur kurz berührte, hatte mit freundschaftlichen Gefühlen rein gar nichts zu tun. Ihr war glühend heiß geworden, und sie wäre ihm am liebsten in die Arme gesunken. Freundschaft? Ausgeschlossen.

Aber wie sollte sie es ihm erklären, ohne preiszugeben, was sie wirklich fühlte? Wäre sie bloß nie mit ihm zum Essen gegangen. Sie atmete tief durch und blickte ihn – wie sie glaubte – sachlich an. „Ich weiß nicht … Ich bin ziemlich langweilig.“

„Finden Sie?“ Mit seinen grünen Augen sah er sie so eindringlich an, als könne er auf den Grund ihrer Seele blicken.

Oh Gott, das wird ja immer schlimmer. Wieder senkte sie den Blick und ärgerte sich, dass sie sich auch noch wie eine leichte Beute zurechtgemacht hatte. Zumindest spürte sie die kostbare Unterwäsche nur zu deutlich, und das Seidenfutter schmeichelte ihrer heißen Haut. „Na ja, im Vergleich zu Ihnen schon“, brachte sie schließlich heraus.

Er lachte laut los. „Wie kommen Sie denn auf die Idee? Man hat mir beigebracht, dass Arbeit das Einzige ist, was zählt. Etwas Langweiligeres gibt es wohl nicht.“

Doch das Lachen klang nicht fröhlich, und Sophie sah ihn nachdenklich an. Offenbar hatte er sich dieses Leben nicht selbst ausgesucht und schien etwas zu vermissen. Eigentlich war es ja auch sehr traurig. Ein Mann wie er von Anfang dreißig, der in der Blüte seines Lebens stand, kannte nichts anderes als Arbeit?

Anscheinend zeigte sich so etwas wie Mitgefühl auf ihrem Gesicht, denn er wurde ernst und griff nach ihrer Hand. „Machen Sie sich keine Sorgen um mich“, sagte er leise.

Nein, Sorgen machte sie sich eigentlich auch nicht, zumindest nicht in diesem Augenblick. Denn als er sacht mit dem Daumen über ihre Handfläche strich, fühlte sie, wie ihre Glieder weich wie Gummi wurden. Schnell entzog sie ihm die Hand. „Wie kommen Sie darauf, dass ich mir Sorgen mache?“

„Sie haben ein sehr ausdrucksvolles Gesicht“, antwortete er lächelnd. „Man sieht, was in Ihnen vorgeht.“

Hoffentlich nicht! Auf keinen Fall durfte er merken, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Dabei war jemand wie Zach Lassiter wirklich einige Nummern zu groß für sie. Aber Träume kosteten doch nichts, oder?

„Ich habe wenig Grund, mir Sorgen zu machen.“ Sie klappte die Speisekarte zu und legte sie vor sich hin. Sie konnte sich sowieso nicht auf die verschiedenen Gerichte konzentrieren. Sicher schmeckte alles gut, was man hier bestellte.

„Aber die Sache mit Alex beunruhigt Sie, oder? Ich sehe es Ihnen an, jeden Morgen, wenn Sie ins Büro kommen und er nicht da ist.“

„Das stimmt. Aber geht es Ihnen nicht genauso? Schließlich ist er Ihr Freund und Kollege. Sie machen sich doch auch Gedanken und fragen sich, wo er sein könnte und ob ihm etwas passiert ist.“

„Allerdings. Es ist so frustrierend, dass ich ihm nicht helfen kann. Ich kann nur darauf achten, dass seine Geschäfte hier weiterlaufen, sodass er sich darum keine Sorgen zu machen braucht, wenn er wiederkommt.“

„Kommen Sie deshalb morgens schon immer so früh und verlassen das Büro abends so spät?“

Er zog kurz die Augenbrauen zusammen und warf Sophie einen misstrauischen Blick zu. Dann glättete sich seine Stirn wieder. „Ja, momentan ist eine Menge los.“

„Kann ich Ihnen nicht noch was abnehmen?“

„Kommt nicht infrage. Sie sind sowieso diejenige, die das Büro am Laufen hält. Aber lassen Sie uns lieber über etwas anderes reden. Ich habe Sie heute eingeladen, um Ihnen für das zu danken, was Sie bereits alles tun, nicht aber, um Ihnen noch mehr Arbeit aufzuhalsen.“

Er warf ihr sein Killerlächeln zu, aber Sophie hatte den Verdacht, dass das ein Ablenkungsmanöver war. Sie hatte sich schon oft gefragt, weshalb er sich so lange im Büro aufhielt. Übermäßige Arbeitsbelastung konnte es nicht sein. Denn er hatte recht, sie achtete darauf, dass alles glatt weiterlief. Und sie kannte den Stand der Dinge genau. Falls Zach nicht plötzlich weniger belastbar war, müsste er seine eigenen Angelegenheiten und das, was er für Alex zu tun hatte, spielend während der normalen Arbeitszeit schaffen.

Womit beschäftigte er sich? Und – viel wichtiger – was hatte er vor?

4. KAPITEL

Sophie griff nach ihrem Wasserglas und trank einen Schluck. Die kühle Flüssigkeit tat ihr gut. Währenddessen arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren. Dass Zach nicht noch mehr an sie abgegeben hatte, obwohl er doch offensichtlich in Arbeit ertrank, war äußerst verdächtig. Warum war ihr das nur bisher nicht aufgefallen?

Zach beschäftigte sich mit etwas, das sie nicht wissen sollte. So musste es sein. Aber um was genau handelte es sich dabei? Und warum verheimlichte er es ihr? Hatte er irgendetwas mit Alex’ Verschwinden zu tun? Verwischte er absichtlich die Spuren? Von diesen Gedanken konnte sie sich einfach nicht frei machen, obwohl sie sich wünschte, Zach habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.

Es musste doch eine Möglichkeit geben, den Dingen auf den Grund zu gehen.

„Ich bin sehr beeindruckt, Sophie“, fing Zach wieder an, „wie sehr Sie sich einsetzen. Und ich weiß, dass auch Sie oft Überstunden machen. Hat Ihr Freund nichts dagegen?“

„Ich habe keinen Freund.“ Und wieder ärgerte sie sich, dass sie so leicht rot wurde. Es gab nur einen Mann, für den sie sich interessierte, und der saß ihr gegenüber. Wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihm genau das sagte? Unwillkürlich musste sie lächeln. Wahrscheinlich wäre der Abend dann ganz schnell zu Ende. Zach würde schon eine Entschuldigung einfallen, weshalb er fluchtartig das Restaurant verlassen musste.

„Das wundert mich aber. Sie sind doch eine ausgesprochen hübsche Frau.“ Dabei fixierte er sie so aufmerksam wie eine hungrige Katze die Maus.

„Danke.“

„Was tun Sie denn dann in Ihrer freien Zeit? Ich meine, so ohne Freund?“

„Ich lese viel, am liebsten Liebesromane und Krimis. Und Hausarbeit fällt natürlich auch an. Außerdem treffe ich mich mit Freundinnen. Das Übliche eben.“

„Sind Sie hier in der Gegend aufgewachsen?“

Sophie nickte. „Ja. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Ich mag keine großen Städte. Mir gefällt das Leben in Royal.“

„Ja, es ist beschaulich. Man hat hier einen ganz anderen Lebensrhythmus als in der Stadt.“

„Und wie ist es mit Ihnen?“ Jetzt war er mal dran. „Haben Sie eine Freundin?“

Kurz schloss er die Augen, ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Nein. Ich habe keine Zeit für eine Freundin. In meinem Leben ist einfach zu viel los.“

Und was, bitte? hätte sie ihn am liebsten gefragt. Aber in diesem Moment kam der Ober, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Sophie entschied sich für Lammkeule in Rotwein und war nicht überrascht, dass Zach sich ein Filetsteak bestellte, natürlich nur halb durchgebraten. Er sah auch aus wie ein Mann, der es gern ein bisschen blutig hatte …

„Lamm?“, fragte Zach überrascht, als der Ober gegangen war. „Hier, im besten Steakhaus von Texas, bestellen Sie Lamm?“

Sie zuckte kurz mit den Schultern. „Warum nicht? Darauf habe ich Appetit. Immerhin habe ich mir ein Glas lokalen Wein bestellt und kein importiertes Bier wie Sie. Ich dachte, Sie sind überzeugter Amerikaner?“

Er grinste. „Touché.“ Doch dann griff er begeistert nach dem Glas, das der Ober vor ihn gestellt hatte, und nahm einen tiefen Zug. „Das war gut.“ Strahlend setzte er das Glas ab.

Fasziniert hatte Sophie ihn beim Trinken beobachtet. Wenn er sie doch auch mal so anstrahlen würde …!

„Einfach lecker so ein Bier nach einem harten Arbeitstag.“ Wieder nahm er einen Schluck.

„Ja, das sind die kleinen Freuden des Alltags.“

Er warf ihr einen scharfen Blick zu. Machte sie sich über ihn lustig? Doch dann lächelte er. „Ja. Wenn man es recht bedenkt, sind es die kleinen Dinge, die im Leben wichtig sind. Finden Sie nicht auch?“

„Absolut. Heim und Familie, das ist für mich das Wichtigste. Eines Tages werde ich hoffentlich beides haben.“

„Ihr Apartment ist übrigens sehr gemütlich – ein richtiges Zuhause.“

„Danke. Aber leider ist die Wohnung nur gemietet. Ich hoffe, eines Tages die Anzahlung für was Eigenes zusammenzuhaben. Muss nicht groß sein, aber ein kleiner Garten wäre schön. Etwas, das dann wirklich mir gehört.“

Machte sie sich deshalb so große Sorgen um Alex Santiago? Zach sah Sophie prüfend an. Hatte sie Angst, dass sie ihren Job verlor, wenn er nicht zurückkam? Weil sie befürchtete, dass Zach eines Tages seine Sachen zusammenpacken und dahin zurückgehen würde, woher er gekommen war? Sie verdiente jetzt sehr gut. Stellen mit ihrem Gehalt waren in Royal sicher rar. Und wenn sie weniger verdiente, würde sie bestimmt die Hypotheken ihres ersehnten Eigenheims nicht mehr bezahlen können. Und könnte sich den Privatdetektiv nicht mehr leisten, der ihrer Schwester auf der Spur war.

„Und das ist wichtig für Sie? Warum?“

„Wahrscheinlich wegen der Sicherheit. Ich möchte keinesfalls von jemandem abhängig sein. Vor allem nicht finanziell.“

„Haben Sie in dem Punkt schon mal schlechte Erfahrungen gemacht?“

Sophie zuckte nur kurz mit den Schultern. „Wer hat das nicht?“

„Möchten Sie darüber sprechen?“

Sie zögerte. Bisher hatte sie niemandem davon erzählt. Aber Zach schien ehrlich daran interessiert zu sein. „Es ist nichts Besonderes. Ich war noch ein Baby, als mein Vater starb. Meine Mutter hat dann wieder geheiratet. Die beiden bekamen eine Tochter. Ein paar Jahre lang ging alles gut. Ich hing sehr an meinem Stiefvater und meiner Halbschwester. Doch dann starb er bei einem Arbeitsunfall, und wir standen mittellos da. Wir mussten aus unserem Haus ausziehen, und Mom suchte sich Arbeit. Aber sie verdiente zu wenig, um beide Kinder durchzubringen, und so zog meine Halbschwester zu ihrer Tante. Es war dennoch eine harte Zeit für uns, obwohl ich versuchte, Mom so viel wie möglich abzunehmen. Sie hatte oft zwei Jobs, und wir zogen häufig um, was ich schrecklich fand. Erst als ich mit dem College fertig war, entspannte sich die Situation etwas. Meine Mutter heiratete wieder, und so zog ich aus.“

„Mussten Sie ausziehen?“

„Nein, sie haben keinen Druck auf mich ausgeübt. Aber ich war alt genug, um allein zu leben. Und ich wusste, dass Jim gut für sie sorgen würde.“

Nachdenklich betrachtete Zach sein Gegenüber. Sophie hatte ihm in der letzten Stunde mehr Privates erzählt als in all der Zeit, die sie nun schon zusammen arbeiteten. Dennoch hatte er das Gefühl, dass das längst nicht alles war. Aber ihm war klar geworden, warum sie eine so ausgezeichnete Assistentin war. Sie war daran gewöhnt, sich zu kümmern und Dinge zu regeln und dabei ruhig und gelassen zu bleiben, da sie schon sehr früh hatte Verantwortung übernehmen müssen.

Er selbst war total anders aufgewachsen. Zumindest solange sein Vater noch seinen gut bezahlten Job gehabt hatte. Aber auch als er weniger verdiente, hatte er darauf bestanden, Zachs Collegekosten zu bezahlen. Aus diesem Grund hatte Zach sich so in die Arbeit gestürzt. Er wollte nie Geldsorgen haben. Außerdem war es ihm wichtig, seine Eltern für all die Opfer zu entschädigen, die sie gebracht hatten, damit der Sohn es einmal besser haben würde als sie.

„Und was ist mit Ihrer Schwester? Das war doch die auf dem Foto, das Sie mir am Montag gezeigt haben?“

Sophie nickte nur und sah ihn so traurig an, dass er sie am liebsten in die Arme genommen hätte.

„Sie sagten, Sie hätten keinen Kontakt zu ihr. Warum denn nicht?“

„Die Tante hat meine Schwester ziemlich bald adoptiert. Und sie meinte, es sei besser für Suzie, wenn sie uns nicht mehr wiedersehen würde. Es würde sie nur traurig machen.“

„Und Ihre Mutter hat dem zugestimmt?“ Zach konnte es nicht glauben.

„Sie musste.“ Sophie richtete sich auf und sah ihn angriffslustig an wie eine Löwin, die ihr Junges verteidigt. „Es hat ihr fast das Herz gebrochen! Sie haben ja keine Ahnung, wie schwer es für sie war!“

„Das glaube ich Ihnen!“ Abwehrend hob Zach die Hände. „Entschuldigen Sie, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe.“ Dennoch konnte er nicht verstehen, wie Sophies Mutter ihr Kind hatte aufgeben können. Als sein Sohn Blake nach Annas Autounfall schwer verletzt war, hatte Zach alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen Sohn am Leben zu erhalten, auch als die Ärzte ihm sagten, dass es kaum Hoffnung gab. Er hatte sich mit den berühmtesten Gehirnspezialisten in Verbindung gesetzt, hatte argumentiert und gekämpft. Doch Blakes Hirnverletzungen waren zu groß gewesen, sodass er ihn schließlich doch loslassen musste. Aber freiwillig sein Kind aufzugeben? Das wäre für ihn undenkbar.

„Meine Mutter konnte nicht zwei Jobs machen und gleichzeitig für zwei Kinder da sein. Ich ging schon zur Schule, und Mom konnte sich den Kindergarten für Suzie nicht leisten. Außerdem war Suzie ein schwieriges Kind, das viel Aufmerksamkeit brauchte. Natürlich hätte Mom Suzie gern behalten, aber sie wusste, dass die Kleine bei der Tante besser aufgehoben war. Die Tante war verwitwet, hatte Geld und war kinderlos. Sie hatte sich immer nach Kindern gesehnt und würde gut für Suzie sorgen, das war Mom klar. Sehr viel besser, als sie es selbst konnte.“

Zach nickte gedankenverloren. Er hatte den Eindruck, dass Sophie unter Schuldgefühlen litt. Weil sie nicht für die kleine Schwester hatte sorgen können, sodass die Mutter Suzie weggeben musste? Weil sie nichts dagegen tun konnte, dass die Familie auseinanderfiel? Wie quälend musste es sein, mit dieser Last zu leben! Wieder griff er nach ihrer Hand und streichelte sie sanft.

„Entschuldigen Sie, Sophie. Ich weiß, dass ich die Situation nicht beurteilen kann. Es muss sehr hart für Sie alle gewesen sein.“

Sie senkte den Kopf, als versuche sie, sich zu sammeln. Dann entzog sie ihm langsam die Hand und sah ihn ernst an. „Ja, das war es. Aber das ist jetzt vorbei.“

Doch das war gelogen, das sah er ihr an. Sie litt noch immer unter der Vergangenheit, auch wenn sie der Welt ein gelassenes Gesicht zeigte. Wie gern würde er ihr helfen, die Gespenster von früher zu verjagen, würde sie unterstützen in allem, was ihr das Leben leichter machte! Aber dann dachte er daran, dass er genau das mit Anna versucht hatte – ohne Erfolg. Im Gegenteil, sie war noch abhängiger von ihm geworden und noch unsicherer.

Deshalb war er froh, als der Ober mit dem Essen kam und Sophie dadurch abgelenkt wurde. Zach wandte sich harmloseren Themen zu. Er brachte Sophie sogar ein paarmal zum Lachen, indem er einige Mitglieder des Texas Cattleman’s Club, des TCC, liebevoll karikierte. Und als sie das Essen mit einem Espresso abschlossen, hatte er den Eindruck, die dunklen Schatten vertrieben zu haben. Wenigstens für diesen Abend.

Gern wäre er noch länger mit Sophie zusammengeblieben. Es machte Spaß, sich mit ihr zu unterhalten, sofern man das Thema Familie mied. Sie war witzig und schlagfertig und konnte ebenso gut reden wie zuhören. Er hatte sogar den Eindruck, dass sie nicht nur seinen Worten folgte, sondern aufmerksam alles registrierte, was um sie herum vorging. Ganz sicher kam diese Fähigkeit ihr auch bei der Arbeit zugute, denn meist ahnte sie voraus, was als Nächstes zu tun war.

Aber nicht nur das bewunderte er an ihr. Sie war eine Schönheit. Seltsam, dass er das vorher nicht bemerkt hatte. Wenn sie lachte, funkelten ihre Augen, und wenn sie sich vorbeugte, konnte er den Blick nicht von dem Ansatz ihrer Brüste wenden, die in dem tiefen V-Ausschnitt gut sichtbar waren. Und ihr Mund … Diese vollen roten Lippen … Er brauchte nur daran zu denken, sie zu küssen, mit der Zunge die zarte Haut zu liebkosen … und schon war er erregt.

Entschlossen setzte er die Espressotasse ab und winkte den Ober heran. Nachdem er gezahlt hatte, ergriff er Sophie beim Arm und zog sie mit nach draußen. Dass sie ihn verblüfft ansah, überging er. Er musste unbedingt an die frische Luft. Und Sophie nach Hause bringen, bevor er etwas sagte oder tat, was er später bereuen würde. Bevor er die unsichtbare Linie überschritt, die er für sich gezogen hatte, um ihr Arbeitsverhältnis nicht zu gefährden.

Auf dem kurzen Weg zu Sophies Apartment machten sie Small Talk, sprachen über das Restaurant und dessen ausgezeichnete Küche. Zach brachte Sophie dann zur Eingangstür des Apartmenthauses.

Sie holte die Schlüssel aus ihrer Handtasche und sah ihn lächelnd an. „Vielen Dank für das ausgezeichnete Dinner“, sagte sie und machte einen Schritt auf ihn zu, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Doch instinktiv drehte er den Kopf so, dass ihre Lippen nicht die Wange, sondern seinen Mund trafen. Sofort legte er ihr den Arm um die Taille und küsste sie.

Sophie stöhnte leise auf. Ob aus Lust oder weil ihr seine stürmische Art missfiel, war Zach in diesem Moment vollkommen egal. Denn ihre Lippen waren so weich und so verführerisch, wie er sie sich vorgestellt hatte. Sein Herz schlug wie verrückt, sein Puls raste, und das bisher unterdrückte Verlangen ließ sich nicht mehr zurückdrängen.

Er sehnte sich nach Sophie Beldon, er begehrte sie vom hell glänzenden Haarschopf bis zu den zierlichen Füßen. Und natürlich alles zwischendrin, das ganz besonders. Er drängte sich ihr entgegen, und als sie nicht zurückwich, wurde er fast wahnsinnig vor Begierde.

Und dann war alles vorbei. Sophie war einen Schritt zurückgetreten und sah ihn aus ihren whiskeyfarbenen Augen verträumt an, die Lippen noch feucht von dem leidenschaftlichen und viel zu kurzen Kuss.

„Tu das nicht“, stieß Zach zwischen den Zähnen hervor.

„Was soll ich nicht tun?“

„Dich zurückziehen. Uns voneinander trennen …“

„Uns? Es gibt kein uns, oder?“ Ihre Stimme zitterte leicht.

Doch … Wie sehr sehnte er sich danach, sie wieder in die Arme zu ziehen und zu küssen, bis sie alles vergaßen, was sie trennte! Doch das war nicht gut, gar nicht gut, und sie würden es bereuen. Denn ihre gemeinsame Arbeit war wichtiger, vor allem auch für Alex, der alles geordnet vorfinden sollte, wenn er zurückkam. Und das erforderte volle Konzentration. Außerdem war da auch noch Anna. Und der Gedanke an sie und ihre Probleme wirkte wie eine eiskalte Dusche.

„Nein“, erklärte er knapp und sah Sophie dabei nicht an. „Bis Montag.“ Schnell wandte er sich ab.

„Bis Montag“, flüsterte sie.

Er blieb neben dem Wagen stehen, bis sie im Haus verschwunden war, beobachtete, wie sie das Licht anmachte und die Vorhänge zuzog. Und selbst dann musste er sich zwingen, einzusteigen und loszufahren.

„Ich Idiot“, stieß er leise zwischen den Zähnen hervor. Er hätte es nie dazu kommen lassen sollen und hatte damit gegen alle Regeln verstoßen, die er selbst aufgestellt hatte. Und dennoch fühlte er sich mit Sophie wie durch ein unsichtbares Band verknüpft. Und je weiter er sich von ihr entfernte, desto stärker wurde es.

5. KAPITEL

„Was? Du hast ihn geküsst?“