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WIE SEXY DU BIST von BANKS, LEANNE Vom Waisenjungen zum Millionär! Mit seiner Internet-Firma hat Michael den amerikanischen Traum wahr gemacht. Für Gefühle war keine Zeit - bis zu der aufregenden Nacht mit seiner Sekretärin, der sinnlichen Kate. Aber die Liebe ist für den Topmanager ein viel zu riskantes Geschäft … HEIßE KÜSSE IN AMARILLO von DENOSKY, KATHIE Auf Coopers baufälliger Ranch ist Faith unsagbar glücklich! Noch nie hat sie einen so nachsichtigen Boss gehabt - und wenn der starke und doch zärtliche Cowboy sie leidenschaftlich küsst, könnte sie glatt vergessen, dass sie Cooper nie das schenken kann, was er am meisten begehrt … DER KUSS DES MILLIONÄRS von GARBERA, KATHERINE Ein geschäftlicher Deal macht Isabella zu Jeremy Harpers Geliebten. Was der reiche Unternehmer nicht ahnt: sie hat schon immer für ihren Mentor geschwärmt. Doch als sie nach einer leidenschaftlichen Romanze auf einen Heiratsantrag hofft, wird Bella bitter enttäuscht!
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Seitenzahl: 590
Leanne Banks, Kathie DeNosky, Katherine Garbera
BACCARA HERZENSBRECHER BAND 4
IMPRESSUM
BACCARA HERZENSBRECHER erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Neuauflagein der Reihe BACCARA HERZENSBRECHERBand 4 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2000 by Leanne Banks Originaltitel: „Expecting the Boss’s Baby“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christian Trautmann Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 2014
© 2002 by Kathie DeNosky Originaltitel: „Cowboy Boss“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Nikola Kind Deutsche Erstausgabe 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1249
© 2007 by Katherine Garbera Originaltitel: „Six-Month Mistress“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Eleni Nikolina Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1496
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733725549
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Ging man nach der Rede des Schulleiters beim heutigen Ehemaligentreffen, dann waren sie die Erfolgsgeschichte des Granger-Heimes für Jungen schlechthin – Multimillionäre und Vorbilder für alle Heranwachsenden. Die Bemerkung über ihre Vorbildfunktion war Michael Hawkins unter die Haut gegangen. Sie – das waren Dylan Barrow, Justin Langdon und er selbst, Michael Hawkins. Die drei Männer, die ebenso durch ihre gemeinsame Vergangenheit im Heim miteinander verbunden waren wie durch ihren Reichtum, stießen in O’Malley’s Bar trübsinnig auf ihren Erfolg an.
„Herzlichen Glückwunsch, Dylan“, sagte Justin, ein Börsengenie, und hob sein Bierglas. „Ich wette, du warst überrascht, herauszufinden, dass dein Vater Archibald Remington war, Vorstandsvorsitzender eines der größten Pharmakonzerne der Welt.“
Dylan nickte, und seine dunklen Augen funkelten vor Zynismus. Michael fand, dass von ihnen dreien Dylan das Image des reichen Mannes am selbstverständlichsten ausstrahlte. Wenn man nicht zu genau hinschaute, erweckte Dylan den Eindruck von Kultiviertheit, Weltgewandtheit und Zufriedenheit. Er verbarg seine Ungeschliffenheit sehr gut, doch Michael erkannte sie unter der Oberfläche. Das war leicht für ihn, da er die gleiche Ungeschliffenheit besaß.
„Mein Vater war ein sehr reicher, äußerst erfolgreicher Feigling“, sagte Dylan und leerte seinen Scotch. „Er erkannte seine Vaterschaft erst kurz vor seinem Tod an. Er hinterließ mir viel Geld, einen Sitz im Vorstand eines Unternehmens, das mich nicht will, und Geschwister, die entsetzt sind von dem Skandal, den ich darstelle. Alles hat seinen Preis.“
Michael konnte Dylan seine Einstellung nicht verübeln. Er konnte sich an keinen Jungen im Granger-Heim erinnern, der sich nicht nach einem Vater gesehnt hatte. Das war eine weitere Gemeinsamkeit, die sie drei verband. Keiner von ihnen hatte einen Vater gehabt. Er verscheuchte diesen deprimierenden Gedanken. „Wie hast du gefeiert, als du es geschafft hast?“, fragte er Justin.
Justin sah ihn mit ausdrucksloser Miene an. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich gefeiert habe. Jahrelang knauserte ich, um mit Aktien handeln zu können, und ich wohnte nicht gerade in der besten Gegend der Stadt. Bei meiner ersten Million tat ich gar nichts. Bei der zweiten zog ich in eine Gegend, in der die Fenster nicht vergittert waren. Was ist mit dir? Wie hast du gefeiert, als deine Internet-Firma an die Börse ging?“
Laut Aussage der Presse und der Rede des Schulleiters war Michael ein Computergenie, das ein Internet-Unternehmen gegründet hatte. Als sein Unternehmen an die Börse ging, wurde er reich. Glaubte man der Presse, war das über Nacht geschehen, aber Michael hatte dafür Jahre seines Lebens rund um die Uhr gearbeitet.
„Ich schlief zum ersten Mal seit drei Jahren acht Stunden am Stück.“
Dylan schüttelte den Kopf und drehte sein Glas. „Ich dachte, Geld würde alle Probleme lösen.“
„Es löst viele Probleme“, meinte Justin. „Aber bestimmt nicht alle.“
„Aber da muss es doch noch mehr geben“, erklärte Dylan. „Fühltest du dich nicht wie ein Schwindler, als der Schulleiter ständig davon redete, was für leuchtende Beispiele für überragenden Erfolg wir seien?“
Michael empfand die gleiche Leere und Unzufriedenheit. Das Geld hatte ihm eine Bekanntheit verschafft, die er nicht wollte, Steuerbescheide und das Gefühl, dass er niemals finden würde, was er suchte. Was immer das sein mochte. „Wir können es ebenso gut wegwerfen.“
Justin verschluckte sich an seinem Bier. „Das ist aber ein bisschen voreilig.“
Dylan neigte nachdenklich den Kopf. „Das ist gar keine so schlechte Idee. In Vegas oder Atlantic City?“
Justin sah Michael und Dylan an. „Was habt ihr zwei eigentlich getrunken?“
„Michael hat recht“, erklärte Dylan. „Es kommt eine Zeit, da macht es keinen Spaß mehr, immer mehr Geld zu scheffeln. Das Beste, was ich bis jetzt für mein Geld erhalten habe, sind ein Haus und Pflege für meine Mutter. Keiner von uns drei Freunden ist verheiratet und hat eine eigene Familie.“
„Die Ehe ist das große schwarze Loch, das sämtliches Geld schluckt“, verkündete Justin düster.
Michael hatte die gleiche Abneigung gegen die Ehe, allerdings aus anderen Gründen. Er hatte sich den Spitznamen „Tin Man“ – Mann ohne Herz – ehrlich erworben. Ihm kam eine Idee. „Statt unser Geld in Las Vegas zu verpulvern, könnten wir die Wohltäter sein, die wir uns immer gewünscht haben, als wir uns nur knapp über Wasser hielten.“
Dylans Mundwinkel hoben sich zu dem trägen Grinsen eines Spielers. „Wenn wir mit unserem Geld einen gemeinsamen Fonds gründen, können wir ein paar große Dinge bewirken.“
„Moment mal“, wandte Justin alarmiert ein. „Ein gemeinsamer Fonds? Mit unserem Geld?“
„He, du Geizkragen!“, zog Dylan ihn auf.
„Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich Bohnen aus der Dose essen musste.“
„Es wäre steuerlich doch absetzbar“, gab Michael zu bedenken.
Justins Brauen hoben sich. „Absetzbar“, wiederholte er und schien sich offenbar schon mehr für die Idee zu erwärmen. „Die Kapitalertragssteuern fressen meine Profite wie ein Killerhai.“
„Wir könnten so eine Art Club gründen“, schlug Michael vor. „Einen Club der Millionäre.“
„Eine steuerlich absetzbare Stiftung. Und geheim sollte sie sein“, präzisierte Justin.
„Machen wir es“, sagte Michael. Seit er sein Unternehmen gegründet und seine Sekretärin Kate Adams eingestellt hatte, war ihm nichts mehr so sinnvoll vorgekommen. Sie war einer der wenigen Menschen, denen er vertrauen konnte, und wenn er ein anderer Mann wäre, einer mit Herz, wäre ihre Beziehung vielleicht nicht bloß beruflicher Natur. Für eine Nacht war sie mehr gewesen, aber zum Glück war Michael am nächsten Morgen zur Vernunft gekommen und hatte ihre berufliche Beziehung retten können.
„Ich bin dabei“, erklärte Dylan und nickte dem Barkeeper zu. „Eine Runde Scotch.“
Ein langes Schweigen folgte, während Michael und Dylan erwartungsvoll zu Justin sahen.
„Okay, okay“, lenkte Justin ein. „Aber wenn ich hinterher wieder Bohnen aus der Dose essen muss, seid ihr zwei dran.“
„Prost!“ Michael hob sein Glas, und eine eigenartige Vorfreude durchströmte ihn. „Auf unseren Club.“
Kate Adams starrte den Mann an, in den sie sich vor drei Jahren heftig verliebt hatte, und Nervosität breitete sich in ihr aus. Sie hatte sich nicht auf den ersten Blick in Michael Hawkins verliebt. Obwohl sie sich sofort zu ihm hingezogen fühlte, hatte sich die Verliebtheit erst ganz allmählich eingestellt. Es ist keine Liebe, versicherte sie sich, aber es ist ein sehr starkes Gefühl.
Der Ledersessel neben seinem riesigen glänzenden Schreibtisch aus Walnussholz war wie üblich leer. Stattdessen lehnte Michael an einem Stehpult, was seinem Bedürfnis nach Bewegungsfreiheit entgegenkam. Er war nicht der Typ zum Sitzen. Seine leuchtenden braunen Augen straften sein distanziertes Verhalten Lügen. Seine scharfe Intelligenz und unbeirrbare Hartnäckigkeit forderten Kates Kreativität auf eine nie da gewesene Weise heraus. Adam und Kate hatten eng zusammengearbeitet, und nach einer Weile fing sie an, sich nach seinen mit tiefer Stimme ausgesprochenen Lobesworten und den sanften, flüchtigen, anerkennenden Berührungen zu sehnen. Hin und wieder fühlte sie seinen Blick auf sich ruhen, und eine eigenartige Spannung entstand. Doch jedes Mal hatte er das Knistern zwischen ihnen ignoriert und geschickt dafür gesorgt, dass es sich rasch wieder verflüchtigte, während Kate darauf gewartet hatte, dass er von seiner Arbeit aufsah und endlich erkannte, dass sie die richtige Frau für ihn war.
Vor zwei Monaten, in jener schicksalhaften Nacht, hatte sie geglaubt, es sei so weit.
Bei der Erinnerung daran errötete Kate. Es kam ihr vor, als sei es erst gestern gewesen. Aufgrund von zu wenig Schlaf wegen eines Projektes waren sie in ausgelassener Stimmung gewesen. Als Michael die Nachricht von einem neuen Vertrag mit einer großen Firma an der Westküste erhielt, hatte er eine vergessene Flasche Champagner aus dem Kühlschrank in seinem Büro geholt und darauf bestanden, dass sie gemeinsam feierten.
Er hatte die Flasche geöffnet und Kate aus Versehen mit Champagner bespritzt. Sie kreischte, er entschuldigte sich, und dann lachten sie beide über ihre feuchte Bluse. Da keine Gläser vorhanden waren, tranken sie aus Bechern. Aus einem Becher wurden zwei, und Kate vermochte nicht zu sagen, wovon sie mehr berauscht war – vom Champagner oder von Michaels sinnlichen Blicken.
Er hatte seinen Becher an ihre Lippen gehalten und noch mehr Champagner verkleckert.
„Bald ist mehr davon auf meiner Kleidung, als ich getrunken habe“, hatte sie lachend gesagt und an ihrer Bluse gezupft. Sie sah ihn an, und der Ausdruck in seinen Augen raubte ihr den Atem. Ihr Lachen erstarb, und eine Mischung aus Angst und Hochgefühl stieg in ihr auf. Sie hatte sich so lange danach gesehnt, dass Michael sie auf diese Weise ansah.
Er richtete seinen Blick auf ihren Mund. „Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie der Champagner wohl von deinen Lippen schmeckt.“
Noch immer unfähig zu atmen, befeuchtete sie die trockenen Lippen mit der Zunge. Sie kam sich vor, als stünde sie an einem Abgrund und als würde das, was sie im nächsten Moment tat, darüber entscheiden, ob sie hinunterstürzte. Ihr Herz pochte so laut, dass er es bestimmt hören musste.
„Du könntest es herausfinden“, erwiderte sie so leise, dass es beinah ein Flüstern war.
Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, neigte er den Kopf und küsste sie. Sein Kuss war glutvoll genug, um sie völlig aus der Fassung zu bringen. Aus einem Kuss wurden zwei, und nach dem dritten hörte Kate auf zu zählen. Michael streifte ihr die feuchte Bluse von den Schultern, und seine Berührungen erregten sie. Seine Hände verführten und forderten. Es gab keine Stelle ihres Körpers, die unberührt blieb. Es wurde eine Nacht stürmischer Leidenschaft. Tief in ihr keimte die Hoffnung, dass Michael sie nicht nur als Sekretärin wollte.
Am nächsten Morgen zerplatzte ihr Traum jedoch. Michael entschuldigte sich überschwänglich dafür, die Grenzen ihrer beruflichen Beziehung überschritten zu haben. Er war so verstört, dass Kate ihn dafür einfach nicht hassen konnte.
Selbst in diesem Augenblick hegte sie die vage Hoffnung, dass er aufschauen und erkennen würde, dass er sie begehrte. Die Zeit ist gekommen, dass ich es ihm klarmache, dachte sie und wurde prompt wieder nervös. Sie atmete tief durch. Es war an der Zeit, es ihm rundheraus zu sagen. Sieg oder Niederlage, sie konnte es sich nicht leisten, noch länger zu warten.
Entschlossen ging sie zu ihm.
Michael, der ein Papier in der Hand hielt, sah auf. „Würdest du bitte ein paar Recherchen über dieses Heim für minderjährige Mütter anstellen?“
Kates Herz schien auszusetzen. Wusste er es? Sie wollte etwas sagen, brachte jedoch keinen Laut heraus.
„Du musst es allerdings diskret machen“, sagte er mit jener leisen Stimme, die sie an ihre gemeinsame Nacht erinnerte, in der er ihr mit seinem Körper und mit Worten gezeigt hatte, wie sehr er sie begehrte. „Es ist ein Gefallen für einen Freund.“
„Ein Gefallen für einen Freund?“, wiederholte sie wie ein Papagei und merkte selbst, wie angespannt sie klang.
Michael zuckte unbehaglich mit den breiten Schultern. „Ja, es hat etwas mit einer Wohltätigkeitssache zu tun.“
Sie nahm das Papier entgegen. „Ich werde es versuchen, aber vielleicht gehe ich.“
„Du gehst?“ Michael schaute auf seine Uhr. Dann musterte er Kate. „Es ist erst zehn. Bist du krank?“
„In gewisser Hinsicht“, murmelte sie und merkte, wie ihr Mut sie verließ. Sie straffte die Schultern und hob das Kinn. Sie durfte jetzt nicht aufgeben. „Ich kann nicht wieder zurück“, platzte sie heraus.
„Wohin zurück?“
Seine ratlose Miene frustrierte sie noch mehr. „Dorthin, wo wir waren, bevor wir die Nacht miteinander verbracht haben.“
Jetzt schien er zu begreifen. Er atmete schwer aus und sah sie an. „Ich habe dir doch gesagt, dass es mir leidtut. Unser berufliches Verhältnis zu zerstören ist das Letzte, was ich will. Du bist die beste Sekretärin, die ich je hatte. Und die einzige, mit der ich vernünftig zusammenarbeiten kann.“ Er spielte auf die Tatsache an, dass er sieben Sekretärinnen gehabt hatte, bevor sie den Job erhalten hatte.
Wenn sie nicht in ihn verliebt gewesen wäre, hätten seine Worte sie vielleicht getröstet. Aber so bewirkten sie eher das Gegenteil. „Ich kann nicht mehr zurück. Ich empfinde etwas für dich“, gestand sie stockend. Als er sich abwandte, sank ihr der Mut.
Entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen, fuhr sie mit leicht zittriger Stimme fort: „Meine Gefühle für dich werden nicht einfach wieder verschwinden. Du bedeutest mir nicht nur etwas als Chef, sondern auch als Mann.“
„Nicht doch“, bat er und sah sie aufgewühlt an. „Ich bin nicht der Richtige für dich. Ich glaube nicht an die romantische Liebe. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt an irgendeine Form der Liebe glaube. Gefühle kommen und gehen. Man kann sich nicht auf sie verlassen. Die Chancen, in Las Vegas zu gewinnen, sind zuverlässiger als so etwas Launenhaftes wie menschliche Gefühle. Ich bin nicht für Beziehungen geschaffen. Ich wäre ein miserabler Ehemann und Vater. Lass dich nicht mit mir ein. Nicht auf diese Weise.“
Seine Worte schmerzten Kate, und ihr wurde plötzlich übel. In Panik rannte sie zur Toilette.
„Kate!“, rief Michael ihr hinterher.
Doch sie verriegelte die Tür hinter sich. Dann schaltete sie die Belüftung ein, zog die Spülung und sank auf die Knie, von einem heftigen Brechreiz gepackt. Anschließend spritzte sie sich Wasser ins Gesicht, ignorierte das beharrliche Hämmern an der Tür und trank ein paar kühle Schlucke.
„Kate, du wirst darüber hinwegkommen!“, rief Michael.
Sie kam sich wie ein Idiot vor. Sie fühlte sich gedemütigt und war schwanger. Unwillkürlich dachte sie an das winzige Leben, das sie unter dem Herzen trug, das Ergebnis dieser einen Nacht mit Michael. Ihr kamen die Tränen, aber sie blinzelte sie tapfer fort. Später würde sie vielleicht weinen, aber nicht jetzt.
Im Spiegel sah sie ihr blasses Gesicht und den Schmerz in ihren blauen Augen, von denen ihre Freunde einmal gesagt hatten, sie funkelten stets. Etwas stimmte ganz und gar nicht mit ihr.
„Wenn man immer tut, was man immer getan hat, bekommt man auch immer nur das, was man schon immer bekommen hat“, zitierte sie ein Buch, das sie kürzlich gelesen hatte. „Es wird Zeit für Veränderungen“, sagte sie sich und nahm sich erneut zusammen.
„Ich kündige“, erklärte sie, nachdem sie die Toilette wieder verlassen hatte.
Michael wirkte bestürzt. „Du kündigst? Wieso solltest du wegen einer einzigen Nacht, in der wir beide einen riesigen Fehler gemacht haben, einen Job aufgeben, den du liebst?“
Weil ich ein Baby von dir bekomme. Aber das wollte sie ihm noch nicht sagen. Vielleicht irgendwann später, wenn sie gefasster war. Wut packte sie und vertrieb ihre Angst. „Es ist mir unmöglich zu bleiben. Ich kündige“, wiederholte sie und machte sich auf den Weg in ihr Büro.
Michael ging neben ihr her. „Das ist doch lächerlich. Glaub mir, du wirst darüber hinwegkommen. Ich werde dein Gehalt erhöhen.“
„Ich brauche keine Gehaltserhöhung“, erwiderte sie und stieß, mühsam um Fassung ringend, die Tür ihres Büros auf. „Durch meine Aktienoptionen ist meine finanzielle Sicherheit gewährleistet.“
„Ich gebe dir ein eigenes Projekt“, bot Michael an.
Ein Traumjob, dachte sie kühl. Aber nicht für sie. „Nein.“
„Es muss doch etwas geben, das du willst.“ Inzwischen klang er verärgert. „Jeder hat einen Preis.“
Seine Worte machten sie so wütend, dass sie kaum sprechen konnte. Sie holte tief Luft. „Ich habe immer gedacht, dass die Leute, die dich Tin Man nennen, sich irren. Ich habe immer geglaubt, du seist vielschichtiger. Deshalb bin ich geblieben.“ Sie drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. „Aber jetzt kündige ich. Ich höre auf, deinen Tag zu organisieren, dich ans Essen zu erinnern, dein Sprachrohr zu sein. Ich höre auf, mich von deiner Intelligenz beeindrucken zu lassen und mir zu wünschen, dass du mich willst. Ich höre auf, für dich zu arbeiten.“
„Dein Vertrag sieht eine zweiwöchige Kündigungsfrist vor.“
Sein scharfer Ton verfehlte seine Wirkung nicht. Kate wusste, dass Michael hart sein konnte. Nur war er es ihr gegenüber noch nie gewesen. Ihre Hände zitterten. Sie musste gehen, bevor sie zusammenbrach. Daher beschloss sie, ihre Sachen später zusammenzusuchen. „Du kannst von mir aus mein Gehalt kürzen. Auf Wiedersehen, Michael.“ Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und verließ den Raum, wobei sie seinen bohrenden Blick im Rücken spürte.
Kates Schritte hallten laut auf dem Parkettboden seines Büros, während Michael ihr nachsah. Was um alles in der Welt war gerade passiert? Nach jener leidenschaftlichen Nacht, in der er seiner Begierde, die er so oft geleugnet hatte, nachgegeben hatte, hatte er sich so sehr bemüht, wieder zu einem normalen, rein beruflichen Verhältnis zu Kate zurückzufinden.
Er hatte sich immer zu ihr hingezogen gefühlt. Aber welchem Mann wäre es anders ergangen? Ihr weiches Haar fiel ihr wie ein glänzender dunkler Schleier auf die Schultern, ihre leuchtenden blauen Augen strahlten Intelligenz und Humor aus, ihr voller Mund formte sich oft zu einem verstohlenen Lächeln, das ihn neugierig machte, und sie bewegte sich auf eine geschmeidige, sinnliche Weise, die ihn an die Eleganz einer Katze erinnerte.
Kate weckte in einem Mann den Wunsch nach Eroberung. Aber während der Aufbauphase seines Unternehmens hatte er sich sowohl Schlaf als auch Nahrung versagt. Sex betrachtete er inzwischen einfach als ein weiteres Bedürfnis, dem er entsagte. Michael hatte Kate aus anderen, wichtigeren Gründen geschätzt. In den vergangenen drei turbulenten Jahren war Kate der verlässlichste, solideste Mensch für ihn gewesen. Heute, als Multimillionär, behandelte sie ihn nicht anders als zu der Zeit, als er bis zum Hals in Schulden gesteckt hatte. Er vertraute ihr. Er konnte sich auf sie verlassen, und für jemanden, der sich grundsätzlich auf niemanden verließ, war das schon beachtlich.
Ihr betörender Duft lag noch in der Luft. Das allein genügte, um seine Sehnsucht zu wecken. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt keine Ahnung, wie wichtig sie für ihn war. Und jetzt war sie weg. Der wütende und zugleich traurige Ausdruck in ihren Augen ließ ihn nicht los. Kate war kein Mensch, der zu Gefühlsausbrüchen neigte. Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass sie jedes Wort so meinte, wie sie es gesagt hatte. Damit hatte er nicht nur die beste Sekretärin verloren, die er je gehabt hatte, sondern auch seinen besten Freund.
Das Klingeln des Telefons auf Kates Schreibtisch riss Michael jäh aus seinen Gedanken. Er nahm den Hörer ab. „Hawkins“, meldete er sich schroff.
„Michael? Wieso nimmst du die Anrufe entgegen?“
Michael erkannte die Stimme seines Personalchefs Jay Payne. „Gutes Timing, Jay. Ich brauche eine neue Sekretärin.“
„Was ist denn mit Kate?“
„Sie ist fort.“
„Im Urlaub?“
„Nein.“
„Vorübergehend fort?“
„Nein.“ Allmählich wurde Michael genervt.
„Ist sie krank?“
„Nein“, antwortete er knapp. Dann erinnerte er sich daran, dass sie ihm tatsächlich krank vorgekommen war, kurz bevor sie ging. „Sie hat gekündigt.“
Ein langes Schweigen folgte. „Einfach so?“
„Einfach so.“
„Aber sie muss eine zweiwöchige Kündigungsfrist einhalten“, wandte Jay ein. „Hat sie einen Grund genannt? Hat einer unserer Konkurrenten sie abgeworben? Ich weiß, dass sie Angebote erhalten hat“, fügte er hinzu.
Michael runzelte die Stirn. Irgendetwas an dieser Sache stimmte ganz und gar nicht. „Trag sie als krankgemeldet ein, und ich werde sehen, ob ich ihre Meinung ändern kann. Gib mir die Namen der Firmen, die sie haben wollten. In der Zwischenzeit besorg mir eine Aushilfe.“
„Hast du irgendwelche besonderen Anforderungen an die neue Kraft?“
„Besorg mir jemanden wie Kate.“ Aber Michael wusste, dass es unmöglich war, einen vollwertigen Ersatz für sie zu finden.
Zwei Wochen später, als Michael mit Dylan und Justin bei O’Malley’s zusammensaß, machte ihm Kates Kündigung noch immer zu schaffen.
„He, Michael, du bist deiner Aufgabe nicht gewachsen“, bemerkte Dylan. „Du bist für das Heim für minderjährige Mütter verantwortlich, Justin kümmert sich um das Betreuungsprogramm für unterprivilegierte Kinder, und ich kümmere mich um ein medizinisches Forschungsprojekt.“
„Medizinische Forschung“, wiederholte Justin mit einem Ausdruck des Unbehagens auf dem Gesicht. „Das klingt teuer.“
„Wenn du nicht aufpasst, nennen wir dich bald den großen Geizkragen“, drohte Dylan ihm mit trockenem Humor.
„Nennt mich, wie ihr wollt. Nennt mich nur nicht pleite.“ Justin schluckte eine Magentablette und sah zu Michael. „Du siehst nicht gut aus. Was ist los?“
Widerstrebend sagte Michael: „Ich habe vor zwei Wochen eine wichtige Angestellte verloren.“
Dylan verzog das Gesicht. „Ein Todesfall? Das tut mir leid.“
„Kein Todesfall“, korrigierte Michael und fragte sich, wieso er sich dann so fühlte. „Meine Sekretärin hat gekündigt. Fristlos. Marschierte einfach hinaus. Ich hatte ihr gerade den Auftrag gegeben, Recherchen über das Heim für minderjährige Mütter anzustellen.“
Dylan hob die Brauen. „Ist sie sehr launenhaft?“
„Nein, absolut nicht.“
„Vielleicht hat sie ein besseres Angebot erhalten“, schlug Justin vor.
„Nein, das habe ich überprüft.“
Dylan winkte dem Barkeeper. „Na ja, ich habe noch keine Frau getroffen, die nicht hin und wieder launisch war. Mal liegt es an der Periode, oder sie sind schwanger. Wie auch immer, ab und zu drehen sie alle mal durch. Vermutlich kommt sie bald wieder zur Vernunft und taucht wieder bei dir auf.“
Michael stutzte bei Dylans Worten. Periode, Schwangerschaft. Nein, keine Schwangerschaft, sagte er sich. Möglicherweise die Periode oder irgendeine Hormonschwankung, aber keine Schwangerschaft. Sie hatten doch nur eine einzige Liebesnacht miteinander verbracht. In der sie allerdings mindestens vier Mal miteinander geschlafen hatten, und mit jedem Mal hemmungsloser. Verhütung war das Letzte gewesen, was er im Sinn gehabt hatte. Ihm war es nur darum gegangen, sein Verlangen nach Kate auszuleben.
Kalter Schweiß brach ihm aus. Er hatte einfach angenommen, dass sie nicht schwanger werden würde. Schließlich war es nie seine Absicht gewesen, Vater oder Ehemann zu werden. Das gehörte nicht zu seinem Plan. Er war weder für die eine noch für die andere Rolle geschaffen. Sein Schicksal sah das nicht vor. Er konnte sich beim besten Willen nicht als Vater sehen. Vermutlich war er in dieser Hinsicht erblich vorbelastet.
„Erde an Michael“, riss Dylan ihn aus seinen Gedanken und klopfte auf die Holztheke. Er lachte, wirkte jedoch auch besorgt. „Gibt es etwas, worüber du mit uns reden möchtest?“
Michael dachte an Kate und schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Kümmert euch nicht um mich. Ich werde mich selbst über das Heim für minderjährige Mütter erkundigen. Wir sehen uns später, Jungs.“ Damit stand er auf.
„Aber dein Bier“, meinte Justin, der diese Verschwendung offensichtlich bedauerte. „Dylan hat dir gerade noch ein Bier bestellt.“
„Danke, aber ich passe. Ihr könnt es haben.“
„Ich will es nicht“, erklärte Justin.
Dylan zuckte die Schultern. „Wir spenden es.“
Justin runzelte die Stirn. „Ihr zwei treibt diese Wohltätigkeitssache zu weit.“
„Es ist doch nur ein Bier“, meinte Dylan mit einem vielsagenden Grinsen. „Wenn der Millionärsclub seine erste Spende macht, wirst du einen viel größeren Scheck ausschreiben.“
Justins ängstliche Miene amüsierte Michael trotz seiner Grübeleien über Kate. „Du siehst ein wenig grün aus im Gesicht, Kumpel. Offenbar hast du so viel Geld, dass du unbedingt ein bisschen davon loswerden musst. Keine Sorge, du wirst keine Bohnen aus der Dose mehr essen müssen. Bis später, Jungs“, verabschiedete er sich noch einmal.
Kaum hatte er die Bar verlassen, dachte er schon wieder an Kate. War sie etwa schwanger?
Auf dem Heimweg grübelte er die ganze Zeit über diese Möglichkeit. Er betrat sein Apartment, das eher ein Platz zum Schlafen als ein Zuhause war, und verzichtete darauf, das Licht einzuschalten. Die Dunkelheit passte zu seiner Stimmung.
Er knöpfte sein Hemd auf und verfluchte sich selbst. Wie hatte er nur so leichtsinnig sein und riskieren können, ein Kind in die gleiche Situation zu bringen, in der er sich früher befunden hatte? Sicher, Kate war weder krank noch ungebildet, wie seine Mutter es gewesen war, aber sie war jung und allein. Ein verschwommenes Bild von seiner Mutter vor ihrem Tod tauchte kurz in seinem Gedächtnis auf.
Diese Erinnerungen waren Gift, daher vertrieb er sie. Er brauchte Schlaf. Acht Stunden Ruhe würden ihm einen klaren Kopf bescheren, und den brauchte er jetzt dringend.
Doch es gelang ihm nicht, zu schlafen. Stattdessen ging er auf und ab und schaltete den Fernseher ein. Da er nicht in der Stimmung für Talk-Shows, Spielfilme oder Teleshopping war, schaltete Michael den Fernseher wieder aus und warf sich ruhelos im Bett herum. Schließlich schlief er doch ein. Die trostlosen Bilder, die er den ganzen Tag über erfolgreich verdrängt hatte, drangen in seine Träume.
Kurze Blitzlichter der Wendepunkte in seiner Vergangenheit, gesehen mit den Augen eines Kindes, trugen ihn in der Zeit zurück. Er hätte ebenso gut wieder der sechsjährige Junge von damals sein können.
„Deine Mutter ist tot“, erklärte die Sozialarbeiterin und tätschelte seine kleine kalte Hand.
Michael hatten einen eigenartigen metallischen Geschmack im Mund, wie immer, wenn ihn Furcht und Entsetzen packten. Sein kleiner Körper begann zu zittern.
„Hast du noch weitere Familienangehörige?“, fragte sie.
Unfähig zu sprechen, schüttelte er den Kopf.
„Mach dir keine Sorgen, Michael. Wir finden jemanden, der sich um dich kümmert.“
Das Gefühl erdrückender Einsamkeit und Hilflosigkeit schnürte ihm die Kehle zu. Er konnte nicht atmen. Seine Mutter konnte nicht tot sein. Sie war doch alles, was er hatte. Er rannte der Sozialarbeiterin davon.
„Michael!“
Er hörte, wie sie ihm hinterherrief, doch er rannte weiter. Seine Hand traf auf etwas Hartes. Glas splitterte. Schmerz durchfuhr ihn, und er setzte sich atemlos im Bett auf.
Orientierungslos streckte er die Hand nach dem Lichtschalter der Nachttischlampe aus, aber sie war nicht da. Er suchte die Taschenlampe in der Schublade. Die Nachttischlampe lag zerbrochen am Boden. Schweiß bedeckte Michaels Haut, und sein Herz hämmerte, als wäre er tatsächlich gerannt.
Die Bilder der Kindheit blieben, obwohl er jetzt wach war. Er war sich immer wie ein nutzloser Besucher vorgekommen. Aus irgendwelchen Gründen hatten drei Pflegefamilien ihn nicht länger als ein Jahr oder so bei sich behalten können. Da er zu alt für eine Adoption war, wurde das Granger-Heim für Jungen sein Zuhause. Es gab wenige Möglichkeiten, emotionale Bindungen einzugehen. Das war Michael nur recht. Dafür war es ein Ort, der Träume nährte. Nachts, in einem Zimmer mit drei Etagenbetten, konnte ein Junge schlafen. Und träumen.
Er träumte davon, eines Tages ein Mann zu sein, der Kontrolle über sein Leben und sein Schicksal hatte, ein mächtiger und reicher Mann. Aber davon, einmal selber Vater zu sein, hatte er nie geträumt.
Kates Wecker klingelte zur üblichen Zeit kurz vor sechs. Sie drückte auf die Schlummertaste, um den Radiomoderator zum Schweigen zu bringen, der sich anhörte, als hätte er eine Überdosis Koffein zu sich genommen. Langsam rutschte sie zur Bettkante, um unter die Dusche zu gehen und sich für ihren Arbeitstag fertig zu machen. Erst da fiel ihr wieder ein, dass sie nicht länger für CG Enterprises arbeitete. Sie hatte sich noch immer nicht an die Änderung ihres Tagesablaufs gewöhnt. Bei der Vorstellung, jetzt arbeitslos zu sein, bekam sie Herzklopfen. Aber dann fielen ihr die Aktienoptionen ein, und das beruhigte sie wieder.
Ihre Gedanken sprangen hin und her. Sie erinnerte sich schmerzlich an ihre letzte Begegnung mit Michael. Jedes Mal, wenn sie an ihn dachte, kam sie sich wie eine Närrin vor. Obwohl sie starke Gefühle für ihn hegte, war es auf beiden Seiten keine Liebe gewesen. An ihn zu denken, erinnerte sie daran, wie sehr sie sich selbst etwas vorgemacht hatte. Sie kniff die Augen zu und sagte sich, dass sie sich momentan auf wichtigere Dinge zu konzentrieren hatte. Wie zum Beispiel auf das Baby.
Zum hundertsten Mal fragte sie sich, wie sie es ihren Eltern beibringen sollte. Kate war das gewesen, was ihre Mutter ein „lebensveränderndes Baby“ genannt hatte. Als lang ersehntes einziges Kind einer Frau über vierzig hatte sie alle Hoffnungen und Träume ihrer Eltern verkörpert. Unwillkürlich malte sie sich aus, wie ihre Mutter in Ohnmacht fiel und ihr Vater zutiefst enttäuscht war. Du musst es hinauszögern, sagte sie sich und fragte sich zugleich, wie sie das ein Jahr lang schaffen sollte. Noch hatte sie Aufschub, da ihre Eltern einen Trip mit dem Wohnmobil nach Branson unternahmen. Aber der würde nicht ewig dauern.
Sie verdrängte ihre Sorgen und stand auf. Nach dem Duschen und einem Frühstück, bestehend aus Toast und Tee, hörte sie ein Klopfen an ihrer Tür. Nachbarn, dachte sie und machte auf.
Vor ihr stand Michael.
Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen Sprung. Seine finstere Miene stellte einen harten Kontrast dar zum morgendlichen Sonnenschein und den Frühlingsblumen auf der Veranda ihrer Doppelhaushälfte. Kate sah ihm den mangelnden Schlaf an, doch er strahlte nach wie vor eine ungeheure Kraft aus. Das war einer der Gründe, weshalb sie sich in ihn verliebt hatte. Seine Haltung verriet, dass er zwar fallen konnte, aber immer wieder aufstehen würde. Er betrachtete sie einen unangenehm langen Moment.
„Bist du schwanger?“
Kate stockte der Atem. Perplex rang sie nach Worten, brachte jedoch nichts heraus. Seine Frage hatte sie völlig unvorbereitet getroffen. Für einen kurzen Augenblick überlegte sie, ob sie nicht einfach die Tür zuschlagen sollte.
Offenbar ahnte er ihre Gedanken, denn er schob seinen Fuß in die Tür. „Bist du schwanger?“
Da Kate es nicht gewohnt war, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben, rang sie nach wie vor um Fassung. Außerdem verwirrte es sie, dass er so nahe bei ihr stand. Sein Duft benebelte ihre Sinne genauso wie neulich in ihrer gemeinsamen Nacht. „Ja“, flüsterte sie.
„Wir müssen uns unterhalten“, erklärte er und betrat ihr Haus.
Kate verschränkte die Arme vor der Brust und ließ die Tür offen. Sie wünschte, sie wäre besser vorbereitet. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir da zustimme.“
Er hob fragend eine Braue.
„Du hast bei unserem letzten Gespräch schon so ziemlich alles gesagt. Du hast gesagt, du würdest ein miserabler Vater sein, und ich könnte nicht auf dich zählen.“
Er legte die Hände an die Hüften. „Da kannte ich auch noch nicht alle Fakten.“
„Und inwiefern ändert die Kenntnis der Fakten die Lage?“ Kate weigerte sich, ihrer Schwäche für ihn nachzugeben. Diese Schwäche hatte sie schon in genug Schwierigkeiten gebracht. „Besitzt du plötzlich die Fähigkeit, ein guter Vater zu sein?“
Er kniff die Augen zusammen. „Nein. Möglicherweise kann ich nicht viel für das Baby tun, aber ich kann meine finanzielle Verantwortung wahrnehmen.“ Er zögerte. „Ich kann dem Baby meinen Namen geben.“
„Wie?“
„Wir könnten heiraten“, verkündete er ungefähr so gefühlvoll, als hätte er den Vorschlag gemacht, ein Auto zu kaufen.
„Habe ich das richtig verstanden? Du liebst mich nicht, du willst weder Ehemann noch Vater sein, aber du meinst, es sei eine gute Idee, wenn wir heiraten, damit unser Kind finanziell abgesichert ist und deinen Namen trägt?“
„Ich kann sehr gut für das Kind sorgen“, sagte er mit einer Entschlossenheit, die Kate überraschte und zugleich beunruhigte.
„Ja, finanziell“, erwiderte sie und blieb ihrerseits entschlossen. „Aber Kinder brauchen nicht bloß Geld von ihren Müttern und Vätern. Sie brauchen Geborgenheit, Aufmerksamkeit, Liebe, Zuneigung, Anleitung, Lachen. Ein Kind muss sehen, dass Liebe möglich ist, und du glaubst nicht an die Liebe. Weshalb sollte ich dich heiraten, Michael? Du …“ Aus den Augenwinkeln nahm sie ein vertrautes Fahrzeug wahr. „Oh nein!“ Zu ihrem Entsetzen sah sie das Wohnmobil ihrer Eltern in die Auffahrt einbiegen. Sie wandte sich wieder an Michael. „Du musst jetzt gehen. Wir unterhalten uns später. Geh.“
Er starrte sie verblüfft an. „Wieso?“
„Meine Eltern kommen. Du musst gehen.“ Ihr wurde wieder übel. Warum mussten ihre Eltern auch gerade jetzt aufkreuzen?
„Du hast es ihnen noch nicht gesagt“, vermutete Michael.
„Ich habe es noch niemandem gesagt.“
„Wann wolltest du es ihnen mitteilen?“
Kate beobachtete, wie ihr Vater aus dem Wohnmobil stieg und winkte. „Ach, ungefähr in vier Jahren“, entgegnete sie leise und setzte ein Lächeln auf für ihren Vater. „Meine Mutter hat ein schwaches Herz. Es ist nicht richtig gefährlich, aber ich möchte es nicht darauf ankommen lassen. Du musst jetzt verschwinden“, flüsterte sie und sah Michael flehentlich an.
„Das kann ich nicht. Sie versperren mir die Ausfahrt.“
Ein Blick zur Auffahrt bestätigte ihr, dass Michael leider recht hatte.
„Katie!“, rief ihre Mutter und kam schon die Verandastufen herauf. „Überraschung! Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Ich verspreche dir, wir bleiben auch nicht lange. Nur für heute. Ich musste dich einfach sehen, um zu wissen, ob es dir gut geht.“ Sie musterte ihre Tochter mit dem wissenden Blick einer Mutter. „Du siehst ein bisschen blass aus, Liebes.“
Kate verspürte die vertraute Übelkeit, lächelte jedoch, während sie ihre Mutter umarmte. „Mir geht’s gut. Ich freue mich auch, euch wiederzusehen. Ich dachte, ihr seid noch in Branson.“
Ihr Vater drückte sie kurz an sich und lachte. „Du kennst ja deine Mutter. Sie ist nicht glücklich, wenn sie ihr kleines Küken so lange nicht gesehen hat. Wer ist das?“, fragte er und sah Michael an.
Kate wünschte sich einen Zauberstab herbei, um Michael Hawkins und ihre Übelkeit wegzaubern zu können.
„Das ist mein Boss“, erklärte Kate. „Ich habe mir einige Zeit freigenommen, und er wollte noch ein paar Details eines speziellen Projektes mit mir durchgehen. Michael Hawkins, Tom und Betty Adams“, machte sie alle miteinander bekannt. „Tja, das war’s“, fügte sie heiter hinzu. „Jetzt kannst du fahren.“
„Oh, unseretwegen besteht kein Grund zur Eile“, versicherte ihre Mutter. „Kate hat uns einen Zeitungsartikel über Ihre Firma geschickt. Sehr beeindruckend. Sie spricht immer mit größter Bewunderung von Ihnen.“
„Vielen Dank“, sagte Michael und warf Kate einen nachdenklichen Blick zu. „Kate war unbezahlbar. Unersetzlich.“
Unersetzlich als seine Sekretärin, dachte sie.
„So ist unsere Katie“, erklärte ihr Vater und strahlte stolz. „Sie war immer etwas Besonderes für uns.“
Kates Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung, wie rasch der Stolz und die Freude ihres Vaters sich verflüchtigen würden, wenn er die Wahrheit erfuhr. Sie mochte zwar eine erwachsene Frau sein, aber die Aussicht, ihren Eltern wehzutun, machte sie ganz krank. Sie merkte, wie ihr schwindelig wurde, und blinzelte. „Kommt rein und macht es euch bequem. Ich bin gleich wieder da“, sagte sie und lief ins Badezimmer.
Sie setzte sich auf den Messinghocker neben dem Säulenwaschbecken, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Dann spritzte sie sich Wasser ins Gesicht und atmete mehrmals tief durch. Gewöhnlich neigte sie nicht zu Angstattacken, aber eine nervenaufreibendere Situation als diese konnte sie sich nicht vorstellen. Michael Hawkins drängte sie zur Ehe, obwohl er sie nicht liebte, und jetzt saß er mit ihren Eltern im Wohnzimmer. Sie unterdrückte ein Aufstöhnen und sank wieder auf den Hocker.
Die Tür ging auf, und Michael kam herein.
„Was machst du hier?“, flüsterte sie. „Du solltest längst weg sein.“
Er trat vor sie und brachte sie mit seinem intensiven Blick wieder völlig aus dem Konzept. „Passiert dir das oft?“, wollte er wissen und kniete sich neben sie.
„Was?“
„Dass du ohnmächtig wirst.“
„Ich werde nicht ohnmächtig“, widersprach sie, gereizt von seiner Nähe und ihrer anhaltenden Übelkeit. „Mir war schrecklich flau im Magen, und deshalb bin ich ins Bad gegangen. Sobald du weg bist, fühle ich mich bestimmt gleich besser. Wir müssen aus dem Bad heraus, oder meine Eltern …“
„Deine Mutter ahnt bereits etwas“, unterbrach Michael sie. „Sie meinte, du siehst blass aus.“
Kate rieb sich die Stirn. „Oh nein. Ich wusste, dass das passieren würde“, jammerte sie und senkte ihre Stimme. „Ich kann nichts vor ihnen verbergen. Sie durchschauen mich sofort. Aber ich kann es ihnen nicht sagen. Es wird ihnen schrecklich wehtun.“
„Irgendwann wirst du es ihnen erzählen müssen“, gab er mit einem Schulterzucken zu bedenken, das andeutete, dass er nicht ganz nachvollziehen konnte, wie ihr zumute war.
„Irgendwann muss nicht jetzt sein.“
„Und wenn du verheiratet wärst?“
„Fang nicht schon wieder damit an.“ Ihre Mutter hatte schon vor Kates Geburt damit begonnen, die Hochzeit ihrer Tochter zu planen. Wenn es nach Betty Adams gegangen wäre, hätte sie eine Ehe arrangiert zwischen Kate und dem Jungen aus ihrer Straße, der später Zahnarzt wurde. Dann hätte sie dafür gesorgt, dass sie nach nebenan zogen und möglichst bald Kinder in die Welt setzten. Kopfschüttelnd stand Kate auf. „Ich will mein schlechtes Urteilsvermögen nicht noch mehr unter Beweis stellen, indem ich eine weitere falsche Entscheidung mit dauerhaften Konsequenzen treffe.“
„Schlechtes Urteilsvermögen? Eine weitere falsche Entscheidung? Was soll das heißen?“ Langsam richtete Michael sich wieder auf. Er überragte Kate um einiges.
„Indem ich mich in dich ver…“ Sie verstummte erschrocken. „Indem ich mit dir ins Bett gegangen bin. Und jetzt musst du gehen.“
„Kate“, sagte er und umfasste ihren Arm.
Ihr Herz pochte wild. Sie war aufgewühlt und durcheinander. Hastig zog sie ihren Arm fort. „Zwei Monate lang hast du mir kaum in die Augen gesehen. Wieso fasst du mich jetzt an?“
Er sah sie durchdringend an. „Jetzt haben sich die Umstände geändert.“
Nicht genug, dachte sie und erinnerte sich daran, wie er erst vor wenigen Wochen ihre Hoffnungen zunichte gemacht hatte.
„Kate, du kennst mich besser als irgendein anderer Mensch.“
Sie befeuchtete sich die trockenen Lippen und gab sich gleichgültig. „Und?“
„Und du weißt, dass ich immer bekomme, was ich will.“
Kate verließ der Mut. Diesen Ausdruck der Entschlossenheit auf seinem Gesicht hatte sie schon mehrmals erlebt, allerdings stets, wenn es um geschäftliche Dinge ging. Jetzt galt er ihr, oder genauer, dem Kind, das sie erwartete. Erneut erfasste sie Panik, als sie Schritte hörte. Hastig stürzte sie aus dem Bad, ihrer Mutter im Flur entgegen. „Ach, Mom, Michael wollte gerade gehen und Auf Wiedersehen sagen“, verkündete sie atemlos. Vielleicht würde niemand ihr Fragen stellen, wenn sie schnell sprach. „Könnte Dad das Wohnmobil zur Seite fahren?“
Kate warf Michael einen Seitenblick zu und stellte fest, dass er sie ansah wie ein Tiger seine Beute. Ihr Puls beschleunigte sich.
„Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mrs. Adams. Und ich freue mich schon darauf, Sie wiederzusehen“, fügte er hinzu, um Kate wissen zu lassen, dass sein Rückzug nur vorübergehend war. „Wir sprechen uns demnächst, Kate.“
„Wiedersehen“, sagte sie und biss sich auf die Lippe, während sie ihm nachsah.
„Ich glaube, er mag dich“, bemerkte ihre Mutter hoffnungsvoll.
Kate schüttelte den Kopf.
„Er hat dich ständig angesehen. Jemand wie er gibt sicher einen guten Ehemann ab.“
Kate verkniff sich jeglichen Kommentar und drückte ihre Mutter stattdessen. „Du behauptest bei jedem Mann, dass er mich anschaut. Du willst unbedingt, dass ich heirate.“ Ihr Ton war neckend, trotz ihrer Traurigkeit.
Michael spürte die Abendbrise, während er nicht weit von Kates Haus entfernt in seinem Lexus saß. Das Wohnmobil ihrer Eltern war gerade von ihrer Auffahrt gerollt. Er schaute auf seine Uhr und entschied, Kate noch fünf Minuten zu geben, ehe er bei ihr klingelte.
Trotz seines Rufes als Tin Man gelang es ihm nicht, über Kates Schwangerschaft einfach hinwegzugehen. Die ganze Situation machte ihn verrückt, und er konnte sich nicht daran erinnern, je von etwas so besessen gewesen zu sein wie von dem Wunsch, sein Kind vor dem zu bewahren, was ihm in seiner eigenen Kindheit widerfahren war. Tief vergrabene Bitterkeit machte ihm zu schaffen bei dem Gedanken daran, dass sein Kind sich ungeliebt oder verlassen fühlen könnte.
Als wäre das noch nicht genug, dehnte sich sein Beschützerinstinkt nun auch noch auf Kate aus. Die Vorstellung, dass sie ganz auf sich gestellt und schwanger von ihm war, erschien ihm unerträglich. Daher war er entschlossen, sie zur Zustimmung zu seinem Plan zu überreden. Er schaute erneut auf die Uhr. Dann fuhr er los.
Kurz darauf hielt er vor ihrer Haustür. Er nahm ein Blatt Papier vom Beifahrersitz, stieg aus und ging die Stufen zu Kates Veranda hinauf. Er klingelte, und eine Katze, deren weißes Fell braune und orangefarbene Tupfer aufwies, kam ihm miauend entgegen. Er ließ den Blick über die einladende Veranda wandern. Das Äußere ihres gemütlichen Heims spiegelte Kates herzliche Persönlichkeit wider.
Kate öffnete die Tür und rieb sich die Augen, als hätte sie geweint. „Mit dir habe ich nicht gerechnet.“
Ich werde jeden Tag wiederkommen, bis wir diese Sache geklärt haben, dachte er grimmig und wünschte, sie würde wieder lächeln. „Ich fuhr gerade vorbei und sah, dass deine Eltern fort sind.“ Sie bat ihn nicht hinein, doch das hielt ihn nicht davon ab, einfach einzutreten. „Wieso weinst du?“
Kate hob die Katze auf den Arm. „Ich komme mir so dumm vor, dass ich mich in diese Lage gebracht habe.“
„Dazu gehören immer zwei.“ Unter normalen Umständen hätte ihr Zuhause sicher eine ebenso beruhigende Wirkung auf ihn gehabt wie seine Bewohnerin. Aber das war lange vorbei. „Wir haben unser Gespräch heute Morgen nicht zu Ende führen können.“
Kate wirkte argwöhnisch. „Doch, das haben wir.“
„Nein, haben wir nicht“, widersprach Michael und kämpfte gegen seine wachsende Ungeduld an. „Uns bleibt nur eines zu tun. Wir müssen heiraten. Es gibt keine andere Wahl.“
Kate blinzelte. „Das stimmt nicht. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter. Viele alleinstehende Frauen bringen heute Kinder zur Welt.“
„Willst du, dass unser Kind ohne Vater aufwächst?“
„Nein, aber …“
„Genau, Kate. Ein Nein werde ich nicht akzeptieren.“
„Du scheinst zu vergessen, dass auch zur Ehe zwei gehören. Du scheinst außerdem zu vergessen, dass du mir unmissverständlich zu verstehen gegeben hast, wie ungeeignet du als Ehemann oder Vater wärst.“
Michaels Miene verfinsterte sich. Im Prinzip hatte sich an dem, was sie sagte, auch nichts geändert. „Zum Zeitpunkt dieser Unterhaltung kannte ich noch nicht alle Fakten. Du hast eine entscheidende Tatsache vor mir geheim gehalten. Wieso?“
„Weil ich nicht will, dass du mich nur heiratest, weil ich ein Kind von dir erwarte“, erwiderte sie aufgebracht. „Und genau das hast du jetzt vor.“
Michael biss die Zähne zusammen. Es war viel leichter gewesen, sich mit Kate auseinanderzusetzen, als sie noch seine Angestellte gewesen war. „Die Leute heiraten aus viel banaleren Gründen. Zum Wohle des Kindes müssen wir beide heiraten. Verdammt, ich werde nicht zulassen, dass mein Kind unehelich und ohne die finanzielle Absicherung, die ich mir mühelos leisten kann, zur Welt kommt. Ich kenne zu viele Kinder, die unter solchen Umständen leiden mussten. Meinem Kind wird das nicht passieren.“
Kate starrte ihn einen langen Moment an. „Du hast nie über deine Familie gesprochen“, sagte sie schließlich.
Er hasste es wie die Pest, über seine Kindheit zu sprechen. Andererseits war er entschlossen, ihr seinen Standpunkt klarzumachen. „Ich habe keine Familie. Mein Vater verließ meine Mutter, kaum dass sie schwanger mit mir war, und meine Mutter starb, als ich sechs war. Ich habe in Pflegefamilien und im Granger-Heim für Jungen gelebt. Ich kann dir aus erster Hand berichten, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. Glaub mir, es ist nicht schön. Aber von solchen Dingen weißt du nichts, oder?“
Kate ließ die Katze herunter und wandte sich ab. Sie hatte sich immer gefragt, was mit seiner Familie war, jedoch nie gefragt. Michael war ihr wie ein Mann ohne persönliche Bindungen vorgekommen. Jetzt begriff sie, wieso. Mit einiger Beklommenheit erkannte sie außerdem, weshalb er so eisern dagegen war, dass sein Kind unehelich aufwuchs. Das nahm ihr den Wind aus den Segeln.
„Was für ein Arrangement schlägst du also vor?“, fragte sie leise.
Er trat ein wenig näher und hielt ihr ein Stück Papier hin. Sie überflog es, doch die Zahlen verschwammen vor ihren Augen. „Was ist das?“
„Meine Unternehmensbilanz. Ich habe meinen Steuerberater …“
Kates Magen rebellierte. „Grundgütiger!“, stieß sie hervor und ging auf die andere Seite des Zimmers.
Michael stellte sich vor sie und hielt sie an den Armen fest. „Du sollst wissen, dass ich mich um dich und das Baby kümmern kann und werde. Ich will, dass du es schwarz auf weiß siehst. Du sollst dir darüber niemals Sorgen machen.“
Sie glaubte ihm sogar, dass er in der besten Absicht handelte. Offenbar war es ihm sehr wichtig, für sie und das Baby zu sorgen, doch das Timing hätte nicht schlimmer sein können. Das war so völlig anders als die rührende Geschichte, die ihre Mutter ihr so oft über den Heiratsantrag ihres Vaters – auf Knien in einer Eisdiele – erzählt hatte. „Es handelt sich also um eine Geschäftsvereinbarung. Du überschreibst mir und dem Baby einen Teil deines Geldes, wir beide heiraten, leben getrennt, und ich ziehe unser Kind groß.“
„Nein“, widersprach er sofort und mit Bestimmtheit. „Du und das Baby, ihr werdet mit mir zusammenleben.“
„Warum? Du willst mich doch gar nicht.“
Er betrachtete sie von oben bis unten, und Kate fühlte zu ihrer Überraschung, dass es wieder zwischen ihnen knisterte. „Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht will. Ich habe vielleicht nicht viel Herz, aber ich bin ein Mann. Ich wollte von Anfang an mit dir schlafen. Jeden Tag, an dem ich dich sah, stellte ich mir vor, wie es wäre, dich zu berühren. Aber du warst mir als Sekretärin zu wichtig, um unser Verhältnis durch Sex zu trüben.“
„Und jetzt?“
„Jetzt bist du nicht mehr meine Sekretärin“, erklärte Michael, „sondern eine alleinstehende Frau.“
Verwirrt, verunsichert und peinlicherweise ein wenig erregt, wandte sich Kate ab. „Das ist mir alles ein bisschen zu primitiv. Dein Beschützerdrang, das Geld, der …“ Sie suchte vergeblich nach einem harmlosen Ausdruck. „Der Sex.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe noch nicht mal das Gefühl, dich richtig zu kennen, und du bestehst darauf, dass wir heiraten.“
„Erinnerst du dich daran, wie es vor unserer gemeinsamen Nacht zwischen uns war?“
Sie nickte und dachte daran, dass sie, abgesehen von der unterschwelligen erotischen Anziehung, immer ungezwungen und respektvoll miteinander umgegangen waren. Doch seit jener Liebesnacht herrschte eine schreckliche Anspannung zwischen ihnen. „Wir haben öfter zusammen gelacht.“
„Du warst wie ein guter Freund für mich.“
Kate war hin und her gerissen zwischen Freude und Enttäuschung. Einerseits nannte Michael sie einen guten Freund, und das machte sie froh. Andererseits bot er ihr nicht das, wonach sie sich so sehr sehnte: Liebe. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich …“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.“
„Du hast gesagt, ich wäre für dich mehr als nur dein Chef“, erinnerte er sie.
Jetzt war es ihr peinlich, dass sie ihm so spontan ihre Gefühle offenbart hatte. „Das war, bevor du mir erklärt hast, dass du nicht an die Liebe glaubst.“
„Damit beweist du meinen Standpunkt. Man kann sich auf Gefühle nicht verlassen. Deine haben sich schließlich auch geändert.“
„Es wäre wohl fairer zu sagen, dass ich nicht über alle Fakten verfügte. Ich wusste noch nicht alles über dich.“
„Wann weiß man denn jemals alles über einen anderen?“, konterte er. „Das geht nicht.“ Er nahm ihre linke Hand in seine, rieb ihren Ringfinger und sah ihr ins Gesicht. „Es ist das Richtige für uns, zu heiraten.“ Er schloss seine Hand um ihre und zog sie zu sich heran. „In vielerlei Hinsicht.“
Damit küsste er sie sanft auf die Lippen. Es überlief sie heiß, und sie war verzaubert. Sie fühlte seine Finger in ihren Haaren, als er behutsam ein wenig ihren Kopf zurückschob, um sie besser küssen zu können. Michael strahlte eine berauschende Kombination aus männlicher Selbstbeherrschung und Leidenschaft aus, die ihr Verlangen weckte, auch wenn ihr Verstand sich noch so sehr dagegen wehrte.
Er drängte sich zwischen ihre Beine, sodass sie seine Erregung spürte. Kate erinnerte sich an ihre heiße Liebenacht. Kaum hatte er sie berührt, hatte sie nachgegeben. War sie erneut dazu bereit? Dieser Gedanke riss sie aus ihrer Benommenheit, und sie löste sich von ihm.
„Ich muss nachdenken“, sagte sie und blickte auf seinen offenen Hemdkragen. Sie wusste, wie wundervoll es war, seine muskulöse Brust unter ihren Fingerspitzen zu fühlen und die Wange an die von feinen Haaren bedeckte warme Haut zu schmiegen. Überwältigt schloss sie die Augen. „Aber das kann ich jetzt nicht.“
Sie hörte ihn schwer ausatmen, ein Ausdruck seiner Ungeduld. Sie kannte dieses Geräusch, hatte es schon hundert Mal gehört, bisher jedoch immer nur, wenn es Stress bei der Arbeit gab.
„So störrisch kenne ich dich gar nicht“, bemerkte er gequält.
Kate schaute zu ihm auf. „Die Umstände haben sich eben geändert.“
„Inwiefern?“
„Vorher warst du mein Boss“, erklärte sie. „Jetzt bist du es nicht mehr.“
Er nickte nachdenklich. „Das gilt auch umgekehrt.“
„Wie meinst du das?“
„Wie ich schon sagte, da du nicht mehr meine Sekretärin bist, betrachte ich dich als eine Frau, die zu haben ist.“ Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste ihre Finger. „Wir unterhalten uns bald weiter.“
Ihre Finger prickelten, während sie ihn zur Tür hinausgehen sah. Sie kam sich vor, als sei sie in einen Wirbelsturm geraten. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sank benommen gegen die Wand. Mit Michaels Beharrlichkeit hatte sie nicht gerechnet. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass er ihr mit der gleichen Hartnäckigkeit zusetzte, wie sie es in geschäftlichen Angelegenheiten bei ihm erlebt hatte.
Der Ausdruck in seinen Augen war so entschlossen gewesen. Ihre Gefühle waren ein einziges Durcheinander. Sie fühlte sich amüsiert, verführt … Plötzlich entdeckte sie seine Bilanz auf dem Fußboden, und ihre Miene verfinsterte sich. Sie hob das Papier auf und zerknüllte es.
Michael bestand aus lauter Widersprüchen. Er wollte sie beschützen, verführen und heiraten. Aber er wollte sie nicht lieben.
Kate wusste nicht, was sie tun sollte. Hier handelte es sich eindeutig nicht um eine romantische Geschichte von einem Heiratsantrag auf Knien in einer Eisdiele. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie diese Geschichte eines Tages ihrem Kind erzählte. „Ja, viele Männer machen Heiratsanträge mit Liebeserklärungen und Diamantenringen, aber dein Dad überreichte mir stattdessen seine Firmenbilanz.“
Kate stöhnte und warf den Papierball quer durchs Zimmer.
Am nächsten Morgen verschwand Kate, bevor Michael anrufen oder vorbeikommen konnte. Sie verabredete sich mit ihrer Freundin Donna in einem Park in der Innenstadt von St. Albans zum Mittagessen. Kate kannte Donna, seit sie zusammen an der Technischen Universität von Virginia Computerwissenschaft studiert hatten. Sie schätzte diese schon lange bestehende Freundschaft. Donnas unschuldiges Gesicht mit den großen staunenden Augen täuschte über ihren scharfen Verstand hinweg.
„Ich bin erstaunt, dass du freibekommen hast“, bemerkte Donna, als sie an einem kleinen Tisch mit Blick auf den Teich saßen. „Es scheint, als würdest du deine Mittagspausen ständig für irgendwelche besonderen Projekte des großen Michael opfern.“
„Ich arbeite nicht mehr für den großen Michael“, entgegnete Kate. „Ich habe gekündigt.“
Donnas braune Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Du machst Witze!“
„Nein. Ich bin schwanger.“ Und dann erzählte Kate ihr die ganze Geschichte, während der Donna mehrmals fassungslos nach Luft schnappte.
„Seine Bilanz“, sagte Donna und bemühte sich erfolglos, ein Lachen zu unterdrücken. „Ich bin neugierig. Wie sah sie aus?“
Kate warf ihr einen tadelnden Blick zu. „Ich habe nicht darauf geachtet. Ich weiß, dass er viel Geld auf der Bank hat. Ich habe nur nicht geahnt, wie schrecklich es sein würde, dass er mich heiraten will, obwohl er nicht an die Liebe glaubt.“ Sie warf den Gänsen, die die Mittagsgäste anbettelten, ein paar Brotkrümel zu.
Donna verzog das Gesicht und seufzte. „Es ist bewundernswert, dass er für dich und das Baby sorgen will. Ich sage es nur höchst ungern, aber möglicherweise ist er durch seine eigene Kindheit zu geschädigt, um jemanden lieben zu können. Es würde sicher keine Ehe werden wie die zwischen deinen Eltern.“
Donna sprach sämtliche Sorgen Kates aus. „Ich weiß“, räumte sie niedergeschlagen ein. „Er ist kein schlechter Mensch, aber da er es nicht kennt, in einer Familie zu leben, würde er es, fürchte ich, vermutlich auch gar nicht können.“
„Du kannst mir nicht weismachen, dass du das alles nicht hast kommen sehen“, meinte Donna. „Schließlich hast du drei Jahre für ihn gearbeitet.“
Ihre Dummheit war Kate peinlich. „Das ist ein Teil des Problems. Ich kenne ihn eigentlich nur von der Arbeit her, und auch wenn das viele Stunden waren, die wir miteinander verbrachten, gibt es sehr viele Dinge, die Michael nie von sich erzählt hat. Ich weiß, es klingt albern, aber ich dachte, ich sei schrecklich verliebt in ihn. Seit wir diese Nacht miteinander verbracht haben, befinde ich mich auf einer gefühlsmäßigen Achterbahnfahrt.“
Donna stöhnte. „Setzt er dich sehr unter Druck?“
„Sehr“, antwortete Kate nur und verspürte ein Unheil verkündendes Pochen in den Schläfen.
Donna drückte ihren Arm. „Du kannst immer noch nach Frankreich ziehen.“
Kate lächelte schwach. Im Lauf ihrer Freundschaft hatten sie sich in Krisenzeiten immer wieder scherzhaft vorgeschlagen, nach Frankreich zu ziehen, wenn es zu schlimm wurde.
„Was du auch tust, verlieb dich nicht in ihn, bevor er sich nicht in dich verliebt hat“, riet Donna ihr.
Kate runzelte die Stirn. „Was meinst du damit, ich soll mich nicht in ihn verlieben? Ich denke, das habe ich längst.“
„Du hast Verlangen verspürt und warst in ihn vernarrt. Beides geht nach einer gewissen Zeit vorüber. Wahre Liebe ist unvergänglich“, erläuterte Donna fröhlich. „Meine Mutter hat mir immer geraten, niemanden zu heiraten, der mich nicht mehr liebt als ich ihn. Falls du dich also dazu entschließt, Michael zu heiraten, musst du dafür sorgen, dass er sich in dich verliebt. Oder dass du dich nicht in ihn verliebst.“
„Na fabelhaft. Gibt es zu diesen Perlen der Weisheit auch noch einen Zauberstab?“
„Michael, wenn du nicht aufhörst, über die finanziellen Arrangements zu reden, die du für unsere Ehe treffen willst, muss ich mich übergeben“, erklärte Kate.
Er stutzte. „Na schön“, sagte er und legte die Unterlagen auf den Couchtisch.
Seine Art, sie unverwandt anzusehen, beunruhigte sie immer wieder. Sie musste unbedingt einen Weg finden, mit ihm klarzukommen, wenn sie das wirklich durchstehen wollte. Das Nachdenken über diese Sache hatte ihr schon den Schlaf geraubt. Es kam ihr ungeheuer falsch vor, nicht aus Liebe zu heiraten, aber wenn sie nachts wach lag, fragte sie sich, ob sie es sich verzeihen könnte, wenn sie es nicht wenigstens versuchte. Jetzt sah sie Michael an und hoffte, dass sie die richtige Entscheidung traf.
„Ich habe noch weitere Bedenken.“
„Und welche?“
„Wo werden wir wohnen? Wie werden wir uns zueinander verhalten? Und was ist mit der Hochzeit?“ Es gab so viel, was sie ihn fragen wollte. So viel, was noch der Klärung bedurfte.
„Das ist einfach“, erwiderte er und winkte ab. „Du suchst für uns ein Haus dort aus, wo du wohnen möchtest. Wir gehen so miteinander um, wie wir es immer getan haben. Und wir können Bluttests machen lassen und in drei Tagen vor einem Friedensrichter heiraten.“
Kate unterdrückte ein Seufzen. Sie stimmte ihm in einem von drei Punkten zu. Jetzt konnte es nur noch bergauf gehen. „Ich habe nichts dagegen, für uns ein Haus zu suchen, aber ich würde doch gern einige deiner Vorlieben und Abneigungen kennen. Außerdem glaube ich nicht, dass wir so weitermachen können wie bisher.“
„Warum nicht?“
„Weil du nicht länger mein Boss bist.“
„Das bedeutet, dass ich in Zukunft verhandle, statt Anweisungen zu geben.“
„Einverstanden. Du musst etwas tun, was nichts mit Aktien und Treuhandfonds zu tun hat.“
„Sag mir, was es ist“, forderte er sie mit einer solchen Selbstsicherheit auf, dass ihr Herz schneller schlug.
„Ich möchte, dass du unser Hochzeitsarrangement mit meiner Mutter besprichst. Aber du darfst ihr noch nicht verraten, dass ich schwanger bin.“
„Wann darf ich es?“
„Später“, sagte Kate, und ihr Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen. „Eins nach dem anderen. Wirst du mit meinen Eltern sprechen?“
„Abgemacht. Deine Eltern schienen sehr nette, vernünftige Leute zu sein. Ich verhandle ständig mit den härtesten Leuten. Das sollte also ein Kinderspiel sein.“
An diesem Abend hielt Michael auf Kates Auffahrt neben einem ihm unbekannten Wagen, einer alten Corvette. Neugierig stieg er die Verandastufen hinauf und klingelte.
Kate öffnete mit einem Ausdruck des Unbehagens auf dem Gesicht. „Trent Cavoli ist hier“, flüsterte sie.
Michael kannte den Namen. Der Mann hatte immer wieder mal versucht, gute Mitarbeiter von CG Enterprises zu seiner Firma zu locken, allerdings erfolglos. „Was macht der denn hier?“, wollte Michael wissen.
„Ich habe keine Ahnung. Er kommt alle paar Monate vorbei, um mir einen Job anzubieten oder mich zum Essen einzuladen.“
„Bist du mit ihm ausgegangen?“
Sie bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. „Ich bin sicher, er versucht an Firmengeheimnisse CG Enterprises heranzukommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ernsthaft an mir interessiert ist. Er ist genauso besessen von seinem Unternehmen wie du von deinem.“
Ihre Worte versetzten Michael einen Stich. Vielleicht hatte sie zum Teil recht, aber Michael kannte Trents Ruf, was Frauen anging. Wenn er gewusst hätte, dass der Kerl sich an Kate heranmachte, hätte er … Michael sagte sich, dass diese besitzergreifenden Gefühle mit seinem Unternehmen zusammenhingen. Er folgte Kate ins Haus, musterte seinen smarten Konkurrenten und fragte sich, ob Kate Gefallen an ihm fand.
Bei Michaels Anblick wirkte Trent verblüfft. „Mr. Hawkins, Sie habe ich hier nicht erwartet.“ Er bot ihm die Hand. „Sie sehen ein wenig angespannt aus. Wie läuft das Geschäft?“
„Großartig“, antwortete Michael und berührte kaum die Hand des Mannes. „Kate erzählte mir, dass Sie sie schon öfter besucht haben.“
Trent lächelte. „Das können Sie mir kaum übel nehmen. Schließlich ist sie eine kluge, wunderschöne Frau. Ich hätte sie gern als Angestellte oder Begleiterin beim Dinner. Es heißt, sie arbeitet nicht mehr für Sie, also dachte ich, ich probiere es einfach noch mal.“
Michael empfand das überraschende, aber heftige Bedürfnis, Trent einen Kinnhaken zu verpassen, damit dieses Grinsen aus seinem Gesicht verschwand. Er stellte sich neben Kate. „Sie haben mal wieder kein Glück. Kate ist nicht zu haben. Sie ist nur deshalb nicht mehr meine Sekretärin, weil sie meine Frau wird.“
Trents zog die Augenbrauen hoch. „Verdammt. Ich wusste doch, dass sie die am meisten unterschätzte Mitarbeiterin bei Ihnen ist. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute“, sagte er und hob kurz die Hand zum Gruß.
„Danke“, erwiderte Kate höflich, als spüre sie Michaels Feindseligkeit.
Trent ging zur Tür und warf einen Blick zurück zu Kate. „Falls sich irgendetwas ändert, rufen Sie mich an.“
Kate schloss die Tür hinter ihm, und Michael machte ein grimmiges Gesicht. „Dieser Mistkerl“, knurrte er. „Wieso hast du mir nicht erzählt, dass er dir Angebote macht?“
Kate zuckte die Schultern. „Es war doch nicht weiter wichtig.“
„Wenn er noch einmal in deine Nähe kommt …“
Sie winkte ab. „Das wird er schon nicht. Überleg doch mal. Ein Baby würde ihn viel zu sehr einengen.“ Sie bedachte Michael mit einem langen Blick, der ihm das Gefühl gab, als stünde ihm auf die Stirn geschrieben, wie schrecklich dieser Tag gewesen war. „Du hast wohl einen harten Tag hinter dir.“
Mit ihren großen blauen Augen wirkte sie so unschuldig. Doch Michael kannte inzwischen die Wahrheit. Kate hatte ihn in die Höhle des Löwen geschickt. „Ich habe mit deinen Eltern gesprochen.“
„Oh. Wie lief es?“
Er folgte ihr ins Wohnzimmer. „Was meinst du denn, wie es gelaufen ist?“
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich kann nur raten.“
Er stützte sich mit den Händen zu beiden Seiten ihres Kopfes an der Wand ab, sodass sie gefangen war, und sah ihr in die Augen. „Ich will sie bei meiner nächsten Fusion in meinem Verhandlungsteam haben.“
Kate lachte atemlos. „War es ein Kinderspiel?“
„Wieso hast du mich nicht gewarnt?“
„Du hast so selbstbewusst gewirkt. Also, wann findet die Hochzeit statt? Nächstes Jahr?“
„In zwei Wochen“, antwortete er und beobachtete ihre erstaunte Reaktion. Er berührte ihre Wange. „Sie wollten sechs Monate. Du hast das nicht gemacht, um die Hochzeit hinauszuzögern, oder?“
Kate wandte nervös den Blick ab. „Nicht wirklich.“
„Gut.“ Er schmiegte seine Wange an ihre. „Sonst hättest du meine Gefühle auch sehr verletzt“, neckte er sie.
Sie sah ihn ungläubig an. „Na klar. Als würden Gefühle dich in irgendeiner Form noch beeinflussen, sobald du dich zu etwas entschlossen hast.“