Bacha Posh und Bacha Bazi - Maria Braig - kostenlos E-Book

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Maria Braig

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Beschreibung

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"Bacha Posh und Bacha Bazi - Der Cousin aus dem Iran" ist ein Auszug aus dem Jugendroman "Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy", der als eBook und als Taschenbuch überall im Buchhandel erhältlich ist.

Aus unterschiedlichen Gründen leben in Afghanistan Mädchen als sogenannte „Bacha Posh“ (als Jungen verkleidete Mädchen). Oft werden sie von Geburt an als Jungen erzogen, weil es in der Familie keinen Sohn gibt, andere schlüpfen erst später in die Rolle eines Jungen. Meist müssen sie mit Beginn der Pubertät (wieder) zum Mädchen werden.

Die dreizehnjährige Shirin wächst in einem aufgeschlossenen, aber sehr armen Elternhaus in Afghanistan auf. Als ihr Vater beim Minensuchen ums Leben kommt, bleibt die Mutter mit drei Töchtern allein zurück. Um das Überleben der Familie zu sichern, muss Shirin als älteste Tochter zum Jungen werden und Geld verdienen. Als angeblicher Cousin aus dem Iran, arbeitet sie nun als Teejunge auf dem Basar von Herat und verdient damit gerade genug, um die Familie über Wasser zu halten.
Hier begegnet sie (in Gestalt des Teejungen Shahin) Faruk, einem gleichaltrigen Jungen, der mit acht Jahren entführt und als Bacha Bazi (Dancing Boy) verkauft wurde. Faruk erlebte von wechselnden „Besitzern“ sehr viel Gewalt und Übergriffe, fand aber keine Möglichkeit, wegzulaufen und zu seiner Familie, die nicht weiß, wo er sich aufhält, zurückzukehren. Die beiden werden Freunde, und als sich das Schicksal wendet, machen sie sich zusammen auf den Weg in ein neues Leben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Maria Braig

Bacha Posh und Bacha Bazi

Der Cousin aus dem Iran

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Über das Buch

 

Dies ist keine wahre Geschichte, aber auch keine unrealistische, sie könnte durchaus so geschehen sein.

Deshalb sind Ähnlichkeiten mit realen Situationen, Lebensbedingungen und lebenden Menschen

ziemlich wahrscheinlich und auch so gewollt.

 

 

"Der Cousin aus dem Iran" ist der erste Teil des Jugendromans "Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy", der allerdings für das Gesamtwerk noch einmal gerinfügig überarbeitet wurde (aus Simin wurde beispielsweise Shirin, ...)

 

1. Simin, ein Mädchen in Afghanistan

 

Simin war auf dem Weg von der Schule nach Hause. Heute war ein guter Tag gewesen, die Lehrerin hatte sie sehr gelobt, weil sie den besten Aufsatz der Klasse geschrieben hatte. Simin beeilte sich, sie wollte möglichst schnell nach Hause kommen, um den Eltern davon zu berichten. Sie würden sich sehr freuen, das wusste Simin, denn ihnen war wichtig, dass ihre Tochter die Schule besuchte und gut lernte.

„Nur wer eine gute Schulbildung besitzt, kann später über sein Leben selbst bestimmen“, das bekam Simin immer wieder von Vater und Mutter zu hören. Beide hatten noch ein ganz anderes Afghanistan erlebt als sie Kinder waren, als Simin es heute kannte.

Manchmal zweifelte Simin an diesem Lieblingssatz der Eltern, denn schon die Großeltern hatten beide die Hochschule besucht und waren schließlich doch nicht in der Lage gewesen, über ihr Leben zu bestimmen. Simin konnte sich nur schwach an sie erinnern, erst war der Großvater, ein paar Jahre später die Großmutter gestorben. Bis zuletzt hatten sie gehofft, es kämen wieder andere Zeiten und der Großvater, der bei der Regierung in Ungnade gefallen war, könnte zurück an die Hochschule, und die Großmutter könnte wieder als Lehrerin arbeiten und ohne Burka auf die Straße gehen. Aber sie hatten den Wandel nicht mehr erlebt.

Simins Vater hatte ebenfalls studiert, aber als Sohn seines in Ungnade gefallenen Vaters keine entsprechende Stelle bekommen und arbeitete nun mal hier und mal dort, um mit seiner Familie eher schlecht als recht über die Runden zu kommen. Die Mutter war in Zeiten groß geworden, als Mädchen keine öffentlichen Schulen besuchen durften. Im Geheimen hatten Lehrerinnen bei sich zu Hause unterrichtet und dort hatte auch Simins Mutter eine einigermaßen gute Schulbildung bekommen, aber eine Ausbildung hatte sie nicht machen können, geschweige denn ein Studium, und so blieb ihr nur, zu Hause zu lesen und sich mit ihrem Mann über das Gelesene und das, was in der Welt geschah, auszutauschen.

 

Es war nicht immer so gewesen in Afghanistan. Es hatte Zeiten gegeben, in denen Männer und Frauen frei lebten, zur Schule gingen, studierten und anschließend in ihren gewählten Berufen arbeiteten, so hatten die Eltern erzählt. Allerdings hatte es immer schon große Unterschiede zwischen dem Leben in den großen Städten und dem auf dem Land gegeben. In den Dörfern in der Umgebung der Städte, erst recht in denen, die weit weg von den großen Zentren oder in den Bergen angesiedelt waren, waren die Menschen meist nicht so gebildet wie in der Stadt und hier hatte es auch immer schon große Unterschiede zwischen den Rechten der Männer und der Frauen gegeben.

Dann hatte es die sowjetische Invasion in Afghanistan gegeben. Soldaten aus der Sowjetunion, einem Land, das es heute gar nicht mehr gab, waren gekommen und hatten die Macht übernommen. Auch in dieser Zeit war nicht alles gut gewesen, denn Krieg bedeutet immer Unrecht und Gewalt und zu leiden haben am meisten die, die an den militärischen Auseinandersetzungen gar nicht beteiligt sind. Aber die sowjetischen Soldaten hatten zumindest versucht, den Menschen auf dem Land Lesen und Schreiben beizubringen und wer es sich leisten konnte, durfte weiterhin eine gute Ausbildung genießen oder studieren. Männer genauso wie Frauen. In den großen Städten galten die Frauen fast so viel wie die Männer. Fast nur – aber immerhin hatten sie viel mehr Möglichkeiten als heute.

Dann kamen die Taliban, unterstützt von den westlichen Feinden der Sowjetunion, deren Ziel es war, mit Hilfe dieser einheimischen Rebellen die sowjetische Armee aus dem Land zu werfen und selbst an Einfluss zu gewinnen. Aber dann hatten die Taliban ihre ausländischen Unterstützer nicht mehr gebraucht und allein die Macht in Afghanistan übernommen Die Sowjets mussten das Land verlassen, es kam zum Bürgerkrieg, den Frauen wurden alle Rechte genommen und nur ganz mutige Familien schickten ihre Töchter in geheime Schulen. Schule gab es laut Gesetz nur für Jungen, die Mädchen und Frauen hatten zu Hause zu bleiben und den Männern zu dienen.

Viele Jahre überdauerte die Herrschaft der Taliban, dann kam der nächste große Krieg, weil das ganze Land dafür bestraft werden sollte, dass ein paar wenige Terroristen, deren Drahtzieher in Afghanistan vermutet wurden, in Nordamerika Anschläge verübt und sehr viele Menschen getötet hatten. Die meisten Menschen in Afghanistan verstanden nicht, was sie damit zu tun hatten, und viele von ihnen kamen in einem Krieg ums Leben, den sie nicht gewollt hatten, der von den Angreifern aber als Befreiungskrieg verkauft wurde. Die Taliban sollten verjagt werden, weil diese angeblich die Hintermänner der Anschläge versteckten, so hieß es. Und die Menschen in Afghanistan sollten von der Unterdrückung durch die Taliban und die Frauen von der Unterdrückung durch die Männer und von der alltäglichen Ungerechtigkeit befreit werden. Das alles war schwer zu verstehen, fand Simin. Sie sollten zugleich bestraft und befreit werden, und viele starben, obwohl sie nie jemanden etwas zuleide getan hatten. Aber das waren Erwachsenendinge, die musste sie schließlich auch nicht verstehen. Sie musste nur versuchen, zu überleben.