Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Bacuffz Magazin enthält Berichte über den zweiten Weltkrieg. Wir schildern u.a. was die Soldaten im Einsatz erlebten, gehen den technischen Details von Waffen und Fahrzeugen auf den Grund und beleuchten berühmte Persönlichkeiten der Zeit. Also eine Reise in die Zeit, in welcher Europa und die Welt im Donner der Kanonen erzitterte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 72
Veröffentlichungsjahr: 2024
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
In dieser Ausgabe tauchen wir tiefer in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs ein. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Entwicklung und dem Einsatz des Iljuschin Il-2 Sturmowik, einem sowjetischen Bodenangriffsflugzeug, das als kritischer Faktor in mehreren Schlachten galt. Wir betrachten seine Entstehung, seine verschiedenen Umbauten und Versionen, sowie seine Auswirkungen auf den Verlauf des Krieges.
Ein weiteres bemerkenswertes Thema, das wir behandeln, ist die Rolle eines polnischen Kadetten, der sich mutig gegen deutsche Panzer zur Wehr setzte. Seine Geschichte, eingebettet in die größeren Ereignisse des Krieges, wirft ein Licht auf die individuellen Heldentaten, die oft in der allgemeinen Kriegsgeschichte untergehen.
Ebenfalls in dieser Ausgabe enthalten ist die Erzählung eines Soldaten über seine Kriegsjahre und seine Erinnerungen an den Russlandfeldzug. Diese persönliche Perspektive bietet einen tiefen Einblick in das Leben und die Erfahrungen eines einfachen Soldaten im Krieg.
Abschließend werfen wir einen Blick auf zwei bedeutende Schlachten: die Entscheidungsschlacht in Sierakow, die eine Wendepunkt in der polnischen Defensive war, und den Tiger von Witebsk, ein Ereignis, das die Panzerkämpfe an der Ostfront prägte.
Zusätzlich zu diesen Hauptthemen finden Sie auch wie gewohnt das Bild des Monats.
Euer BACUFFZ-Team
Von Niels
Bei Gedanken an Flugzeuge des zweiten Weltkriegs kommen unweigerlich Jagdflugzeuge wie Spitfire, Bf 109, Mustang oder Zero in den Sinn. Bei der Roten Armee denkt man jedoch nicht an Jak oder LaGG, sondern an ein unscheinbares Schlachtflugzeug, die Iljuschin Il-2 Sturmowik, das zum meistgebauten Militärmodell aller Zeiten wurde. In diesem Beitrag möchten wir klären, ob sie nur aufgrund ihrer hohen Produktionszahlen erfolgreich war und als Todesfalle galt, oder ob sie tatsächlich ein „Gamechanger“ an der Ostfront war.
Die Kategorie "Erdkampfflugzeug" oder "Schlachtflieger" entstand bereits im Ersten Weltkrieg. Sowohl auf britischer als auch auf deutscher Seite gab es Bodenunterstützungsflugzeuge. Die Briten nutzten dafür normale Jagdflugzeuge, während die Deutschen spezielle Infanterieflugzeuge wie die AEG J.1 und die Albatros J.1 einsetzten.
Die Albatros J.1 hatte 5mm dicke Stahlplatten um und unter dem Cockpit. Als Bewaffnung dienten zwei schräg nach unten feuernde MG 08/15 und ein von einem Bordschützen bedientes, bewegliches Parabellum MG 14. Zudem konnte der Bordschütze leichte Bomben und Handgranaten per Hand abwerfen. Interessanterweise waren auch diese Flugzeuge auf Jagdschutz angewiesen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Idee des Erdkampfflugzeuges nur noch halbherzig verfolgt. In den USA entwickelte Boeing unter anderem 1919 die GA-1, ein zweimotoriges Dreidecker-Flugzeug mit drei Mann Besatzung und einer Tonne Panzerplatten zum Schutz. Für Angriffe auf Bodenziele war es mit einer 37mm Kanone und acht Maschinengewehren ausgestattet. Bei Flugtests 1923 stellte sich jedoch heraus, dass die Flugeigenschaften völlig unzureichend waren. Es wurden nur zehn Maschinen gebaut, die bereits 1926 wieder verschrottet wurden.
In den 1930er Jahren wurden im chinesisch-japanischen Krieg und im spanischen Bürgerkrieg erstmals russische Polikarpow I-16 eingesetzt. Einige wenige Exemplare wurden zu Erdkampfflugzeugen umgebaut, was den Grundstein für die Schlachtfliegerei in der sowjetischen Roten Luftwaffe legte.
Die Entwicklung des Sturzkampfflugzeuges spielte hier auch eine Rolle, wurde aber bereits im Video über die Junkers Ju 87 ausführlich behandelt.
Wie bereits angedeutet, erkannte man in der Sowjetunion Mitte der 1930er Jahre den Bedarf an einem modernen Erdkampfflugzeug zur Unterstützung der Bodentruppen. Daher wurde 1936 das "Ivanov-Programm" für genau dieses einmotorige Erdkampfflugzeug ins Leben gerufen.
Im Gegensatz zu heute wurden damals die Konstruktionsbüros aufgefordert, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen. Unter anderem beteiligten sich Sukhoi, Kotscherigin, Nikitin und Polikarpow, jedoch nicht Iljuschin.
Sukhoi entwickelte die Su-2, ein einmotoriges Flugzeug mit zwei Mann Besatzung. Es war als leichtes Bombenflugzeug konzipiert und etwa 800 Stück wurden gebaut. Aufgrund hoher Verluste wurden sie 1942 jedoch aus dem Fronteinsatz gezogen.
Kotscherigin entwickelte die R-9, ebenfalls ein einmotoriger Tiefdecker, allerdings mit festem Fahrwerk. Es wurden lediglich zwei Prototypen gebaut.
Polikarpows VIT-2, eine Weiterentwicklung der VIT-1, war ein moderner zweimotoriger Tiefdecker, vergleichbar mit der deutschen Bf-110 oder der französischen Potez 63. Hier wurde jedoch nur ein Prototyp gebaut.
Bei Nikitins Entwurf sind wir uns nicht ganz sicher, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er keinen Jäger als Grundlage nahm, sondern ein leichtes Schlachtflugzeug mit Doppeldeckerauslegung, festem Fahrwerk und geschlossener Kabine entwarf.
Iljuschin beteiligte sich nicht direkt am Wettbewerb, stellte aber 1938 den Entwurf SSW-55 vor und bat um den Bau eines Prototyps. Es handelte sich um einen zweisitzigen, einmotorigen Tiefdecker mit starker Panzerung und Einziehfahrwerk.
Da die Entwürfe der direkt beauftragten Entwicklungsbüros entweder nicht überzeugten oder nicht den Anforderungen entsprachen, wurde dem Bau des SSW-55-Prototyps (in Deutschland als ZKB-55 bekannt) zugestimmt.
Bevor wir uns der Entwicklung und dem Einsatz der Il-2 widmen, betrachten wir vergleichbare Modelle aus dem Ausland im gleichen Zeitraum, also Ende der 1930er Jahre.
Schon 1935 hatte die italienische Breda Ba.65 ihren Erstflug. Es handelte sich um einen zunächst zweisitzigen, später einsitzigen, einmotorigen Tiefdecker mit Einziehfahrwerk. Ihr 18-Zylinder-Doppelsternmotor leistete 1000 PS und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 430 km/h. Als Erdkampfflugzeug konzipiert, besaß sie jeweils zwei 7,7- und 12,7mm MGs in den Tragflächen und konnte bis zu 600 kg Bomben tragen. Ihre ersten Einsätze hatte sie während des spanischen Bürgerkrieges und später in Nordafrika. Sie war anfangs erfolgreich, aber schnell zeigte sich, dass der Motor zu schwach und die Maschine empfindlich gegen Flakbeschuss war. Ende 1941 wurde sie außer Dienst gestellt.
Ein Jahr später, 1936, hatte die einmotorige Aichi D3A aus Japan ihren Erstflug. Sie war ein trägergestütztes Sturzkampfflugzeug mit festem Fahrwerk und einem 14-Zylinder-Doppelsternmotor (1075 PS, knapp 400km/h) in der ersten Serienversion. Ihre Offensivbewaffnung bestand aus zwei 7,7mm MGs im Rumpf, was darauf hinweist, dass sie hauptsächlich als Bomber eingesetzt wurde, obwohl die Bombenlast mit 370kg recht gering war. Obwohl sie schon zu Kriegsbeginn als veraltet galt, blieb sie bis zum Ende im Einsatz.
Auch die Briten entwickelten vor dem Zweiten Weltkrieg Flugzeuge zur Unterstützung der Bodentruppen, in diesem Fall die Fairey Battle, die 1936 ihren Erstflug hatte. Dieser Tiefdecker mit Einziehfahrwerk wurde von einem Rolls-Royce Merlin mit bis zu 1310 PS angetrieben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von etwas über 410 km/h. Ihre Bewaffnung bestand aus einem einzelnen 7,7 mm MG im rechten Flügel, aber sie konnte intern 450 oder extern 680 kg Bomben tragen. Aufgrund ihrer hohen Verluste wurde sie bereits 1940 aus dem Fronteinsatz zurückgezogen.
Als Ersatz für die PZL.23 Karaś gab Polen die PZL.46 Sum in Auftrag. Es handelte sich um einen einmotorigen Tiefdecker mit festem Fahrwerk und dreiköpfiger Besatzung. Als Antrieb war entweder der britische Bristol Pegasus oder der französische Gnôme-Rhône 14N21 mit etwas über 900PS vorgesehen, womit sie 425 km/h erreichte. Vier 7,62 mm MGs dienten als Angriffsbewaffnung und es konnten bis zu 600 kg Bomben geladen werden. Eine Besonderheit war die von der PZL.23 übernommene, jetzt aber einziehbare, untere Rumpfwanne für den Bombenschützen. Der Erstflug erfolgte 1938, ein Serienbau konnte aber wegen des Kriegsausbruchs 1939 nicht mehr begonnen werden. Es blieb bei wahrscheinlich 17 Vorserienmaschinen.
Die einsitzige amerikanische Bell P-39 Airacobra rutschte eher unfreiwillig in die Rolle des Erdkampfflugzeuges. Ursprünglich als Zerstörer für Bomber konzipiert, mit einer 37 mm Kanone, die durch die Propellernabe feuerte, konnte ihr Allison V12 mit 1200 PS (620 km/h) in mittleren und größeren Höhen nicht genug Leistung abgeben, um konkurrenzfähig zu sein, und so wurde sie in niedrigen Höhen eingesetzt. Ungewöhnlich an diesem Flugzeug war die Anordnung des Motors hinter dem Piloten. Dies ermöglichte den Einbau der übergroßen Maschinenkanone und eines einziehbaren Bugradfahrwerks. Als zusätzliche Offensivbewaffnung besaß sie in den Flächen und im Rumpf noch vier 12,7mm MGs und konnte eine 226 kg Bombe mitführen. Sie blieb während des gesamten Krieges im Einsatz.
Die 1936 in Dienst gestellte Henschel Hs 123 war als Anderthalbdecker mit festem Fahrwerk und 9-Zylinder-Sternmotor (880 PS, 340 km/h) bereits 1939 veraltet, wurde aber bis 1944 als Schlachtflieger an der Ostfront eingesetzt. Obwohl ihre zwei 7,92mm MGs eine eher schwache Offensivbewaffnung darstellten, war der robuste und wendige Flieger bei der Truppe äußerst beliebt. Zusätzlich konnten noch bis zu 450 kg Bomben mitgeführt werden.
Die berühmte Junkers Ju 87 wurde zwar 1937 bereits in Dienst gestellt, aber 1941 mit der D-Version umfangreich modernisiert und rutschte durch zusätzliche Panzerung immer weiter in die Rolle des Schlachtfliegers. Angetrieben von einem flüssigkeitsgekühlten V12 mit bis zu 1500 PS erreichte sie ungefähr 400 km/h. Zwei 2 cm-Kanonen in den Tragflächen dienten als Angriffsbewaffnung oder bei der G-Version zwei 3,7 cm Bordkanonen in Gondeln unter den Tragflächen zur Panzerbekämpfung. Hinzu kam bei der D-Version noch eine maximale Bombenlast von 1800 kg und diverse Rüstsätze zur Bekämpfung feindlicher Truppen.