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Traue keinem. Auch nicht dir selbst.
False Bay, Südafrika: Dämmerlicht auf den Bergen vor Kapstadt, eine zwei Meter hohe Welle – Fish Pescado surft. Für ihn ist hier das Paradies. Hätte er nur einen Job. Ein wenig Geld auf dem Konto. Doch plötzlich steht Vicki Kahn vor ihm. Untertags Anwältin, nachts Pokerqueen. Klug, charmant, gerissen. Die spannendste Frau, mit der er je zusammen war. Und sie hat einen Auftrag für ihn. Den Mistkerl zu finden, der bei einem illegealen Autorennen einen Zuschauer über den Haufen gefahren hat. Nicht ganz einfach. Immerhin hat der Gesuchte beste Verbindungen nach oben. Nach ganz oben. Zum Polizeipräsidenten. Und der hat nicht nur ein Auge auf Vicki geworfen …
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Seitenzahl: 625
False Bay, Südafrika: Dämmerlicht auf den Bergen vor Kapstadt, eine zwei Meter hohe Welle – Fish Pescado surft. Für ihn ist hier das Paradies. Hätte er nur einen Job. Ein wenig Geld auf dem Konto. Da steht plötzlich Vicki Kahn vor ihm. Untertags Anwältin, nachts Pokerqueen. Klug, charmant, gerissen. Die spannendste Frau, mit der er je eine Beziehung hatte. Und sie hat einen Auftrag für ihn. Den Mistkerl zu finden, der bei einem illegalen Autorennen einen Zuschauer über den Haufen gefahren hat. Nicht ganz einfach. Immerhin hat der Gesuchte beste Verbindungen nach oben. Nach ganz oben. Zum Polizeipräsidenten. Und der hat nicht nur ein Auge auf Vicky geworfen …
MIKE NICOL lebt in seiner Geburtsstadt Kapstadt und unterrichtet an der dortigen Universität. Er ist der preisgekrönte Autor international gefeierter Romane, Gedichtbände und Sachbücher, zuletzt einer autorisierten Biografie über Nelson Mandela. Mike Nicol verbrachte ein Jahr als Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms in Deutschland, 2002 hatte er eine Gastprofessur als poet in residence an der Universität Essen inne. Vor einigen Jahren begann er, sich intensiv für die südafrikanische Kriminalliteratur einzusetzen, und beschloss, selbst Thriller zu schreiben: Seine Rache-Trilogie – »payback«, »killer country«, »black heart« – war ein internationaler Erfolg. »payback« stand drei Mal in Folge auf Platz 1 der KrimiZeit-Bestenliste.
MIKE NICOL
BAD COP
THRILLER
Aus dem südafrikanischen Englisch von Mechthild Barth
Die südafrikanische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel »Of Cops and Robbers« bei Umuzi/Random House Struik, Kapstadt.
1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung März 2015
Copyright © 2013 by Mike Nicol
Published by Arrangement with Umuzi/Random House Struik (PTY) Ltd., Cape Town, South Africa
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by btb Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagmotiv: © plainpicture/Marc Owen
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
UB · Herstellung: sc
ISBN 978-3-641-14558-3
www.btb-verlag.de
www.facebook.com/btbverlag
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Die Todesschwadron, November 1977
In einem babykackegelben Ford Granada fahren sie die Straße entlang. Sehen sich jedes Haus an. Hinterlassen Abgaswolken. Der Wagen knattert laut, als ob der Auspuff durchgerostet wäre, irgendwo direkt neben der Karosserie.
Vier Männer in einem Auto, alle tragen Sonnenbrillen. Der Fahrer zudem Handschuhe, olivfarbene Rennhandschuhe. Auffallend: sein großes rotes Gesicht. Man nennt ihn den Fischer.
Der Mann hinter ihm lehnt sich zurück. Seine Miene liegt jetzt im Schatten. Eine Zigarette zwischen seinen Lippen. Eine Zigarette, die immer dort hängt, als ob er durch sie hindurchatmen würde. Er hat wilde blonde Haare, typisch für einen Surfer.
Der Kerl auf dem Beifahrersitz hat seine Hände gefaltet, aber nicht wie zum Gebet oder in aller Seelenruhe.
Den zweiten Mann auf der Rückbank zeichnet ein starres Totenkopfgrinsen aus. Sein Arm baumelt aus dem Fenster, an jedem Finger ein schwerer Glitzerring.
In ihrem babykackegelben Ford Granada kriechen sie von Haus zu Haus.
Jeder der Männer hat eine Browning HP mit aufgeschraubtem Schalldämpfer. Spezielle Modelle für einen speziellen Job. Der Typ mit dem Totenkopfgrinsen hat außerdem ein italienisches Springmesser bei sich, seine persönliche Lieblingswaffe. Die Klinge ist über zehn Zentimeter lang, der Griff perlmuttverziert. Totenkopf hält das Teil für verdammt lässig.
Sie finden das Haus. Kein Auto in der Einfahrt, das Gartentor hinter der niedrigen Mauer offen. Gepflasterter Weg bis zur Haustür. Totenkopfgrinser und Blondie steigen aus, ihre Schuhsohlen treffen hart auf das Pflaster.
Totenkopf klopft. Entdeckt dann die Klingel, drückt mit dem Daumen darauf. Ding dong. Ding dong.
Sie warten. Hören die Stimme einer Frau, die sich am Telefon verabschiedet.
Totenkopf sieht Blondie an. Zieht die Augenbrauen hoch. Wer ist das?
Ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Eine Frau öffnet die Tür. Kurze Haare, hübsches Gesicht, lange Wimpern, grüne Augen, ungeschminkte Lippen. Braunes Kleid, das bis zu den Knien reicht. Barfuß. Sagt fröhlich: »Hallo, Menere. Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«
Totenkopf zögert keine Sekunde. »Mevrou?«
»Ja?«
»Mevrou, wir sind für Viertel nach sechs mit Ihrem Mann verabredet.« Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. »Vor fünf Minuten. Tut uns leid, dass wir uns etwas verspätet haben.«
»Sie sind rechtzeitig – er hat sich verspätet«, erwidert sie. »Er ist noch nicht hier.«
Totenkopf hat die Hände in den Taschen seines Anoraks vergraben. Er und Blondie rühren sich nicht vom Fleck.
»Geht es um den Wahlkreis?«
Totenkopf nickt. »Ag, so wichtig ist es allerdings auch wieder nicht.«
Die Frau lächelt. »Kommen Sie doch einfach herein und warten hier auf ihn. Wenn er Viertel vor sechs gesagt hat, wird er sicher bald da sein.« Sie führt die beiden in ein Esszimmer, wo sich der Tisch vor hohen Papierstapeln fast durchbiegt. »Das ist sein Büro«, erklärt sie und schließt die Vorhänge. Sie dreht sich zu den beiden Männern um. Weist mit der Hand auf zwei Sessel. »Machen Sie es sich bitte bequem.« In diesem Moment sieht sie die Waffe in Totenkopfs Hand. Ihre Miene erstarrt.
Totenkopf streckt sie mit einem Schuss nieder. Direkt ins Herz. Was die Zeitungen später als einen Schuss »aus kürzester Entfernung« bezeichnen werden. Dann stürzt er sich mit seinem Springmesser auf die Tote. Grunzt bei jedem Stich und jedem Rausziehen der Klinge.
Blondie rührt sich erst nicht von der Stelle. Die Geschwindigkeit, mit der Totenkopf seinen Wahnsinn offenbart, verursacht einen sauren Geschmack in seinem Mund. Irgendwann packt er seinen Partner und reißt ihn von der Leiche weg. Sie liegt auf dem Boden, aufgeschnitten und regungslos. Ihr Gesicht unberührt. Die Augen offen. Perlweiße Zähne funkeln zwischen ihren Lippen.
Totenkopf schüttelt den anderen ab. Das blutige Messer in seiner rechten Hand, die Browning HP in seiner linken. Blondie hat gar nicht wahrgenommen, wie er die Waffen gezückt hat, so schnell ging es.
Blondie ruft: »Hör auf, Mann, hör auf! Hör endlich auf!«
In diesem Moment macht es an der Tür »ding dong, ding dong«. Die anderen beiden – Kommandant und Fischer – stehen draußen und möchten herein.
»Okay, okay.« Totenkopf beugt sich herab, um sein Messer am Kleid der Frau abzuwischen. Er richtet sich auf und klappt es ein. Blutrote Flecken auf dem Perlmuttgriff.
Eins
Er beobachtet das Ganze von seinem Wagen aus, der auf einer kiesbestreuten Fläche parkt. Beobachtet den weißen Subaru, der auf den Strand gerichtet dasteht, durch ein Nachtsichtzielfernrohr.
Ein heftiger Wind ist aus Südost aufgekommen und bespritzt die Windschutzscheibe mit Gischt. Er muss den Scheibenwischer anschalten, um besser sehen zu können.
Seit einer halben Stunde ist er hier, auf der westlichen Seite des Parkplatzes von Sunrise Beach. Er war zwanzig Minuten vor dem weißen Subaru eingetroffen. Jetzt ist es nach Mitternacht. Mondlos.
Zehn Minuten später bemerkt er, wie ein Auto aus dem Kreisverkehr abbiegt, abblendet und langsam über den Kies auf den weißen Subaru zurollt. Ein Jetta. Schwarz. Getönte Scheiben. Der Mann im Subaru steigt aus. Der Jetta bleibt stehen. Aus ihm steigen zwei Männer.
Er beobachtet sie durch das Nachtsichtfernrohr. Sieht, wie die Männer reden. Wie sie gestikulieren. Als ob sie sich nicht für eine Übergabe treffen würden, wie sie das sollten, sondern als ob sie miteinander stritten. Er sieht, wie sie wieder auseinandergehen und wie die beiden aus dem Jetta den dritten Mann plötzlich einkreisen. Sieht, wie Mündungsfeuer aufblitzt. Vier Schüsse von den Jetta-Kerlen, zwei Gegenschüsse.
»Mein Gott!« Fish beugt sich vor, um seinen Motor anzulassen.
»Nicht«, sagt der Mann auf dem Beifahrersitz. Der Mann, der eine Fünfundvierziger an Fishs Kopf hält. »Schauen Sie genau hin, mein Freund. So wissen Sie gleich, was mit Ihnen passiert, wenn Sie uns hintergehen sollten. Dann war’s das.«
Auf dem Boden liegen zwei Tote. Der eine Jetta-Mann schleift seinen Kameraden ins Auto, wendet mit quietschenden Reifen und braust davon, fegt Staub über den zurückbleibenden Leichnam.
»Wir wissen, wo wir Sie finden, Mr. Fish Pescado«, sagt der Mann mit der Waffe. »Sie sind der Nächste. Wenn Sie einen von uns töten, erledigen wir einen der Ihren. Der letzte Mann, den Sie angeschossen haben, erlag seinen Verletzungen, Mr. Pescado. Pech für Ihren Freund da drüben.« Er macht die Tür auf und steigt aus. Beugt sich noch einmal ins Auto, öffnet das Handschuhfach und nimmt die Waffe heraus, die dort liegt. Betrachtet sie. »Was ist das für Schrott?« Steckt sie ein.
»Lassen Sie die Pistole da«, protestiert Fish.
Der Mann erwidert: »Sie sollten für Ihren Kumpel lieber den Krankenwagen rufen, mein Freund. Die können dann gleich den … Wie heißt das noch mal? … Ach ja, den Totenschein für ihn ausstellen.«
Lacht. Ha, ha, hey.
Surfers’ Corner, Muizenberg. Das Meer aufgewühlt. Die Wellen sturmdunkle Vorreiter, eineinhalb bis zwei Meter hoch, krachen immer wieder laut in sich zusammen. Voll Kraft und Energie – genug, um beim Wellenreiten Muffensausen zu bekommen, eine Gänsehaut auf dem Gesicht.
Fish Pescado und Daro Attilane in Neoprenanzügen paddeln am späten Nachmittag mit ihren Longboards hinaus. Sie spüren die Brandung, die sie durch das aufgepeitschte Wasser zieht. Als sie Dünung und Wellentäler erreichen, jenseits der Line-up, wo sich die Wellen brechen, sind sie bereits ziemlich erledigt.
Drei kleine Wellen lassen sie kommen.
Sie reden nicht miteinander, atmen nur tief durch. Paddeln stumm nebeneinander an der Brechungslinie, im Schatten des Berges.
Irgendwann sagt Daro: »Ich muss dich mal was fragen.«
»Klar«, meint Fish. »Solange es nichts Persönliches ist.« Grinst, als er das sagt.
Er dreht sein Surfbrett so, dass es mit der Schnauze auf Daro gerichtet ist.
Daro Attilane: Autohändler, Mitglied des örtlichen Polizeiforums. Erfahrener Surfer. Kurze graue Haare, gebräuntes Gesicht, hellblaue Augen, Körperbau wie ein Rugbyspieler.
»Es geht um meine Tochter, um Steffie. Teenagerkram. Jemand dealt an ihrer Schule mit Hasch.«
»Ein echter Dealer?«
»Ja, scheint so. Steffie hat jedenfalls was von ihm gekauft. Ich habe sie damit in ihrem Zimmer erwischt, wie sie gerade den Rauch aus dem Fenster geblasen hat.«
»Na ja«, meint Fish. »Hab ich auch gemacht. Hat sie dir seinen Namen genannt?«
»Ein Junge aus ihrer Klasse.«
»Willst du, dass ich mit ihm rede und herausfinde, wer sein Lieferant ist? Kann ich gerne machen.«
»Ich weiß, wer der Lieferant ist. Seven ist der Lieferant.« Daro zeigt auf den Strand. Mit den Augen folgt Fish seinem Finger bis zu der Reihe von SUVs, die dort geparkt sind. In den vier Parkbuchten zusammen stehen Autos im Wert von zwei oder drei Millionen Rand. Daro hat einen Nissan X-Trail. Fish einen verrosteten Isuzu mit Zweiradantrieb, ein Erbstück – in einer anderen Kategorie als der Wagen seines Surferkumpels. Fish runzelt die Stirn. Erst dann begreift er, dass Daro nicht auf den Parkplatz, sondern auf das Straßengewirr hinter den teuren Wohnblöcken deutet.
»Das Problem ist«, fährt Daro fort, »dass es nicht bei Hasch bleibt. Als Nächstes kommen Pillen, Crystal Meth, Tik. Und wenn Tik ins Spiel kommt, wird’s schwierig. Das knallt so heftig, das lässt dich nicht mehr los.«
Fish sieht Daro an. Daro sieht woandershin.
»Du weißt, dass ich im Forum sitze.«
Plan des Forums: die Gegend zu säubern. Die Drogenszene hat sich Muizenberg vorgenommen. Im Straßengewirr hinter der Atlantic Road gibt es Crack-Häuser, Haschhöhlen, junge und alte Prostituierte – auf der Straße oder in den Bandenhäusern – auf der Suche nach Freiern, um zumindest an ein kleines Kügelchen Tik zu gelangen.
Und Herrscher über allem: Seven. Die Plage. Der Fluch.
»Ist kein Geheimnis, dass ich Mitglied des Forums bin. An Steffies Schule wissen das alle. Wir haben mit den Kids gesprochen, ihnen erklärt, was Sache ist. Steffie weiß, dass harte Drogen das Ende bedeuten. Und dieses Schwein Seven hat sie ausgewählt, um an mich ranzukommen.«
»Seven? Du glaubst, der denkt so weit?«
Daro sieht Fish mit finsterem Blick an. »Tue ich. Das ist sein Stil. So macht er das. Der letzte Vorsitzende des Forums kann nicht mehr ohne Beruhigungstabletten. Der musste aufhören. Ich habe Angst, dass ich eines Tages die Tür öffne, und da steht ein Junge, neun oder zehn Jahre alt, und richtet eine Pistole auf mich. Bandeninitiation. Das war’s, Mr. Attilane. Viel Spaß in der Hölle.«
»Dann lasst sein Haus durchsuchen.«
»Jedes Mal, wenn wir mit dem Durchsuchungsbefehl kommen, ist er sauber. Er hat bei den Cops einen Spitzel.«
»Das haben alle«, meint Fish.
Fish: laut Geburtsurkunde Bartolomeu Pescado. Seit Neuestem mit einem kleinen Ring im rechten Ohrläppchen. An Fish Pescado fallen zuerst seine wilden Surferhaare, seine flinken Augen und der Ohrring auf. Wird von seinen Freunden aus offensichtlichen Gründen Fish genannt. Bartolomeu nach dem portugiesischen Entdecker. Aber niemand außer seiner Mutter nannte ihn bisher Bartolomeu. Seine Brötchen verdient er als Privatdetektiv, allerdings nicht sehr erfolgreich.
Er starrt auf seine nackten Füße im grünen Wasser. Das Meer höchstens zwölf Grad. Bei dieser Temperatur sollte er eigentlich Stiefel wie Daro tragen. Aber er gerät durch Stiefel aus dem Gleichgewicht, strauchelt und stürzt leichter. Er hat noch nie Stiefel getragen. Stiefel sind nur etwas für ältere Semester, für Daro zum Beispiel. Barfuß ist cool, auch bei Kälte.
Er streicht seine blonden Haare aus dem Gesicht. Sieht Daro an. Fragt: »Ist das schon mal passiert?«
»Was? Das mit Steffie und den Drogen?«
Fish kratzt an einem Klümpchen Wachs auf seinem Brett herum. Schnippt es weg. »Nein. Ich meine, gab es schon mal irgendeine Art von Drohung? Einen Brief. Oder einen Anruf. Jemand, der euch gefolgt ist?«
Daro lacht. »Nein. Bloß das, was bei Hausdurchsuchungen so rüberkommt. Dieser verrückte ›Dafür krieg ich euch‹-Mist.«
Ihre Surfbretter berühren sich. Beide Männer paddeln zurück.
»Vielleicht experimentiert Steffie ja auch nur rum.« Fish paddelt noch weiter zurück. »Hast du das Ganze deiner Frau erzählt?«
»Ja. wir haben darüber geredet.«
»Und? Was meint sie?«
»Neugier, typisch für das Alter.«
»Aber du glaubst trotzdem weiterhin, dass Seven dahintersteckt?«
Daro nickt. »Tue ich. Ich sehe das in einem größeren Zusammenhang.«
»Wenn du willst, kann ich mit Seven reden. Ich kann zu ihm Dinge sagen, die du nicht sagen kannst.«
Daro schüttelt den Kopf. »Nein, lieber nicht. Vielleicht später mal.«
»Was wolltest du mich also fragen?«
Daro blickt auf das offene Meer hinter Fish hinaus. »Sie kommen. Große.«
Fish und Daro sehen, wie die erste Reihe von Wellen donnernd heranrollt. Wie sie sich erhebt, oben schmaler wird, wie sie sich durch die Meeresbrise weiß kräuselt. Wenn man genau hinhört, kann man das Zischen der Wellen hören, während sie näher kommen.
»Deine!«, ruft Fish, legt sich flach auf sein Brett und paddelt los, um über die Welle zu gelangen. Er bricht hindurch, kommt hinten wieder heraus und sieht sich einer gewaltigen Woge gegenüber. Eine riesige grüne Wand, die rechts von ihm aufschäumt.
Er reißt das Brett herum, paddelt erneut, um schneller zu werden, während das Wasser unter ihm weggesogen wird und jener verrückte Moment entsteht, wenn die Welle einen mitnimmt, wenn sie einen packt. Fish stößt einen begeisterten Schrei aus, als er nach unten gerissen wird. Springt auf die Beine, die Arme ausgebreitet, von unten die Wand hochrasend. Oben hält er sich, rast dem weißen Schaum voraus.
Fish surft schon sein ganzes Leben lang. Fing als fünfjähriger Winzling an genau diesem Strand an. Er kann nie genug davon bekommen. Wenn er an einem geeigneten Tag nicht mindestens einmal surft, ist er ernsthaft schlechter Laune. Ernsthaft. Fish fährt zwei bis drei Mal täglich zum Meer hinunter, um zu sehen, was die Wellen treiben. Frühmorgens schaltet er als Erstes seinen Laptop ein, um den Surfbericht zu studieren und die Aufnahmen der Steadycams zu begutachten, die auf die Surferstrände der Halbinsel gerichtet sind.
Surfers’ Corner ist seine Heimat. Okay, die Wellen haben vielleicht nicht den gleichen Sog wie in Long Beach, Noordhoek oder dem Reserve, aber dorthin muss man auch erst einmal kommen. Dieser Strand hingegen liegt direkt vor seiner Haustür. Manchmal geht er auch an anderen Stränden Wellenreiten, aber um schnell mal reinzuschnuppern und ein bisschen Spaß zu haben, ist dieser Ort perfekt. Bloß zwei Minuten von seiner Bude entfernt. Er kann zu Fuß hierherlaufen, wenn er will, was er meist allerdings nicht will. Fish findet es wichtig, sein Auto parat zu haben. Man weiß nie, ob man es nicht plötzlich braucht. Ein Notruf. Eine Verfolgungsjagd. Fluchtartiges Aufbrechen. Fish Pescado, Privatdetektiv. Immer mit einem fahrbaren Untersatz in greifbarer Nähe, um bereit sein zu können.
Aber jetzt surft er. Verlässt diesen ersten langen Ritt voller Begeisterung. Paddelt durch die hereinrollenden Wellen, nutzt die erste Gelegenheit. Zu dieser späten Nachmittagsstunde darf er nicht wählerisch sein. Die Kleinen und die etwas größeren Kids surfen mit einer Gier im ausklingenden Tageslicht, als ob es die letzten Wellen wären, die die Welt hergibt.
Eine gläserne Wand kommt ihm entgegen, hebt ihn hoch, überschlägt sich und stößt ihn dabei von sich. Mit einem Knall wird er wie ins Schleuderprogramm einer Waschmaschine gerissen. Fish gerät aus dem Gleichgewicht. Das Brett zerrt wie ein wildes Tier an der Leash. Er hält schützend die Hände über seinen Kopf.
Oft genug hat er miterlebt, wie jemand in einer solchen Situation im Gesicht getroffen wurde. Eingeschlagene Zähne, gebrochene Nase, so viel Blut, dass auch noch der letzte weiße Hai in die Bucht gelockt wird.
Keuchend taucht er aus dem Wasser. Eine weitere donnernde Welle bricht über ihm zusammen. Fish holt tief Luft und taucht. Wartet, bis das Schäumen über ihm aufhört, während sein Brett an der Leash und damit an seinem Fuß zerrt. Wartet, bis sich die Gischt gesetzt hat. Dann rudert er mit der kurzen Flaute wieder hinaus.
Eine halbe Stunde später macht Fish eine Pause, drei weitere Ritte hinter sich, zwei Komplettstürze, die seine Nebenhöhlen durchpusteten. Daro paddelt auf seinem Brett zu ihm hinüber.
»Nicht schlecht.«
»Verdammt cool«, erwidert Fish. »Tolles Ende für einen Tag.« Wäre auch toll gewesen, den ganzen Tag am Meer zu verbringen, denkt er. Momentan hat er sowieso nicht allzu viel zu tun.
»Noch einmal, dann höre ich auf«, sagt Daro. »Kann die Familie nicht länger warten lassen.«
Fish sieht ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Wenn dich diese Drogengeschichte nicht loslässt, lass es mich wissen. Okay?«
Daro nickt. »Klar. Danke.«
»Melde dich einfach«, erwidert Fish. Überlegt, was Daro ihn wohl hatte fragen wollen.
Die beiden sitzen da, den Blick auf die Wellen gerichtet, deren Kämme sich dunkel vor dem Horizont abzeichnen. Sie wollen sich gerade auf die nächste Welle stürzen, als ein Mann ihnen zuruft: »He, Fish, da ist ein Mädchen am Strand, die will was von dir.«
»Wollen nicht alle Mädchen was von mir?«
»Sie meint, du sollst reinkommen – und zwar pronto. Du hast fünf Minuten, sagt sie. Nicht schlecht, die Kleine. He, verdammt hübsches Fahrgestell.« Der Surfer umfasst mit beiden Händen seine Brustwarzen. »Die würde ich an deiner Stelle nicht lange warten lassen.«
»Vicki«, erklärt Fish seinem Freund Daro. »Bleib sauber, Mann«, ruft er dem Surfer zu.
Hört als Antwort: »Bin nur der Bote, Bro.«
Dann erreichen die nächsten hohen Wellen die beiden. Fish und Daro gleiten über die erste. Fish johlt begeistert auf und lässt sein Brett tanzen. »Ist an der Zeit, meine Seele fliegen zu lassen!« Damit paddelt er ins Tal hinab. Spürt, wie die Welle unter dem Brett zu rumoren beginnt.
Zwei
Vicki Kahn – Vicki mit einem »i« am Ende – steht neben ihrem Alfa MiTo und blickt angestrengt auf den Ozean hinaus. Es wird bereits dunkel. Man kann die Gestalten da draußen nicht mehr voneinander unterscheiden. Sie merkt, dass zwei junge Männer sie begutachten, die gerade den Reißverschluss ihrer Neoprenanzüge schließen. Einer der beiden starrt auf ihr Dekolleté.
»He«, ruft sie ihnen zu. »Kennt ihr einen Typen namens Fish?«
Der Busenstarrer schüttelt abwesend den Kopf, als ob er erst die Apparatur seines Gehirns wieder in Gang bringen wollte. Konzentriert sich. Sagt, ja, täte er. »Der große Blonde mit dem Ohrring?«
»Genau der. Sag ihm, er wird hier verlangt. Und zwar pronto.«
»Klar, klar.« Der Surfer zieht sein Brett aus dem Kofferraum seiner Blechkiste.
»Und nicht erst in einer halben Stunde. Sondern jetzt.« Vicki lässt das »Bitte« weg. Wasserköpfe brauchen es simpel. Direkt.
Bei Knead bestellt sie einen Milchkaffee.
Die nigerianische Kellnerin mit dem koboldhaften Lächeln, die sie immer bedient, fragt: »Zum Mitnehmen? Wir schließen nämlich gleich. Ich bringe ihn dir raus.«
»Wunderbar«, erwidert Vicki und zeigt auf ihren knallroten MiTo. »Ich bin da drüben.«
Die Frau nickt.
Vicki schlendert zu ihrem Wagen zurück. Der Signalton ihres iPhones kündigt ihr einige neue Mails an, die schon wieder auf sie warten. Eine vom Senior Partner. Von dem Aalglatten mit dem amerikanischen Zungenschlag, der Verbindungen in die höchsten Kreise pflegt. Clifford Manuel. Sie traut ihm nicht über den Weg. Will ihn aber auch nicht zum Feind haben. Der Typ hat die besten Kontakte, die bis zu den Tagen des Kampfes zurückreichen. Familienbeziehungen, die inzwischen Millionen an Aufträgen und Gratifikationen wert sind – und die in der angesagten Bolshoi Bar so manchen neugierig aufblicken lassen, wenn Clifford hereinkommt.
Sie öffnet seine Mail.
»Hi, Vicki.«
Hi, Vicki. Locker, offen, obwohl er in einem Anzug lebt. Immer in einem makellosen Anzug. Mit Seidenhemden. Und Krawatten von Ermenegildo Zegna. Samt Hosenträgern. Obwohl er keine braucht. Wer verwendet bitte schön heutzutage noch Hosenträger? Hat er sich in den Staaten angewöhnt. Und Budapester. Keine anderen Schuhe als Budapester.
»Vergessen Sie das Meeting nicht. Es ist wichtig.«
Autoritär. Redet nicht um den heißen Brei herum. Kaum zu glauben, dass dieser Kerl den jungen Anwaltsanwärterinnen hinterherstieg. Eine legte sogar Beschwerde wegen sexueller Belästigung ein. Was wirkungslos blieb. Sie musste sich allerdings danach einen neuen Job in einer anderen Firma suchen.
Er versuchte, auf einer Cocktailparty auch bei Vicki zu landen, kurz nachdem sie in die Firma eingetreten war. Inzwischen schon eine Weile her. Anlass der Cocktailparty war das achtzigjährige Bestehen der Kanzlei. Kabinettsminister, Parlamentsmitglieder, Generaldirektoren, CEOs, CFOs, Botschafter, Konsule, Richter, das ganze juristische Who-is-who sowie andere VIPs waren gekommen. Und Fish. Sie schaffte es, Clifford Manuels Annäherungsversuche abzuwehren, indem sie ihm einfach Fish vorstellte.
Fish meinte: »Wie geht’s. Coole Location.«
»Ja, ist es wohl«, erwiderte Clifford Manuel gelangweilt. Er versuchte, seine Hand aus Fishs festem Griff zu ziehen. Musste sich die Finger massieren, als es ihm schließlich gelungen war.
»Eindrucksvoll«, fuhr Fish fort. »Diese ganzen Kunstwerke hier.«
Jetzt lächelte Clifford Manuel selbstgefällig und strich sich die Krawatte glatt. »Ach, ein paar lokale Künstler. Kentridges, Goldblatts, Ractliffes. Die Statue da ist ein Alexander. Sie heißt Serviceman.«
»Ich weiß.«
»Sie mögen Kunst, Mr.-äh …«
»Pescado«, sagte Vicki. Wiederholte es.
»Mr. Pescado.«
»Bartolomeu Pescado, auch Fish genannt. Arbeitet für uns als Berater«, erklärte sie.
Fish zuckte mit den Achseln. »Ich habe von den meisten Bilder.«
»Ach, wirklich?« Clifford Manuel sah ihn verblüfft bis misstrauisch an.
»Ein toter Esel von Ractliffe. Ein Druck von Alexander, ein Goldblatt-Foto von einem Friedhof. Sie werden allerdings allmählich zu teuer. Ich konzentriere mich jetzt lieber auf jüngere Künstler.«
»Verstehe.« Clifford Manuel wandte sich zum Gehen. Seine rechte Hand hing schlaff herab, als ob sie ein feuchter Waschlappen wäre. »Sie sind ein interessanter Mann, Mr. Pescado. Bitte. Nehmen Sie sich doch etwas zu trinken. Genießen Sie die Party.«
»Danke«, sagte Fish. »Werde ich.« Meinte kurz darauf zu Vicki: »Mr. Aalglatt.«
»Stimmt.« Vicki grinste. »Er ist allerdings auch mein Boss.«
Jetzt besteht Clifford Manuel darauf, dass sie zu diesem Meeting kommt. Wobei sie keine Ahnung hat, worum es gehen soll.
»Ich möchte, dass Sie dabei sind. Ich will einfach, dass Sie jemanden kennenlernen. Das ist alles«, erklärte er. »Wird ein guter Kontakt für Sie sein. Er wollte Sie sogar selbst treffen. Anscheinend kannte er Ihre Tante.«
»Meine Tante?«
»Das hat er jedenfalls behauptet. Es ist einer unserer Klienten, Vicki. Ein wichtiger Klient.«
Clifford Manuel gab sich geheimnisvoll. Mal wieder. Typisch für Clifford Manuel, der nie mit allen Informationen herausrückt.
»Wer ist es?«, wollte sie wissen.
»Sie werden schon sehen.«
»Ein Milchkaffee«, sagt die Kellnerin und schenkt Vicki ihr Koboldslächeln. Sie zeigt auf den Strand. »Dein Freund? Kommt er rein?«
»Ja«, meint Vicki. »Er weiß schließlich, was gut für ihn ist.«
Die beiden sehen zu, wie Fish sein Brett in seinen Isuzu wirft. »Toller Körper in diesem Neoprenanzug«, stellt Vicki fest.
Die Kellnerin kichert.
»Sag ihm das aber nicht.« Vicki winkt Fish und Daro zu. Fish streckt die Daumen hoch, während Daro mit dem Mund ein stummes Hallo formt und dann zu seinem Auto läuft. »Ein echter Strand-Adonis. Findet man andererseits an jedem Strand in der Stadt. Überall diese tollen blonden Haare, diese blauen Augen, muskulösen Bodys.«
Fish kommt auf sie zu. Schlüpft oben aus dem Neoprenanzug. Will Vicki umarmen.
Sie weicht zurück. »Oh nein. Lass das.«
»Ach, komm schon, Puppe«, schmeichelt Fish. »Wo bleibt die Romantik?« Er nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. »Der ist aber schwach. Braucht noch mindestens zwei Espresso.« Rubbelt sich den Oberkörper mit einem Handtuch ab. »Du bist angenehm früh dran.«
»Ich bleibe nicht«, erwidert Vicki.
»Nein?« Fish wirft ihr einen seitlichen Blick zu.
»Ich kann nicht. Clifford will, dass ich an einem Meeting in der Stadt teilnehme. Um einen Klienten kennenzulernen. Rate mal, wen.«
»Sag es mir.«
»Ich musste es ihm aus der Nase ziehen. Jacob Mkezi.«
»Der Jacob Mkezi?«
»Genau – der Geächtete.«
»Er wird als Sündenbock benutzt.«
»Hältst du ihn nicht für korrupt?«
»Natürlich ist er korrupt. Trotzdem auch ein Sündenbock. Wenn man den obersten Bullen entfernt, sieht es so aus, als ob man es ernst meinen würde. Alle anderen in der Regierung, die Dreck am Stecken haben, können dann befreit aufatmen.«
»Das ist zynisch, Mann.«
»Das ist realistisch. So ist unser Leben.« Er streicht ihr zärtlich über die Wange. »Dann komm danach zu mir.«
»Wohl kaum. Aber dafür morgen. Okay? Für das ganze Wochenende.« Sie trinkt ihren Kaffee aus. »Versprochen.« Sieht das Misstrauen in Fishs Blick. »Ich rufe dich an. Sobald ich zu Hause bin, rufe ich dich an.«
Fish sieht ihr hinterher, als sie davonfährt. Die hinreißende Vicki Kahn. Im Gegensatz zu seinen bisherigen Beziehungen bleibt er dieser Frau treu.
Drei
Daros Feind Nummer eins, Seven, befindet sich mal wieder auf Abwegen. Er und sein Pellie Jouma stehen in der Säugetierabteilung des Südafrikanischen Museums. Vitrinen voller ausgestopfter Wildtiere: Böcke, Wildkatzen, Nilpferde, Elefanten in ihren Savannen, stumm im dämmrigen Licht des Museums. Es ist totenstill.
»Nein, mein Bru, nicht das da. Nee, du bist doch verrückt«, sagt Jouma.
»Doch, genau das da, Bru. Ich habe dafür schon einen Käufer.«
»Echt?«
»Echt vielleicht.«
»Vielleicht?«
»Genau, eindeutig vielleicht.«
Die beiden Männer starren das Nashorn hinter der Glasscheibe an.
»Das geht nicht. Nicht hier!«
»Wieso denn nicht? Ich hab ’nen Plan, Bru. Alles okay, kleine Fee.«
»Was für einen Plan?«
»Also …«
Die beiden Männer verfallen in Schweigen, als Touristen vorbeikommen. Der eine drängt den anderen um die Ecke bis zum Ende der Glasscheibe. Die Touristen, ein Mann und eine Frau, tragen T-Shirts und kurze Hosen. Lesen, dass es sich bei diesem Exemplar um ein weißes Rhinozeros handelt, dass es etwa hundertzwanzig Jahre alt ist und sein Leben in der Kap-Region verbrachte. Und dass Cecil John Rhodes persönlich es dem Museum vermacht hatte. Die Touristen lächeln die beiden Männer durch das Glaskabinett an und gehen weiter. Die Männer erwidern das Lächeln. Einer von ihnen hat keine Vorderzähne mehr.
Seven und Jouma sind lässig in saubere Jeans und Jacketts gekleidet. Darunter Hemden mit offenem Kragen und schwarze Takkies. Sie sind seit zwanzig Minuten in dem Museum. Haben Eintrittskarten gelöst, wie das ordentliche, brave Bürger so zu tun pflegen.
Jouma wartet, bis die Touristen die Säugetierabteilung verlassen haben. Sagt dann: »Nee, mein Bru. Das ist nicht unsere Liga.«
»Wir erweitern uns eben, Bru«, erklärt Seven. »Freiberufler müssen flexibel sein.« Er tritt näher an Jouma heran und flüstert ihm ins Ohr: »Zwanzig Riesen, ek sê. Da geht es um echten Zaster, Mann.«
Jouma starrt das Nashorn an. »Und wie sollen wir es hier rauskriegen?«
»Nein, Bru! Was glaubst du denn, Bru?« Seven lacht laut auf. Haut sich auf den Oberschenkel. »Nur die Hörner. Kein Drama. Die machen dann einfach neue, die genauso aussehen wie die. Wenn man also hier steht und sich das anschaut, bemerkt man den Unterschied gar nicht. Eine echte Win-win-Situation. Keiner kann was dagegen haben.« Er klopft sich an seine Stirn. »Köpfchen muss man haben.«
Jouma erwidert: »Nooit, niemals. Nee, Bru.«
Seven zeigt auf das Rhinozeros. »Dieses Ding, das ist gewissermaßen wertlos. Das, was sie unbezahlbar nennen. Nicht zu verkaufen. Kriegt man nicht an den Mann.« Er rückt näher an Jouma heran. »Wenn man es also nicht verkaufen kann, dann ist es völlig egal, ob wir die Hörner nehmen oder nicht. Wie ich schon sagte: Die machen einfach neue.«
Jouma geht in die Hocke, um sich das Tier genauer anzusehen. »Du weißt doch gar nicht, ob das echt ist. Vielleicht ist das ganze Tier ja eh aus Plastik.«
»Ag nein, mein Bru. Warum sollte ein Museum ein Plastiknashorn ausstellen? Schau dir das mal an.« Er kneift die Augen zusammen und liest das Schild. »Schenkung von Cecil John Rhodes. Dieses Ding ist mal über unsere schöne Erde spaziert, Bru. Darum ist es jetzt auch hier.« Er zeigt mit dem Finger auf das Schild. »Das steht da. Mos! Verbrachte sein Leben in der Kap-Region. Das ist garantiert echt, Bru. So echt wie du und ich. Das Ding hat mal gelebt. Ausgestopft von Cecil persönlich.«
Jouma nickt. Sieht sich in dem Raum voll schweigender Tiere um. »Hast wahrscheinlich recht.«
»Besser, als ein lebendes zu töten. Wir garantieren Ihnen, dass kein Tier zu Schaden kam.« Seven kichert über seinen Witz und drängt dann Jouma, die Abteilung wieder zu verlassen.
Sie spielen im Büro des Sicherheitsbeamten Domino, als das Museum schließt. Seven hat bisher jede Runde gewonnen.
»Wie lange wollen wir denn warten?«, erkundigt sich Jouma.
»Es sind noch immer Leute hier, Moegoe«, fährt ihn Seven an. »Bist du bescheuert, oder was?« Er gewinnt eine weitere Runde. Meint zu dem Sicherheitsbeamten: »Spielt man in Malawi kein Domino, Paul?«
»In Mosambik«, korrigiert ihn Paul. Er ist ein großer Mann, hochgewachsen, muskulös. Sein ärmelloses, enges T-Shirt spannt sich über seinen Bizeps.
»Genau«, sagt Seven. »Da.«
»Wir spielen Domino.«
»Aber du gewinnst nie.«
»Manchmal gewinne ich.«
»Nur nicht, wenn du gegen einen solchen Champion spielst wie mich, Bru.« Seven lacht und verteilt für eine weitere Runde Steine an Jouma und Paul.
Um einundzwanzig Uhr gibt Paul, der Sicherheitsbeamte, das Einsatzzeichen. Holt einen Zwei-Kilo-Hammer und eine kleine Handsäge aus seinem Spind. Reicht beide Seven. Die drei Männer marschieren in den Saal mit den Säugetieren, wobei der Sicherheitsbeamte ihnen den Weg mit einer Taschenlampe leuchtet.
»Das ist unheimlich, Bru«, meint Jouma, während er beobachtet, wie die Tiere kurz vom Lichtstrahl erfasst werden und dann wieder in der Dunkelheit verschwinden. Paul fragt er: »Gefällt dir dein Job?«
»Nicht besonders. Ihr zahlt besser.«
»Fette Knete.« Seven hält Jouma den Hammer hin. »Nimm den und dann los, Mr. Zerstörer.«
Jouma schlüpft aus seinem Jackett, spuckt sich in die Hände und schwingt den Hammer über seinen Kopf. »Und volle Kanne, Meneer!« Knallt den Hammer gegen die Scheibe. Das Glas springt, geht aber nicht zu Bruch. Jouma senkt den Hammer und reibt sich den Arm. »Wow.«
»Sicherheitsglas«, erklärt Paul. Er reicht Seven seine Taschenlampe, nimmt Jouma den Hammer ab und versetzt dem Holzrahmen einen gekonnten Hieb. Das Glas zersplittert.
»Wunderbar«, sagt Seven.
Paul räumt die Scherben beiseite und fasst in die Vitrine, um das große Horn abzubrechen. Er reißt mehrmals daran, doch das Ding rührt sich nicht von der Stelle.
»Darum haben wir ja die Säge«, meint Seven und klopft mit dem Werkzeug gegen Pauls Ellbogen.
Paul nimmt die Säge und macht sich an der Wurzel des Horns zu schaffen. Seven feuert ihn an. Als er etwa bei der Hälfte angelangt ist, kann er es abbrechen. Hält es in beiden Händen. »Herrlich.«
»Aitsha! Nicht schlecht, was?«, sagt Seven und nimmt ihm das große Horn ab. »Das sind bestimmt neun Kilo.« Er reicht es Jouma und richtet den Strahl der Taschenlampe wieder auf das Tier, damit Paul weiterarbeiten kann.
Paul beginnt, das kleinere Horn abzusägen.
»Vorsichtig, Bru«, warnt Seven. »Du darfst es nicht verletzen. Wenn man es verletzt, wird es niemand mehr kaufen. Langsam also, mein Bru – hübsch langsam.«
Paul sägt weiter. Schneidet durch die Haut in das ausgestopfte Innere des Tiers. Als er beinahe fertig ist, packt er das Horn mit beiden Händen, rüttelt und reißt daran. Durch seinen Kampf mit dem Horn stürzt das Nashorn gegen die noch übrig gebliebene Scheibe.
»Agge nee, mein Bru! Jetzt schau dir an, was du gemacht hast! Du verstehst doch Englisch, Bru – oder etwa nicht? Vorsichtig, Mann. Ganz vorsichtig!« Seven versetzt ihm mit der flachen Hand einen Schlag. »Du musst das Horn festhalten, den Kopf zurückdrücken und dann noch etwas weitersägen. Kapiert, Mann?«
Paul grunzt und gehorcht. Sägt schließlich das kleine Horn ab.
»Was hab ich gesagt, Bru? Was hab ich gesagt?« Seven nimmt ihm das kleine Horn ab und richtet den Lichtstrahl darauf. »Sehr schön.« Er wiegt es in der Hand. »Wie viel meint ihr? Vielleicht drei oder vier Kilo?« Er stößt einen leisen Pfiff aus. »In einer einzigen Nacht gleich den Jackpot geknackt. Top für alle rundum.« Siegessicher reicht er Jouma auch dieses Horn.
»Wo ist das Geld?«, will Paul wissen und legt die Säge beiseite.
Seven lenkt den Lichtstrahl auf sein Gesicht. »Hab ich dir doch schon erklärt, Bru. Wir müssen erst bezahlt werden. Das geht nicht so schnell.«
Paul baut sich vor Seven zu seiner vollen Größe auf. Greift nach der Taschenlampe. »Lüg mich nicht an.« Er reißt ihm die Lampe aus der Hand.
»Bru, würde ich nie tun, Bru«, erwidert Seven. »In ein paar Tagen ist die Sache über die Bühne.«
Paul richtet den Lichtkegel in Sevens Gesicht. »Ich komm zu dir. Zu dir nach Hause.«
Seven nickt. »Klar, Bru. Okay, okay.« Er hebt eine Hand, um seine Augen vor dem Licht zu schützen. »Wir müssen los, Mann.«
Paul führt sie aus dem Ausstellungsraum. Seven direkt hinter ihm, Jouma als Letzter. Er trägt die Hörner. Beschwert sich im Flats-Dialekt darüber, als Sklave missbraucht zu werden, und über diesen Mosambikaner, den sie jetzt nicht mehr loswerden. Dabei bemerkt er nicht, wie Seven angreift und sich auf Paul stürzt. Jouma knallt gegen Paul, der abrupt stehen bleibt, die Taschenlampe fallen lässt und sich mit den Händen an die Brust fasst.
Seven tänzelt in der Dunkelheit ein paar Schritte zur Seite, um nach vorne zu springen und das Klappmesser ein drittes Mal hineinzurammen. Der Mosambikaner sackt auf die Knie. Seven sticht ihn in den Hals.
Jouma sagt: »Mein Gott, Bru. Du bist schnell.«
»Teil des Plans: keine Ausländer«, verkündet Seven keuchend, während er die Taschenlampe aufhebt. Er betrachtet Pauls zuckenden Körper. Die beiden warten, bis sich der Sicherheitsbeamte nicht mehr bewegt.
Die Todesschwadron, November 1977
»Er hätte schon vor zwanzig Minuten hier sein sollen«, sagt Totenkopfgrinser, läuft durch das Zimmer und wirft sich auf die Couch. »Wir hatten einen Termin mit ihm.«
Der Fischer steht da und zieht den Vorhang ein wenig beiseite, um einen vorsichtigen Blick aus dem Fenster zu werfen. Draußen ist es fast rabenschwarz. Der Schein der Straßenlaternen durchdringt kaum die Dunkelheit. »Er ist Politiker. Politiker werden immer aufgehalten. Leute wollen ihnen die Hand schütteln und all so was.«
»Wie lange?«
»Wie lange was?« Er lässt den Vorhang wieder los.
»Wie lange wollen wir warten?«
»Die ganze Nacht, wenn’s sein muss.«
»Scheiße. Das ist doch scheiße.«
»Dank dir.«
Totenkopf murmelt: »War nicht meine Schuld.«
»Verdammt noch mal. Lass es gut sein. Okay?« Er blickt von einem Mann zum anderen. »Die Handschuhe«, sagt er. »Zieht sie euch an. Dann wischt die Türklinke ab. Und den Wasserhahn.« Er holt ein Paar medizinische Handschuhe aus einer Jackentasche. Die anderen folgen seinem Beispiel. Alle außer Blondie.
»Hab meine im Auto vergessen«, erklärt er. »Hinten im Kofferraum.«
»Dann hol sie, Mann. Kannst auch schon die Spraydose mitbringen. Das erledigen wir am besten gleich. Und pass auf, verstanden? Sobald du ein Auto siehst, gehst du in Deckung.«
Blondie kommt mit der Spraydose zurück. »Mach du das«, befiehlt man ihm. »In der Küche. Ich zeig’s dir.« Die vier marschieren in die Küche. »Also: große Buchstaben auf die Wand und über den Kühlschrank. Schöne große rote Buchstaben auf weißem Hintergrund. Die ersten drei zusammen, als wär’s ein Wort, dann ein Abstand und dann die nächsten drei. Okay? RAU TEM.«
»Rautem – was heißt das?«
»Tu’s einfach.«
»Verdammter Scheiß.«
»RAU TEM in Großbuchstaben. Nur das. Keine weiteren Kunstwerke.«
Blondie schüttelt die Dose. »So?« Er sprüht den senkrechten Balken des R. Tritt einen Schritt zurück.
»Mach weiter, Mann. Nicht aufhören.« Der Kommandant redet, während er mit dem Daumen auf Totenkopf zeigt. »Bleib du im Wohnzimmer. Wir wollen nicht, dass er plötzlich reinkommt und uns überrascht.«
»Gut, Boss«, erwidert Totenkopf. »Was immer du sagst, Boss.«
Der Kommandant funkelt ihn finster an. »Lass das. Okay? Es reicht.«
Totenkopf salutiert, indem er zwei Finger an seine Stirn legt.
Blondie schreibt den Buchstaben fertig. Es folgen A und U auf den Küchenschränken. Wirft seinem Boss einen fragenden Blick zu. »Ich soll wirklich auch auf den Kühlschrank sprühen?«
»Ja. Sollst du.«
»Echt kindisch«, stellt der Fischer fest.
»Nicht dein Problem. Und meins auch nicht. Geht uns alle nichts an. So lautet die Anweisung. Wir haben da nichts zu melden.«
Blondie verewigt sich auf dem Kühlschrank, wobei die Buchstaben tiefer rutschen. Farbe läuft herunter, da er zu viel aufträgt. Er tritt wieder zurück. Die Buchstaben sehen verrückt aus. Wütend. Durchgeknallt.
Vier
Nacht legt sich über die Stadt.
Fish Pescado ist allein zu Hause. Keine Aufträge, fast leeres Konto. Lauscht Shawn Colvins trauriger Sicht auf das Leben. Telefoniert die regulären Weed-Käufer von einer Liste durch, die ihm vererbt wurde: ein paar Anwälte, einige Führungskräfte, eine Gruppe von Vermögensberatern, zwei Ärzte. Aber alle sind bereits versorgt. Auch keine Partys für das kommende Wochenende.
Dann versucht er es bei ein paar Unitypen. Kein Interesse. Probiert es bei einem Doktor der Philologie oder so was Ähnlichem, der immer etwas kauft, wenn Fish ihn anruft. Hebt nicht ab. Fish hinterlässt eine Nachricht. Diese Leute befinden sich alle in der Extraklasse, so jemand kauft nicht auf der Straße. Fish fungiert als ihr Zwischenhändler. Als ihr Mann fürs Wesentliche.
Was ihn an Professor Summers erinnert. Prof für Politikwissenschaften. Nach Fishs Meinung eher ein Prof für Riesenmist, obwohl er den Mann mag. Der Typ hat diese Die-können-mich-alle-mal-Haltung. Ein kleiner Kerl, Essensreste auf der Krawatte, auf den Hemden, den Hosen. Das Haus stinkt nach Katzenurin und Feuchtigkeit. In der Luft außerdem ein Schimmelgeruch, als würden tote Ratten unter den Dielen liegen. Aber er kauft regelmäßig jede Woche, seitdem Fish die Liste übernommen hat.
Professor Summers meldet sich mit einem »Ah, Mr. Pescado. Schön, von Ihnen zu hören. Sie wollen mich zweifelsohne daran erinnern, dass es mal wieder an der Zeit ist zu kaufen – oder?«
»Das gehört zu meinem Service.«
»Dieser Idiot, Ihr Vorgänger, Mullet Mendes, dachte da anders. Kein Wunder, dass er umgebracht wurde. Was für ein unangenehmer Zeitgenosse. Aber so ist das nun mal. ›Wer mit dem Schwerte tötet, soll durchs Schwert getötet werden.‹ Aus der Offenbarung, Mr. Pescado. Das einzige Buch der Bibel, das sich zu lesen lohnt.«
»Kenne ich nicht.«
»Das kennen nur wenige.«
»Wie viel also, Professor?«, will Fish wissen.
»Zwei Tütchen. Genau zwei. So wird das jede Woche sein. Immer zwei Tütchen. Ihr Vorgänger hat mich jede Woche von Neuem gefragt, wie viel ich will. Jede Woche habe ich es ihm wieder erklärt: zwei Tütchen. Keine Ahnung, wie oft ich das gesagt habe. Aber das ist ja jetzt Vergangenheit. Zwei Tütchen jede Woche, Mr. Pescado.«
»Wollte nur nachfragen. Für den Fall, dass Sie doch mal expandieren wollen oder so. Wegen des Wochenendes.«
Er hört den Professor lachen. »Großartig, Mr. Pescado. Ich muss mir diese Slangausdrücke merken. Expandieren also?«
»Kann ich morgen liefern?«
»Natürlich. Ihr Vorgänger hat mich immer warten lassen. Diese Art von Idiot war er, wissen Sie. Seit Sie übernommen haben, ist es wirklich ein Vergnügen geworden.«
Er legt auf, ehe Fish zu antworten vermag. In der Kontaktliste, die er von Mullet Mendes geerbt hat, steht Professor Summers unter »Arschloch«.
Aus dem Küchenschrank holt er sich ein Castle Milk Stout – er bevorzugt Zimmertemperatur – und stellt sich unter die Küchentür, um das Boot zu begutachten, das dort im Hinterhof liegt. Die Maryjane, noch etwas aus dem Erbe von Mullet. Ebenso wie der rostige Isuzu-Pick-up. Daneben steht sein Cortina Perana V6, rot, mit schwarzem Interieur, einem schwarzen Streifen über der Kühlerhaube, Alufelgen. Ein heißer Schlitten, der die Mädels zum Brodeln brachte. Fishs Faible für Retro. Diese Spielzeuge und sein Haus waren alles, was er besaß. Trotzdem nicht schlecht. Keine Hypothek auf dem Haus. Der Perana voll abbezahlt.
Und dann das Erbe. Von einem Mann, den er kaum ein Jahr gekannt hatte. Sie hatten sich für einen Auftrag zusammengetan. Hatten sich überlegt, ob sie eine Firma gründen sollten. Mendes & Pescado. Witzelten darüber, dass das nach einer Porra-Backfischbude klang. Witzelten darüber, dass vielleicht Mullet & Fish nicht schlecht klingen würde. Diese seltsame Verbindung in ihren Namen.
Dann wird Mullet von einer Kugel erwischt. Eigentlich von zwei Kugeln. Beißt noch im Krankenwagen ins Gras.
Seine letzten Worte: »Titus Anders. Unbestechliche.«
Fish würde ihm gerne antworten: Ja, wir kennen uns.
Und dann findet er sich auf einmal als Erbe einer Liste von Weed-Kunden wieder, die Mullet belieferte – ein sehr willkommenes Nebengeschäft, das Dankeschön seines Kumpels –, eines Boots, eines Pick-ups und einer Reihe von Feuerwaffen. Er musste außerdem das, was dieser Mann sonst noch zurückgelassen hatte, in Ordnung bringen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Inzwischen befindet sich die Asche des armen Schweins unter Fishs Spülbecken. Er will sie schon länger mit dem Boot aufs Meer hinausfahren und Mullet im Wasser von False Bay verstreuen. Das Problem ist das Surfen. In letzter Zeit war es heiß gewesen. Und Fish surft lieber, als Asche zu verstreuen. Die Toten können warten. Mullet hätte das garantiert verstanden.
Also starrt Fish auf die Maryjane und nimmt einen Schluck Bier. Denkt: Gumtree, die Verkaufsplattform im Internet. Dort könnte er eine Anzeige für das Boot schalten. Die Kohle käme nicht ungelegen.
Trinkt noch einen Schluck aus der Flasche. Denkt: Eine heiße Nummer wäre nicht schlecht gewesen. Schade, dass Vicki keine Zeit hatte. Er kann ihre Haut unter seinen Fingern spüren. Stellt sich vor, wie seine Hände zwischen diese Schenkel gleiten.
Herrlich. Echt herrlich.
Sein Handy klingelt. Seine Mutter Estelle.
Fünf
Vicki ist im Cullinan, hängt dort ab, wo die Schickeria abhängt. Beobachtet, wie Jacob Mkezi auf sie zukommt.
Entschlossen eilt er die Treppe vom unterirdischen Parkhaus ins Hotelfoyer hinauf. Ein Mann, der so aussieht, als habe ihn eine große Traurigkeit ergriffen. Zwei Stufen unterhalb des Foyers hält er inne. Rückt seinen Krawattenknoten zurecht. Durch die Lobby erklingt perlende Klaviermusik. Zwischendurch kann man weibliches Lachen hören. Vicki nimmt nicht an, dass Jacob Mkezi diesen Ort vorgeschlagen hat. Aber so ist nun mal Clifford Manuel. Clifford bevorzugt es schick und teuer.
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